"Aufrüstung" der Feuerwehren zur Waldbrandbekämpfung

josef

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#1
Waldbrand: Feuerwehr testet Löschsysteme
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Weil sich Waldbrände häufen, haben in Paudorf (Bezirk Krems) 400 Feuerwehrmitglieder neue Löschsysteme für solche Einsätze getestet. Der Landesfeuerwehrverband hat heuer bislang 500 derartige Brände gezählt – und das, obwohl der Sommer erst kommt.
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Es brennt am Waxenberg bei Paudorf. Dieser Übungsannahme stellten sich am Samstag 19 Freiwillige Feuerwehren und fünf Sonderdienste mit insgesamt 400 Einsatzkräften. Trainiert wurde die Aufnahme von Löschwasser und das Löschen mittels Hubschraubern. In Paudorf war erstmals ein Hubschrauber im Einsatz, bei dem der Löschbehälter direkt montiert ist. Der Hubschrauber sei damit „besser flugfähig“, wie es heißt.
„Wenn es wirklich brennt, hat man natürlich noch eine Rauchentwicklung und unter Umständen auch thermische Entwicklung vom Brandherd aus. Das macht es dann vom Fliegerischen anspruchsvoller, weil man gegebenenfalls eine Sichteinschränkung hat oder auch starke Auf- und Abwinde über dem Brandherd“, erklärt Einsatzpilot Christoph Kammerhofer von der Flugpolizei.

Dünnere Kleidung bei Waldbränden
Auch bei der Brandbekämpfung am Boden gebe es neue Entwicklungen, erklärt der stellvertretende Landesfeuerwehrkommandant Martin Boyer gegenüber noe.ORF.at: „Wir bilden seit einigen Jahren eine besondere Spezialgruppe aus. Das sind 600 Feuerwehrmänner und -frauen, die in der Waldbrandbekämpfung dann unsere Feuerwehrmitglieder mit Spezialwerkzeug und Ausrüstung unterstützen. “

Getestet wurden auch neue Fahrzeuge, etwa Pick-ups und Feuerwehrautos speziell für Flur- und Waldbrände. Auch die Kleidung trugen die Einsatzkräfte zum ersten Mal: Sie sei besonders dünn und soll den Feuerwehrleuten bei Waldbränden in steilem Gelände mehr Beweglichkeit geben.

Fotostrecke mit 6 Bildern
Daniel Weissmann
Der Sonderdienst „Wald- und Flurbrandbekämpfung" trainierte u.a. in Paudorf. An der Unterseite des Hubschraubers ist der Löschbehälter direkt montiert.
Manfred Wimmer
Mit verschiedenen Löschwasserbehältern und mit einer Wärmebildkamera ausgestattet, waren fünf Hubschrauber von Flugpolizei, Bundesheer und Heli-Austria im Luftraum um das Stift Göttweig unterwegs

Matthias Fischer / NÖ Landesfeuerwehrkommando
400 Feuerwehrmitglieder waren bei der Übung mit fünf Hubschraubern und 45 Fahrzeugen

Matthias Fischer / NÖ Landesfeuerwehrkommando
Übungsschauplatz war der Waxenberg

ORF
19 Freiwillige Feuerwehren nahmen teil

Manfred Wimmer
Auch Quads kamen zum Einsatz

Bei solch großen Übungen bzw. dann bei wirklichen Einsätzen sind immer mehrere Einsatzorganisationen an Ort und Stelle. Die Koordination untereinander müsse perfekt stimmen, sagte der für den Katastrophenschutz zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf.

„Es sind sehr komplexe Übungsannahmen, wo Bundesheer, Polizei und vor allem die Freiwilligen Feuerwehren zusammenarbeiten. Wir wissen, dass die Waldbrände in den nächsten Jahren extrem zunehmen werden, das ist ja weltweit ein Phänomen, und deswegen braucht es solche Übungen,“ so Pernkopf, der sich die Übung in Paudorf ansah.

Feuerwehren rechnen mit einigen Waldbränden
Einen halben Tag übten die Feuerwehren für den Ernstfall – dieser kann bei einem Waldbrand besonders kräftezehrend und langwierig sein. Beim Waldbrand in Hirschwang an der Rax (Bezirk Neunkirchen) im vergangenen Oktober zog sich der Einsatz 13 Tage lang, 8.000 Feuerwehrleute kämpften gegen die Flammen. Mit großangelegten Übungen wie in Paudorf will man für solche Fälle bestmöglich vorbereitet sein.

Bei der Feuerwehr spricht man heuer „leider von einer optimalen Grundlage“ für Waldbrände: Es wird angenommen, dass durch die lang anhaltende Trockenheit des vergangenen Jahres und durch den milden Winter noch einige Brände auf die Einsatzkräfte zukommen.
22.05.2022, red, noe.ORF.at
Waldbrand: Feuerwehr testet Löschsysteme
 

josef

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#2
Satelliten schützen Österreichs Wälder
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Die Klimakatastrophe sorgt für mehr Trockenheit und erhöht auch die Waldbrandgefahr in Österreich. Wissenschaftler der TU Wien und der Universität für Bodenkultur (BOKU) entwickelten ein neues webbasiertes Werkzeug, mit dem Profis dank aktueller Daten von Sensoren und Satelliten die Waldbrandgefahr schnell und genau einschätzen können. Das Portal soll im Mai 2022 fertiggestellt werden.
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Die Dürre hat Europa fest im Griff. Seit Dezember 2021 habe es vor allem in der Po-Ebene und entlang der Donau viel zu wenig geregnet, warnt die EU-Dürrebeobachtungsstelle (EDO) in ihrem Bericht vom April. Nicht nur die Energiegewinnung durch Wasserkraft ist dadurch gefährdet, auch die Landwirtschaft und die Wälder leiden unter der Trockenheit.

„Derzeit gibt es keine statistisch signifikante Zunahme der Anzahl oder der Brandflächen der Waldbrände in Österreich“, so Mortimer Müller, Landschaftsplaner und Waldbrandexperte an der BOKU auf Anfrage von ORF.at. „Wir gehen aber davon aus, dass durch den Klimawandel vor allem intensivere und damit potenziell gefährlichere Waldbrände auftreten werden, die auch vermehrt Siedlungsräume und Infrastrukturen gefährden.“

Wächter im Weltraum
Müller und seine Kollegen vom Institut für Waldbau arbeiten deshalb seit Dezember 2019 in dem von der TU Wien koordinierten Projekt CONFIRM daran, eine Vielzahl von Daten in einem einfach zu bedienenden Werkzeug zusammenzufassen, das Profis in Forstwirtschaft, Feuerwehr und ÖBB mit einem für Österreich optimierten täglichen Lagebericht versorgen soll. Im Mai 2022 steht das Projekt kurz davor, in den Produktivbetrieb überzugehen.

