"Burgruine Waxenegg" auf einem Ausläufer des Hohen Zetz

Bunker Ratte

Well-Known Member
#1
Die Emma unser kleines Burgfräulein erkundete die Ruine Waxenegg, sie sah leider mehr als ich, weil die Ruine gerade baulich gesperrt ist um den weiteren Verfall zu lindern!

Die einst recht stattliche Burg dürfte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet worden sein. Sie gehörte damals dem Erzbistum Salzburg, das die umliegenden Wälder vermutlich durch eine Schenkung des Vollfreien Leutold von St. Dionysen-Gutenberg erhalten hatte. Die Bischöfe belehnten den steirischen Landmarschall Hartnit von Orth mit Waxenegg. Dieser setzte Burggrafen ein, die sich nach der Feste nannten. 1219 scheint Perchtold von Waxenegg als solcher auf. In einer Fehde mit dem Bischof von Seckau verwüstete Hartnit um 1228 dessen Besitzungen und musste ihm danach einige Gebiete in der Oststeiermark als Entschädigung abtreten. Die Belästigungen gingen aber weiter. Zu einem vorläufigen Friedensschluss kam es erst 1239. Hartnit von Orth dürfte sehr streitbar gewesen sein. Da er sich bei der Verteilung des Erbes der Herren von Mureck übergangen gefühlt hatte, begann er bald danach einen Kampf gegen den Salzburger Erzbischof, seinen Lehensherrn. Dieser entzog ihm hierauf das Lehen über Waxenegg und übergab es Herzog Friedrich II dem Streitbaren, der es dem Bischof von Seckau als Ersatz für die durch Hartnit von Orth erlittenen Schäden zukommen ließ. Hartnit ließ sich das nicht bieten und verheerte neuerlich die Güter des Seckauer Bischofs. Er wurde aber gefangen genommen und starb 1245 im Kerker. Sein gleichnamiger Sohn versuchte abermals Waxenegg in Besitz zu nehmen und schädigte den Bischof wo er nur konnte. Schließlich wurde er gebannt und ihm bei seinem Tod 1262 ein kirchliches Begräbnis verweigert. Waxenegg blieb ein Salzburger Lehen, das an den Landesfürsten vergeben und von diesem als Afterlehen dem Bistum Seckau weitergegeben wurde. Dies änderte sich mit dem Tod König Ottokars II. Da der Seckauer Bischof ein Parteigänger Ottokars war, zog der Salzburger Erzbischof beide Lehen ein und übergab Waxenegg Herzog Albrecht I von Habsburg. Allerdings erlaubte er 1277 dem Seckauer Bischof knapp unter der Feste eine neue Burg zu erbauen.

