Österreichische Kriegsgefangenenlager im 1. Weltkrieg

josef

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#1
Durch den jahresthematischen Schwerpunkt „Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren“ gelangen die ehemaligen riesigen Kriegsgefangenenlager auf heutigem österreichischen Staatsgebiet wieder in die Erinnerung des Gedenkens!

Die großen Barackenlagerstädte beherbergten inklusive der Wachmannschaften zwischen 20.000 bis über 50.000 Mann. Meistens ein Vielfaches der ortsansässigen Bevölkerung der Lagerstandorte!
Diesen „Stammlagern“ waren jeweils weit über 100.000 Kriegsgefangene zugeteilt, die außerhalb des Stammlagers in unzähligen kleineren „Sublagern“ zur Arbeitsleistung eingeteilt bzw. untergebracht waren.

So war z.B. während des 1. WK der kleine Ort Sigmundsherberg mit über 40.000 Mann Belag des dortigen Lagers die größte Siedlung im Waldviertel. Ganz gewaltig war die komprimierte Unterbringung im Erlauftal, wo in der Lagerkette entlang des Flusses in Petzenkirchen, Wieselburg, Mühling und Purgstall insgesamt fast 80.000 Personen die Baracken bevölkerten!

Aus mir zur Verfügung stehenden diversen Unterlagen habe ich eine Liste der Kriegsgefangenen - „Stammlager“ zwischen 1914 – 1918 zusammengestellt (nur Österreich-Standorte). Wie schon geschrieben, gab es zu den „großen“ Lagern viele Sublager. Man darf auch nicht die hier aufgelisteten „Kriegsgefangenenlager“ mit den weiteren großen „Internierten-, Flüchtlings- und Umsiedlerbarackenlager“ verwechseln (z.B. Gmünd im Waldviertel, Graz-Thalerhof, Wagna bei Leibnitz usw. …)!
 

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#2
Das „vergessene“ Russenlager Grödig

Das „vergessene“ Russenlager Grödig

Dass sich in Grödig (Flachgau) eines der größten Kriegsgefangenenlagers Europas befand, ist nur wenigen bekannt. Historiker befassen sich 2014 in einem neuen Buch und in der Ausstellung des Salzburg Museums - über den Ersten Weltkrieg - mit dem Thema.

Gleich nach Beginn des Ersten Weltkrieges sind im Herbst 1914 in Salzburg die Vorbereitungen für ein riesiges Kriegsgefangenenlager getroffen worden. Bis zu 40.000 Gefangene und auch Flüchtlinge wurden von 1915 bis 1920 nahe der Salzburger Stadtgrenze in Grödig und Niederalm in Baracken gepfercht. Das Elend war wegen Krankheiten und der Lebensmittelknappheit in den späteren Kriegsjahren groß.

Neues Buch
„Das Lager bestand aus mehreren Teilen. Es gab ein klassisches Kriegsgefangenenlager und ein Flüchtlingslager für Menschen, die vor der russischen Armee geflüchtet sind oder die abgesiedelt wurden“, sagte Oskar Dohle, Direktor des Salzburger Landesarchivs und mehrfacher Buchautor der Austria Presse Agentur (APA).

Gerda Dohle, ebenfalls Historikerin, stellt dieser Tage einen Beitrag für ein neues Buch über den Ersten Weltkrieg in Salzburg und das Lager Grödig fertig. Es erscheint im Juni 2014. Viel neues Wissen recherchiert: Gerda und Oskar Dohle haben dafür auch die Gendarmerie-Chroniken des Postens Grödig ausgewertet, wo vielerlei Vorkommnisse und Tragödien dokumentiert werden mussten.

Ausstellung im Salzburg Museum
Die Geschichte des Lagers Grödig ist auch Teil der geplanten großen Sonderausstellung über den Ersten Weltkrieg und seine Folgen für die Bevölkerung - zu sehen im Salzburg Museum von 9. Mai bis 28. September 2014. Kuratorin und Hauptgestalterin ist die Salzburger Zeithistorikerin und Provenienzforscherin Susanne Rolinek.