CONFIRM steht für Copernicus Data for Novel High-resolution Wildfire Danger Services in Mountain Regions. Copernicus ist das Erdbeobachtungssystem der EU-Raumfahrtbehörde (ESA). Die Copernicus-Satelliten der Sentinel-Flotte erfassen täglich mehrere Terabyte wertvoller Umweltmessdaten, beispielsweise Bodentemperatur und Feuchtigkeit, die unter anderem von der EDO und dem Global Wildfire Information System (GWIS) ausgewertet werden.

Neuer Blick auf die Daten
Die EDO und GWIS kombinieren diese Daten, werten sie aus und erstellen daraus Modelle und Indikatoren, also einfach verständliche Abstufungen, mit deren Hilfe die aktuelle Lage nicht nur von Experten besser interpretiert werden kann. Ein Indikator zeigt beispielsweise, ob es in einer bestimmten Gegend trockener oder feuchter ist als gewöhnlich. Ein anderer zeigt, ob die Bedingungen für die schnelle Ausbreitung eines Feuers gerade günstig sind oder nicht.

Auch für die Waldbrandgefahr gibt es weltweit mehrere solcher Indikatoren, mit denen auch die Lage in Österreich bewertet werden kann. Dem Team von CONFIRM reichen sie aber nicht aus. Müller sagt dazu: „In Österreich – und den meisten anderen Ländern – gab es bislang noch nicht den Versuch, hochaufgelöste und aus LiDAR bzw. Satellitendaten extrahierte Vegetations- und Topografiedaten mit meteorologischen Informationen zu einem neuen Waldbrandgefahrenmodell zu verbinden. Das konnte durch CONFIRM als Prototyp umgesetzt werden.“


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Alle unkontrollierten Waldbrände nach österreichischem Forstgesetz. Quelle: Waldbrand-Datenbank Österreich


In den Gefahrenindex, der vom CONFIRM-Team für das Portal Waldbrand.at errechnet wird, gehen also nicht nur Satellitendaten ein, sondern auch meteorologische Messdaten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Daten zum Blitzeinschlag aus ALDIS und Informationen über die Bodenbeschaffenheit und Geländeneigung, die aus hochauflösenden Laserscans (LiDAR) gewonnen werden.

Waldbrand.at/CONFIRM
Screenshot des Portals Waldbrand.at.

Waldbrand.at wird nach Fertigstellung des Projekts nicht der breiten Öffentlichkeit zugänglich sein. „Das Portal wird nur Experten aus den verschiedenen Fachbereichen wie Forst, Behörde, Feuerwehr oder Wissenschaft auf Anfrage zur Verfügung gestellt“, so Müller.

Das Projekt hat ORF.at daher Beispieldaten zur Verfügung gestellt. Hier die Gefährdungsvisualisierung in der Standardeinstellung für den 26.10.2021, als der Großbrand in Reichenau an der Rax tobte.

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Waldbrand in Reichenau/Rax am 26.10.2021 mit Gefährdungsvisualisierung des Tages von Waldbrand.at/CONFIRM.

Da laut Projektunterlagen 83 Prozent der Waldbrände in Österreich zwischen 1993 und 2017 von menschlichen Aktivitäten ausgelöst wurden, fließen auch aktuelle Daten zu Verkehrsnetz- und Bevölkerungsdichte in die Auswertung ein. Methoden des maschinellen Lernens helfen dabei, die Datenmengen zu bewältigen und sinnvoll zu interpretieren. Die Benutzer des Portals können zusätzlich noch Parameter wie Entzündungs- und Ausbreitungsgefahr manuell einstellen und damit verschiedene Situationen simulieren.

Die folgende Karte zeigt das Ergebnis des Indikators Fine Fuel Moisture Code (FFMC, zeigt den aktuellen Feuchtigkeitsgehalt und damit die Entflammbarkeit kleinteiligen Materials auf dem Waldboden an) und der Gefährdungsstufen des CONFIRM-Projekts am 12.3.2022, also zum Zeitpunkt des Waldbrands in Pinswang im Vergleich. Die CONFIRM-Auswertung ist deutlich feiner und stärker ausdifferenziert.

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CONFIRM-Gefährdungsindex Variante 4 und Fine Fuel Moisture Code (FFMC) für den 12.3.2022, den Tag des Waldbrands in Pinswang/Tirol. Der CONFIRM-Index bietet höhere räumliche Auflösung.

Systeme wie Waldbrand.at können allerdings nur dann gut funktionieren, wenn sie in ein Gesamtkonzept eingebunden sind und die Menschen sich der Lage entsprechend verhalten. Der beste Algorithmus ist gegen eine achtlos weggeworfene Zigarette machtlos.

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Künstliche Ursachen für Waldbrände in Österreich
Zeitraum: 1993 bis 2017 - Quelle: Projektpräsentation CONFIRM

Müller dazu: „Generell sind präventive Aspekte wie Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung, waldbauliche Maßnahmen, kontrolliertes Brennen zur Verringerung der Biomasse, Anpassungen der Ausbildungen von Einsatzkräften oder eine spezielle Berücksichtigung der Kontaktzone zwischen Wald und Siedlungen wichtig für ein integratives Waldbrandmanagement.“
23.05.2022, Günter Hack, ORF.at

Links:
Klimadaten: Satelliten schützen Österreichs Wälder
 

josef

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#3
Feuerwehren rüsten mit Drohnen auf
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Die Salzburger Feuerwehren rüsten für Einsätze mit Luftunterstützung auf. Künftig sollen verstärkt Video- und Foto-Drohnen zum Einsatz kommen. Ausbildung und Anschaffung sind aufwändig und teuer.
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Nach den Plänen des Salzburger Landesfeuerwehrkommandos sollen die unbemannten Luftfahrzeuge vielseitige Einsatzmöglichkeiten bieten – besonders bei Waldbränden, Hochwasser, Suchaktionen oder größeren Bränden. Landesfeuerwehrkommandant Günter Trinker sagt, Drohnen seien sehr interessant für die Erkundung aus der Vogelperspektive: „So bekommen wir bessern Überblick über die Gesamtlage.“

In jedem Bezirk eine einsatzbereit
Eine Hochleistungsdrohne pro Bezirk ist geplant. Stationiert werden die unbemannten Hubschrauber bzw. Quadrocopter überörtlich im Einsatzleitfahrzeug des Landesfeuerwehrverbandes. Je eines dieser Autos steht in Eugendorf (Flachgau), Saalfelden (Pinzgau), St. Johann (Pongau), Oberalm (Tennengau) und Ramingstein (Lungau).

