josef

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#21
Nochmals Schusterberg

1. Karte zu den Gefechten im Raum Moosbierbaum – Heiligeneich - Atzenbrugg – Perschlingtal mit Darstellung des Feuerbereiches vom Flak-Riegel der Doppelbatterie Schusterberg (12 Geschütze 8,8 cm) und von 2 cm leichter Flak bei Hütteldorf (blaue Punktierung). Deutsche Kräfte -> BLAU, Stoßrichtung der Russen -> ROT. (Quelle: Kartenbeilage 4 der „Mitteilungen VI des Heimatkundlichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln“, Tulln 1992)
2. Übersicht
3. Detail Schusterberg: ROT – Erinnerungskreuz, GELB – in etwa Lage der Geschützstellungen. Die bei der Kommassierung planierten bzw. zugeschütteten Gräben sind durch dunklere Färbung gut zu erkennen. Darin befanden sich lt. Auskunft des Informanten Baracken für die Mannschaften.
4. Blick von den ehem. Stellungen nach NO ins Tullnerfeld zu den damals zu schützenden Werksanlagen. Heute befinden sich am Gelände das Kraftwerk Dürnrohr (Bereich ex Südwerk – Raffinerie), die Müllverbrennungsanlage Dürnrohr und der Industriepark Pischelsdorf der DC (ex Nordwerk). Rechts der Bildmitte liegt Tulln (die hellen Gebäude sind die Zuckerfabrik) und daneben ist der Abfall der Wienerwaldberge zur Donau bei Greifenstein erkennbar.
5. Nochmals das Kohlekraftwerk Dürnrohr am ehemaligen Raffineriegelände, rechts die Müllverbrennungsanlage und im Anschluss in den Donauauen das Werk Pischelsdorf der DC (ex Nordwerk).
6. Blick vom Schusterbergkreuz nach Osten zum Wienerwald, rechts das Perschlingtal mit Michelndorf und Mitterndorf. Links die Hochfläche, wo sich die Flak-Stellungen befanden, rechts am Hang im Weingarten arbeitete mein Informant…
 

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#23
Der Schusterberg und seine Umgebung werden schon langsam zum "Mythos"
Aus eigenen Erfahrungen und "suchen" sollte man´s besser lassen sonst findet man heisse Dinge die man nicht suchte!!
 

josef

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#25
Eisenbahnflak Raum Moosbierbaum

Auf einem weiteren "NCAP-Lubi" stieß ich auf eine am Anschlussgleis zum ehemaligen Umspannwerk bei Heiligeneich abgestellte Wagengruppe nördlich der ehemaligen Bahnkreuzung mit der Straße Heiligeneich - Atzenbrugg.
Der deutlich sichtbare Abstand zwischen den einzelnen Waggons deutet auf eine getrennte Einzelaufstellung der Wagen hin! Im Gegensatz dazu erkennt man am Bf.-Gelände von Moosbierbaum abgestellte Zugsgarnituren (-> Wagen an Wagen gekuppelt...), die aus der Aufnahmehöhe des Lubi eine geschlossene dunkle Linie zeigen.

Diese getrennte "Einzelaufstellung" der Wagen auf der Anschlussbahn deutet auf die in diesem Raum zusätzlich zu den ortsfesten Flak-Batterien eingesetzte "Eisenbahn-Flak" hin!

Siehe dazu auch:
Anhang Beitrag#4 -> I. Flak-Untergruppe Moosbierbaum, 4. Judenau (Eisenbahnflak)
und
http://unterirdisch.de/index.php?threads/bereich-zwentendorf-moosbierbaum-pischelsdorf.4370/page-3#post-39841

Quelle Lubi: "National Collection of Aerial Photography"-GB: https://ncap.org.uk/search?keywords=Moosbierbaum
und
Dt. Heereskarte 1:100.000 - Ausgabe IV/1945
 

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Furch

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#26
Laut Überlieferungen gab es eine Hand voll Flugzeugabstürze in meiner Heimatgemeinde Langenrohr. 2 Stellen kenne ich in etwa. Kann jemand genaueres darüber sagen, bzw. gibt es Aufzeichnungen, Dokumente oder sonstiges darüber? Vielen Dank im Voraus und beste Grüße!
 

