Antiker Bergbau im Montafon

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Antiker Bergbau im Montafon entdeckt

Im Montafon haben schon Kelten und Römer Bergbau betrieben. Das haben Archäologen der Frankfurter Goethe-Universität herausgefunden. Bei Ausgrabungen in Barholomäberg haben sie antike Bergbauschächte entdeckt. Wie tief diese in den Untergrund reichen, soll künftig mit Bohrungen herausgefunden werden.

Die Geschichte des Bergbaus im Montafon ist offenbar von einer langen Kontinuität geprägt. Wie Forschungen der Goethe-Universität in jüngster Zeit gezeigt haben, wurden die Erzlagerstätten schon seit spätkeltischer Zeit über viele Jahrhunderte hinweg genutzt: Bis ins Spätmittelalter hinein, mehr als 1.500 Jahre lang sind hier Bodenschätze wie Eisen, Kupfer und Silber abgebaut worden.

Dass es aber bereits in keltischer und römischer Zeit Aktivitäten im Berg gab, war bislang nicht bekannt. Die neuen Erkenntnisse machen das Montanrevier zu einem der bemerkenswertesten in den Alpen.

Einblicke aus spätkeltischer Zeit

„Damit hatten wir nicht gerechnet“, sagt Rüdiger Krause, Professor für Vor- und Frühgeschichte am Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt. Zwar hätten bereits die Forschungen der vergangenen Jahre gezeigt, dass das kleine Montanrevier am Bartholomäberg eine sehr spannende und besondere Forschungsregion ist, aus der aus Bergbauhalden, alten Oberflächen und aus Mooren viele Funde und Befunde dokumentiert, Proben geborgen und zahlreiche Daten gewonnen werden konnten.

So erbrachte die interdisziplinäre Untersuchung etwa von fossilem Blütenstaub (Pollen), Schwermetallen oder die Radiokarbondatierung von Hölzern und Holzkohlen erstaunliche Einblicke in bisher unbekannte Phasen des Bergbaus aus spätkeltischer Zeit (3./2. Jahrhundert v. Chr.).


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Bergbauschächte aus römischer Zeit freigelegt

Die neuen Ausgrabungen haben im September in der Knappagruaba nun eine kleine Sensation offenbart: Vier Wochen dauerte die Ausgrabung, die in mehreren Grabungsschnitten am steilen Berghang vonstattenging. An den Oberflächen waren Spuren früheren Bergbaus gut erkennbar, sie bestanden aus Abraumhalden aus Taubgestein, den runden in den Fels gehauenen Schächten und aus den Hinweisen auf tiefer gelegene Eisenerzgänge.

Erstmals konnten so diesen Herbst Befunde aus römischer Zeit freigelegt werden, die nicht nur für das kleine Montanrevier, sondern weit darüber hinaus für die Ostalpen einmalig sind. Ausgegraben wurden bis in drei Meter unter der Oberfläche zwei verfüllte Bergbauschächte, die im Bereich einer Vererzung abgetieft wurden.

Erzgewinnung bis in 5. Jahrhundert sicher

Wie tief die Schächte in den Untergrund reichen, das soll zukünftig durch Rammkernbohrungen herausgefunden werden. „In römischer Zeit wurde hier Eisenerz im Schachtbergbau gewonnen. Die chronologische Einordnung wird durch zehn kleine Fragmente von typisch römischen Keramikgefäßen untermauert, und das war eine große Überraschung“, berichtet Krause.

Unsicher bleibt, ob die Bergleute auch tatsächlich Römer waren. Pollenprofile und vegetationsgeschichtliche Befunde zeigen jedoch, dass das inneralpine Tal seit der Bronzezeit besiedelt war. Die Archäologen gehen davon aus, dass die lokale Bevölkerung der späten Eisenzeit den Bergbau betrieben und römisches Geschirr (Keramik) benutzt hat.

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Bereits 843/844 n. Chr. Bergbau

Die Geschichte des frühen Bergbaus im Montafon setzt sich nach der römischen Antike – wie historisch überliefert, im frühen Mittelalter im 9. Jahrhundert und im Hochmittelalter im 11./12. Jahrhundert mit einer Blütezeit der Silbergewinnung fort. 1319 wird erstmals eine Silbergrube am Berg Muntafune in einer Urkunde überliefert.

Allerdings weisen Daten und Befunde aus Moorprofilen darauf hin, dass bereits Bergbauaktivitäten vor der Nennung von acht Eisenschmelzöfen im Churer Reichsurbar 843/844 n. Chr. vorliegen und wir derzeit von einer Kontinuität von der Spätantike in das Frühmittelalter und die Karolingerzeit ausgehen dürfen.

