#21
Russische Waffenlager ????

Hatten auch die Russen selbst Waffenlager in ihren besetzten Gebieten angelegt, um eine spätere, neuerliche Besetzung vorzubereiten?

Oder haben nur die anderen Alliierten solche Depots eingerichtet da die Russen als einzige, wirkliche Bedrohung gesehen wurden?
 

josef

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#22
Hatten auch die Russen geheime Waffenlager angelegt?

Hatten auch die Russen selbst Waffenlager in ihren besetzten Gebieten angelegt, um eine spätere, neuerliche Besetzung vorzubereiten? ...
Ich habe davon noch nichts gehört. Sie waren ja fast die ganze Zeit direkt an den Grenzen vor Ort, so ab 1956 in Ungarn und dann ab 1968 in der damaligen CSSR...und über alle Jahre des Kalten Krieges auf der Donau präsent (siehe weiter unten). Vermute auch, dass die Westalliierten von damals bei einem Einmarsch aus dem Osten die ehemaligen russischen Besatzungsgebiete in Niederösterreich, Burgenland, Teile von Oberösterreich (Mühlviertel) inklusive (Teilbereiche von...?) Wien sowieso wieder den Russen überlassen hätten!

Der Fokus der Westalliierten lag meines Erachtens in der Aufrechterhaltung der NATO-Verbindungslinien zwischen Westdeutschland und Italien über West- und Südösterreich, also ihren ehemaligen Besatzungszonen und die Flankensicherung des bayrischen Grenzraumes entlang der österreichischen Salzach- und Inngrenze gegenüber Angriffe aus dem Osten (Donaulinie...).

Nicht beurteilen bezüglich eines "Osteinfalls" durch die WAPA-Truppen kann ich das Verhalten bzw. die Funktion der "Minipartei" KPÖ in dieser Zeit. Zumindest in Niederösterreich stand das damalige Verhältnis der hauptberuflichen Parteigenossen in den Parteiorganisationen (Landesleitung, Bezirksleitungen usw.) in keiner Relation zur geringen Mitgliederzahl. Die ehem. Situation in Wien kenne ich nicht. Jedenfalls waren viele solcher "Mitarbeiter" auf längeren Schulungen in der damaligen UDSSR! Und ob es dabei nur um ideologische und büroorganisatorische Dinge ging, entzieht sich ebenfalls meiner Kenntnis :)

Eine nicht unwesentliche Rolle während des Kalten Krieges dürften die Donau-Schifffahrtsgesellschaften der Ostblockländer, primär jene der "SDGP - Sowjetische Staatliche Donauschifffahrt", gespielt haben. Wie schon an anderer Stelle einmal berichtet, lagen bei Manövern des Bundesheeres, aber auch bei NATO-Manövern in D, besonders viele Schiffe der SDGP mit auffälliger Antennenausrüstung wegen angeblicher Maschinenschäden an den Ufern entlang der österreichischen Donaustrecke vor Anker! Wegen des Status als "Internationale Wasserstraße" der Donau (exterritoriales Gebiet) konnten die Behörden (solange von der Besatzung niemand an Land kam) nichts unternehmen!

Gerüchten zufolge sollen auch auf den österreichischen und bayrischen Donauabschnitten pendelnde Frachtschiffe als Nachschubdepots (Waffen, Munition, Betriebsstoffe) für die WAPA-Truppen gedient haben. Auch sollen in Kühlhäusern am Wiener Handelskai über Scheinfirmen Lebensmittelvorräte zur Truppenversorgung des WAPA eingelagert gewesen sein! Und an jedem Gerücht ist ein Funken Wahrheit...:D

lg
josef
 
#23
Ich habe davon noch nichts gehört. Sie waren ja fast die ganze Zeit direkt an den Grenzen vor Ort, so ab 1956 in Ungarn und dann ab 1968 in der damaligen CSSR...und über alle Jahre des Kalten Krieges auf der Donau präsent (siehe weiter unten). Vermute auch, dass die Westalliierten von damals bei einem Einmarsch aus dem Osten die ehemaligen russischen Besatzungsgebiete in Niederösterreich, Burgenland, Teile von Oberösterreich (Mühlviertel) inklusive (Teilbereiche von...?) Wien sowieso wieder den Russen überlassen hätten!

Der Fokus der Westalliierten lag meines Erachtens in der Aufrechterhaltung der NATO-Verbindungslinien zwischen Westdeutschland und Italien über West- und Südösterreich, also ihren ehemaligen Besatzungszonen und die Flankensicherung des bayrischen Grenzraumes entlang der österreichischen Salzach- und Inngrenze gegenüber Angriffe aus dem Osten (Donaulinie...).

Nicht beurteilen bezüglich eines "Osteinfalls" durch die WAPA-Truppen kann ich das Verhalten bzw. die Funktion der "Minipartei" KPÖ in dieser Zeit. Zumindest in Niederösterreich stand das damalige Verhältnis der hauptberuflichen Parteigenossen in den Parteiorganisationen (Landesleitung, Bezirksleitungen usw.) in keiner Relation zur geringen Mitgliederzahl. Die ehem. Situation in Wien kenne ich nicht. Jedenfalls waren viele solcher "Mitarbeiter" auf längeren Schulungen in der damaligen UDSSR! Und ob es dabei nur um ideologische und büroorganisatorische Dinge ging, entzieht sich ebenfalls meiner Kenntnis :)

Eine nicht unwesentliche Rolle während des Kalten Krieges dürften die Donau-Schifffahrtsgesellschaften der Ostblockländer, primär jene der "SDGP - Sowjetische Staatliche Donauschifffahrt", gespielt haben. Wie schon an anderer Stelle einmal berichtet, lagen bei Manövern des Bundesheeres, aber auch bei NATO-Manövern in D, besonders viele Schiffe der SDGP mit auffälliger Antennenausrüstung wegen angeblicher Maschinenschäden an den Ufern entlang der österreichischen Donaustrecke vor Anker! Wegen des Status als "Internationale Wasserstraße" der Donau (exterritoriales Gebiet) konnten die Behörden (solange von der Besatzung niemand an Land kam) nichts unternehmen!

