500. Todestag von Kaiser Maximilian I. - "Der letzte Ritter"

josef

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#1


Maximilian I.
Reformer bei Tag, Ritter bei Nacht
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Mit geschickter Heiratspolitik und einem Berg von Schulden hat er den Aufstieg der Habsburgerdynastie zur Weltmacht eingeleitet: Am 12. Jänner 1519 starb Kaiser Maximilian I., ein Mann der Widersprüche. Als Reformer führte er sein Reich vom Mittelalter in die Neuzeit, zugleich träumte er von einer sagenhaften Ära der geharnischten Helden, Minnesänger und Drachentöter.
„Maximilian glaubte durchaus, dass der Fortschritt die Welt zum Besseren verändert“, erklärt Historiker Manfred Hollegger diesen Widerspruch im Gespräch mit ORF.at. Im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) befasst sich der Historiker mit den Urkunden und Dokumenten des Kaisers und wird im März 2019 gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Innsbruck, Wels und Wien eine mehrtägige Maximilian-Tagung in diesen Städten ausrichten.

„Für die mittelalterlichen Menschen war so ein Denken untypisch, die hatten eine zyklische Vorstellung von Zeit und dachten, ihr Zeitalter wäre das letzte, danach ginge die Welt unter. Maximilian hatte dagegen bereits ein lineares Zeitverständnis“, so Hollegger.

500. Todestag von Maximilian I.
Maximilian I., der „letzte Ritter“, der am 12. Jänner 1519 starb, wird in Ausstellungen, mit Musiktheatern, einem Digitalisierungsprojekt, gar mit Wanderwegen gefeiert.

Weil also Maximilian als Herrscher die Zukunft ebenso im Blick hatte wie die Vergangenheit, sorgte er sich um die „Karrieren“ seiner Nachfahren, aber auch um den eigenen Ruhm nach seinem Ableben. Das autobiografische Heldenepos „Weißkunig“, das der Kaiser um 1517 mit seinem „Ghostwriter“ Marx Treitzsaurwein von Ehrentreiz verfasste, bringt dieses Denken auf den Punkt: „Wer sich im Leben kein Gedächtnis macht, der hat nach seinem Tod kein Gedächtnis – und demselben Menschen wird mit dem Glockenton vergessen.“

„Der germanische Herkules“
Im Gedächtnis der Nachwelt sah sich Maximilian übrigens auf einer Stufe mit Siegfried, dem Drachentöter, dessen Geschichte er im „Ambraser Heldenbuch“ verewigen ließ. Auch hatte er keine Scheu, sich als „Hercules Germanicus“ darstellen zu lassen. Er versuchte sogar, urkundlich zu belegen, dass er in direkter Linie vom biblischen Urvater Noah abstamme. „Die Habsburger waren unter den Dynastien nicht so angesehen und alt wie zum Beispiel die Valois in Frankreich, die sich von den Trojanern herleiteten“, erklärt Hollegger dieses aus heutiger Sicht absurde Unterfangen der Geschichtsklitterung, für das Maximilian landesweit Klosterbibliotheken durchforsten ließ. Doch damals galt: Je älter der Stammbaum, desto nobler der Regent.

APA/Hans Klaus Techt
Das (leere) Grabmal Maximilians in der Innsbrucker Hofkirche, wegen der Bronzefiguren auch „Schwarze Mander“ genannt

„Manager“ des Heiligen Römischen Reiches
Manche Vision Maximilians scheint aus heutiger Sicht abenteuerlich, etwa der Plan, als Kaiser und Papst in Personalunion zum Herrscher über die Christenheit aufzusteigen (vorgesehen war ja im Reich nach Vorbild Karls des Großen die Kaiserkrönung durch den Papst). Hollegger schätzt dieses Vorhaben aber als gar nicht so abwegig ein. Mit Hilfe seiner Dauerfinanziers, der Augsburger Familie Fugger, hätte Maximilian die Kurie in Rom bestechen können, hätten nicht die Fugger – wie sie es taten – abgewinkt. „Maximilian hatte viele Pläne. Aber so funktioniert auch modernes Management. Man prüft, wägt ab, fragt sich: Funktioniert das irgendwie? Da darf der Gedankengang auch einmal unkonventionell sein.“
Mit den aktuellen Vorbereitungen zum Maximilian-Jubiläumsjahr 2019 hätte der Kaiser wohl durchaus seine Freude gehabt. Landauf, landab wird er mit Ausstellungen, Musiktheaterproduktionen, einem Digitalisierungsprojekt, einem von der Tiroler Landesregierung gesteuerten Social-Media-Auftritt („#FollowMax500“), mit Lightshows, TV-Specials und nach ihm benannten Wanderwegen gefeiert.

Schöngeist und Freizeitritter
Im Rahmen des Digitalisierungsprojekts bereitet etwa die Österreichische Nationalbibliothek in Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften die digitale Veröffentlichung des erwähnten „Ambraser Heldenbuches“ samt Fußnoten vor. Mit seinem edlen Goldrand und den feinen Tuschezeichnungen spiegelt der 500 Seiten starke Prachtband, der 2018 in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde, besonders bildhaft die nostalgischen Sehnsüchte des Kaisers. Im „Ambraser Heldenbuch“ finden sich neben dem Nibelungenlied auch sechs andere, weniger bekannte Heldenepen.

Nicht nur auf dem Papier träumte Maximilian von Rittern. Als eine Art Freizeitsport ließ er am Rande von Reichstagen und anderen Zusammenkünften Turniere veranstalten. „Das war damals, wie bei uns heute Polo oder Skeleton in St. Moritz, ein Sport für die besseren Kreise“, so Hollegger: „Die Ritterturniere hat Maximilian in Burgund kennengelernt, ein Kampfsport, in dem Männer ihre Kraft und Geschicklichkeit ausstellen. Gefährlich war das sicher. Einmal fiel ihm ein Pferd aufs Bein. Da hinkte er eine Zeit. Ein andermal hatte er eine Kopfverletzung. Es sind auch Männer beim Turnier gestorben. Aber das ist eben wie mit den Affen auf einem Affenfelsen – sie müssen ständig ihre Kraft demonstrieren und die Rangordnung unter sich klären.“ Seinen medienwirksamen Beinamen – „der letzte Ritter“ – erhielt Maximilian übrigens erst durch die Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts.


Public Domain
Eines der berühmtesten Bilder: Maximilian I., im Arm sein Enkel Ferdinand, in der Mitte Enkel Karl, im Hintergrund Sohn Philipp, rechts Maximilians Frau Maria von Burgund

Moderne Heeresreform
Während der Kaiser in vollem Harnisch auf Turnieren antrat, stellte er zugleich das Kriegswesen auf die moderne Zeit um: „Maximilian hat früh den Wert einer beweglichen Artillerie erkannt. Die Zeit der klassischen Ritterheere war vorbei, Fußknechte waren ihnen überlegen. Aber an den Flanken setzte er nach wie vor Reiter ein“, erklärt Hollegger die erfolgreiche Strategie des Kaisers. Als Kriegsherr verteidigte Maximilian die eigenen Rechte und die seiner Kinder gegen Frankreich, vor allem was das Kaisertum und Italien betraf, und er sah sich als Verteidiger des Abendlandes gegen die Osmanen. Sein unerfüllter Lebenstraum blieb die Rückeroberung Konstantinopels (Istanbuls), das die Türken 1453 eingenommen hatten.


ÖNB, Handschriftensammlung
Illustration im „Ambraser Heldenbuch“

Weil aber das ewige Kriegführen Geld kostete, versuchte Maximilian im Zuge einer Verwaltungsreform 1495 eine „moderne“ Vermögenssteuer einzuführen, den „gemeinen Pfennig“. Doch diese Rechnung hatte er ohne die Stände, Klerus und Adel, gemacht, die sich gegen eine Beschneidung ihres Rechts auf Steuerbewilligung wehrten. Maximilian musste stattdessen Kredite aufnehmen. Erst rund 250 Jahre später, unter Maria Theresia, wurde tatsächlich eine Steuerbewilligung für zehn Jahre im Voraus eingeführt. „Mit vielen Ideen war er zu früh dran, aber man sieht, wie modern seine Reformen gedacht waren“, so Hollegger.

Wichtige Lebensdaten
22. März 1459 bis 12. Jänner 1519, Sohn von Kaiser Friedrich III. und Eleonore von Portugal. Durch die Ehe mit Maria von Burgund ab 1477 Herzog von Burgund, ab 1486 römisch-deutscher König, ab 1493 Herr der Habsburgischen Erblande und von 1508 bis 1519 römisch-deutscher Kaiser.