Die Kriegsgefangenen in Grödig während und nach dem Ersten Weltkrieg waren vorwiegend Russen, aber auch Serben und Ostasiaten. Die Flüchtlinge, die ins Land strömten, kamen aus Osteuropa, der damaligen Donaumonarchie und der Westukraine. „Das Lager in Salzburg war aber nicht besser oder schlechter als andere Lager“, sagte Dohle. Die Behörden seien wegen der großen Anzahl von Menschen überfordert gewesen. „Ab Winter 1915/16 wurde es langsam dramatisch wegen der immer schlimmer werdenden Versorgung mit Lebensmitteln.“

Auch Lager in Mauthausen und Ranshofen
Dohle wies darauf hin, dass nicht nur in Grödig ein großes Kriegsgefangenenlager errichtet worden war, sondern auch in Mauthausen und in Ranshofen im benachbarten Oberösterreich. Der damalige Linzer Bischof habe den Kriegsgefangenen in Mauthausen Mut zugesprochen und sich dort das Fleckfieber geholt. „Er ist daran gestorben.“ Bischof Rudolph Hittmair, der sich zum Krankenpfleger ausbilden ließ, war am 5. März 1915 der ansteckenden Krankheit erlegen. Rund 8.000 serbische Kriegsgefangene sind am Friedhof des 1. Weltkrieges in Mauthausen begraben. Das dortige Lager befand sich übrigens in einem anderen Mauthausener Ortsteil als das spätere Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg.

Im April 1915 kamen die ersten großen Gefangenentransporte in Grödig an. Gegen Kriegsende lebten in den rund 300 Baracken des Kriegsgefangenenlagers rund 40.000 Menschen und damit um einige tausend mehr als die Stadt Salzburg Einwohner hatte: rund 35.000. Für soziale Kontakte und zur Ausübung der jeweiligen Religionen standen den Insassen eine Theaterbaracke, eine Bibliothek, Kirchen und ein muslimischer Gebetsraum zur Verfügung.

Teils katastrophale hygienische Zustände
Da ein Großteil der Gefangenen Russen waren, wurde das Lager in Grödig von der Bevölkerung als „Russenlager“ bezeichnet. Wie in anderen Lagern auch traten zahlreiche Infektionskrankheiten auf. Es soll Tage gegeben haben, an denen 40 Menschen starben. Laut der Grödiger Gemeindechronik sind während der Lagerzeit über 2.000 Menschen gestorben, wie die Salzburger Historikerin Gerda Dohle der APA erklärte. „Die Zahl dürfte aber um einiges mehr gewesen sein.“ Zeitzeugen berichteten von 17.000 bis 23.000 Toten.

Riesiger Friedhof beim Untersberg
Der „Russenfriedhof“ in Grödig erinnert noch heute an das Gefangenenlager. Am 15. November 2014 findet dort eine Gedenkfeier statt. „Ungefähr 3.800 Personen sind auf dem Russenfriedhof begraben“, schilderte Friedhofswärter Sepp Haslauer. „Das waren vorwiegend Russen, Serben und Italiener. Vom Glaubensbekenntnis her waren sie russisch-orthodox, jüdischen Glaubens, Katholiken und Muslime. Es wurden auch etwa 800 Kinder bestattet, sie kamen aus dem ehemaligen Flüchtlingslager aus der Vojvodina.“

Das österreichische Schwarze Kreuz ist mit der Pflege des „Russenfriedhofes“ betraut. Es kommt auch für die Kosten auf, die bei Allerheiligensammlungen hereingebracht werden.

Aufstand unblutig beendet
Im April 1918 kam es in Grödig zu einem Lageraufstand, an dem sich rund 3.000 Insassen beteiligten. Er wurde vom Militär unblutig beendet. Nach Kriegsende wurde das Gefangenenlager aufgelöst. Ein kleiner Bereich diente in der Zwischenkriegszeit als Lehrlings-Erholungsheim, nach 1938 wurde es in eine „Führerschule“ der Hitlerjugend umfunktioniert. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fanden Flüchtlinge in den übrig gebliebenen Baracken eine Unterkunft.

Dohle & Rolinek
Gerda Dohle hat in der im Juni 2014 erscheinenden Publikation „Salzburg im Ersten Weltkrieg. Fernab der Front - dennoch im Krieg“ (Herausgeber: Oskar Dohle und Thomas Mitterecker) einen Beitrag über das Kriegsgefangenen- und Flüchtlingslager in Grödig verfasst. Und das Salzburg Museum mit Kuratorin Susanne Rolinek widmet dem Ersten Weltkrieg zum Gedenkjahr eine Ausstellung unter dem Titel „Krieg. Trauma. Kunst. Salzburg und der Erste Weltkrieg“ von 9. Mai 2014 bis 28. September 2015.
http://salzburg.orf.at/news/stories/2636949/

Anmerkung: Beim im Artikel genannten Lager Ranshofen dürfte es sich um das Kriegsgefangenenlager "Braunau" handeln.
 

