Burgruine Rauheneck bei Baden

#1
Die Ruine befindet sich auf einem Vorberg des Lindkogels. Sie sicherte im Mittelalter gemeinsam mit der gegenüberliegenden Burg Rauhenstein den Verkehrsweg von Baden durch das Helenental.

Eine Holzbrücke führt heute wie damals über einen tiefen Halsgraben zu einer halbrunden Vorburg mit einem 25 Meter hohen, dreieckigen Bergfried, der über eine Holzstiege als Aussichturm bestiegen werden kann. Im inneren Burghof, geschützt von acht Meter hohen Mauern.
 

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J

Joa

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#2
Auch zu dieser Ruine kann ich einige Bilder beisteuern. Ich habe die Aufnahmen damals im April 2013 anlässlich einer Wanderung um das Helenental gemacht, wobei ich zuerst Rauheneck besuchte, dann auf Höhe der Cholerakapelle die Schwechat überquerte und am Rückweg die Ruine Rauhenstein besuchte.

Im Ruinengelände
Rauheneck.jpg

Aufstieg zum Bergfried
Rauheneck1.jpg

eine Taube im Bergfried
Rauheneck3.jpg

Blick vom Bergfried zur Ruine Rauhenstein
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dazwischen die prächtige Erzherzog Eugen Villa
Rauheneck4.jpg

Gesamtansicht von Rauheneck, von der Ruine Rauhenstein aus aufgenommen
Rauhenstein.jpg
 
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josef

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#3
Luftbild vom Eingang des Helenentales in Baden mit der Burgruine Rauheneck und dem ehemaligen Schloss Weilburg aus den frühen 1930iger Jahren:

Blickrichtung Westen: In Bildmitte das ehemalige Schloss Weilburg (Reste 1964 gesprengt...), links darüber die Burgruine Rauheneck. Oberhalb der Weilburg die "Villa Eugen" und rechts der Holzausstreifplatz an der "Schwechat" und die Straße ins Helenental (Richtung Alland).
1545317146905.png
Bildquelle: Rechtsfreies Foto aus dem ÖNB-Projekt Österreichische Nationalbibliothek Crowdsourcing
 

Bunker Ratte

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#4
Als kleine Ergänzung ein paar aktuelle Bildchen zu den bereits geposteten eindruckvollen Bildern:
ein kurzer Auszug zur Geschichte der Ruine Rauheneck aus Burgen Austria

Die einstige Burg bewachte gemeinsam mit der gegenüberliegenden Feste Rauhenstein den Eingang zum Helenental. Hier verlief die wichtige Straßenverbindung Baden – Heiligenkreuz – Triestingtal. Die heutige Ruine liegt auf einem Vorberg des Lindkogels oberhalb des rechten Schwechatufers. Wie Ausgrabungsfunde beweisen, war dieser Hügel schon in der Steinzeit besiedelt. Rauheneck war die Stammburg des im Mittelalter weit verzweigten Ministerialengeschlechts der Rauhenegger, die sich nach 1200 „Tursen“ nannten, was soviel wie Riesen bedeutet. Die Tursen waren auch im Waldviertel begütert, wo Ottenstein, Lichtenfels und Rastenberg zu ihrem Herrschaftsbereich gehörten. Weiters besaßen sie zeitweise Dürnstein, die Osterburg, Asparn/Zaya und Sonnberg. 1384 starb die Familie aus. Rauheneck wird 1137 im Salbuch des Stiftes Göttweig mit einem Hartunc de Rauhenekk erstmals genannt. Er gilt als Erbauer der Burg, doch könnte diese auf Grund des Fischgrätmauerwerks an der Rückseite des Bergfrieds auch etwas älter sein. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts saß Heinrich von Pillichsdorf auf Rauheneck. Sein Verwalter betätigte sich angeblich als Wegelagerer, worauf die Wiener Bürger mit Billigung Herzogs Rudolf III die Burg zerstörten. Sie wurde aber rasch wieder aufgebaut. Auf die Tursen folgten die Wallseer. Im Streit um die Vormundschaft über den minderjährigen Herzog Albrecht V spielte Rauheneck eine bedeutende Rolle. Der damalige Burgherr, Reinprecht von Wallsee, stand auf der Seite von Herzog Ernst. Dessen Gegenspieler, Herzog Leopold, beauftragte daher 1408 den Burggrafen von Mödling, namens Stickelberg, Rauheneck zu erobern. Danach terrorisierte dieser von hier aus das Land der Wallseer. Ein Jahr später setzte Kaiser Sigismund den Wallseer wieder als Burgherrn ein. Als dieses Haus mit Reinprecht V erlosch, wurde Rauheneck landesfürstlich. Nun kamen schlimme Zeiten. 1461 plünderten die Hussiten die Feste. Zwei Jahre später fiel sie dem Söldnerführer Franz von Haag durch List in die Hände. Er konnte sich seiner Beute aber nicht erfreuen, da er ein Jahr später gefangen genommen und als angeblicher Räuberhauptmann hingerichtet wurde. 1477 eroberten die Ungarn unter Matthias Corvinus die Burg. Die bereits ziemlich mitgenommene Anlage wurde 1529 endgültig zur Ruine, als sie von den Türken zerstört wurde. 1583 erwarb Georg Saurer von Sauerburg Rauheneck, danach die Familien Quarient und Doblhof. Ein Freiherr von Doblhof ließ 1810 die Ruine sichern und für Besucher gangbar machen. Diese Bemühungen setzte Erzherzog Albrecht, der Eigentümer des benachbarten Schlosses Weilburg fort, als er 1871 die Anlage erwarb. Schließlich kaufte die Stadt Baden 1961 den Burgberg mit der Ruine und ließ diese vorbildlich sanieren.