Europäisches Kompetenzgerangel
Nicht nur im Finanz-, auch im Gerichtswesen agierte Maximilian reformerisch. So führte er ein Kammergericht ein, an das man sich in zweiter Instanz wenden konnte. Auch über diese Neuerung empörten sich die Stände. Maximilian-Forscher Hollegger sieht das damalige Kompetenzgerangel durchaus gespiegelt in der aktuellen politischen Situation.
„Wo früher die Frage lautete: Was darf das Reich?, lautet sie heute: Was darf denn Europa? Darf es hineinregieren? Geht da nicht zu viel an nationalen Rechten verloren?“ So kehrt das alte, maximilianische Dilemma – übergeordnete oder regionale Machtstrukturen? – in neuer Form zurück.

Handschriftensammlung/Österreichische Nationalbibliothek / Ambraser Heldenbuch
Detail aus dem „Ambraser Heldenbuch“

Nostalgie, heute wie vor 500 Jahren
Wie die Zeit Maximilians befindet sich auch die Gegenwart im Umbruch. Alte Strukturen scheinen oft nicht mehr zu greifen, während die neuen noch nicht etabliert sind. Nicht wenige Menschen des Jahres 2019 sehnen sich – Tablet und Mobiltelefon in der Hand – nach alten Kulturtechniken, nach dem „unverdorbenen“ Leben damals. Denn Nostalgie ist – wie man am Leben des „modernen Ritters“ Maximilian I. sieht – kein Phänomen des neuen Jahrtausends. Es gab sie schon vor 500 Jahren.
12.01.2019, Maya McKechneay, für ORF.at

Links:
Maximilian I.: Reformer bei Tag, Ritter bei Nacht
 

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#3


Requiem für einen der populärsten Kaiser
Am 500. Todestag von Kaiser Maximilian I. am Samstag hat in Wr. Neustadt für ihn ein Requiem stattgefunden. Hier wurde er geboren, getauft und begraben. Die Messe wurde in der Kirche gefeiert, in der er einst beigesetzt worden war.
Zahlreiche Ritterorden zogen zu Ehren einer der prägendsten Persönlichkeiten der Geschichte Europas in die St.Georgs-Kathedrale in der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt ein. Erst am Freitag wurde in der Kirche der vom Innsbrucker Künstlerduo Martin und Werner Feiersinger neu gestaltete Altar geweiht. Militärbischof Werner Freistetter zelebrierte den Festgottesdienst: „Unser verstorbener Mitbruder Kaiser Maximilian hatte wohl einen großen Wunsch nach Gedächtnis, nach Erinnerung, nach Bleibendem“, sagte er.


Theresianische Militärakademie.

Unter den Stufen des Altars befindet sich die letzte Ruhestätte des Kaisers. Maximilian I. starb am 12. Jänner 1519 an einem Schlaganfall. Kurz vor seinem Tod hatte er verfügt, dass er in der St.-Georgs-Kathedrale beigesetzt werden will. Nach einer dreitägigen Aufbahrung im Wiener Stephansdom fand am 3. Februar 1519 in der Georgskirche das Begräbnis statt. Ein eigenes Grabmal, das sich der Habsburger in der Innsbrucker Hofkirche erbauen ließ, steht kurioserweise leer.

Auf den Spuren des „letzten Ritters“
Kaiser Maximilian I. begründete durch Erbschaften, Kriege und Heiraten das habsburgische Weltreich und gilt als der „letzte Ritter“, unter dessen Regentschaft sich die Welt grundlegend wandelte. „Maximilian war der Reformator der Artillerie, der Reformator des Landsknechtswesens. Er war das Vorbild schlechthin. Er war der Führer seiner Soldaten“, sagt der Historiker Alfred Hrubant gegenüber noe.ORF.at.

Im Zuge der Landesausstellung „Welt in Bewegung!“ widmet sich die Theresianische Militärakademie ab 30. März dem Wirken des Kaisers. Bürgermeister Klaus Schneeberger: „Die Ausstellung zeigt sein Leben, seine Werke und seine Taten.“ Ab dem 11. Mai läuft im Theater im Neukloster das Musical „Maximilian - ein wahrer Ritter“ von Florian Scherz. Abgerundet werden die Veranstaltungen mit einem „Kaiserfest“ am Gelände der Militärakademie.

Petra Ottitsch, noe.ORF.at

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Publiziert am 13.01.2019
 

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#4
Kaiser Maximilian und seine "Message-Control"

Täuschung, List, Rhetorik und Taktik – diese Herrschaftstechniken wandte schon Maximilian I. vor über 500 Jahren an. Nicht immer war er damit erfolgreich
Message-Control, ein hochaktuelles Schlagwort, ist zwar ein moderner Begriff, in der Sache aber eine alte Herrschaftstechnik. Mit der zugehörigen Begleitmusik an "self fashioning" und Imagepflege betrieb sie auch der in jüngster Zeit gerne als "Medienkaiser" apostrophierte Maximilian I. (1459–1519), dessen man heuer in seinem 500. Todesjahr gedenkt und ihm zahlreiche Ausstellungen widmet. "Marketing Maximilian" ist ganz aktuell, um einen Buchtitel des Kunsthistorikers Larry Silver zu verwenden. Aber woher kommt dieser Hype um die Person des Kaisers?

Einerseits setzte er die Routinisierung des habsburgischen "Gentil- und Erbcharismas", die schon sein Vater Friedrich III. mit der Klitterung des habsburgischen Stammbaums zurück bis in biblische Zeiten begonnen hatte, fort. Gekonnt zeigt sich das in den Bildgeschichten des Weißkunig, Theuerdank und Freydal sowie im monumentalen Holzschnitt der Ehrenpforte und in der Bilderfolge seines Triumphzugs auf Pergament. Mit dieser "Message" war er weit erfolgreicher als der Vater, die angebliche "Erzschlafmütze des Reiches".


foto: public domain
Der berühmte Maximilian I., gemalt von einer anderen Berühmtheit: Albrecht Dürer.

"Wer nicht täuschen kann, versteht es nicht zu regieren"

Anderseits war er grenzenlos ehrgeizig – auch etwas, das zumeist Bewunderung erzeugt – und setzte auf die zeitüblichen (und zugleich zeitlosen?) Maximen politischen Handelns: auf Täuschung, List, Rhetorik und Taktik. "Ich täusche, wer nicht täuschen kann, versteht es nicht zu regieren", denn der Zweck heilige alle Mittel. Der "gran simulatore e dissimulatore" war nach Auffassung von Maximilians Zeitgenosse Niccolò Machiavelli der "principe nuovo". "Täuschung und Gewalt auf der Seite der Mächtigen, Angst und Aberglaube bei den Unterdrückten", das waren seiner Meinung nach die Kräfte, die Gesellschaften bestimmen und formen.

Beispielhaft zu sehen war das auch bei Maximilians "Othering". Seine "Anderen" waren die "Türken", die "grimmigen Feinde der Christenheit", was ihn in Wahrheit aber nicht daran hinderte, geheime Abmachungen mit dem osmanischen Sultan zu treffen. "Der Kaiser hat eine schöne Komödie aufgeführt", schrieb Erasmus von Rotterdam über den Augsburger Reichstag 1518, und das gilt wohl nicht nur dafür.


foto: zentralbibliothek zürich
Machtpoker im Mittelalter: Kaiser Maximilian I., König Ludwig XII. von Frankreich, der Doge von Venedig und der Eidgenosse um einen Tisch gruppiert beim Kartenspiel (Flugschrift von 1514).

Herrschaft über "Affrica, Assia und Europa"
Auch den deutschen Fürsten sprach er viel von der deutschen Ehre und von der alten Kaiserherrlichkeit als höchster Würde der deutschen Nation zu, während er zugleich den Italienern schmeichelte, zwar ein geborener Deutscher zu sein, aber zu denken und zu fühlen wie sie. Dahinter verbarg sich die Absicht, mit den finanziellen und militärischen Mitteln Italiens seine Hausmacht zu stärken, um Deutschland zu beherrschen und die Kurfürsten und Fürsten jederzeit in die Schranken weisen zu können.

Der maximilianeische Diplomat Hans von Königsegg sah das so: Habe Maximilian Mailand, so habe er ganz Italien, habe er Italien, so habe er Frankreich und Deutschland. In der Folge beherrsche er nicht allein den osmanischen Sultan, sondern auch den Mamluken-Sultan, und steige mit der Herrschaft über "Affrica, Assia und Europa" zum größten Kaiser aller Zeiten auf. Zugleich wälzte man Pläne, um unter dem Titel einer Kirchenreform oder Koadjutorie (einer Variante der außerordentlichen Bischofserhebung) auch Zugriff auf das Papsttum zu bekommen.


foto: public domain
Darstellung Kaiser Maximilians im Weißkunig, einer der beiden autobiografischen Veröffentlichungen Maximilians I., die von seinem Sekretär Marx Treitzsaurwein verfasst wurde.