Ausbildung über Austro Control
Drohnen dürfen nur von Fachkräften geflogen werden. Auch bei den Feuerwehr ist dafür eine spezielle Ausbildung nötig, die über die staatliche Flugsicherung bei Austro Control läuft. Strenge gesetzliche Auflagen sind einzuhalten, so Trinker: „Das Thema bringt viele Gefahren mit sich. Die Piloten müssen die entsprechenden Voraussetzungen haben.“

Die Anschaffungskosten betragen für alle fünf Drohnen rund 100.000 Euro. Die Lehrgänge können auch in der Salzburger Landesfeuerwehrschule absolviert werden.
04.06.2022, Peter Obermüller, salzburg.ORF.at
Feuerwehren rüsten mit Drohnen auf
 

wolfsgeist

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#4
Feuerwehren rüsten mit Drohnen auf
Anhang anzeigen 103156

Die Salzburger Feuerwehren rüsten für Einsätze mit Luftunterstützung auf. Künftig sollen verstärkt Video- und Foto-Drohnen zum Einsatz kommen. Ausbildung und Anschaffung sind aufwändig und teuer.
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Nach den Plänen des Salzburger Landesfeuerwehrkommandos sollen die unbemannten Luftfahrzeuge vielseitige Einsatzmöglichkeiten bieten – besonders bei Waldbränden, Hochwasser, Suchaktionen oder größeren Bränden. Landesfeuerwehrkommandant Günter Trinker sagt, Drohnen seien sehr interessant für die Erkundung aus der Vogelperspektive: „So bekommen wir bessern Überblick über die Gesamtlage.“

In jedem Bezirk eine einsatzbereit
Eine Hochleistungsdrohne pro Bezirk ist geplant. Stationiert werden die unbemannten Hubschrauber bzw. Quadrocopter überörtlich im Einsatzleitfahrzeug des Landesfeuerwehrverbandes. Je eines dieser Autos steht in Eugendorf (Flachgau), Saalfelden (Pinzgau), St. Johann (Pongau), Oberalm (Tennengau) und Ramingstein (Lungau).

Ausbildung über Austro Control
Drohnen dürfen nur von Fachkräften geflogen werden. Auch bei den Feuerwehr ist dafür eine spezielle Ausbildung nötig, die über die staatliche Flugsicherung bei Austro Control läuft. Strenge gesetzliche Auflagen sind einzuhalten, so Trinker: „Das Thema bringt viele Gefahren mit sich. Die Piloten müssen die entsprechenden Voraussetzungen haben.“

Die Anschaffungskosten betragen für alle fünf Drohnen rund 100.000 Euro. Die Lehrgänge können auch in der Salzburger Landesfeuerwehrschule absolviert werden.
04.06.2022, Peter Obermüller, salzburg.ORF.at
Feuerwehren rüsten mit Drohnen auf
Ich frage mich was das für spezielle Hochleistungsdrohnen sind (Wärmebildkameras?). Mittlerweile gibt es ja um ca. 1000 Euro Drohnen mit Top-Bildqualität und kilometerweiter Reichweite, die noch dazu sehr einfach zu fliegen sind.
 

josef

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#5
WAS TUN, WENN'S BRENNT?
Wind und Flammen: Warum Waldbrände so schwer zu löschen sind
Waldbrandbekämpfung bedeutet Schwerstarbeit. Manchem Ausbruch stehen Feuerwehrleute zudem völlig machtlos gegenüber

Abschüssiges und schwer zugängiges Terrain, dazu noch die Gefahr durch Steinschlag: Der Waldbrand bei Hirschwang im Rax-Gebiet glich für die Einsatzkräften einem Spießrutenlauf.
Foto: PRESSETEAM D. FF WR. NEUSTADT

Haushohe Flammen lodern vor winzig wirkenden Feuerwehrleuten. Rauchschwaden verfinstern den Himmel, während der rote Schein des Feuers die Szenerie in gespenstisches Licht taucht. An Dramatik sind die Bilder, die uns in den vergangenen Wochen gehäuft erreichen, kaum zu übertreffen.

Die Ursprungsorte solcher Fotos können in den USA und Australien ebenso liegen wie in Süd- oder Zentraleuropa. Überall stehen Waldflächen in Flammen, überall tun Feuerwehren alles Menschenmögliche, um den Feuersbrünsten beizukommen.

Feuerbekämpfung in Österreich
Welchen Aufwand sie dabei betreiben und wie oft sie auch an ihre Grenzen stoßen, kann Jörg Degenhart bestens nachvollziehen. Als Sachgebietsleiter für Waldbrandbekämpfung und Flugdienstleiter des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbands (ÖBFV) weiß er, welche Kraftanstrengung es bis zum erleichternden "Brand aus" braucht.

Österreich genieße in puncto Waldbrand einen unbezahlbaren Vorteil. In jeder Gemeinde gebe es mindestens eine freiwillige Feuerwehr, mit diesem System sei Österreich weltweit absoluter Vorreiter. "Da können wir uns alle glücklich schätzen", sagt Degenhart.


In Griechenland stoßen Feuerwehrleute zuweilen an ihre Grenzen. Starke Winde fachen die Flammen an und bringen sie gefährlich nahe an Wohngebiete.
Foto: IMAGO/Panayotis Tzamaros

Im Jahr 2021 standen mehr als 257.000 Menschen aktiv im Dienst, rund 99 Prozent davon ehrenamtlich. Auch sind die lokalen Feuerwehren mit Leuten besetzt, die sich in ihrem Dorf, ihrer Stadt und dem umliegenden Gebiet bestens auskennen. Die Mitglieder sind ortskundig und schnell zur Stelle – ein absoluter Vorteil (nicht nur) bei Waldbränden, denn: "Einen Waldbrand will man im Entstehen erwischen", erklärt Degenhart.

Weltweit setzen die meisten Staaten auf Berufsfeuerwehren und müssen daher mit einem Bruchteil des Personals auskommen. Darunter finden sich auch derzeit enorm von Waldbränden heimgesuchte Länder wie Griechenland oder die USA. Dort ist das Netz der Feuerwehren weiter gestreut, Einsatzorte zu erreichen, dauert teils Stunden.

