"Burgruine Thernberg" ein Unikat im österreichischen Burgenbau

Bunker Ratte

Well-Known Member
#1
Vergangenes Wochenende, schlug es mich in die Bucklige Welt auf Ruinensuche. Mich durchstreiften wieder mystische Momente von mittelalterlichen Spuren. Leider sehr schade um die Ruine, wenn man bedenkt wieviel sich die Natur wieder zurückgeholt hat und der Verfall voranschreitet.

ein wenig zur Chronik von Thernberg:
Thernberg liegt in der Buckligen Welt. Kommt man von Scheiblingkirchen durch das Schlattental, so sieht man schon von der Ferne auf einer steilen Bergeshöhe eine heute bereits zerfallene Burg. Erst allmählich erblickt man am Fuße dieses Berges den Markt Thernberg, dessen Name sich von tarniperc (d.h. dunkel, versteckt), ableitet. Die Burg mit ihren romanischen Türmen, dem sehr kleinen steinernen Rundpförtlein, gehört zu den ältesten Burgen Österrreichs.
Der Name Thernberg kommt erstmalig 860 in einer Schenkung König Ludwig II. an Salzburg vor, später, 865, in der salzburgischen Druckschrift "Conversio Bagoariorium et Caranthanorum". Wahrscheinlich wurde die Burg im 9. Jhtd. von den Herren von Terenberch erbaut und war bis zum 14. JH in deren Besitz. 1310 verkauften die "prueder von Terenberch" Ulrich und Niklas das Haus Thernberg an Herzog Friedrich von Österreich. 1353 löste Conrad Scheuerbeck die Feste Thernberg von Ulrich von Pergau ab. später besaßen die Herren von Wallsee und von der Dürr die Burg.


Mit Wolfgang I. (1510 - 1534) folgte das Geschlecht der Thonradl. Er ließ das Wohnschloss und eine Kapelle am Fuße des Burgfelsen erbauen. Ein rotmarmorner Grabstein in der Pfarrkirche zu Thernberg trägt den Namen dieses ersten Thonradl und seiner Gemahlin. Wolfgang I. gehörte dem Rittervorstand und Landtag an.Sein Sohn oder Enkel Andreas I. besaß 1542 die Herrschaft Thernberg. Auch sein Grabmal ist in der Pfarrkirche ( +1566). Er war Römischer Kaiserlicher Rat und Regent der niederösterreichischen Lande. Sein Nachfolger Wolfgang II.bekannte sich öffentlich zur evangelischen Lehre. Mit Balthasar Christoph I.traten die Thonradl in den Freiherrenstand. Er war niederösterreichischer Regimentsrat, Kaiserlicher Hofkammerrat und Burggraf zu Wiener Neustadt. Er starb 1600 und ruht mit seiner Gemahlin in der Thernberg`schen Gruft. Sein Nachfolger Andreas II. wollte mit anderen Rebellen 1619 von Kaiser Ferdinand II. Religionsfreiheit und politische Vorrechte abtrotzen.

Nach ihm war Georg Christoph Thonradl Freiherr auf Thernberg. Auch er fand seine letzte Ruhestätte mit seiner Gemahlin in der im Schiff der heutigen Pfarrkirche befindlichen Gruft. Seine religiöse und kirchenfreundliche Mutter Eva Maria Freyin von Thonradl stiftete 1642 1000 Gulden an die Kirche. Georg Christophs Gemahlin verkaufte, da sie bloß 3 Töchter hatten, 1679 das Schloss Thernberg samt Untertanen und Gehöften um 34000 Gulden an Johann Paul von Pleyern. Ebenso wurde der Freyhof zu Stang samt Grundbesitz um 1200 Gulden verkauft. Somit verschwand das Geschlecht der Thonradl. Johann von Pleyern`s Gattin Maria Salome Kurzin trat die Herrschaft Thernberg 1707 an Johann Wilhelm Graf Wurmbrand ab.