Am Föderalismus gescheitert
Aber die Reichsstände sahen die drohende Gefahr und hatten nicht das geringste Interesse daran, sich statt in ihrer Wahlmonarchie in einer habsburgischen Erbmonarchie wiederzufinden. Ungelöst während Maximilians Regierungszeit (1486/93 bis 1519) blieb daher auch der andauernde Dissens zwischen monarchischem Zentralismus und reichsständischer Oligarchie.

Aber selbst in seinen österreichischen Erbländern tat Maximilian sich schwer mit seinen Reformen in Richtung mehr zentralistisch-bürokratisch-frühmoderne Staatlichkeit. Trotz seiner Belehrung, dass die Welt damit zum Besseren fortschreite, wollten die Landstände weder ihre eigenen Gerichtsinstanzen noch ihr Steuerbewilligungsrecht – heute würde man sagen den Föderalismus – auf dem Altar eines solchen "Fortschritts" opfern.
(Manfred Hollegger, 20.3.2019)

Manfred Hollegger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Kaiser Maximilian und seine "Message-Control" - derStandard.at
 
#5
AUSSTELLUNG IN der BURG WELS zum 500. Todestag und 560. Geburtstag

Kaiser Maximilian I.
Er konnte gnadenlos zuschlagen und betörte zugleich als „letzter Ritter“ die Mitwelt. Er versammelte Künstler und Gelehrte an seinem Hof und nutzte sie für seine Selbstdarstellung. Fortwährend in Geldnot, begründete er dennoch Habsburgs Weltmacht.
Annähernd 60 Jahre währte das Leben Maximilians. Ein Kaiser voller Facetten, Widersprüche und Rätsel. Immer getrieben von der Sehnsucht nach dem ewigen Gedächtnis. Als Maximilian am 12. Jänner 1519 in der Burg Wels verstarb, tat er dies als reuiger Sünder, nicht als Kaiser.

Die Sonderausstellung beleuchtet Maximilians machtpolitisches Streben, seine Reformen und Neuerungen im Reich sowie die Verklärung seiner Person nach seinem Tod. Besonderes Augenmerk wird auf die Beziehung des Kaisers zu Wels gelegt und zu den Polheimern, einem Adelsgeschlecht, dessen Angehörige in enger Verbindung zum Regenten und zur Stadt standen. Inszenierungen zu den Themen Jagd und Fischerei sowie Feste und Turniere ermöglichen einen Eindruck vom Leben am Hof der Kaisers.

Wie kein anderer Regent vor ihm, nutzte Maximilian die neuen Formen der Druckkunst zur publikumswirksamen Darstellung seiner persönlichen aber auch seiner politischen Ziele. Dies erweist sich für die Sonderausstellung als Glücksfall, baut ein Großteil auf diese Hinterlassenschaften auf. Originale Holzschnitte, Gemälde und literarischen Werke werden als Faksimilie präsentiert oder als graphische Auf- beziehungsweise Umarbeitung.

Der Triumphzug ist dabei wohl das umfangreichste graphische Auftragswerk Maximilians. Ein imaginärer Festzug, der die wichtigsten Personen und bedeutendsten Ereignisse aus seinem Leben zeigt.

Inszenierungen aus Licht und Ton geben Einblick in das Leben am Hof des Kaisers, von der Jagd über Feste bis hin zum Turnier.
Dem Gebäude der Burg Wels wird ebenfalls eine eigene Präsentationsschiene gewidmet, in der vor allem die Umbauarbeiten in der Zeit Maximilians I. hervorgehoben werden. Erweitert wird die Ausstellung um die Darstellung durch Augmented Reality - Zusatzinfos als Kurzfilme - aufrufbar über das Handy oder Tablett.

ÖFFNUNGSZEITEN
Dienstag bis Freitag:
10:00 bis 17:00 Uhr
  • Samstag: 14:00 bis 17:00 Uhr
  • Sonn- und Feiertag: 10:00 bis 16:00 Uhr
Maximilian hatte mehrere Verbindungen zu Wels - als Stadtherr, als Freund der Polheimer, die ihr Schloss in der Nordwestecke der Stadt gebaut hatten und als einen wichtigen Übernachtungspunkt auf seinen Reiseruten, er war als Herrscher 20x in Wels.
 
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#6
Wurde die letzte Ruhestätte von Kaiser Maximilian I. in Wiener Neustadt mittels Bestechungsgeld erkauft?
Ein Bericht in den OÖ.Nachrichten:

Maximilian I.: Der "letzte Ritter" wollte Grabstätte in Mondsee
WELS/MONDSEE. Gab es Bestechung nach dem Tod des Kaisers in der Burg Wels?

Der Mondseer Lokalhistoriker Herbert Riesner Bild: OÖN/Blaichinger

Österreich feiert 500 Jahre Kaiser Maximilian I., den "letzten Ritter". "Die heutige Basilika Mondsee wäre beinahe seine letzte Ruhestätte geworden", sagt der Mondseer Lokalhistoriker Herbert Riesner. Und: "Es ging um ein paar Tage."
Die Vorgeschichte ist kurz erzählt, wenn auch nicht ganz unkompliziert. Im Landshuter Erbfolgekrieg hatte Maximilian 1505 Frieden gestiftet und als Dank dafür u. a. das Mondseeland und das dazugehörige Wolfgangseeland erhalten. Seit dieser Zeit, genauer seit 1506, ist deshalb das Mondseeland bei Österreich.

Der Abt war ein Freund
Offensichtlich gefiel es Maximilian hier, denn er wollte sich in St. Wolfgang eine Grabstätte errichten lassen oder – sollte diese bis zu seinem Ableben nicht fertig sein – in der späteren Basilika Mondsee bestattet sein. Zudem pflegte Maximilian freundschaftliche Beziehungen in der Region, unter anderem zum Abt des Klosters Mondsee, Wolfgang Haberl, den er einen persönlichen Freund nannte.
Erzbischof Leonhard von Keutschach nahm das Mondseeland zum Pfand, es blieb bis 1560 an Salzburg verpfändet.
Ende 1518 ging die Kunde durch die Lande, dass Kaiser Maximilian I. sterbenskrank sei. Das wiederum rief Leonhard von Keutschach und seinen designierten Nachfolger Matthäus Lang auf den Plan. Beide wussten, dass das Mondseeland umgehend wieder an das "Land ob der Enns" gehen würde, wenn Maximilian tatsächlich in Mondsee bestattet werden sollte. Die Arbeiten an der vorgesehenen Grabkapelle in St. Wolfgang waren noch gar nicht begonnen worden. Außer ein paar Freskenentwürfen gab es nichts.

Riesner: "Ein paar Tage vor Maximilians Tod in der Burg Wels gelang es, den Sterbenden zu überreden, sich an seinem Geburtsort Wiener Neustadt bestatten zu lassen. Quellen belegen, dass in diesem Zusammenhang viel Bestechungsgeld im Spiel gewesen sein dürfte."

Wer die Protagonisten waren, darüber lässt sich nur mutmaßen. Matthäus Lang dürfte jedenfalls im Hintergrund die Fäden gezogen haben.

Lokalhistoriker Riesner resümiert: "Die Einschätzung von Leonhard von Keutschach war falsch, was die Zukunft des Mondseelandes betraf. Geblieben ist den Salzburgern bekanntlich ja nur ein klitzekleines Stück am Mondsee, das nicht einmal den Namen Enklave verdienen würde."
(Norbert Blaichinger 05.04.2019)
Maximilian I.: Der "letzte Ritter" wollte Grabstätte in Mondsee
 

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#7


Innsbruck: Maximilians Zeughaus und anderes Zeug
Die Tiroler Landesmuseen stellen im Innsbrucker Zeughaus mit der Sonderausstellung „Des Kaisers Zeug - Maximilians Zeughaus in Innsbruck“ das Bauwerk selbst in den Mittelpunkt. Die Ausstellung öffnet am Donnerstag ihre Pforten.
Im unter Kaiser Maximilian I. von 1500 bis 1505 errichteten Gebäude ist dabei erstmals der Dachboden öffentlich zugänglich.

Wolfgang Lackner
Der Innenhof des Innsbrucker Zeughauses mit der neu erbauten Außenstiege, die erstmals Zugang zum Dachboden gewährt.