Glutnester bis in eineinhalb Meter Tiefe
Seit ein paar Jahren rückt Waldbrandbekämpfung hierzulande immer mehr in den Mittelpunkt. Es gibt einheitliche Taktiken zum Vorgehen und einheitliche Ausbildungen dazu, daneben wird in zusätzliches Material – etwa Löschrucksäcke – investiert.

Die Strategie im Ernstfall steht Degenhart zufolge unter dem Motto: Klotzen statt kleckern. "Wir setzen viel Mannschaft und viel Material ein, um Waldbrände im Kleinen zu ersticken", erklärt er. An erster Stelle steht jedoch nicht, das Feuer zu löschen, sondern seine Ausbreitung zu verhindern. Da sich Feuer in den Boden frisst, können sich auf torfigem Untergrund Glutnester bis in eineinhalb Meter Tiefe bilden.

Der Weissensee wurde zuletzt als Löschwasserspeicher bei den Italien-Bränden genutzt.
Natureislauf - Outdoor activities

"Um effektiv zu löschen, muss ich alles umgraben, bevor der Boden nicht umgeackert ist, gibt es kein ,Brand aus'", erläutert Degenhart das Vorgehen. Diese Bodenarbeit sei immens anstrengend und personalintensiv. Um Glutnester zu detektieren und gezielt zu bekämpfen, arbeiten Feuerwehren mit an Hubschraubern oder Drohnen angebrachten Wärmebildkameras.

Helferinnen und Helfer in Gefahr
Sowohl die Strategie zur Brandbekämpfung als auch deren Erfolgsaussichten hängen immer vom einzelnen Brand und dem jeweiligen Gelände ab. Windverhältnisse, Hangausrichtung und -neigung, Sonneneinstrahlung und die Beschaffenheit der Vegetation sind wichtige Parameter, um die richtige Herangehensweise festzulegen. Im alpinen Gelände sind Feuer auf schattigen, feuchten Nordhängen meist weniger gefährlich, bei sonnenbeschienenen, trockenen Südhängen hingegen "müssen die Alarmglocken läuten", sagt Degenhart.

In schwer zugängigem Areal wird häufig mit schweren Löschrucksäcken gearbeitet. Diese fassen 20 bis 30 Liter Wasser, die zugehörige Feuerlanze zerstäubt die Flüssigkeit und erlaubt einen Brandbekämpfung, für die nicht erst lange Schlauchleitungen gelegt werden müssen. Diese Rucksack-bewehrten Feuerwehrleute gelten als die schnelle, effiziente Eingreiftruppe. Teils werden sie auch mit Helikoptern zum Einsatzort geflogen.

Flammen Brände im steilen Gelände auf, werden die eingesetzten Mannschaften nach rund vier Stunden kräftezehrender Arbeit gewechselt. Länger dauernde Schichten wären schlicht zu anstrengend. Gefahrenpotenzial birgt hier nicht nur der Brand selbst, sondern auch das Wetter. Feuer werden immer mit der Windrichtung gelöscht, dreht der Wind während des Einsatzes, müssen Führungskräfte schnell entscheiden. Teils werden die Löscharbeiten abgebrochen. "Ob ein Baum mehr oder weniger abbrennt, ist wurscht, aber sterben darf niemand", beschreibt Degenhart die Maxime.


Im steilen Gelände zu löschen ist kräftezehrend und vielfach ein wahrer Balanceakt, wie Fotos eines im März ausgebrochenen Waldbrandes bei Mühldorf (Bezirk Spittal an der Drau) auf 1.400 Meter Seehöhe zeigen.
Foto: APA/FF MÖLLBRÜCKE

Erst ein Grashalm, dann der ganze Wald
Es mag angesichts mächtiger Waldbrände schwer vorstellbar sein, doch jeder Brand fängt winzig klein an. Wie großflächig ein Feuer wird und auch, ob es noch bekämpft werden kann oder nicht, hängt von den Ausgangsbedingungen am Boden ab. Ist dieser nur von Gras bedeckt, erreichen die Flammen selten die Baumkronen.

Liegt jedoch viel trockenes Astmaterial in der Landschaft verstreut, wird die Flamme höher und kann auch die Wipfel der Bäume in Brand stecken. Diese Kronenfeuer stellen den ultimativen Albtraum für Feuerwehrleute dar, sie sind weltweit gefürchtet, da der Wald dabei meist wie Zunder brennt. "Wenn die Voraussetzungen passen, entwickelt sich das im Dominoeffekt weiter", weiß Degenhart.

"Richtig problematisch wird es bei Kronenfeuern, wenn starker Wind dazukommt, daraus können die Megafeuer entstehen, die wir aus den USA kennen", sagt Mortimer Müller von der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku). Meist bleibe nur noch, nahegelegene Wohnsiedlungen zu evakuieren und auf das Beste zu hoffen. Auch beim in Kalifornien ausgebrochenen Oak-Feuer konzentrierten sich Behörden und Einsatzkräfte in erster Linie darauf, Menschen im betroffenen Gebiet in Sicherheit zu bringen.


Obwohl die kalifornischen Feuerwehren Übung in der Waldbrandbekämpfung haben, kann man in manchen Situationen nur noch evakuieren. Im Fall des Oak-Feuers wurden etliche Wohnhäuser Raub der Flammen.
Foto: APA/AFP/GettyImages/Justin Sullivan

Hoffnung kann sich in Form einer Wetterveränderung mit abklingendem Wind und Regen einstellen oder in Form einer Barriere, die das Feuer nicht zu überwinden vermag. In alpinem Gelände wären das etwa ein Berggrat, manchmal auch eine Forststraße oder eine zuvor geschlagene Brandschneise. Ansonsten könne man nur versuchen, die Flammen seitlich einzudämmen. "Nach oben hin kann ich in solchen Fällen nichts mehr machen", sagt Degenhart.

Wind als neuer Brandbeschleuniger
In Österreich hat sich in den vergangenen Jahren auch der Klimawandel mit langen Trockenperioden bemerkbar gemacht. Schlimmer als die Hitze sei jedoch der Wind, wie der ÖBFV-Experte berichtet. "Der Wind ist in den letzten Jahren mehr geworden, darum trocknet alles mehr aus." In jüngster Vergangenheit mussten die österreichischen Feuerwehren bereits im Frühjahr zur Waldbrandbekämpfung ausrücken.