Dadurch dass Rauheneck nie zum Schloss umgebaut und relativ früh zur Ruine wurde, ist es ein gutes Beispiel für eine hochmittelalterliche Ministerialenburg im babenbergischen Österreich. Der Grundriß ist dem abgetreppten Gelände angepasst. Das Burgareal senkt sich von Süden nach Norden allmählich ab und verschmälert sich. Der Burgberg fällt nach drei Seiten steil ab. Lediglich im Süden hatte es ein Angreifer leichter. Daher mussten hier die stärksten Verteidigungsbauten errichtet werden. Quer über die lange Felsnase wurde ein breiter und tiefer Halsgraben ausgehauen, über den eine Holzbrücke zum ersten Tor und in die halbrunde Vorburg führt. Nach den Regeln mittelalterlicher Kriegskunst erhebt sich hier an der Schwertarmseite, d. h. im Osten der dreieckige Bergfried, der einzige seiner Art in Niederösterreich. Seine Kante ist gegen den Eingang gerichtet. Nach vorne weist er nur einige schmale schlitzförmige Schießscharten auf. Der Turm hat eine Höhe von 25 m. Seine mit Quadern verkleideten Mauern sind drei Meter dick. Ein zweites Tor gibt Zugang zum inneren Burghof. Hier dominierte einst der saalartige Palas, doch sind von ihm nur mehr Mauerreste erhalten. Er war an die Nordseite des Bergfrieds angebaut. Seine einstige Höhe erkennt man noch an der Höhe des Bruchsteinmauerwerks des Bergfrieds sowie an den dort befindlichen Balkenlöchern. Der Einstieg des Bergfrieds ist heute über eine Holzstiege erreichbar. Ursprünglich war er aber nur vom Palas aus zugänglich. Die westliche Ringmauer des inneren Burghofes ist ca. 8 m hoch. In einer Höhe von sechs Metern sieht man den Absatz zur Auflage der Traghölzer für einen Wehrgang. An diese Mauer waren die Küche, eine Vorratskammer und ein Raum für die Zisterne angebaut. In der abschließenden nördlichen Vorburg liegen an der Ostseite die Reste eines Wohngebäudes und ihm gegenüber die einer rechteckigen Kapelle mit einer halbkreisförmigen Apsis. Das romanisches Rundbogenportal stammt vom Anfang des 13. Jh. An der nördlichen Außenmauer führt eine kleine Ausfallspforte ins steile Gelände. An Rauheneck können drei Bauperioden unterschieden werden. Der Bergfried und der Palas entstanden im 12. Jh., die nördliche Vorburg mit der Kapelle im 13. Jh. Damals dürfte auch der Palas vergrößert worden sein. Die Errichtung der südlichen Vorburg wird im 14. oder 15. Jh. erfolgt sein.

der erste Blickfang
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