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#3
Kriegsgefangenen- u. Interniertenlager Grödig u. St. Leonhard - Sbg.

Nachstehend eine Übersichtskarte und Fotos des Lagerkomplexes Grödig und St. Leonhard am Fuße des Untersberges:

Bildquellen: Ansichtskarten, Wiki u. Salzburg-Wiki:
 

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#4
Kriegsgefangenenlager Sigmundsherberg

Hier geht es zu einem bereits 2009 eröffneten Thread zum Kriegsgefangenenlager Sigmundsherberg im Waldviertel.
 
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#5
Kriegsgefangenenlager im Erlauftal

Ich beginne die Berichte zu den ehemaligen Lagern im Erlauftal mit einer Literaturempfehlung:

Eine umfassende und interessante Darstellung der Thematik der K.u.k. Kriegsgefangenenlager Wieselburg/Petzenkirchen, Mühling und Purgstall gelang dem Autor und Obmann des "Erlauftaler Bildungskreises" Franz Wiesenhofer mit der auf über 420 Seiten publizierten Forschungsarbeit!

Das Buch von
Franz Wiesenhofer;
"Gefangen unter Habsburgs Krone"
K.u.k. Kriegsgefangenenlager im Erlauftal;
Purgstall 1998 - ISBN 3-9500676-1-2
kann man beim "Erlauftaler Bildungskreis" bestellen:

http://www.erlauftalerbildungskreis.../gefangen-unter-habsburgs-krone/bestellung007

Preis Euro 30,- + Verpackungs- u. Versandkosten.
Auch im Shop des "Erlauftaler Feuerwehrmuseums" in Purgstall kann man das Buch erwerben.
 

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#6
Lager Petzenkirchen/Wieselburg und Mühling

Nun die Auflistung der Kriegsgefangenenlager im Norden des Erlauftales mit dem

Lagerbereich Petzenkirchen-Wieselburg:

Der Höchstbelag betrug lt. Aufstellung Beitrag #1 an Gefangenen und Bewachungspersonal 430 Offiziere und 51.000 Mann, Bauobjekte gab es 684.

Bilder:
1. Blick von Wieselburg nach N Richtung Ort Petzenkirchen mit den Lagerbaracken. In Bildmitte ist der Bf. Wieselburg zu erkennen. Der Wieselburger Lagerkomplex befand sich ausßerhalb des rechten Bildrandes.
2. Fertiggestellte bzw. in Bau befindliche Objekte des Wieselburger Lagerteiles.
3. Google-maps Bild mit den ungefähren Lagerbereichen: ROT - Petzenkirchen, GELB - Wieselburg.



Offizierslager Mühling:

Erlauf aufwärts südlich von Wieselburg folgte das Offizierslager Mühling.

Der Höchstbelag betrug lt. Aufstellung Beitrag #1 an Gefangenen und Bewachungspersonal 350 Offiziere und 550 Mann, Bauobjekte gab es 30.

Bilder:
4. Der Lagerbereich mit der Erlauf an der NO-Seite.
5. Google-maps Bild mit der ungefähren Lage.

Die Fotos 1, 2 u. 4 stammen aus dem Buch "Gefangen unter Habsburgs Krone". © Franz Wiesenhofer (Dank an Franz für die Genehmigung zur Veröffentlichung!).
 

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#7
Lager Purgstall an der Erlauf

Der südlichste Lagerbereich im Erlauftal befand sich im Bereich Purgstall:

Der Lagerkomplex war durch die Erlauftalstraße und Bahnlinie in ein Nord- und Südlager getrennt.

Der Höchstbelag beider Lagerteile insgesamt betrug lt. Aufstellung Beitrag #1 an Gefangenen und Bewachungspersonal 130 Offiziere und 24.500 Mann, Bauobjekte gab es 361.

Bilder:
6. Purgstall - Bereich Nordlager
7. Purgstall - Bereich Südlager
8. 3. Google-maps Bild mit den ungefähren Lagerbereichen: ROT - Südlager, GELB - Nordlager.

Die Fotos 6 u. 7 stammen aus dem Buch "Gefangen unter Habsburgs Krone". © Franz Wiesenhofer (Dank an Franz für die Genehmigung zur Veröffentlichung!).
 

