Jennersdorf: Sterbliche Überreste eines Soldaten nach 73 Jahren beigesetzt und Mahnmal für 29 jüdische NS-Opfer nach 75 Jahren vorgesehen

josef

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#1
ORF-Burgenland:

Letzte Ruhe nach 73 Jahren
Gefallen im Zweiten Weltkrieg, vor zwei Jahren wurden seine sterblichen Überreste entdeckt und jetzt wurde er beigesetzt. Die Rede ist von einem jungen Soldaten, der in einem Wald bei Deutsch Minihof im Bezirk Jennersdorf tödlich verwundet wurde.
73 Jahre nach seinem Tod wurde der unbekannte Soldat mit allen militärischen Ehren am Soldatenfriedhof Mattersburg zur letzten Ruhe gebettet. Ein Ehrenzug des Bundesheeres trat ebenso an, wie die Militärmusik Burgenland. Schülerinnen und Schüler kamen genauso, wie Abordnungen von Vereinen und aus der Politik: Sie alle nehmen Abschied von einem Soldaten, der 1945 in der Nähe von Deutsch Minihof gefallen ist. Durch Zufall wurden 2016 seine sterblichen Überreste entdeckt und auf Initiative des Schwarzen Kreuzes geborgen.


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Das Bundesheeres trat auch zur Beisetzung an


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2016 wurde die sterblichen Überreste des Soldaten bei Deutsch Minihof entdeckt und geborgen

„Er war nicht in einem Feldgrab bestattet. Offensichtlich ist er gefallen und wurde dann durch Artillerieeinschläge so verschüttet, dass er dann nicht mehr gefunden werden konnte. Leider war es trotz intensivster Suche nicht mehr möglich eine Erkennungsmarke zu finden. Er war aber eindeutig der deutschen Wehrmacht zugehörig. Das Erschütternde daran ist, dass festgestellt wurde, das er nicht älter als 17 Jahre alt war. Er war vermutlich Angehöriger des Volkssturms“, so Wolfgang Wildberger vom Schwarzen Kreuz Burgenland.


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Der Soldat dürfte gefallen und verschüttet worden sein


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Der kleine Sarg wurde von Schülern ins Grab hinabgelassen

Letztes Begräbnis vor 32 Jahren
Im Rahmen eines Projektes des BORG Mattersburg schlüpften Schüler und Schülerinnen in das Leben des unbekannten Soldaten. Vertreter der Kirchen nahmen die Einsegnung vor, danach wurde der kleine Sarg von Schülern ins Grab hinabgelassen. Vor 32 Jahren fand das letzte Begräbnis am Mattersburger Soldatenfriedhof statt. Insgesamt ruhen hier mehr als 2.500 Gefallene - Soldaten ebenso wie zivile Kriegsopfer. Wie viele Kriegstote im Burgenland noch in einem unentdeckten Grab liegen, ist nicht bekannt.

Publiziert am12.06.2018
Letzte Ruhe nach 73 Jahren
 

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#2
Mahnmal für NS-Opfer in Jennersdorf
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Im März 1945 wurden außerhalb von Jennersdorf 29 jüdische Zwangsarbeiter von Mitgliedern der SS grausam ermordet. Jetzt soll diesen Opfern ein Denkmal und zugleich ein Mahnmal gewidmet werden.
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Es zählt zu den dunkelsten Kapiteln der Geschichte der südlichsten Bezirkshauptstadt des Landes. Das Massaker von Jennersdorf hat sich wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs ereignet. Opfer waren allesamt jüdische Zwangsarbeiter, die beim Bau des Südostwalls im Bereich Weichselbaum-Rax eingesetzt waren, sagte der Jennersdorfer Stadthistoriker Franz Tamweber.

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Am Bau des Südostwalls waren rund 300.000 Menschen beteiligt

Neben toten Tieren verscharrt
"Auf diesem Platz wurden im März 1945 insgesamt 29 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter durch SS-Wachleute der Division „Handschar" bestialisch ermordet. Sie wurden erschossen und erschlagen und hier in einem Massengrab verscharrt, gleich neben toten Tieren, die hier durch die Bauern immer wieder vergraben worden sind“, so Tamweber. 1966 beantragte Simon Wiesenthal die Exhumierung. Die sterblichen Überreste der Ermordeten wurden dann am jüdischen Friedhof in Graz beigesetzt.

