„Beinahe-Blackout“ am 7. Jänner 2021 in Europa zeigt die Notwendigkeit der Reservehaltung alter Gaskraftwerke auf

josef

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#1
„Beinahe-Blackout“: EVN fordert Konsequenz
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Am Freitag ist es zu einer starken Frequenzabsenkung im europäischen Stromnetz gekommen. Laut EVN sei man nur knapp an einem flächendeckenden Stromausfall vorbeigeschrammt. Nun fordert der Konzern die gesetzliche Grundlage für mehr Gaskraftwerke.
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„Gestern ist Europa wieder einmal knapp an einem Blackout vorbeigeschrammt“, so EVN-Sprecher Stefan Zach im Gespräch mit noe.ORF.at. „Einige Großkunden haben sich gemeldet, weil sensible Maschinen die Frequenzabsenkung bereits gespürt haben. Wenn die Schwankungen zu hoch sind, schalten sich Maschinen aus Selbstschutz ab.“ Das könne Zach zufolge auch bei Kraftwerken passieren, „und dann wird es kritisch“.

Mehrere Kraftwerke, darunter vermutlich ein Donaukraftwerk in Südosteuropa, gingen am Freitagnachmittag offenbar plötzlich vom Netz. Schlagartig fehlten kurz darauf riesige Mengen Energie, sodass die Stromfrequenz abfiel und das europäische Stromnetz kurzfristig an einem flächendeckenden Stromausfalls vorbeischrammte. Um solch ein Blackout zu verhindern, wurden in ganz Europa kurzfristig einzelne Kraftwerke hochgefahren. Die Ursachenforschung läuft, ist laut den Stromnetzbetreibern aber kompliziert und könnte Tage dauern.

Strom im Notfall aus Gas statt Kohle- und Atomkraft
In Niederösterreich dient das Kraftwerk Theiß bei Krems als Puffer für solche Fälle. Laut Stefan Zach würde dieses alleine aber nicht ausreichen: „Österreich verlässt sich bei der Versorgungssicherheit immer stärker auf Atom- und Kohlekraftwerke in unserer Nachbarschaft.“ Die EVN sieht nach dem beinahe eingetretenen Blackout am Freitag die Notwendigkeit, neue Rahmenbedingungen zu schaffen, um im Notfall ohne Stromzulieferungen aus Kohle- und Atomkraftwerken benachbarter Länder auszukommen.

Wind, Sonne und Wasserkraft sind Zach zufolge nicht geeignet, um die Produktion binnen kürzester Zeit zu erhöhen. Auch wenn „die Zukunft natürlich der Naturenergie gehört“, brauche es dem Unternehmenssprecher zufolge „schnellstartende Gaskraftwerke, im besten Fall mit kleinen Gasturbinen, die mit Naturgas aus überschüssigem Ökostrom betrieben werden“.

Um die Versorgungssicherheit künftig unabhängig von Stromimporten gewähren zu können, fordert der Energiekonzern vom Bund daher gesetzliche Rahmenbedingungen für einen sicheren Weiterbetrieb bestehender Gaskraftwerke und Anreize, um neue, flexible und schnellstartfähige Gasturbinen in Österreich zu errichten.
09.01.2021, red, noe.ORF.at
„Beinahe-Blackout“: EVN fordert Konsequenz
 
#2
Mehr Details dazu:
Am 8. Januar gegen 14:05 Uhr kam es zu einer Frequenzabweichung von rund 250 mHz im synchronisierten europäischen Hochspannungs-Stromnetz, teilte der Netzbetreiber Amprion auf Twitter mit. In der Folge sei die Region Südosteuropa vom europäischen Verbundnetz getrennt worden. Insgesamt soll der Strom von drei Kraftwerken in Rumänien gefehlt haben.

Das europäische Hochspannungsstromnetz reicht von Marokko bis in die Türkei und wird auf 50 Hz synchronisiert. "Frequenzabweichungen kommen immer vor, weil nie genauso viel Strom erzeugt wird, wie aktuell verbraucht wird", sagte Energieversorgungsexperte Felix Stöckmann zu Golem.de. Diese könnten meist schnell ausgeglichen werden. Gelinge dies jedoch nicht oder werde die Abweichung in angeschlossenen Netzen zu groß, müssten diese abgetrennt werden. Es könne zu Stromausfällen in Teilnetzen kommen, im schlimmsten Fall zu einem europaweiten Stromausfall. "Davon waren wir hier zum Glück ein gutes Stück entfernt", sagte Stöckmann.
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Gebiete ohne Strom
Auslöser für den Zusammenbruch des Energieübertragungsnetzes war anscheinend ein Stromausfall in fast ganz Siebenbürgen (Rumänien). Mehrere Gebiete im Nordwesten Rumänien blieben laut Transelectrica ohne Strom, manche Orte hatten fast 1,5 Stunden lang teilweise oder gar keinen Strom. In anderen wiederum gab es Spannungsschwankungen - die Spannung fiel auf 90 Volt ab. Quelle
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Kernkraftwerke in RO haben ca. gesamt 1.300 MW Leistung, dann drei große Kohlekraftwerke mit je ca. 1.300 MW und das größte Wasserkraftwerk an der Donau (Eisernes Tor) 2.200 MW
dagegen sind die österreichischen Kraftwerke eher klein: die Wasserkraftwerke an der Donau so ca. 300 MW jedes, und Kaprun ca. 1.200 MW
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Jedenfalls interessant, falls in RO die Lichter ausgehen, kann es auch uns in Österreich treffen - oder falls es vielleicht einmal in Marokko oder in Türkei passiert. d.h. von der Stromrechnung sind ca. 1/3 für die Netz/Infrastruktur, und trotzdem kann ein Netzausfall im schlimmsten Fall nicht verhindert werden.
 
#3
Zu diesem Thema (Elektro-Infrastruktur) gehört auch die vorgeschriebene Umstellung auf Smartmeter - wie hier in NÖ.
In dieser Grafik ist auch schön ersichtlich: große Teile von NÖ werden nicht vom Landesversorger EVN versorgt.
Dies ist eine Auswirkung der Vergangenheit (Groß-Wien) sowie z.B. der Braunkohlengewinnung in Neufeld usw.
Grün = Umstellung begonnen

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Quelle
 

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#4
Belastungsprobe für Europas Stromnetz
Das europäische Stromnetz ist am Freitag auf eine harte Probe gestellt worden – vielleicht sogar nur knapp an einem flächendeckenden Stromausfall, vorbeigeschrammt. Nachdem vermutlich mehrere Kraftwerke in Südosteuropa plötzlich ausgefallen waren, mussten Kraftwerke in Österreich schlagartig hochgefahren werden, um ein Blackout zu verhindern.

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Am Freitag um kurz nach 14.00 Uhr, schrillen beim Betreiber der österreichischen Hochspannungsleitungen, der APG, die Alarmglocken. Mehrere Kraftwerke, darunter vermutlich ein Donaukraftwerk in Südosteuropa sind offenbar plötzlich vom Netz gegangen. Schlagartig fehlen riesige Mengen Energie. Die Stromfrequenz fällt ab. Das europäische Stromnetz gerät ins Wanken.

Wasserkraftwerke im Notfallmodus
Um ein Blackout, einen flächendeckenden Zusammenbruch des Stromnetzes zu verhindern, werden in ganz Europa Kraftwerke hochgefahren. Die Wasserkraftwerke der Energie AG entlang der Traun schalten in einen Notfallmodus um mehr Strom zu erzeugen und das Stromnetz stabilisieren zu können. „Es war eine durchaus ernste Situation auf der einen Seite, auf der anderen Seite hat die Situation auch gezeigt, dass das europäische Verbundnetz sehr robust ist“, so der Sprecher von APG, Fritz Wöber.