Stiege wird wieder rückgebaut
Haus und „Zeug“ statt Kaiser. Unter dieses Motto lässt sich die aktuelle Sonderausstellung im Zeughaus in der Tiroler Landeshauptstadt stellen. Kaiserlicher Prunk und historische Gemälde finden sich dort nämlich nicht. „Ein ungewöhnliches Projekt“, nannte der Direktor der Tiroler Landesmuseen, Wolfgang Meighörner, bei einer Presseführung am Donnerstag die Sonderausstellung.

Der wahre „Star“ der bis zum 3. November laufenden Ausstellung ist das unter Maximilian I. militärisch genutzte Haus. Der Weg in den Dachboden des Gebäudes führt über eine neu errichtete, bei hoher Nutzerfrequenz leicht schwankende Treppe. „Ein vorübergehender Zustand“, versicherte Meighörner und stellte damit klar, dass es nach Ablauf der Ausstellungszeit wieder zu einem Rückbau kommen wird.


Wolfgang Lackner
Der Dachboden des Zeughauses, der über die neue Außenstiege erstmals öffentlich zugänglich ist.

Hölzer aus dem Jahr 1499
Im Dachboden sind Holz und Gebälk im Fokus. „Wir wissen beispielsweise, dass die ältesten Hölzer aus dem Jahr 1499 stammen“, berichtete die Kuratorin der Ausstellung, Claudia Sporer-Heis. „Es wurde also gleich nach der Abholzung gebaut“, ergänzte sie. Auch einige baugeschichtliche Rätsel gilt es dort noch zu lösen. So sind beispielsweise einige Hölzer deutlich jünger. „Wir wissen in diesem Kontext nicht, warum der Dachstuhl erweitert wurde“, erläuterte Sporer-Heis.


TLM
Ansicht von Innsbruck aus dem Schwazer Bergbuch (1556): das alte Zeughaus nahe der heutigen Ottoburg (rechts vom Inntor an der Innbrücke) und das größere, neue Zeughaus, das um 1500 erbaut wurde und heute das Museum im Zeughaus beherbergt (am linken, mittleren Bildrand)

Weniger rätselhaft ist dann das darunter liegengende Turm-Vorzimmer und das Turm-Zimmer selbst. Dort sind historische Waffen, eine Rüstung und die im gesamten Areal omnipräsenten steinernen Kanonenkugeln zu sehen. Die hohe Anzahl ebendieser lässt sich, wie Sporer-Heis ausführte, durch einen Fund im Jahr 1974 in einem Keller in der nahe gelegenen Jahnstraße erklären. Die passenden Kanonen zu den Kanonenkugeln sucht man in diesen Räumen vergeblich. „Diese waren wertvoll und wurden oft eingeschmolzen“, meinte die Kuratorin.

Die jüngere Geschichte des Zeughauses
Im Ausstellungsraum auf der gegenüberliegenden Hofseite, in dem auch für die Dauer der Ausstellung ein Pop-Up-Café untergebracht ist, erfährt man schließlich einiges über die jüngere Vergangenheit und Gegenwart des Zeughauses. Unter anderem sind Ausstellungsplakate der letzten Jahrzehnte oder Experten in kurzen Video-Sequenzen zu sehen, die über die Geschichte des Gebäudes berichten.


Wolfgang Lackner
Ein vom Hochwasser 1985 erfasstes Exponat der Naturwissenschaftlichen Sammlungen

Die im Raum vorgeschlagene Chronologie endet mit Plakaten des jeden Sommer am Areal stattfindenden Open-Air-Kinos und damit im Hier und Jetzt. Auch das installierte Café soll in die Gegenwart verweisen. „Das Haus gehört jetzt den Leuten, nicht mehr dem Kaiser“, meinte dazu Meighörner und erhoffte sich damit, dass Menschen an diesem Ort zum Thema Zeughaus oder Maximilian I. ins Gespräch kommen.

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Publiziert am 12.04.2019
Maximilians Zeughaus und anderes Zeug
 

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#9
Auf den Spuren von Kaiser Max in der Martinswand bei Zirl nahe Innsbruck:

Von Zirl zur Kaiser-Max-Grotte
Ein kurzer, familienfreundlicher Ausflug führt zu jener Stelle in der Martinswand, an der einst Kaiser Maximilian zwei Tage gefangen war. Nachdem vor wenigen Jahren der Steig neu angelegt wurde, sind anlässlich des Maximilianjahres auch Infotafeln dazugekommen.
Wir schreiben das Jahr 1484. Kaiser-Maximilian ist wieder einmal in der Martinswand beim „Gamsjagern“. Er folgt einer Gams und steigt dabei höher und höher, versteigt sich dabei in der nahezu senkrechten Felswand und kommt plötzlich in einer Grotte, 200 m über dem Talboden nicht mehr vor und zurück. Zwei Tage lang ist Kaiser Max in der Martinswand gefangen, wird dann aber von einem Bauernburschen auf wundersame Weise gerettet.


Hubert Gogl
Herrliche Aussicht garantiert
Charakter: einfache kurze Wanderung, bestens gesicherter Wanderweg
Entfernung: Aufstieg 1,8 km, 200 Hm, 1 Stunde
Ausgangspunkt: Zirl, Parkplatz bei der Rettung
Kartenausschnitt:
GIF (493.7 kB)

Der Retter verschwindet unauffindbar, wodurch die Legende entsteht, dass ein Engel den Kaiser aus der misslichen Lage befreit haben könnte. Als Dank lässt Maximilian einen ersten Grottensteig und ein Kruzifix in der 46 m breiten und 19 m hohen Grotte errichten.

Der Grottensteig wurde 2015 neu angelegt und abgesichert. Der Wanderweg ermöglicht seit damals, den historisch bedeutsamen Ort in der Martinswand relativ leicht zu erreichen, wobei der oberste Teil des Steinbruchs in den Weg integriert wurde.


Hubert Gogl
12 Schautafeln informieren die Wanderer über Kaiser Maximilian

Den Ausflug zur Kaiser-Max-Grotte starten Sie am besten in Zirl am gebührenpflichtigen Parkplatz (4 Stunden € 2,50) bei der Rettung. Sie folgen zunächst dem geschotterten Fahrweg Richtung Brunntal. Unmittelbar nach der ersten Linkskehre (1 km, 110 Hm) zweigt der eigentliche Grottensteig ab, der den obersten Bereich des Steinbruchs nahezu waagrecht quert. Damit gesellen sich zu den schönen Ausblicken auf Zirl und das Inntal auch jene in den wenig ansehnlichen Steinbruch. Der Steinbruch ist nach zunehmenden Bürgerprotesten seit 2009 stillgelegt und wird nun mit Deponiematerial sukzessive wieder aufgefüllt.


Hubert Gogl
Kaum verwunderlich, dass Kaiser Max nicht mehr vor und zurück gekommen ist

Dem Kaiser Max blieben die Ausblicke in den Steinbruch erspart, ebenso der Verkehrslärm der nahen Autobahn. Damals wie heute bestechen aber andererseits die eindrucksvollen Ausblicke auf das Inntal und Zirl. Kurz nach der Querung entschwindet der Steinbruch dem Blick und Sie erreichen am bestens mit Zäunen abgesicherten Weg die große Kaiser-Max-Grotte in der senkrechten Wand. Eindrucksvoll wölbt sich der Fels über die Besucher. Kein Wunder, dass hier Kaiser Maximilian keinen Ausweg mehr gefunden hat, wohl aber verwundert es, wie er überhaupt an diese exponierte Stelle gelangen konnte, ohne abzustürzen.


Hubert Gogl
Blick auf Zirl

Ein großes Kruzifix sowie die Skulptur des betenden Kaisers samt Armbrust erinnern an seine zweitägige Notsituation im Jahre 1484. Wanderer der Neuzeit genießen hingegen den herrlichen und geschichtsträchtigen Platz in der Kaiser-Max-Grotte in der senkrechten Felswand. Auch Klettersteig-Geher des Kaiser-Max-Klettersteiges erreichen die Grotte. Der wunderbare Ausblick auf das westliche Mittelgebirge mit den Kalkkögeln dahinter und der Blick ins Sellraintal begeistern. Geradeaus die Ortschaft Kematen – „wenn sie nur kemmatn“ soll ja Maximilian gefleht haben und damit dem Ort den Namen gegeben haben, so hört man zumindest vielfach die Legende.


Hubert Gogl
Dieser Ausblick blieb dem Kaiser Max erspart, wie auch der Verkehrslärm der Autobahn

Der Abstieg erfolgt auf bekanntem Weg. Eine schöne Erweiterung des Grottenausfluges ist der Aufstieg zum oberen Ende der Ehnbachklamm und der Abstieg durch die selbige. Sie folgen dazu nach Erreichen der Forststraße dieser ein kurzes Stück bergauf und kommen so zur Talsperre des Ehnbaches. Ein erster Wegweiser „Zirl“ nach links ist dabei nicht der Weg durch die Klamm. Wenige Meter weiter ist der Weg durch die Ehnbachklamm unmissverständlich beschildert.


