Bunkeranlage Remise Zillingdorf (nähe Fondsgut in Pöttsching)

#1
Grüß euch,

lese hier schone einige Zeit mit und bin begeistert, es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken in der Gegend rund um Pöttsching!

In der Nähe des Fondsgut bei Pöttsching auf Zillingdorfer Hotter stand bis 2017 eine Bunkeranlage. Die Gemeinde Zillingdorf als Eigentümer hat diese 2017 zum Teil abgerissen und mit Erde abgedeckt. Hier der Artikel aus dem Ortsblatt Zillingdorf vom Dezember 2017 (siehe Seite 5):

http://www.zillingdorf.at/srv/img.ashx?id=1020506563

Im Anhang Luftbilder aus Google Earth aus 2017.

Wer weiß mehr über die Anlage?

LG Martin
 

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josef

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#2
Soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann, handelt es sich dabei um Relikte der "Raumverteidigung", also um ehemalige FAn des ÖBH und keine Bunker aus der Zeit des WKII. Der Hinweis in der Gemeindezeitung "nach ihrer Stilllegung..." deutet auch darauf hin!

1583737562227.png
Siehe hier, Karte Beitrag #1, die zitierten Bunker liegen genau hinter der dem Sperrbataillon 122 zugewiesenen Verteidigungslinie.

1583738730725.png
 
#3
Servus Josef,

danke für deine Antwort. Die FAN's der Wiener Neustädter Pforte kenne ich mittlerweile recht gut. Folgendes dazu:

-Tatsächlich befindet sich eine intakte FAN in nur 40m Luftlinie vom beschriebenen Objekt in der Remise. Eine weitere FAN im näheren Umfeld.
-Die FAN's wurden aller Anfang der 2000er Jahre vom ÖBH "versiegelt". Abriss ist mir keiner bekannt.

-Die Bauform der Remise Bunkeranlage scheint anders zu sein, soweit ich das aus den Google Luftbildern ablesen kann.
-Die V-förmige Bunker Öffnung/Struktur zeigt in Richtung Wiener Neustadt, nicht nach Ungarn.
-Auch die verbliebenen Reste (Drainage Kanal mit Betonrohr) schaut recht alt aus
-Am beschrieben Gelände liegt auch WW2 Munition. Zumindest eine Gewehr Granate? konnte ich ausfindig machen.

LG Martin
 

josef

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#4
-Die Bauform der Remise Bunkeranlage scheint anders zu sein
Es gab ja nicht nur FAn mit "Centurion-Türmen", ältere Bauarten waren oftmals mit "Scharten" versehen bzw. gab es auch andere Bauformen (Kdo., FM- usw. Bunker...).
Bunker Öffnung/Struktur zeigt in Richtung Wiener Neustadt, nicht nach Ungarn.
Eventuell Eingangsbereich, der "Angriffsseite" entgegengesetzt/abgewandt?
Will mich aber nicht festlegen, vielleicht kommt etwas nach?
 
#5
Hier noch ein Screenshot aus der Orthographiekarte von GIS Burgenland. Gut zu erkennen ist der Eingangsbereich im Norden/Osten und der Geschützstellungsbereich?? im Süd/Westen:
Remise.jpg

ÖBH FAN's in der Ebene haben meiner Erfahrung nach in der Regel einen aufgesetzten 360° drehbaren Turm...
 

josef

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#6
ÖBH FAN's in der Ebene haben meiner Erfahrung nach in der Regel einen aufgesetzten 360° drehbaren Turm...
Ja, die später hinzugekommenen hatten einen aufgesetzten Turm. Die Anlagen der "ersten Stunde" (1960iger Jahre - "Schleinzer Linie") sowohl in der "Brucker- als auch der Wiener Neustädter Pforte" waren "Schartenbunker", hatte nichts mit dem Gelände (-> in der Ebene...) zu tun! Erst bei später erfolgten Ausbauten/Verstärkung kam es zum Einsatz der "aufgesetzten" Pz-Türme. Ich kenne die FAn-Linie im Bereich der Felder im Raum Pöttsching nicht, kann mich aber auf einige "Scharten-Anlagen" im Raum Steinbrunn erinnern...
Hier unter Beitrag #3 und Beitrag #5 sieht man solche "alten" Anlagen der "Erstausstattung". Wobei die ursprünglichen 8,34 cm "Charioteer - Türme" später auch ein Update der Kanone auf Kaliber 10,5 cm erhielten.

Noch etwas:
Wenn ich mir den Screenshot ansehe, könnte ja Eingangs- und Schartenbereich genau umgekehrt gewesen sein! Z.B. rPak oder sMG Stellung mit kleiner Scharten-Öffnung, dann würde die Richtung "Feindseite" wieder passen...?

