Projekt Achtung Dialogue !/ Plouharnel

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Peter Brandner

Nicht mehr aktiv
#1
Hallo aus Südfrankreich!
Bin Bunker- und Forumneuling, und kenn`Smilies nur als Anstecker (bisjetzt.!)
Ich arbeite jetzt seit mehreren Monaten zusammen mit einer frz. Künstlerin an der Neugestaltung der ehemaligen Batterie Bego / Plouharnel /Bretagne.
Die Ursprungsidee war eine Kunstausstellung in einem Munitionsdepot zum Thema "60 Jahre Frieden zwischen Frankreich und Deutschland".
Da wir uns erstmal durch die Behörden und Genehmigungen durchforsten mussten, sind wir nun der Meinung, das Thema "Bunker" öffentlicher zu gestalten, waren wir doch überrascht, wie offen und modern die Verantwortlichen reagiert hatten. (während von deutscher Seite aus oft Ratlosigkeit und fast schon "Entsetzen" herüberkam)
Die erste Ausstellung lief gut an,und mit einigen örtlichen Recherchen und Humor hat sich der Munitionsbunker schon ein bischen zum "Kult" entwickelt, als Ort der Begegnung, Werkstatt, Ausstellung und (rauschenden Festen auch!)
Der Bürgermeister ist begeistert, sind doch für Gemeinden die Betonklötze oft ein Dorn im Auge, und wir haben seitdem weitergearbeitet an der Idee, weitere Bauwerke des Geländes museal, edukativ, und sportlich zu nutzen, wobei sich auch moderne Technik immer mehr "einschleicht", sollen die Bunker doch einmal "vernetzt" werden, und kommunizieren können. Auf die Zusammenarbeit mit Deutschland wird höchsten Wert gelegt, und wir werden die nächsten Monate Firmen aus D. das Projekt vorstellen, in dem auch der Fortschritt von Deutschlands High Tech und Umwelttechnik präsentiert werden soll.
Das gesamte Areal fällt in ein Dünenschutzprogramm und wir versuchen im Moment, den Erfahrungsaustausch der beiden Länder zu verknüpfen, wobei die Bauwerke in das Umweltschutzprojekt integriert werden sollen.
Im Klartext also: moderne Windmühlen made in Germany auf alten Bunkerfundamenten.
Die Philosophie des Projektes ist eine solide Recherche der Historie, museale Präsentation ohne Verschönerungen und Rekonstruktion, eine aktive und "lebendige" Nutzung des Geländes, ohne die Natur herum zu zerstören, und eine Forschung im Hinblick auf die Zukunft solcher Bauwerke und Relikte der dt/frz. Geschichte, wobei "beide Seiten" Ideen und Experimente hineinbringen können.
.....deswegen bin ich letztendlich auch bei Euch gelandet, die "Bunkerspezies" sind mir mittlerweile (war auch ich ein bischen voreingenommen von Menschen, die sich leidenschaftlich mit so einem traurigen Thema beschäftigen) eine nette Gemeinde geworden.
Ich bin erstaunt, wieviele Leute aus allen Richtungen angereist kommen, die sich für dieses Thema interessieren. (Ihr seid jederzeit im Bunker willkommen)
Dankbar für all die sachlichen Informationen (speziell aus Deutschland), bin auch ich ständig am Suchen und recherchieren, und möchte (als Künstler) auch zeigen, das wir nicht nur abgehoben und mit schwarzem Pulli herumschwafeln, sondern auch anpacken und was "handfestes" erarbeiten können ( die Schmiede im Bunker funktioniert prächtig).
So das war`s erstmal....was mich an Euch interessiert, ist Eure Meinung...da ich jetzt schon mehrere Jahre in Frankreich lebe, und ausser Horrormeldungen in der Presse wenig mitkriege aus Deutschland.
Über Anregungen freu ich mich,
tschüss aus Biot,
Peter Brandner
 

Dieter

Ehrenchefchen
Mitarbeiter
#2
Hallo Peter,

ein beeindruckendes Projekt - auch wenn Windräder nun nicht unbedingt auf meinem Wunschzettel ganz oben stehen und ich zu den erklärten Gegnern dieser Kapitalvernichtungsmaschine gehöre.
Ich finde es vor allem deshalb interessant, weil Du versuchst, Historie und Gegenwart in einen nutzbringenden Zusammenhang zu bringen. Um sich ein endgültiges Urteil zu erlauben, muß man sich das Ganze vor Ort ansehen. Vielleicht klappt es ja mal!

Leider liegt Dein Projekt nicht unbedingt in meinen bevorzugten Forschungsgebieten, wie Du sicher schon gelesen hast. Aber es sollte sich hier doch jemand finden, der Detailkenntnisse zu Deiner Anlage hat.

In diesem Sinne: Willkommen hier, alles Gute für Deine Projekte und auf gute Zusammenarbeit!

