Gedenken an die ersten Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945

otto

... nicht mehr im Dienst.
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#1
65 Jahre danach * die "Enola Gay" und ihr "Little Boy"

Am heutigen Tage vor 65 Jahren erfolgte der erste kriegsbedingte Einsatz einer Kernwaffe gegen das japanische Kaiserreich.
Am 6. August 1945 gegen 8:15 Uhr Landeszeit warf ein amerikanischer Bomber vom Typ B-29 (Codename: „Enola Gay“) die Bombe (Codename: "Little Boy") über Hiroshima ab.

Gedenken wir bitte gemeinsam der Opfer.

Gerd
 

josef

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#2
...und nun sind bereits 70 Jahre vergangen

Wiederauferstehung zweier Städte

Vor 70 Jahren wurden die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki Ziel der ersten in einem Krieg eingesetzten Atombomben. Ihr Einsatz kostete weit mehr als 100.000 Menschen das Leben und machte große Teile der Städte dem Erdboden gleich. Heute präsentieren sich Hiroshima und Nagasaki als moderne und lebendige Großstädte, die mit kultureller Vielfalt, aber auch Gedenkkultur Besucher anlocken.

Hiroshima, die „Metropole am Wasser“, hat sich seit dem Wiederaufbau 1949 in eine lebendige Hafenstadt verwandelt. Mittlerweile leben 1,1 Millionen Menschen in der von sechs Flüssen zerschnittenen Stadt, Fischerei und Industrie sind die Hauptwirtschaftszweige. Unter anderem hat Mazda eine Niederlassung in der Region. Die Strahlung ist heute nicht höher als in anderen Regionen der Erde, die Katastrophe trotzdem allseits präsent. Über eine Million Touristen besuchen jährlich die Stadt, um Friedensmuseum und Friedenspark besuchen.

Gedenkzentren erinnern an Bomben

An den Abwurf der ersten Atombombe erinnern in Hiroshima heute noch die Mauerreste und die ausgebrannte Stahlkuppel des „Hiroshima A-Bomb Dome“. Das in Trümmer gelegte Gebäude wurde beim Wiederaufbau der zerstörten Stadt unverändert gelassen und in den Friedenspark der Stadt integriert. Mittlerweile ist es ein UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadt selbst wurde hinsichtlich Atomwaffen eines der Zentren für Aufklärung und Friedensengagement. Auch Österreicher leisten in den vergangenen Jahren in Hiroshima immer wieder Friedensdienst.

Weniger öffentliche Aufmerksamkeit bekommt Nagasaki, obwohl die Stadt noch schlimmer verwüstet wurde als Hiroshima. Die Bombe „Fat Man“ schlug zwei Tage nach dem Angriff auf Hiroshima ein und zerstörte die halbe Stadt, was das Gesicht der Stadt nachhaltig verändert hat. Heute leben in Nagasaki rund 430.000 Einwohner. Für Touristen stellt die Hafenstadt stolz ihre nächtliche Skyline zur Schau und lockt als jene Region, in der das Christentum zum ersten Mal nach Japan gelangte. Natürlich hat auch Nagsaki seine Erinnerungsstätten: Neben dem Nagasaki Atomic Bomb Museum gibt es auch hier einen Friedenspark.

Lebendige Erinnerungskultur
Trotz neuer Prosperität pflegen die Städte ein mahnendes Gedenken an die Katastrophe. Die jährliche Feier mit dem Hinweis an die Welt, die Schrecken einer Atombombenexplosion nie zu wiederholen, hat sich zu einem der wichtigsten Ereignisse im Leben der Stadt entwickelt. Alljährlich gehen Bilder von Menschen, die in Erinnerung an die Opfer des Bombenabwurfs Laternen ins Wasser gleiten lassen, um die Welt.

Ein essenzieller Bestandteil der Erinnerungskultur sind die „Hibakusha“, die Überlebenden und Zeitzeugen. Noch immer leben rund 183.000 von ihnen, die meisten haben Nagasaki und Hiroshi nicht verlassen. Japans Verhältnis zu ihnen hat sich über die Jahrzehnte hinweg massiv verändert. Viele erlitten nicht nur unmittelbar die Schrecken des atomaren Infernos, sondern später auch gesellschaftliche Ausgrenzung und Diskriminierung.