1286 begann ein Streit um Waxenegg zwischen Albrecht und dem Salzburger Erzbischof, der dazu führte, dass die Burg 1289 vom Herzog eingenommen und teilweise zerstört wurde. Im nächsten Jahr befand sie sich aber wieder im Besitz des Erzbischofs Konrad IV, der umgehend mit dem Wiederaufbau begann. Herzog Albrecht konnte Waxenegg schließlich 1291 neuerlich einnehmen und von nun an endgültig behalten. Daran änderte auch eine Klage des Erzbischofs beim Papst nichts. Albrecht verpfändete die Burg 1299 an Ulrich von Walsee. Nun meldete der Bischof von Seckau neuerlich seine Ansprüche an. Diese wurden ihm 1339 durch einen Vergleich abgegolten. Waxenegg blieb bei den Walseern. Der Grund, warum um die Burg über hundert Jahre lang gestritten und gekämpft worden war, lag nicht nur in der beträchtlichen Herrschaft, sondern vor allem in der ertragreichen Straßenmaut zu Birkfeld sowie im großen Landgericht, das vom Semmering bis Pöllau reichte. Während der Walseer-Fehde nahm Hans von Stubenberg im Auftrag von Herzog Ernst dem Eisernen 1412 die Burg ein, wobei diese ausbrannte. 1418 erhielt Reinprecht von Walsee Waxenegg als Pfandbesitz zurück. Nach Abzahlung der Schuld übernahm 1450 König Friedrich III wieder die Burg, nur um sie umgehend an seinen Kämmerer Christof Mörsperger zu verpfänden. Waxenegg diente auch in der Folge immer wieder als Pfandobjekt, so 1501 für den Grafen Christof von St. Georgen und Pösing bzw. 1514 für Jörg von Rottal. 1524 trat letzterer seine Ansprüche an Siegmund von Dietrichstein ab. 1556 erwarb Georg Kleindienst, der Vormund des minderjährigen Adam von Dietrichstein war, vermutlich recht preiswert die Herrschaft als freies Eigen. Er begann die alte Burg wohnlich auszubauen. Sein Sohn Siegmund setzte ab 1571 die Arbeiten fort. Als Baumeister waren Bartholomä de la Silva und Meister Pottitscheni tätig. Die untere Burg wurde nun dem Verfall überlassen. 1663 verkaufte Hans Christof Kleindienst Waxenegg an Georg Hans von Webersberg. Als 1723 die Verwaltung der Herrschaft durch Maria Theresia von Webersberg in das Freihaus in Anger verlegt wurde, wurde auch die obere Burg kaum mehr bewohnt. 1761 wurde Waxenegg öffentlich versteigert. Es gelangte an Johann Franz Graf Khevenhüller-Metsch, der in seinem Schloss Thannhausen wohnte und die Dächer der für ihn nutzlosen Burg Waxenegg abtragen ließ, was ihr Schicksal besiegelte. 1799 kaufte Karl August Fürst Bretzenheim die Herrschaft. Sie wurde 1807 an den Reichsfreiherrn Ferdinand von Gudenus verkauft, dessen Familie das Forstgut heute noch besitzt.

Die Burgruine liegt im Westen des Marktes Anger auf einem Ausläufer des Hohen Zetz. Waxenegg ist eigentlich eine Doppelburg. Ihr Name bedeutet soviel wie „scharfes Eck“. Die Ruinen der oberen Feste liegen auf einem massiven Felskopf, der im Norden und Süden teilweise senkrecht abfällt. Die Zufahrt erfolgt von Osten her. Man betritt aber die Burg im Nordwesten, der einzigen leicht zugänglichen Seite. Am höchsten Punkt des Burgareals stehen die Reste des quadratischen fünfgeschossigen Bergfrieds. Als ältester Teil der Anlage wurde er um die Wende des 12. zum 13. Jahrhundert errichtet. Er wurde – zumindest zeitweise – auch bewohnt. Der Bergfried zeigt in seinen unteren Geschossen qualitätvolles Quadermauerwerk. Die Mauerstärke liegt bei etwa zwei Meter. An der Hofseite befand sich in Höhe des zweiten Obergeschosses ein Hocheinstieg. Die anschließende Ringmauer umschloss einen schmalen rechteckigen Hof. Leider sind die spärlichen Reste der Einbauten bereits so zerstört, dass ihr ehemaliger Verwendungszweck nicht mehr zu bestimmen ist. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg durch einen Erweiterungsbau nach Nordwesten hin vergrößert. Im hier befindlichen ehemaligen Wohngebäude erkennt man noch Fenster und Erker der Spätrenaissance sowie Spuren eleganter Treppen. Der zumindest viergeschossige Torbau war durch einen Graben, der von einer Rampe überbrückt wurde, gesichert. Ihr letztes Stück war als Zugbrücke ausgeführt. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde diese durch eine Steinbrücke ersetzt. Das Tor befand sich im zweiten Obergeschoß des Turmes. Von hier führte ein gewölbter Gang zur Hochburg. Unterhalb derselben liegt die vom Seckauer Bischof im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts erbaute Burg Nieder-Waxenegg. Es dürfte sich dabei um ein langgestrecktes rechteckiges Gebäude gehandelt haben, das von einem künstlichen Graben geschützt war. Sowohl die West- als auch die Südwand stehen noch bis in die Höhe des dritten Obergeschosses aufrecht. Das Vorhandensein von sowohl rund- als auch spitzbogigen Fenster- und Türöffnungen weist darauf hin, dass der Bau an der Wende der Romanik zur Gotik erbaut wurde.
Quelle: Burgen Austria Waxenegg

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