Bruchsal: Seltenes "Panzernest" (stählerner transportfähiger Kleinbunker) gefunden

josef

Administrator
Mitarbeiter
#1
Pressemitteilung vom "Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg" vom 10.03.2021:

Seltenes „Panzernest“ der Wehrmacht in Denkmalliste aufgenommen
10.03.21
Pressemitteilung Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Bau- und Kunstdenkmalpflege
Das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart hat ein sogenanntes „Panzernest“, einen transportfähigen Kleinstbunker der Wehrmacht, in die Denkmalliste aufgenommen und somit unter Schutz gestellt. Es handelt sich dabei um einen stählernen, 3,5 Tonnen schweren Bunker, der ursprünglich mit einem Maschinengewehr ausgestattet war und in provisorische Feldstellungen eingebaut werden konnte. 1944 wurden, soweit bekannt, 13 dieser Panzernester nach Baden geliefert. In der Bundesrepublik Deutschland sind nur wenige Exemplare überliefert. Das jetzt bei Abbrucharbeiten in Bruchsal zufällig geborgene Panzernest ist bislang das einzig bekannte in Baden-Württemberg.

„Denkmale wie das Panzernest sind unbequem, weil sie uns an die dunklen Abschnitte unserer Geschichte erinnern. Umso mehr ist es wichtig, sie für die Nachwelt zu erhalten. Das Kriegsrelikt ist aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen ein Kulturdenkmal, an dessen Erhaltung ein öffentliches Interesse besteht. Anhand dieses kleinen Bunkers können die historischen und politischen Entwicklungen in der Endphase des zweiten Weltkrieges der Öffentlichkeit sehr gut vermittelt werden," sagte Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart.

Aufmerksam wurde das LAD auf den Kleinstbunker durch seinen ehrenamtlich Beauftragten Patrice Wijnands. Er erfasst, dokumentiert und erforscht seit vielen Jahren die Überreste der zwischen 1935 und 1940 gebauten Westbefestigungen, die in der Öffentlichkeit unter dem Begriff „Westwall“ als ein 630 Kilometer langes Befestigungssystem bekannt geworden sind.

Mit tatkräftiger Unterstützung der THW-Ortsverbände Waghäusel, Oberhausen-Rheinhausen und Ludwigsburg konnte das Panzernest an eine sichere Stelle verbracht werden, wo es wissenschaftlich untersucht werden soll. Neben technischen Fragen, zum Beispiel zur Herstellung und zum Waffensystem, ist unter anderem noch unklar, warum sich das mobile Relikt des Feldbefestigungsbaus scheinbar deplatziert, weit vom Rheinufer entfernt, am Rand der Stadt Bruchsal befand. Auch eine mögliche Zugehörigkeit zu einem in der Nähe gelegenen Stützpunkt der „Luftverteidigungszone West“ wird untersucht.
Die Bedeutung der denkmalfachlichen Vermittlung bekräftigt neben Claus Wolf auch Patrice Wijnands nachdrücklich: „Die Botschaft, dass auch Relikte des Zweiten Weltkrieges denkmalwürdig sein können, ist zentral und wichtig für die Aufarbeitung der Geschichte. An solch authentischen Relikten lässt sich der Wahnsinn von Diktatur und Krieg unmittelbar erfahren.“
1615556064828.png
Abb. 1: Das sogenannte Panzernest,
Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/ Bild: Bernd Hausner

1615556120004.png
Abb. 2: Transport durch das THW, Quelle: Patrice Wijnands

Für Rückfragen steht Ihnen die Pressestelle des Regierungspräsidiums Stuttgart unter der Telefonnummer 0711/904-10002 oder per E-Mail an pressestelle@rps.bwl.de gerne zur Verfügung.
Seltenes „Panzernest“ der Wehrmacht in Denkmalliste aufgenommen
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#2
Kannte bisher nur die diversen "Kleinbunker", hauptsächlich aus Beton, wie z.B. die "Splitterschutzzellen", Kugelbunker usw.. Hatte noch nie etwas von den stählernen "Panzernestern" gehört. Nach einer kurzen "Googlerei" fand ich einen weiteren Artikel aus der Lausitz aus 2014, wo das Ding als "Schweineschnauze" bezeichnet wird (wurde):

"Schweineschnauze" wird ausgestellt
Es sind 3,2 Tonnen rostiger Stahl, die für große Freude im Brandenburgischen Textilmuseum sorgen. Gerade ist eines der Panzernester vom Landesamt für Denkmalpflege als Ausstellungsstück nach Forst zurückgekehrt. Vor einem Jahr wurde dieser MG-Bunker im Boden an der Neiße entdeckt die zweite dieser im Volksmund genannten "Schweineschnauzen" kommt nach Seelow.

