Alte Fabrik bei Neunkirchen

H

Harald 41

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#1
Bin am Donnerstag auf dem Heimweg von Felbring mit meiner Freundin einen kleinen Umweg über Neunkirchen gefahren.
Als wir danach weiter über die Triester Strasse B 17 Richtung Wiener Neustadt bzw. Süd Autobahn fuhren entdeckte ich etwas ausserhalb auf der linken Seite die Reste einer Fabrik die ich trotz zahlreicher Recherchen nicht genau zuordnen kann.
Vermutete eventuell die Druckfabrik, die passt aber nicht ganz mit meinen Bildern zusammen, auch mit der Färberei komme ich nicht ganz hin, ebenso mit der Brennereistrasse diese geht unterhalb vorbei. Aber das besagte Objekt befindet sich an der Umfahrungsstrasse Ost.:gruebel
Ich stelle hier einmal zwei Bilder ein und den genauen Standort.

Bild 1
Quelle: Google Earth


PS: Im Buch von Stadler das industrielle Erbe... und auch im Schlot.at wurde ich nicht schlauer, kann aber auch sein das schon vieles verschwunden ist, glaube ich aber nicht so recht.
2-3 Die Fabrik

LG Harry
 

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#2
Hallo Harry,

diese Fabrik ist der damals zweite Standort der

Neunkirchner Ultramarinfabrik

Ursprünglich im Zentrum von Neunkirchen gelegen, hatte man wegen der ständigen Geruchsbelästigungen die Brennerei zusätzlich in eine neue erbaute Fabrik, weit außerhalb von Neunkichen, verlegt.
Heute ist sie fast ein Teil von Neunkirchen aber damals lag sie weit außerhalb.

Direkt hinter der Fabrik gibt es noch einen Schlackenhaufen, wo man noch die Farbe Ultramarin erkennen kann.

Allgemeines über Ultramarin
http://www.seilnacht.com/Lexikon/Ultramar.htm
 
#3
Arisierung der Neunkirchner Ultramarinfabrik

Alfred Kraus, 1867 (Jicin-Böhmen) - 1938 (Baden bei Wien), Austritt aus dem Judentum 1904. Sohn des Jacob Kraus.

Schwerpunkt war der Handel mit Ultramarin. Hatte als erster in Österreich mit der Produktion von Papiersäckem begonnen.
1902 entstand die
Vereinigte Papier- und Ultramarinfabriken Jacob Kraus , Joh. Setzer und N. Schneider jun. AG
mit einem Kapital von 5 Mio. Kronen, deren Präsident Alfred Kraus wurde.
Das bekannteste Familienmitglied ist der Schriftsteller Karl Kraus (1874-1936), ein Bruder von ihm.
Literatur: Gaugusch, Wer einmal war, 1545 ff.

Im Jahr 1940 wurde die Adresse der Zentrale in Wien von Mahlerstrasse (Gustav Mahler war ursprünglich Jude) in Meistersingerstrasse umgeändert:

Scan0002.jpg

Im Jahr 1943 wurde die Firma arisiert und der Name Jacob Kraus Schwarz überstempelt:

Scan0001.jpg

Und noch im Jahr 2005 versuchte man vermutete Geldkonten von Alfred Kraus zu öffnen - Vergeblich.


Anhang anzeigen Kraus_Alfred_den.pdf

Hier noch ein Link zum Schriftsteller Karl Kraus:

http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Kraus
 
#4
Von den Vereinigten Papier und Ultramarin Fabriken:

existiert die Zentrale in Wien (nunmehr wieder Mahlerstrasse) nicht mehr.

Am Standort in Neunkirchen Zentrum (neben dem Stadtpark) wurden Wohnungen erbaut - nur das Turbinenhaus als Kleinkraftwerk überlebte.

Einzig der Standort, wie von Harry fotografiert, existiert noch - aber wahrscheinlich nicht mehr lange.
 
H

Harald 41

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#5
Hallo Peter;
:danke Für die ausführliche Erklärung über die Ultramarinefabrik, diese Fabrik ist mir auch irgendwo untergekommen bzw. wurde sie erwähnt beim suchen, allerdings nicht außerhalb von Neunkirchen.
Aber was weiß ein Fremder :D, Schlackenhalden sah ich leider keine aber ich habe noch ein paar Bilder, dürfte ursprünglich etwas größer gewesen sein.