Gerüchten zufolge sollen auch auf den österreichischen und bayrischen Donauabschnitten pendelnde Frachtschiffe als Nachschubdepots (Waffen, Munition, Betriebsstoffe) für die WAPA-Truppen gedient haben. Auch sollen in Kühlhäusern am Wiener Handelskai über Scheinfirmen Lebensmittelvorräte zur Truppenversorgung des WAPA eingelagert gewesen sein! Und an jedem Gerücht ist ein Funken Wahrheit...:D

lg
josef
Josef,

Die Russen hatten nach Abschluss des Staatsvertrages nie Waffenlager auf oesterreichsichem Gebiet angelegt. Ausnahme war die von Dir beschriebene Schiffahrt auf der Donau, mit der Massgabe, dass es sich hier um internationales Gewaesser handelte. Einzig, waehrend der Verhandlung des Staatsvertrages war es immer wieder ein Punkt, dass die Russen moeglw. Truppen auf oesterreichischem Gebiet stationiert lassen wuerden, im Gespraech war immer eine Ecke im Muehlviertel, noerdlich der Donau in Oberoesterreich. Vermutl. war hier die westliche Lage und die Naehe zur Donau von militaerischem Interesse. Zustande kam es aber nie, im Staatsvertrag war der komplette Abzug der Besatzungsmaechte festgelegt worden.

Die wirkliche und realistische Gefahr war einzig im Jahr 1968, als der Warschauer Pakt den Prager Fruehlung niederschlug. Die Planungen der Russen in diesem Zusammenhang waren auch eine teilweise erneute Besetzung von Oesterreich. Von Interesse der Russen war immer die Donau, sowie Zugang zu Yugoslavien. Tito's Linie gefiel den Russen auch nicht zwingend.

Das russische Schiffe an der Donau Spionage trieben, und fuer Truppenversorgung planten und auch Lebensmittelvorraete via Scheinfirmen einlagerten, ist kein Geruecht, es ist eine Tatsache. In dem Buch "Marschmusik fuer Glockenspiel" wird dies auch genau beschrieben.
 

Woodquarter

Well-Known Member
#24
Danke für die kompetenten Antworten;:bravo:

Finde ich sehr interessant was da noch nach dem Krieg diesbzgl. in Österreich gelaufen ist! Wir können froh sein, dass Alles so friedlich ausgegangen ist!!
Dank gebührt vor Allem unseren Politikern der Nachkriegszeit, denen haben wir viel zu verdanken: "Glaubt an dieses Österreich"!!!

LG Woodquarter
 
#25
Der moegliche Einfluss der KPOe kam nur ins Gespraech, als die Kommunisten in der Tschechoslovakei die Macht uebernahmen, und zwar 1948. Es geb Befuerchtungen, dass dies in Oesterreich wiederholt werden koennte.

Die KPOe war jedoch in Oesterreich seit immer recht unbedeutend. Auch wenn manche deren Mitglieder regelmaessig Reisen in den damaligen Ostblock unternahmen, viel ausrichten konnten sie nicht. Moskau wird freundlich geladen haben, die Leute sind der Aufforderung freundlich nachgekommen, reichliche Verpflegung wird zur Ueberzeugung beigetragen haben. Eine russiche Version der "Operation Gladio" gab's in Oesterreich nie, und solange Oesterreich sich halbwegs an die Neutralitaet hielt, und sonst ein Paradies fuer Spionage war, auch fuer Russen, war das Land fuer die Russen militaerisch weniger von Bedeutung.

Eine russische Militaerbasis im Muehlviertel nach Abschluss des Staatsvertrages war ein Interesse dass die Russen immer wieder hatten, durchsetzen konnten sie es nie. Moeglw. war auch das Interesse an einem neutralen Oesterreich dann doch groesser.

Es wurde relativ bald nach Kriegsende klar, dass sich die Grenzen der Besatzungszonen nochmal verschieben werden. Im Vergleich zu Deutschland war da Oesterreich sogar besser drann, da die Amerikaner in Deutschland Gebiete zu Gunsten der Russen aufgaben, und in Oesterreich die westl. Allierten Gebiete dazu bekamen. So war Thueringen, Teile von Sachsen und Sachsen Anhalt von den US-Amerikanern befreit worden, fielen aber dann in die russische Zone. In Oesterreich wurde ein Grossteil der Steiermark von den Russen befreit, die gesamte Steiermark fiel dann aber in die Britische Zone, und die Russen bekamen im Gegenzug nur das Muehlviertel in Oberoesterreich.

Besatzungszonenplaene gab es viele, einer sah sogar vor, dass ganz Oberoesterreich, Niederoesterreich und das noerdliche Burgenland zur russischen Zone fallen wuerden. Ein anderer Plan sah vor, dass sogar Niederoesterreich und die Steiermark geteilt werde, und im Osten den Russen zugesprochen werde, im Westen div. Allierten.