"Eine vom Wind ausgedörrte Landschaft hat eine wesentlich höhere Entzündungsfähigkeit, da reicht ein Funke, und es geht dahin", sagt Degenhart. Nicht nur hierzulande ist diese Entwicklung spürbar. Starke Winde machen derzeit auch den Feuerwehren in Deutschland und Südeuropa das Leben schwer. "Der Wind ist der Erbauer des Waldbrandes", fügt der Experte hinzu.


Ein Canadair-Löschflugzeug im Einsatz in Frankreich, das zwölf Stück der Flieger besitzt. In Italien sind sogar 19 dieser Maschinen im Einsatz.

Um die Bevölkerung auf die veränderte Gefahr durch Waldbrände aufmerksam zu machen, entwickeln Boku und ÖBFV derzeit ein System, das ähnlich wie die Lawinenwarnstufen funktioniert. Der Plan des Arbeitskreises ist es, die Informationen zur Waldbrand-Gefährdungsstufe nach außen zu tragen und – je nach Warnstufe – auch entsprechende Verbote auszusprechen.

Löschflugzeuge für Österreich?
Angesichts dieser neuen Situation stellt sich die Frage, ob Österreich in Löschflugzeuge investieren sollte. In Frankreich, Italien, Griechenland oder auch in Kalifornien starten solche Maschinen derzeit regelmäßig, um die dort wütenden Brände unter Kontrolle zu bringen. In Ländern wie Kanada, den USA oder Australien gehören Löschflugzeuge zur fixen Ausstattung.

Diese Länder sind von riesigen zusammenhängenden Waldgebieten geprägt, oft liegen die betroffenen Forste in unerschlossenen Gebieten, die vom Boden aus schwer oder gar nicht erreichbar sind. Unter diesen Voraussetzungen kann aus der Luft besser gelöscht werden, weshalb Löschflugzeuge hier eine durchaus gute Investition sind. "Im Vergleich dazu sind die österreichischen Brände Minifeuer, da würde sich die Anschaffung eines großen Löschflugzeuges nicht auszahlen", sagt Müller.


Im Gegensatz zu großen Löschflugzeugen können Hubschrauber ihre Touren schneller absolvieren und häufiger mit Wasser zur Brandstelle fliegen.
Foto: APA/LFKDO NÖ/Matthias Fischer

Auch die Wälder unterscheiden sich hierzulande stark von jenen der USA oder Australiens. "Unsere Waldflächen im Flachland sind gut erschlossen, es sind eher kleinere, überschaubare Forste, die auch vom Boden aus gut erreichbar sind", erklärt der Experte für Waldbrandforschung. Die hiesige Topografie spricht ebenfalls gegen große Löschflugzeuge. Im gebirgigen Terrain mit seinen Talsystemen und gefährlichen Winden komme man bei der Luftunterstützung mit Helikoptern wesentlich besser zurecht, erklärt Müller.

Hubschrauber und Nachbarschaftshilfe
Diesem Urteil stimmt auch Degenhart zu. Im Gebirge setzt man auf Helikopter, die kleine Rotationen haben und öfter fliegen können. "Wir haben ausreichend Hubschrauber zur Verfügung, die im Gelände mehr weiterbringen", sagt der Flugdienstleiter. Ein weiteres Manko der Löschflugzeuge: Sie brauchen große Seen als Wasseraufnahmeplatz. Geht man etwa von Tirol aus, käme dafür lediglich der Aachensee infrage. "Der ist aber touristisch so stark erschlossen, dass es keine Chance gäbe, den zu sperren", gibt Degenhart zu bedenken.


Der Waldbrand im Rax-Gebiet 2021 war einer der größten Waldbrände des Landes. Das Terrain machte die Löscharbeiten ausnehmend schwierig.
Foto: APA/Einsatzdoku

Im absoluten Notfall könne man immer auch Unterstützung durch Löschflugzeuge aus den Nachbarländern anfordern. Das war zuletzt beim Feuer in Hirschwang an der Rax der Fall, wo italienische Canadair-Löschflugzeuge zu Hilfe kamen. Zwar handelte es sich bei dem Brand um ein Bodenfeuer, das normalerweise relativ einfach zu löschen ist. "Allerdings waren die Löscharbeiten extrem schwierig, weil die Steillage und die Gefahr durch Steinschläge hinzukamen", erinnert sich Müller.

Rettung aus der Luft
Dass Nachbarschaftshilfe bei der Waldbrandbekämpfung großgeschrieben wird, zeigte sich am vergangenen Wochenende auch in Österreichs Süden. Die italienischen Löschflugzeuge, die zur Eindämmung der Feuer in Friaul im Einsatz waren und sind, holten sich in Kärnten Löschhilfe in Form von fast 40.000 Liter Wasser.

Zwei Maschinen füllten ihre Tanks am Samstag insgesamt viermal am Weissensee auf, am Sonntag absolvierten drei Maschinen insgesamt 13 Tankflüge. Rund 15 Sekunden lang touchieren die Löschflugzeuge beim Auftanken die Wasseroberfläche und nehmen mehr als 6.000 Liter der rettenden Fracht auf. Innerhalb von drei Sekunden wird die Wasserladung abgeworfen, das Flugzeug kann erneut auftanken fliegen.


Am 23. und 24. Juli tankten italienische Löschflugzeuge am Kärntner Weissensee Wasser, um die Waldbrände in Friaul zu bekämpfen.
Foto: Stefan Valthe_FF Weissensee

Das Manöver am Weissensee fand in enger Kooperation mit österreichischen Einsatzkräften statt: Mehrere Feuerwehren, die Wasserrettung und die Polizei sperrten mit Booten einen Korridor im See. Sowohl die italienischen als auch die österreichischen Beteiligten wussten dabei ganz genau, was sie tun. Im Jahr 2019 absolvierten sie gemeinsam eine Übung, bei der ein Flugzeugabsturz mit davon ausgelöstem Waldbrand in der Grenzregion simuliert wurde.

Besser Kilometer als Höhenmeter
"Es war eine gute, weise Entscheidung, diesen Fall durchzuspielen", sagt Stefan Valthe von der Freiwilligen Feuerwehr Weissensee. "In Zukunft werden wir dieses Wissen wohl immer öfter brauchen." Zwar gebe es in Italien den Lago di Cavazzo, der wesentlich näher an den brennenden Flächen liege, doch sei er mit zwei Kilometer Länge verhältnismäßig kurz. Auch müsse die Windrichtung exakt stimmen, damit die Flugzeuge dort auftanken können.

