Demarkationslinie - Situation der Bahn 1945ff östlich von Steyr

#1
Guten Tag.
Aufgrund eines schwammigen ZZB wende ich mich hilfesuchend ans Forum:
Wo genau verlief 1945ff die Demarkationslinie östlich und südöstlich von Steyr?

Zum Hintergrund meiner Frage: ZZ berichtet sein (DP)-Zug 1945ff nach Steyr sei plötzlich von "russischen Soldaten" umstellt gewesen...
Erst durch Intervention der US-Bedeckung des Zuges konnten die DP's wieder zurück in den amerikanischen Sektor.

Kann es sein dass zu jener Zeit der Steyrer Bahnhof östlich des der Ennsa bereits in russischer Hand war, oder kann die Anhaltung nur auf freier Strecke nördöstlich von Steyr passiert sein?

Da der ZZ zu jener Zeit noch ein Kind war, kann mir der ZZ dazu keine genauen Angaben machen.

Interessant ist dieses Thema aber für mich auf jeden Fall...

Beste Grüße
Euer
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josef

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#2
Demarkationslinie Raum Steyr

Aufgrund eines schwammigen ZZB wende ich mich hilfesuchend ans Forum:
Wo genau verlief 1945ff die Demarkationslinie östlich und südöstlich von Steyr?
Interessant ist dieses Thema aber für mich auf jeden Fall...
Interessiert auch mich :)

Fand dazu unter http://www.land-oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xchg/ooe/hs.xsl/13775_DEU_HTML.htm folgendes:
2. Juli
Die Amerikaner informieren die Beamtenregierung über eine bevorstehende Änderung der Demarkationslinie.

27. bis 28. Juli
Die Amerikaner räumen das Mühlviertel und die Russen das oberösterreichische Gebiet ostwärts der Enns.
Demnach war vom Kriegsende 8./9.05.1945 - 27./28.07.1945 die Grenze direkt entlang der Enns und rückte dann ab Ende Juli 45 zurück auf die alte bzw. heutige Landesgrenze zu NÖ.!

D.h., wenn der Zeitzeuge keine genaue Datumsangabe machen kann, könnte der Ort des Ereignisses sowohl als auch... gewsen sein!

lg
josef
 
#4
Interessiert auch mich :)

Fand dazu unter http://www.land-oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xchg/ooe/hs.xsl/13775_DEU_HTML.htm folgendes:
Demnach war vom Kriegsende 8./9.05.1945 - 27./28.07.1945 die Grenze direkt entlang der Enns und rückte dann ab Ende Juli 45 zurück auf die alte bzw. heutige Landesgrenze zu NÖ.!

D.h., wenn der Zeitzeuge keine genaue Datumsangabe machen kann, könnte der Ort des Ereignisses sowohl als auch... gewsen sein!

lg
josef
Danke. Dass es hier Verschiebungen der Demarkationslinie gegeben haben muß, schwante mir schon.
Die Landesgrenze selber scheint in diesem Bereich nicht immer friktionsfrei verlaufen zu sein.
Werde den ZZ gleich anrufen und mal nachfragen, ob er sich (inzwischen) ans genaue Datum der Zugfahrt erinnern kann.
Euer
Reiter
 
#5
Habe den ZZ nun angerufen.
Er sagt dass die Bahnfahrt jedenfalls nach 1945 stattgefunden haben soll.
Hm.
Dann müssen sie nordnordöstlich von Steyr (auf freier Strecke!?) angehalten worden sein, da der Steyrer Bahnhof zu diesem späteren Zeitpunkt schon in amerikanischer Hand war...

Es grüßt Euer
Reiter
 
#6
die Grenze direkt entlang der Enns und rückte dann ab Ende Juli 45 zurück auf die alte bzw. heutige Landesgrenze zu NÖ.!
m.W. war die Zonengrenze immer die Enns, auch jener Teil, der in Oberoesterreich lag. Suedl. von Steyr ist eine Ecke von Oberoesterreich die wohl zur Besatzungszeit komplett in die Sovjet-Zone fiel ? So is es zumindest aus den meisten Unterlagen immer zu entnehmen gewesen.
 

josef

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#7
Suedl. von Steyr ist eine Ecke von Oberoesterreich die wohl zur Besatzungszeit komplett in die Sovjet-Zone fiel ? So is es zumindest aus den meisten Unterlagen immer zu entnehmen gewesen.
Nein, dieser Teil von Steyr, der ins "Niederösterreichische" ragt, war nur v. 8./9.Mai bis 27./od. 28. Juli 1945 Teil der sowjetischen Besatzungszone! Dann kam die bereits in den Beiträgen # 2 u. 3 erwähnte Rücknahme auf die tatsächliche Landesgrenze OÖ.-NÖ. im O und SO von Steyr! Damit kamen auch die dort liegenden Werksteile der Steyr-Daimler-Puch AG in die US-Zone, während das Nibelungenwerk in St.Valentin in der Sowjetzone verblieb.

Siehe dazu auch => http://www.ooegeschichte.at/Sowjetische-Besatzung.1344.0.html Absatz "Donau als Grenze"...

lg
josef
 

josef

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#8
Ehem. Zonengrenze NÖ. - OÖ.

