"Deitsche Sproch, schwere Sproch"

Stoffi

Well-Known Member
#21
Aufgrund des massiven Anstiegs deutscher Medizinstudenten in Wien wurde ein eigenes Aufnahmeverfahren mit 14 einfachen Fragen kreiert (von einem Wiener Journalisten)

Die Eignungstestfragen:

1. Ein g´wamperter Tschecherant steht blunznfett mit einer Eitrigen auf einem Fensterbankl im Mezzanin. Sind notfallmedizinische Maßnahmen aus ärztlicher Sicht angezeigt?

2. Darf raunzendes Pflegepersonal scheanglnden Tachinierern ein Jaukerl geben, während diese büseln?

3. Sie besuchen ein Wiener Kaffeehaus und geben sich als Medizinstudent(in) im 1. Semester zu erkennen. Die korrekte Anrede durch den Ober lautet:
a) Herr/Frau Metzgerlehrling
b) Awezahrer & BAföG-Zutzler
c) Herr/Frau Doktor oder
d) gleich Herr/Frau Medizinalrat.

4. Ein Zniachtl von einem Patienten verkutzt sich: Seine Birne sieht plötzlich aus wie ein Paradeiser. Ist es korrekt, die Birne des Patienten einzufatschen, sollte man ihm ein Pulverl geben oder reicht es, wenn er ein gutes Papperl bekommt?

5. Wären die obgenannten Methoden geeigneter, wenn unser Patient statt dem Friedhofsjodler ein Schlagerl gehabt hätte?

6. Muss jemand mit marodem Beuschl, der fesch weiter-tschickt, den Löffel abgeben?

7. Ein schaasaugerter Patient reißt einen Stern. Er hat einen ziemlichen Fetzen. Er speibt sich in der Notaufnahme an. Kann zum Entfernen des Gspiebenen auch der Fetzen des Patienten verwendet werden? Wenn nein, warum nicht?

8. Ein verwoadaglter Straßenmusiker kommt mit einer Quetschn am Arm ins Spital. Die Quetschn wird nicht behandelt. Kann er mit der Quetschn am nächsten Tag wieder musizieren?

9. Ein Chirurg derf nid tramhappert sein, sondern muss bei der Hackn aufpassen wie ein ...
a) Schuhmacher
b) Engelmacher
c) Haftelmacher

10. Unterm Bett eines Patienten liegt der Lurch. Was tun Sie?
Sie lassen die Station evakuieren und verständigen das amphibische Institut
Sie versuchen mit Hilfe des Patienten den Lurch zu fangen
Sie rufen den Reinigungsdienst und lassen auch gleich den Nachtscherm ausleeren.

11. Nach einem schweren Buserer hod der Outwachler sein Peppi verlorn und ist auf und auf voi Grind! Macht es dennoch Sinn, ihn mit ana Frittatnsuppn zu versorgen obwohls ihm die Pappn dabei komplett z´haut hod?

12. Ist es tatsächlich leiwand, dass die Assistenzärzte einihackln und barabern wia net gscheit und der Primar die ganze Marie einsteckt?

13. Exkurs Strahlenmedizin: Wieviel Millirem hat ein Millirahmstrudel?

14. Der neunte Hieb.
a) ist wie jeder Hieb ein geistiger Defekt.
b) kann auf der Bluatwiesen dazu führen, dass man ein Bankl reißt.
c) ist der Standortbezirk des AKH Wien
 

Stoffi

Well-Known Member
#22
Österreichische Maßeinheiten

und dann kusiert seit längerem schon ein Text zu österreichischen Maaseinheiten durchs Netz ...

Österreichische Maßeinheiten

Ich wage zu behaupten, dass es keine Sprache gibt, die so
unverbindliche Maßeinheiten hervorgebracht hat, wie die
Österreichische. Das Vage und Dehnbare in unseren internen Maßeinheiten
scheint mir auch ein Indiz, ja eine Facette des österreichischen Wesens
an sich zu sein. An der Aufforderung:"Noch ein Wengerl, ein Wengerl
sitzen, ein Wengerl da zu bleiben, noch ein Wengerl lustig zu sein,
daran finden wir gar nichts bemerkenswertes mehr, noch dazu wo sich
dieses Wengerl auch ausreichend von "ein Wenig" herrührend erklären
läßt.