Furch

Well-Known Member
#27
Der Schusterberg und seine Umgebung werden schon langsam zum "Mythos"
Aus eigenen Erfahrungen und "suchen" sollte man´s besser lassen sonst findet man heisse Dinge die man nicht suchte!!
Deutest du den Fund von Granaten an? Vorsichtig freilegen, entfernen und die Polizei anrufen. Wenn man nicht fahrlässig oder unachtsam damit hantiert sollte nichts passieren. Wenn man jedoch erkennen kann dass es sich um eine Mine oder Handgranate handelt würde ich sofort die Freilegung einstellen und die Polizei rufen. Ich habe selbst in Trasdorf am Badesee als 13 jähriger die scharfe Granate einer 8'8er FlaK gefunden. Habe meiner Mutter bescheid gesagt und diese hat dann die Polizei verständigt.
 

cerberus9

Well-Known Member
#28
@Furch

FALSCH. Du scheinst keine Ahnung von Munition und deren Auffindung zu haben. Sonst würde du nicht sowas schreiben. Zitat: " Vorsichtig freilegen und Polizei rufen". NICHT vorsichtig freilegen, sondern liegen lassen und die Polizei verständigen wäre richtig gewesen. Bereits eine geringfügige Lageänderung KANN (nicht muß!!) zu einer Reaktion sprich Detonation führen. Was viele nicht wissen: Speziell bei alter Munition kann es zu chemischen Reaktionen bei den Zündern kommen. Und damit meine ich jetzt nicht die chemischen (Säure-) Zünder.

Mit besorgten Grüssen

Cerberus9
 

josef

Administrator
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#30
Laut Überlieferungen gab es eine Hand voll Flugzeugabstürze in meiner Heimatgemeinde Langenrohr. 2 Stellen kenne ich in etwa. Kann jemand genaueres darüber sagen, bzw. gibt es Aufzeichnungen, Dokumente oder sonstiges darüber? ...
Vielleicht hilft dir die Aufzeichnung/Auflistung der Absturzorte alliierter Flugzeuge in Österreich weiter:
http://www.bundesheer.at/download_archiv/pdfs/missing_in_action.pdf

Die Liste hat aber folgende Nachteile:
- Es sind nur Abstürze alliierter Flugzeuge verzeichnet, bei denen Besatzungsmitglieder ums Leben kamen.
- Die Liste ist alphabetisch nach den Namen der Verunglückten gereiht, die Absturzstellen sind in der letzten Spalte angeordnet und kommen je nach Anzahl der Opfer dementsprechend mehrmals vor.

lg
josef
 

Furch

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#31
Einer chemischen Reaktion im Zünder kann man aber leider nicht vorbeugen, das kann genauso passieren wenn du über die im Boden liegenden Munition herumspazierst. Wenn ich die Munition nicht bewege, gab anfasse oder sonstiges, sondern genau in der Position belasse und das Erdreich rumdherum (mit Fingerspitzengefühl) aushebe ist das Risiko genau so groß als würde ich darüber hinweg spazieren und die lauert 10 cm unter meiner Schuhsole... Lediglich die Zeit die ich an der Fundstelle über meinem Fund verbringe ist ein Risikofaktor. Sprich: Sofern ich den Zünder nicht anfasse, die Munition nicht bewege (nicht aus der Fundstelle hebe) und nur vom Erdreich herum befreie ist es im Falle einer chemischen Reaktion nur eine Zeitfrage. Wenn die nach über 70 Jahren genau hochgeht wenn ich darüber bin habe ich ziemliches Pech... Also ich glaube ich habe mich oben ei bisschen falsch ausgedrückt, ich würde sicher nicht die Granate aufheben oder sonstiges...
 

kallepirna

Well-Known Member
#32
Wie kann man nur solch einen Unsinn von sich geben. Was richtig wäre wurde doch gesagt, alles andere wäre Selbstmord. Denke mal dran du gefährdest bei solchen Aktionen nicht nur dich auch andere. mfg.kallepirna
 

Furch

Well-Known Member
#33
Vielleicht hilft dir die Aufzeichnung/Auflistung der Absturzorte alliierter Flugzeuge in Österreich weiter:
http://www.bundesheer.at/download_archiv/pdfs/missing_in_action.pdf