Mahnmal gegen das Vergessen
Seit zwei Jahren setzt sich der Verein Jennersdorfer Pulverturm für die Errichtung eines Mahnmals ein, sagte der Obmann Moritz Gieselmann. Die Motivation sei, für die Ermordeten ein würdiges Gedenken zu schaffen. Das sei wichtig, denn sie seien hier nicht nur ermordet worden, sondern das sei dann – aus welchen Motiven auch immer – verschwiegen, vergessen und in den Hintergrund gedrängt worden. „Jetzt ist es wirklich an der Zeit, dass man sich mit der eigenen Geschichte auseinandersetzt und den Opfern ein würdiges Gedenken bereitet“, so Gieselmann.

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So soll das Mahnmal am Ende aussehen

Dazu soll das Mahnmal beitragen. Ein entsprechender Wettbewerb sei bereits abgeschlossen, sagte Gieselmann. Daraus sei das Projekt von Jasmin Maria Trabichler als Siegerprojekt hervorgegangen. Nun wolle man es realisieren. In den vergangenen Wochen und Monaten habe man die Kostenvoranschläge eingeholt und nun sei man dabei, die Förderungen beim Land, dem Nationalfonds und der Gemeinde zu beantragen.
Man werde aber auch auf Spenden angewiesen sein, so Gieselmann. Denn die Kosten werden mit mehr als 40.000 Euro beziffert. Noch in diesem Sommer soll das Mahnmal errichtet werden.
17.02.2021, red, burgenland.ORF.at
Mahnmal für NS-Opfer in Jennersdorf
 

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#3
Mahnmal für ermordete Zwangsarbeiter
Im März 1945 wurden in Jennersdorf 29 jüdische Zwangsarbeiter von SS-Angehörigen ermordet. Dieses tragische Ereignis wäre beinahe in Vergessenheit geraten. Jetzt aber erinnert ein von der Künstlerin Jasmin Trabichler gestaltetes Mahnmal an den Massenmord.
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Im März 1945 wollten die Nationalsozialisten mit dem Bau des Südostwalls die Rote Armee aufhalten. Dabei wurden auch ungarische Juden eingesetzt, viele von ihnen waren krank und zu schwach zum Arbeiten. In Jennersdorf wurden 29 von ihnen auf Anordnung der SS ermordet.

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„Minuten Tage Jahre“ nennt Künstlerin Jasmin Trabichler das von ihr gestaltete Mahnmal
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Historische Aufnahme des Südostwall-Baus

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Detail des Mahnmals in Jennersdorf

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Einweihung des Mahnmals für ermordete jüdische Zwangsarbeiter in Jennersdorf

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Einweihung des Mahnmals für ermordete jüdische Zwangsarbeiter in Jennersdorf

Tamweber: Erschlagen und nur oberflächlich verscharrt
„Mit Sicherheit weiß man, dass diese Menschen Flecktyphus gehabt haben“, sagte der Lokalhistoriker Franz Tamweber vom Verein Pulverturm, der das Mahnmal initiierte: „Und um ein Ausbreiten der Seuche zu verhindern, hat man eben die Ermordung dieser Menschen angeordnet. Sie wurden ja nicht erschossen, sondern erschlagen von diesen bosnischen Hilfstruppen und hier ganz oberflächlich nur verscharrt an einem Platz, wo sonst nur die toten Tiere verscharrt worden sind.“

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Festredner Martin Pollack

Haupttäter wurden nicht verurteilt
Nach dem Krieg wurde ein Prozess gegen die Haupttäter ohne Urteile eingestellt. 1966 ließ Simon Wiesenthal die sterblichen Überreste der Opfer exhumieren und in Graz bestatten. Der Massenmord geriet in Vergessenheit, bis 2019 das Buch „Aasplatz“ von Manfred Wieninger in Jennersdorf präsentiert wurde. Das war die Initialzündung für die Errichtung des Mahnmals. Festredner bei der Einweihung am Sonntag war der Autor Martin Pollack: „Ich bin überzeugt, dass sich die dunklen Kapitel der Vergangenheit, über die wir hier sprechen, durch Schweigen und Vertuschen nicht bannen lassen.“

Dunst: Burgenland muss sich an dunkle Kapitel erinnern
Das Burgenland müsse sich auch an seine dunklen Kapitel erinnern, betonte auch Landtagspräsidentin Verena Dunst beim Festakt. Das Land und die Stadtgemeinde Jennersdorf unterstützten die Errichtung des Mahnmals. An anderen Orten an der burgenländisch-ungarischen Grenze gab es ähnliche Verbrechen, über die allzu lange geschwiegen wurde.
27.06.2022, red, burgenland.ORF.at
Mahnmal für ermordete Zwangsarbeiter
 
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