Gruß

Dieter
 
P

Peter Brandner

Nicht mehr aktiv
#3
Hallo Dieter,
Ich bin kein Spezialist in Umwelttechnologie, und vielleicht hast Du Recht mit der "Kapitalvernichtung", aber aller Anfang ist schwer....Auch hier in Frankreich schaut man besorgt in die Zukunft und sucht Lösungen (trotz Atomstrom), in Deutschland ist man sehr weit mit Umweltschutz(technik), und bei einer wirklichen Zusammenarbeit werden alle Aspekte auf den Tisch gelegt.Wir wollen bei dem Projekt "symbolisch" die deutschen Entwicklungen zeigen, und haben nach langen Bürokratiegefechten die Erlaubnis, EINE Windmühle in das Gelände zu stellen.
Aber zurück zu den Bunkern: Ich hab schon die Bekanntschaft mit T.P. gemacht, und werd`ihn demnächst besuchen. ..
Wenn`s Euch mehr um die Historie geht, hab ich eine nette Geschichte für Euch:
Das Hauptproblem für eine Arbeit an den Bunkern ist die Stromversorgung. Die Kabel liegen zwar noch in der Erde, aber die Elektriker haben sich geweigert, sie wiederzuverwenden,und an ein externes Stromnetz anzuschliessen. Die Bauern, für die ich zeitweise Maschinen repariert habe, bedankten sich auf ihre Art: Einer brachte uns den alten Stromerzeuger Marke Junkers zurück, eine Riesenmaschine ,leider völlig verrostet, mit dem alten Tank und Kühlsystem!
Nun soll das gute Stück restauriert und wieder seinen Platz im E-Bunker finden, der leider völlig leergeräumt ist.
Die Idee: Der Motor wird vom Museum Junkers renoviert und auf Rapsöl umgebaut, so das spätere Besucher vor Ort Rapsöl herstellen können (mit Pressen) und die Kiste in Gang setzen können. (
Hat einer von Euch irgendwelche Photos von alten Anlagen? Waren Werkstätten im selben Bunker mit integriert, und wenn ja, mit welcher Ausrüstung?
(falls jemand zufälligin der Gegend (Bretagne) ist und vorbeikommen will) : Der nächste Termin ist ein Zusammentreffen mehrerer Bürgermeister und lokaler Politiker am 15. Okt(!), ein junger Hobbyhistoriker zeigt unter anderem einige Photos der originalen Wandmalereien und Beschriftungen.
Also ich bin auf jeden Fall da, und versuche, (im Moment als einziger Deutscher), das Projekt (auch mit Optimismus) ein wenig voranzutreiben.
Bis bald,
Peter
 
S

SteveMontana

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#4
Hallo Peter,

dann bin ich einfach mal so frei und biete mein Wissen an. Ich bin Energieberater und Solarteur (Fachkraft für Umweltschonende Energietechnik).

Habt ihr eventuell schonmal über ein Inselnetz nachgedacht, das nur die Bunker versorgt? Dafür wäre ein Mix aus Windenergie, Solarenergie und einem Generator eigentlich ideal. Im Sommer gibt es wenig Wind und viel Sonne, im Winter wenig Sonne, aber viel Wind! Allerdings muss man da eine recht genaue Planung haben, wieviel Strom man den überhaupt so benötigt. Soetwas ist zwar recht teuer, da der Strom ja in Batterien/Akku´s gespeichert werden muss, kann aber unter Umständen, wenn ein Netzanschluß sehr kompliziert ist, die billigere Variante sein! Aber pauschal lässt sich soetwas schlecht sagen!

Wenn du noch Fragen zu alternativen Energien oder so hast kannst du mir auch gern eine PN schicken. Bei Fragen zu Bunkern sind hier eher andere Leute die Spezialisten!

Gruß Steve
 
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Peter Brandner

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#5
Hallo Steve,
Bin beeindruckt von Deinem Vorschlag....nur jetzt muss ICH mal etwas langsamer treten: Die Gemeinde ist zusammen mit anderen Behörden (regionale Strukturförderung) interessiert, das Gelände irgendwie sinnvoll zu nutzen. Seit 15 Jahren sind die da am streiten, letztendlich ist noch nicht viel passiert ( auch in Frankreich mahlen die Mühlen des Gesetzes langsam). Es gab sogar mal ein Projekt, das ganze Gelände zu REKONSTRUIEREN, was (natürlich) an den Kosten gescheitert ist.
Wir sind auf die Idee gekommen das, wenn Deutschland die Bunker damals "in den Sand gesetzt" hat, es eine prima Idee wäre, zusammen mit Frankreich und Deutschland etwas positives draus zu machen, natürlich um auch die vielgepriesene Zusammenarbeit der Länder darzustellen, die kriegerische Vergangenheit ein für alle mal zu begraben, und den europäischen Gedanken zu stärken.
Wir haben dem Bürgermeister das Projekt vorgeschlagen, und einfach mal angefangen.
Die Batterie liegt etwas abseits vom Dorf, und wurde damals autark mit Stromaggregaten betrieben.
Wenn das Areal als Ganzes betrachtet wird, und eine gesunde Mischung aus Museum, Freizeit und Kulturgelände erreicht werden soll, wäre Deine Variante natürlich die Beste, zeigt sie doch eine gewisse Unabhängigkeit.
Leider sind die Stromversorger vor Ort davon gar nicht begeistert, und wir könnten Deine Idee nur "durchboxen", wenn wir ein Europaprojekt draus machen, so eine Art Vorzeigeobjekt. Das ist rein technisch ein ganz anderer Kaliber, und das kann ich mir als "kleiner" Künstler im Moment noch nicht erlauben.
Na ja, trotzdem bleib ich am Ball, irgendwie hat alles mal klein angefangen....
Die Realität holt mich dann doch wieder ein, und im Moment versuch ich, die Genehmigung zu kriegen, das "Dach" neu zu teeren, nach dem Krieg haben die Alteisenhändler sämtliche Munition in unserem jetzigen Ausstellungsraum in die Luft gejagt, und es sind ein paar Risse entstanden....
Gerne würde ich auf Dich zurückkommen, ein Projekt braucht solide Visionen, nur...wie ist das mit Adressen, bin allgemein noch Forumneuling, sieht manchmal ziemlich geheimnisvoll aus hier, oder soll ich mich jetzt P.B nennen?
bis demnächst, Steve
Gruss Peter
 