Seit 2012 herausragendes Kulturdenkmal

Sein Höhepunkt dürfte im Hochmittelalter und im Spätmittelalter gelegen haben, in der Folge wurde der Bergbau im 15./16. Jahrhundert bis zu seinem Niedergang um 1600 nach zahlreichen Bergbaubelegen sowie nach historischen Quellen zu schließen, im industriellen Maßstab durchgeführt.

Aufgrund der langjährigen Forschungen der Goethe-Universität ist die ungewöhnlich gut erhaltene Halden- und Bergbaulandschaft seit 2012 als herausragendes Kulturdenkmal in das Denkmalbuch der Republik Österreich eingetragen.

red, vorarlberg.ORF.at
Quelle: Antiker Bergbau im Montafon entdeckt
 

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Bergbau im Montafon „einzigartig“ im Alpenraum
Von der Keltenzeit bis ins Spätmittelalter: Mehr als 1.500 Jahre lang wurde im Montafon Bergbau betrieben. Und zwar weitgehend kontinuierlich, wie neue Forschungen belegen. Solch eine lückenlose Bergbaugeschichte sei „einzigartig“ im gesamten Alpenraum, sagt Projektleiter Rüdiger Krause.
Schon zur Keltenzeit wurden in Bartholomäberg Bodenschätze abgebaut. Insgesamt rund 1.500 Jahre lang bis ins späte Mittelalter wurden dort Eisenerze, Kupfererze oder Silber gewonnen – und das sozusagen kontinuierlich. Das haben Forscher vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main bei ihren Forschungen im Montafon nachgewiesen, die im Jahr 2016 begonnen haben.
Mit den Grabungen vor einem Jahr bekamen die Forscher ein weiteres Puzzleteil in der Zeitleiste – in Form von Keramikfunden aus der frühen Römerzeit. Auch schon 2020/2021 führten die Ausgrabungen zu einer kleinen Sensation: Erstmals konnten durch Bergbaubefunde, Keramikscherben und Radiokarbon-Datierungen Bergbauaktivitäten aus römischer Zeit nachgewiesen werden.

Mit diesen Funden könne man die Bergbautradition in Bartholomäberg von der spätkeltischen Zeit (4./3. Jahrhundert v. Chr.) bis ins Spätmittelalter nahezu lückenlos nachweisen, so Projektleiter Rüdiger Krause gegenüber vorarlberg.ORF.at. Besiedelt wurde Bartholomäberg schon etwa 2.500 v.Chr.

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Goethe Universität Frankfurt
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„Kleines, aber extrem feines“ Bergbaugebiet
Projektleiter Krause spricht über den Bergbau in Bartholomäberg von einem „wahnsinnigen Juwel“. Das „kleine, aber extrem feine“ Bergbaugebiet sei einzigartig im Alpenraum, denn nirgendwo sonst sei die durchgehende Nutzung über so viele Jahrhunderte nachgewiesen. In anderen Regionen habe der Bergbau erst um 1.500 n.Chr. angefangen, in wieder anderen Gebieten gebe es Nachweise aus der Bronzezeit, danach aber nicht mehr, so Krause.

Einblicke in bisher unbekannte Phasen des Bergbaus
Bei dem Projekt wurden in mehreren Grabungsschnitten gut erhaltene Bergbauspuren unter anderem am steilen Berghang auf einem Maisäß-Grundstück im Westen der „Knappagruaba“ untersucht. In Bergbauhalden, auf alten Oberflächen und in Mooren konnten viele Befunde dokumentiert werden, so die Forscher.

Proben wurden geborgen und zahlreiche Daten gewonnen, die in interdisziplinären Untersuchungen, etwa an Pflanzenpollen, Schwermetallen oder durch Radiokarbon-Datierungen, Einblicke in neue und bisher unbekannte Phasen des Bergbaus seit der spätkeltischen Zeit ermöglicht haben.

Zwei verfüllte Bergbauschächte erschlossen
Bei den Ausgrabungen kamen unter anderem auch Reste von Abraumhalden aus Taubgestein als Hinweis auf tiefer gelegene Eisenerzgänge zutage. Gefunden wurde ein klassischer „Eiserner Hut“, als solcher werden Stellen im Gelände bezeichnet, an denen Erzkörper als Ausbiss an der Erdoberfläche sichtbar sind.

Die Ausgrabungen und Rammkernbohrungen mit dem Motorbohrer erschlossen zwei verfüllte Bergbauschächte. Die Bohrungen zeigten, dass die Schächte drei bis vier Meter tief sind. Bislang konnten 15 kleine Fragmente von typisch römischen Keramikgefäßen geborgen werden.