Die Liste hat aber folgende Nachteile:
- Es sind nur Abstürze alliierter Flugzeuge verzeichnet, bei denen Besatzungsmitglieder ums Leben kamen.
- Die Liste ist alphabetisch nach den Namen der Verunglückten gereiht, die Absturzstellen sind in der letzten Spalte angeordnet und kommen je nach Anzahl der Opfer dementsprechend mehrmals vor.

lg
josef
Vielen Dank! Werde die Liste mal durchstöbern! :D
 

Varga

Mann aus den Bergen
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#35

cerberus9

Well-Known Member
#36
@Varga
Gut, du hast eine Ausbildung zur Beseitigung von Blindgängern. Du kennst die funktionsweise der Munition und das Risiko. Aber @Furch sicher nicht. Und mal ehrlich was passiert wenn das Metallsuchgerät anschlägt. Man beginnt zu buddeln und je länger die Buddelei dauert wird man ungeduldig und früher oder später knallt man mit dem Spaten (oder was auch immer) auf das unbekannte Objekt der Begierde. Bzw. man erkennt eine Granate im ersten Augenblick nicht. Ich gebe zu Granate ist nicht gleich Granate. Aber diese Erkennen ist nach 70 Jahren im Boden (verdreckt, möglicherweise deformiert, verrostet, etc. nicht so einfach. Habe vor Jahren einmal eine Stock mit lauter Muscheln (nein ich war nicht sondln) aus der Donau gezogen. Ergebnis unter den Muscheln war eine 4cm Granate. Diese war durch die Muscheln unkenntlich.
PS.: manche russische Munition aus dem 2. WK ist sogar giftig. Damit ist jetzt kein Giftgas gemeint. Sondern der enthaltene Sprengstoff.

lg

Cerberus 9
 

josef

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#37
... Ich habe seinerzeit, 1968, auch eine Ausbildung im Auffinden und der Beseitigung von Blindgängern genossen. Das als Mitglied (Funker) der Waffenstillstandskommission in Korea...
Hallo Werner,
beim Schifahren stören dich die Drohnen, beim Curling brechen die Besen und der Flugplatz Buttwil liegt im Winterschlaf! Da wäre doch Zeit, die Kategorie "Weitere Länder" mit einem Bericht über spannende Erlebnisse aus Korea zu befüllen... (GRINS und WEG)

lg
josef
 

Furch

Well-Known Member
#38
@Varga
Gut, du hast eine Ausbildung zur Beseitigung von Blindgängern. Du kennst die funktionsweise der Munition und das Risiko. Aber @Furch sicher nicht. Und mal ehrlich was passiert wenn das Metallsuchgerät anschlägt. Man beginnt zu buddeln und je länger die Buddelei dauert wird man ungeduldig und früher oder später knallt man mit dem Spaten (oder was auch immer) auf das unbekannte Objekt der Begierde. Bzw. man erkennt eine Granate im ersten Augenblick nicht. Ich gebe zu Granate ist nicht gleich Granate. Aber diese Erkennen ist nach 70 Jahren im Boden (verdreckt, möglicherweise deformiert, verrostet, etc. nicht so einfach. Habe vor Jahren einmal eine Stock mit lauter Muscheln (nein ich war nicht sondln) aus der Donau gezogen. Ergebnis unter den Muscheln war eine 4cm Granate. Diese war durch die Muscheln unkenntlich.
PS.: manche russische Munition aus dem 2. WK ist sogar giftig. Damit ist jetzt kein Giftgas gemeint. Sondern der enthaltene Sprengstoff.

lg

Cerberus 9
Deines Meinung nach müsste man dann aber sofort wenn der Detektor ausschlägt die Polizei rufen... Ich muss das Objekt ja freilegen um zu sehen was es ist, ich sag mal wenn ich hier vorsichtig arbeite, die Munition nicht bewege, nicht dagegenschlage, nicht herumspiele oder sonstiges, hängt der große Bums nur noch vom Restrisikos der chemischen Reaktion ab. Es gibt zwar Munition die bei Kontakt mit Sauerstoff reagiert, aber diese raucht zunächst mal nur. Das sind dann aber eine Type von Brandbomben. Soweit möglich, würde ich den Zünder gar nicht freilegen. Generell, ich würde nur so lange herumscharren bis ich ziemlich sicher sein kann dass es sich um Munition handelt damit ich die Polizei kontaktieren kann. Sonst müsste ich bei jeder Schraube oder Dose anrufen... Und ich kenne den Aufbau von verschiedenster Munition und deren Gefahren.
 