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#8
Purgstall – „Weg des Friedens“ - Übersicht

Am 15. Mai 2014 beging ich den „Weg des Friedens“ bei Purgstall auf den Spuren des ehemaligen K.u.k. Kriegsgefangenenlagers Purgstall. Der Rundweg beginnt bzw. endet bei der Bahnhaltestelle Schauboden und führt auf ca. 4 km Länge durch das damalige Lagergelände. An mehreren Stellen informieren Schautafeln mit Fotos und erklärenden Texten zu Objekten bzw. Ereignissen des Lagerlebens.

Bis 26. Oktober 2014 findet zum Thema „Kriegsgefangenenlager im Erlauftal“ auch die Begleitausstellung „Leben hinter Stacheldraht“ im „Erlauftaler Feuerwehrmuseum“ in Purgstall statt. Siehe auch hier ...

Bilder:

1. – 2. Folder zum „Weg des Friedens“
3. - 5. Folder zur Ausstellung „Leben hinter Stacheldraht“
 

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#9
Purgstall – Bilder vom „Weg des Friedens“ - Teil 1

Die Bilder der folgenden 5 Berichte nahm ich am Mittwoch, 14.05.2014, auf.
© Bildtafeln entlang des Weges - "Erlauftaler Bildungskreis, Obmann Franz Wiesenhofer"

Teil 1:

1. Karte des Wegverlaufes.

2. Beginn und Endpunkt des ca. 4 km langen Rundweges bei der Bahnhaltestelle Schauboden.

3. Der Komplex Purgstall bestand aus einem Nord- u. Südlager. Die Trennung der Lagerbereiche erfolgte durch die Erlauftalstraße und Bahnlinie. Hier ein Blick nach Süden über das ehemalige Nordlagergelände. In den Voralpen um Scheibbs tobten sich einige Gewitter aus…

4. Bildtafel – Nordlager (Bäckerei usw. …).

5. „Nordlager“ – Ende in Richtung Wieselburg. Quer durch die Bildmitte verläuft die Erlauftalstraße u. Bahn, dahinter, Richtung nach rechts, befand sich das „Südlager“.

6. Bildtafel – Nordlager (Arbeitseinsatz…).
 

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#11
Purgstall – Bilder vom „Weg des Friedens“ - Teil 3

Teil 3:

13. Nach dem bisherigen Verlauf Richtung N wendet der Weg nach dem Lagerfriedhof und führt entlang der Erlauf wieder in südliche Richtung. Zu den historischen Erinnerungspunkten kommt nun auch noch die sehenswerte „Erlaufschlucht“ (Naturdenkmal).

14. Einige Betonreste des ehemaligen Lagers…

15. Am Gegenufer erkennt man die Mauerreste der einstigen „Bergmühle“. Dieses desolate Mühlengebäude mit Fluder und Wasserrad inspirierte den damals (1916-Anfang 1917) im Lager Mühling seinen Militärdienst leistenden Maler Egon Schiele zum Bild „Zerfallende Mühle“ !

16. Das Bauernhaus oberhalb der damaligen Mühle steht heute noch.

17. Zeitgenössische Aufnahme der „Bergmühle“ als Vorlage für „Schiele“.

18. Das 1916 entstandene Bild „Zerfallende Mühle“.

18. u. 19. ©Erlauftaler Feuerwehrmuseum Purgstall (Bildtafeln) - Sonderausstellung "Leben hinter Stacheldraht"
 

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#12
Purgstall – Bilder vom „Weg des Friedens“ - Teil 4

Teil 4:

19.. Bildtafel – Baustelle Kläranlage für das Nordlager am Erlaufufer.
20. – 21. Noch vorhandenen Mauerreste der Kläranlage.
22. Die Kläranlage während der Betriebszeit.
23. Bildtafel – ehemaliges Offizierslager.
24. Blick auf die romantische „Erlaufschlucht“.

Bild 22 stammt aus dem Buch "Gefangen unter Habsburgs Krone". © Franz Wiesenhofer (Dank an Franz für die Genehmigung zur Veröffentlichung!).
 