Was den Abzug nach dem Staatsvertrag betraf, waren sogar die Russen schneller, die Briten brauchten am laengsten, man meinte sogar, dass sie erst nach dem 26. Oktober das Land verliessen. Somit waren die Russen sogar vorbildlicher, in der Erfuellung der ausgehandelten Vertraege. Nur div. West-Allierten unterhielten Stay-Behind Organisationen, Waffendepots und dgl. die Russen nie. Warum auch? sie hatten ja den Zugang zur Donau, und auch nach Abschluss des Staatsvertrages.
 
#26
In der KPÖ gab und gibt es vermutlich noch immer viele grundsätzlich stalinistisch eingestellte Personen. Ich bezweifle nicht, dass diese im Krisen/Kriegsfall gewisse Funktionen übernommen hätten.

Besonders möchte ich in diesem Zusammenhang auf das Buch "Tito´s langer Schatten" verweisen, wo auch der aktuelle Bundessprecher der Partei mehrfach eher einschlägig erwähnt wird.

Dass sie viele Angestellte hatten, führe ich auch auf den ehemaligen Reichtum der Partei (Rudolfine Steindling´s Millionen) zurück, wo man viele mit Arbeitsplätzen versorgen konnte.
 
#27
In der KPÖ gab und gibt es vermutlich noch immer viele grundsätzlich stalinistisch eingestellte Personen. Ich bezweifle nicht, dass diese im Krisen/Kriegsfall gewisse Funktionen übernommen hätten.

Besonders möchte ich in diesem Zusammenhang auf das Buch "Tito´s langer Schatten" verweisen, wo auch der aktuelle Bundessprecher der Partei mehrfach eher einschlägig erwähnt wird.

Dass sie viele Angestellte hatten, führe ich auch auf den ehemaligen Reichtum der Partei (Rudolfine Steindling´s Millionen) zurück, wo man viele mit Arbeitsplätzen versorgen konnte.
Die KPOe war politisch sehr sehr schwach. Bei den Wahlen direkt nach dem Krieg hatten sie kaum Stimmen bekommen. Daraus resultierend galt es als unwahrscheinlich dass die KPOe jemals auf normalem demokratischem Wege etwas erreicht haette, das Bedrohungs-Szenario ging immer von einem Putschversuch aus, in Folge von Unruhen und Streiks.

Anstelle der Kommunisten hatte Oesterreich aber seit fast immer eine starke sozialdemokratische Linie, und genau auf diese geht Oesterreichs Geheim-Armee zurueck, und zwar auf den damaligen Gewerkschaftsboss Franz Olah. Getarnt hatte man das als "Oesterreischen Sport Wanderer und Bergfreunde-Verein" oder so aehnlich. Da wurden sogar einige Reviere irgendwo in Salzburg, also in der Amerikanischen Besatzungszone angekauft, um zu trainieren und zu ueben. Am Ende hatte diese Armee eine Staerke von fast 3000 Mann. Im Unterschied zu anderen Laendern in Europa war die oesterreichische Geheim-Armee von den Sozialdemokraten getragen, in anderen Laendern fast immer von der jeweiligen konservativen Linie des Landes.
 

josef

Administrator
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#28
Die KPOe war politisch sehr sehr schwach... das Bedrohungs-Szenario ging immer von einem Putschversuch aus, in Folge von Unruhen und Streiks....
Dazu Wiki-Beitrag zu dem von den Kommunisten angezettelten "Oktoberstreik 1950": https://de.wikipedia.org/wiki/Oktoberstreiks_1950
Anstelle der Kommunisten hatte Oesterreich aber seit fast immer eine starke sozialdemokratische Linie, und genau auf diese geht Oesterreichs Geheim-Armee zurueck, und zwar auf den damaligen Gewerkschaftsboss Franz Olah. Getarnt hatte man das als "Oesterreischen Sport Wanderer und Bergfreunde-Verein" oder so aehnlich...
Mehr über den "Österreichischer Wander-, Sport- und Geselligkeitsverein": https://de.wikipedia.org/wiki/Österreichischer_Wander-,_Sport-_und_Geselligkeitsverein
 
#29
Ich kannte das alles nur von muendlichen Ueberlieferungen in Oesterreich. Ist exakt bekannt wo diese Geheimarmee trainierte, und welche Grundstuecke dazu erworben wurden?

Was mich auch noch ueberrascht, ist dass man so einfach Waffenlager angelegt hatte, und auch noch gehofft hatte, dass diese Waffen noch nach vielen Jahren in der Erde schussbereit sein sollten? Die Feuchtigkeit setzt denen ja sofort zu. Gleiches gilt fuer elektrische Geraete, etwa Funkgeraete, von denen hier immer wieder die Rede sei.
 
