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Brückentorso von Krummnußbaum
Da ich kürzlich in der Gegend war, und mir diese Bauruine schon vor längerer Zeit vom Zug aus aufgefallen ist, habe ich mir die Umgebung etwas angeschaut.
Wie bei vielen Bauwerken aus der Zeit des 3. Reichs fällt auf, dass es scheinbar aus dem Zusammenhang gerissen mitten in die Welt gesetzt worden ist.
Der planerische Zusammenhang ist mit schleierhaft. Die Gegend von Pöchlarn hätte sich für einen Anschluss des nördlichen Donauufers und der Wachau an das Autobahnnetz doch viel eher angeboten. Was für einen Sinn hätte es gemacht, eine Schnellstraße um teures Geld und mit großen Steigungen über das dünn besiedelte Plateau zwischen Ybbs und Pöchlarn (etwa in der Linie Plaika - Krummnußbaum) zu einer Donaubrücke zu führen, wenn die Autobahn bei Pöchlarn fast die Donau berührt? Das Fehlen jeden späteren Straßenbauprojekts in dieser Relation spricht Bände, während der vor einigen Jahren erfolgte Bau einer Donaubrücke in Pöchlarn den Sinn dieser Variante bestätigt.
Könnte es sein, dass die Ruine doch von einem viel kleineren Projekt stammt, etwa einer Überführung der (heutigen) Landesstraße Krummnußbaum - Kolm (B1) über die Westbahn?
Südlich von Krummnußbaum bei der Siedlung Annastift kreuzt übrigens eine eigenartige Straße die Landesstraße und die Trasse des möglichen Schnellstraßentorsos. Sie führt in Ost-West-Richtung oberhalb der Donau, und obwohl es sich bestenfalls um eine lokale Siedlungsstraße bzw. einen Güterweg handelt, besteht die Straßenoberfläche aus massiven Betonfeldern, teilweise schon überwachsen und zerbrochen, sodass teilweise nur mehr eine Hälfte befahrbar ist. In der Bundesamtskarte ist sie als "Straße 3. Ordnung" ersichtlich; sie ist deutlich breiter als ein Güterweg. Die mysteriöse Straße endet im Westen bei einem Marterl ("Bildeiche") bzw. führt von dort als Schotterstraße weiter durch den Wald. Dort befindet sich eine Versuchspflanzung der Bundesforste mit einigen ebenerdigen Gebäuden. Im Osten endet die Betondecke ca. hundert Meter nach der Kreuzung im Bereich von Siedlungshäusern, bald danach endet auch die Straße. Der Straßendecke nach würde sich sagen: Baujahr 1940 bis 1960. Braucht eine Baumschule wirklich eine so großzügige Zufahrt?
josef hat geschrieben:
Streckenführungsvarianten der RAB (München – Salzburg) - Linz – Wien:
H. Weihsmann schreibt in „Bauen unterm Hakenkreuz – Architektur des Untergangs“ ISBN 3-85371-113-8 auf Seite 143:
…sollte eine andere Strecke nach Wien führen, wobei sich die Autobahn bei Melk in einen südlichen und in einen nördlichen Ast teilen sollte. Die eine Strecke war nördlich der Donau über Pöchlarn und Melk (neue Autobrücke über die Donau) nach Krems vorgesehen, die andere – südlich von Böheimkirchen – sollte bei Alland über Heiligenkreuz und Sittendorf nach Mödling geführt und beim „Kleeblatt“ Vösendorf mit der Hauptstrecke Wien – Graz verbunden werden.
Die Ruinen der Widerlager für eine Brücke über die Westbahn bei Krummnußbaum zeugen davon, dass zumindest mit einem Bauwerk dieses Projektes begonnen wurde… Die Breite der Betonkonstruktion zur Auflage des Brückentragwerkes lässt darauf schließen, dass es sich bei diesem „nördlichen Ast“ um keine vollwertige Autobahn mit 2 Fahrspuren je Richtung, sondern um eine „normale“ Straße (Schnellstraße ?) mit je einer Richtungsfahrbahn gehandelt hätte.
Die Trasse hätte westlich Erlauf von der Westautobahn ca. 5 km Richtung N nach Krummnußbaum (3 km westlich Pöchlarn) geführt, dort mit der als Torso vorhandenen Brücke die Westbahn übersetzt und kurz danach wäre die Donaubrücke nach Marbach gefolgt. Der weitere Verlauf nördlich der Donau nach Krems dürfte mit der 1954 – 58 neu gebauten Wachaustraße (B3) ident gewesen sein, da eine parallele Streckenführung zur Donau weiter nördlich über topografisch ungünstiges Gelände geführt hätte.