Hubert Gogl
Durch die Ehnbachklamm nach Zirl hinunter

Der Hinweis „Betreten verboten, Lebensgefahr“ dürfte sich auf das Gelände hinter einer Geschiebesperre beziehen. Nach Querung der „Gspan-Sperre“ steigen Sie am schmalen Steig durch die sehr schöne Ehnbachklamm nach Zirl ab (ca. 1 Stunde Gehzeit ab Ende des Grottensteiges, 2,2 km, 90 Hm ↑, 200 Hm ↓). Zu beachten ist, dass der Steig durch die Ehnbachklamm immer wieder offiziell kurzzeitig gesperrt wird, meist während und unmittelbar nach starken Regenfällen.

Hubert Gogl wünscht Ihnen einen schönen Spaziergang zu der historischen Kaiser-Max-Grotte!

Publiziert am 26.04.2019
Von Zirl zur Kaiser-Max-Grotte
 

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#10
Wr. Neustädter Kaiserspielzeug in New York

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In wenigen Tagen werden zwei Spielzeugfiguren aus dem Besitz von Kaiser Maximilian für ihren Transport ins Metropolitan Museum of Art in New York (USA) vorbereitet. Noch sind sie aber in Wiener Neustadt in der Landesausstellung zu sehen.
Kaiser Maximilians (1459-1519) Interesse für Jagd, Turniere und Krieg zeigte sich bereits während seiner Kindheit. Schon als Bub soll er von Waffen regelrecht fasziniert gewesen sein. Als König und Kaiser schenkte er daher der Jagd und allem Militärischen große Aufmerksamkeit. Nicht verwunderlich also, dass zwei erhaltene Spielzeugfiguren, die sich im Besitz Maximilians befunden hatten, turnierende Ritter mit Lanzen zeigen. Bis 18. August sind die beiden Zinnfiguren, die dem Kunsthistorischen Museum Wien gehören, noch im Museum St. Peter an der Sperr in der niederösterreichischen Landesausstellung „Welt in Bewegung!“ zu sehen.

„The Art, Armor, and Ambition of Maximilian“
Weil das Metropolitan Museum of Art beim Kunsthistorischen Museum aber bereits vor der niederösterreichischen Landesausstellung Interesse an den Figuren bekundet hatte, stehen sie nicht für die gesamte Dauer der Ausstellung in Wiener Neustadt zur Verfügung. Für die im Oktober öffnende Maximilian-Schau „The Last Knight: The Art, Armor, and Ambition of Maximilian I“ werden die Zinnritter nach New York übersiedeln.
Das Metropolitan Museum of Art (Met) ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. 1870 gegründet, besitzt das Museum circa zwei Millionen Objekte aus 5.000 Jahren, darunter weltberühmte Meisterwerke. Mit einem Jahresbudget von umgerechnet 280 Millionen Euro, etwa 2.200 Mitarbeitern und circa 60 Sonderausstellungen pro Jahr zählt das Met zu den größten Kunstmuseen der Welt. Im Jahr 2017 konnte nur der Pariser Louvre mehr Menschen anlocken, sieben Millionen Menschen besuchten damals das Met. Seit Sommer 2018 leitet der gebürtige Österreicher Max Hollein das Museum.

ORF/Berger
Wer das wertvolle Spielzeug Maximilians (rechts in der Glasvitrine an der Wand) sehen möchte, kann dies noch bis 18. August im Museum St. Peter an der Sperr tun

Maximilian, der „letzte Ritter“
Die kaiserlichen Spielfiguren sind um 1510 datiert und stammen vermutlich aus dem Raum Innsbruck-Mühlau. In Maximilians Kindheitstagen dürften die Ritter noch bunt gewesen sein. Kleine Farbspuren lassen darauf schließen, dass sie ursprünglich bemalt gewesen waren. Mit freiem Auge sind die Bemalungen allerdings nicht mehr sichtbar. Der genaue Wert der Figuren wird nicht bekanntgegeben.

Maximilian war in besonderem Maße für das Rittertum begeistert. Gleichzeitig war er es, der das Ende der ritterlichen Kriegsführung mit herbeiführte, indem er mit innovativen Kanonen und Musketen das Kriegswesen modernisierte. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, die neusten Feuerwaffen auch persönlich zu testen. Da Schwert und Rüstung gegen moderne Waffen wenig auszurichten hatten, markierten sie den Anfang vom Ende des Rittertums. In Geschichtsbüchern wird Maximilian daher auch als „der letzte Ritter“ bezeichnet.

1459 wurde Maximilian in Wiener Neustadt geboren. Er war ab 1477 Herzog von Burgund, ab 1486 römisch-deutscher König, ab 1493 Herr der Habsburgischen Erblande und vom 4. Februar 1508 bis zu seinem Tod am 12. Januar 1519 römisch-deutscher Kaiser. Auf seinen Wunsch hin wurde er in der St.-Georgs-Kapelle in der Burg von Wiener Neustadt bestattet.
Veronika Berger, noe.ORF.at

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Kultur: Wr. Neustädter Kaiserspielzeug in New York
 

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#11
In Wiener Neustadt am Standort "St. Peter an der Sperr" wird anlässlich der NÖ. Landesausstellung 2019 auch die Zeit
Kaiser Friedrichs III. und die seines in der St.Georgs-Kathedrale der Theresianischen Militärakademie begrabenen Sohnes Kaiser Maximilian I. behandelt:

1. Bild von Maximilian I. aus der Werkstatt von Bernhard Strigel (um 1500)
2. Rüstung von Maximilian I.
3. Bildnis der Eltern von Maximilian I. - Kaiser Friedrich III. und seiner Gattin Eleonores von Portugal (16. Jh. Stift Wilten)
4. Prunkschwert Kaiser Friedrichs III. (um 1450, Kunsthistorisches Museum Wien)
(Aufnahmen v. 22.08.2019 WN)
 

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#12
Ein Blick ins Grab von Friedrich III., dem Vater von Maximilian I.


Im Jahr 2013 haben Forscher einen Blick durch ein kleines Loch im Grabmal von Kaiser Friedrich III. im Wiener Stephansdom geworfen. Die Auswertung der Bilder und Proben zeigt: Es ist das letzte unangetastete Kaisergrab Europas - inklusive Krone und feinsten Tuches.

Als im Jahr 1969 das Gerücht in Wien umgegangen sei, dass das prunkvolle Grabmal des Vaters des heuer vor exakt 500 Jahren verstorbenen Kaisers Maximilian I. (1459-1519), Kaiser Friedrichs III. (1415-1493), vielleicht leer sei, sei man in einer Art „Geheimaktion“ mit dem Bohrer angerückt, sagte der Archivar der Dombauhütte zu St. Stephan, Franz Zehetner, im Vorfeld der Präsentation der aufsehenerregenden Erkenntnisse im Rahmen der Forschungskonferenz „Nahaufnahme“ am Kunsthistorischen Museum (KHM) Wien am Freitag.


APA/KHM-MUSEUMSVERBAND
Das Grabmal im Stephansdom

Bis heute hielten sich auch Beteiligte an der damaligen Aktion an einer Seitenwand des Hochgrabes im Apostelchor des Doms bedeckt. In der Folge war dann zwar klar, dass der im Jahr 1513 in das zu den wichtigsten Arbeiten der spätmittelalterlichen Kunstgeschichte zählende Grab übersiedelte Leichnam tatsächlich noch dort ist. „Näheres wurde damals aber nicht publiziert“, so Zehetner.

Nachdem sich die endgültige Bestattung Friedrichs III. vor sechs Jahren zum 500. Mal gejährt hatte, kam man im Zuge von Recherchen dahinter, dass es dieses 50 Jahre alte kleine Loch gibt. Bevor die Forscher im November 2013 einen erneuten Blick ins unbekannte Innere riskierten, „haben wir uns ein bisschen besser informiert als unsere Vorgänger in den 1960er Jahren“.


APA/DOMBAUHÜTTE ZU ST. STEPHAN
Blick in das Innere gegen Nordwesten auf die über die Deckplatten hinausragende Grabkrone und die Schrifttafeln an der Nordwand

So untersuchte ein Team um den Archäologen Wolfgang Neubauer den Hohlraum mittels Georadar. Dabei erhielt man bereits überraschend viel metallische Resonanz. Es folgte der Einsatz von medizinischen Endoskopen, die vergoldete Schrifttafeln mit Lobpreisungen Friedrichs und Maximilians und den eigentlichen Sarg aus verklebten, glasierten Keramikplatten und Textilien enthüllten.