#30
Also - ich muss mal meine alten Unterlagen raussuchen. Nach meiner Erinnerung wurde die Liste der Standorte offiziell von der US-Botschaft übergeben. Die Vermessungspunkte orientierten sich an Baulichkeiten oder auch nur an großen Bäumen. Die Angaben waren sehr genau, aber nicht mehr in jedem Fall nachvollziehbar. Sei es, weil eine Straße drüber gebaut wurde oder eine Wasserleitung. Bei diesen Lagern muss man annehmen, dass die Waffen möglicherweise von Bauarbeitern mitgenommen wurde.
Der Großteil wurde aber gefunden und in einer konzertierten Aktion von BMI und BMLV geborgen. Drinnen waren Waffen, wie Rifles, Maschinenpistolen und Pistolen - weiters Sanitätsausrüstung und vor allem viel Sprengstoff.
Die Waffendepots lagen ausschließlich in der ehemaligen US-Zone. Angelegt wurden sie ab 1948 von US-Truppen, die ihre Tätigkeit als Manöver tarnten. Damals waren die Westalliierten wegen der Berlinkrise einerseits, aber auch wegen der noch immer ungeheuren Truppenstärke der Sowjets in ihrer Besatzungszone davon überzeugt, dass die Rote Armee weiter gegen Westen angreifen wird. Die US-Streitkräfte wollten sich bis Spanien zurückziehen, und erst nach dem Anrollen des großen Truppennachschubes den Gegenschlag starten. Zumindest Oberitalien sollte gehalten werden, weil auch über den Hafen Livorno der Truppennachschub kommen sollte. Klar, dass die Franzosen dagegen waren - da wäre die ganze Dampfwalze zweimal durch ihr Land gerollt. Deshalb haben die Franzosen keine Waffenlager angelegt, sondern ihre Zone Tirol mit Verteidigungsanlagen und Sprengkammern zur nachhaltigen Verteidigung eingerichtet.
Aufgrund der vergleichsweise wenigen Handfeuerwaffen und der dagegen sehr großen Sprengstoffmengen nehmen die Analysten des Bundesheeres an, dass seitens der US-Streitkräfte nicht so sehr ein groß angelegter Guerillakrieg geplant war - vielmehr sollten offenbar kleine Trupps im Falle eines sowjetischen Vorstoßes im Hinterland die Kommunikationseinrichtungen und Kommandostellen in die Luft jagen. Der Gladio-Hinweis eines Forumsteilnehmers hat sicher seine Berechtigung.
Wer nun tatsächlich die vorgesehenen Kämpfer waren - Fallschirmjäger, oder Bürger dieses Landes - ist bis heute unklar. Unklar ist auch, wie sie zu den Waffenlagern gekommen wären. Sie lagen in Tiefen bis zu fünf Meter, und ohne Bagger hätte das Freilegen einige Tage gedauert.
Ähnliche Lager gab es auch in der ehemaligen britischen Zone. Die wurden aber schon früher geräumt.

LG - Theurets
stimmt nicht ganz....1-2 lagen in der russischen zone östlich der enns
 

josef

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#34
Danke Fred für die Infos!
stimmt nicht ganz....1-2 lagen in der russischen zone östlich der enns
Die Waffendepots lagen ausschließlich in der ehemaligen US-Zone
@Theurets Angaben stimmen! Nach einiger Sucharbeit folgendes:
Die Zonengrenze (Demarkationslinie) zwischen russischer- und US-Zone wurde am 27. bzw. 28. Juli 1945 verändert! Sie wurde vom Raum Steyr ausgehend nach Süden bis in den Raum Weyer vom Ennsfluss auf die einige Kilometer weiter südöstlich verlaufende Landesgrenze zwischen NÖ. und OÖ. zurückverlegt! Demnach befanden sich die in der Aufstellung angeführten. am rechten Ennsufer (östlich des Flusses) liegenden Depots Ternberg und Weyer in der US-Zone!

Siehe auch hier und auch auf der von Fred eingestellten Karte in Beitrag #33!

1556997576494.png 1556997619841.png
 
#35
Guten Abend

bin neu hier.

Bin auf der Suche nachbeweisen für Aktive Munitionslager an der Enns im Gemeinde Gebiet von Weyer.

Hab mit jemanden gesprochen der habe mit gewirkt im Grundwehrdienst um 2000er rum bei einem Munitionswechsel.

Also alte Mun aus den Stollen und neue wieder hinein.

Vill hat ja im Zuge dieser Suche jemand was gesehen?

Mfg Daniel
 

josef

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#36
Hab mit jemanden gesprochen der habe mit gewirkt im Grundwehrdienst um 2000er rum bei einem Munitionswechsel.
Also alte Mun aus den Stollen und neue wieder hinein.
1. Was dir da der Jemand erzählt hat, hat mit Sicherheit nichts mit den "Geheimen Waffenarsenalen der westalliierten Besatzungstruppen in Österreich" zu tun!
2. Wenn das so gewesen wäre, glaube ich kaum, dass Grundwehrdiener zur Mun-Bergung eingesetzt wurden...
3. Da gab es keine "Wiederbefüllung" mit neuer Munition! Beim Versteck (Depot...) in Weyer waren es lt. Liste 300 Stk. Munition, 2 Karabiner, 2 Pistolen und 75 kg Sprengstoff...
1616448333118.png

(Auszug aus Liste von @FredRomminger)

4. ...und wenn dir der Jemand keinen "Bären aufgebunden hat", meinte er wahrscheinlich das "aktive" Mun-Lager Hieflau ca. 35 km südlich von Weyer... :) (-> Sperrgebiet...).
 
#37
Grüß Euch,

sehr interessant Danke,...

ich hoffe nicht drübergelesen zu haben,.. aber,... wo war in der Stmk. (lt. Karte) gleich neben Weichselboden noch ein Lager? Oder gab es da zwei Lager? Vielleich kann mich bitte jemand aufschlauen:)

vielen Dank und schönes Woe

Martin
 
#38
Grüß Euch,

das zweite Lager in der nördlichen östlichen Obersteiermark sollte in der Gegend des Erlaufsees gelegen sein (könnte lt. Karte hinkommen) ,.......
dies wurde aber scheinbar entdeckt u. ausgeräumt,..... wenns wahr ist,.... ?

schöne Grüße
 

josef

Administrator
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#39
Danke für die Info!
sollte in der Gegend des Erlaufsees gelegen sein (könnte lt. Karte hinkommen)
Habe dazu nun etwas gefunden, passt auch zur Karte -> Punkt rechts von Weichselboden,
ein Lager in/bei Gußwerk:

