Archäologiepark Carnuntum

josef

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#22
Carnuntum erhält erstes Kulturerbe-Siegel

Carnuntum erhält erstes Kulturerbe-Siegel

Eine große europäische Auszeichnung erhält der archäologische Park Carnuntum. Neben dem 100-jährigen Friedenspalast in Den Haag und der Zunfthalle in Tallin wird er mit dem ersten europäischen Kulturerbe-Siegel prämiert. Carnuntum wird als historischer Schnittpunkt zwischen West und Ost gewürdigt. Die Funde aus der Römerzeit, sowie die wissenschaftlichen Endeckungen seien von globaler Bedeutung. Mit dem Kulturerbe-Siegel werden historische Stätten, Kulturstätten und Orte, die für die europäische Integration wichtig sind, ausgezeichnet.

Auszeichnung im Frühjahr 2014
Das Europäische Kulturerbe-Siegel unterstreiche die historische und kulturelle Bedeutung der ganzen Region Carnuntum, sagte Landeshauptmann Erwin Pröll. Im Frühjahr 2014 soll die Kulturstätte mit dem ersten Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet werden
Text- u. Bildquelle: http://noe.orf.at/news/stories/2618457/
 

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#23
Römische Gladiatorenschule in Carnuntum rekonstruiert

Forscher präsentierten zwei- und dreidimensionale Nachbildungen der 2011 entdeckten Anlage

Wien - Das römische Carnuntum ist die heute bedeutendste und am besten erforschte antike Ausgrabungsstätte Österreichs. Im Jahr 2011 machten Forscher des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Archäologie eine weitere sensationelle Entdeckung auf dem Gelände des Archäologieparks in Petronell-Carnuntum (Bezirk Bruck a.d. Leitha): Sie fanden Überreste einer römischen Gladiatorenschule, die in ihren Ausmaßen mit jener neben dem Kolosseum in Rom vergleichbar ist.

Viertgrößte Anlage
Noch ist das Gelände wissenschaftlich nicht vollständig erschlossen, ein Forscherteam stellte nun aber die ersten weitgehend vollständigen zwei- und dreidimensionalen Nachbildungen der Gladiatorenschule vor: Durch Luftaufnahmen und mit Hilfe eines Bodenradars konnte die 11.000 Quadratmeter große Anlage virtuell nachgebildet werden, berichten die Archäologen aus Österreich, Deutschland und Belgien aktuell in der Fachzeitschrift "Antiquity".
Im Römische Reich existierten nach Angaben der Forscher insgesamt etwa 100 Trainingslager für Gladiatoren. Der Größe nach handelt es sich bei jenem in Carnuntuim um die viertgrößte bisher entdeckte derartige Anlage überhaupt. Sie bestand aus Unterkünften, einem Verwaltungstrakt, einer Trainingsarena, einer ausgedehnte Badeanlage und einen Garten. Die Gladiatoren waren in jeweils etwa fünf Quadratmeter großen Wohnzellen untergebracht, die Anlage dürfte insgesamt 40 bis 60 Kämpfer beherbergt haben.

(APA/red, derStandard.at, 27.2.2014)
Text- u. Bildquelle: http://derstandard.at/1392686580236/Roemische-Gladiatorenschule-in-Carnuntum-virtuell-rekonstruiert

Dazu gibt es auch ein kurzes Filmchen:
[YouTube]j2VhCBAqwcw#t=29[/YouTube]
 

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#24
Hallo!
Von einem Besuch aus dem Jahr 2008 habe ich zwei interessante Bilder gefunden. Damals gab es noch einen Aussichtsturm am Gelände, beide Bilder sind von dort aus entstanden. Das erste Bild zeigt das heute "renovierte" Badehaus zum Beginn der Arbeiten, und das zweite die damals solo stehende untere Villa.
LG Robert
 

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#25
Experiment: Wandern wie die Römer

Experiment: Wandern wie die Römer

Zehn Gleichgesinnte haben sich zusammengefunden um acht Tage lang so wie römische Soldaten durch das Land zu ziehen. Sie marschieren mit authentischen Rüstungen und einem Maultier von Oberpulllendorf nach Carnuntum.

Acht Männer aus allen Gesellschaftsschichten und aus den verschiedensten Berufsgruppen machten sich auf um nachempfinden zu können, wie die Römer vor 2.000 Jahren, ihre oft sehr weiten Fußmärsche meisterten. Sie erfahren so am eigenen Körper welche Strapazen die Soldaten bei ihren langen Routen durch das römische Reich auf sich nehmen mussten. Bereits nach 15 Kilometern wussten die Römer auf Zeit, die jeder immerhin 40 Kilogramm Gepäck mittrugen, dass das Leben eines römischen Soldaten kein Zuckerschlecken war.

Durch Felder und Wiesen
„Jetzt wissen wir, was für eine unglaubliche Leistung das war“, meinte Manfred Rabenstein aus Wien. „Vor allem die Füsse tun weh“, sagte Martin Auernheim aus Luxemburg. Ihr achtstündiger Marsch von Oberpullendorf bis Kobersdorf führte sie durch Felder und Wiesen, bergauf bergab ihr Ziel trotz Erschöpfung immer klar vor Augen. Was besonders an ihren Kräften zehrte, das war die Sonne und die extreme Hitze, denn die meiste Zeit führte ihr Weg durch baumlose Landschaften.

„Die Hitze macht uns zu schaffen. Stücke, wo absolut kein Schatten ist, gehen schon an die Substanz. Da heißt es viel trinken“, so Michael Mezgolits aus Wien. „Ich habe soetwas noch nie gemacht. Vor allem mit genagelten Schuhen auf Teerstraßen ist heftig“, so Christopher Fritz aus Bayern. „Das Wissen, wie etwas möglich war, kann man nur durch Selbsterfahreung lernen“, sagte Adolf Achtsnit aus Wien.

Historisches Experiment
Mit diesem historischen Experiment wollen die Männer, die nicht nur aus Österreich kommen, sondern auch aus Deutschland und Luxemburg, am eigenen Leib erfahren, wie das Leben eines römischen Soldaten ablief. Ob alle acht Männer, die an diesem Experiment - Geschichte leben - teilnehmen auch tatsächlich alle ins Ziel kommen, das wird sich am 14. Juni weisen, wenn sie alle beim Römerfest in Carnuntum einziehen.
Text- u. Bilderquelle: http://burgenland.orf.at/tv/stories/2651576/
 

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#26
Nun auch das erste Militärlager entdeckt

Militärlager in Carnuntum entdeckt

Im Archäologischen Park Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) ist eine neue Entdeckung gemacht worden. Mittels Bodenradar haben Forscher das bisher früheste römische Militärlager entdeckt. Es soll sechs Fußballfelder groß sein.

Nach der Entdeckung der weltweit einzigartigen Gladiatorenschule im Jahr 2011 haben die Wissenschaftler jetzt wieder eine Entdeckung gemacht. Unter den Resten eines antiken Dorfes direkt an der Donau wurde ein etwa sechs Fußballfelder großes römisches Zeltlager entdeckt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich dabei um das früheste Militärlager in Carnuntum handeln dürfte.

