Eine Zeitreise in die Vergangenheit von Wullersdorf im Niederösterreichischen Weinviertel

Bunker Ratte

Well-Known Member
#1
Nach längerer Zeit machte ich wieder das Weinviertel unsicher und dabei fand ich in Wullersdorf eine interessante Geschichte, hier im Forum wurde das Thma schon angeschnitten!

Um das Jahr 1.000 n. Chr:
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Urkunde aus 1108
Von den im Kloster Melk aufbewahrten alten Urkunden ist die "Nummer 2" für Wullersdorf und seine Umgebung am interessantesten.
Unter dem Datum 10. Oktober 1108 werden Wullersdorf - und viele Orte der Umgebung - erstmals in einer Urkunde angeführt.


Die gezielte Besiedelung unserer Gegend erfolgte etwa um das Jahr 1.000 n. Chr.
Bereits 1108 wurde dann in Wullersdorf eine Kirche eingeweiht. Wullersdorf wurde zur Pfarre erhoben und von den Babenbergern dem Kloster Melk geschenkt. Aus der ursprünglich sehr großen Pfarre wurden immer wieder Teile ausgegliedert und neue Pfarren gegründet.
Das durch die Besiedelung neu gewonnene Land wurde von den Landesherrn an Adelige und Klöster gegeben. Dadurch entwickelten sich im ganzen Land sogenannte Grundherrschaften als Eigentümer von Grund und Boden.
Die Grenzen der einzelnen Herrschaften waren oft sehr unregelmäßig. Oftmals teilten sich mehrere Herrschaften eine Ortschaft, wobei die Größte dann die Ortsobrigkeit (niedere Gerichtsbarkeit) ausübte.
Durch Kauf und Tausch von Grundstücken änderten sich auch die Eigentumsverhältnisse. So um das Jahr 1500 hatten sich zwei Herrschaften gebildet. Die Größere, sie gehörte den Grafen von Hardegg, stellte den Marktrichter und war Ortsobrigkeit. Die Kleinere gehörte dem Kloster Melk.
1651 kaufte das Kloster Melk die Herrschaft Wullersdorf aus dem Besitz der Hardegger und war damit, bis 1848, Alleineigentümer.
Die Wullersdorfer Grundherrschaft bewirtschaftete einen Teil ihres Grundbesitzes selber, gab den größeren Teil aber an "Untertanen" zur Bewirtschaftung weiter.
Die Untertanen mussten bei der Übernahme dem Grundherrn "Treue und Gehorsam" schwören. 1848 endete diese "Untertänigkeit". Die dann "ehemaligen Untertanen" konnten Grund und Boden als Eigentum erwerben.
Mussten die Untertanen ihrem Grundherrn Treue und Gehorsam schwören, so war es die Pflicht der Grundherren für "Schutz und Schirm" zu sorgen. Dadurch entstand die "Wullersdorfer Wehrkirche" [Siehe Ausschnitt aus dem Bild von Franz Mayer - 1756].
Das ursprünglich große Pfarrgebiet wurde durch Ausgliederungen kleiner, die Gemeinde wurde durch Eingliederungen (in den letzten Jahrzehnten) größer.

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Bild von Franz Mayer - 1756

Wullersdorf wurde zur Pfarre ernannt und die zugehörigen Pfarrorte wurden einzeln aufgezählt.
Folgende Dörfer gehörten zur Pfarre:
Wullersdorf, Immendorf, Kalladorf, Guntersdorf, Grund, Obersteinabrunn, Windpassing, Suttenbrunn, Kadolz, Mailberg, Obritz, Schalladorf, Untermarkersdorf, Alberndorf und Auggenthal.
In vielen der Orte werden im Jahr 2008 diese 900 Jahre gefeiert. Auch Wullersdorf hat dazu einige Aktivitäten.
Quelle: Gemeinde Wullersdorf (Geschichte)