Siehe dazu:
Die Anzahl aller in den einzelnen Lagern vorgefundenen Hand- und Faustfeuerwaffen beläuft sich auf, wie bereits oben erwähnt, rund 900 Stück, wobei jedoch anzumerken ist, dass ca. 150 Waffen, also ein Sechstel, auf das größte Depot in Gußwerk/Mariazell entfallen, das aufgrund seiner außergewöhnlichen Dislokation – es liegt weit in der ehemaligen britischen Besatzungszone – ohnehin eine Sonderstellung einnimmt und vermutlich mit den übrigen amerikanischen Lagern in keinem Zusammenhang steht.
Auszug aus Die amerikanischen Waffendepots in Österreich - HGM Wissensblog
 

josef

Administrator
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#40
In den durch die italienische Regierung nun freigegebenen Akten zu den Hintergründen des schrecklichen Bombenanschlages auf den Hauptbahnhof von Bologna 1980 durch die neofaschistische Terrorgruppe "Nuclei Armati Rivoluzionari" (NAR), könnten auch neue Erkenntnisse zu den während der Besatzungszeit angelegten westalliierten Waffenlager in Österreich auftauchen.

Die Vorgangsweise des US-Geheimdienstes zeigt die manipulative Nutzung verschiedenster politischer Parteien und Organisationen zur Durchsetzung seiner Interessen:

Nazis, rote Gewerkschafter und CIA-Waffenlager: Ein unaufgeklärtes Kapitel Zeitgeschichte
Die italienische Regierung gibt Akten zum rechtsextremen Terror und zu dessen Verbindungen zu Geheimdiensten frei

Opfergedenktafel am Bahnhof von Bologna.
Foto: APA


Der Bahnhof nach dem Anschlag im Jahr 1980. Für Hinterbliebene der Opfer sowie einen guten Teil der italienischen Öffentlichkeit steht fest, dass für den Anschlag zwar die Bombenleger, nicht aber die Hintermänner verurteilt worden sind.
AFP

Die Verbindungen zwischen Teilen des italienischen Sicherheitsapparats und rechtsextremen Terrorgruppen der Achtzigerjahre werfen ihre Schatten bis in die Gegenwart. Besonders der Bombenanschlag auf den Hauptbahnhof von Bologna bewegt Italien noch immer. Damals, am 2. August 1980, starben 85 Menschen, mehr als 200 wurden verletzt. Es war der blutigste Anschlag in der italienischen Nachkriegsgeschichte, ganze Familien wurden ausgelöscht, das Land stand tagelang unter Schock.

Die Suche nach den Tätern war langwierig. Erst 15 Jahre nach dem Anschlag wurden eine Frau und ein Mann, beide Mitglieder der neofaschistischen Terrorgruppe "Nuclei Armati Rivoluzionari" (NAR), der "Bewaffneten Revolutionären Zellen", für die Tat verurteilt. Für Hinterbliebene der Opfer sowie einen guten Teil der italienischen Öffentlichkeit steht allerdings fest, dass für den Anschlag zwar die Bombenleger, nicht aber die Hintermänner verurteilt worden sind.


Der Bahnhof von Bologna kurz nach dem rechtsextremen Anschlag 1980.
AFP

Denn schon kurz nach dem Attentat wurde offensichtlich, dass italienische Geheimdienste die Ermittlungen sabotierten und es Verbindungen zwischen ihnen und den Neofaschisten gab. Auch passte der Anschlag in die Strategie jenes gut vernetzten Zirkels von Personen, die mit allen Mitteln versuchten, die – für ein westeuropäisches Land außergewöhnlich starke – Kommunistische Partei zu schwächen und von einer Regierungsbeteiligung fernzuhalten.

Strategie der Spannung
Im Rahmen dieser "Strategie der Spannung" wurden Terroranschläge unter falscher Flagge inszeniert, die der politischen Linken in die Schuhe geschoben wurden. Ausgeführt wurden diese mörderischen Attentate meist von Neofaschisten. So wurde permanent die kommunistische Gefahr an die Wand gemalt und ein Klima der Angst erzeugt, in dem Rufe nach einem "starken Mann", der für Ruhe und Ordnung sorgt, unüberhörbar wurden. Einem Klima, von dem die politische Rechte profitierte und in dem der Boden für einen Militärputsch bereitet wurde. Tatsächlich stand Italien in jenen Jahren kurz von einem Coup. Der Bahnhof von Bologna war von dieser Sichtweise aus ein ideales Ziel, die Stadt wurde 1980 von den Kommunisten und Kommunistinnen regiert.

Ein Mastermind dieser Strategie war der Chef der Freimaurerloge Propaganda Due (P2), Licio Gelli. Laut den Aussagen von Libero Mancuso, einem der ermittelnden Staatsanwälte, hat Gelli auch die Fäden hinter dem Anschlag auf den Bahnhof in Bologna gezogen, es gelang ihm jedoch, durch die Maschen der Justiz zu schlüpfen. Gemeinsam mit zwei Agenten des italienischen Geheimdienstes wurde er lediglich wegen Behinderung der Ermittlungsarbeiten verurteilt.