josef

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#39
Dreifach-Batterie Frauendorf

Fand bei der Suche zwecks einer Anfragebeantwortung zum Feldflugplatz Bierbaum auch einen einen Bericht zu der an der Straße von Winkl nach Frauendorf gelegenen "Dreifach-Batterie" - (6., 7. und 8. Batterie der schweren Flak-Abteilung 234):


Flak Frauendorf
Letzte Änderung: 20.12.2015
Die Flak-Stellung
(Flak = Flugabwehrkanone oder Fliegerabwehrkanone)
Von August 1944 bis zum 7.5.1945 war an der Straße von Winkl nach Frauendorf die schwere Flak-Abteilung 234 mit einer Dreifach-Batterie - die 6., die 7. und 8. Batterie - mit 8,8 cm-Rohren stationiert. Neben der Luftabwehr hatte die Einheit zusammen mit einer schweren Artillerieabteilung und zwei motorisierten mittleren Artillerieabteilen auch den Auftrag, Feindbewegungen im Raum Tulln zu bekämpfen.
Herr Riegler aus Frauendorf war etwa 12 Jahre alt, als die Geschütze mit Tiefladern herangerollt wurden. Es wurden drei Stellungen errichtet, wobei jede aus sechs Geschützen bestand, die links neben dem Weg ca. 50 m weit auseinander aufgestellt waren. Nach ihrer Ausrichtung wurden sie die Winkler, die Neustifter (in der Ried Parz) und die Frauendorfer Stellung genannt. Um die Geschütze wurde ein Erdwall gezogen, sodass die Geschütze ein wenig geschützt standen. Die etwa 30 bis 40 Soldaten wohnten in Baracken. Die Schreibstube war in einem Zimmer des Gasthauses Riegler in Frauendorf eingerichtet.
Auch im Haus Kittinger war ein Offizier stationiert. Da er im Zimmer der Kinder schlief, mussten diese auf dem Fußboden schlafen. ein Teil der Besatzung war in Häusern und Stadeln in Winkl untergebracht. Es handelte sich in ersten Linie um junge Burschen, die ziemlich oft ausgewechselt wurden.Die Arbeit erledigten aber Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten.

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Das Funkmeßgerät - an der Kanone

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Die Abschüsse, wurden den verschiedenen Einheiten zugerechnet, obwohl man nie genau sagen konnte, welche Flak wirklich getroffen hatte.

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Brunnen - am Lafettengeschütz

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Vor der Baracke – drei Kameraden

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Bei der Vergatterung – das „Lehrpersonal“

Für die Frauendorfer Buben war das eine aufregende Sache. Sie hielten sich oft bei den Soldaten auf, durften sogar mit ihnen essen. Die Soldaten kamen oft nach Frauendorf ins Gasthaus der Familie Riegler. Alles in allem war der Kontakt zur Bevölkerung sehr gut. Wenn eine Partie abgelöst wurde, gab es im Gasthaus eine Abschiedsfeier, bei der Wein mit Bewilligungsschein aus Ottenthal oder Riedenthal geholt wurde. Transportiert wurde dieser auf dem Steyrer-Wagen von Fritz Riegler, einem Verwandten, der junge Franz Riegler war mit anderen Burschen oft mit dabei.

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Schulchronik Bierbaum
Ab Juli 1944 bis ins neue Schuljahr hinein war im Schulhaus Bierbaum in der 1. Klasse die Schreibstube der Flakbatterie L 62 871, München, einquartiert. Das ehemalige Lehrmittelzimmer wurde als militärische Unterkunftsmöglichkeit verwendet.
Während der Weihnachtsferien 1944 wurde auch die II. Klasse von der Flak besetzt und am 15.1. nach Aufforderung des Herrn Kreisschulrates Eyer wieder geräumt.