Forschungen gehen bis Jahrsende weiter
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und das Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) erkunden gemeinsam mit internationalen Partnern seit 2012 im Auftrag des Landes Niederösterreich den Untergrund von Carnuntum. Carnuntum ist die größte archäologische Landschaft Mitteleuropas. Fast die gesamte römische Stadt, die einst mehr als zehn Quadratkilometer bedeckte, ist bis heute unter den Feldern und Weingärten in Carnuntum erhalten.

Aus der Luft und am Boden wird mit „zerstörungsfreien Prospektionsmethoden“ daran gearbeitet, das archäologische Erbe zu suchen und sichtbar zu machen, heißt es von der ZAMG. Über sechs Quadratkilometer Fläche wurden bereits erforscht, heißt es weiter. Das Bodenradar ermögliche es, die Überreste der römischen Stadt durch den Einsatz elektromagnetischer Wellen dreidimensional am Computerbildschirm abzubilden. Bis Ende des Jahres sollen noch weitere vier Quadratkilometer Fläche wissenschaftlich erfasst werden.
Text- u. Bildquelle: http://noe.orf.at/news/stories/2653290/
 

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#27
Wasserversorgungssystem

Im Archäologischen Park Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) wird derzeit ein wissenschaftliches Grabungsprojekt durchgeführt, das Erkenntnisse über die antike Wasserversorgung vor 2.000 Jahren bringen soll.

Die Römer hatten riesige Thermen und komplizierte Versorgungssysteme. Wie man vor 2.000 Jahren Siedlungen mit Wasser versorgte, kann man sich derzeit im Archäologischen Park Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) ansehen. Gegraben wird rund um die „Villa Urbana“, eine rekonstruierte Villa, die einem wohlhabenden Römer gehört haben dürfte. Sein Trinkwasser soll er aus Grundwasser in der Nähe der Siedlung bezogen haben.

Carnuntum nicht geeignet für Aquädukte
Die Römer waren bekannt für ihre kilometerlangen Aquädukte, doch dafür war die Landschaft in Carnuntum nicht geeignet. Weil es nur wenig Grundwasser gab, konnten mit einer Leitung immer nur einzelne Häuserblöcke versorgt werden. Das erklärt das dichtmaschige Leitungsnetz in Carnuntum.

Für die Therme schnitten römische Ingenieure einen Grundwasserstrom an und leiteten mit einer Drainage in einen Brunnen um. Dieser pumpte das Wasser schließlich in die Therme und in eine öffentliche Entnahmestelle. Ein effizientes System, denn sogar bei den Grabungsarbeiten strömte noch Wasser durch die Leitungen
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Text u. Fotos: http://noe.orf.at/news/stories/2723350/
 

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#28
Quartiere der Leibgarde des Statthalters entdeckt

Sensationsfund in Römerstadt Carnuntum

Die Römerstadt Carnuntum in Petronell (Bezirk Bruck a.d. Leitha) ist um einen „Sensationsfund“ reicher. Über ein Bodenradar wurden die Quartiere der Leibgarde des Statthalters entdeckt. Die Anlage gilt weltweit als einzigartig.

Seit Jahrzehnten wird in Carnuntum wissenschaftliche Grundlagenforschung betrieben. Die Aufbereitung der Erkenntnisse lasse die Besucher in die römische Geschichte eintauchen und das wirkt sich auch auf den Tourismus in der Region aus. Die Einrichtung mit ihrem rekonstruierten römischen Stadtviertel zählt 160.000 Besucher jährlich sagt Tourismuslandesrätin Petra Bohuslav.

Im Jahr 2012 hat das Ludwig Boltzmann Institut für archäologische Prospektion und virtuelle Archäologie unter der Leitung von Wolfgang Neubauer im Auftrag des Landes Niederösterreich das Projekt „Gesamtprospektion Kernzone Carnuntum“ gestartet, in dessen Verlauf bereits die Gladiatorenschule und Marschlager zutage traten.

Größte Untersuchung bisher in Carnuntum
Derzeit werde der „riesige“ Datensatz ausgewertet. Neubauer sprach von der größten Untersuchung bisher, die nun „Großes“ sichtbar machte - und es sei noch sehr viel verborgen. Carnuntum sei bisher der einzige Standort im einstigen Imperium Romanum, wo der Statthaltersitz und seine „Bewachungstruppe“ verortet wurden. Selbst in Rom seien die Hinweise auf die Prätorianergarde des Kaisers spärlich, nur eine kleine bauliche Struktur in Lambaesis in Algerien könnte auf Ähnliches hindeuten, wurde am Mittwoch erläutert.

Sonderstellung in römischer Militärarchitektur
Die Gardequartiere - an der westlichen Peripherie von Bad Deutsch Altenburg - lagen zwischen dem Campus, dem Übungsplatz der Legion, und dem Praetorium, Amtssitz des oberpannonischen Provinzstatthalters. Das ummauerte Areal umfasste eine Fläche von rund 1,8 Hektar. Identifiziert wurden sechs bis sieben Mannschaftsbaracken, was laut Neubauer auf eine Stärke von 400 bis 500 Mann schließen lasse. Dieses Lager nehme in der römischen Militärarchitektur eine Sonderstellung ein. Die gesamte römische Stadt erstreckte sich einst über zehn Quadratkilometer.

„Carnuntum ist ein Dauerbrenner“, sagt Franz Humer, wissenschaftlicher Leiter der Römerstadt Carnuntum (vormals als Archäologischer Park bezeichnet). Seit beinahe 30 Jahren ist er hier tätig, und fast jedes Jahr kämen wissenschaftliche Highlights dazu. Die nun entdeckte Garde des Statthalters soll, wie Geschäftsführer Markus Wachter ankündigte, im Rahmen einer Ausstellung 2017 präsentiert werden. Für Landesrätin Bohuslav sei der Fund „in einem Atemzug mit Pompeji zu nennen“.
Text u. Bilder: http://noe.orf.at/news/stories/2765665/
 

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#29
„Römerfestival“ 2016 in Carnuntum

Großes „Römerfestival“ in Carnuntum

In der Römerstadt Carnuntum geht an den kommenden drei Wochenenden das erste „Römerfestival“ in Szene. Es soll die antike Großstadt in ihrer Gesamtheit erlebbar machen, verspricht Carnuntum-Geschäftsführer Markus Wachter.

Vom 28. Mai bis zum 12. Juni 2016 versetzen Gladiatoren, Legionäre, Kampfreiter, Handwerker, Händler und „Barbaren“ die Besucher in die Vergangenheit zurück, als in der einstigen Provinzhauptstadt Oberpannoniens das Leben pulsierte. Laut der Aussendung werden erstmals alle Hauptstandorte, das römische Stadtviertel, das Amphitheater der Militärstadt und das Museum Carnuntinum - gleichzeitig bespielt.

Römer in Carnuntum
Im rekonstruierten Stadtviertel lassen sich sechs Legionärsgruppen beim Exerzieren und Handwerker beim Arbeiten beobachten. Ein Highlight sei die Bühnenshow „Carnuntum und die Kaiser Roms“, in der die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse Carnuntums - von Tiberius über Hadrian, Marc Aurel bis hin zur Kaiserkonferenz 308 nach Christus - aufbereitet werden, erläutert Carnuntum-Geschäftsführer Markus Wachter. Auf Kinder warten Aktivitäten vom Schmuck Basteln über Kränze Flechten bis zum Speckstein Schleifen.