Dass ein Weg breit ist, wenn er lang ist, wundert auch
keinen mehr:
"Heast, wo woast denn? - Na is a brader Weg!"

Dass man endlos wartet und ewig nicht dran kommt, auch
daran hat man sich gewöhnt.

Ja selbst, dass jemand bei einem auf einen Hupfer
vorbeischaut, wird in den seltensten Fällen missverstanden und stört
selbst nach zwei Stunden noch niemanden.

Schwieriger wird es dann, wenn jemand um ein Euzerl daneben liegt. Kann
man zum Beispiel auch um zwei Euzerln daneben liegen? Waren in grauer
Vorzeit einmal 10 Euzerln 1 Euz? Und wenn etwas um 100 Euz nicht
stimmt, kann man dann schon sagen: "Na den Unterschied möcht ich
Klavier spielen können"?

Wann hat man etwas um ein Haus verfehlt oder gar um ein
Eckhaus?

Um welche Mengen handelt es sich wirklich wenn jemand sagt:
"Ich bin den ganzen Nachmittag eine Stunde herumgrennt. I war in 97
Gschäftln, hab 17 Sakkos in 1000 verschiedenen Größen probiert. Kein
einziges hot ma passt, bis auf die zwa, san gar net so schlecht. I hab
a Lawine zahlt, und bin fix und fertig, weil überall a ganzer Oasch
voll Leut woar!" Wie viele Leute gehen da hinein? Ja, wenn besagter
Körperteil einereinflussreichen Persönlichkeit gehört, wie viele san
schon drin?

Wann wird aus einem Tröpferl ein Tropfen? Wann daraus ein Schluckerl?
Wann kann man von einem Glaserl sprechen? Bitte, dass ein Flascherl
Wein in Österreich meistens ein Doppelliter ist, darf allerdings als
bekannt vorausgesetzt werden. Jedoch, wie groß ist ein Futzerl? Wann
mutiert es zum Eckerl? Wann zum Stückerl?

Welche Ausdehnung muss ein Körper haben, dass wir ihn in der Folge als
Trumm, oder gar als Mordstrumm bezeichnen können?

Wieviel ist ein bissi? Bissi ist besonders heikel, weil man bissi so
ambivalent verwenden kann. Zum Beispiel: "Na is a bissi vü!" oder aber
auch: "Na is a bissi wenig!"....

"Bist ein bissi deppert." Trägt noch ein harmloses, fast liebenswertes
Irresein in sich. Während: "Du bist mir scheint a bissl deppert!"
bereits auf ernsthaft gestörte Geisteszustände hinweisen möchte. Die
Bereitschaft zur physischen Attacke drückt diese dann nur noch mehr
durch die rhetorisch gestellte Frage aus, wenn sie unter Weglassung
sämtlicher Zischlaute gestellt wird, denn: "Heat bid a bidl debad!"
"A bidl" Das kann man gar nicht anders als drohend sagen.

Alle diese Beiläufigkeiten sind in ihrer Ungenauigkeit keine fixen
Größen, aber als Österreicher lebt man mit ihnen. Wahrscheinlich
könnten Etymologen unter zu Hilfe nahme diverser Lautverschiebungen
ihre Herkunft einigermaßen klären. Anthropologen werden unter
Hervorkramen alter Sitten und Gebräuche weiter
Klarheit schaffen können, egal ob es sich um ein Trumm, ein Eckhaus
oder ein Futzerl handelt,aber NIEMAND, NIEMAND kann erklären von wo es
kommt oder gar von welchem Brauch es sich ableitet, dass, wenn jemand
gefragt wird, ob er beispielsweise seinen Zug erwischt hätte, und
dieser dann antworten kann:

"Oba ums Oaschleckn net!"
 

Stoffi

Well-Known Member
#23
Kellnerprüfung im Wiener Kaffeehaus...

... und damit hör ich dann schon wieder auf ...

Die Kellnerprüfung

PRÜFER: Geschätztes Auditorium, hochverehrte Zuträger und Zuträgerinnen, einschließlich Pikkolo, Sitzkassierin und Gebäck! Delegiert vom Gewerbeförderungsinstitut, ist es meine Aufgabe, Ihnen in schwerer Zeit, bevor daß Sie in alle Winde hinausschnellen, Ihnen also ein letztes Mal einzuschärfen, welche Kulturmission unser heimisches echtwiener Kaffeehaus in der Welt zu erfüllen hat, vermag und auch kann. (...) Bevor daß Sie also hinausschnellen, werde ich mir erlauben, Sie einer kleinen Prüfung zu unterziehen, ob Sie auch imstande sind, Ihren Stand voll und ganz auszufüllen. Karl Domeier, komm außer.