3,2 Tonnen schwere Attraktion am Haken: Andreas Köpp schiebt das Panzernest an den richtigen Standpunkt.
© Foto: Selmons

Theoretisch hätten sie auch auf dem Schrott landen können, die Panzernester, die vor gut einem Jahr bei Arbeiten auf der Baustelle am Kegeldamm gefunden wurden. Doch es kam zum Glück anders. "Das Objekt ist untersucht worden", erklärt Martin Petzel, Gebietsbodendenkmalpfleger beim Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege Wünsdorf. Weil dabei der Denkmalwert ermittelt wurde, sei es erhalten worden.
Als am Freitagnachmittag ein schwerer Lkw des Technischen Hilfswerks (THW) aus Seelow von der Sorauer Straße auf das Gelände des Textilmuseums einbiegt, ist die Aufregung groß. Andreas Köpp vom Geschichts- und Heimatverein Platkow bei Seelow hat den Transport organisiert. Denn am gleichen Tag hat das zweite in Forst gefundene Panzernest ein neues Zuhause gefunden - in Platkow. "Unser Haus soll eine militärhistorische Ausstellung aufbauen", sagt er. Deshalb bleibt eine der "Schweineschnauzen" an der Oder. "Diese Dinger haben absoluten Seltenheitswert", ordnet er das Ausstellungsstück ein. Die Spezialisten in Wünsdorf seien "regelrecht traurig" gewesen, als der Transport anstand. Nun hängt das Panzernest am Tragarm des THW-Lkw und schwebt zu Boden.

Roland Pawelczyk vom Platkower Geschichts- und Heimatverein deutet in den Innenraum des Mini-Bunkers. Denn jetzt ist auch klar, was technisch alles los war in den "Schweineschnauzen". Er deutet auf Lüftungsanlage im Inneren, die von der Zwei-Mann-Besatzung per Beinarbeit über Pedale betrieben werden musste. Denn, so Pawelczyk, wenn die Soldaten im Innern den Abzug ihres Maschinengewehrs MG 34 drückten, musste der entstehende Pulverdampf aus dem Panzernest gezogen werden. Dann hieß es für die Soldaten: Kräftig in die Pedale treten. Damit die Besatzung überhaupt etwas sah, waren Periskope - ähnlich wie in einem U-Boot - in dem Panzernest montiert. Einziger Luxus: ein kleiner Ofen für die kalten Winter. Der Typ Panzernest sei hauptsächlich im Osten eingesetzt worden, erklärt Andreas Köpp. Viele der Anlagen seien auch als Trophäen mitgenommen worden. So erklärt sich, dass nur noch wenige dieser Panzernester erhalten sind. Köpp weiß nur von einem Objekt im militärhistorischen Museum in Dresden. "Das ist eine echte Attraktion", sagt er.

Entsprechend groß ist die Freude bei Mitarbeitern des Brandenburgischen Textilmuseums. Angela Maaß vom Museumsverein strahlt. "Die Freude ist groß", sagt sie. Das Museum hatte einen Antrag gestellt, um an eines der Denkmale heranzukommen. Bereits ab dieser Woche kann das Panzernest im Textilmuseum zu den normalen Öffnungszeiten begutachtet werden. Derzeit ist es in einer der Garagen auf dem Hof untergebracht. Laut Angela Maaß sollen demnächst Tafeln mit Erläuterungen zu der Forster "Schweineschnauze" angebracht werden.
18. März 2014, •Forst
"Schweineschnauze" wird ausgestellt
 
#7
In der Dokumentation zum Westwalltag 2011 gibt es auf 12 Seiten einen ausführliche Artikel mit vielen Bildern, Schnittzeichnungen etc. dazu.
Gruß
Arno
 
Oben