öffentliche ZSA in Österreich - Situation?

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MikeG

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#1
Moin (oder hier vielleicht eher „Grüß Gott“)!

Ich schaue gerade mal etwas „über den Tellerrand“, u.a. auch nach Österreich, wie es jeweils mit öffentlichen Schutzräumen aussieht.

Inzwischen habe ich schon herausgefunden, daß in Österreich aus verschiedenen Gründen der Großteil der Schutzräume privater Natur ist, dazu kommen dann die behördlichen Schutzräume, die vorgeschrieben waren bzw. in einigen Bundesländern scheinbar noch vorgeschrieben sind. Hierzu meine erste Frage: Wie kommt es, dass in Kärnten und der Steiermark Schutzplätze für jeweils 83% der Bevölkerung vorhanden sind, in Wien aber z.B. nur für 3% oder in NÖ für 9% (Stand 2000)? Waren die jeweiligen Vorschriften so unterschiedlich?

Das aber sozusagen nur „nebenbei“. Mein eigentliches Interesse gilt den öffentlichen Schutzräumen. In Wien gab/gibt es (ebenfalls Stand 2000) immerhin 30.069 Schutzplätze in öffentlichen ZSA, in Graz 17.552, in anderen Großstädten gab es ebenfalls zwischen 1.000 und rund 9.000 solcher Schutzplätze. Ich habe versucht, darüber ein wenig mehr zu erfahren, erhielt aber bisher keine bzw. abweisende Auskunft. Eigentlich wundert mich das und führt mich zu einer anderen Frage: Wie es scheint, wird dieses Thema in Österreich immer noch „kritisch“ gesehen – oder irre ich mich?

Gruß aus dem Norden,

Mike
 
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petzolde

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#2
Was könnte in Wien als Schutzraum gelten? Es gibt reichlich Keller und anderes Unterirdisches in Wien, z.T. in mehreren Etagen, sogar mit Kneipen drin. Im WK2 hat man das teilweise durch Gänge, Durchbrüche etc. miteinander verbunden. Wenn man das alles mitzählt, sieht es vielleicht für die Wiener doch nicht so schlecht aus.
Es geht sich aus, wie man bei uns in Wien sagt...
gruß EP
 
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MikeG

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#3
Moin Ekkehardt!

Das ist schon klar, Wien ist "gut unterkellert". Aber wie ich schon schrieb: Mir geht es weniger um die Keller der Häuser, Firmen, Ämter etc., sondern explizit um öffentliche Zivilschutzanlagen.Dass Östreeich wie Deutschland da nach Grundschutz, verstärktem Schutz usw., S1/S3/S9 etc. unterscheidet, habe ich schon festgestellt. Man findet auch in der einen oder anderen Publikation und im Netz hier und da einzelne Hinweise auf Schutzräume - bisher fand ich aber nur sehr wenig zu den ÖZSA. Mich würde halt interessieren, wie die exakt ausgestattet waren, was für Bauteile verwendet wurden, wie die aussehen etc.. Die Erfahrung zeigt ja, dass sich das alles sehr ähnelt, aber in verschiedenen Ländern trotzdem Unterschiede bestehen.

Mike
 

josef

Administrator
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#6
Hallo Mike,

bin derzeit auf Urlaub daher nur eine kurze und unvollständige Antwort:
Es gab/gibt in Ö keine einheitliche Regelung zur Errichtung von öffentlichen und privaten Schutzbauten! Pflicht nur für Neubauten von Bundesgebäuden, auf Länderebene unterschiedliche Bauordnungen und daher differenzierte Vorschriften bzw. Empfehlungen. Dies ging/geht von Pflichteinbauten über bauliche Vorsorge zum späteren Ausbau bzw. nur um Empfehlung, einen SR einzurichten...

lg
josef
 
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peanutflipper

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#7
Zum Thema Schutzräume zwei Details aus dem privaten Bereich; von derartigen _öffentlichen_ Einrichtungen habe ich auch nach längerem Nachdenken zumindest in meinem Bereich (Ostösterreich, Grenzbezirk zu Ungarn) keine Kenntnis.