KARL (tritt vor): Der Herr gewunschen, bitte -?

PRÜFER: Der Tonfall war net schlecht, a bisserl rescher könnt er noch sein. Also, Sie Karl, sagen Sie mir: was ist ein "Kapuziner, mehr licht mit Schlag"?

KARL (sehr rasch): Ein "Kapuziner, mehr licht mit Schlag" ist beinahe daselbe wie eine "Schale Nußgold mit Haut", nur eben natürlich mit "Schlag" statt mit "Haut" und um eine Idee mehr dunkel.

PRÜFER: Sehr brav, setzen. Josef Hundsgruber. Was ist eine "Teeschale"?

JOSEF: Eine Schale Tee.

PRÜFER: Ganz falsch. (...) Eine Schand für einen werdenden Zuträger, so was nicht wissen! Eine Teeschale im Kaffeehaus ist nichts als eine Maßeinheit. Eine "Teeschale, mehr licht" zum Beispiel, das ist eine "Kaffeeschale Lauf", also ein laufender normaler Kaffee. Denn a wirklicher Tee ist nie eine "Teeschale", sondern immer eine "Portion". Und die "Portionen" zerfallen in - (deutet auf Franz) - na, sagen S' es!?

FRANZ: Die "Portionen Tee" zerfallen in: "mit Rum", "mit Milch", "mit Zitrone" und "mit ohne", ich bitte.

PRÜFER: Brav. Kennen S' vielleicht auch die verschiedenen Arten "Melange"? Obwohl, das ist eigentlich schon mehr Hochschulstoff und dürfte Ihnen demnach zu schwer sein?

FRANZ: Man unterscheidet achterlei Arten "Melange". Die häufigst vorkommende ist die "mit Schlag". Es gibt aber auch hier "mit ohne", ferner "passiert" oder "mit Haut", dann "mit Haut und mit Schlag", "mit Haut und ohne Schlag", "ohne Haut mit Schlag", und schließlich "ohne Haut und ohne Schlag".

PRÜFER: Danke, ich seh schon, Sie verdienen Auszeichnung. Josef, für Sie noch eine Frage, weil S' früher versagt haben. Was is alsdann "einmal Natur"?

JOSEF (stotternd): Einmal Natur ..., einmal Natur ...

PRÜFER: Was? Das wissen S' auch nicht? (...) Passen S' auf: Ein "Schwarzer" is manches Mal ein "Türkischer" und manches Mal ein "Mokka" --

JOSEF (unterbrechend): Bitt schön i waß schon: Der letztere nämlich, der "Türkische", is teils "passiert", dann is er "natur" oder "gewöhnlich", dann is er "gewöhnlich". Auch da gibt's wieder "Nuß- oder Teeschale", man kann zur passierten "Nußschale" ein "Schlag" oder zum "Doppelmokka, natur" gar nix nehmen, oder umgekehrt --

PRÜFER (unterbrechend): Sehr richtig, das laßt sich permutieren. Was ein "Kapo, sehr hell", eine "Melange, sehr heiß", ein "Doppelmokka, gespritzt" ist, geht demnach eindeutig aus dem Obengesagten hervor. So und jetzt hätt ma noch den Schurl. Komm außer, Pikkolo! (...) Paß auf: wann ein Herr bestellt: "Einmal Sahne!" Was denkst du da sofort?

SCHURL: Daß der Herr a Preuß is, Herr Professor. Eine "Sahne" ist nämlich in Wahrheit immer ein "Schlag", äußerstenfalls ein "Obers".

PRÜFER: Sehr gut. (...) Jetzt noch eine Abschlußfrage, bevor ich Sie alle für reif erkläre für den Dienst am Kunden. Stellts euch einmal alle vor, ein Gast ruft: "Zahlen!" Was machts ihr da? (Alle zeigen auf.) Na, Franz?

FRANZ: I geh sofort hin und kassier ein.

PRÜFER: Ganz falsch. Ihnen muß ma umschulen auf ein Gaskassier. -- Pepi?