Überlebende geben Geschichten weiter
Trotz der Benachteiligung fassten zahlreiche Überlebende den Mut, sich jahrzehntelang als Zeitzeugen öffentlich für die Erhaltung des Friedens einzusetzen. Doch auch für sie vergeht die Zeit: Viele Überlebende sind im hohen Alter und haben entweder nicht mehr die Kraft oder den Willen, ihre Erfahrungen weiterzugeben: „Der Bombenabwurf ist 70 Jahre her, und wir Überlebenden werden alt. Die Zeit ist knapp, und wir müssen uns beeilen“, sagt Terumi Tanaka, 83-jähriger Kopf einer Tokioter Überlebendenorganisation.

Nun sorgt ein neues von der Regierung organisiertes Programm dafür, dass auch die nächste Generation die Ereignisse im persönlichen Gespräch weitergeben kann. 20 Trainees zwischen 20 und 70 Jahren studieren die Kriegsgeschichte, nehmen Sprechunterricht bei TV-Ansagern und saugen die Geschichten der letzten Überlebenden in sich auf. Ziel der Initiative ist es, die Erinnerungen zu bewahren und auch kommenden Generationen eine Aufarbeitung von Mensch zu Mensch zu ermöglichen.
Text u. Foto: http://orf.at/stories/2292685/2292695/
 

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josef

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#3
...und heuer gedenken wir den Wahnsinn vor 75 Jahren:

Japan gedenkt des Atombombenabwurfs auf Hiroshima vor 75 Jahren
UN-Generalsekretär Guterres warnt vor einem erneuten atomaren Wettrüsten. Auch Außenminister Schallenberg ruft zu nuklearer Abrüstung auf

Ein Foto der US-Airforce von der Explosion.
AP/George R. Caron

Hiroshima – Mit einer Schweigeminute und einem Appell zur Abschaffung aller Atomwaffen haben die Menschen im japanischen Hiroshima der Opfer des Atombombenabwurfs vor 75 Jahren gedacht. Bei einer wegen der Corona-Pandemie drastisch verkleinerten Gedenkzeremonie legten die Teilnehmer am Donnerstag um 8.15 Uhr (Ortszeit) zum Klang einer bronzenen Friedensglocke bei sommerlicher Hitze eine Gedenkminute ein.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der US-Bomber Enola Gay damals die erste im Krieg eingesetzte Atombombe mit dem Namen "Little Boy" über der Stadt im Westen des Landes abgeworfen. Zehntausende Bewohner von Hiroshima waren beim Abwurf der amerikanischen Atombombe damals sofort ums Leben gekommen, insgesamt starben bis Ende 1945 schätzungsweise 140.000 Menschen. Drei Tage nach Hiroshima warfen die USA eine zweite Atombombe über Nagasaki ab. Kurz danach kapitulierte das japanische Kaiserreich. Hiroshima ist heute ein weltweites Symbol für Krieg – und für Frieden.

Das unglaubliche Ausmaß der Zerstörung.
Foto: AP/Stanley Troutman

Der Bürgermeister von Hiroshima, Kazumi Matsui, rief die Welt auf, sich gegen jegliche Bedrohungen für die Menschheit – seien es Atomwaffen oder auch die Corona-Pandemie – zusammenzuschließen. Die zivile Gesellschaft müsse "egozentrischen Nationalismus ablehnen" und sich gemeinsam gegen alle Bedrohungen zusammentun, sagte Matsui in seiner Friedens-Deklaration.

Warnung vor Nuklearwettbewerb
UN-Generalsekretär António Guterres warnte in einer Videobotschaft vor einem erneuten atomaren Wettrüsten. "Spaltung, Misstrauen und mangelnder Dialog drohen die Welt zu einem ungezügelten strategischen Nuklearwettbewerb zurückzubringen", sagte Guterres. Er wollte selbst an der Gedenkzeremonie in Hiroshima teilnehmen, musste aber wegen der Corona-Pandemie absagen. Das Netz aus Rüstungskontrolle, Transparenz und vertrauensbildenden Instrumenten, das während und in der Folge des Kalten Krieges geschaffen worden sei, "franst aus".
"Staaten, die Atomwaffen besitzen, modernisieren ihre Arsenale und entwickeln neue und gefährliche Waffen und Trägersysteme", sagte er. "Der einzige Weg, um das nukleare Risiko vollständig zu beseitigen, besteht darin, Atomwaffen vollständig zu eliminieren", erklärte er.

Auch Schallenberg für Abrüstung
Außenminister Alexander Schallenberg rief ebenso zur nuklearen Abrüstung auf. "Gerade in diesen angespannten Zeiten müssen wir die nukleare Abrüstung vorantreiben", erklärte Schallenberg am Mittwoch in einer Stellungnahme, in der er Österreichs Beitrag bei diesen Bemühungen unterstrich. Das Streben nach einer nuklearwaffenfreien Welt sei eine außenpolitische Priorität Österreichs. "Österreich leistet hier auf vielerlei Weise – unter anderem durch die Schaffung von guten Verhandlungsbedingungen für die amerikanisch-russischen Abrüstungsgespräche in Wien – seinen Beitrag", so Schallenberg.