Bild 1 Ist das vordere, der Rest ist die Fabrik oder was noch übrig ist


LG Harry

PS: Das vordere Gebäude an der B17 zugewandten Seite dürfte Bewohnt sein.
 

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#6
Um die Geschichte noch weiter zu verfolgen:
Ein anderer Bruder vom Teilhaber der Neunkirchner Ultramarinfabrik war Hauptaktionär der Austria Papierindustrie AG, nämlich Rudolf Kraus.

Dieser flüchtete 1938 nach Frankreich, wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Die Austria Papierindustrie AG wurde von der Meinl AG 1939 gemeinsam mit Fritz Hamburger (1869-1952) – NS-Blutordensträger (war auch am Juli 1934 Putsch beteiligt) und Schwiegervater von Thomas Prinzhorns Großvater Ernst – arisiert.
Kraus' Erben überlebten in der Emigration und wurden 1948 in einem Rückstellungsvergleich für den Verzicht auf das Unternehmen mit je 500.000 Schilling von der Meinl AG abgefunden.

Thomas Prinzhorn ist heutiger Eigentümer der http://www.prinzhorn-holding.com/ - in der Papierindustrie tätig.
 

josef

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#12
:danke struwwi für die interessanten Fotos :bravo:

Freut mich, dass durch "permanente Nachwuchspflege und Schulungsmaßnahmen" der Bestand des Forums für die Folgegenerationen gesichert wird :D
Gruß an den Junior :)

josef
 
#14
War Freitag Abend in Neunkirchen und habe bei der alten Blaufabrik vorbeigeschaut.
Stand vom 24.04.2015:
Bagger und Schuttcontainer sind wieder weg, von den abgebrochenen Querteilen wurden nur die Holzteile entfernt, der Schutt liegt noch unverändert.
Der Rest der Fabrik steht noch. Das Haus zwischen der Fabrik und der B17 dürfte aber nicht mehr bewohnt sein.
Ein paar Fotos von Zustand:

LG heinz
 

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Aus dem Forum geworfen
#16
achso, das Haus ist nicht bewohnt? Ich hab das auch gedacht, aber als ich vor rund 2 Monaten dort war ist ein Hendl vorm Haus herumgelaufen. Aber gut, vielleicht war das der einzige Bewohner des Grundstückes.
 

f326561

Active Member
#17
Ich weiß von Bekannten, dass das Haus inzwischen nicht mehr bewohnt ist.
Und, ich fahr in regelmäßigen Abstanden vorbei, und es steht kein Auto mehr dort (wie früher).
 
S

Seytan1979

Nicht mehr aktiv
#20
Da ich schon als Kind dort gespielt hatte, wollte ich mir die Blaufabrik nochmal ansehen. Am 6.7. haben wir um 17 Uhr 30 einen Arbeiter des jetzigen Besitzers dort gesehen. ..also sind wir hingefahren und haben höflich gefragt ob wir noch ein paar Fotos machen dürfen. Er wurde sehr unhöflich und schnauzte uns an wir sollen verschwinden. Daraufhin haben wir einen der Söhne des Besitzers in der Firma in Peisching gefragt ob wir noch ein paar Fotos machen dürften. Auch er war sehr ungehalten. ..wenn die Bagger zum Abriss kommen dann könnt ihr hinkommen. ..das wird in 6 Monaten sein....
Das höchst komische daran aber war dass eben an diesem Tag direkt an der Fabrik etwas versteckt...ein ganzer Haufen gebrannt hat und der Arbeiter das mit dem Radlader versuchte zu verbergen. Bei 34 Grad Außentemperatur! Wen wunderts dann das der Föhrenwald brennt bei der Hitze. ..dachte das Abbrennen sei zu dieser Jahreszeit verboten...es war ein beissender Geruch...wer weiß was da verheizt wurde...gut für die Umwelt wars nicht..das ist klar...denn normalen Holzgeruch kenne ich auch..
Also passt auf wenn ihr die Fabrik nochmals sehen wollt....offiziell gehts also nicht...
Lg
 
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