„Wider Gewalt und Vergessen“ wollte man bei dem Konzert am Sonntag auftreten. 180 Künstlerinnen und Künstler kamen, um ohne Bezahlung zu spielen. 14.400 Häftlingen wollte man gedenken, jedem einzelnen wurden drei Sekunden Musik gewidmet – in etwa die Zeit, die man für das Aussprechen des Namens brauchen würde.
Der Verein „MERKwürdig“ recherchierte die 14.400 Namen im Vorfeld der Veranstaltung. Ziel sei gewesen „den Menschen, die damals Nummern waren, ihre Namen zurückgeben“, sagte Obmann Alexander Hauer. Auf dem Gelände der Birago-Kaserne befand sich eines von mehr als 40 Außenlagern des KZ Mauthausen. Häftlinge aus mehr als 20 Ländern waren hier interniert, fast 5.000 von ihnen wurden ermordet. Die Namen der Getöteten sind schon seit längerem auf einer Gedenktafel niedergeschrieben.
ORF
Auf einer Gedenktafel sind die Namen aller Getöteten zu lesen
Halbstündige Konzerte
Die Konzerte begannen am Sonntag um 10.00 Uhr mit Maria Zauner in der Melker Stiftskirche, später wechselten sich am Hauptplatz halbstündlich Künstlerinnen und Künstler ab, darunter etablierte Musikgrößen wie Otto Lechner oder Manuel Rubey und Gerald Votava. Parallel dazu gab es musikalische Interventionen bei der Gedenkstätte und direkt am Kasernenareal.
„Ich denke, es ist eine Zeit gewesen, die nicht in Vergessenheit geraten darf“, sagte etwa Martina Handl aus Zelking (Bezirk Melk). Sie habe früher viel von ihren Großeltern gehört, erzählt sie. Auch Anneliese Wieser aus Pöchlarn entschied sich, zum Konzert zu kommen: „Wir ‚Alten‘ haben das noch etwas in Erinnerung. Danke an die vielen Jungen, die da sind.“
Überlebender will „zeigen, was hier passiert ist“
Im Publikum ist auch einer, der die KZ-Außenstelle als Häftling er- und überlebte. Andrew Sternberg wurde von Auschwitz nach Mauthausen und später nach Melk gebracht. „Ich habe keine Familie. Die tausenden anderen Häftlinge, die auch hier waren, sind meine Familie.“
ORF
Der KZ-Überlebende Andrew Sternberg sprach vor dem Publikum auch über seine Erfahrungen
Seit etwa 30 Jahren kommt Sternberg jedes Jahr nach Melk. „Es ist wie bei den Leuten, die regelmäßig zum Friedhof gehen, um an ihre Angehörigen zu denken“, sagte er. Als er als Häftling hier war, „dachte ich zuerst immer, dass ich das nie überstehen würde. Eines Tages beschloss ich jedoch, der Welt zu zeigen, was hier passiert ist und was ich erlebt habe. Ich möchte die Nachricht überbringen.“
23.09.2019