1712 zog Franz Wilderich von Menshengen als Kaiserlicher Reichshofrat auf Thernberg ein. Er war ein Günstling Kaiser Leopold I., Josef I. und Karl VI.. Unter ihm wurde 1715 Thernberg zum Markt erhoben und die Führung eines Wappens mit den Bildern der Herren von Thernberg und der Thonradl zuerkannt. Ihm verdankt der Ort auch die unter Denkmalschutz vor der Volksschule stehende Dreifaltigkeitssäule mit der Inschrift: DIESE SEILEN HAT MACHEN LASSEN DER WOHLGEBORENE HERR H. FRANTZ WILDPRICH VON MENSHENGEN, HERR DERR HERRSCHAFT THERNBERG DER R. K. M. - REICHSHOFRAT, DEN 7. AUGUST 1717. Er starb 1723. Zwei den Korridor des Pfarrhofes schmückende Ölgemälde zeigen ihn und seine Gemahlin. Von ihm übernahm sein Sohn Franz Christof, Reichsritter und Edler Herr von Menshengen, die Herrschaft Thernberg. Unter ihm wurden, von seiner Gönnerin Kaiserin Maria Theresia unterstützt, Schloss und Schlosskapelle künstlerisch umgestaltet. Ab 1777 besaß sein Sohn Ignaz Maria die Herrschaft. Er war k.k. Truchseß und Landrechts- Vizepräsident und ein besonderer Günstling Maria Theresias, die ihn oft besuchte. Er öffnete den zum alljählichen Volksfest gewordenen Kolomani - Jahrmarkt am 3. Oktobersonntag. Gegen den Willen seines Vaters verkaufte er die Herrschaft an Josef von Pergen um 45000 Gulden. Bald kam sie in die Hände von Josef Kajetan Schröck, dann besaß sie Josef Edler von Vogelhuber und später der griechische Handelsmann Johann Constantin Wlasto.
Im Jahre 1807 erwarb Erzherzog Johann von Österreich die Herrschaft Thernberg. Unter ihm erlebte der Ort eine wahre Glanzzeit. Für Erzherzog Johann wurde Thernberg zum Lieblingssitz. Er stattete das Bergschloss nach seinem Geschmack aus. Namhafte Künstler seiner Zeit schufen Gemälde in den Gemächern. Reiche Kunstschätze wurden aufbewahrt, Bücher gesammelt, ein chemisches Laboratorium eingerichtet und ein Herbarium (Sammlung getrockneter und gepresster Pflanzen) zu wissenschaftlichen Zwecken angelegt. Der alte Turm wurde mit einer Stiege versehen, ein neuer Reitsteg um den Schlossberg gebaut und die Hofau wurde in einen Park mit einem Teich umgestaltet. Im Amtshaus ließ Erherzog Johann eine pomologische Schule (Schule für Garten-, Obst- und Weinbau) errichten. Fröhliche Volksfeste mit Preisschießen, Kahnfahrten und Tanzen wurden veranstaltet. 1811 weilte sein Bruder Kaiser Franz I. mit der Kaiserin Maria Ludovica und ihrer Familie in Thernberg. Eine Messingtafel auf einer Kirchenbank erinnert heute noch daran: FRANZ I. KAYSER VON ÖSTERREICH BETETE FÜR SEIN VOLK AUF DIESER STELLE AM 23TEN MAY 1811.
Erzherzog Johann war mit den Wildensteiner Rittern auf blauer Erde, die auf Burg Seebenstein und Thomasberg ihren Sitz hatten, gut befreundet. An die schöne Erzherzog - Johann - Zeit erinnert ein in Kupfer gestochenes Bild im Gasthaus Thaler, das den Prinzen im steirischen Gewand darstellt.
1828 kam Thernberg an den regierenden Fürsten von und zu Liechtenstein. Erzherzog Johann aber zog in die Steiermark, wo er ein einfaches Landkind heiratete. Zum hundertsten Todestag errichtete ihm die Gemeinde ein würdiges Denkmal mit der Inschrift: FÜR MICH NICHTS - FÜR DIE ANDERN ALLES ERZHERZOG JOHANN VON ÖSTEREICH. Dieses Denkmal wurde aus Anlass des 200. Geburtstages inzwischen erneuert.

Ein weiterer Link zu:
Wissenswertes über die Baubeschreibung der Burg bzw. des Palas Thernberg

beginnend die ersten Eindrücke:
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Anhänge

struwwelpeter

Well-Known Member
#4
Schöne, sehr stimmungsvolle Bilder! :):)

Diese Ruine wollte ich schon immer besuchen. Soll ein wenig schwierig zu besichtigen sein.

In einer Beschreibung habe ich gelesen, dass die Eigentümer die Ruine wegen des großen Forstbesitzes erworben hatten.
Deshalb sind sie an der Ruine selbst nicht so interessiert und lassen diese mehr oder weniger verfallen.

In You Tube gibt es übrigens einige Videos, wo man die mächtige Gesamtanlage der Burg besser sehen kann.
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#5
Hallo struwwelpeter;
danke für die netten Worte;)und den Hinweis! Es gibt nur einen vernünftigen Zugang, der vorläufig noch durch das ramponierte Holztor auf dem grossen Bild 1 in #1 zu sehen möglich ist. Das Tor war sicher einmal verschlossen und wurde wie es scheint mutwillig mit viel Gewalt zerstört. Einen anderen Zugang gibt es meiner Ansicht nach nicht. Bei der Begehung des Geländes schlug schon mein Puls vor Faszination und Aufregung ein wenig höher. Dennoch ist besondere Vorsicht geboten;)!

Lg
Michi
 

Woodquarter

Well-Known Member
#6
Hallo Michi!

Da hast du wieder einmal eine besonders schöne Anlage erkundet!
Interessant finde ich, dass der Verfall zwar schon ganz schön fortgeschritten ist, aber doch noch sehr viele Details erhalten sind. Ein engagierter Verein und ein paar spendable Gönner könnten da noch einiges retten bzw. den weiteren Verfall stoppen. Würde sich auf jeden Fall auszahlen.
Es tut einem immer wieder weh, dem Verfall solch schöner Gebäude hilflos zusehen zu müssen.

LG
Christian
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#7
Hallo Michi!

Da hast du wieder einmal eine besonders schöne Anlage erkundet!
Interessant finde ich, dass der Verfall zwar schon ganz schön fortgeschritten ist, aber doch noch sehr viele Details erhalten sind. Ein engagierter Verein und ein paar spendable Gönner könnten da noch einiges retten bzw. den weiteren Verfall stoppen. Würde sich auf jeden Fall auszahlen.
Es tut einem immer wieder weh, dem Verfall solch schöner Gebäude hilflos zusehen zu müssen.

LG
Christian
Hallo Christian,
danke für das Lob;),ja es ist wirklich sehr schade um die Ruine. Man könnte natürlich, noch einiges retten.
Lg
Michi
 
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