Afghanistan: Taliban erbeuteten auch reich gefüllte Waffenarsenale

josef

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Hightech-Waffen für afghanische Islamisten
Die Taliban haben bei der Übernahme Afghanistans auch reich gefüllte Waffenarsenale erbeutet. Nicht alles ist den islamistischen Terroristen von Nutzen

Persönliche Anmerkung: Ob er am Handy die Betriebsanleitung findet?
Afghanistans neue Machthaber verfügen nun über moderne Waffensysteme. Mit den erbeuteten Flugzeugen werden die Islamisten wenig anfangen können.
Foto: Wakil KOHSAR / AFP

Der chaotische Abzug der US-Streitkräfte aus Afghanistan und die völlige Auflösung der afghanischen Armee haben den neuen Machthabern in dem Krisenland eine Fülle an Waffensystemen in die Hände gespült. Die Taliban-Islamisten verfügen nun über ein gewaltiges Arsenal und sind damit die bei weitem am besten ausgerüstete Terrororganisation der Welt. Der genaue Umfang der zurückgelassenen Ausrüstung ist im Detail nicht klar.

Seit 2002 butterten die USA insgesamt 83 Milliarden Dollar in den Aufbau und die Ausrüstung der afghanischen Nationalarmee und einer afghanischen Luftwaffe. Mehr als 370.000 Gewehre und Sturmgewehre, 64.000 Maschinengewehre und 25.000 Granatwerfer wurden an den Hindukusch geliefert. Auch die Zahl der Humvees beträgt mindestens 25.000. Nicht alles konnten sich die Islamisten nun aneignen: Zum Teil wurde das Material im Laufe der Jahre im Einsatz verwendet und zerstört.

Eingeschränktes Arsenal
Ziel der USA war es, der afghanischen Regierung die Kontrolle im Land zu ermöglichen und die Oberhand gegenüber Terrorgruppen behalten zu können. Deshalb finden sich in dem Arsenal zum Beispiel keine Boden-Luft-Abwehrsysteme – schließlich hatten die Taliban kein Fluggerät. Ebenso gibt es auch keine Marschflugkörper oder Langstreckenbomber. Die Nachbarn Afghanistans müssen also nicht befürchten, dass die Taliban groß angelegte Eroberungsfeldzüge in umliegende Gebiete andenken könnten. Für Terroranschläge und zur Terrorisierung der afghanischen Bevölkerung ist die Waffenkammer der Islamisten aber mehr als ausreichend gefüllt.
Vor dem Sommer hatte die afghanische Armee 167 Luftfahrzeuge in ihren Beständen, darunter Kampfhubschrauber und Kampfflugzeuge. Viele davon wurden von afghanischen Piloten jedoch offenbar nach Usbekistan geflogen, darunter ein großer Teil der Kampfflieger vom Typ A-29 Super Tucano, aber auch Transportflugzeuge vom Typ Cessna C-208 und Hubschrauber. Satellitenbilder des Stützpunktes in Kandahar zeigen beispielsweise nach der Übernahme durch die Taliban noch fünf Hubschrauber, darunter zwei MI-17 und zwei oder drei Black Hawks. Kurz vor dem Fall befanden sich noch elf Hubschrauber und fünf Flugzeuge auf der Basis. Wie Usbekistan mit den Luftfahrzeugen umgehen wird, ist noch unklar.

Auch wenn die Taliban also Luftfahrzeuge erbeuten konnten, heißt das nicht, dass sie diese auch werden nutzen können. Zwar verfügt die afghanische Armee natürlich über ausgebildete Piloten, doch die Wartung hatten US-Unternehmen erledigt. Die Islamisten sind also diesbezüglich von äußerer Hilfe abhängig. Während der Iran bis heute die nach der Vertreibung des Schahs übernommenen US-amerikanischen F14-Tomcat-Kampfflugzeuge betreibt, ist ein solches Szenario heute nicht mehr denkbar: Zu sensibel, wartungsintensiv und komplex sind mittlerweile viele Waffensysteme. Dies betrifft beileibe nicht nur Fluggeräte, auch manche Fahrzeuge oder Hochpräzisionswaffen benötigen regelmäßige Computerupdates.

Wertvolle Beute
Auf viele andere Waffen trifft dies aber nicht zu: Die Taliban-Kämpfer präsentieren sich in den Straßen der Städte demonstrativ in der erbeuteten Kampfmontur der afghanischen Armee und kontrollieren die Straßen in den Humvees. Durch Überläufer der afghanischen Armee und die Unterwanderung der Truppen verfügen die Islamisten auch über die nötige Routine im Umgang mit dem Material. Zu erwarten ist auch, dass die Taliban Profit aus der Beute schlagen werden und diese an andere Staaten, aber auch an andere Terrororganisationen verkaufen werden. Viele Waffen werden wohl bald auf dem Schwarzmarkt landen und so nicht nur zu einer Bedrohung für die afghanische Bevölkerung, sondern zu einer internationalen Gefahr.
(Michael Vosatka, 31.8.2021)
Hightech-Waffen für afghanische Islamisten
 
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