Auch der deutsche Außenminister Heiko Maas warnte vor einer neuen Runde atomaren Wettrüstens. "Die nukleare Abrüstung stagniert. Neue Technologien lassen gefährliche Ungleichgewichte entstehen", erklärte der Politiker am Mittwochabend in Berlin. Nordkorea fordere mit seinem Griff nach Atomwaffen die ganze Weltgemeinschaft heraus.


Der US-Bomber Enola Gay warf die Atombombe über Hiroshima ab.
Foto: AP/Max Desfor

Hiroshimas Bürgermeister rief die Regierung seines Landes in seiner Rede auf, einem UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen beizutreten. Japan müsse "seine Rolle als Vermittler" zwischen Atomwaffenstaaten und solchen, die keine Atomwaffen besitzen, verstärken. Vor drei Jahren hatten sich zwei Drittel der Mitgliedsländer der Vereinten Nation auf diesen Vertrag verständigt. Bisher haben ihn jedoch erst 32 Staaten ratifiziert. Damit er in Kraft treten kann, müssen es 50 Staaten sein. Atommächte wie die USA, Großbritannien, China, Frankreich und Russland haben den Vertrag jedoch nicht unterzeichnet.

Auch die Nato-Staaten lehnen den UN-Atomvertrag ab. Er drohe die Abrüstungsbemühungen im Rahmen des vor 50 Jahren in Kraft getreten Atomwaffensperrvertrags (NPT) zu unterlaufen, warnten die Kritiker. Auch Japan, das den NPT 1976 ratifiziert hatte und unter dem Schutzschild der USA steht, will dem neuen UN-Vertrag nicht beitreten. Regierungschef Shinzo Abe ging auf den UN-Vertrag in seiner Rede am 75. Jahrestag in Hiroshima denn auch nicht ein.

Premier Shinzo Abe bei der Zeremonie in Hiroshima.
Foto: Reuters/KYODO

Abe sagte aber, Japan habe als einziges Land, das Opfer von Atombomben im Krieg wurde, die Pflicht, auf eine Abschaffung von Nuklearwaffen weiter hin zu arbeiten. Japan werde alles tun, um eine Welt in dauerhaftem Frieden und frei von Atomwaffen zu realisieren.
(APA, 6.8.2020)

Zum Thema:
Japan gedenkt des Atombombenabwurfs auf Hiroshima vor 75 Jahren - derStandard.at
 

josef

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#4
Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki: Zweifel bleiben auf ewig
Notwendige Kriegshandlung oder doch ein Verbrechen?
Ein Dreivierteljahrhundert ist es her, aber es wird immer noch diskutiert, ob die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki eine notwendige Kriegshandlung waren oder doch vielleicht ein Verbrechen.

Japan gedenkt des Atombombenabwurfs auf Hiroshima vor 75 Jahren.
Foto: imago/Kyodo News

Abseits von allerlei Verschwörungstheorien stehen ein paar Dinge fest: Den Krieg hat das japanische Militärregime unter Zustimmung des Kaisers begonnen. Kriegsverbrechen mit Millionen Toten und ungeheurer Grausamkeit sind den Japanern in Ostasien zur Last zu legen. Die "konventionellen" amerikanischen Bombenangriffe auf japanische Städte hatten bereits enorme Opfer unter der Zivilbevölkerung gefordert, aber Japan kämpfte weiter. Der Punkt ist, ob Japan ohne die Atombomben so schnell kapituliert hätte. Die Antwort ist: nein.

Das Land war im Griff einer fanatischen Militärclique, die weiterkämpfen wollte. Erst drei Tage nach dem Abwurf in Hiroshima begann der Oberste Kriegsrat überhaupt, die Kapitulation zu diskutieren. Als sich der Kaiser dann auf die Seite der Kapitulationswilligen stellte, kam es im Palast zu einem blutigen Putschversuch von Offizieren.

Die Aussicht, dass die Japaner bei einer Invasion der Hauptinseln wie schon in Okinawa und Iwojima bis zum letzten Mann kämpfen würden und exorbitante Verluste bei den US-Streitkräften zu erwarten gewesen wären, gab letztlich den Ausschlag für den Einsatz der Bombe. Aber die moralischen Zweifel bleiben auf ewig.
(Hans Rauscher, 6.8.2020)
Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki: Zweifel bleiben auf ewig - derStandard.at
 
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