Österreichweites Klimatickets für alle „Öffis“ ab 26. Oktober 2021

josef

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Klimaticket startet österreichweit
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Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat am Donnerstag mit den Landeshauptleuten von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland die Finalisierung des österreichweiten Klimatickets für alle „Öffis“ verkündet. Auch der Osten, an dem es sich zuletzt noch gespießt hatte, ist dabei. Gültig wird das Ticket ab dem Nationalfeiertag, dem 26. Oktober, sein.
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„Die Zeit des Wartens hat jetzt ein Ende – das Klimaticket ist komplett“, so Gewessler bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ), die sich ebenfalls höchst erfreut zeigten. Es sei „ein großer Tag“ für das Klima, die Menschen und den öffentlichen Verkehr.

Bereits am Freitag startet der Vorverkauf online und bei Verkehrsbetrieben. Ab 26. Oktober soll das vormals als „1-2-3-Ticket“ bekannte Ticket in allen Verkehrsmitteln gültig sein. Mit dem Klimaticket ist es möglich, für die Gültigkeitsdauer eines Jahres jeden Linienverkehr (öffentlicher und privater Schienenverkehr, Stadtverkehr und Verkehrsverbünde) in einem bestimmten Gebiet zu nutzen. Laut der Verkehrsministerin werden damit „rund 100.000 Menschen günstiger fahren“.



Angekündigt wurde zudem überraschend ein Metropolregionalticket für Wien, Niederösterreich und das Burgenland. Start ist hier bereits der 25. Oktober. Regionaltickets für einzelne Bundesländer sollen bis Jahresende kommen, in Kärnten werde noch an einer Lösung gearbeitet. Das Ticket soll „im nächsten Jahr bei den Fahrgästen in Kärnten ankommen“, sagte Adrian Plessin, Pressesprecher des Verkehrsreferenten Sebastian Schuschnig (ÖVP), auf Nachfrage der APA. In welcher Jahreshälfte, könne er derzeit aber noch nicht sagen. Ebenfalls in Arbeit befinden sich Zweibundesländertickets abseits der Ostregion.

Ermäßigung zum Start
Zum Start wird es für das österreichweite Ticket eine Ermäßigung um 15 Prozent geben. Vom Vorverkaufsstart am 1. Oktober bis zum 31. Oktober kostet es somit 949 statt 1.095 Euro für ein Jahr. Für alle unter 26 und für Seniorinnen und Senioren gibt es eine Ermäßigung auf 821 Euro, mit den 15 Prozent Rabatt zum Start sind es 699 Euro.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA
Das Wien-NÖ-Burgenland-Ticket soll 915 Euro kosten, ein Ticket nur für Niederösterreich inklusive Burgenland 550 Euro. „Man bekommt verdammt viel für sein Geld“, so Gewessler im Vorfeld. Gewessler hatte bereits im August den Start für den Nationalfeiertag verkündet, damals war die Ostregion aber nicht dabei. Auch mit der wichtigen Pendlerregion rund um die Hauptstadt konnte jetzt eine Einigung erzielt werden.

„Größte Tarifreform der Ostregion“
Mikl-Leitner sprach von einem „Freudentag“ nach intensiven und langen Verhandlungen. Es sei die „größte Tarifreform der Ostregion“ seit vielen Jahrzehnten. Sie hatte auch die regionalen Tickets für die Ostregion angekündigt. Die Verhandlungen zwischen dem Bund und dem Osten hätten auch deswegen so lange gedauert, weil gleich ein fertiges Paket mit Regionaltickets präsentiert werden sollte – mehr dazu in noe.ORF.at.

APA/Herbert Neubauer
Ministerin und Landeshauptleute waren sichtlich erfreut über die gemeinsame Lösung

Doskozil sprach bei der Präsentation des Klimatickets am Donnerstag in Wien von einem „tollen Ergebnis“, mit dem alle zufrieden seien. Das Klimaticket sei ein wichtiger Schritt in der Klimapolitik, der klar signalisiere, wohin es gehen muss: Klimapolitik müsse für die Menschen leistbar sein, und „dieses Ticket ist leistbar“, so Doskozil – mehr dazu in burgenland.ORF.at. Auch der Wiener Bürgermeister Ludwig zeigte sich erfreut und verwies auf den Erfolg der Wiener-Linien-Jahreskarte um 365 Euro.