Die Sicherheitsmaßnahmen greifen. Um 15.30 Uhr gelingt es, das Netz wieder zu stabilisieren. Wesentlichen Anteil daran haben Gaskraftwerke, die schnell große Energie bereitstellen konnten. Man habe in diesem Fall davon profitiert, dass es eben noch Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen gibt, sagt der Professor für Elektrotechnik an der Fachhochschule Oberösterreich, Peter Zeller.

Ursache noch unklar
„Jetzt würde es natürlich ganz bitter aussehen, wenn wir sehr viele erneuerbare im Netz hätten. Weil wenn man jetzt nicht gerade zufällig Windkraftwerke dazuschalten könnte, oder wenn man nicht genug Solarenergie hätte, dann wäre das Netz sicher kollabiert“, so Zeller. Wie es zu dem Vorfall kommen konnte und welche Kraftwerke betroffen waren, ist noch unklar. Die Ursachenforschung läuft, ist laut den Stromnetzbetreibern aber kompliziert und könnte Tage dauern.
09.,01.2021, red, ooe.ORF.at

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Belastungsprobe für Europas Stromnetz
 

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#5
Winter zeigt bei erneuerbaren Energien die Grenzen auf
Im Juni konnte der Strombedarf zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Dafür muss im Winter wieder mehr importiert werden

Die Wasserkraft, im Bild das Murkraftwerk Graz, kommt noch immer für den Löwenanteil an erneuerbarer Energie in Österreich auf.
Foto: apa / erwin scheriau

Es gibt eine Zeit vor der 2001 erfolgten Liberalisierung des Strommarktes in Österreich und eine danach. Während im Jahr 2000 wie schon in den Jahren vorher nach Zahlen der E-Control unterm Strich mehr Strom ins Ausland verkauft als von dort bezogen wurde, hat sich das Verhältnis seither ins Gegenteil verkehrt.

Was hat das mit den Stromexporten bzw. -importen zu tun? Die Strombranche war vor der Liberalisierung planwirtschaftlich organisiert: Die Kosten bestimmten die Preise, Wettbewerb war ein Fremdwort, Konsumenten mussten zahlen, was ihnen vorgeschrieben wurde – Wahlmöglichkeit gab es nicht.

Stromnachfrage 2020 um fünf Prozent gesunken
Mit der von der EU-Kommission auf den Weg gebrachten Liberalisierung ging ein Ruck durch die Branche. Plötzlich hieß es Kosten sparen. Der teils überbordende, teure Kraftwerkspark wurde zurückgefahren, billiger Strom, wenn er zu haben war und die Leitungskapazitäten reichten, vermehrt aus dem Ausland zugekauft. Der Rekord an importiertem Strom wurde 2015 mit fast 13 Milliarden Kilowattstunden (kWh) verzeichnet. 2020 waren es noch 4,4 Milliarden kWh nach 5,3 Milliarden kWh im Jahr davor.

Selbst im Ausnahmejahr 2020, das Corona-bedingt die Stromnachfrage um rund fünf Prozent einbrechen ließ, blieb Österreich Netto-Stromimporteur. Die Angaben stammen von der Verbund-Tochter Austrian Power Grid (APG), die in Österreich für den Betrieb des Hochspannungsnetzes zuständig ist.

Zeitenwende
Nun steht eine weitere Zeitenwende an. Die Stromproduktion und in der Folge auch der Verbrauch elektrischer Energie sollen so verändert werden, dass weitgehend auf fossile, klimaschädliche Technologien verzichtet werden kann. An ihrer Stelle sollen vermehrt erneuerbare Energien zum Einsatz kommen. Ziel der österreichischen Bundesregierung ist es, im Jahr 2030 bilanziell 100 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen zu decken.

Auf Monatsbasis ist dies erst einmal gelungen. Im Juni 2020 waren der Wind, die Sonne und vor allem die Wasserführung in Österreich so stark, dass 100 Prozent des Strombedarfs allein durch Erneuerbare gedeckt werden konnten. Das zeigen Berechnungen der Österreichischen Energieagentur, die sich auf Zahlen des Verbands europäischer Übertragungsnetzbetreiber stützt. "Wenn übers Jahr gesehen 100 Prozent erreicht werden sollen, ist aber noch einiges zu tun", sagte Christoph Dolna-Gruber, Mitarbeiter der Energieagentur, dem STANDARD. ´

Winterproblematik
Während in der warmen Jahreszeit der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromproduktion in Österreich nicht zuletzt dank des hohen Anteils an Wasserkraft jetzt schon hoch ist, schaut es in der kalten Jahreszeit schlechter aus. "Die Erzeugung geht zurück, und der Verbrauch steigt, weil für Beleuchtung und Wärmepumpen mehr Strom benötigt wird", sagte Dolna-Gruber. Diese Lücke wird derzeit durch Importmengen geschlossen – Strom, der überwiegend aus Kohle- oder Atomkraftwerken stammt.
Um diesen Anteil zu verringern, sollte verstärkt auf Energieeffizienz geachtet und in Speicher investiert werden, um den überschüssigen Strom aus dem Sommer im Winter abrufen zu können, rät Dolna-Gruber.

Weil der Verbrauch derzeit nicht durch inländische Erzeugung gedeckt werden kann, liegt der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch bei etwa 72 Prozent. Den Löwenanteil an der Erzeugung steuert die Wasserkraft bei. Der Spitzenwert wurde 2020 am 2. September verzeichnet: 85 Prozent des Verbrauchs wurden an diesem Tag mit Wasserkraft gedeckt. Der beste Tag für die Windkraft war der 5. Februar, ein Drittel des Verbrauchs wurde mit Strom aus Wind gedeckt.

Den besten Sonnenstromtag gab es übrigens am 18. Mai; Photovoltaik kam für sechs Prozent des damaligen Tagesverbrauchs auf.
(Günther Strobl, 9.1.2021)
Winter zeigt bei erneuerbaren Energien die Grenzen auf - derStandard.at
 

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#6
Mehr Gasturbinen sollen Blackout vermeiden
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In der Vorwoche dürfte Europa knapp an einem flächendeckenden Stromausfall vorbeigeschrammt sein. Um den Fortbetrieb der Stromversorgung sicherzustellen, verlangt die EVN den Einsatz von mehr Gasturbinen.

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Am Freitag löste ein regionaler Stromausfall in Südosteuropa eine Kettenreaktion im europäischen Stromleitungssystem aus. „Das Ganze ist kaskadenartig in einer Kettenreaktion ausgefallen und hat einen Riss durch das europäische Stromnetz verursacht“, erklärte Gerhard Christiner, Technischer Vorstand des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid. Indem mehrere Kraftwerke zugeschaltet und die Stromschwankungen so ausgeglichen wurden, konnte man ein Blackout gerade noch verhindern – mehr dazu in „Beinahe-Blackout“: EVN fordert Konsequenz (noe.ORF.at; 9.1.2021).

Auch das niederösterreichische Gaskraftwerk Theiß (Bezirk Krems) ist ein Puffer für solche Fälle. Diese Puffer brauche man, denn Vorfälle wie jener in der vergangenen Woche würden sich häufen, sagte Stefan Zach, Sprecher der EVN. „Es kommt immer öfter zu Krisensituationen im europäischen, aber auch im österreichischen Stromnetz. Es muss immer öfter eingegriffen werden. Vor einigen Jahren waren das ein paar Dutzend Eingriffe pro Jahr, mittlerweile sind es ein paar hundert pro Jahr“, so Zach.