Davon abgesehen hat der Weissensee als Tankstelle einen bedeutenden Vorteil, wie Valthe erklärt. Der See liegt auf 930 Höhenmetern, weshalb die Flieger nach dem Füllen der Tanks nicht so hoch aufsteigen müssen. "Man fliegt lieber weiter, als mit der enorm schweren Last viele Höhenmeter überwinden zu müssen." Immerhin handelt es sich dabei um fast sieben Tonnen zusätzliches Gewicht.

Welches Wasser zum Löschen?
Für die Eindämmung von Bränden eignet sich aber nicht jedes Nass. Salzwasser respektive Meerwasser wird nur in Ausnahmefällen zum Löschen eingesetzt, da es zu einer Versalzung des Bodens führt, weiß Müller. Für die Umwelt hat das mitunter schlimme Konsequenzen.


In Frankreich verstärkten Winde die Intensität der aufflammenden Pinienwaldbrände in der Region um Bordeaux und machten Hilfe aus der Luft unumgänglich.
Foto: AP

"Viele Pflanzen reagieren extrem empfindlich auf Salz und sterben ab", sagt der Experte für Waldbrandforschung vom Department für Wald- und Bodenwissenschaften. Salzwasser verändert auch die Nährstoffzusammensetzung im Untergrund, was Ökosystemen großen Schaden zufügen kann.

Manchmal lässt einem die Not aber keine Wahl. So befüllten die italienischen Canadair-Flieger ihre Tanks unlängst auch in den salzigen Fluten der Adria. "Wenn ich keine andere Möglichkeit habe, muss ich mit Meerwasser löschen– Vegetation hin oder her", sagt Degenhart.

Roter Nebel und Waschmittel
Wer sich schon einmal über Bilder mit Flugzeugen gewundert hat, die rotes Löschwasser abwerfen: Dabei handelt es sich um mit besonderen, brandunterdrückenden Zusatzstoffen versetztes Löschwasser, teilweise auch um Pulver. Eine Variante ist auch das Versetzen des Wassers mit Schaummitteln. Diese legen sich wie ein Teppich über den Boden und verhindern das erneute Aufflammen von Feuern.


Ein Löschflugzeug bekämpft das unweit des kalifornischen Yosemite-Nationalparks ausgebrochene Feuer aus der Luft.
Foto: EPA/Peter da Silva

Eingesetzt wird diese rote Fracht hauptsächlich in den USA. In den weitläufigen Landschaften dient die auffällige Färbung auch der optischen Orientierung. Für die Einsatztruppen ist dadurch besser ersichtlich, wo gerade gelöscht wird beziehungsweise welcher Bereich bereits aus der Luft abgearbeitet wurde.

Das Versetzen von Löschwasser ist ein Clou, der in anderer Form auch in Österreich Anwendung findet. Allerdings arbeitet man hierzulande mit biologisch abbaubarem Handwaschmittel, wie Degenhardt erklärt. Diese auch Netzmittel genannten Zusätze dienen dazu, die Oberflächenspannung des Wassers herabzusetzen.

Sie machen zwar maximal 0,05 Prozent des Löschwassers aus, dennoch kann das Nass dadurch besser in den Boden sickern, anstatt abzurinnen. So gelangt es auch in tiefe Bodenschichten und kann Glutnestern den Garaus machen. "Der Löscheffekt ist besser, ich brauche weniger Wasser und weniger Hubschrauberflüge", zählt Degenhart die Vorteile auf.

Feuer mit Feuer bekämpfen
Die Strategien, die beim Löschen und für die Feuerprävention zum Einsatz kommen, weichen weltweit teils stark voneinander ab. In den USA, aber auch in Australien arbeiten Feuerwehren häufig mit kleinen kontrollierten Bränden, um größeren Feuern vorzubeugen. Es geht darum, den Waldboden von trockener Laubstreu und Totholz zu befreien, die Zündstoff für Waldbrände liefern würden.


Einsatzkräfte fackeln trockene Blätter, Äste und anderes Material am Boden ab, das ansonsten Waldbrände nähren könnte.
Foto: APA/AFP/DavidMcNew

Teils werden auch Brandschneisen in den Wald geschlagen, um das Übergreifen bereits ausgebrochener Feuer auf andere Waldstücke zu verhindern. Auch wird das brennbare Material in diesen Abstandhaltern auf ein Mindestmaß reduziert, entweder durch Entnahme oder kontrolliertes Abbrennen.

Dieser Technik bedienten sich kalifornische Einsatzkräfte auch beim Anfang Juli aufgeflammten Washburn-Feuer, um die imposanten Riesenmammutbäume des Yosemite-Nationalparks vor den Flammen abzuschirmen. Der immense Aufwand machte sich bezahlt, die ikonischen Gewächse wurden erfolgreich gegen die Brände verteidigt.

Brennpunkt Südeuropa
Grob gesprochen gilt: Nadelwälder mit Fichten oder Kiefern brennen schneller und intensiver, Laubwälder brennen mit geringerer Intensität und sind daher auch leichter zu löschen. In Portugal, Spanien, Griechenland und auch Kalifornien werden den Einsatzkräften derzeit neben starken Winden auch die Eigenarten dort gedeihender Gehölze zum Verhängnis.


Bisher galt das Oak-Feuer in Kalifornien als größtes Feuer der Saison. Mit Brandschneisen soll seine Ausbreitung verhindert werden.
Foto: APA/AFP/David McNew

Die typische Vegetation besteht aus Hölzern, die teils extrem ölhaltig sind und zudem oft viel Harz aufweisen. Beide Faktoren lassen die Gewächse schnell lichterloh brennen. Um Hilfestellung zu leisten, brach Degenhart im Vorjahr mit einem Löschzug nach Griechenland auf. Vier Tage war der Trupp unterwegs, bevor er das Einsatzgebiet erreichte.

Heuer wurde bisher noch keine Anfrage aus dem Ausland gestellt, doch das könnte noch kommen. Bereits im Juli brannten enorme Landstriche, erfahrungsgemäß liegt in diesen Ländern die Hauptbrandsaison jedoch im August. Somit könnte das Schlimmste noch bevorstehen – und Nachbarschaftshilfe nötig werden.