Es gibt bestimmt Experten, die uns genaueres darüber berichten können... :)
 

josef

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#7
Screenshot Laserscan aus NÖGIS zeigt typische Grundstücksgrenzen für FAn:

1583769238153.png
Die Vertiefungen am "Remisen-Grundstück" sehen nach Bombentrichtern aus (-> Notwurf ?) , wäre damit also auch ein Bezug zum WKII gegeben...;)
 
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#8
Nach einem Telefonat mit einem Gemeindevertreter von Zillingdorf ist das Rätsel nun gelöst:

--> Josef hat Recht, es handelte sich um zwei ÖBH FAN's. Nach dem die Anlage für "Wehrsportveranstaltungen" missbraucht wurde hat sich die Gemeinde entschieden die Anlage abzutragen.

Offen bleibt für mich:
-die ungewöhnliche Struktur sowie Ausrichtung der Anlage (vor allem unter Berücksichtigung der anderen FAN's in der Umgebung...)
-Die Bombenkrater? am Gelände sowie die WK2 Munitions Reste am Gelände -->Zufall?
 

josef

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#9
Offen bleibt für mich:
-die ungewöhnliche Struktur sowie Ausrichtung der Anlage (vor allem unter Berücksichtigung der anderen FAN's in der Umgebung...)
Habe mir die Angelegenheit nochmals genauer angesehen:
Die "Scharten" befanden sich tatsächlich auf der linken Seite und die Kanone bestrich nur einen kleinen Sektor, wie am Foto des verbunkerten "Charioteer-Turmes" ersichtlich und wirkte in die Flanke der angenommenen Angriffsrichtung. Die Schussfelder der FAn-Kanonen waren nicht nur direkt in die Angriffsrichtung ausgerichtet, sondern auch überlappend mit anderen Anlagen... Dazu müsste man die Standorte der dort installierten weiteren FAn kennen...
Hier gibt es eine Skizze mit der Wirkrichtung der FAn-Kanonen aus den Bereich Petronell-Carnuntum, wo die gegenseitige flankierende Deckung gut erkennbar ist!

1583921081993.png 1583921116865.png
Ca. möglicher Schwenkbereich der Kanone eines verbunkerten "Charioteer" - Pz-Turmes
1583921167073.png
Mögliche Schussrichtung in die Flanke eines Angreifers bzw. ca. Standort mir bekannter weiterer ehemaliger FAn (Centurin-Türme) an der Straße von Neudörfl nach Pöttsching. Die Lage der anderen FAn im Raum zwischen Pöttsching und Zillingdorf sind mir nicht bekannt...
 
#10
Die beiden Bunker ähneln von ihrer Struktur eher einem ehemaligen Munitionsbunker. Der Wirkbereich (Schwenkbereich) einer FAn 10,5cm M68 (Charioteer Scharte) war höher bzw. waren die Winkel der Bunkerausläufer im Schartenbereich nicht soweit nach vorne gezogen. Tippe eher auf WW2 Bunker, welche vom ÖBH übernommen (siehe Standard Schachtabdeckung am Bild) und in die umliegenden FAn eingebunden wurden (Mannschaft, Führung, San, etc.).
 

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#12
Servus Charioteer! Sind dir vergleichbare WW2 Munitionsbunker an anderen Standorten bekannt?

Nochwas: Im unmittelbaren Umfeld befinden sich zwei weitere Anlagen. Eine konventionelle FAN und ein mir noch unbekanntes Objekt rot markiert ebenfalls mit Süd/West? Ausrichtung .
Remise2.png
 
#13
Servus Charioteer! Sind dir vergleichbare WW2 Munitionsbunker an anderen Standorten bekannt?
Die nicht unweit entfernten WW2 Anlagen in Lichtenwörth sind ja bekannt (Nebenwerk Wiener Neustadt, geplante A4 Prüfstände). Sehe da einen etwaigen Zusammenhang- noch dazu wollte man laut obigen Airborne Laserscan die beiden Bunker offensichtlich bombardieren (welche knapp verfehlt wurden).
 

josef

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#14
Die nicht unweit entfernten WW2 Anlagen in Lichtenwörth sind ja bekannt (Nebenwerk Wiener Neustadt, geplante A4 Prüfstände)
Will mich natürlich ohne belegbare Fakten nicht festlegen, glaube aber nicht, dass ein Zusammenhang mit dem "Vorwerk Süd" - Projekt A4 Prüfstand, besteht.
Auch auf der Standortskizze der "Flak-Batterien" der Flak-Gruppe WN sind dort direkt keine Batterie-Standorte eingezeichnet, also auch keine Kdo.- bzw. Meßbunker...
Die Bombentrichter könnten von einem Not- oder Fehlwurf stammen, wobei die Trichter nur auf den Feldern eingeebnet wurden und in der landwirtschaftlich "unproduktiven Fläche" der Remise belassen wurden...
Wenn es sich tatsächlich um WKII Bunker handelt, die in irgend einer Form vom ÖBH weiterverwendet wurden, wäre deren ursprüngliche Aufgabe/Nutzung schon interessant! Weiterhelfen können meines Erachtens nur Recherchen in den Gemeindeämtern bzw. Befragung älterer Personen, wobei es ja fast keine "wirklichen" Zeitzeugen mehr gibt!
 