ORF
Das Gaskraftwerk Theiß

Instabile Stromversorgung durch Energiewende
Die Häufung dieser Vorfälle sei unter anderem auf die Energiewende von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien zurückzuführen. Durch sie sei die Stromversorgung in Europa instabiler geworden. Bei der EVN betonte man, dass die Energiewende richtig und notwendig sei, allerdings seien Windräder und Solaranlagen vom Wetter abhängig und würden daher nicht immer dieselbe Menge an Strom liefern.
Deshalb forderte die EVN eine Absicherung. „Um ein System mit viel mehr erneuerbarem Strom auch sicher zu gestalten, brauchen wir zur Absicherung kleine, schnellstartfähige flexible Gasturbinen“, hielt EVN-Sprecher Zach fest. Man dürfe sich im Ernstfall nicht auf Stromimporte aus dem Ausland verlassen. Um die Versorgungssicherheit künftig unabhängig von Stromimporten gewährleisten zu können, verlangte der Energiekonzern vom Bund gesetzliche Rahmenbedingungen für einen sicheren Weiterbetrieb bestehender Gaskraftwerke sowie Anreize, um neue, flexible und schnellstartfähige Gasturbinen in Österreich zu errichten.

Auch die Austrian Power Grid, die für die überregionalen Sromnetze zuständig ist, will mehr Reserven für Notfälle. „Wir müssen schauen, dass wir dieses System gemeinsam weiterentwickeln. Der erste Schritt muss der Ausbau der Erneuerbaren Energie sein, der zweite Schritt der Ausbau des Stromnetzes, drittens die Bereitstellung ausreichender Speicherkapazitäten und als vierten Schritt kann ich mir sehr wohl vorstellen, dass man das mit entsprechenden Gaskraftwerken kurzfristig stabilisieren kann“, sagte Gerhard Christiner.
12.01.2021, red, noe.ORF.at

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Mehr Gasturbinen sollen Blackout vermeiden
 

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#7
Musterschüler und Sorgenkind
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Anfang Jänner ist das europäische Stromnetz einem unfreiwilligen Stresstest unterzogen worden. Seither wird auch in der Öffentlichkeit wieder vermehrt über die Stabilität der Stromversorgung diskutiert. Zwar kommt das Stromnetz hierzulande einem Musterschüler gleich. Doch um diese Rolle auch im Zuge der Energiewende zu behalten, bedarf es weiterer Anstrengungen.

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Wir schalten das Licht ein, wenn es zu dämmern beginnt; stecken unser Handy ans Ladekabel, wenn der Akku zur Neige geht; Und immer mehr Menschen hängen auch ihre Autos an die Steckdose. Maschinen, Computer, lebenserhaltende Systeme, sie alle sind auf elektrische Versorgung angewiesen. Ohne Strom steht unsere Gesellschaft nicht nur im übertragenen Sinne still. Wohl auch deshalb erscheint es den meisten als ganz selbstverständlich, dass unser Stromnetz verlässlich funktioniert. Zugleich löst die Vorstellung eines flächendeckenden Stromausfalls bei vielen mehr als nur ein bisschen Sorge aus.

Entsprechend für Aufregung sorgten die Berichte Anfang Jänner, als die europäischen Stromversorger einem unfreiwilligen Stresstest unterzogen wurden. Seit wenigen Tagen sind nun auch die Details jenes Vorfalls bekannt, der das europäische Netz gefährlich nahe an den Kipppunkt brachte: Am 8. Jänner zu Mittag exportierte Südosteuropa relativ viel Strom Richtung West- und Mitteleuropa. Für eine Kupplung in einem Umspannwerk im kroatischen Ernestinovo war das zu viel – sie ging vom Netz. Innerhalb von 43 Sekunden überlasteten daraufhin 14 Leitungen in Kroatien, Serbien und Rumänien.

Geteiltes Netz
Das europäische Stromnetz teilte sich entlang dieser Bruchlinie in zwei Teile – mit einem gravierenden Problem: Im südosteuropäischen Teil wurde mehr Strom ins Netz gespeist, als entnommen wurde. Im west- und mitteleuropäischen Teil war es genau umgekehrt: Die Stromnachfrage überstieg die Erzeugung. Weder das eine noch das andere darf aber passieren, das Netz muss vielmehr im Gleichgewicht bleiben. Die Kenngröße dafür ist die Netzfrequenz. Sie liegt in Europa bei 50 Hz. Steigt sie zu stark, führt das zum Ausfall weiterer Leitungen, bis hin zum ganzen Netz. Fällt sie zu stark, müssen nicht nur die großen Verbraucher, sondern irgendwann auch die Kraftwerke selbst vom Netz genommen werden. In beiden Fällen wäre ein netzweiter Stromausfall die Folge.

Dazu kam es am 8. Jänner nicht. Laut Gerhard Christiner, dem technischen Vorstand des Übertragungsnetzbetreibers APG, griffen die europaweiten Schutzmechanismen so, wie sie sollten. „Innerhalb von Millisekunden ist es gelungen, den Frequenzeinbruch zu stoppen“, erklärt Christiner im Gespräch mit ORF.at. In Frankreich und Italien wurden für die Stabilisierung des Netzes unter anderem Industriekunden, deren Verträge das ermöglichen, vom Netz genommen. Hierzulande wurden alle verfügbaren Kraftwerke aktiviert. Die Frequenz sei so „langsam und ruckelig“ wieder auf 50 Hz gestiegen, sagt Christiner.

Maximal 24 Stunden, bis Netz wieder steht
Doch was wäre passiert, wenn die Schutzmaßnahmen nicht gegriffen hätten oder noch ein weiterer Fehler hinzugekommen wäre und das Netz tatsächlich zusammengebrochen wäre? Zu Horrorszenarien von einem tagelangen Stromausfall mit schweren gesellschaftlichen Verwerfungen, wäre es wohl dennoch nicht gekommen.

Ein landesweiter Stromausfall werde regelmäßig am Simulator geübt, sagt Christiner. Und dort sei es den Technikern bis jetzt immer gelungen, in zehn bis maximal 24 Stunden das Stromnetz in Österreich wieder aufzubauen. Kritischer könnte die Situation allerdings sein, sollten Leitungen – etwa durch Naturkatastrophen beschädigt werden. Oder wenn ein Hackerangriff zum Beispiel das Leitsystem lahmlege. Man tue allerdings alles, um das zu verhindern, sagt Christiner.

ORF.at/Roland Winkler
Das Kraftwerk in Kaprun ist eine der „schwarzstartfähigen“ Anlagen in Österreich

Sollten die Systeme aber noch alle intakt sein, ist das Vorgehen klar geregelt. Zuerst werden die Kraftwerke wieder in Betrieb genommen, die ohne zusätzlichen Strom von sich aus starten können. „Schwarzstartfähig“ nennt sich das in der Fachsprache. In Österreich sind das unter anderem die Speicherkraftwerke Malta in Kärnten und Kaprun in Salzburg. Mit ihnen bauen die Netzbetreiber Strominseln auf, also kleine in sich geschlossene Gebiete, in denen wieder elektrische Energie durch die Stromleitungen fließt.