Schaukämpfe, Tanz und Monumentalfilme
Im Amphitheater von Bad Deutsch-Altenburg „stürzt sich die hauseigene Familia Gladiatoria Carnuntina nach der erfolgreichen Premiere beim Gladiatorenfest 2015 auch heuer in spektakuläre Kämpfe“, wurde angekündigt. Fans können ihren Favoriten bei den spektakulären Vorführungen als Zuschauer anfeuern, sich aber auch selbst als Arenakämpfer in der Gladiatorenschule versuchen oder im Gladiatorenlager Ausrüstung und antike Sportstars hautnah in Augenschein nehmen.

Im Garten des Museums Carnuntinum treten - jeweils am Samstagabend - römische Tänzerinnen zum Klang antiker Musik auf. Im Anschluss lassen berühmte Monumentalfilme der Hollywoodgeschichte den Abend ausklingen.

Shuttlebus zu den Spielen
Die Anreise ab Wien ist öffentlich mit der S7 Richtung Wolfsthal oder mit der Grauen Linie des HOP ON HOP OFF-Busses in 45 Minuten Fahrzeit möglich. Ein kostenloser Shuttle verkehrt regelmäßig zwischen allen drei Festivalstandorten.

1997 wurde das erste Römerfest veranstaltet, das nun zum 20-Jahr-Jubiläum der - vormals Archäologischer Park benannten - Einrichtung in ein mehrtägiges Festival umgewandelt wurde. Geschichte und wissenschaftliche Grundlagenforschung emotional lebendig zu machen sei das Ziel der Römerstadt Carnuntum. Die laut der Aussendung größte archäologische Landschaft Mitteleuropas ist Träger des Europäischen Kulturerbe-Siegels.
Text u. Bilder: http://noe.orf.at/news/stories/2776420/

Programm mit weiteren Infos: http://www.carnuntum.at/de/was-ist-los-programm/5-roemerfestival
 

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#30
„Adler Roms“ in Carnuntum gelandet
In der Römerstadt Carnuntum befasst sich eine neue Ausstellung mit dem römischen Militär. „Der Adler Roms - Carnuntum und die Armee der Cäsaren“ gibt sehr persönliche Einblicke in die Karrieren der Legionäre.

Der Adler ist laut Aussendung des Museums Carnuntinum nicht nur Symbol des obersten Reichsgottes Iuppiter und Zeichen der Legion, sondern steht allgemein für das römische Militär. Diesem war es zu verdanken, dass Carnuntum zu einem der wichtigsten militärischen, politischen und wirtschaftlichen Zentren an der mittleren Donau aufgestiegen war. Die römische Stadt spielte mehr als 50 Jahre lang eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der Nordgrenze des Römischen Reiches.


Atelier Olschinsky
Legionsadler

Die Ausstellung „Der Adler Roms - Carnuntum und die Armee der Cäsaren“ im Museum Carnuntinum in Bad Deutsch-Altenburg (Bezirk Bruck an der Leitha), die am Samstag eröffnet wurde, fasst die neuesten Forschungsergebnisse zur Entwicklung der Siedlung Carnuntum zusammen. Ein Schwerpunkt befasst sich mit dem Leben in der römischen Armee und beleuchtet dabei, woher die Soldaten kamen, wie sie ausgerüstet waren und wie das römische Militär funktionierte.

Originale Kommandoinstrumente und Helme
Darüber hinaus wird Besucherinnen und Besuchern vermittelt, wie das Leben an der Grenze des römischen Reiches ablief. Carnuntum war einst nicht nur eine wichtige Grenzstadt, sondern auch eine Handelsmetropole am Donaulimes. Originalfunde aus Carnuntum lassen die Karrieren und Lebensschicksale von römischen Soldaten nachvollziehen. Als einen Höhepunkt der Ausstellung bezeichnet das Museum das weltweit am besten erhaltene Cornu, ein Blechblasinstrument, mit dem Kommandos übertragen wurde, zudem sind vollständig erhaltene Helme zu sehen.


Atelier Gallister

Ausstellungskonzept: „Der Adler Roms - Carnuntum und die Armee der Cäsaren“

Anlass für die Ausstellung ist das Forschungsprojekt „ArchPro Carnuntum“ des Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie, bei dem das gesamte, zehn Quadratkilometer große, antike Stadtgebiet von Carnuntum mittels geophysikalischer Methoden untersucht wurde. Dabei konnten unter anderem 16 temporäre Militärlager, die Gladiatorenschule und die Quartiere der Statthaltergarde nachgewiesen werden. Die neue Schau im Museum Carnuntinum ist bis 19. November täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr zu sehen.


Links:
Publiziert am 19.03.2017
http://noe.orf.at/news/stories/2831839/
 

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#31
Die Römerstadt an der Donau: Carnuntums Untergrund abbilden

In Niederösterreich liegt eine der am besten erforschten römischen Fundlandschaften Europas – und es gibt noch immer viel zu entdeckenWer von Wien aus kommend circa 40 Kilometer nach Osten in Richtung Hainburg fährt, durchquert die Gemeinden Petronell und Bad Deutsch-Altenburg. Mancher ahnt nicht, dass er sich dabei mitten in einer römischen Stadt befindet – Carnuntum.

Carnuntum ist eine der größten archäologischen Fundlandschaften Österreichs und umfasst ein römisches Legionslager und eine zugehörige Zivilstadt. Auf seinem Höhepunkt erstreckte sich Carnuntum über ein Gebiet von mehr als zehn Quadratkilometern und beherbergte 50.000 Einwohner; bis zu 6.500 Soldaten waren zeitweise im Militärlager stationiert.

Strategisch wichtige Lage
Die Anfänge Carnuntums liegen im 1. Jahrhundert n. Chr., ab dem 2. Jahrhundert übernahm die Zivilstadt die Aufgaben als Hauptstadt der römischen Provinz Pannonia Superior. Seine strategisch wichtige Lage an der Kreuzung zweier alter transkontinentaler Handelsrouten und seine militärische Bedeutung für den Limes führten dazu, dass Carnuntum einen Platz in der römischen Geschichtsschreibung erhielt. Gleich mehrere Kaiser hielten sich zu verschiedenen Zeiten in Carnuntum auf. Kaiser Marc Aurel befehligte von Carnuntum aus seine Legionen gegen die Markomannen, der Stadthalter Septimius Severus wurde 193 n. Chr. in Carnuntum von den pannonischen Truppen zum Kaiser ausgerufen, und die Kaiserkonferenz von 308 n. Chr. fand in Carnuntum statt.


Von den Ausmaßen dieser Stadt bemerkt man heutzutage kaum etwas, lediglich zwei freigelegte Amphitheater sowie das Heidentor sind zum Teil noch obertägig erhalten. Der Großteil von Carnuntum ist dagegen im Boden verborgen.