Weitere Ausgrabungen im September
Die nächsten archäologischen Ausgrabungen werden vom 4. bis 30. September 2023 durchgeführt. Dabei soll ein Graben verfolgt werden, der in den Berg führt, sagt Projektleiter Krause. Dabei könne es sich um den Eingang in einen Stollen handeln. Auch wird wieder mit schwerem Gerät in die Tiefe gebohrt.

Wanderer und Besucher sind während der Grabungszeit willkommen, gerne erläutern die Forscher die Ausgrabungen. Am Sonntag, den 17. September 2023, werden zudem in der „Knappagruaba“ zwischen 14.00 und 18.00 Uhr kostenlos Führungen angeboten und die Arbeitsweise der Archäologen vor Ort vorgestellt.
31. August 2023, vorarlberg.ORF.at
Bergbau im Montafon „einzigartig“ im Alpenraum
 

josef

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Archäologie: Wie im Montafon gegraben wird
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Derzeit finden wieder archäologische Ausgrabungen im Montafon statt. Ein Team der Goethe-Universität Frankfurt am Main will weitere Erkenntnisse über die Bergbau-Geschichte in Bartholomäberg sammeln, die bereits von der Keltenzeit bis ins Spät-Mittelalter nachgewiesen wurde. Am Sonntag war die Bevölkerung eingeladen, bei den Ausgrabungen zuzuschauen.
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Dass im Montafon Bergbau betrieben wurde, ist schon länger bekannt. Doch seit dem vergangenen Jahr steht fest: Bereits von der Keltenzeit bis ins Spät-Mittelalter wurden hier kontinuierlich Bodenschätze abgebaut. Die Forscherinnen und Forscher konnten bei ihren jährlichen Ausgrabungen im Montafon eine sozusagen lückenlose Bergbau-Tradition über fast 2.000 Jahre nachweisen.

Sie stießen auf Keramikscherben aus der Römerzeit und Bergbaubefunde, die auf eine kontinuierliche Bergbaugeschichte hinweisen. Diese lückenlose Bergbaugeschichte sei im gesamten Alpenraum einzigartig, sagt Projektleiter Rüdiger Krause, der seit 16 Jahren den Bergbau im Montafon erforscht und im September jeweils mit einem Team für mehrwöchige Ausgrabungen anreist.

Erde wird aus der Tiefe geholt
Und so wird in der „Knappagruaba“ am Bartholomäberg derzeit teils bis zu sechs Meter tief mit schwerem Gerät gebohrt, aber auch im Detail gegraben und gepinselt. Es werden nicht immer Tonscherben und vergleichbare Relikte gefunden, sondern es wird auch Erde aus der Tiefe geholt, die dann im Labor untersucht wird.

Die zehn Studierenden sind voll in ihrem Element. „Ich mag es, dass es ein wenig handwerklich ist, dass man mal wegkommt vom Schreibtisch. Vielleicht ist hier ein großes Loch im Felsen, und das könnte darauf hinweisen, dass wir hier einen sehr alten Bergschacht haben, wo Erze abgebaut wurden“, erklärt Archäologiestudent Niklas Unterhöfer und verweist auf die Stelle, an der sich der Bohrer in die Erde schraubt. In diesem Bereich soll ein Graben verfolgt werden, der in den Berg führt. Dabei könne es sich um den Eingang in einen Stollen handeln.

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20.000 Euro für vier Wochen
"Hier macht jeder alles, hier wird von jedem mit dem Pinsel gearbeitet, gebohrt wird von jedem, Eimer getragen. Das ist zwar anstrengend, aber es macht auch alles Spaß, sagt auch Archäologiestudentin Kirsten Scheinberger.

Eine vierwöchige Forschungskampagne inklusive Auswertung kostet rund 20.000 Euro. Die Arbeiten werden durch Sponsoring aus der Wirtschaft unterstützt, auch der Stand Montafon beteiligt sich an der Finanzierung. "So könne man eine Forschungsperiode verlässlich planen und durchführen, sagt Projektleiter Krause.

Verschiedene Ausstellungen
Die Ergebnisse der Grabungen sind in verschiedenen Ausstellungen und im Bergbaumuseum zu sehen. Am Sonntag wurden aber auch Führungen direkt bei den Grabungen angeboten. Viele Interessierte kamen, um sich die Arbeit der Archäologen und ihre Funde erklären zu lassen. „Es ist schon spannend, was man da gefunden hat und was unter der Erde stattgefunden hat vor vielen Jahren“, sagt eine Besucherin. Und auch in den kommenden Forschungsmonaten könnte hier noch einiges archäologisch Interessantes zutage befördert werden.
17.09.2023, red, vorarlberg.ORF.at
Archäologie: Wie im Montafon gegraben wird
 
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