Die Waffen SS befestigte im April 1945 den Ort – 3 Haubitzen wurden hinter den Stadeln aufgestellt, die Flak-Stellung gegen Winkl ausgebaut und verstärkt, Panzersperren errichtet und Stellungen für MG und Panzerfaust gegraben.
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Brief eines Soldaten
von der Flak-Stellung an einen Freund:

Stellung den 9.II.45
Lieber Kamerad Otto!
Heute nach langem Warten hast du endlich ein Lebenszeichen von dir gegeben. Wie du ja geschrieben hast war deine Rückfahrt ganz stürmisch. Ich habe es im O.K.W.Bericht selbst angeführt, und dacht an euch, da ihr ja gerade zu Hause ankamt. So hat ja mal wieder gut gegangen, und ein altes Sprichwort hat sich mal wieder bewahrheitet. „Unkraut vergeht nicht, - und gute Ware hält sich.
Auch hatten am 31.1. – 7.8. – 8.8. und heute ganz tolle Sachen erlebt. 5 Maschinen wurden in unserem Objekt zur Strecke gebracht. Das war ein schöner Anblick. Aber auch Bomben waren im ganzen Umkreis bei uns gefallen. Zwischen uns und Winkl. – Werk Flugplatz. Wir hatten ja ein wenig A..gang, aber es ging mal gut.
Ich selbst bin noch bei bester Gesundheit. Wie ich sehe ist es bei dir auch noch der Fall. Auch der Hund bellt noch immer.
Lieber Otto was machen die Bilder? Willst du so nett sein, und mir mal eines zukommen lassen.
Warum lassen die andern nichts von sich hören? Habe ich sie so schlecht behandelt? Ich glaube nicht. Lasse sie alle recht herzlich grüßen.
Nun zum Schluß, Hals und Beinbruch, grüßt dein Kamerad
Lauer

Es grüßen Katky, Warnhofer, Conrad Wies, Tines
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Die Kampftage der schweren Flakgeschütze beschränkten sich auf die 17 Angriffstage auf Moosbierbaum. Mit kleineren Kalibern wurde bei jedem Jäger- und Jagdbomberangriff gefeuert. Gegen Ende des Krieges erfolgte von der Flak aus der Beschuss der Sowjetarmee, die ab 12. April über Tulln nach Westen vorgerückt ist.
In der Nacht vor dem Einmarsch der Russen, am 7. Mai, verließen die Soldaten die Stellung. Zuvor verschossen sie noch einen Teil der verbliebenen Munition in Richtung Pischelsdorf, damit sie den Russen nicht an die Hände fällt. Sie hatten alles verlassen, als ob sie gleich wieder kommen würden. Die Ortsbewohner nahmen in den Tagen danach alles mit, was sie brauchen konnten, angefangen von den Lebensmitteln, Decken, Holz etc. Die Familie Riegler baute eine der Baracken in ihrem Garten auf, doch die Russen eigneten sich diese später an. Die zurückgelassenen Geschütze wurden später von den Russen zerlegt.
Als der Krieg zu Ende war und die Russen kamen, brauchten die bei der Flak tätigen Zwangsarbeiter eine Bestätigung darüber, aus welchem Grund sie hier gewesen waren. Bürgermeister Leopold Grill aus Winkl stellte ihnen diese Bescheinigung aus. Einer kam nicht zum Bürgermeister, sondern versteckte sich in einem Haus, wo man ihm zu Essen gab. Doch bald wurde es dem Hausbesitzer zu gefährlich, da beim Auffinden des Versteckten auch er erschossen worden wäre, also schickte er den Mann weg. Die Russen, die ihn aufgriffen, machten mit ihm kurzen Prozess und erschossen ihn. Der Bürgermeister musste ihn mit einem Helfer eingraben.
Kurze Zeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges besichtigten zwei Burschen aus Winkl die verlassenen Flakstellungen, da einer der beiden eingerückt gewesen war und die Flakstellung noch nicht gesehen hatte. Die Stellungen waren wie gesagt, Hals über Kopf verlassen worden, ohne die restliche vorhandene Munition, Handgranaten und den Sprengstoff mitzunehmen. Die alles lagerte außerhalb des Erdwalles in Bunkern. Auch die Kanone war noch da. Einer der beiden kam auf die Idee, die ganze Anlage zu sprengen. Sie schichteten Munition und Sprengstoff in der Mitte auf, zündeten die Schnur und gingen hinter der etwas weiter entfernt liegenden Baracke in Deckung. Mit einem ohrenbetäubenden Knall flog die Stellung in die Luft, die Staubwolke reichte viele Meter hoch. Die Baracke erzitterte, aber die Burschen blieben unverletzt. Der Sprengstoff hatte ein Loch mit einem Durchmesser von etwa 30 m gerissen. Schnell machten sich die jungen Sprengmeister auf den Weg Richtung Winkl, da sie befürchteten, dass die Russen vom Flugplatz Bierbaum kommen und Nachschau halten würden. Nachspiel gab es keines, da niemand wusste, wer für den Riesenkrater verantwortlich war.
Die drei Stellungen blieben lange erhalten. Erst bei der Kommassierung im Jahr 1960 wurden sie mit Humus gefüllt. Heute noch erkennt man die Stellen, da dort "Hoasländ'n" sind, also Stellen, die schneller austrocknen und weniger Ertrag bringen.