In den Boden schauen
Um diese archäologischen Überreste wieder sichtbar zu machen, bedarf es spezieller Untersuchungsmethoden. Ausgrabungen, die seit mehr als 100 Jahren in Carnuntum durchgeführt werden, leisten einen wichtigen Beitrag zu den Forschungen, sind jedoch zerstörend und liefern Daten nur sehr punktuell. Dazu kommt, dass eine Ausgrabung des gesamten Stadtareals jeden zeitlichen und finanziellen Rahmen sprengen würde.


Um trotzdem möglichst großflächig Informationen über Carnuntum zu erhalten, wurde 2012 im Auftrag des Landes Niederösterreich das dreijährige Projekt "Archpro Carnuntum" unter der Leitung des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie gestartet. Der Fokus des Projekts lag in erster Linie auf der Untersuchung des bekannten Stadtgebiets. Am Anfang stand dabei die Prospektion mittels Luftbildarchäologie, flugzeuggetragenem Laserscanning sowie großflächig-hochauflösenden geophysikalischen Untersuchungen durch Bodenradar und Magnetik.

Detaillierte Interpretationen
Das Ergebnis sind detaillierte zweidimensionale Interpretationen des gesamten Untersuchungsgebiets, die Informationen über Besiedlungsfläche, -dichte und -struktur von Carnuntum liefern. Besonders genaue Einblicke in den Boden ermöglicht dabei das Bodenradar, das den Boden mittels elektromagnetischer Wellen durchdringt und ein dreidimensionales Bild des Untergrunds liefert. Durch den hohen Kontrast zwischen Mauerresten der einstigen römischen Gebäude und umgebendem Erdmaterial ist diese geophysikalische Methode besonders für die Prospektion römischer Fundplätze geeignet.


In Carnuntum konnten dadurch bereits sehr detaillierte Interpretationen verschiedener Stadtteile und sogar Gebäudekomplexe vorgenommen werden, die weit über das reine "Finden" archäologischer Strukturen hinausgehen. Das betrifft Informationen zu Zweck und Funktion einzelner Gebäude genauso wie chronologische Abfolgen, also zum Beispiel ob ein Gebäude mehrfach zu verschiedenen Zeiten genutzt wurde – es also mehrphasig war.

Rekonstruktion des Stadtplans
Aufgrund der Untersuchungen ist es mittlerweile gelungen, zerstörungsfrei einen sehr genauen Stadtplan von Carnuntum zu erstellen. Die zweidimensionale Kartierung fungiert dabei als Basis für die dreidimensionale Rekonstruktion der Stadt. Was Virtuelle Archäologie ist und warum dreidimensionale Visualisierungen so wichtig für die Archäologie sind, wurde in diesem Blog bereits an anderer Stelle erzählt. Die dort vorgestellten Methoden und Techniken wurden so auch im Projekt Archpro Carnuntum eingesetzt. Das Ergebnis dieses Forschungsansatzes ist eine der am besten erforschten römischen Fundlandschaften Europas, die mithilfe zerstörungsfreier Methoden spektakuläre Entdeckungen lieferte. Dazu gehören das Forum der Zivilstadt, das früheste Militärlager Carnuntums und die Kasernen, in denen die Garde des Statthalters untergebracht war. Besonders die Entdeckung der Gladiatorenschule vor einigen Jahren ging weltweit durch die Medien.


Nicht nur archäologisch-wissenschaftliche Ziele
Große Projekte wie Archpro Carnuntum, die zum Teil von öffentlicher Hand finanziert werden, verfolgen aber nicht nur rein archäologisch-wissenschaftliche Ziele. Obwohl an erster Stelle natürlich die Beantwortung konkreter archäologischer Fragestellungen steht, sollten die Ergebnis eines solchen Projekts auch außerhalb der Wissenschaft verwertbar sein. Dazu gehört einerseits die Wissensvermittlung, die ebenfalls schon Thema im Archäologieblog war. Im Fokus stehen immer öfter aber auch wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Faktoren.


Bevölkerungs- und wirtschaftliche Entwicklungen machen es notwendig, immer neue Flächen zu erschließen. Durch diese Baumaßnahmen werden im Boden verborgene archäologische Fundstätten bedroht. Zur Erlangung größtmöglicher Planungssicherheit für anstehende Baumaßnahmen, aber auch um wichtige Bodendenkmäler unter Schutz stellen zu können, sind detaillierte Informationen über Ort und Umfang archäologischer Stätten von entscheidender Bedeutung; das gilt für Raum- und Stadtplaner ebenso wie für Denkmalpfleger.

Noch viel zu entdecken
Im Fall von Carnuntum haben die archäologischen Forschungen und deren Ergebnisse durch die Anknüpfung an den Archäologischen Park auch direkte Auswirkungen auf den Tourismus in der Region. Wird zum Beispiel Aufmerksamkeit für Carnuntum basierend auf der Publikation von Forschungsergebnissen generiert, wie eben durch die Entdeckung der Gladiatorenschule, schlägt sich das in den Besucherzahlen des Archäologischen Parks Carnuntum nieder. Und letztlich wird mit einem Projekt wie dem Archpro Carnuntum die Verantwortung für das kulturelle Erbe von Niederösterreich wahrgenommen, vonseiten der Wissenschaft wie auch der Politik – ein Engagement, das allerdings nur funktionieren kann, wenn es, wie in Carnuntum der Fall, von der lokalen Bevölkerung mitgetragen wird.


Obwohl das Projekt Archpro Carnuntum bereits abgeschlossen ist, gibt es noch viel zu entdecken in der Römerstadt an der Donau. Die Fülle an gesammelten Daten gibt immer wieder sensationelle Einblicke in das Leben vor rund 2.000 Jahren. Mehr darf ich an dieser Stelle leider noch nicht verraten, die Pressekonferenz zu Carnuntums nächster Sensation findet aber bereits Ende des Monats statt. Man darf also gespannt bleiben!

(Petra Schneidhofer, 23.3.2017)
http://derstandard.at/2000054650721/Die-Roemerstadt-an-der-Donau-Carnuntums-Untergrund-abbilden

Bildtexte lt. Artikel:

1. Immo Trinks bereitet die Positionierung der geophysikalischen Messungen mittels GPS vor. Im Hintergrund das Heidentor.
2. Luftbildaufnahme von Carnuntum mit den für Archpro Carnuntum prospektierten Flächen.
3. Luftbildaufnahmen, Magnetikdaten und Bodenradardaten liefern komplementäre Datensätze, die im Rahmen des Projekts für die Prospektion analysiert wurden.
4. Dreidimensionale Kartierung der Gladiatorenschule auf Basis der Bodenradardaten.
5. Virtuelle Rekonstruktion der Gladiatorenschule vor dem Amphitheater.
6. Augmented Reality: das Feldlager in Carnuntum vor heutigem Hintergrund.
7. Virtuelle Rekonstruktion der 2016 entdeckten Quartiere der Garde des Statthalters basierend auf der zweidimensionalen Kartierung und Interpretation der Prospektionsdaten.
8. Virtuelle Rekonstruktion der Quartiere der Garde des Statthalters.
 