Licio Gelli, der Chef der Freimaurerloge Propaganda Due.
Foto: Imago

Der 2015 verstorbene Gelli war die Schlüsselfigur mehrerer politischer Skandale, die Italien in der Nachkriegszeit schwer belastet hatten. Während des Faschismus meldete sich der 1919 geborene Gelli als Freiwilliger für die "Schwarzhemden" – eine Miliz, die vom faschistischen Diktator Benito Mussolini nach Spanien geschickt wurde, um an der Seite Francisco Francos im Bürgerkrieg zu kämpfen. Später wurde Gelli Verbindungsoffizier der faschistischen "Schwarzhemden"-Miliz zu Nazideutschland mit Kontakten zu Hermann Göring. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Gelli für die US-amerikanische CIA.

Gladio
Gelli spielte auch eine zentrale Rolle bei "Gladio", einer nach dem Kurzschwert der Römer benannten und von CIA und Nato aufgebauten Geheimarmee, deren Existenz erst 1990 publik wurde. Laut dem Wiener Historiker Thomas Riegler war Gladio "ein militärisches Widerstandsnetz, das ab Ende der 1940er-Jahre für eine Invasion des Warschauer Paktes in den Nato-Ländern, aber auch in den neutralen Staaten Finnland, Österreich, Schweden und Schweiz eingerichtet wurde". Eigentlich spreche "man von 'Stay behind', also Guerilla-Kräften, die im Invasionsfall zurückbleiben und hinter der Front Sabotageakte begehen, Informationen per Funk durchgeben oder abgeschossene Piloten sowie Agenten durchschleusen", sagt Riegler zum STANDARD.

Im Jahr 1981 entdeckte man bei einer Hausdurchsuchung von Gellis Villa in Arezzo eine Liste mit den Namen zahlreicher Militäroffiziere, Mafiosi, Bankiers, Politiker und Personen des öffentlichen Lebens, die sich in der Geheimloge Propaganda Due engagierten. Darunter waren die Namen von mehr als 900 Politikern und Industriellen, unter anderem des späteren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi oder des Oberhaupts des ehemaligen Königshauses, Viktor Emanuel von Savoyen. Die Entdeckung der Liste führte zu einem nationalen Skandal, weil zahlreiche Ämter der italienischen Republik mit Gefolgsleuten Gellis besetzt waren. Laut Staatsanwalt Mancuso hatte die P2 die italienischen Geheimdienste fest ihn ihrer Hand.

Akten werden freigegeben
Vor wenigen Tagen, am diesjährigen Jahrestag des Anschlags von Bologna, kündigte der italienische Ministerpräsident Mario Draghi an, bisher unter Verschluss gehaltene Akten zu Gladio, der P2-Loge und mit ihnen verwobenen Organisationen und Personen freizugeben.

Laut Riegler gibt es bis jetzt "keine Beweise für eine Verwicklung der Nato-Struktur 'Stay behind' in Attentate in Italien. Aber: Die italienischen Geheimdienste haben Ende der 1960er-Jahre eigene Parallelstrukturen aufgebaut, die eng mit neofaschistischen Gruppen zusammenarbeiteten." Etwas Licht in diesen Komplex könnte auch ein weiterer Prozess bringen. Im Februar 2021 erreichten hartnäckige Staatsanwälte, dass ein Gerichtsverfahren gegen ein weiteres mutmaßliches Mitglied der rechtsextremen Terrorzelle von Bologna endlich beginnen konnte.

Die nun freigegebenen Akten sind auch für die österreichische Nachkriegsgeschichte interessant. Den auch hierzulande waren einerseits italienische Agenten und Attentäter aktiv, und andererseits bauten die US-Amerikaner Gladio-ähnliche Strukturen auf. Riegler dazu: "In Österreich wurden erste Stay-behind-Netze schon 1948/49 installiert."

Den Amerikanern kamen ehemalige SS-Männer recht
Die USA rechneten zu Beginn des Kalten Krieges fest mit einem Angriff der Sowjetunion auf Mitteleuropa und trafen entsprechende Vorkehrungen. Bei der Auswahl ihrer Verbündeten in Österreich war man nicht gerade zimperlich. Antifaschistische Widerstandskämpfer, ehemalige und junge Nazis, alte Offiziere sowie sozialdemokratische Gewerkschafter – sie alle standen im Sold der Supermacht. Sie sollten im Falle einer sowjetischen Invasion Widerstand leisten, einen Guerillakrieg im Rücken der feindlichen Truppen entfachen und gegen die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) arbeiten – die Vereinigen Staaten waren nämlich auch von der Angst getrieben, die KPÖ könnte putschen, nachdem 1948 die Kommunisten in Ungarn und der Tschechoslowakei die Macht übernommen hatten. Um dies zu verhindern, kamen den US-Amerikanern auch ehemalige Nazis und SS-Männer recht, die mit Waffen und Sprengstoff umgehen konnten sowie stramme Antikommunisten waren.

Für ihre Stay-behind-Truppen legten die US-Amerikaner insgesamt 79 geheime Waffenlager mit Pistolen, Maschinengewehren, Panzerabwehrrohren, Sprengstoff und Funkgeräten an, deren Existenz breiten Teilen der österreichischen Bevölkerung im Jahr 1996 durch einen Artikel im "Boston Globe" bekannt wurde. Ein Jahr später wurde der Großteil der Lager von den Behörden geräumt. Auch die Briten legten derartige Lager an.

"Ich war daran selbst beteiligt"
Die Regierung in Wien war überrascht, jedoch äußerten sich danach einige der Beteiligten. Der Verleger und Journalist Fritz Molden, der aktiv im Widerstand gegen die Nationalsozialisten tätig war, bestätigte im STANDARD nach der Entdeckung der Depots, sie hätten dazu gedient, Österreicher in einem Partisanenkrieg gegen sowjetische Besatzer zu bewaffnen. "Ich war daran selbst beteiligt", sagte Molden. "Und natürlich hat die österreichische Regierung davon gewusst – ich selbst habe mit Bundeskanzler Leopold Figl und dem Staatssekretär und späteren Verteidigungsminister Ferdinand Graf gesprochen." Die Regierung des damals besetzen Österreichs durfte jedoch "offiziell natürlich nichts wissen".