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Besuch der Flak-Soldaten
Die Zeit in Frauendorf war vielen Flaksoldaten in Erinnerung geblieben, so wollten sie in reiferem Alter nochmals in unsere Gegend fahren und wandten sich daher mit einem Brief an Herrn Bürgermeister Solich:

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Wannweil, 10. Nov. 1998
Sehr geehrte Damen und Herren,
auf was für Gedanken doch manche Leute kommen. Vor allem nach so vielen Jahren! Wir sind eine stattliche Zahl von Schulkameraden, die 1939 in die Reutlinger „Johannes Kepler“ Oberrealschule für Jungen mit 10 Jahren eingeschult wurden. Im Frühjahr 1944 wurden wir zur Ausbildung zunächst nach Innsbruck und danach nach Karlsruhe zur schwere FLAK eingezogen. Im Sommer 1944 wurde unsere Einheit samt Geschützen und Munition nach Frauendorf verlegt. Die meisten von uns waren gerade 16 Jahre alt.
Vor Weihnachten 1944 wurden wir damaligen Luftwaffenhelfer wieder nach Karlsruhe zurückverlegt. Etliche von uns wurden im Frühjahr 1945 zur Wehrmacht eingezogen, gerieten in Gefangenschaft. Einige mußten noch ihr junges Leben lassen. Der Stamm unserer Flakbatterie blieb in Frauendorf und niemand weiß, wie es unseren Kameraden am Kriegsende ergangen ist.
Warum haben wir uns nie dafür interessiert? Einige haben wir aufgespürt, aber wir waren jung, hatten das Leben noch vor uns und so schliefen die Kontakte ein.
Allem Anschein nach muß man für manche Dinge älter und reifer werden. Wir sind alle Jahrgang 1928 und feierten dieses Jahr bei einem Klassentreffen unseren 70sten Geburtstag.
Viele waren zum ersten Mal dabei und hatten die anderen über 50 Jahre lang nicht mehr gesehen. Mittelpunkt und Hauptthema waren die Erinnerungen an unsere Flakzeit und dabei besonders das halbe Jahr in Frauendorf.
… Nun bin ich dabei, vom besagten Klassentreffen einen Abschlußbericht zu erstellen. Und da möchte ich gerne meinen Kameraden mitteilen, wie die letzten Wochen Anfangs des Jahres 1945 für die zurückgebliebenen Flak-Kameraden verliefen…. Vielleicht wäre dies auch die Grundlage für eine Busfahrt mit meinen Kameraden, die ich für Sommer kommenden Jahres nach Frauendorf plane…. Unterschrift Otto H.

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Bürgermeister Karl Solich war der Meinung, dass Franz Riegler aus Frauendorf ein solches Treffen gut organisieren könnte, zumal er in seiner Jugend selbst Kontakt mit den Flak-Soldaten gehabt hatte. Gesagt, getan, kam dieses Treffen im Juli 1999 zustande. Die Teilnehmer wurden in Pfullingen, Wannweil, Metzingen und Neuhausen abgeholt. Am 13. Juli kamen sie in Frauendorf an, von wo aus sie unter Führung von Herrn Riegler und seiner Gattin in den nächsten 3 Tagen die Wachau, Wien und den Neusiedler See besuchten, aber auch in Hause Riegler Gäste waren.