Ein Bekannter aus Oberösterreich riss in den 90er Jahren den alten Bauernhof ab und baute an selber Stelle einen neuen Wohnbereich. Vom Land kam die Auflage, der Neubau müsse einen Schutzbereich beinhalten, mit entsprechenden Auflagen bezüglich Mauerdicke, feste Stahltüre, Ent-/Belüftung, Toilette usw.
Er setze einiges davon um, nur so Spezialteile wie die Lüftung liess er dann bleiben, denn mittlerweile hatten sich die Vorschriften wieder geändert wonach ein Schutzraum nur mehr empfohlen wurde.
Jedenfalls war er ziemlich angefressen, da dieser Raum doch einiges an Geld auffrass dass er zu diesem Zeitpunkt gerne in andere Teile der Baustelle gesteckt hätte.
Seit damals bis zum heutigen Tage wird der Schutzraum als Obstkeller verwendet - mit angeschlossenem Hochsicherheits-Klo, einem der wohl best gesicherten stillen Örtchen Oberösterreichs :)

In Wien folgte ich mal einem anderen Bekannten in den Keller einer uralten Zinskaserne, wohl aus der Gründerzeit stammend. Ein recht schäbiger zerbröckelnder Gewölbekeller, eines sehr desolaten Hauses. Nachdem da ausser einem Bombenschaden aus dem Krieg (es raste eine Bombe durch alle Stockwerke und blieb als Blindgänger unten liegen) nie etwas renoviert wurde, konnte man an den Wänden noch alte Zeichen erkennen. Er erklärte mir das sei damals als Luftschutzraum genützt worden, und die Klappe im Gehsteig die ich immer als Einfüllstutzen für Kohle deutete, war die Notausstiegsluke dieses "Bunkers".
In dieser Strasse reihen sich zig dieser alten Häuser aneinander, mit der selben Kellernutzung im Krieg. Ein Nachbarhaus wurde kürzlich entkernt, d.h. die Fassade bleibt bestehen, der gesamte Rest des Hauses wird neu errichtet - und nebenbei die Mietzinskategorie um 100 Stufen nach oben gesetzt ...
Jedenfalls kann ich mit Gewissheit sagen, dass der ehemalige Luftschutzraum dieses Hauses dabei nicht wieder errichtet wurde bzw als normaler Hauskeller ohne besondere Schutz-Einrichtungen ausgeführt wurde.

Zurückkommend auf öffentliche Schutzeinrichtungen würde ich mal sagen, dass, sollten überhaupt (noch!) welche existieren, der breiten Bevölkerung kein einziger davon bekannt ist und auch die Behörden nichts unternehmen, um eine aktive Information durchzuführen.
Ich kann mich nur erinnern, dass vor langer langer Zeit im ORF mal (Werbe?-)Spots des Zivilschutzes liefen. Vielleicht war das rund um Tschernobyl oder Temelin oder so, jedenfalls verlief sich das recht schnell wieder.
 
D

derlub

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#8
Hallo Mike und alle anderen!

Eigentlich wollte ich eh als ersten Beitrag hier mal etwas über öffentliche Schutzräume in Österreich fragen, bzw. schreiben bin aber bisher nicht dazu gekommen.
Ich schreibe erstmal, bevor ich frage ;) :
Mir sind in Graz, Wien und Salzburg öffentliche Großschutzräume als Mehrzweckanlagen ( MZA ) bekannt.
In Salzburg die Parkkaverne Mönchsberg,
in Graz die Tiefgaragen Annenpassage und Steirerhof,
in Wien die Tiefgarage des Bundesamtsgebäude Radezkystraße http://www.viennaslide.com/wien/003014.htm
und angeblich seit den frühen 60ern die Votivparkgarage für bis zu 10000 Personen (vermutl. ist hier eine kurze Aufenthaltsdauer gemeint)

Fotos konnte ich letzten September von den beiden MZA in Graz machen.

Nun mal zu meinen Fragen.
1) Kann einer die MZA Votivparkgarage betätigen?

2) Kann es sein, dass die MZA in Graz nicht bis zum voll einsatzfähigen Stadium errichtet wurden sondern Teile wie Überdruckventile und einige andere technische Einbauten erst im Spannungsfall eingebaut worden wären?

3) Wer kennt noch weitere öffentl. Goßschutzräume in Österreich?

Viele Grüße aus Aachen,
Christoph
 
#13
Ich hab auch gehört das der Plabutschtunnel im Ernstfall als Bunker dienen sollte, aber Näheres hab ich leider nicht erfahren. Aber ich denke mal das im Zuge des Baues der zweiten Röhre wohl sicher die Adaptierungen entfernt worden sind.


Ich fahre in der Woche mehrmals durch den Tunnel aber irgendwelche Hinweise auf eine Nutzung als ZSA sind mir nie aufgefallen (Drucktore usw..) ausser in gewissen Abständen seitliche Kavernen die mit großen Toren verschlossen sind, aber scheinbar keine Drucktore...ich tippe eher auf Betriebsräume.

guru
 
M

MikeG

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#14
Moin!

Die Votivpark-Garage habe ich mir angesehen - definitiv keine MZA und als solche auch nur nach sehr, sehr aufwändigen Umbauten nutzbar (Oberlichter, offene Treppenhäuser, offene Aufzugsschächte).