Der im Jahr 2014 verstorbene Fritz Molden bei einer Veranstaltung.
Foto: APA

Molden verfügte über einen sehr guten Draht zu den US-Amerikanern. Für seine Verdienste im Widerstand gegen die Nazis bekam er 1947 die Medal of Freedom verliehen, ein Jahr später heiratete er die Tochter des späteren CIA-Chefs Allen Welsh Dulles. Ob er selbst für die CIA oder ihre Vorläufer gearbeitet hat, ist nicht eindeutig belegt, Indizien sprechen jedoch dafür.

Waffenlager der Gewerkschaft
In Österreich existierten aber auch illegale Waffenlager ganz anderer Art. Sie wurden von heimischen Gewerkschaftsfunktionären angelegt. Der langjährige Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) und zeitweilige SPÖ-Innenminister, Franz Olah, war über Jahre die zentrale Figur eines antikommunistischen Stay-behind-Netzwerks.

Seine Stunde kam im Oktober 1950, als eine massive Verteuerung von Grundnahrungsmitteln eine Streikbewegung in der österreichischen Arbeiter- und Arbeiterinnenschaft auslöste, an der sich Funktionäre der KPÖ maßgeblich beteiligten. Olah, damals Chef der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft, bot seinem sozialdemokratischen Parteifreund Innenminister Oskar Helmer an, mit seinen Leuten die Streikbewegung "zu beenden". Tatsächlich schafften es Olahs Truppen, die mit von den US-Amerikanern bezahlten Holzprügeln bewaffnet waren, die Streikbewegung rasch auszubremsen.


Streikende Arbeiter im Oktober 1950 in Wien.
Foto: ÖGB-Bildarchiv

Unter Olahs-Streikbrechern waren zahlreiche ehemalige Nazis und Rechtsextreme, wie etwa Norbert Burger, ein späterer Südtirol-Attentäter und Chef der 1988 verbotenen Nationaldemokratischen Partei (NDP). Der Streik selbst, der zeitweise äußerst militant geführt wurde, war jedoch auch erfolgreich. In Industriebetrieben wurde ein höherer Stundenlohn erkämpft.

Rechte Kreise bezeichnen die Streikbewegung noch heute als "Kommunistenputsch", eine Darstellung, die von keinem seriösen Historiker geteilt wird und von damals Streikenden zurückgewiesen wurde. Auch hielten sich die Sowjets, die in jenem Jahr den Osten Österreichs und Teile Wiens kontrollierten, sehr zurück.

Autos, Karabiner, Pistolen, Sprengstoff und Funkanlagen
Um das Gespenst einer möglichen kommunistischen Machtübernahme zu vereiteln, wurde in der Folge das sogenannte "Sonderprojekt" von Olah ins Leben gerufen: Unter kräftiger finanzieller Unterstützung der CIA und einer explizit antikommunistischen US-Gewerkschaftsorganisation wurden unter dem Deckmantel des Österreichischen Wander-, Sport- und Geselligkeitsvereins (ÖWSGV) Räumlichkeiten und Fahrzeuge angemietet. Die geselligen Wanderer hatten bald Karabiner, Pistolen und Sprengstoff beschafft und in zahlreichen Depots versteckt. Olah selbst spricht in seinen Memoiren vom Aufbau einer "systematischen Abwehrorganisation", um für neuerliche Versuche der Machtergreifung der Kommunisten in Österreich gerüstet zu sein. Zusätzlich wurden in Einrichtungen der SPÖ und der Gewerkschaft starke Funksender installiert.

Das "Sonderprojekt" existierte auch nach dem Abschluss des Staatsvertrags und dem Abzug fremder Truppen im Jahr 1955 weiter. Zeitweise sollen mehr als 2.000 Mann unter dem Oberbefehl von Olah gestanden sein, der im Laufe der Jahre rund zehn Millionen Schilling, eine für damalige Verhältnisse enorme Summe, aus den USA bekommen hat. 1959 half Olah der "Kronen Zeitung" finanziell auf die Beine. Nach diversen Skandalen, unter anderem spendierte Olah der FPÖ eine Million Schilling, brach die Sozialdemokratie 1965 mit ihm. Olah reagierte mit der Gründung einer eigenen Partei, die lediglich bei den Gemeinderatswahlen in Wien punkten konnte.

Gegen die KPÖ und Italien
Im Umfeld von Olah tauchten bekannte Rechtsextreme auf, wie etwa jenes Duo, das für Sprengstoffanschläge auf KPÖ-Parteilokale und ein Büro der italienischen Fluglinie Alitalia verantwortlich war. Die Airline und andere italienische Einrichtungen wurden von Rechtsextremen angegriffen, um den Konflikt in Südtirol zu unterstützen. Ein zentrales Thema jener Tage.


Franz Olah in seiner Zeit als Innenminister.
Foto: APA

Ein Olah-Gefolgsmann aus jenen Tagen ist auch heute in der rechten Szene umtriebig – er nahm am 31. Juli dieses Jahres an der Demonstration der Identitären in Wien teil.