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#32
Vergnügungsviertel in Carnuntum entdeckt
Sensationelle neue Entdeckungen in der Römerstadt Carnuntum (Bezirk Bruck a.d. Leitha) wurden heute präsentiert. Ein drittes, bislang unbekanntes Amphitheater sowie ein Vergnügungsviertel konnten nachgewiesen werden.

Die Auswertung der Ergebnisse des Projekts „Gesamtprospektion Kernzone Carnuntum“ förderte nach der Entdeckung der Gladiatorenschule, den frühesten Marschlagern und der Kaserne der Leibgarde des Statthalters weitere spektakuläre Funde zutage. So belegt etwa ein ganzer Stadtbezirk mit Tavernen, Großbäckereien und Geschäften eine gut ausgestattete Freizeitinfrastruktur zur Abhaltung von Großereignissen wie Gladiatorenspielen. Darüber hinaus wurden vor allem im Bereich der ehemaligen Militärstadt neue Stadtteile entdeckt.


LBI ArchPro, 7reasons
Tavernen, Amphitheater und Gladiatorenschule, Blick von der Stadtmauer Carnuntums

Die am Donnerstag präsentierten Ergebnisse tragen zu einem differenzierteren Verständnis der Stadtentwicklung von Carnuntum bei und erlauben eine gezielte Erforschung zu weiterführenden Fragestellungen. Im Auftrag des Landes Niederösterreich wurde vom Ludwig Boltzmann Institut für archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro), der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, sowie internationalen Partnern, der gesamte, fast 10 Quadratkilometer große Kernbereich der antiken Metropole Carnuntum mit Bodenradar und Geomagnetik in Bad Deutsch-Altenburg und Petronell-Carnuntum durchleuchtet.

Römische Überreste nach Jahrtausenden sichtbar
Seit dem Abschluss der Messungen im Gelände arbeiteten Experten an der Auswertung dieser Messergebnisse. Nach der Entdeckung einer Gladiatorenschule im Jahr 2011, den frühesten Marschlagern im Jahr 2014 und der Gardekaserne des römischen Provinzstatthalters im Jahr 2016 wurden nun weitere sensationelle Entdeckungen gemacht. Der neu erstellte vollständige Plan macht erstmals alle im Untergrund verborgenen römischen Überreste nach Jahrtausenden wieder sichtbar.

Nördlich des vor etwa 90 Jahren freigelegten Amphitheaters und der Gladiatorenschule in Petronell-Carnuntum konnte ein ganzer Stadtbezirk mit Großbäckereien, Tavernen und Geschäften – der wesentlichen Infrastruktur für die Durchführung römischer Spektakel wie Gladiatorenkämpfen („Brot und Spiele“) – nachgewiesen werden.

Bisher unbekanntes drittes Amphitheater
Der Weg zum Amphitheater führte aus der Stadt hinaus durch ein Stadttor der seit dem Beginn des 3. Jhs. n. Chr. bestehenden Stadtmauer, welche die Zivilstadt umschloss. Den Weg säumten Tavernen (tabernae), Souvenirgeschäfte und Imbissstuben (thermopolia), wo Händler ihre Ware über straßenseitige Ladentheken zum Verkauf anboten und Wirtshäuser das Publikum zum Verweilen einluden.


LBI ArchPro, 7reasons
Neu entdecktes Amphitheater aus Holz

Historisch noch sensationeller ist aber der Befund eines unter der späteren Stadtmauer festgestellten, bislang noch völlig unbekannten Amphitheaters. Diese Anlage – nur 400 m nördlich des heute sichtbaren steinernen Amphitheaters aus dem 2. Jh. n. Chr. – ist der wohl früheste eindeutig definierte Veranstaltungsbereich der Römerstadt Carnuntum nach dem Amphitheater östlich des Legionslagers in Bad Deutsch-Altenburg.

Nachgewiesen ist, dass die innere cavea-Mauer und die Fundamente der Torbereiche aus Stein erbaut waren. Es ist anzunehmen, dass sich dahinter ein Holzbau erhob. Rein hölzerne Amphitheater aus solch früher Zeit sind bislang nur sehr wenige bekannt, wie etwa in Künzing (Bayern) oder Londinium (Großbritannien).


LBI ArchPro, 7reasons
Produktionsbereich der Tavernen mit Speichergebäude und Ofen

Neues Stadtviertel im Bereich der Lagerstadt
Westlich des Legionslagers in Bad Deutsch-Altenburg konnte nördlich der Limesstraße in der Lagerstadt ein bislang nicht bekannter Stadtteil festgestellt werden, der im Zuge der stadtgeschichtlichen Entwicklung vom 1. – 3. Jh. n. Chr. völlig umgestaltet wurde. Hier müssen weitere Untersuchungen helfen, um den historischen Ablauf der Stadtentwicklung genauer aufzeigen zu können.

Für Landesrätin Petra Bohuslav bringt die Gesamtprospektion von Carnuntum sensationelle Ergebnisse über den Alltag im antiken Carnuntum. Die Entdeckungen hätten auch einen hohen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen. „Einerseits ist der neue vollständige Stadtplan der Überreste des römischen Carnuntum eine hervorragende Grundlage für virtuelle Rekonstruktionen und zukünftige archäologi¬sche Forschung. Andererseits werden die Ergebnisse auch für Besucherinnen und Besucher aufgearbeitet und damit wird Carnuntum noch stärker einem internationalen touristischen Publikum bekannt gemacht“, so Bohuslav.

Der wissenschaftliche Leiter der Römerstadt Carnuntum, Franz Humer, ist seit beinahe 30 Jahren in Carnuntum tätig. Er habe die neuen Funde nicht für möglich gehalten. „Die konsequent betriebene Grundlagenforschung des Landes Niederösterreich, kombiniert mit den Ergebnissen experimentalarchäologischer Forschung hat gerade auch in der internationalen Beurteilung der archäologischen Fachwelt eine äußerst positive Reputation bewirkt. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass historisch gesehen die Römerstadt Carnuntum, abgesehen vom mediterranen Raum, ein absoluter ‚Hotspot‘ der römischen Antike war“, sagt Humer.
http://noe.orf.at/news/stories/2834077/
 

Geist

Worte im Dunkel
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#33
Carnuntum: Römische Wasserleitung freigelegt
Bei den Ausgrabungsarbeiten für ein Leitungsprojekt der EVN Wasser in Petronell-Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) ist in knapp sieben Metern Tiefe eine antike römische Wasserleitung freigelegt worden.

Es ist eine wissenschaftliche Sensation, die in Petronell-Carnuntum in den letzten sechs Wochen freigelegt wurde: Vergleichbar ist in Europa nur die Eiffelwasserleitung, die das antike Köln mit Wasser versorgte. In Petronell-Carnuntum wurde nun eine unterirdische Wasserleitung freigelegt, die in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts errichtet worden war, um die römische Zivilstadt Carnuntum mit sauberem Trinkwasser zu versorgen.




