Baumwollspinnerei-Oberwaltersdorf

H

Harald 41

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#1
Da ich hin und wieder durch Oberwaltersdorf fahre, und mich der Schlot schon länger neugierig machte, nahm ich mir vorige Woche etwas Zeit zum recherchieren.

Zusammenfassung:

Baumwollspinnerei Gebrüder Gradner,
später Litzen und Spitzenfabrik A. Rudolph

Erbaut: 1819-1821
Stilllegung 1945

1941 wurde die Fabrik für Zwecke der Rüstungsindustrie belegt und in eine Präzessionsschraubenfabrik umgestaltet.

Heute erhalten sind noch die Spinnerei, Weberei und Färberei sowie das Kesselhaus mit dem Schornstein.
An der Fabrikstrasse befinden sich noch Arbeiterwohnhäuser, an der Rückseite der Fabrik befindet sich noch das Beamtenwohnhaus:

Ebenfalls hinter der Fabrik befinden sich Reste einer ehemaligen Wehranlage am Werkskanal.

Was ich gut finde, die heute noch erhaltenen Gebäude werden in Lofts umgebaut, so bleibt zumindest der Fabrikscarakter aussen erhalten.

Hatte vorige Woche ein kurzes Gespräch mit dem Verwalter, dieser gestattete mir das Ensemble von aussen zu Fotografieren, von innen nicht.:D

LG Harry

http://www.pfaffstaller.com/content2009.htm
 

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T

travelmate

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#5
die derzeitigen Arbeiterwohnungen dort sind ein Stein im Auge... Oberwaltersdorf ist bei so manchen Leute mit viel Geld sehr beliebt...
 
#6
Beim gestrigen Besuch in Oberwaltersdorf konnte ich feststellen, dass dort gar nix passiert. Beim Architekt waren wohl die Augen größer als der Magen..
Hallen leergeräumt, keine größeren Beschädigungen.





 
#7
Neues zur ehem Litzen- und Spitzenfabrik

Inzwischen wurde die Sanierung der eigentlichen Fabriksgebäude weitgehend über die Bühne gebracht und bereits ein Gutteil der Lofts an Mann oder Frau gebracht. Die als Gewerbeflächen vorgesehenen Teile harren aber noch auf neues Leben. Besonders spannend wird wie die große Dampfmaschine letztlich tatsächlich erhalten wird.
Das das BDA dem Zumauern der Fenster der "Lagerhalle" zum Garagenbau zugestimmt hat, wo selbst die Farbe von Markisen und Sonnenschutzrollos bis ins Detail vorgeschrieben wurde, hat mich als Historiker doch eher verwundert.
Insgesamt aber ein wirklich tolles Projekt zur Rettung des industriegeschichtlichen Erbes.
Was schade ist, ist dass die südlichen Arbeiterwohnhäuser einem anderen Eigentümer gehören und nicht in das Gesamtkonzept zur Sanierung miteinbezogen werden konnten.
 

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Jago3

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#11
Das Besten an dem Projekt sind die Taubenzecken die in den letzten Wochen überall aus den Mauern gekrochen gekommen und über die neuen Bewohner hergefallen sind :eek: - echt lecker :confused::mad:
 

Bunker Ratte

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#12
Weil ich heute in Oberwaltersdorf etwas erledigen musste, nutzte ich gleich die Gelegenheit, mir das Fabriksgelände der Ehem. Baumwollspinnerei anzusehen. Da die Renovierungsarbeiten des Maschinengebäudes noch nicht abgeschlossen sind, konnte ich mir das näher ansehen. Für mich war es wieder einmal ein Erlebnis... War noch nie einem Schornstein und einer Dampfmaschine so nahe! Ich hoffe, daß die Maschinen als Denkmal erhalten bleiben so wie es hier in dem Loftprojekt beschrieben wird. Es wäre echt schade um das Geschichtsträchtige Metall. Und somit habe ich euch wieder einige Aufnahmen des Maschinenobjektes und der Umgebung mitgebracht.

Meines Wissens wurde der Schornstein und die Restlichen Gebäude renoviert!
Aussenansichten & Schornstein


87.jpg
 

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HF130C

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#16
Vielen Dank für die tollen Ansichten, besonders die Dampfmaschine hat es mir angetan.

Ein wenig komme ich mit dem Zustand der Maschine nicht klar: Sie ist irgendwie zerlegt, eine Pleuelstange abmontiert und was am Meisten verwundert ist das eine offene Hauptlager und die abgebauten Steuerexzenter, auch eine außenliegende Kolbenabstützung fehlt. (vgl. Nr 60 mit 61)

Dieser Zerlegezustand ist etwas ungewöhnlich, hätte man die Maschine verschrotten wollen, so wäre der Autogenschneider gekommen. Allenfalls könnten das Versuche einer Demontage zur Verbringung anderswohin sein, etwa in ein Museum.