Krone, Szepter, Schwert und Apfel
Mittels ausgeklügelter, durch das kleine Loch quasi eingefädelter Beleuchtung und Aufhängungen wurden dann Aufnahmen mit einer kleinen, WLAN-gesteuerten Kamera und einem Handy möglich, die trotz der äußerst beengten Verhältnisse einen erstaunlichen Überblick erlaubten. Unter den Umständen ist es „aus meiner Sicht ein Wunder, dass wir solche Aufnahmen haben“, sagte Franz Kirchweger, Kurator für mittelalterliche Kunst im KHM.

Mit den Bildern und vereinzelten Proben wendeten sich Zehetner und Kollegen an die drei KHM-Kuratoren Katja Schmitz-von Ledebur, Heinz Winter und Franz Kirchweger. „Als der Laptop mit den Bildern aufgeklappt wurde, war das ein Gefühl, wie es Howard Carter, der die Reichtümer im Grab von Tutanchamun erstmals sah, gehabt haben könnte“, sagte der Insignienexperte Kirchweger.


APA/DOMBAUHÜTTE ZU ST. STEPHAN
Blick auf die Mitrenkrone

Für den Wissenschaftler hielten die Fotos einige Highlights bereit, nämlich die aus einer überraschend kapitalen Krone, einem Szepter, einem Schwert und dem Reichsapfel bestehenden „Funeralinsignien“. Darüber hinaus fanden sich dort neben den Gebeinen Friedrichs III. offenbar eigens geprägte Münzen, ein großes Kruzifix mit einer Jesus-Statuette und verschiedene Textilien. Zu sehen waren sogar noch die Gurte, mit denen der Sarg vor über 500 Jahren bewegt wurde. Diese nun aufgefundene Situation sei „einfach einmalig“, sagte Zehetner.

Insgesamt verblüffend gut präsentierte sich der Zustand der Textilien, so Schmitz-von Ledebur, die im Hinblick auf das Projekt von einem „‚Once in a Lifetime‘-Moment“ sprach. Bei der Analyse der Aufnahmen und der entnommenen Stoffproben konnten drei Gewebetypen identifiziert werden. Womit der Leichnam selbst bekleidet ist, war nicht ersichtlich, da zwei große Bahnen aus kostbarem Samt mit Seiden- und vergoldeten Silberfäden aus italienischer Fertigung darüber liegen. In akribischer „Puzzlearbeit“ wurde sogar deren Muster nachgezeichnet. Datieren konnten Schmitz-von Ledebur und Kollegen die Gewebe auf die Zeit nach dem Tod des Kaisers im Jahr 1493.


APA/DOMBAUHÜTTE ZU ST. STEPHAN
Blick auf den in Stoffbahnen gehüllten Leichnam Kaiser Friedrichs III. im Keramiksarg, dem zur Linken des Toten abgelegten Schwert und dem dort zum Liegen gekommenen abgefallenen Arm des Kruzifixes

Nachdem der Vater Maximilians I. zunächst in der Herzogsgruft im Stephansdom bestattet wurde, war die Verlegung in das bekannte Grab auch 20 Jahre später ein großes Gesellschafts- und Medienereignis, das der bekanntlich sehr auf Inszenierung bedachte Sohn zu nutzen verstand: „Maximilian hat für seinen Vater hier die große Nummer abgezogen“, sagte Kirchweger. Davon zeugen vor allem die höchstwahrscheinlich auch nach 1493 angefertigten Insignien, die nur für das Grab angefertigt wurden und ihren Träger auch im Tod noch als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und in der Tradition der antiken römischen Kaiser erkennbar machen sollten.

Die erstaunlich kunstvoll, vermutlich großteils aus vergoldetem Silber gearbeitete Krone entpuppte sich als frühestes erhaltenes Exemplar vom Typus „Mitrenkrone“, der für das Haus Habsburg in den folgenden Jahrhunderten charakteristisch werden sollte. Mit dem Zitat der Bischofsmütze (Mitra) später auch in der „Rudolfskrone“ (1602) spielte man auf die Salbung durch den Papst und die daraus abgeleitete „quasi geistliche Würde“ an, so Kirchweger.


APA/DOMBAUHÜTTE ZU ST. STEPHAN
Reichsapfel
Im Dezember erscheint mit einer umfassenden Publikation über den bisher völlig unbekannten Grabinhalt das Endprodukt des wissenschaftlichen Projekts, das nahezu vollständig auf Fotos als Untersuchungsobjekten beruht. Eine komplette Öffnung des Grabes sei halbwegs zerstörungsfrei jedenfalls nicht möglich. Darum bleibe dieser Blick in das so einzigartige Denkmal auf absehbare Zeit auch ein Exklusiver, so Zehetner.

08.11.2019, science.ORF.at/APA

Mehr zum Thema
Ein Blick ins Grab von Friedrich III. - science.ORF.at
 

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#13
Innsbruck: Neue Dauerausstellung zu Kaiser Maximilian

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Auf die Jubiläumsausstellung zu Kaiser Maximilian in der Innsbrucker Hofburg folgt eine Dauerausstellung. Vor allem digitale Installationen sollen unter dem Ausstellungstitel „Maximilian1“ das Leben und die Zeit Kaiser Maximilians beleuchten.
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Die Jubiläumsausstellung in der Hofburg vom 24. Mai bis zum 12. Oktober wurde von 35.000 Menschen besucht, weiß der Sprecher der Burghauptmannschaft Österreich, Christian Gepp. Aufgrund des großen Erfolges, wie es heißt, richte die Burghauptmannschaft nun eine Dauerausstellung ein.

Fast gleich groß wie Jubiläumsausstellung
Die Dauerausstellung wird wie die Jubiläumsausstellung im ersten Stock der Hofburg im Bereich der ehemaligen Statthalterei eingerichtet werden. Mit Ausnahme einiger Gangbereiche wird die Fläche mit 700 Quadratmetern fast gleich sein wie bei der Jubiläumsausstellung.

Burghauptmannschaft Österreich
Historische Stube mit Bildnis von Kaiser Maximilian

Veranstaltet wird die Dauerausstellung von der Burghauptmannschaft Österreich, Kuratorin ist Monika Frenzel und Ausstellungsarchitekt Gerhard Veigel. Manfred Corrine war vor allem für die digitalen Inszenierungen wie 3-D-Animationen, Visualisierungen und digitale Rekonstruktionen zuständig. Eine bisher nicht gezeigt Visualisierung wird das vom Kaiser für den Dom zu Speyer geplante Kaiserdenkmal zeigen, das nie in die Realität umgesetzt wurde.

Ebenfalls zu sehen sein wird ein Flug entlang der Bergflanke hinunter auf Innsbruck im Jahr 1500 oder ein Prunkharnisch des Kaisers, der digital in alle Einzelheiten zerlegt werden kann.

Ehrungen für Mäzenin und einen Künstler
Eröffnet wird die Ausstellung am Freitagvormittag, zu ihr wird auch Wirtschaftsministerin Elisabeth Udolf-Strobl kommen. Bei dem Festakt wird Cornelia Zogg-Troller aufgrund ihres Mäzenatentums eine bundesstaatliche Auszeichnung erhalten, unter anderem unterstützte sie die Burghauptmannschaft bei der Jubiläumsausstellung.

Burghauptmannschaft Österreich
Des Kaisers zweite Gemahlin Bianca Maria Sforza

Präsentiert wird auch eine Bronzestatue, die unter der Leitung des Künstlers Rudi Wach nach historischen Gussmethoden in Mailand angefertigt wurde. Diese Statue wird permanenter Bestandteil der Ausstellung sein. Geehrt wird Rudi Wach auch anlässlich seines 85. Geburtstags, der exakt auf den Tag der Ausstellungseröffnung fällt.