H. Weihsmann schreibt in „Bauen unterm Hakenkreuz – Architektur des Untergangs“ ISBN 3-85371-113-8 auf Seite 143:
…sollte eine andere Strecke nach Wien führen, wobei sich die Autobahn bei Melk in einen südlichen und in einen nördlichen Ast teilen sollte. Die eine Strecke war nördlich der Donau über Pöchlarn und Melk (neue Autobrücke über die Donau) nach Krems vorgesehen, die andere – südlich von Böheimkirchen – sollte bei Alland über Heiligenkreuz und Sittendorf nach Mödling geführt und beim „Kleeblatt“ Vösendorf mit der Hauptstrecke Wien – Graz verbunden werden.
Die Ruinen der Widerlager für eine Brücke über die Westbahn bei Krummnußbaum zeugen davon, dass zumindest mit einem Bauwerk dieses Projektes begonnen wurde… Die Breite der Betonkonstruktion zur Auflage des Brückentragwerkes lässt darauf schließen, dass es sich bei diesem „nördlichen Ast“ um keine vollwertige Autobahn mit 2 Fahrspuren je Richtung, sondern um eine „normale“ Straße (Schnellstraße ?) mit je einer Richtungsfahrbahn gehandelt hätte.
Die Trasse hätte westlich Erlauf von der Westautobahn ca. 5 km Richtung N nach Krummnußbaum (3 km westlich Pöchlarn) geführt, dort mit der als Torso vorhandenen Brücke die Westbahn übersetzt und kurz danach wäre die Donaubrücke nach Marbach gefolgt. Der weitere Verlauf nördlich der Donau nach Krems dürfte mit der 1954 – 58 neu gebauten Wachaustraße (B3) ident gewesen sein, da eine parallele Streckenführung zur Donau weiter nördlich über topografisch ungünstiges Gelände geführt hätte.
Wie bei vielen Bauwerken aus der Zeit des 3. Reichs fällt auf, dass es scheinbar aus dem Zusammenhang gerissen mitten in die Welt gesetzt worden ist.
Der planerische Zusammenhang ist mit schleierhaft. Die Gegend von Pöchlarn hätte sich für einen Anschluss des nördlichen Donauufers und der Wachau an das Autobahnnetz doch viel eher angeboten. Was für einen Sinn hätte es gemacht, eine Schnellstraße um teures Geld und mit großen Steigungen über das dünn besiedelte Plateau zwischen Ybbs und Pöchlarn (etwa in der Linie Plaika - Krummnußbaum) zu einer Donaubrücke zu führen, wenn die Autobahn bei Pöchlarn fast die Donau berührt? Das Fehlen jeden späteren Straßenbauprojekts in dieser Relation spricht Bände, während der vor einigen Jahren erfolgte Bau einer Donaubrücke in Pöchlarn den Sinn dieser Variante bestätigt.
Könnte es sein, dass die Ruine doch von einem viel kleineren Projekt stammt, etwa einer Überführung der (heutigen) Landesstraße Krummnußbaum - Kolm (B1) über die Westbahn?
Südlich von Krummnußbaum bei der Siedlung Annastift kreuzt übrigens eine eigenartige Straße die Landesstraße und die Trasse des möglichen Schnellstraßentorsos. Sie führt in Ost-West-Richtung oberhalb der Donau, und obwohl es sich bestenfalls um eine lokale Siedlungsstraße bzw. einen Güterweg handelt, besteht die Straßenoberfläche aus massiven Betonfeldern, teilweise schon überwachsen und zerbrochen, sodass teilweise nur mehr eine Hälfte befahrbar ist. In der Bundesamtskarte ist sie als "Straße 3. Ordnung" ersichtlich; sie ist deutlich breiter als ein Güterweg. Die mysteriöse Straße endet im Westen bei einem Marterl ("Bildeiche") bzw. führt von dort als Schotterstraße weiter durch den Wald. Dort befindet sich eine Versuchspflanzung der Bundesforste mit einigen ebenerdigen Gebäuden. Im Osten endet die Betondecke ca. hundert Meter nach der Kreuzung im Bereich von Siedlungshäusern, bald danach endet auch die Straße. Der Straßendecke nach würde sich sagen: Baujahr 1940 bis 1960. Braucht eine Baumschule wirklich eine so großzügige Zufahrt?