Dann werden nach und nach weitere Kraftwerke und Abnehmer hinzugeschaltet. Denn auch beim Wiederaufbau des Stromnetzes gilt, das Energieerzeugung und Energieverbrauch gleich hoch sein müssen. Sollte tatsächlich in ganz Europa der Strom ausfallen, wäre übrigens jedes Land erst einmal auf sich selbst gestellt. Zwar würden sich die einzelnen Länder natürlich nach Möglichkeit gegenseitig helfen. Aber grundsätzlich bleibe der Netzwiederaufbau erst einmal „national begrenzt“, sagt Christiner.

Teurer Blackout
Doch selbst wenn Österreich innerhalb von 24 Stunden wieder ein funktionierendes Stromnetz hätte, auch nur ein Tag ohne Strom hätte weitreichende Folgen. Das Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz hat bereits vor ein paar Jahren versucht, die Schäden eines flächendeckenden Stromausfalls zu berechnen. Für einen Tag kommt der Blackout-Simulator der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Kosten von rund 1,3 Mrd. Euro. Michael Strugl, Verbund-Chef und Präsident von Oesterreichs Energie, sprach zuletzt von einer ähnlich hohen Zahl – 1,18 Mrd. Euro.



Elektrische Energie wird noch wichtiger
Für die Netzbetreiber ist es deshalb das oberste Ziel, das Netz stabil zu halten – ein Aufgabe, die in den vergangenen Jahren nicht einfacher wurde. Das hat damit zu tun, wie Österreich – aber auch ganz Europa – die Energieproduktion umstellen möchte. Fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl, aber auch Gas sollen Platz machen für klimaneutrale Alternativen. Sehr oft bedeutet das aber auch einen Umstieg auf elektrische Energie. Bestes Beispiel: das Elektroauto.

APA/Julian Stratenschulte
Elektroautos sind ein klassisches Beispiel für die Umgestaltung des Energiesystems

2019 lag der energetische Endverbrauch in Österreich bei rund 317 Terawattstunden (TWh). Aber nur rund ein Fünftel davon entfiel auf elektrische Energie, also Strom. Dieser Anteil wird sich in den kommenden Jahren mit Sicherheit deutlich erhöhen. Zugleich muss aber auch die Stromproduktion selbst auf erneuerbare Ressourcen umgestellt werden. Neben der – bereits gut ausgebauten Wasserkraft – sollen künftig vor allem Sonne und Wind die nötige Energie für die Umwandlung in Strom liefern. 27 TWh mehr sollen laut Regierungsplan bis 2030 mit Erneuerbaren produziert werden.

Mehr zu schultern für die Netze
Dafür reicht es nicht, Windräder und Solaranlagen aufzustellen – auch wenn das schon eine große Herausforderung ist. Stromerzeugung aus Sonnen- und Windenergie wird gerne als „volatil“ bezeichnet. Dahinter verbirgt sich die schlichte Tatsache, dass sowohl Sonne als auch Wind nicht beliebig verfügbar sind. Manchmal herrscht ungetrübter Sonnenschein, dann wieder hängen dichte Wolken am Himmel. Auch der Wind weht nicht immer konstant stark. Dazu kommt, dass sich Sonnen- und Windkraftwerke nicht beliebig platzieren lassen. Vor allem Windräder sind nur dort sinnvoll, wo sie sich auch mit einer gewissen Regelmäßigkeit drehen.

ORF.at/Michael Baldauf
Windparks sind nur dort sinnvoll, wo auch oft genug ausreichend starker Wind weht

Wird nun an einem Ort gerade viel Strom produziert – weil eben gerade viel Wind geht oder ordentlich die Sonne scheint – muss er dorthin transportiert werden, wo er gebraucht wird – und das eben oftmals über weiter Strecken. Beides passiert natürlich heute auch schon. In Zukunft wird der „Verkehr“ im Stromnetz aber mit Sicherheit mehr werden – und das wiederum wird das Stromnetz stärker belasten.

Höhere Kosten durch Notfalleinsätze
Auch nach dem Vorfall Anfang Jänner wurden schnell Stimmen laut, die in den Erneuerbaren mögliche Schuldige erkannten. Die konnten in dem Fall aber tatsächlich nichts dafür. Das wurde später auch von Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) abwärts von allen Seiten betont. Die heimische Energiewirtschaft wies aber infolge des Zwischenfalls dennoch mehrfach auf die Herausforderungen durch die Energiewende hin.

Der vermehrte Ausbau der Erneuerbaren führe dazu, „dass die Stromnetze immer stärkeren Schwankungen ausgesetzt sind. Die Anzahl der Noteinsätze nimmt drastisch zu“, hieß es etwa in einer Aussendung der Wien Energie nur zwei Tage nach dem Zwischenfall. Tatsächlich musste die APG im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben an 261 Tagen zur Stabilisierung des Netzes eingreifen.

ORF.at/Christian Öser
Das Gaskraftwerk in Mellach gehört zu den Anlagen, auf die in Österreich für die Netzstabilität zurückgegriffen wird

Um Schwankungen auszugleichen, werden etwa Gaskraftwerke zugeschaltet, die extra für diese Zwecke bereitstehen. Das kostet: 134 Mio. Euro wurden laut APG dafür im vergangenen Jahr fällig. Das sind zwar 14 Mio. Euro weniger als im Jahr davor. Noch vor fünf Jahren lagen diese „Redispatch-Kosten“ aber gerade einmal bei einem Fünftel der Summe.

Netzausbau hinter Plan
Die Problematik werde sich durch die Energiewende „definitiv“ weiter verschärfen, sagt auch Peter Zeller, Professor für Elektrotechnik an der FH Oberösterreich gegenüber ORF.at. „Das soll aber nicht dazu führen, E-Mobilität und Erneuerbare zu bremsen oder zu stoppen.“ Vielmehr müssten der Ausbau vorangetrieben und gleichzeitig die Netze „ertüchtigt“ werden. Eine „laufende Ertüchtigung und Modernisierung der Übertragungs- und Verteilernetze“ nennt auch Wolfgang Gawlik, Professor an der TU Wien, als entscheidendes Kriterium für die Zukunft. Mit einem Ausbau der Netze müsse man „sicherstellen, dass die Versogungssicherheit erhalten bleibt“.

Doch hier hapert es zurzeit. Mit den Ausbau- und Umbauvorhaben für das Netz sei man „weit hinter den Plänen zurück“, sagt APG-Vorstand Christiner. Gerade weil das Stromnetz hierzulande als dermaßen stabil wahrgenommen werde, „stoßen wir wann immer wir Leitungen bauen oder verstärken wollen auf massive Widerstände“.

ORF.at/Christian Öser
Über die Ästhetik von Starkstromleitungen lässt sich trefflich streiten

Ein Beispiel, das in ganz Österreich Bekanntheit erlangte, ist der Streit über einen Teil der 380-kV-Leitung in Salzburg. Über Jahre kämpfte eine Bürgerbewegung gegen das Projekt, bis 2020 schließlich auch der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) grünes Licht gab. Die Gegner wollten dabei gar nicht die Leitung an sich verhindern, anstelle der Freileitung aber ein – aufwendigeres und damit teureres – Erdkabel verlegt haben. Sie argumentierten unterem anderem mit dem Landschafts- und Naturschutz.

Herausforderung Speicher
Klar ist jedenfalls: Alles, was sich nicht durch Verteilung im Netz ausgleichen lässt, muss durch Speicher ersetzt werden. Auch fossile Brennstoffe wie Kohle und Erdgas, von denen die europäische Stromproduktion noch abhängig ist, sind am Ende nichts anderes als Energiespeicher. In einem klimaneutralen System werden sie freilich keinen Platz mehr haben.