#15
Will mich natürlich ohne belegbare Fakten nicht festlegen
Die Bombentrichter könnten von einem Not- oder Fehlwurf stammen, wobei die Trichter nur auf den Feldern eingeebnet wurden und in der landwirtschaftlich "unproduktiven Fläche" der Remise belassen wurden...
Das ist natürlich alles nicht belegbar. Fakt ist, dass die Bauform "Chariotter Scharte" mit der frontalen Panzerplatte eine Andere war. An einen Notabwurf glaub ich nicht. Beim Bau einer neuen FAn hätte man vorhandene Trichter (ich zähle sechs zwischen den beiden Bunkern) nur wenige Meter neben dem "Bauplatz" verfüllt und nicht einfach so belassen.
Aufklärung würde hier eine Frontalaufnahme von einen der beiden Bunker geben!

Am Foto vom Abbruch der beiden Bunker ist ein Wachbunker zu erkennen.
 

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#16
Grüß euch,

hab mir das Objekt oben in #12 rot markiert ebenfalls mit Süd/West Ausrichtung näher angesehen. Folgendes dazu:

-Die Anlage schaut im Laserscan ähnlich aus wie die Remise Bunkeranlagen, hat jedoch im Norden einen weitern Zubau
-Die Anlage wurde definitiv vom ÖBH errichtet oder übernommen

-Der nördliche Teil , mit dem Haupt Eingang ist FAN typisch ausgeführt.
-Leider steht der Bunker kurz nach dem Haupteingang komplett unter Wasser

-Der südliche Teil ist besonders interessant, möglicherweise auch älter als der nördliche. --> Was führt mich zu der Annahme:
*Baustahl auf Bild mit Endnummer 35 weißt merkwürdige Rippung auf, so schaut keine 70er/80er Jahre Baustahl aus...
*Auf Bild mit Endnummer 55 wurde nachträglich was dazubetoniert
*Auf Bild mit Endnummer 21 ist eine als Versiegelung aufgesetzte dicke Stahlplatte zu erkennen, normal sind die FAN's alle mit Betonplatten versiegelt und der Durchmesser der Sechskantschrauben ist ebenfalls beachtlich.
*Auf Bild mit Endnummer 11 ist ein Schalstein zu erkennnen. Die im Laserscan V Förmige Öffnung der Anlage nach Süd/Westen ist an beiden Seiten mit Schalsteinen abgeböscht. Des Weiteren ist in massives grünes gebogenes Stahlblech eingegossen, hab ich so auch noch nicht gesehen...

War mit Kindern unterwegs und konnte so leider nur kurz das Objekt inspizieren. Was denkt ihr bezüglich dem Südteil, 70/80er Jahre oder doch deutlich älter ? Wozu dient die V Förmige Öffnung nach Süd/Westen wenn der Turm oben aufgesetzt war (vermutlich wo jetzt die Stahlplatte liegt)?

LG Martin
20200328_115955.jpg 20200328_120011.jpg 20200328_120021.jpg 20200328_120035.jpg 20200328_120044.jpg 20200328_120147.jpg 20200328_120330.jpg 20200328_120338.jpg 20200328_120511.jpg 20200328_121003.jpg
 

josef

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#19
Die Ausrichtung nach SW würde sich aber direkt mit 2 andere fAn treffen, ich habe die beiden in grün markiert.
Das wäre ja in Ordnung, war ja beiden meisten FAn so -> gegenseitige Deckung aus der Flanke in Richtung eines möglichen Angreifers dazwischen! Das Problem bzw. die Fragestellung liegt beim Baujahr (aus Kriegszeit oder später ÖBH) sowie die Nutzung/Zweck der Anlagen...?
 

Tom69

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#20
Es handelt sich hierbei um die Festen Anlagen P8, P7 und P10. Wurden besetzt durch den IV. Zug der 2. Kompanie des Sperrbataillons 122.
P8 und P7 waren bewaffnet mir Charioteer (in Scharte) und stammen noch aus der "Schleinzer-Wall"-Ära.
P10 war eine später gebaute Centurion-Anlage.
Die im #12 rot markierte Anlage, war die FAn P9 - ebenfalls Charioteer.
 

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