Ehemaliges „Bahnbetriebswerks Linz II“ (-> österreichisch „Heizhaus“)
Die nach dem Anschluss 1938 von Österreich ans Deutsche Reich geplanten Umgestaltungs- und Neubauvorhaben des Nazi-Regimes in Linz sahen auch die Verlegung bzw. Neuerrichtung des Hauptbahnhofes vor. Dafür war vorgesehen, neben den Altanlagen des Hauptbahnhofes auch die
Hauptwerkstätte Linz (-> „Reichsbahnausbesserungswerk Linz“ – RAW Linz) und die bestehenden Heizhausanlagen (-> „Betriebswerk Linz I“ - BW Linz I) zu verlegen, um Platz für die vorgesehenen städtebaulichen Maßnahmen zu gewinnen. So wurde mit dem Planum für das neue „RAW Linz“ im Stadtteil Wegscheid neben der Pyhrnbahn begonnen, aber im Jänner 1940 wieder eingestellt.
Das Projekt des „BW Linz II“ sah großzügig geplante Anlagen zur Lokbehandlung (Bekohlungsanlagen, Drehscheiben, Abstellgleise usw. …) sowie 2 Lokomotivhallen (-> Lokschuppen…) vor.
Als Standort war das Gelände entlang der
„Summerauer-Bahn“ zwischen den damaligen
„Reichswerken H. Göring“ und den
Stickstoffwerken vorgesehen.
So wurden 1941 bis 1944 die erforderlichen Schüttungen (-> Niveauanpassungen bzw. Sicherung gegen Hochwasser der Donau…) und umfangreiche Gleisarbeiten durchgeführt. Es wurde von den geplanten 2 nur eine Lokhalle fertiggestellt und auch andere Einrichtungen kamen kriegsbedingt nur teilweise zur Ausführung. Bei einem US-Luftangriff am 20.10.1944 wurde ein Großteil der bis dahin fertiggestellten Objekte zerstört oder schwer beschädigt. Anfang 1945 wurden Teile des BW’s wieder provisorisch in Betrieb genommen.
Im Heft 7/2018 des „Schienenverkehr aktuell“ ist ein historisch interessantes Foto aus 1948 zu sehen:
Das vom Gasometer der VÖEST aufgenommene Bild zeigt einen Überblick über die damalige Situation:
- Rechte Ecke unten verläuft die „Summerauer Bahn“ in Richtung zur „Steyregger Donaubrücke“.
- Nach links in Richtung Bildmitte erkennt man die Bekohlungsanlage (-> Hochbunker…) und auf den schräg zum rechten Rand verlaufenden Gleise stehen jede Menge Dampfloks.
- Am rechten Rand in Bildmitte sieht man die Lokhalle, schräg links diagonal durchs Bild verlaufend ist Brachland (-> nicht fertiggestellte BW-Fläche oder Bombenbrache?).
- Links dann die Teilfläche des „Stickstoffwerke-Areals“ und vor den Bergen im Hintergrund quert die Donau die gesamte Bildbreite.
Bei genauem Hinsehen erkennt man noch entlang einiger Gleise die Masten für eine Oberleitung bis zur Lokhalle. Dies ist lt. Bildtext in SVA dadurch zu erklären, dass Teile des Lokhallengebäudes ab 1946 bis 1948 den
„Siemens-Schuckertwerken“ (SSW) für die Reparatur von kriegsbeschädigten Elektroloks zur Verfügung gestellt wurden. In den von Bomben zerstörten Hallen der „Hauptwerkstätte Linz“ konnten damals noch keine der dringend benötigten E-Loks repariert werden…
Da sich die wahnwitzigen Pläne des Regimes zur Umgestaltung von Linz durch das Kriegsende „in Luft“ auflösten, verblieben die
„Heizhausanlagen“ der nachkriegs- ÖBB am alten Standort im Bereich neben der Westbahnstrecke. Die Halle vom
„BW Linz II“ wurde noch bis 1960 als provisorische Wagenwerkstätte verwendet. Danach wurde das Areal an die
„Österreichische Stickstoffwerke AG“ verkauft und ist heute ein Teil des
„Chemieparks Linz“.
Gelände ehem. BW-Linz II 1948 (Foto aus SVA, Heft 7/2018)
ehem. Lokhalle 1948 - Ausschnitt-Vergrößerung aus obigem Bild