Für die kurzfristige Speicherung können in Zukunft auch Batterien zum Einsatz kommen. Großbatteriespeicher könnten zum Teil auch die Regelleistung übernehmen, also dabei helfen, kurzfristige Schwankungen im Stromnetz auszugleichen, sagt TU-Professor Gawlik. Um Energieüberschüsse aus dem Sommer in den Winter zu bekommen, hoffen derzeit aber viele auf durch Elektrolyse gewonnenen Wasserstoff. „Das ist meiner Meinung nach der einzige Weg, saisonale Speicher zu realisieren“, sagt auch Zeller.

Doch dafür muss womöglich erst der Ausbau der Erneuerbaren noch weiter voranschreiten. „Wasserstoff wird erst interessant, wenn die Überschüsse durch Erneuerbare so groß sind, dass sich das rechnet“, sagt etwa APG-Vorstand Christiner. Darüber hinaus müsse in den kommenden Jahren deutlich mehr Anstrengung in „die Entwicklung von Speichern und Speichertechnologie“ fließen, so Zeller. „Wir brauchen eine Taskforce, die an Produkten und Lösungen arbeitet und auch finanziert wird.“

Nicht nur nationale Herausforderung
Allein ist Österreich mit diesen Problemen nicht. Die Herausforderungen teilen auch die anderen europäischen Staaten – für manche sind die Hürden sogar noch ein Stück größer. In Deutschland geht kommendes Jahr das letzte AKW vom Netz. In den kommenden 18 Jahren will das Land alle verbleibenden Kohlekraftwerke stilllegen. Erst am Donnerstagabend gab das Parlament grünes Licht für 35 neue Vorhaben beim Stromnetzausbau. 7.700 Kilometer an neuen Stromtrassen hat sich das Land im Zuge der Energiewende zum Ziel gesetzt. Davon fertiggestellt wurde bisher erst ein Sechstel.


31.01.2021, Martin Steinmüller-Schwarz, ORF.at

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Stromnetz: Musterschüler und Sorgenkind
 
#8
Dazu passend:

Österreichs Ökostrom-Wintermärchen
Im Winter und den Rändern von Herbst und Frühjahr schwächelt die Stromerzeugung aus „guten" Quellen wie Wasser und Sonne. Das gleichen wir mit Importen auch von Kohle- und Atomstrom aus. Aber darüber redet man nicht. Bei uns gibt's schließlich Ökostrom.
„Dunkelflaute" nennt man in der Fachsprache des Ökostromzeitalters jene Zeiträume im Jahr, in denen die Sonne nicht bzw. nur reduziert scheint und der Wind höchstens als schwaches Lüfterl weht. Genau davon, also von der Dunkelflaute, hat Österreich seit längerer Zeit mehr als genug. Und nicht nur das: Auch die heimische Wasserkraft lässt kräftig zu wünschen übrig.

Die Solarenergie fällt realistisch betrachtet in den Wintermonaten und den jahreszeitlichen Rändern von Herbst und Frühling sowieso nicht sehr ins Gewicht. Die rund 1,3 Gigawatt der in Österreich installierten Solarzellenflächen haben praktisch Winterurlaub. Das weiß man aber vorher.

Viel mehr weh tut da allerdings, wenn auch der Wind auslässt. Die heimischen Windräder mit ihren mehr als 3,1 Gigawatt Gesamtleistung haben beispielsweise nur an etwa 10 Dezembertagen maßgeblich dafür gesorgt, dass Strom aus der Steckdose fließt. Und der Jänner lief nicht besser. Die meiste Zeit war die Windkraft zuletzt schwach bis nicht vorhanden.

Und auch beim Europäischen Beinahe-Blackout (Total-Stromausfall) am 8. Jänner spielte der Wind eine Rolle: Beim Windkraft-Champion Deutschland war nämlich die Erzeugungsleistung der erneuerbaren Energie in den vier Stunden vor dem massiven Abfall der Netzfrequenz (siehe unten im PPS) um ganze 7,8 Gigawatt gesunken. Das entspricht dem durchschnittlichen Gesamtbedarf Österreichs.
Am schmerzlichsten jedoch ist der geringe Niederschlag seit November. Und auch der Dezember und bisherige Jänner lief diesbezüglich nicht besser. Die Laufkraftwerke Österreichs – mit möglichen acht Gigawatt Spitzenleistung steht und fällt mit ihnen die heimische Ökostrombilanz – lieferten entsprechend wenig Strom. Im Minimum kaum ein Viertel, im Maximum nicht einmal die Hälfte der Maximalleistung konnten die Turbinen in den Staumauern erzeugen.
Bis zu einem Drittel Importe - meist aus „bösen" Quellen
Was bleibt somit, um das Stromnetz zu befüllen, und damit in Folge etwa alle Computer, Smartphones, Leuchtkörper, Industriemaschinen, Eisenbahnen, „grüne" E-Autos und Haushaltsgeräte mit Elektroanteilen zu betreiben? Der Import. Bis auf wenige Tage ist Österreich seit November Netto-Stromimporteur. Teilweise bis zu einem Drittel des Strombedarfs muss aus ausländischen Quellen gedeckt werden, vor allem aus Deutschland, Tschechien, Ungarn und Slowenien. In Summe bis zu drei Gigawatt Leistung flossen über die Grenzen zu uns.
Und das kam hauptsächlich aus Kohle- und Atomkraftwerken.

Natürlich finden wir davon nichts auf unseren Stromrechnungen. Denn Österreich betreibt inzwischen kein Kohlekraftwerkmehr. Jenes in Mellach südlich von Graz wurde im April 2020 geschlossen und beendete laut Verbund die „Ära der Kohlestromversorgung in Österreich". Und bekanntlich ist Österreich per Verfassungsgesetz ja auch „atomfrei".
Und damit das Gewissen nicht leidet, wird der böse importierte „Graustrom" mit dem Ankauf von Ökostromzertifikaten bemantelt, bevor er getarnt auf unserer Stromrechnung landet. Somit gehört auf dem Papier der Ökostrom von sonstwo und irgendwann uns - und der „Graustrom" jenen, die keine Zertifikate dafür kaufen.
Dem physikalischen Stromfluss im Netz ist das allerdings egal. Auch Österreich lebt letztlich mit Atomstrom.

PS: Der bisher letzte Tag, da Österreich einen Stromüberschuss erzeugte, war (Stand 28. Jänner) der 8. Dezember. Seither werden etwa 30 bis 70 Gigawattstunden Energie am Tag importiert. Zum Vergleich: Das tschechische AKW Temelín erzeugt rund 48 GWh pro Tag.
PPS: Ein interessanter Tag war der besagte 8. Jänner, der Tag des Beinahs-Crashs im Netz: Um 10 Uhr produziert damals Deutschland in Summe 81,2 Gigawatt und exportiert davon 8,5 GW. Österreich produziert 7,2 GW und importiert 2,5 GW. Um 14 Uhr war die deutsche Stromerzeugung dann runter auf 75,3, und für den Export waren nur noch 4,7 übrig - binnen vier Stunden sind also die "Erneuerbaren" von 32,4 auf 24,6 Gigawatt Energieoutput gesunken. Den Einbruch glich man zeitgleich nur teilweise aus, indem 1 GW von der Steinkohle und 0,5 vom Erdgas ins Netz gepumpt wurden.
Österreich hat damals um 14h 6,4 GW produziert und 2,8 importiert.