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#13
Purgstall – Bilder vom „Weg des Friedens“ - Teil 5

Teil 5:

25. Bildtafel - Baracken des Südlagers.
26. Der Weg wendet sich nun in einer Schleife weg von der Erlauf in Richtung W zum Endpunkt bei der Bahnhaltestelle. Dabei passiert man einen Trinkwasserspender, der noch aus der Zeit des 1. WK stammt.
27. Bildtafel – Trinkwasserspender usw. …
28. Bildtafel – Villensiedlung „Föhrenhain“, errichtet auf Barackenfundamenten des Lagers 1921-25.
29. Restaurierte Villa in „Föhrenhain“,
30. Der Kreis ist geschlossen :)
 

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#14
Hundekarrenfertigung im Lg. Wieselburg

Im Kriegsgefangenenlager Wieselburg wurde per Ende 1915 mit Erlass des Kriegsministeriums eine Erzeugung von Hundekarren für Transportaufgaben befohlen.

20 Mann eigene Mannschaften und ca. 100 Gefangene wurden für die Produktion von 120 Hundekarren pro Woche eingesetzt.

1. Hundekarren (Ausstellungsobjekt bei "Jubel & Elend" auf der Schallaburg)
2. - 3. Fotos vom Einsatz solcher Hundegespanne bei der Truppe (Bildtafeln bei vorgenannter Ausstellung).
 

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#15
Kriegsgefangenenlager Marchtrenk OÖ.

Neuer Friedensweg in Marchtrenk

Österreich-Ungarn kämpfte im ersten Weltkrieg vor allem gegen Russland und Italien und nahm tausende Soldaten gefangen. Inhaftiert wurde diese auch in Marchtrenk. Dort war eines der größten Kriegsgefangenlager. Ein neuer Friedensweg erinnert an die Geschichte.

Knapp 13.000 Einwohner hat Marchtrenk heute. 1916 waren es sogar schon über 35.000. Damals befand sich entlang der heutigen B1 ein 800 Meter breites und 3,5 km langes Kriegsgefangenenlager. Inhaftiert waren vor allem Russen und Italiener.

Nur mehr der Wasserturm ist übrig
Von den Dutzenden Baracken ist nichts mehr übrig. Einzig ein 28 Meter Wasserturm erinnert an das Lager, bestätigt Reinhard Gantner vom Marchtrenker Museumsverein: „Er ist aus militärischem Hintergrund das einzige Gebäude, das noch steht in Oberösterreich. Von den anderen Lagern in Freistadt, Mauthausen usw. ist nichts mehr da.“
Der Turm diente zur Trinkwasserversorgung der Gefangenen. Nur ein paar Schritte entfernt ist der Kriegerfriedhof. Gut 2.000 Gefangene starben von 1915 bis 1918, viele an TBC. Sie sind dort begraben.

Nachbarschaftshilfe wurde groß geschrieben
In Marchtrenk ist das Lager vielfach in Vergessenheit geraten. Seit einigen Wochen erinnert ein Friedensweg an die eigene Geschichte. Bürgermeister Paul Mahr: „Das war auch der Hintergrund, dass man sagte, zeigt den Marchtrenkern ihre Geschichte.“

Zur Marchtrenker Geschichte gehört auch jene des Lagers nach seiner Auflösung. Nach 1945 haben sich auf dem brachliegenden Areal Deutsche aus Rumänien angesiedelt, sogenannte Donauschwaben. Schnell haben sie dort Häuser errichtet, erzählt Johann Wagenast: „Die Nachbarschaftshilfe war da sehr gepflegt. Einer hat dem anderen geholfen, es wäre ja anders gar nicht möglich gewesen, denn Geld hat niemand gehabt.“
Text- u. Bildquelle: http://ooe.orf.at/news/stories/2656973/
 

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#16
Nicht zu vergessen auch das Lager Freistadt.
Im Moment läuft vor Ort sogar eine kleine Ausstellung über diese "Stadt in der Stadt".
Großartige Tiefenrecherche darf man sich dort aber nicht erwarten; halt eine Ausstellung mit ein paar Exponaten und leider auch nur wenigen Fotografien, obwohl gerade für dieses Lager weit mehr Material existiert.

Interessant fand ich im Rahmen der öffentlichen Berichterstattung über die Geschichte des Kgf-Lagers in Marchtrenk, dass die jetzigen Installationen (Friedensweg...) (nach aussen hin) völlig friktionslos und im besten Einvernehmen mit den führenden Politikern vor Ort und auf Landesebene zustande gekommen sein sollen.

Immer wieder faszinierend, wie man penibel heutzutage in jeder Gemeinde penibel darauf achtet, eigene Unzukömmlichkeiten um nicht zu sagen Unfähigkeiten über viele Jahrzehnte mit jetzt zur Schau getragener Weltoffenheit zu kaschieren.