Es könnte gut sein, dass Degenhart und seine Kolleginnen und Kollegen noch angefordert werden. Was dann geschieht, liegt für den Waldbrandexperten klar auf der Hand. "Wenn wir gebraucht werden, dann fahren wir."
(Marlene Erhart, 30.7.22)

Weiterlesen
Wind und Flammen: Warum Waldbrände so schwer zu löschen sind
 

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#6
„Fliegende Feuerwehr“ in Brandgebieten
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Durch die zunehmende Trockenheit und die starke Hitze kommen in Waldgebieten mit hohem Brandrisiko Drohnen zum Einsatz. Diese sollen den Boden nach möglichen Brandherden untersuchen, um Brände in Zukunft besser verhindern zu können.
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Die Drohne ist ein neues Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr im Bezirk Neunkirchen. Besonders in diesem Bezirk sind die Feuerwehren sehr oft wegen Waldbränden gefordert. Die Brandgefahr wie in Hirschwang an der Rax (Bezirk Neunkirchen) oder im 2.000 Hektar großen Föhrenwald ist aufgrund der extremen Trockenheit des Bodens sehr hoch.

„Deswegen führen wir hier präventive Überwachungsflüge durch und zwar besonders an Tagen mit über 30 Grad Außentemperatur. Dazu sind auch Einsatzkräfte zwischen 11 und 17 Uhr vor Ort. Sollte ein Brand ausbrechen, können wir rasch reagieren“, erklärt Josef Huber, Bezirksfeuerwehrkommandant von Neunkirchen.

Drohne verhindert Waldbrand bei Puchberg
Die Drohne ist mit GPS-Funktion, einer Weitwinkelkamera mit Wärmebildfunktion und Infrarotmessung ausgestattet und erkennt extrem heiße Stellen auf dem Waldboden. Diese Stellen können potentiell gefährliche Brandherde sein. Die Drohne markiert die heißen Stellen in roter Farbe und schickt die Bilder live auf den Monitor der Fernsteuerung.

Vor einer Woche habe man mit der Drohne einen Waldbrand bei der Mamauwiese in Puchberg am Schneeberg (Bezirk Neunkirchen) verhindern können, berichtet Huber. „Ein paar Wanderer haben Brandgeruch wahrgenommen aber der Brand war nicht auffindbar. Mit der Drohne konnten wir die Stelle aber lokalisieren und so einen größeren Waldbrand verhindern“.

ORF
Extrem heiße Stellen oder Brandherde auf dem Waldboden werden von der Drohne rot angezeigt

Drohne überwacht Wald, nicht Wanderer
In den meisten Fällen ist unachtsames Verhalten der Grund für Waldbrände. Mit der Drohne wolle man aber die Wanderer und Touristen in Zukunft nicht überwachen. Trotzdem appelliere man an die Vernunft der Waldbesucherinnen und Waldbesucher vorsichtig zu sein.
„Jeder und jede soll genau aufpassen im Wald und sich an die Waldbrandverordnung halten. Es gibt hier sonst drakonische Strafen, wenn das nicht eingehalten wird. Wir fliegen hier aber natürlich rein präventiv, überwacht wird niemand“, erklärt Huber.

Aktuell werden die Drohnen zur Vorbeugung von Waldbränden ausschließlich in Waldgebieten mit erhöhtem Brandrisiko eingesetzt. Momentan arbeite man aber gemeinsam mit dem Land Niederösterreich an einem flächendeckendem Konzept, heißt es.
11.08.2022, Michelle Kreuzer, noe.ORF.at
„Fliegende Feuerwehr“ in Brandgebieten
 

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Suche nach Lösungen zur Vermeidung von Waldbränden:

WALDPLANUNG
Wie Österreichs Wälder dem Feuer standhalten können
Expertinnen und Experten erwarten durch Trockenheit und Dürre eine Zunahme von Waldbränden. Durch intelligente Anbautechniken haben Österreichs Wälder eine Chance, dem Feuer standzuhalten
Direkt oder indirekt verursacht der Mensch rund 85 Prozent der Waldbrände in Österreich.
Foto: APA/BFKDO LILIENFELD

Als der Wiener Forstwissenschafter Harald Vacik begann, über Waldbrände zu forschen, dachten einige seiner Kolleginnen und Kollegen, seine Publikationen würden aus Australien stammen. Der riesige Kontinent mit seinem gleißend heißen Outback wurde schließlich eher mit heftigen Waldbränden assoziiert als das kleine Alpenland Österreich. "Das galt bei dem Thema als nicht so relevant", sagt Vacik, der seit mehr als einem Jahrzehnt an der Universität für Bodenkultur in Wien (Boku) die Entstehung und Verbreitung von Waldbränden analysiert.

Großteil durch Menschen verursacht
Nach einem verheerenden Brandsommer in Österreich und ganz Europa wird die Suche nach Lösungen gegen das Feuer aber auch hierzulande immer wichtiger. Zwar bleibt die Zahl der Waldbrände pro Jahr in Österreich ungefähr bei etwa 200 Fällen im Jahr – Wissenschaftlerinnen prognostizieren jedoch häufigere Waldbrände im alpinen Raum durch Hitzewellen und Dürreperioden für die kommenden Jahre. Ein weiterer Grund ist laut Vacik die zunehmende Freizeitaktivität und Besiedelung im Wald. Denn gerade dort, wo Menschen vermehrt mit dem Wald in Berührung kommen, sei es wichtig vorzusorgen. Der Mensch verursacht direkt oder indirekt rund 85 Prozent der Waldbrände. Im alpinen Raum sind es sogar 90 Prozent.

Die meisten Feuer entstehen durch weggeworfene Zigaretten, außer Kontrolle geratene Lagerfeuer, Funken, die fahrende Züge erzeugen, bei Arbeiten im Freien, durch Brandstiftung, heiße Asche sowie Stromleitungen, heißt es in einer Studie der Boku in Zusammenarbeit mit der EU und Fachleuten im Alpenraum. Nur rund zehn Prozent der Waldbrände in der Alpenregion seien auf Blitzschläge zurückzuführen.

Nach einem Artillerieschießen in Allentsteig (Bezirk Zwettl) erlebte Österreich heuer den größten Waldbrand seit dem Jahr 2000. Laut dem Waldbrand-Blog der Boku wütete das Feuer auf rund 400 Hektar Waldboden. Im Vorjahr breitete sich hierzulande einer der bis dahin drastischsten Brände im Rax-Gebiet auf etwa 120 Hektar aus. Auch rund um Österreich brannte es. Italien, Deutschland, Tschechien sowie Frankreich, Spanien, Portugal und Griechenland kämpfen diesen Sommer mit katastrophalen Waldbränden. Diese haben laut Vacik auch hierzulande zu mehr Bewusstsein geführt. "Die Leute haben selber schon den Rauch in der Nase, wenn sie im Urlaub am Strand liegen", sagt der Waldexperte. "Sie merken, dass es wirklich schlimm ist."