Burghauptmannschaft Österreich
Guss der Bronzestatue in Mailand

Öffnungszeiten und Preise
Die Ausstellung in der Innsbrucker Hofburg wird an sieben Tagen in der Woche von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet sein. Der reguläre Eintrittspreis soll 7,50 Euro betragen, Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren können die Ausstellung gratis besuchen. In der Winterpause der Hofburg vom 9. Jänner bis zum 13. Februar 2020 wird auch die Ausstellung geschlossen sein.
22.11.2019, Hermann Hammer, tirol.ORF.at
Neue Dauerausstellung zu Kaiser Maximilian
 
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#14
Innsbruck "Goldenes Dachl": Rätselhafte Maximilian-Inschrift gelöst

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Wissenschaftler versuchen seit Generationen das sogenannte Spruchbandrätsel am Goldenen Dachl in Innsbruck zu lösen. Viele Deutungsversuche blieben bisher erfolglos. Ein Gemeindebuchhalter aus Leermoos fand nun aber eine stimmige Lösung.
Online seit heute, 7.30 Uhr
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Seit 520 Jahren ist auf dem weltberühmten Wahrzeichen von Innsbruck ein Banner hinter den Figuren an den Reliefs mit den Moriskentänzern zu sehen. Die Zeichen am Spruchband galten seither als mysteriös und zusammenhanglos. Dutzende Wissenschafter, Schriftsteller und Altertumsforscher versuchten das Rätsel auf dem Spruchband, das die einzelnen Reliefs verbindet, zu lösen. Klar war bislang nur, dass das Schriftband von Kaiser Maximilian stammte.


ORF
Erhard Maroschek fand eine stimmige Lösung für das Rätsel

Außerferner entziffert Rätsel
„Das Goldene Dachl lebt natürlich zu einem gewissen Grad von seinen Geheimnissen“, sagte Lukas Morscher, Leiter des Innsbrucker Stadtmuseums. Im Lauf der Jahrhunderte hätten unterschiedliche Menschen mit verschiedensten Zugängen versucht, das geheime Schriftband zu lösen. Fast kein Ansatz sei unversucht geblieben. Auch Felix Mitterer versuchte sich mit einer lyrischen Übersetzung, die aber auch keine wirklich greifbaren Resultate lieferte.

ORF
Die wohl stimmigste Lösung kommt vom Leermoser Erhard Maroschek. Er ist Gemeindebediensteter, befasst sich aber in seiner Freizeit leidenschaftlich mit der Geschichte. Mit einem Buch über Schriftentschlüsselung versuchte er das Rätsel zu entziffern. „Am Beginn war herauszufinden, ob es sich um Ornament oder Text handelt. Dann musste ich herausfinden, ob es sinnvoll oder sinnlos ist“, so Maroschek. Durch Ausschluss von alter Notenschrift oder hebräischen Schriftzeichen stellte sich heraus, das Teile des Textes wie Latein aussahen.

Berühmter Bibelspruch aus Johannes Evangelium
Die Buchstaben alleine waren aber nicht das Problem. Durch vertauschte und verdrehte Buchstaben ist der Text verschlüsselt. Maroschek fand heraus, dass eine Figur am Relief auf den Anfangsbuchstaben des Rätsels deutet. Nach jahrelangem Tüfteln konnte Erhard Maroschek die Lösung präsentieren.
ORF
Eine Figur deutet auf den Anfang des Rätsels

„Ego sum lux mundi“ – „Ich bin das Licht der Welt“ soll auf dem Spruchband stehen. Eine Lösung die zum frommen aber geltungsbewussten Kaiser Maximilian passt. „Für mich ist es die Lösung, weil es sehr stimmig ist. Man kann es zwar nicht beweisen aber im Zusammenhang ist es unwahrscheinlich stimmig“, meinte Werner Kräutler, Autor und Dachl-Blogger.
10.09.2020, red, tirol.ORF.at
Rätselhafte Maximilian-Inschrift gelöst
 

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#15
Kaiser Maximilians Grabmal in neuem Glanz
Das Grabmal von Kaiser Maximilian I. in der Innsbrucker Hofkirche ist mit einem neuen Beleuchtungskonzept ausgestattet worden. So sollen künftig mehr Besucher in die Innsbrucker Hofkirche gelockt werden.

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Das neue Lichtkonzept wäre wohl ganz im Sinn von Kaiser Maximilian I. gewesen, meinte Peter Assmann, Direktor der Tiroler Landesmuseen: „Maximilian hatte einen historischen Blick darauf, welche Botschaft er in welcher Inszenierung an die Zukunft übermitteln will.“ So sei auch sein Grabmal überzeitlich ein Denkmal für die Zukunft, das jetzt mit der neuen Beleuchtungsform noch besser zur Geltung komme.

Durch das in zweiwöchigen Arbeiten realisierte Lichtkonzept soll vor allem den Marmorreliefs am kaiserlichen Kenotaph zu mehr Tiefenwirkung verhelfen. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 30.000 Euro.

„Wichtigster kunsthistorischer Schatz Innsbrucks“
Für das Grabmal fanden schließlich sowohl Assmann als auch Altlandeshauptmann Herwig van Staa, Vorsitzender des Kuratoriums der Landesgedächtnisstiftung, vorrangig Superlativen. Während Assmann vom wichtigsten kunsthistorischen Schatz Innsbrucks sprach, nannte es Van Staa das bedeutendste Kunstwerk der figurativen Kunst aus der Epoche der Renaissance. Vor allem auch die Marmor-Reliefs, die nunmehr in ein neues Licht gerückt sind, seien von „überaus bemerkenswerter Qualität“.

Fotostrecke
APA/Innsbruck Tourismus/Gerhard Berger
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Neues Konzept soll mehr Besucher anlocken
Die neue Beleuchtung muss aber nicht nur den kunstimmanenten Kriterien der Kenner und Förderer standhalten. Auch zusätzliche Innsbruck-Besucher will man dadurch in die Innsbrucker Hofkirche locken. „Da ist noch Luft nach oben“, betonte Karl Gostner, Obmann von Innsbruck Tourismus. Die Hofkirche, die dort situierten „Schwarzen Mander“ und eben das zentrale Grabmal soll in Zukunft laut Gostner wesentlich mehr als die bisher rund 130.000 Menschen pro Jahr anziehen.

Die Kosten für das Beleuchtungsprojekt, das sowohl Kunstliebhaber als auch eilige Kunstgenießer mit eigentlich touristischen Absichten überzeugen soll, teilten sich das Land Tirol, die Tiroler Landesgedächtnisstiftung und der Innsbruck Tourismus zu je einem Drittel. Dem vorausgegangen war die Restaurierung aller Grabmal-Reliefs.

Auch Frauen unter den „Schwarzen Mander“
Das Grabmal von Maximilian I. (1459–1519) befindet sich im Hauptschiff der Innsbrucker Hofkirche. Für sein Grabmal gab Maximilian den Guss von 40 überlebensgroßen Bronzefiguren in Auftrag, 28 Figuren wurden schließlich aufgestellt.

ORF
28 Bronzefiguren – die „Schwarzen Mander“ bewachen das Grabmal

Sie sollen unter anderem Mitglieder seiner Familie – darunter seine beiden Ehefrauen Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza sowie seinen Vater Kaiser Friedrich III. – darstellen. Damit befinden sich auch Frauen unter den „schwarzen Mander“
22.03.2021, red, tirol.ORF.at/Agenturen

Kaiser Maximilians Grabmal in neuem Glanz
 

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#16
Im Backoffice von Maximilian I.
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Kaiser Maximilian I. (1459-1519) gilt als jener Kaiser, der den Aufstieg der Habsburgerdynastie zur Weltmacht eingeleitet hat – und als Meister der Selbstinszenierung. Ein neues Forschungsprojekt nimmt die Frauen und Männer in den Blick, die das erst ermöglichten. Wie es im „Backoffice“ des Kaisers ausgesehen hat, beschreiben die Historikerin Christina Lutter und der Historiker Andreas Zajic in einem Gastbeitrag.
Online seit heute, 6.00 Uhr
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Im September 1498 schrieb Barbara von Wolkenstein an Zyprian von Serntein, den späteren Tirolischen und Hofkanzler Kaiser Maximilians I. Sie wünschte ihm, „die schwarzen hupfotten frantzosen“ – sie meint damit eine Art Wanzen – mögen den reisenden Serntein im Schlaf plagen, denn dann müsse er sich viel herumwerfen, würde dabei schlanker werden und besser in seine Rüstung passen.
Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Maximiliana 1.41-1498.6
Ausschnitt aus dem Schreiben der Barbara von Wolkenstein an Zyprian von Serntein

Der Brief scheint gängigen Bildern von Geschlechterrollen um 1500 zu widersprechen: Die Verfasserin war Tochter des vormaligen Landeshauptmanns von Tirol und der Obersthofmeisterin der Königin Bianca Maria Sforza sowie selbst Angehörige von deren „Frauenzimmer“, so die zeitgenössische Bezeichnung der Umgebung einer Fürstin. Barbara schreibt eigenhändig und in vertraulichem Ton an eine der „grauen Eminenzen“ Maximilians und nimmt dabei scherzhaft Sernteins Körperbau aufs Korn: Dem Idealbild des kriegstüchtigen Mannes in Harnisch und Waffen, wie es die damals in ganz Europa populäre Chanson „L’homme armé“ entwirft, entspricht der „Papierkrieger“ Serntein dem Spott der Herrin von Wolkenstein zufolge wohl wenig.