Mike
 
D

derlub

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#15
Hallo Mike,
sorry für die falsche Info. War mir auch nicht ganz sicher. Habe irgendwo in einer Randnotiz einer alten Zivilschutzfachzeitschrift einen Hinweis darauf gelesen. Leider finde ich nicht mehr die genaue Quelle...
Wie schaut es denn mit der Radezkystraße aus?Grüße,
Christoph
 
D

derlub

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#17
Hallo.
Ich hole diese Thema nochmal nach oben, in der Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch jemand findet, der auf die folgenden Fragen eine Antwort hat:
2) Kann es sein, dass die MZA in Graz nicht bis zum voll einsatzfähigen Stadium errichtet wurden sondern Teile wie Überdruckventile und einige andere technische Einbauten erst im Spannungsfall eingebaut worden wären?

3) Wer kennt noch weitere öffentl. Goßschutzräume in Österreich?
Anbei noch ein paar Fotos der MZA Tiefgarage Steirerhof in Graz. Es schein eine sehr kleine Mehrzweckanlage zu sein. Wäre sie in Deutschland, würde ich sagen, es ist ein mittlerer Schutzraum für maximal 299 Personen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es diese Regelung auch in Österreich gab.

Viele Grüße,
Christoph
 

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Gerald68

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#19
Schutzräume Wien

Hallo

Alle Bundesgebäude in Wien die in denn 70 und 80 jahren gebaut wurden Haben Schutzräume die Gemeinde Wien als Bundesland hat nie Schutzräume gebaut wurde auch nicht von Privaten verlangt wie in anderen Bundesländern (scheinbar waren dem Landtag die Bürger Wiens nicht so wichtig) ob das Rathaus einen hatt ??? der ehemalige Luftschutzbunker hinter dem Rathaus Friedrich-Schmitt-Platz wurde zu einer Garage für Dienstfahrzeuge Umgebaut dies wurde aber schon 1946 gemacht.

Bundesgebäude mit Schutzraum

Radetzkystraße 2, 1030 Wien Verkehrministerium/Finanzamt
Arsenal Obj 7 1030 Wien Wohngebäude des Bundes jetzt Privat
Hohewarte 38 1190 Wien Zentral Anstalt für Meterologie und Geodynamik
Hintere Zollamtstraße 4 1030 Wien Bundesrechenzentrum
Schenkenstraße 8-10 1010 Wien Juridicum der UNI Wien

der Erhaltungs zustand ist Teileweise Schlecht bis Katastrophal im Juridicum wurden zb. da der Schutzraum auch als Garage benützt wird, wurden Lüftungenzugebaut die das Schliesen der Schutzraumtüren Verhindern

Mfg Gerald
 
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derlub

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#20
Hallo Gerald.

Vielen Dank für Deine interessante Antwort und Deinen zugleich ersten Beitrag.
Deine Aussagen finden sich so auch in dem unten angehangenen Zeitschriftenartikel (Quelle siehe Artikel) wieder. Demnach scheint es in Österreich, je nach Bundesland völlig unterschiedliche Auflagen zum Schutzraumbau gegeben zu haben. In Wien gab es, wie Du bereits erwähnt hast nie eine Schutzbaupflicht und somit nur für 3% Schutzräume. Ganz anders sieht es für die Bundesländer Steiermark oder Kärnten aus. Beide verfügen über eine Schutzplatzquote von 85%, da dort lange eine Schutzraumbaupflicht bestand. Was mir aus dem Artikel nicht ganz klar hervorgeht, ist die Frage, ob es sich hierbei um öffentl. Schutzplätze handelt, oder eher um Zahlen, die auch die privaten und behördlichen Schutzplätze einbeziehen. Ich vermute letzteres.

Noch was:
Folgende Antwort bekam der Abgeordnete Dr. Povysi auf seine Anfrage Nr. 4865/J vom 17. September 1998:

"Zu Frage 4:
Die nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über die Anzahl der vom Bund
in den einzelnen Landeshauptstädten errichteten Schutzplätze:
Eisenstadt 575
St. Pölten 1.621
Bregenz 2.129
Innsbruck 3.931
Klagenfurt 5.965
Linz 8.067
Salzburg 8.968
Graz 17.552
Wien 30.069

Dazu kommen noch jene Schutzplätze, die von der jeweiligen Stadt, von
Privaten oder von sonstigen Bauherrn errichtet wurden.

Rund 167.000 Schutzplätze befinden sich in Bundesbauten (Schulen und
Dienststellen des Bundes)."



Da muss also noch mehr sein, was entdeckt werden will! :)
Auch in Wien.

Viele Grüße,
Christoph
 

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