PPPS: Um im Winter auf 100 Prozent Ökostrom zu kommen, fehlen uns die Hälfte bis 2/3 an Kraftwerks-Kapazität.
Österreichs Ökostrom-Wintermärchen
 

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#9
VERSORGUNG
Blackout: Ein großflächiger Stromausfall ist ein reales Risiko
Selten, aber nicht ganz auszuschließen – E-Control: Spannungsabfall im Jänner von europäischen Netzbetreibern gut bewältigt

Ein großflächiger Ausfall ist nicht auszuschließen.
Foto: dpa-Zentralbild/Michael Reichel

Ein Blackout, also ein überregionaler Zusammenbruch der Stromversorgung, ist ein extrem seltenes Katastrophenereignis – es ist das Worst-Case-Szenario für die Stromversorgung, das "wir nicht für wahrscheinlich halten", beruhigte E-Control-Vorstand Alfons Haber kürzlich bei einem Fachvortrag. "Das ist selten", bestätigte auch der Stromexperte Herwig Renner von der TU Graz, "aber ganz ausschließen kann man es nicht."

Großflächige Stromausfälle gab es in Österreich 1976 und in Teilen des Landes im Jahr 2006. In Italien wurde es im Jahr 2003 einen Tag lang finster. Ein Spannungsabfall wie im Jänner 2021, der sich aber ohne Blackout ausging, ist "gar nicht so selten", sagte Renner. Im Juli habe sich etwa die Iberische Halbinsel von Frankreich getrennt.

"Stromausfall ist nicht gleich Stromausfall", erklärte Renner bei einem Fachseminar des Stromregulators E-Control. Von Ausfällen betroffen sein könnten einerseits Verteilnetze, das sind strahlenförmig verbundene Nieder- oder Mittelspannungsnetze. "Wenn hier etwas passiert, dann ist das typischerweise der Baum, der irgendwo hineinfällt, oder der Bagger, der ein Kabel erwischt." Auch hier kann es zu größeren Stromausfällen kommen, aber das ist dann noch lange kein Blackout.

Mehrere Ereignisse auf einmal
Anders sieht es beim Hochspannungs-Übertragungsnetz aus. "Wenn irgendwo eine Leitung ausfällt, heißt das nicht zwangsläufig, dass es irgendwo finster wird." Der Strom finde dann einen anderen Weg. Kritisch werde es dann, wenn mehrere Ereignisse bei ungünstigen Voraussetzungen zusammenkommen, etwa ein kalter Wintertag oder hoher Stromtransport bei starker Windstrom-Einspeisung in Norddeutschland und großen Lasten im Süden oder der Fall, dass wichtige Leitungen oder Kraftwerke nicht verfügbar sind.

Ein aktuelles Bedrohungsszenario sei der "System-Split", erklärte Renner, wenn sich also das große Stromnetz in mehrere Teilnetze aufteilt. "Die Frage ist, ob diese Teilnetze dann in der Lage sind, für sich zu überleben." Problematisch sei das dann, wenn Verbrauch und Erzeugung in diesen Teilnetzen nicht ausgeglichen sind, wenn also der Strom aus Wasserkraft oder Windkraft nicht dort erzeugt wird, wo die großen Verbraucher sind.
So einen Riss im Stromnetz habe es etwa im Jahr 2003 in Italien gegeben, das ein großer Stromimporteur sei. Die Stromverbindungen zwischen Italien und der restlichen EU seien damals "wie ein Reißverschluss aufgegangen". 13 Stunden habe es damals gedauert, bis der Großteil des Netzes wiederhergestellt war, 20 Stunden bis zur vollständigen Wiederherstellung. "Das ist durchaus realistisch auch für andere Szenarien."

Störung 2006
Einen anderen großen Störfall habe es im November 2006 gegeben, bei untypisch starken Stromtransporten von Südost- nach Nordwesteuropa. Der Riss des Stromnetzes sei damals genau durch Österreich gegangen, das ein Stromtransitland ist. Auch dieser Störfall sei aber kein richtiger Blackout gewesen, sondern eine Abschaltung von Kunden, um einen Blackout zu vermeiden. Bei der Großstörung am 4. November 2006 mussten zehn Millionen Haushalte in Westeuropa vom Stromnetz getrennt werden.

Das Ereignis vom 8. Jänner 2021, ausgehend von Südosteuropa, war laut E-Control-Vorstand Alfons Haber ein "Stresstest", der gut bewältigt wurde. Aufgrund einer technischen Störung, wieder bei hohem Stromtransport von Südost- nach Nordwesteuropa, sei es zu einer Trennung vom europäischen Verbundnetz gekommen, aber innerhalb einer Stunde sei das europäische Netz dank des vorhandenen Know-hows und der Erfahrung der europäischen Übertragungsnetzbetreiber wieder zusammengeschaltet gewesen.

Damals war viel die Rede von einem "Beinahe-Blackout" infolge eines massiven Spannungsabfalls im Stromnetz. Laut dem österreichischen Übertragungsnetzbetreiber APG kam es damals zu einer kurzfristigen Frequenzabweichung von etwa 260 mHz. Die Netzfrequenz sank am frühen Nachmittag auf unter 49,75 Hz. Laut TU-Graz-Professor Renner wurde das Ereignis "von der Presse sehr hochgepusht". "Ja, es war ein Frequenzabfall und ein System-Split, aber es hat sehr gut funktioniert, man hat es sehr gut im Griff gehabt. Da mag vielleicht auch Glück dabei gewesen sein, aber es war auch entsprechend gute Vorbereitung dabei."

Szenarien zum Wiederhochfahren
"Wenn die Frequenz einmal auf 49 Hertz absinkt, dann beginnt man schon mit rigorosen Maßnahmen", erklärte Renner, "dann werden die ersten Kunden weggeschaltet." Wenn die Frequenz noch weiter sinke, "dann ist bei 47,5 Hertz der Point of no return erreicht. Bei einem Weitersinken besteht die Gefahr, dass bei Kraftwerksturbinen Schäden entstehen können, dann schaltet man ab." Eine Abweichung der Spannung nach oben sei weniger kritisch, weil es einfacher sei, Stromerzeugung wegzuschalten als den Verbrauch zu reduzieren.

Für das Wiederhochfahren der Stromerzeugung nach einem Blackout gebe es bereits Szenarien, erklärte Renner. Zunächst müsste man kleine Inseln aufbauen und diese dann miteinander verbinden. "Das geht in Österreich ganz gut, weil wir viele Wasserkraftwerke haben." Das sei deshalb wichtig, weil diese Kraftwerke "schwarzstartfähig" seien, also unabhängig vom Stromnetz wieder hochfahren könnten. Beginnen würde man etwa bei den Kraftwerken Kaprun und Malta, wobei man zunächst lokale Verbraucher zuschalten würde, "mit dem Ziel, dass man möglichst bald Richtung Wien kommt".

Ganz wesentlich für eine Verringerung des Blackout-Risikos sei das Stromnetz, betonte APG-Vorstand Gerhard Christiner. Das Thema Versorgungssicherheit werde in der Diskussion nicht gleichrangig behandelt mit den Themen Binnenmarkt und Energiewende. Stromerzeugung und -verbrauch seien in Europa nicht gleichmäßig verteilt. Im jährlichen Durchschnitt würden täglich große Strommengen von Nordwest- nach Südosteuropa fließen – das liege vor allem an den französischen Atomkraftwerken. Deutschlands Stromexport nehme hingegen durch den Kohle- und Atomausstieg von Jahr zu Jahr ab. Österreich liege als Handelsdrehscheibe für Strom genau dazwischen und habe zeitweise selbst einen hohen Importbedarf. "Wir sind heute weit davon entfernt, dass Österreich sich selbst versorgen könnte."
(APA, 27.9.2021)
Blackout: Ein großflächiger Stromausfall ist ein reales Risiko
 

Geist

Worte im Dunkel
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#11
Blackout-Übung für Mitte November geplant

Am 12. November findet die Blackout-Übung „Energie 21“ statt, an dem mehrere Bundesländer und auch das Innen- sowie das Verteidigungsministerium beteiligt sein werden.