Dieses Schreiben, das Geschlechterrollen zur Zeit Maximilians I. scherzhaft verhandelt, ist im Zuge des Forschungsprojekts „Managing Maximilian“ aufgetaucht, das seit März 2023 alte Narrative zu Person und Herrschaft, Verwaltung, Kunst- und Kulturproduktion Kaiser Maximilians zurechtrückt. Ereignis- und Diplomatiegeschichte haben dessen Regierung lange von wenigen handelnden Männern bestimmt gesehen. Später hat eine Fülle an kulturwissenschaftlichen Studien die persönliche Rolle Maximilians in Entwurf und Ausgestaltung seines propagandistischen Selbstbilds unterstrichen.

Dass er keineswegs das alleinige Mastermind seiner Politik und medialen Vermarktung war, zeigt das Projekt systematisch auf: Es eruiert aus bisher oft unberücksichtigten Quellen in den Archiven in Wien und Innsbruck all jene Personen – Frauen wie Männer –, die an der Gestaltung und Umsetzung von Maximilians Herrschaft und der Repräsentation seiner Person Anteil hatten. Nach Projektabschluss werden zwei Open-Access-Datenbanken mit bis zu 200.000 historischen Personennamen helfen, ein neues Gesamtbild der personalen Strukturen der Herrschaft Maximilians zu zeichnen. Ebenso werden die konkreten Interaktionen vieler Personen mithilfe digitaler Recherche- und Dokumentationstools nachvollziehbar werden.


Albertina, gemeinfrei
Der Kaiser als alleiniger Gestalter seiner Bildpropaganda: irreführendes Selbstbild Maximilians in dessen autobiographischem Publikationsprojekt des „Weißkunig“

Auch „unsichtbare“ Personen im Blick
Neu ist nicht nur der enorme Umfang dieser Datensammlung und die interdisziplinäre Zusammenschau von acht Teilprojekten aus Geschichtswissenschaften, Kunstgeschichte, Deutscher und Lateinischer Philologie, Musikwissenschaften und Digital Humanities, die an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), den Universitäten Wien und Graz sowie dem KHM Wien und der Albertina angesiedelt sind.
Neu ist auch, dass nicht nur die Rolle einflussreicher Ratgeber des Kaisers, also höfischer Eliten, untersucht wird. Vielmehr werden auch bisher „unsichtbare“ Personen und Personengruppen Maximilians in den Blick genommen, die ihren Anteil am „Management“ des Kaisers hatten: Amtsinhaber und Funktionsträger der „zweiten“ und „dritten“ Reihe, bis hinunter zu den Zöllnern, Mautnern und Kammerfrauen, die bei Hof ebenso wie „vor Ort“ die Verwaltung der weitgespannten Territorien des Kaisers wahrnahmen.

Ehefrauen als unbezahlte Ressource
Zu den oft ausgeblendeten Personengruppen selbst im engeren Umfeld des Kaisers gehörten lange Zeit Frauen. Zwar werden die Handlungsspielräume von Fürstinnen und weiblichen Verwandten des Kaisers in den vergangenen Jahren zunehmend analysiert, wenig systematisch erforscht sind aber Handlungsmöglichkeiten, Rollen und Einfluss von Frauen unterhalb dieser hierarchisch-sozialen Ebene.

Unter den formalen Amtsträgern Maximilians sind es neben Hofmeisterinnen und mancher Handwerkerin vorwiegend männliche Personen, die für ihre Funktionen besoldet wurden. Erst auf den zweiten Blick wird klar, dass ganz selbstverständlich deren – oft unerwähnt bleibende – Ehefrauen vielfach unbezahlt als komplementäre Ressource für das ökonomische Funktionieren des Hofs herangezogen wurden.

Österreichisches Staatsarchiv, Abt. Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Maximiliana 36-1-8
Befehl Maximilians an Ulrich Möringer über die Herstellung von Birnenkompott durch dessen Ehefrau

1507 etwa wurde für die Innsbrucker Hofburg der Bau eines Altans (d.h. einer Art Balkon) angeordnet und Elisabeth, die Frau des in der Verwaltung des kaiserlichen Waffenarsenals tätigen Zahl- und Hauszeugschreibers Hans Kugler, zur Gärtnerin und „allthanerin“ bestellt. Im Rahmen dieser Funktion sollte sie auch Kräuterbrände für Maximilian I. herstellen. Beiträge zur Tafel des Kaisers sollte auch die Frau des Innsbrucker Kammermeisters Ulrich Möringer leisten, indem sie offenbar mehrere Jahre lang ein von Maximilian geschätztes Birnenkompott – auf ausdrücklichen kaiserlichen Befehl – zubereitete.

Formen „geteilter Herrschaft“
All diese Beispiele machen deutlich, dass es vor allem der traditionelle Blick auf die Quellen war, der die Informationen und die Vielfalt weiblicher und männlicher Akteure, ihre Interaktionen und Kooperationen lange verstellt hat. Die Überlieferung selbst – Briefe und Abrechnungen, Bilder und Gegenstände materieller Kultur – gibt bei näherem Hinsehen deutlich mehr über die Menschen hinter den Kulissen preis.

Betrachtet man Herrschaft „von unten“, wie es dieses Projekt tut, und zieht dabei eine Fülle unterschiedlichen Materials heran, so wird klar, dass das komplexe Management eines expandierenden Reiches gar nicht von einzelnen „großen“ Akteuren allein geleistet werden konnte. Hingegen haben viele gemeinsam das gestaltet, was später als „die“ Herrschaft Einzelner wahrgenommen wurde: Maximilian I. war Römischer König bzw. Kaiser und gleichzeitig Herr der habsburgischen Erbländer.

Seine beiden Ehen mit Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza von Mailand begründeten Ansprüche auf diese Gebiete; seine Heiratsprojekte wiesen bald noch deutlich weitere Perspektiven nach Spanien, Böhmen und Ungarn. Solche Dimensionen machten Formen „geteilter Herrschaft“ nötig, und so delegierte Maximilian die herrschaftlichen Aufgaben in Burgund (den späteren habsburgischen Niederlanden) an seine Tochter Margarete.


Metropolitan Museum of Art, New York
Margarete von Österreich. Gemälde von Jean Hey (bekannt als Meister von Moulins) ca. 1490

Ihre Funktion als Statthalterin übernahm später deren Nichte, Maximilians Enkelin Maria. Dynastische Politik glich also der eines „Familienunternehmens“. Verwandte beiderlei Geschlechts waren die wichtigsten Partner bei der Verteilung von Aufgaben. Die Familienmitglieder schrieben einander und ihren Ratgebern zahlreiche Briefe, die ihr Herrschaftshandeln dokumentieren – Margarete und Maria waren gebildete Frauen und herausragende Politikerinnen, die mit ihren männlichen Verwandten auf Augenhöhe kommunizierten.

Eine Art Familienbetrieb
Sie alle aber – Herrscherinnen und Herrscher – handelten geleitet und begleitet von Hofleuten, Amtsträgern und Ratgeberinnen, Gelehrten und Bediensteten, Personal unterschiedlichen Standes, Herkunft, Alters und Geschlechts. Herrscherhöfe um 1500 beruhten auf personalen Beziehungen, vielfach wurden Ämter mit Hilfe persönlicher Ressourcen ausgeübt – auch auf dieser Ebene sind die Strukturen mit Familienbetrieben vergleichbar, in denen Männer und Frauen zusammenarbeiteten.

Familiäre Netzwerke spielten daher auch für sozialen Aufstieg bei Hof eine große Rolle. Oft waren es Frauen, die ihren Männern aufgrund ihres ökonomischen und finanziellen Hintergrunds den Zugang zu Positionen ermöglichten – das galt nicht zuletzt für die Humanistenkreise rund um Maximilian. Und so ist es die Vielfalt der Akteure, die dieses Projekt in ihrem Zusammenwirken sichtbar macht, die auch die Bedeutung von Geschlechterrollen neu bewerten lässt.
18.09.2023, Christina Lutter, Andreas Zajic

Über Autorin und Autor
Andreas Zajic leitet die Abteilung Editions-Unternehmen und Quellenforschung am Institut für Mittelalterforschung der ÖAW. Er ist Koordinator des SFB und leitet das Projekt zu Schriftgebrauch und Schriftlichkeit in der Herrschaft Maximilians I.

Christina Lutter ist Professorin für Österreichische Geschichte und Dekanin der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Im SFB leitet sie das Projekt zu Geschlechterverhältnissen am Hof Maximilians I.


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Im Backoffice von Maximilian I.
 
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