Oder ist die Maschine bereits von einem anderen Raum hierher übersiedelt und nicht fertig / unsachgemäß zusammengebaut worden? Die recht neu aussehenden Betonfundamente könnten dafür sprechen, auch fehlt irgendwie der Abtrieb mit den Riemen vom Schwungrad zu den Transmissionswellen. Ok, die Riemen könnten in den unteren Stock gelaufen sein. Edit: Ja, es gibt diese nach unten gemäß den weiteren Bildern!

Auf Bild 58 sieht man solche Transmissionswellen auf offenbar neuen Betonfundamenten. Konntest du erkennen, ob sich diese irgendwie in Riemenreichweite des Dampfmaschinen-Schwungrades befinden oder sich nur "irgendwie" in einem Eck befinden? Möglicherweise in einem anderen Raum? Nach den weiteren Bildern ist der Ort wohl der originale. Den Kellerunterbau wird man nicht übersiedeln können....

Interessant sind die beiden Pumpen (oder ist es nur eine?) im Keller. Wofür hat man diese gebraucht?

Noch eine Frage: Liegen die fehlenden großen Teile (die von z.B. Bild 61) noch irgendwo herum?

Ich befürchte, dass der Erhalt der Dampfmaschine eine Auflage des Denkmalschutzes gewesen ist und kein museales Interesse daran besteht, und entsprechend lieblos und unfachmännisch den Wünschen des Denkmalamtes Genüge getan wurde.

Bleibt der derzeitige Zustand so wie er ist, dann ist das zwar besser als gar nichts, aber trotzdem schade.

Allzu viele fest eingebaute Großdampfmaschinen, noch dazu mit 2 Zylindern, gibt es in Österreich nicht mehr, Betriebsfähige wohl gar keine? Dabei wäre ein Demobetrieb mit Druckluft durchaus einfach und billig zu erreichen, wenn man das eben will und die Substanz noch vorhanden ist.

Eventuell kennt jemand der Forumsteilnehmer noch weitere solche Großdampfmaschinen? (in Fohnsdorf im Bergbaumuseum gibt es so eine noch ...). Hinweise wären interessant, danke!

Edit: Anhand weiterer Bilder den Text verfeinert.
 
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Bunker Ratte

Well-Known Member
#17
Vielen Dank für die tollen Ansichten, besonders die Dampfmaschine hat es mir angetan.
Hallo HF130C,
danke... danke..., mich hat das ganze überhaupt fasziniert, weil ich solche Maschinen in Natura noch nie sah.

Ein wenig komme ich mit dem Zustand der Maschine nicht klar: Sie ist irgendwie zerlegt, eine Pleuelstange abmontiert und was am Meisten verwundert ist das eine offene Hauptlager und die abgebauten Steuerexzenter, auch eine außenliegende Kolbenabstützung fehlt. (vgl. Nr 60 mit 61)
Also, das die Maschinerie nicht komplett ist und einige Teile fehlen dachte ich mir schon. Ich sah jedoch keine Losen Teile die dazu gehören könnten in der Umgebung, eventuell in einem Anderen Gebäude?

Dieser Zerlegezustand ist etwas ungewöhnlich, hätte man die Maschine verschrotten wollen, so wäre der Autogenschneider gekommen. Allenfalls könnten das Versuche einer Demontage zur Verbringung anderswohin sein, etwa in ein Museum.
Ich vermute das die Maschine hier neu Aufgebaut wurde und noch nicht fertig ist, es wurde im Obergeschoß so ziemlich alles neu betoniert.
Meiner Meinung nach jedoch im gleichen Gebäude, weil im Erdgeschoss ist noch alles im Originalzustand.

Auf Bild 58 sieht man solche Transmissionswellen auf offenbar neuen Betonfundamenten. Konntest du erkennen, ob sich diese irgendwie in Riemenreichweite des Dampfmaschinen-Schwungrades befinden oder sich nur "irgendwie" in einem Eck befinden?
Dies kann ich sicher sagen, das es nicht zusammen passt, weil die sogenannten Transmissionswellen sich nicht auf einer Linie des Schwungrades der Dampfmaschine befinden. Außer es gibt hier irgendwelche Umlenkrollen oder der gleichen?

Interessant sind die beiden Pumpen (oder ist es nur eine?) im Keller. Wofür hat man diese gebraucht?
Es ist nur eine Pumpe im Erdgeschoß, Keller habe ich keinen gesehen. Jedoch dürfte hier nichts neu betoniert oder der gleichen gemacht worden sein. Die dürfte hier gestanden haben, vielleicht wurde hier Wasser vom Kanal gepumpt?

Noch eine Frage: Liegen die fehlenden großen Teile (die von z.B. Bild 61) noch irgendwo herum?
Leider Nein.