Hallo Peter,
habe in meinem Archiv noch 2 Fotos gefunden, die beweisen, dass die ehemalige Zonengrenze ab Steyr südwärts nicht direkt die Enns bildete, sondern östlich des Flusses verlief:

Sind leider sehr schlechte Aufnahmen:

1. Zonengrenze zwischen Ramingdorf und Haidershofen. Beide Orte liegen nördlich Steyr am Ostufer der Enns. Der Übergang wäre daher bei Grenzverlauf entlang der Enns nicht nötig gewesen.

2. Grenzbahnhof Gaflenz-Oberland, im Hintergrund beim Stellwerk warten sowjetische Soldaten auf einen Zug, den sie kontrollieren mussten. Bei Grenzverlauf an der Enns wäre der Grenzbahnhof weiter südlich in bzw. bei Weyer gewesen!

Bildquellen: 1. unbekannt, 2. A. Horn; "Eisenbahn Bilderalbum 6" - Die Zeit von 1945-55, Wiederaufbau, Besatzungszeit, Fremd- u. Beutelokomotiven; Wien 2002;
NÖ.Landesbibliothek Sign. 54610B6
 

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#9
@Josef
Danke, das wusste ich alles nicht.

D.h. Ramingdorf und Haidershofen, beide in Niederoesterreich duerften an der Grenze zur US Zone gelegen haben.

Das Wort "Zwischen" in Deinem Beitrag iritiert mich nun etwas. Haidershofen liegt doch nordlich der heutigen Landesgrenze, Ramingdorf etwas oestlich. War die Zonengrenze nun dennoch die heutige Landesgrenze?

Die Sache mit Gaflenz und Weyer ueberrascht mich komplett. In den Buechern von Hugo Portisch die sich mit dieser Zeit beschaeftigen, wurde diese Ecke von Oberoesterreich immer der Sovjet-Zone zugeschrieben, die Enns als Grenze.
 

josef

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#10
D.h. Ramingdorf und Haidershofen, beide in Niederoesterreich duerften an der Grenze zur US Zone gelegen haben.

Das Wort "Zwischen" in Deinem Beitrag iritiert mich nun etwas. Haidershofen liegt doch nordlich der heutigen Landesgrenze, Ramingdorf etwas oestlich. War die Zonengrenze nun dennoch die heutige Landesgrenze?
Peter stimmt, habe das in der Eile falsch formuliert: Richtig "Zonengrenze zwischen NÖ.-OÖ. bei Ramingdorf-Haidershofen, also an der Landesgrenze! Exakt Steyr-Hinterberg (nördlich Wälzlagerwerk und ehem. Flugmotorenprüfstände der SDP AG) -> US-Zone / Ramingdorf-Haidershofen -> Sowjet-Zone.

=>
http://maps.google.at/maps?q=Steyr&...0.169086&t=h&hnear=Steyr,+Oberösterreich&z=14

Auf dem Lubi ist die Landesgrenze weg von der Enns gekennzeichnet.

lg
josef
 
#11
d.h. die Zonengrenze war auch die Landesgrenze zwischen Oberoesterreich und Niederoesterreich. Dies bedeutet, dass die Raming - als Bach in die Enns fliessend - die Grenze zwischen Sovjet und US Zone darstellte.

Kleinraming und div. Siedlungen im Ramingtal entlang der Ramingtalstrasse wuerden dann getrennt gewesen sein und bis 1953 nur mit dementsprechenden Papieren zu ueberqueren gewesen sein.
 
#12
Da stellt sich für mich die Frage, wie insbesondere in den ersten Jahren der Besatzungszeit, als die Grenze noch ziemlich hermetisch abgeriegelt war, der Zugsverkehr abgelaufen ist? Die Strecke verlief ja vom russischen in das amerikanische Besatzungsgebiet? Weiß das irgendwer?
 
#13
@karli1140: Genau umgekehrt wird ein Schuh draus: Nicht in der ersten Zeit der Besatzung war die Grenze ziemlich hermetisch abgeriegelt sondern erst mit Fortschreiten des Kalten Krieges.

Von der Westbahn kann ich folgendes reüssieren:
So weiß ich von ZZ, daß es in der Frühzeit der Besatzung noch möglich war, sich "schwarz" im Zug über die Zonengrenze zu schmuggeln. Die Kontrollen waren anfangs (1945) noch nicht wirklich streng. Selbst geflohene Wehrmachtssoldaten als auch Altnazis fuhren mit dem Zug über die Grenze.
Auch Leute ohne Papiere...

Je mehr der Kalte Krieg zunahm, desto rigoroser wurden die Kontrollen.
Selbst Züge mit Kleinkindern (beispielsweise Kinderverschickung aus Wien nach dem Westen) blieb es oft nicht erspart, viele Stunden auf "Abfertigung" durch die Russen zu warten. (Quelle: ZZ-Bericht)

Man darf aber nicht annehmen, dass nur die Russen immer strenger kontrollierten: Auch für die Amerikaner wurde das Überschreiten der Border Line ein immer ernsteres Verbrechen, und so nahmen auch deren Kontrollen im Laufe der Zeit zu.
Insgesamt ergab das mehr stehende als fahrende Züge...

Wenn man den Schriftverkehr betrachtet, den einzelne (Sonder-)Züge damals brauchten um sich überhaupt in Bewegung zu setzen wird einem schwarz vor Augen.

Wird wahrscheinlich rund um den Steyrer Bahnhof nicht anders gewesen sein als weiter nördlich mit der Westbahn an der Zonengrenze;

Soweit also meine Meinung

Reiter
 
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