Bezirksmuseum Wien-Leopoldstadt: Ausstellung über die Schicksale von homosexuellen Menschen in der NS-Zeit

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Homosexualität in der NS-Zeit im 2. Bezirk
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Das Bezirksmuseum Leopoldstadt zeigt aktuell eine Ausstellung über die Schicksale von homosexuellen Menschen, die in der NS-Zeit verfolgt worden sind. Vorgestellt werden 17 Lebensgeschichten und damals wichtige Treffpunkte queerer Menschen im 2. Bezirk.
Online seit heute, 6.05 Uhr
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„Entscheidend bei der Auswahl der Geschichten war eine große Diversität der Schicksale“, so Kurator Andreas Brunner in einer Aussendung des Museums. Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit von QWien, dem Zentrum für queere Geschichte, und der Stabstelle Bezirksmuseen des Wien Museums. Sie trägt den Titel „Als homosexuell verfolgt. Leopoldstädter Schicksale aus der NS-Zeit“ und hat das Ziel, tiefe Einblicke in die homosexuelle Subkultur der Zeit zu geben.

Der Prater als Ort queeren Lebens
Der Prater soll aufgrund seiner Belebtheit und der verminderten sozialen Kontrolle als beliebter Ort für lesbische Frauen und homosexuelle Männer fungiert haben. Aber auch Lokale wie das Gasthaus „Zur schönen Schäferin“ im Wurstelprater, oder das „Eminger“ am Praterstern seien Teil des queeren Lebens gewesen, heißt es seitens des Museums. Außerdem werden Wiener Bäder erwähnt, die als beliebte Treffpunkte homosexueller Männer gegolten haben sollen. Etwa das Dianabad oder das Römische Bad.

„In Gaststätten unterhielten ‚Damenimitatoren‘, vor den Kinos warteten junge Männer auf Kunden, der große Gastgarten der Schönen Schäferin war auch bei Lesben beliebt, Freundeskreise, Sex und Liebschaften, Liebe und Beziehungen. All das gab es trotz Verfolgung“, beschreibt Kurator Brunner. Als sich die Verfolgung durch die Nazis intensivierte, wurde vieles davon jedoch zerstört: Einige erhielten laut dem Museum Kerkerstrafen, andere wurden in Konzentrationslagern ermordet oder hingerichtet.

Wien Museum
Eine Postkarte, vermutlich aus dem Jahr 1935, zeigt das Riesenrad im Prater bei Nacht

Dokumente der Verfolgung als Quelle
Es sei schwierig gewesen, die Lebensgeschichten der Betroffenen zu rekonstruieren, so Brunner. Quellen für die Schau waren Dokumente der Verfolgung. Diese seien in einer behördlichen, oft abwertenden Sprache verfasst und hätten den Zweck gehabt, die Verfolgten zu überführen. Das Verbrechen, das ihnen vorgeworfen wurde, war laut Akten „Unzucht wider die Natur“.

Es seien vor allem Unterprivilegierte gewesen, die von der Verfolgung betroffen waren. In der Ausstellung will man sich diesen widmen und ihre Schicksale aufzeigen. Etwa die Geschichte dreier von der Kripo verfolgter Frauen oder der Gestapo, die homosexuelle Freundeskreise ausgehoben habe. Man wolle von Menschen erzählen, die „ums Überleben kämpften und trotzdem ihrem Begehren folgten“.

Ausstellung bis 30. Juni
„Es ist wichtig, diese Lebensgeschichten als Teil der Wiener Stadtgeschichte zu begreifen“, betont Andreas Brunner. „Auch wenn sie im Verborgenen leben mussten, gehörten Menschen, die gleichgeschlechtlich begehrten, zum diversen Leben der Großstadt Wien". Die Ausstellung ist bis 30. Juni im Bezirksmuseum Leopoldstadt zu sehen.

Ausstellungshinweis
„Als homosexuell verfolgt. Leopoldstädter Schicksale aus der NS-Zeit“ im
Bezirksmuseum Leopoldstadt,
Karmelitergasse 9,
von 14. Februar bis 30. Juni 2024

17.02.2024, red, wien.ORF.at

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