Ich befürchte, dass der Erhalt der Dampfmaschine eine Auflage des Denkmalschutzes gewesen ist und kein museales Interesse daran besteht, und entsprechend lieblos und unfachmännisch den Wünschen des Denkmalamtes Genüge getan wurde.
Das befürchte ich leider auch. Weißt du wo man solche Maschinen noch in Betrieb sehen kann, z.B in einem Museum?
Ich würde auch gerne erfahren welches Baujahr die Maschine hat bzw. wer der Hersteller ist, die Typenschilder oder der gleichen dürften verloren gegengen sein. Habe alles mit Taschenlampe abgesucht, aber auf dem vielen Metall nichts gefunden.

Lg
Michi
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#18
„Die Spinnerei ist ein faszinierender Ort. Ihre Backsteinbauten haben noch Stützen aus Gusseisen und eine Deckenkonstruktion aus Holz, sogar Teile der alten Transmissionsantriebe sind erhalten“, zeigt sich Pedit fasziniert von dem Projekt. Der Fabrikstrakt mit den vier Meter hohen Räumen ist zum Wohnen und Arbeiten in Lofts mit einer Größe von 120 bis 360 Quadratmetern gedacht. Das Maschinenhaus in der Mitte wirkt wie eine Kirche: hier steht noch eine Dampfmaschine mit riesigen Schwungrädern. Sie soll im künftigen Clublokal für Atmosphäre sorgen. Im obersten Geschoß ist ein Ausbau mit Maisonetten und Freiraum am Dach geplant.
Zitat Quelle: Architekturtage 2012: Veit Pedit präsentiert Loftprojekt | osttirol-heute.at
Mal sehen was daraus wird?!
 

HF130C

Well-Known Member
#20
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten!

Das mit dem Clublokal klingt nicht so toll, aber besser als gar nichts, wir sind ja in Österreich, da muss man genügsam sein was technische Kultur betrifft ....
Das Clublokal könnte auch die neuen Betonfundamente erklären, eventuell wird die Dampfmaschine ja die Bartheke :confused:

Ich dachte irrtümlich, dass die Dampfmaschine im Erdgeschoß steht, und somit unterhalb die Pumpe im Keller, wie es meistens der Fall ist. Das ist ja eine interessant Konstruktion.

Dies kann ich sicher sagen, das es nicht zusammen passt, weil die sogenannten Transmissionswellen sich nicht auf einer Linie des Schwungrades der Dampfmaschine befinden. Außer es gibt hier irgendwelche Umlenkrollen oder der gleichen?
Umlenkungen hat es gegeben, aber wenn es ging hat man sie vermieden, insbesonders antriebsseitig wegen den Kraftverlusten, die dort entstehen.

Wobei: Bild 71 zeigt so eine Getriebeumlenkung, sogar direkt vom Schwungrad angetrieben. Diese müsste ein Schraubengetriebe aufweisen, d.h. die Zahnräder haben eine schraubenförmige Verzahnung. Diese läuft im Ölbad wie man sieht, aber das Teil scheint doch moderner als die Dampfmaschine zu sein, obwohl es auch schon alt ist.

Weißt du wo man solche Maschinen noch in Betrieb sehen kann, z.B in einem Museum?
In Österreich kenne ich ad hoc nur die ähnlich gebaute Dampfmaschine in Fohnsdorf, die ist aber ein (weitgehend komplettes) Standmodell. Eigentlich schade, man könnte sie relativ einfach in betrieb nehmen, wenn die Komponenten noch intakt sind.

Eventuell weiß Josef etwas über das Vorhandensein solcher großen Dampfmaschinen in Österreich, möglicherweise auch im Vorführbetrieb?

Vorläufig bleibt nur der Blick ins Ausland:

Etwa hier, wo man eine solche Maschine in Betrieb sieht, einfach mit Druckluft angeblasen (dazu benötigt man nur einen besseren Baustellenkompressor ...)

Selbstverständlich gibt es diverse Originale in Betrieb im deutschen Museum in München (in Wien gibts keine vorführbare, Großdampfmaschine mehr oder täusche ich mich?)

Oder hier eine Einzylindermaschine, die in Anlaufstellung gebracht werden muss und sogar mit Echtdampf betrieben wird (was natürlich ein ganz anderes Geruchs- und Wärmeerlebnis ist)

Sehr beeindrucken ist dieser Film, der eine Echtdampfmaschine gleich mit kompletter Museumsfabrik (eine Weberei) zeigt, und wo man auch die Transmissionen wunderbar im Betrieb sehen kann. Freilich - wenn man das persönlich erleben will, muss man nach England fahren ...

Irgendwie wird einem als Technikfreak dabei klar, wie andere Länder mit technischer Kultur umgehen ...... und wie wenig Österreich dafür tut .... aber ja, immerhin gibts in Oberwaltersorf bald einen Clubraum mit Dampfmaschinendekoration ...

Wenn ich mir das retuschierte Bild auf der Seite ansehe fehlen hier ja noch mehr Teile, oder irre ich?
An sich nicht, aktuell ist lediglich eine (falsche) Abdeckplatte (silbrig schimmernd) anstelle des fehlenden Verschlusses geschraubt. Aber das Foto beweist, dass die Teile schon länger abgebaut waren, aber warum?
 
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