Der Übung geht die Annahme voraus, dass eine extreme Kälteperiode in Europa zu einem erhöhten Stromverbrauch und zu Einschränkungen in der Stromerzeugung führt und eine „Strom-Mangellage“ die Folge ist. Initiiert wurde die Übung von Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), derzeit Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz.

Auch Klimaschutzministerium involviert

Auch das Klimaschutzministerium sowie Vertreter von Einsatzorganisationen und kritischen Infrastruktureinrichtungen werden involviert sein, teilte das Land Tirol mit. Um die Versorgung im Falle einer Mangellage aufrechtzuerhalten und ein Blackout – und damit den Zusammenbruch des Stromnetzes – zu verhindern, sei ein funktionierendes Krisenmanagement und die reibungslose Zusammenarbeit von Behörden, Einsatzorganisationen und Energieversorgern erforderlich.

„Genau diese Zusammenarbeit und die Abläufe im Krisenfall sollen im Rahmen einer Stabsübung geprobt werden“, so die Verantwortlichen des Landes Tirol.

Übung bei Patscherkofelbahn

Parallel zur bundesweiten Stabsübung wird die Tiroler Landeseinsatzleitung am 12. November gemeinsam mit den Einsatzorganisationen an der Patscherkofelbahn oberhalb von Innsbruck verschiedene „Einsatzspektren“ im Falle eines Blackouts proben, hieß es.

Unter anderem wird eine Taubergung per Hubschrauber durchgeführt, bei der Passagiere aus Gondeln abgeseilt werden, sowie der Aufbau eines Ersatzgestänges mit Unterstützung eines Blackhawk-Hubschraubers zur Wiederherstellung der Stromversorgung geprobt.

red, ORF.at/Agenturen
Quelle: Blackout-Übung für Mitte November geplant
 

josef

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#12
Blackout: Nach 30 Minuten geht dem Mobilfunk der Saft aus
Netzbetreiber warnen wegen der Energieknappheit vor Ausfällen in Europa. Die Sendemasten in Österreich sind mit Akkus abgesichert – aber nur für kurze Zeit

Das A1 Datacenter kann im Notfall mit diesem Dieselgenerator weiterbetrieben werden.
Foto: APA/


Sendemasten können 30 Minuten lang über einen integrierten Akku mit Strom versorgt werden.
Foto: imago/Jan Huebner

Es ist ein düsteres Bild, das Vertreter der europäischen Telekombranche zeichnen: Demnach ist es denkbar, dass es durch die Energiekrise bei der Versorgung mit Mobilfunksignalen zu Ausfällen kommen kann, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf vier Führungskräfte aus der Telekommunikationsbranche aus Deutschland, Frankreich, Schweden und Italien.

In vielen europäischen Ländern gebe es aktuell nicht genügend Notsysteme, um ausfallende Gaslieferungen aus Russland und Wartungspausen französischer Atomkraftwerke abzufedern. Ein strenger Winter könnte demnach die Netzinfrastruktur der Telekombetreiber auf eine Belastungsprobe stellen. Telekommunikationsunternehmen in Deutschland und Schweden haben ihre Regierungen bereits über mögliche Netzausfälle informiert.

Sender können 30 Minuten im Batteriebetrieb arbeiten
Doch wie ist die Lage in Österreich? Auch wenn man aktuell nicht von einem Totalausfall der Stromversorgung ausgeht, sieht man sich bei den heimischen Mobilfunkern auf Engpässe vorbereitet, wie eine Nachfrage des STANDARD ergab. So sind allein bei A1 alle rund 8.500 Mobilfunksendestationen mit ihren 25.000 Sendeeinrichtungen mit Notbatterien ausgestattet. Diese halten im Fall eines Stromausfalls das Mobilfunknetz noch 30 Minuten am Laufen – manche Anlagen können unter Notfallbedingungen bis zu vier Stunden weitersenden. Dennoch ist nach zwei Stunden ohne Strom mit massiven Einschränkungen im Betrieb zu rechnen.

Eine Frage des Diesels
Der Notbetrieb kann aber weiterlaufen, denn sollte der Strom länger ausfallen, kommen mobile Aggregate zum Einsatz. Diese Generatoren können aber nicht das gesamte Netz abdecken und werden laut den Mobilfunkern im sogenannten Backbone-Netz, also dem Hauptstrang oder Basisnetz, eingesetzt. Diese Netze sind auf einen Notstrombetrieb mit Dieselaggregaten von 72 Stunden ausgelegt, können aber durchaus länger operieren, solange Diesel nachgeliefert wird, berichtet man bei A1. Die Netzbetreiber A1, Magenta und "3" verfügen über eigene mobile Notstromaggregate, diese wurden aber nicht in der aktuellen Energiekrise angeschafft, sondern sind schon länger im Einsatz, um etwa lokale und zeitlich begrenzte Stromausfälle zu überbrücken.

Als kritische Infrastruktur werden Telekombetreiber bevorzugt mit Diesel beliefert, sollte es aufgrund eines Blackouts zu Versorgungsengpässen kommen. So betont man etwa bei "3", dass Datacenter georedundant sind, also ein Datacenter jeweils die Verkehrslast eines anderen übernehmen kann. Die gesamte Telekominfrastruktur nur mit Dieselaggregaten am Laufen zu halten ist aber allein schon aus wirtschaftlichen Gründen unmöglich.

Dazu kommt, dass der Notbetrieb mit Dieselaggregaten eine logistische Herausforderung darstellt und über einen längeren Zeitraum mit enormen Schwierigkeiten verbunden ist, wie man bei den Netzbetreibern betont. Da die laufende Versorgung mit Diesel im Fall eines totalen Stromausfalls über längere Blackout-Perioden nicht lückenlos gewährleistet ist, liegt hier der natürliche Flaschenhals im System. "Auf dem Weg zur Tankstelle fallen Ampeln aus und verursachen Staus. Zahlungssysteme fallen aus, ebenso sind die Pumpen der Tankstellen außer Betrieb. Es ist, als würde man in einem Haus den FI-Schalter umlegen. Ohne Strom geht nichts mehr", erklärt Christian Traunwieser, Sprecher von Magenta Telekom, die logistischen Herausforderungen.

Festnetztelefonie funktioniert länger
Dennoch: "Vielleicht sind wir in weiten Teilen Europas, wo die Stromversorgung ziemlich stabil und gut ist, etwas verwöhnt", sagte ein leitender Angestellter der Telekommunikationsbranche gegenüber Reuters. "Die Investitionen im Energiespeicherbereich waren vielleicht geringer als in manch anderen Ländern."