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Hermann Schneider/Petronell-Carnuntum

Humer: „Höchste römische Ingenieurskunst“
„Das bedeutet höchste römische Ingenieurskunst, denn auf einer Länge von 14 Kilometern musste das Gefälle von durchschnittlich zwei Promille genau ausgerechent sein, Präzisionsarbeit war damals notwendig. Der Bau wurde vermutlich innerhalb von zwei Jahren von hier stationierten Pionieren durchgeführt“, erklärt Franz Humer, der wissenschaftliche Leiter der Römerstadt Carnuntum und Landesarchäologe von Niederösterreich. Humer hatte vor vielen Jahren einmal die Gelegenheit, die römische Wasserleitung, die etwa 45 cm breit und zwischen 1,20 Meter und 1,40 Meter hoch ist, von innen zu besichtigen.

Ab dem Jahr 2020 soll die neue EVN-Naturfilteranlage beim Brunnenfeld Petronell zahlreiche Gemeinden der Region mit weichem Wasser versorgen. Da bei den Grabungen für das dazugehörige Leitungsprojekt der EVN-Tochter EVN Wasser die Entdeckung archäologischer Funde vermutet wurde, wurden Experten der Denkmalbehörde, der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich und der Römerstadt Carnuntum einbezogen.


ORF/Reinhard Linke

Wasserleitung ist heute noch funktionstüchtig
Dass es eine römische Wasserleitung in dieser Gegend gibt, ist seit mehr als 100 Jahren bekannt. Sie ist heute noch funktionstüchtig und versorgt den Teich des Tiergartens Petronell. „Für mich ist das großartig. Ich freue mich, dass das hier entdeckt wurde, und freue mich für die Archäologen“, sagt Gutsbesitzer Maximilian Abensperg-Traun.

Der Fund der römischen Wasserleitung in Petronell-Carnuntum wurde ausführlich dokumentiert. Im kommenden Jahr wird es eine Publikation geben, die Ergebnisse der Forschungen sollen in einer Ausstellung in Petronell-Carnuntum gezeigt werden. Die Fundstelle wird gerade wieder zugeschüttet, „sodass einer landwirtschaftlichen Bewirtschaftung im Herbst dieses Jahres nichts im Wege stehen wird“, so Franz Humer.
Quelle: http://noe.orf.at/news/stories/2860082/
 

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#34
Archäologie: Keine Frostpause in Carnuntum. Auch im Winter laufen die Forschungsarbeiten weiter.
Die Straßenmeisterei Bruck hilft mit.

Auch im Winter ruhen die Arbeiten in der antiken Donaumetropole nicht: die Straßenmeisterei unterstützt die Archäologen. | privat

„Die Forschung geht weiter“, berichtet Franz Humer, Leiter der Ausgrabungen in Carnuntum. Neben der Aufarbeitung der umfangreichen Funde in der Kulturfabrik und laufenden Untersuchungen mit Bodenradar werden letzte Grabungsarbeiten im Wohnstadtviertel durchgeführt. „Hier ist besonders der Südteil der villa urbana zu erwähnen“, so Humer.

Die Straßenmeisterei Bruck unter Leitung von Felix Böhm hilft weiters bei den Vorarbeiten für die diesjährige Saison mit: so konnte bereits die Grabungsfläche der letzen Jahre aufgefüllt werden, nun soll die oberste Bodenschicht mit Spezialgeräten abgetragen werden. Damit können die Archäologen je nach Witterrung ab März oder April die freiliegenden historischen Schichten untersuchen. „Diese Zeit- und Kostenersparnis ist natürlich enorm“, sagt Humer.

Die Straßenmeisterei ist bereits seit 1997 in Carnuntum tätig und half bei der Drainagierung und dem Wiederaufbau der sogenannten „Südstraße“. „Das beweist, wie wichtig die Zusammenarbeit von scheinbar völlig unterschiedlichen Landesstellen ist. Gerade unsere Kooperation stellt ein gelungenes Beispiel der Vernetzung einzelner Dienststellen innerhalb des Landes NÖ für einen wissenschaftlich wertvollen und publikumswirksamen Zweck dar.“

Auf die Bautechnik wurde geachtet
Die Abteilung für Kunst und Kultur des Landes NÖ kümmert sich seit vielen Jahren um die wissenschaftliche Aufarbeitung und zeitgemäße Präsentation des archäologischen Erbes der Römerstadt Carnuntum.

Meilensteine waren etwa der Bau von „Haus I“ als erste präzise Teilrekonstruktion in Österreich mit einem nach römischen Vorbildern angelegten Garten, die Rekonstruktion eines Privathauses („Haus des Lucius“) sowie der Nordbereich einer römischen Stadtvilla (villa urbana) und einer römischen Badeanlage. Alle Nachbauten sind voll funktionstüchtig und wurden mit Originalmaterial oder nach alten Verfahren hergestellten Materialien über den unversehrt darunter liegenden Originalresten errichtet.

Auch auf die Bautechnik wurde geachtet und nur überlieferte römische Werkzeuge verwendet. Carnuntum hat daher als erste archäologische Stätte in Europa, noch vor der Akropolis in Athen, 2014 „das Europäische Kulturerbesiegel“ von der Europäischen Kommission erhalten.

Das Interesse ist ungebrochen: Spätestens seit der Landesausstellung 2011 mit fast 560.000 Besuchern stellt Carnuntum eine der wichtigsten Tourismusdestinationen zwischen Wien und Bratislava dar.
http://www.noen.at/bruck/petronell-...-forschung-strassenmeisterei-bruck/77.553.524
 

josef

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#35
Mit Handy-App durch Römerstadt
In der Römerstadt Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) kann man sich ab sofort auch mit einer neuen Handy-App auf Zeitreise begeben. Das neue Service bietet Informationen zu den Ausgrabungen und Rekonstruktionen.
Die neue App ist kostenlos und kann für sämtliche Betriebssysteme heruntergeladen werden. Beim Spaziergang auf dem historischen Gelände wird auf dem Bildschirm sowohl die Realität abgebildet als auch die virtuelle Ergänzung zu dem, was einst hier erbaut wurde. „Wir stoßen an die Grenzen, bei dem, was man rekonstruieren kann. Und genau dort bedienen wir uns der modernen Technik und blenden mit ‚Augmented Reality‘ die Bereiche in das Kamerabild ein, die unter der Erde noch zu sehen sind“, erklärte der Geschäftsführer der Römerstadt Carnuntum Markus Wachter bei der Präsentation der App.

Alle Daten der App basieren auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dabei wurde eng mit dem Land Niederösterreich zusammen gearbeitet, als Teil der Digitalisierungsoffensive. „Wir wollen dadurch Forschungsarbeit in den Mittelpunkt stellen“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). „Das Wissen soll nicht bei den Forschern bleiben, sondern weiter gegeben werden. Wir wollen diese Ergebnisse besser veranschaulichen, wir wollen Geschichte erlebbar, fühlbar und spürbar machen.“

Neue Attraktion zum Saisonstart
Das neue Service soll vermehrt auch junges Publikum ansprechen. Die App wird bereits jetzt weiterentwickelt. So sollen künftig auch „virtuelle“ Menschen von damals am Bildschirm durch die Römerstadt spazieren. Bereits jetzt findet man in der Anwendung die neueste Attraktion der Römerstadt: Dabei handelt es sich um den Nachbau der einstigen Geschäftsbereiche. „Dort haben die Menschen ihre Geschäfte gemacht, da waren die Gewerbebereiche, die Werkstätten und die Verkaufslokale“, schilderte Geschäftsführer Markus Wachter. Bis zum Jahr 2021 soll die Bebauung des kompletten Straßenrandes der einstigen 50.000-Einwohner-Stadt rekonstruiert werden.