Zähe Verhandlungen
Mitte August wurde bekanntgegeben, dass das österreichweite Ticket bald starten soll. Verträge mit sechs Bundesländern, den ÖBB, der Westbahn und Regiojet waren damit bereits fix, in fünf der Länder – Ausnahme Kärnten – wurden auch Regionaltickets fixiert.

Offen blieb noch der Verkehrsverbund Ostregion (VOR). Mit den drei Bundesländern im Osten – hier gibt es 60 Prozent des öffentlichen Verkehrs – waren die Verhandlungen zäh, über 40 Runden blieben bis dahin ohne Erfolg, zwischenzeitlich war eine Lösung kaum noch absehbar.

Anders als geplant
Das nunmehrige Klimaticket gilt als Prestigeprojekt der Grünen und ist auch Teil des Regierungsprogramms mit der ÖVP. Umgesetzt wird es allerdings nun anders als vorgesehen. Ursprünglich war die Netzkarte mit drei Stufen als „1-2-3-Ticket“ geplant gewesen.

Vorgesehen war in der Dreierstufe, um 1.095 Euro im ganzen Land mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln fahren zu können. Weiters war geplant gewesen, um einen Euro pro Tag in einem Bundesland (365 Euro) und um zwei Euro pro Tag in einem und im Nachbarbundesland unterwegs sein zu können (730 Euro). Die Bundesländer sind bei den 365 Euro pro Jahr allerdings – mit Ausnahme Wiens – nicht mit an Bord.

Opposition sieht Nachbesserungsbedarf
Oppositionsparteien und Umweltschützer begrüßten das Klimaticket grundsätzlich, forderten aber weitere Maßnahmen. SPÖ-Verkehrssprecher und Ex-Verkehrsminister Alois Stöger sah Verbesserungsbedarf beim Preis in manchen Bundesländern und erinnerte an das Versprechen, dass alle öffentlichen Verkehrsmittel im jeweiligen Bundesland einen Euro pro Tag kosten sollen. Auch ein Ausbau der Infrastruktur sei erforderlich.

Diese forderte auch FPÖ-Verkehrssprecher Christian Hafenecker. Das Klimaticket sei „nicht schlecht“, es wäre aber sinnvoller gewesen, die „Öffis“ vorher attraktiver zu machen. „Der Preis ist nicht der Grund, warum die Menschen nicht auf die Öffis umsteigen, sondern das vielerorts mangelnde Angebot, also die schlechten oder fehlenden Verbindungen“, merkte auch NEOS-Verkehrssprecher Johannes Margreiter an. „Das Klimaticket hilft vor allem jenen finanziell, die ohnehin bereits mit den Öffis fahren“, kritisierte er.

Bessere Intervalle, weiterer Ausbau
Greenpeace, WWF und Global 2000 zeigten sich erfreut. „Wir brauchen aber auch einen spürbaren Preis für klimaschädliches Verhalten“, so die NGOs mit Verweis auf die Steuerreform. Der öffentliche Verkehr brauche dichtere Intervalle, die Radinfrastruktur müsse ausgebaut werden.

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) verlangte, dass als nächster Schritt dort, wo es Mängel gibt, das regionale Bahn- und Busangebot ausgeweitet werden müsse. Auch die Pendlerinitiative Österreich forderte einen „Öffi“-Ausbau. Der ÖAMTC bezweifelte in einer Aussendung, dass mit dem neuen Ticket tatsächlich ein deutlicher Impuls für den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr erfolge. Das Match in puncto Umstieg der Pendlerinnen und Pendler auf öffentliche Verkehrsmittel werde mit kurzen Fahrzeiten und hohen Taktfrequenzen gewonnen.

30.09.2021, red, ORF.at/Agenturen
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Am Nationalfeiertag: Klimaticket startet österreichweit
 
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