Hoffentlich erkennt der eine oder andere geneigte Besucher auch dort am Rande, dass historische Projekte wie dieses in Österreich (fast) immer auf den Einsatz einiger weniger beherzter basiert;

Gemeinderäte und vor allem Bürgermeister, die sich nach solchen Projekten im Lichte der Anerkennung suhlen, haben in den seltesten Fällen solchen Projekten entscheidenden Antrieb gegeben.

Gibt's dazu nicht ein Lied von Udo Jürgens?
"Die im Schatten sieht man nicht..." oder so
 

josef

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#18
Kriegsgefangenenlager Spratzern

Ende September 1914 begann man mit dem Bau eines Kriegsgefangenenlagers in Spratzern, südlich von St.Pölten. Das Lager war für eine Belagsstärke von ca. 50.000 Mann (inkl. Bewachungspersonal) ausgelegt. Das Gelände erstreckte sich in N – S Richtung auf 2.000 m Länge bei einer Breitenausdehnung von rund 300 – 600 m östlich entlang der Bahnlinie St.Pölten – Traisen zwischen der heutigen „Aquilin Hacker Straße“ in Spratzern und St. Georgen am Steinfeld. Die Gegend war damals unverbaut.

Zur Errichtung der mehr als 500 Gebäude umfassenden Barackenstadt wurden große Mengen an Baumaterial benötigt, die hauptsächlich per Bahn angeliefert wurden. So auch große Mengen von Rundholz, welches in eigens eingerichteten Sägewerken entlang der heutigen „Mariazeller Straße“ (B20) zu den für den Barackenbau benötigten Brettern, Balken, Pfosten usw. verarbeitet wurde. Die Holzbaracken waren mit Teerpappe gedeckt, die Gebäude verfügten elektrische Beleuchtung, zentrale Wasserversorgung und waren an ein Kanalsystem angeschlossen. Die Abwässer wurden nach passieren einer Desinfektionsanlage (Kläranlage ?) in die Traisen geleitet. Gemauerte Objekte gab es für die Bäckerei, Lebensmittel- und Mehllager und die Entlausungsanstalt.

Das Lager umfasste folgende Gruppen:
- Als größte Gruppe/Abteilung die Wohngruppe für die kriegsgefangenen Mannschaften
- Offiziersgruppe für kriegsgefangene Offiziere
- Verwaltungsgruppe
- Wachgruppe für Bewachungsmannschaft
- Offiziersgruppe für K.u.K. Offiziere der Lagerverwaltung u. Bewachung
- Verpflegungsgruppe
- Spitalsgruppe mit Isolierspital und Quarantänegruppe (Kontumazgruppe)

Zur Überwachung der Gefangenengruppe gab es 4 Wachtürme. Weiters gab es eine Kirche und ein Bethaus für die verschiedenen Konfessionen. Auch ein eigenes Lagerpostamt mit Telegrafenstation wurde eingerichtet.

Bereits im Frühjahr 1915 wurden die ersten Baracken von Kriegsgefangenen Russen bezogen. Offiziell bestand das Lager vom 26. Juli 1915 bis 1. Juli 1919. Untergebracht waren hauptsächlich russische Gefangene und nach dem Kriegseintritt Italiens 500 italienische Offiziere. Nach Kriegsende 1918 bis Juli 1919 richteten heimatlose Soldaten und Offiziere eine selbstverwaltete provisorische Lagerleitung ein. Nach Auflösung des Lagers wurden die Baracken abgetragen und an verschiedensten Standorten zur Linderung der damaligen Wohnungsnot wieder aufgebaut. Einige Baracken verkaufte man auch an Bewohner aus Spratzern…

Heute erinnern nur mehr die Straßenbezeichnungen wie „Lagergasse“ und „Russengasse“ an das ehemalige Kriegsgefangenenlager. Erhalten ist auch noch der Lagerfriedhof am Rande des ehemaligen Güpl Völtendorf.


Grundlage für den Bericht ist die Publikation von

Franz Raab;
Kriegsgefangenenlager Spratzern N.Ö. mit Offiziersabteilung
St.Pölten 2005
NÖ.Landesbibliothek Sign. 108.387C


(Bilder aus vorgenannter Publikation)
 

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Stoffi

Well-Known Member
#19
Ich hab mal gelesen/gehört das es auch in kaisermühlen bei der ehemaligen schiesstätte ein kriegsgefangenlager gegeben hat. Kann das wer bestätigen?

Lg Stoffi
 
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