In der Garage bei Herrn Riegler

Dürnstein – Stift und Ruine wurde besichtigt

„Alles hört auf mein Kommando!“ – Herr Riegler führt die Gruppe an
Die meisten ehemaligen Kameraden kamen aus Deutschland, einige hatte es aber in die weite Welt verschlagen, so lebt einer ein Las Vegas, ein anderer in Thailand. Der Kontakt zwischen diesen Männern und Herrn Riegler bestand bis zum Tod von Herrn Riegler im Jahr 2014.

Franz Pösinger, Jahrgang 1931, Frauendorf
Ich selbst hielt mich nicht bei der Flak auf, konnte aber sehen, dass die Besatzung jeden Samstag zur Kirche gegangen ist. Sie hielten sich oft im Gasthaus Riegler auf.
Die Tiefflieger, die gegen Ende des Krieges die Flakstellungen angegriffen haben, sind so tief geflogen, dass bei unserem Ausnahmhaus, das sich hinter dem Wirtschaftsgebäude befunden hat, die Dachziegel davongeflogen sind.
Als die Soldaten abgezogen sind, haben sie in der Eile außer den Geschützen und Munition vieles hinterlassen, was die Dorfbevölkerung brauchen konnte. Wir fanden eine Schmalzpfanne zum Ausdrücken der Grammeln. Das Fernglas, das ich fand, war für mich als Halbwüchsigen ein kostbarer Besitz. Auch Wäsche, Kleidung und Decken fand man noch.
Die Geschütze waren mit Holzbalken kreuz und quer gestützt und verschraubt gewesen. Wir bauten diese Streben mit dem Werkzeug des Schmiedes Borresch ab und ließen beim Sägewerk Kettinger in Kirchberg Bretter für den Stadel daraus schneiden.
Granaten, die noch vorhanden waren, haben sich die Burschen genommen, entsichert, und zu Fronleichnam damit geschossen. Auch Raketenpistolen (Signalpistolen) und italienische Karabiner hatten einige ergattert und schossen damit – gut dass die Eltern nicht alles gewusst haben, was die Jugend in dieser Zeit getrieben hat.


Quellen:
Fotos und Informationen wurden freundlicherweise von Herrn Franz Riegler aus Frauendorf zur Verfügung gestellt.
Anton Handelsberger: Der Bombenkrieg 1944/1945 im Tullnerfeld, veröffentlicht in den Mitteilungen VI des Heimatkundlichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln.


September 2013
Maria Knapp
Quelle:
Heimatforschung Region Kirchberg am Wagram
Hinweis: Wir wollen Wissen über unsere Region weitergeben und erlauben die Verwendung von Texten zu nicht kommerziellen Zwecken unter Anführung der Quelle.
http://www.hf-kirchberg.at/index.php/kriege-und-revolutionen/der-2-weltkrieg-titel/flak-frauendorf



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Quelle: G.Holzmann; Der Einsatz der Flak-Batterien im Wiener Raum 1940-45; Heft 14 der MH-Schriftenreihe
 
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josef

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#40
Ballonsperren in Moosbierbaum

Interessant auch der Hinweis von @zwölfaxinger auf den Einsatz von Ballonsperren zum Schutz der Anlagen in Moosbierbaum!

Dazu ist auch bei
Richard Richter in "Das Werden der Donau Chemie" auf Seite 306/307
zu lesen:
Zum Schutz des Werkes Moosbierbaum vor drohenden Fliegerangriffen waren zuerst Ballonsperren errichtet worden. Bei Ertönen der Großsirene im Werk wurden sie hochgelassen, nachdem sie vorher auf geringer Höhe gehalten wurden. Daneben waren u das Werk leichte und mittlere Flakbatterien in Stellung. Im weiten Umkreis des Industriegeländes wurden in Abständen von 30 - 40 m Nebelfässer aufgestellt. Bei Gefahr entströmte diesen nach Öffnung der Sprühdüsen weißer Nebel (Chlorsulfonsäure in Verbindung mit Luft). Obst und Gemüse im Umkreis von 10 Meter um die Fässer wurden dabei vernichtet. Mit fortschreitender Heftigkeit der Luftangriffe wurden immer mehr und stärkere (schwere) Flakbatterien hier im Tullnerfeld konzentriert.
 
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