"Es ist sehr wenig darüber bekannt, weil Olah alle Akten zu seinem 'Sonderprojekt' vernichten ließ", sagt der Historiker Riegler. Wo die Waffen des "Sonderprojekts" gelandet sind, bleibt ein Geheimnis. "Es gibt Dinge in einem Staat, über die spricht man nicht", antwortete der 2009 verstorbene Olah auf entsprechende Fragen. 1994 gab es in seinem ehemaligen Wiener Büro einen Waffenfund, in einem Tresor der Bau- und Holzgewerkschaft fand sich eine gut versteckte Pistole.

Wilhelm Höttl und der spätere FPÖ-Spitzenpolitiker Kowarik
Neben dem ehemaligen KZ-Häftling Olah und Widerstandskämpfern dienten sich auch Nazis den US-Amerikanern an. Einer der bekanntesten war Wilhelm Höttl, ehemals Direktor des Nazi-Geheimdienstes SD (Sicherheitsdienst) in Wien und später in Südosteuropa. Höttl und andere "Ehemalige", darunter der spätere FPÖ-Generalsekretär Karl Kowarik, spionierten im Auftrag der US-Amerikaner die KPÖ aus und standen auf Abruf der US-Amerikaner bereit.

In einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten" im Jahr 1996 plauderte Höttl darüber. Im Fall einer kommunistischen Invasion hätte der ehemalige Hitler-Jugend-Führer Kowarik "junge Leute" bereitstellen und ein ehemaliger SS-Mann die militärischen Operationen leiten sollen. Über die Waffenlager und die Rolle Olahs wusste Höttl Bescheid. Höttl sagte der Zeitung, dass er auch davon ausging, dass Olah "im Fall des Falles", also einer kommunistischen Invasion, der "entscheidende Mann" gewesen wäre. Höttl und Kowarik mischten nebenbei auch bei der Gründung des Verbands der Unabhängigen (VdU) mit, aus dem die FPÖ 1956 hervorging. Sie besorgten Geld, stellten Kontakte her und lieferten Informationen.

Österreichische Nazis im Dienst italienischer Geheimdienste
Zusätzlich war in Österreich noch eine andere antikommunistische Gruppe aktiv, die als ein verlängerter Arm italienischer Geheimdienste zu betrachten ist. Dabei sticht der Journalist Fred Borth hervor, ein ehemaliger Hitler-Jugend-Führer, der nach 1945 in der Neonazi-Organisation Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) und der "Legion Europa" tätig war – einem internationalen Zusammenschluss verschiedener Rechtsextremisten, darunter auch Aktivisten und Aktivistinnen aus Italien.


Fred Borth (links) und Konrad Windisch in der Uniform des BHJ, daneben der Nazi-Flieger Hans-Ulrich Rudel, der auch nach 1945 von Rechtsextremen verehrt wurde. Bei seinem Begräbnis im Jahr 1982 flogen "zufällig" Jets der Luftwaffe über sein Grab. Windisch war bis vor wenigen Jahren eine zentrale Figur der Szene.
Foto: Archiv

Borth, der 1994 verstarb, lieferte diversen Geheimdiensten Informationen en gros und en detail. Neben der österreichischen Staatspolizei zählte auch der italienische Geheimdienst zu den Abnehmern. Borth tarnte sich als Presseagentur "Informationen für Alle" und verfügte stets über exzellente Kontakte ins rechtsextreme Milieu. Auch in den Kreis, der in Südtirol Attentate durchführte. Trotz ideologischer Nähe und persönlicher Bekanntschaften soll Borth vor allem Verrat an Südtirol-Attentätern jener Zeit begangen haben. Sein Name tauchte in Zusammenhang mit Bombenanschlägen in Österreich auf, die von italienischen Akteuren ausgeführt wurden. Es ist gut möglich, dass Borth auch in den nun freigegebenen Akten aus italienischen Beständen erwähnt wird.

"Wegen ein paar Masten oder Brücken werden wir nicht wehleidig sein, aber keine Menschenleben!"
Der sogenannte Südtiroler Freiheitskampf wurde seitens der Regierung mehr oder weniger offen unterstützt, da Einschränkungen und die Unterdrückung der deutschsprachigen Bevölkerung damals offenkundig waren. Der ehemalige Außenminister und spätere sozialdemokratische Bundeskanzler Bruno Kreisky soll zu führenden Aktivisten gesagt haben: "Wegen ein paar Masten oder Brücken werden wir nicht wehleidig sein, aber keine Menschenleben!"

Als ein Finanzier vieler Aktivitäten in Südtirol trat hingegen jener Mann in Erscheinung, der auch über die US-Waffenlager Bescheid wusste: Fritz Molden. Er zog sich aber zurück, nachdem Neonazis eine immer wichtigere Rolle in dem Konflikt spielten, ihn zuspitzten und Todesopfer billigend in Kauf nahmen. Auf der anderen Seiten wimmelte es in Südtirol nur so von Bombenlegern, Spitzeln und Geheimdienstagenten, die auch über Verbindungen zu Gladio verfügten, wie etwa in dem aktuellen Buch "Geheimdienste, Agenten, Spione: Südtirol im Fadenkreuz fremder Mächte" von Christoph Franceschini zu erfahren ist.

In Österreich ist dieses Kapitel der Zeitgeschichte bisher nicht ausreichend beleuchtet worden. Im Gegensatz zu anderen Staaten wurden die Stay-behind-Strukturen in Österreich nie parlamentarisch untersucht, vieles ist weiterhin im Dunkeln.
(Markus Sulzbacher, 20.8.2021)
Nazis, rote Gewerkschafter und CIA-Waffenlager: Ein unaufgeklärtes Kapitel Zeitgeschichte
 
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