Großer Brand in Wullersdorf 1822:
Da hockt er nun im Gemeindekotter und denkt über seine Untat nach. Am 14. Feber 1825 inhaftiert, gestand er 6 Brandstiftungen, die er in den letzten Jahren begangen hatte.
„Ich heiße Brenner, bin ein Brenner und bleibe Brenner“ soll der Wullersdorfer Färbermeister Johann BRENNER im Arrest gesagt haben.
Am 17. Feber 1825 wurde er an das Kriminalgericht Guntersdorf überstellt, wo man ihn am nächsten Tag – in seine Zelle – tot auffand.
Beim Feuer am 1. April 1822 verloren 17 Personen das Leben. Von insgesamt 162 Häusern brannten 126 ab, dazu die Wirtschaftsgebäude und 60 Scheunen, auch das Kirchendach und der (Nord-) Turm.
Quelle: Bild 8
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Pfarrkirche:
1108 wurde eine Kirche durch den Bischof von Passau dem Heiligen Georg geweiht. Mitte des 15.Jhdts folgte ein gotischer Bau. Die Apsis und die nördliche Sakristei sind noch aus dieser Zeit. Die gotischen Spitzbogenfenster und die Gewölbeansätze sind noch im Dachraum zu sehen. Von 1723 bis 1733 wurde durch Jakob Pranddtauer und Josef Munggenast die Kirche im barocken Stil umgestaltet. Der ursprüngliche Turm an der Nordseite der Apsis wurde 1822 durch einen Brand stark beschädigt und musste später gänzlich abgetragen werden. Der turmlosen Kirche wurden 1864/65 zwei Türme an der Westfassade durch den Wullersdorfer Baumeister Josef Stirbl angebaut. Wullersdorf kann als Mutterpfarre des nordwestlichen Weinviertels angesehen werden. Das ursprüngliche Pfarrgebiet reichte von Kadolz bis Haugsdorf im Pulkautal und bis Guntersdorf im Westen. Von der Ausstattung ist die Statue der Mutter Gottes aus dem 15. Jhdt. und die Orgel von Johann Hencke (1744) erwähnenswert.
Quelle: 9 Pfarrkirche Bild 25

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Bunker Ratte

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#3
Seitlich der Kirche liegt der Karner, in im Kern romanischer Rundbau, der im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts barockisiert wurde.
Ein romanischer Karner aus dem 12. Jhdt. mit mehreren Zubauten aus dem 18. Jhdt. Über dem Portal ist der Heilige Wolfgang dargestellt. Im Untergeschoss des Rundbaues befindet sich ein Gebeinhaus. Die im Osten angebaute Gruft diente der Pfarrgeistlichkeit als letzte Ruhestätte. Im oberen Rundbau befindet sich ein barocker Steinaltar. Heute wird die Wolfgangskapelle als Aufbahrungshalle verwendet.
Quelle: 10 Wolfgangskapelle Bild 40

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Bunker Ratte

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#4
Ein Rundgang auf dem historischen Marktplatz:

Schwertarmbaum Bild 38:
Seit 1136 wird Wullersdorf als Markt genannt. Die Marktzeiten wurden mit der gloßen Glocke ein- und ausgeläutet. Während dieser Zeit wurde der Schwertarm am Pranger aufgesteckt um allen anzuzeigen, dass das Marktrecht gilt. Gleichzeitig wurden die Marktgebühren erhöht und die Strafen für verschiedene Delikte angehoben.

Pranger Bild 35:
Ein Zeichen der niedrigen Gerichtsbarkeit, gotisch mit einer barocken Bekrönung.

Fertinantkeller/Ziegelmuseum, in den weiteren Beiträgen ersichtlich:
Seit der Besiedlung im Mittelalter (~1050) entstanden unterirdische Gänge als „Fluchtanlage“. Fast sämtliche Häuser am Platz waren miteinander verbunden. Viele Zugänge wurden abgemauert. Bis 1959 standen über dem Kellerabgang drei Häuser. Das größte davon diente als Vogtei der Grafen von Hardegg. Nach Abbruch der Häuser geriet der Keller in Vergessenheit. Erst 2001 nachdem ein Auto einbrach, erinnerte man sich wieder. Im neu errichteten Abgang gestaltete man ein Ziegelmuseum mit rund 400 verschiedenen Ziegeln.
Quelle: 8.1 Marktplatz Rundgang Bild 36

Die ehem. Vogtei ein Bild im Ziegelmuseum ausgestellt
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Der Pranger Bild 35
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Bunker Ratte

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#5
Nun darf ich Euch einladen zu einer kleinen Führung ins Ziegelmuseum Wullersdorf:
anbei ein herzliches Dankeschön an Herrn Ernst für die tolle Führung durch das Ziegelmuseum und die Erdställe in Wullersdorf. Im Ziegelmuseum sind rund 400 verschiedene Ziegel ausgestellt.

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Abgang ins Museum und zu den Mittelalterlichen Erdställen(Fluchtanlagen)
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Bunker Ratte

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#7
Eine kleine Reise durch die Erdställe in Wullersdorf, sie dienten auch zu Kriegszeiten als Schutz der Bevölkerung:
faszinierend sind auch diverse Schriften die hier zu finden sind.

abwärts in die Fluchtanlage, auch ein Eiskeller war hier angelegt
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der aktuelle Plan der begehbaren Erdställe
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der Eiskeller
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#10
und zu guter letzt noch ein kleiner Blick zur Feuerwehrgeschichte in Wullersdorf, wo es eine Sammlung von Herrn Ernst im ehemaligen Rathaus gibt:

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