JOSEF: Ich schau, ob der Gast zu meinem Rayon gehört.

PRÜFER: Schon besser.

SCHURL (ratschend): Hört's der Pikkolo, kümmert er sich net drum. Kümmert er sich aber ja drum, sagt er's dem ersten Zuträger, der sagt's dem zweiten. Wann der Gast Glück hat, geht das jetzt so weiter bis zum Marqueur, der was bekanntlich der Ober ist. Wann aber der Gast ka Glück hat --

PRÜFER: Karl, fahren Sie fort!

KARL: Wan daß der Gast kein Glück hat, fangt er halt wieder von vorn an mit sein tepperten "Zahlen!"

PRÜFER: Jetzt aber Annahme, bitte: Annahme -- in der Praxis kommt's ja eh nie vor! -- daß es gleich beim ersten Mal der Marqueur hört, was is dann?

KARL: Dann derf der Ober nie sofort hingehen. Sofort hingehen ist absolut unfein, das schauert ja aus, als ob ma in Sankt Pölten ausglernt hätt und net beim "Sacher". Besser Fliegen fangen oder jede andere Arbeit, nur net hingehn!

PRÜFER: Sehr richtig! Besser Fliegen fangen oder jede andere Arbeit, nur net hingehn! Mit dieser Lebensregel wollen wir unsere heutige Gewerbeförderung beschließen. Alle ohne Ausnahme sind mit Auszeichnung für reif erklärt, österreichische Volksbräuche in alle Winde zu tragen. (...)
 

josef

Administrator
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#29
Da kann ich dann nur mit einem Dolmetscher bei euch Urlaub machen. mfg.kallepirna
Keine Bange Kalle!
Wenn du einigermaßen "nach der Schreibe" redest, wirst du dich schon verständigen können :) Die österreichische Standardsprache (-> Hochdeutsch) entwickelte sich ja aus der sächsischen Kanzleisprache:
Österreichisches Deutsch, gleichbedeutend mit österreichischem Hochdeutsch und österreichischem Standarddeutsch, bezeichnet die in Österreich gebräuchliche Varietät der neuhochdeutschen Standardsprache. Sie ist wie die beiden anderen nationalen Standardvarietäten, Schweizer Hochdeutsch und bundesdeutsches Deutsch, aus der sächsischen Kanzleisprache hervorgegangen.
-> http://de.wikipedia.org/wiki/Österreichisches_Deutsch

lg
josef

P.S.: Für den Notfall gibt es ja noch "Hände und Füße" zur Verständigung :D
 

kallepirna

Well-Known Member
#30
Wird sich schon finden, habe keine Angst davor. Wird aber noch was dauern bis es soweit ist. Wenn nicht habe ich noch einen Mund zum fragen, hatte nie ein Problem damit. Dialekte finde ich gut die gehören dazu, bei mir hört man gleich wo ich herkomme, das ist nicht schlecht. Werde es schon packen, nur werde ich wohl öfter schmunzeln müssen. Mfg.kallepirna
 
#33
Abhilfe für Verständigungsschwierigkeiten

:hilfe2:
Hilfe für nicht Einheimische
(Hüfe fia Zuagroasde)
:D
Für Jene, die der Österreichischen Mundart nicht mächtig sind, wird ein Wörterbuch empfohlen.
(wonsd ned deidsch kaunst, daun brauchsd a büachl)
:lesen:

- WÖRTERBUCH -
Östereichisch-Deutsch
Residenz Verlag
ISBN 3-7017-0963-7
 

Anhänge

#35
Marktlücke

@ kallepirna
Klar doch.
So wie jeder eine Plakette auf die Scheibe geklebt bekommt gibt es auch ein Wörterbuch.
Gegen einen kleinen Unkostenbeitrag von ... na ja ...
sagen wir mal 489,99 Euro pro Person wäre das ein gutes Geschäft und der Staatshaushalt würde sich freuen.
:D :lol1:
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#39
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt...

Die demnächst beginnende vorweihnachtliche Zeit unterscheidet sprachlich auch Österreich vom nordwestlichen Nachbarn :)

Bei uns gibt es keine Adventszeit, keinen Adventsmarkt, Adventskalender usw. ...! Wir ersparen uns das "s" und es heißt schlicht Adventzeit, Adventmarkt, Adventkalender usw. ...:D


:advent:
 
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