Einen kleinen Trost gibt es für alle Festnetznutzenden: Dieses bleibt im Fall eines Stromausfalls länger online, nämlich acht bis 72 Stunden – das gilt für Festnetztelefonie und Internet, wenn der Anschluss direkt an eine Vermittlungsstelle angeschlossen ist.
(Peter Zellinger, 5.10.2022)
Blackout: Nach 30 Minuten geht dem Mobilfunk der Saft aus
 

Geist

Worte im Dunkel
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#13
E-Control sieht Versorgung gesichert

In Österreich muss man sich die nächsten Monate keine Sorgen machen, dass es zu wenig Gas oder Strom geben könnte, auch Angst vor einem Blackout, also einem unerwarteten Ausfall größerer Teile des europäischen Stromnetzes, sei unbegründet, sagte E-Control-Vorstand Alfons Haber.

Das Risiko dafür sei in den letzten Jahren auch nicht gestiegen, betonte der Vorstand weiter. Aktuell angebotene Gastarife seien zum Teil schon günstiger als Bestandstarife, beim Strom sei es noch nicht ganz so weit.

2022 sei zwar mehr Strom nach Österreich importiert worden, es habe aber zu keinem Zeitpunkt die Gefahr einer Unterdeckung des österreichischen Strombedarfs gegeben, sagte Haber im Gespräch mit der APA. „Auch für die nächsten Monate gibt es kein unmittelbares Risiko einer Unterdeckung bei Strom oder Gas.“

„Muss dramatisch viel passieren, damit es eng wird“

Die EU habe Gasspeicherkapazitäten von etwa 1.100 Terawattstunden und verbrauche im Jahr etwa 3.600 TWh, sagte Johannes Mayer, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft bei der E-Control. „Österreich hatte zu Beginn des Winters tatsächlich von österreichischen Unternehmen und strategischer Reserve eingespeichert rund 46 TWh. Das ist in Österreich etwa 50 Prozent unseres Jahresverbrauchs. Etwa 70 Prozent des Gases werden im Winter verbraucht“, so Mayer. „Da muss schon dramatisch viel passieren, dass das eng werden kann.“


Grafik: APA/ORF; Quelle: E-Control

Beim Strom reicht der Ausblick der E-Control bis 2030. Basierend auf dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz sollen 27 Terawattstunden Strom zusätzlich erzeugt werden, um den Bedarf bilanziell zur Gänze aus erneuerbaren Quellen zu decken. „Um 27 TWh zusätzlich zu erzeugen, muss der Kraftwerkspark von 24.000 MW auf 40.000 MW erhöht werden“, sagte Haber.

2030 werde unter diesen Betrachtungen die österreichische Kraftwerksleistung zu 86 Prozent aus erneuerbaren Energien bestehen, 14 Prozent nach wie vor aus thermischen Kraftwerken, „weil wir eben saisonale Schwankungen haben. Wir können typischerweise zwischen März und September die erhöhte Stromproduktion auch ins Ausland exportieren, während wir von Oktober bis Februar auch die thermischen Kraftwerke im Einsatz haben und auch aus dem Ausland importieren, um unsere Versorgung zu decken.“

Verstromung von Gas zugenommen

2022 hätten niedrige Gasspeicherstände zu Jahresbeginn und die Verknappung des verfügbaren Gases aus Russland sowie die notwendige Erreichung von Gasspeicherzielen eine „Gaspreisrallye“ ausgelöst, die zu hohen Gaspreisen geführt habe, so Haber. Im August 2022 lagen die Spotpreise im österreichischen Großhandel für Gas bei durchschnittlich 231 Euro je MWh – um 432 Prozent mehr als im August 2021.

Durch Rückgänge bei der europäischen Produktion von Atomstrom und Strom aus Wasserkraft habe die Verstromung von Gas zugenommen, um die benötigte Energie zu liefern. Die Strompreise im Großhandel seien dadurch weiter gestiegen. Schon Ende 2021 seien sie durch die gestiegene Stromnachfrage nach Ende der Lockdown-Maßnahmen auf einem hohen Niveau gewesen. Den Höhepunkt erreichte diese Entwicklung im August 2022,mit einem durchschnittlichen Strompreis von 494 Euro je MWh im Großhandel.

„Das sind, umgelegt auf die Haushaltskunden, 49,4 Cent alleine für das Produkt. 2020/21 waren es sechs Cent.“ Früher habe der reine Strompreis etwa ein Drittel des Gesamtpreises ausgemacht, sagte Mayer, „also ein Drittel Netz, ein Drittel Energie, ein Drittel Steuern. Heute ist es eher so, dass die Energie 50 Prozent oder sogar etwas mehr ausmacht.“

E-Control: Längere Zeit höhere Stromkosten

Inzwischen habe sich der Gasmarkt aber durch das Erreichen der Gasspeicherziele und die hohen Wintertemperaturen entspannt und auch zu einer Senkung der Strompreise im Großhandel geführt. Die Gaspreise liegen aber immer noch über dem Vorkrisenniveau, und die Stromerzeugung aus Gas ist teurer als vor der Krise. „Deswegen muss auch noch für längere Zeit mit erhöhten Strompreisen gerechnet werden“, so Haber.

„Es ist jetzt schon so, dass die günstigsten Gaspreise, die man am Markt bekommt, um einiges günstiger sind als die Bestandstarife“, sagte Mayer. „Spätestens seit Anfang Februar ist es so, dass man bessere Tarife am Markt bekommt, als typischerweise ein alter Vertrag geliefert hat. Beim Strom ist es noch nicht so weit.“

Der Durchschnitt der Bestandstarife sei noch immer leicht besser als das Beste, das man auf dem Markt bekommen kann. Bei Strom gebe es also „noch Luft nach unten“. Auch bei Gas sollte es noch weiter nach unten gehen, meinte Mayer. „Deshalb gehen wir davon aus, dass sich da noch einiges tut in den nächsten Wochen.“

Haber sieht keine erhöhte Blackout-Gefahr

Eine erhöhte Blackout-Gefahr sei nicht zu erkennen, so Haber. „Es ist nicht gut, wenn man mit solchen Diskussionen Angst schürt.“ Die Netzbetreiber hätten Großstörungskonzepte, und Übungen hätten gezeigt, dass auch großflächige Stromausfälle nach zwölf bis 36 Stunden wieder behoben werden könnten. In Österreich gebe es eine Reihe von „schwarzstartfähigen“ Kraftwerken, typischerweise kleine Laufwasserkraftwerke, die ohne Energiezufuhr von außen sehr einfach wieder ans Netz gebracht werden könnten.

red, oesterreich.ORF.at/Agenturen
Quelle: E-Control sieht Versorgung gesichert
 
#14
Die Umstellung in NÖ auf die Smartmeter ist mehr oder weniger abgeschlossen.
Quelle
Beim Posting zuvor von @Geist: auch wenn Österreich eine gute Versorgungslage mit Gas hat, sagt dies nichts Konkretes über den Zukunftspreis aus - weil der wird auf der Börse europaweit, unterteilt in Pipeline und Flüssiggas und Anlieferung (Hub), gehandelt - und diese Börse ist Basis aller Kundenverträge.
Grund: die Versorgungslage der EU schaut wesentlich schlechter aus (77% zu 19%) als die von Österreich.
Zudem ist das in Gasspeichern gelagerte Gas sehr teuer eingekauft und vieles davon gehört auch nicht "Österreich".

Man kann derzeit nur versuchen mit Anbieter-Wechsel auf einen Floating Tarif mit geringer Bindefrist von den zu erwartenden Reduktion der nächsten Monate zu profitieren. Und immer wieder den Verbrauch (mit neuer Technologie wie Wärmepumpen oder Photovoltaik) zu senken.
Auch die Smartmeter sind jetzt ein Plus: kann man damit doch Strom beziehen und abrechnen, wenn er im Laufe des Tages günstiger ist.
 
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