Aktionsprogramm Waldbrand
Auch von der Politik bekommen Waldbrände mehr Aufmerksamkeit. Vacik ist Teil des Aktionsprogramms Waldbrand, das in Kooperation mit der Regierung und mehreren Institutionen entstanden ist. Neben Geldern für Löschfahrzeuge oder der Erkennung von Waldbränden werden auch Maßnahmen gefördert, die verhindern, dass es überhaupt brennt. Im Rahmen des Programms stehen für die Waldbrandbekämpfung und -prävention insgesamt 9,8 Millionen Euro zur Verfügung.

Doch welche Maßnahmen schützen den Wald vor den Flammen? Laut der Studie der Boku können unter anderem sogenannte waldbauliche Maßnahmen die Wälder schützen, also bestimmte Eingriffe in deren Aufbau. Denn bei der Ausbreitung oder Entstehung von Feuern ist demnach auch entscheidend, wie sich der Baumbestand zusammensetzt.


Der Waldbrand im Jahr 2021 in Hirschwang in der Marktgemeinde Reichenau an der Rax erstreckte sich über 120 Hektar.
Foto: APA/ALEXANDER FECHTER

Besonders anfällig für Brände sind reine Nadelwälder wie zum Beispiel Fichtenwälder, die in Österreich die häufigste Baumart darstellen. Generell enthalten Nadelbäume neben Harz auch Öle, die das Holz leicht brennbar machen. Auch die Streu von Nadelbäumen auf dem Boden ist entzündlicher als von Laubhölzern. Vacik plädiert daher dafür, beim Anbau auf ein breitgefächertes "Portfolio" an Bäumen zu setzen, ähnlich wie bei Aktien. Die Logik dabei ist, dass wenn eine Baumart unter bestimmten Bedingungen leidet, andere wiederum überleben. Buchen sind eher empfindlich, während Eichen, Linden oder der Spitzahorn bei Feuer resistenter sind. Doch auch bestimmte Nadelbäume wie Weiß- oder Schwarzkiefer sind aufgrund ihres Vorkommens in Ökosystemen, die für Feuer anfällig sind, durch eine dicke Rinde besser angepasst.

Brandschutzschneisen und Pufferzonen
Länder wie Italien, Deutschland oder Slowenien setzen zunehmend auf waldbauliche Techniken, die vor Feuern schützen sollen. Deutschlands Wälder profitierten durch Streifen aus Laubhölzern, die große Nadelholzflächen unterteilten. Zudem waren Pufferzonen ohne Vegetation an Straßen und Eisenbahnlinien hilfreich. Wirft jemand eine Zigarette aus dem Autofenster oder sprüht ein einfahrender Zug Funken, kann sich ein Feuer ohne Nahrung nicht verbreiten. In Slowenien schützen sogenannte Brandschutzschneisen die Risikogebiete. Darunter kann man sich einen mindestens 20 Meter breiten Streifen vorstellen, auf dem es keinen Bewuchs gibt. In Italien werden gefährdete Bäume bewusst gefällt und neue angepflanzt. Laut der Studie ist Österreich aber zurückhaltend, was solche Maßnahmen angeht.

Zugleich seien besonders artenvielfältige Wälder nicht automatisch gut gegen Waldbrände aufgestellt, so Vacik. Ein naturnaher oder natürlicher Wald hat mehr "Struktur", also unterschiedlich hohe Bäume in verschiedenen Altersklassen. "Bei einem strukturierten Wald ist die Wahrscheinlichkeit für eine Feuerleiter viel größer", sagt Vacik. Das Feuer könne entlang der unterschiedlich hohen Vegetation schneller hoch in die Baumkronen klettern. Sogenannte Kronenfeuer setzen wesentlich mehr CO2 frei und schaden dem Wald mehr als Brände am Boden. Zugleich ist die Auswahl an Bäumen auch immer abhängig von der jeweiligen Umgebung. Je trockener, lichter und heißer ein Waldstück ist, desto geringer die Auswahl an Bäumen, so Vacik. Solche Maßnahmen müsse man daher immer auf lokaler Ebene einschätzen, meint Vacik.

Maßnahmen von Fall zu Fall
Ein gutes Beispiel für die Zielkonflikte im Wald ist die Frage um Totholz. Einerseits ist Totholz essenziell für das Mikroklima und beherbergt wichtige Insekten und Pilze. Andererseits kann trockenes Totholz an Feuerhotspots Brände verstärken. In Fall des Rax-Brandes konnte man laut Vacik sehen, dass abrollende tote Stämme dazu beigetragen haben, dass sich das Feuer rascher ausbreitete. Dennoch meint Vacik: "Man braucht nicht nur einschichtige, ausgeräumte Wälder." Vielmehr sollte man zwischen den Zielen des Waldeigentümers, der Gefahrensituation und den passenden Maßnahmen abwägen.

Waldbesitzerinnen und -besitzer würden ihre Wälder bereits resistenter machen, ohne speziell auf Waldbrände einzugehen. Die Motivation kommt laut Vacik oft von woanders. Viele wollen ihre Wälder klimafitter machen, vor Sturmschäden oder vor einem Schädlingsbefall durch Borkenkäfer schützen und würden damit den Wald automatisch gegen Brände schützen. In Ortschaften, in denen es bereits gebrannt hat, haben die Menschen Vacik zufolge ein stärkeres Interesse daran, künftige Brände zu vermeiden. Gemeinden wie das niederösterreichische Saubersdorf oder Bad Bleiberg in Kärnten haben bereits mit der Boku zusammengearbeitet, um zu ermitteln, wo genau das Brandrisiko hoch ist, damit Maßnahmen speziell in Gefahrenzonen umgesetzt werden.

Das Institut für Waldbau an der Boku arbeitet daher auch mit dem Landwirtschaftsministerium an einer Waldbrandrisikokarte, um die Gefahr besser regional einschätzen zu können. Laut Vacik könne man nicht österreichweit entscheiden, wie feuerresistente Wälder aussehen sollen. Es sei vielmehr wichtig einzusehen, wo genau das Brandrisiko hoch ist, um von Fall zu Fall über Maßnahmen zu entscheiden.
(Isadora Wallnöfer, 6.9.2022)
Wie Österreichs Wälder dem Feuer standhalten können
 
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