Links:
Publiziert am 12.04.2018
http://noe.orf.at/news/stories/2906416/
 
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#37


Römerstadt Carnuntum hat einen „Ölhändler“
In der Römerstadt Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) ist das „Haus des Ölhändlers“ als neue Rekonstruktion eröffnet worden. Der Handel mit Olivenöl war für die Wirtschaft der römischen Zivilstadt besonders wichtig.
Holzfässer und Amphoren türmen sich im Lager des Ölhändlers übereinander. Das Olivenöl wurde aus Südspanien importiert und in Carnuntum an die Bevölkerung verkauft oder weiter in den Norden transportiert. Im dritten Jahrhundert war Carnuntum eine der wichtigsten Wirtschaftsmetropolen entlang des Donaulimes, der römischen Militärgrenze entlang der Donau.

Vom archäologischen Fund zur Rekonstruktion
Archäologischen Funde wie Wandmalereien oder Fußbodenmosaike zeigen, dass der Ölhändler ein wohlhabender Mann war. Laut Eduard Pollhammer, interimistischer wissenschaftlicher Leiter, hatte das Olivenöl bei den Römern viele Funktionen: „Als Grundnahrungsmittel, für die Körperpflege nach der Therme, als Grundlage für Salben und Parfums, als Sonnen- und Kälteschutz und als Brennstoff für Lampen.“

Dass mit Olivenöl gute Geschäfte gemacht wurden, zeigt sich auch an der Größe des neuen Gebäudes, das an der sogenannten Südstraße in der Nähe der Therme steht: Es besteht aus einem Gewerbebereich mit Verkaufsräumen, einem Warenlager, Räumen zur Stoffverarbeitung, sowie dem Teil einer überdachten Straßenhalle. Dabei sei die Rekonstruktion dieser Gebäude keine klassische „Architektur-Arbeit“, sondern vor allem eine weitreichende Recherche, sagte der Architekt der Rekonstruktionen, Karl Friedrich Gollmann.


Das Geschäftslokal des Ölhändlers


Der Arbeitsbereich des Ölhändlers


Das Warenlager (mit Amphoren) des Ölhändlers


Neben Amphoren verwendeten die Römer auch Fässer


Im Vordergrund der Wohnteil des Gebäudes, dahinter das Geschäft
5 Fotos ORF/Nina Pöchhacker


RSC
Aufschrift auf einer Amphore


A.Hofmarcher
Das Haus des Ölhändlers

„Es hat mit einer Sicherheit von über 90 Prozent so ausgesehen. Das Bruchsteinmauerwerk besteht aus Steinen, die von den Römern bereits einmal verwendet wurden, wir haben sie hier in der Umgebung gefunden“, erklärte Gollmann. Die Baumaterialien der Römer - Holz, Stein - wurden bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts verwendet und erst durch die Industrialisierung durch Glas und Stahl ersetzt.

Auch Bauweise der Römer wurde angewandt
Architekt Gollmann arbeitet seit 30 Jahren am Wiederaufbau der Zivilstadt: „Die Rekonstruktionen sehen nicht nur so aus wie damals, sondern wir haben sie auch mit den gleichen Techniken erbaut.“ Der Mörtel sei zum Beispiel eine Spezialanfertigung, damit er jenem der Römer entspreche. In anderen römischen Zivilstädten sei das nicht so. Dort würden Ziegelwände gebaut und dann „römisch“ verputzt werden. „Dann kommt das auf einmal auf irgendeiner Ecke raus und es enttäuscht. Für mich ist das ein Schrecken“, so Gollmann.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) eröffnete am Montag das neue Gebäude und sprach von einem Vorzeigeprojekt in Europa und der wirtschaftlichen Rolle Carnuntums. „Mit der Aufnahme der Donaulimes-Region zum UNESCO-Weltkulturerbe gewinnen wir noch mehr an Bedeutung. Damit kann es uns gelingen, noch mehr Touristen hier herzubringen“, sagte Mikl-Leitner. Das Viertel in Carnuntum soll weiter rekonstruiert werden. Bei den derzeitigen Ausgrabungen handelt es sich um ein Privatbad eines reichen römischen Bürgers.

Nina Pöchhacker, noe.ORF.at

Link:
Publiziert am 28.05.2019
Römerstadt Carnuntum hat einen „Ölhändler“
 

josef

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#38
Ein Kamel in Carnuntum? Tierreste in römischen Siedlungen
Schlachtabfälle aus dem Amphitheater geben nicht nur Hinweise darauf, was zur Zeit der römischen Herrschaft gegessen wurde
Die römische Stadt Carnuntum liegt an der damaligen römischen pannonischen Grenze im heutigen Niederösterreich und ist im Gegensatz zu vielen anderen römischen Fundstellen nicht weiter überbaut worden. Römische Monumente sind heute noch sichtbar oder ruhen direkt unter der Erde. Als die römische Herrschaft in der Provinz Pannonien endete, bedeutete dies auch ein Ende der Besiedelung von Carnuntum, das zu dieser Zeit aus militärischen Lagern und einer Zivilstadt bestand.

In der Stadt Carnuntum befanden sich auch zwei Amphitheater. Das größere Amphitheater 2 lag etwas außerhalb des Stadtbereichs, das etwas kleinere Amphitheater 1 befand sich nordöstlich des Legionslagers. Ausgrabungen in diesem Amphitheater 1 brachten viele archäologische Funde zutage, die allesamt aus spätantiken Fundschichten datieren.


Foto: Land NÖ – Archäologischer Park Carnuntum

Luftaufnahmen des Amphitheaters 1.
Foto: Land NÖ – Archäologischer Park Carnuntum

Ein Teil dieser archäologischen Funde sind tierische Überreste, mit denen sich die Disziplin der Archäozoologie wissenschaftlich befasst. Archäozoologinnen und Archäozoologen versuchen zum einen anhand von Tierresten die Form und Größe von Haus- und Wildtieren zu rekonstruieren. Weitere Schwerpunkte dieser Wissenschaft sind die Rekonstruktion von Tierhaltung und Tierzucht wie auch die Ernährungsweisen prähistorischer und historischer Gesellschaften.

Was in der römischen Küche auf den Tisch kam
In einem Amphitheater ist auch eine Abfallvergesellschaftung zu erwarten. Hier wurde diverser Müll in den entsprechenden Bau- und Planierphasen entsorgt, aufgebracht und eingeebnet. Der Großteil des tierischen Fundmaterials aus dem Amphitheater 1 besteht aus Haustierresten. Rinder sind hier dominant, wogegen Schweine und kleine Hauswiederkäuer deutlich geringer repräsentiert sind. Schafe dürften wichtiger als Ziegen gewesen sein. Interessant ist auch, dass die Rinder zum allergrößten Teil alt gestorben sind oder geschlachtet wurden. Daraus lässt sich schließen, dass es wohl keine Bevorzugung hoher Fleischqualität gab. Auffällig ist außerdem ein hoher Anteil an Überresten von Pferden, darunter eventuell auch Maultiere oder Mulis und Esel. Auch die wurden zum Großteil sehr alt geschlachtet beziehungsweise sind im hohen Alter zu Tode gekommen. Die Reste sprechen daher nicht für eine römische Haute Cuisine. Sie spiegeln aber durchaus das Ernährungsverhalten der Bevölkerung wider, wenn auch nicht unbedingt der gehobenen römischen sozialen Schichten. An den Tierknochen wurden sehr viele Zerlegungsspuren durch Hacken und Messer gefunden, was auf Abfall von Schlachtungen und Tierkörperverwertung hindeutet.