S

SteveMontana

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#6
Stromversorger nicht begeistert...

Hallo Peter,

na das die Energieversorger nicht begeistert sind, kann ich mir vorstellen. Aber machen können die dagegen nix. Außer ein Zeitungsinterview geben und das ganze Schlecht reden vielleicht.(Oder gibt es in Frankreich ein Gesetz, nachdem jedes genutzte Gebäude einen Netzanschluß haben muss??) Manche Leute machen das ja grade um sich von den Energieversorgern zu lösen. Ich würde einfach mal eine ungefähre Planung für ein Inselnetz aufstellen und dann würde ich die EVU´s vielleicht vor vollendete Tatsachen stellen: Entweder ein Energieversorger macht euch einen Netzanschluß zum Schnäppchenpreis oder er wird euch als Kunde nicht wieder sehen!

Unterstützung in Sachen Inselnetz könnt ihr vielleicht beim Handwerkskammer-Bildungszentrum (HBZ) Münster (D) bekommen. Die sind sehr aktiv in Sachen Umweltschutz und stampfen auch immer mal wieder irgendwelche Pilotprojekte oder so was aus dem Boden. Vielleicht gibt es ja auch einen französichen Pendant dazu. Irgendein Umweltinstitut oder so. Ich würde denen ein Gemeinsames Projekt vorschlagen, das die dann eventuell mit Gruppen von Interessierten kommen und staunen können. Das HBZ Münster z.B. bildet Leute in diesem Bereich aus. Wenn man ein großes Institut oder sowas als Partner hat, bekommt man dann auch Sachen hingebogen, die einem als "Zivilist" verwehrt worden wäre. Sowas kann dann schnell andere Kreise ziehen und auf einmal Sprechen die Außenminister von Deutschland und Frankreich beim nächsten Treffen über das Projekt Batterie Bego und welche Hindernisse noch zu beseitigen sind. Da wird dann auch mal das unmögliche Möglich gemacht! Wenn es nämlich um Energie und irgendwelche Vorzeigeprojekte geht, ist das Interesse der Politiker geweckt.

Dann wünsche ich noch viel Erfolg. Gruß Stefan

PS: Mit deiner Frage nach Adressen meintest du wahrscheinlich ein möglichkeit mich zu Kontaktieren. Sorry, hatte vergessen, das du neu hier bist. Mit PN meinte ich "Private Nachricht". Wenn du auf einen Namen klickst, öffnet sich ein Fenster und da steht dann auch "Eine Private Nachricht an ..Name... schicken". Aber meine Internetseite ist auch kein Geheimniss, da kannst du alles finden, auch wenn sie im Moment noch nicht fertig ist: Anschrift, Telefon, Fax, E-Mail. Hier ist der Link:

http://www.schaefer-energieberatung.de/
 
P

Peter Brandner

Nicht mehr aktiv
#7
Hallo Steve
Danke nochmal, hab das jetzt kapiert mit den PN, und bin "grade" zurück aus dem Bunker, war ne anstrengende Vorstellung heute, über 50 Leute aus der kommunalen Politik...puh! Aber wir haben uns wacker gehalten, und ich glaub, die waren begeistert(trotz bretonischer Zurückhaltung). Nächste Woche ist ein Treffen mit dem Bürgermeister, werde dann auch die "Energieinsel" vorstellen, soweit ich das kann.
Stand der Dinge ist, das wir weiterarbeiten können, und ich bin jetzt wahrscheinlich der erste Deutsche mit einem "Bunkermietvertrag.."
Du wirst es nicht glauben, aber es sind gerade die Naturschutzverbände, die moderne Energien blockieren, da sie nicht erlauben, "irgendwelche Dinger" in die Dünen zu stellen.
Ich werd hier ca zwei Wochen bleiben, Termine organisieren und auf ner frz. Tastatur (`mpfh'ç) herumhacken...soll ich das Thema in "oberirdisch" verlegen?
gruss jetzt aus dem verregneten Nordwesten,
Peter
 
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