Nur ein einzelner Karpfenknochen und eine Auster belegen als Abfall höchstwahrscheinlich den Konsum dieser Wassertiere. Während die Auster über weite Strecken als Spezialität vom Meer importiert werden musste, konnte der Karpfen in der nahen Donau gefangen werden. Der überwiegende Teil der Geflügelknochen stammt – typisch für römische Fundstellen – von Hühnern und wenigen Gänsen. Außerdem waren der Kolkrabe, die Krähe und die Dohle, alles Krähenvögel, im Material nachweisbar.

Große Wildtiere weisen auf Tierhetzen hin
Die Anwesenheit großer Wildtiere an sich ist auffällig, da die Jagd immer mit höhergestellten sozialen Gesellschaften in Zusammenhang diskutiert und in römischen Kontexten üblicherweise nicht als Subsistenzjagd interpretiert wird. Im Amphitheater kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu, nämlich dass die Knochen eine Nutzung der Tiere in Spielen und Tierhetzen, den sogenannten "venationes", nachweisen könnten.

Großwild wie Rothirsch, Braunbär und Wildschwein, die am häufigsten zu finden waren, könnten gut in oftmals blutigen Tierhetzen mitwirken haben müssen. Andere große Wildtiere, wie das eher scheue Reh, der europäische Wisent, Wolf oder Wildkatze kämen wohl ebenso infrage. Die Reste von Hase und Fuchs haben jedoch sicherlich einen anderen Ursprung.

Ein Kamel in Carnuntum
Neben den heimischen Wildtieren konnten im Fundmaterial des Amphitheaters 1 in Carnuntum auch nichtheimische und exotische Tiere nachgewiesen werden. Ein Exot war sicherlich ein Haustier und könnte in den Tierhetzen zu Tode gekommen sein oder aber einfach nur als Transporttier verwendet worden sein: ein Kamel, dessen Unterkieferfragment gefunden wurde. Im Bereich des Unterkiefergelenks zeigt sich eine etwas korrodierte Hackspur, die auf eine Zerlegung des Kamelkadavers hinweist.


Kamelunterkieferfragment, a – von medial, b – von lateral.
Foto: A. Galik, ÖAW/ÖAI


Überreste von Exoten wie Kamelen wurden in Carnuntum gefunden.
Foto: APA/AFP/FADEL SENNA

Ein weiterer Knochen stammt von einem Tier, das als Lasttier wohl nicht infrage kommt. Er muss aufgrund seiner Bauweise von einer Großkatze stammen und fällt größenmäßig in den Variationsbereich von Leoparden. An diesem Knochen sind keine Zerlegungsspuren ersichtlich, doch können an beiden Knochenenden Hundeverbissspuren nachgewiesen werden. Offenbar wurde zumindest ein Teil dieses zweifelsohne wertvollen Tieres nach seinem Ableben den Hunden zum Fraß vorgeworfen.


Radius von Panthera sp. in medialer-, lateraler- und kranialer Ansicht, Detailaufnahme mit Verbissspuren am distalen Ende der Speiche.
Foto: A. Galik, ÖAW/ÖAI

Die Zusammensetzung der Tierreste aus dem Amphitheater 1 in Carnuntum lässt grob skizzieren, dass es sich hier nicht um gewöhnlichen Haushaltsabfall handelt. Die Altersstruktur der Haustiere, der hohe Anteil an Pferden und Pferdeartigen wie auch die Zerteilungsspuren lassen hier eher eine Ansammlung von Schlachtabfall vermuten. Auffällig ist neben den Exoten Kamel und Großkatze/Leopard auch der hohe Anteil an Braunbär und Rothirsch, die vielleicht mit dem "Spiel-Betrieb" im Amphitheater 1 in Zusammenhang gebracht werden können.
(Alfred Galik, 17.8.2020)

Alfred Galik ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und forscht zu historischen und prähistorischen archäozoologischen Projekten.

Ein Kamel in Carnuntum? Tierreste in römischen Siedlungen - derStandard.at
 

josef

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#40
Warum Vindobona zu Wien wurde
Warum wurde Carnuntum zur Ruine und Vindobona zur Weltstadt Wien? Dieser Frage ist bei einer Fachkonferenz in Wien nachgegangen worden. Die Gründe lagen laut einer Wissenschaftlerin an der „gemütlicheren Lage“ und am sauberen Wasser.

Online seit heute, 14.05 Uhr

Die Römer gründeten zeitgleich – ungefähr im Jahre 40 nach Christus – zwei befestigte Siedlungen im Wiener Becken südlich der Donau, nämlich Vindobona und Carnuntum, sagte Diana Hatzenbühler vom Institut für Geologie der Universität Wien bei der Fachkonferenz EGU in Wien. Carnuntum war für die Römer damals wichtiger, und ist heute eine Ruine. Die andere Siedlung war zunächst weniger bedeutend, wurde aber zur Weltstadt. Das lag an der gemütlicheren Lage, so die Forscherin.

APA / Helmut Fohringer
Das Heidentor etwa 900 Meter südlich der Zivilstadt von Carnuntum

Carnuntum wurde quasi ein Opfer der Geopolitik, meinte sie am Donnerstag vor Journalisten auf der Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU): Es war mehr im Fokus von Aufständen und militärischen Vorfällen als das kleine Geschwisterchen im Westen. Die Provinzhauptstadt Carnuntum war damals viel exponierter und hatte im Osten keine starke, schützende römische Befestigung.

APA / Gerald Mackinger
Ein aus dem Jahr 1706 entdeckter Wien-Plan zeigt die erst kurz zuvor finalisierte Stadtmauer

Befestigung störte bei Wachstum
In Vindobona konnten die Römer ein etwas beschaulicheres Leben führen, so Hatzenbühler. Auch sauberes Wasser war dort besser verfügbar. Als Folge wurde Vindobona zum neuen Provinzmittelpunkt. Im fünften Jahrhundert hörte Carnuntum mehr oder weniger auf zu existieren, wohingegen der andere Ort als neues Zentrum florierte.
Im zehnten Jahrhundert (Mittelalter) wurde seine Befestigung forciert, die sich im 19. Jahrhundert als für das starke Wachstum störend herausstellte und entfernt wurde. Die recht unbändige Donau wurde reguliert, und im zwanzigsten Jahrhundert folgte eine „große Beschleunigung“: Wien wuchs und wuchs – zur heutigen Weltstadt heran, so die Geologin.
27.04.2023, red, wien.ORF.at/Agenturen

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Warum Vindobona zu Wien wurde
 
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