Die dunkle Seite des Waldes hinter der „Grenzkirche St. Emmerich“

Bunker Ratte

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Der Weg war weit, doch als ich den Grenzübergang überschritt, lachte mein Herz. Ich war echt überwältigt, von dem schönen Gebäude das plötzlich vor mir stand. Und was ich dann noch dahinter fand, war für mich der Mystischste Ort denn ich bis jetzt gesehen habe, so daß es mir kalt über den Rücken lief. Verlassene Grabsteine erinnern an den Waldfriedhof an der Grenze zu Ungarn, die Steine funkeln zwischen Moos und Dickicht hervor.

Sakrales Baujuwel: Kirche im „Todesstreifen“
Die St. Emmerichskirche an der ungarischen Grenze bei Inzenhof (Bez. Güssing) stand jahrzehntelang im so genannten „Todesstreifen“. Zuletzt war sie nur mehr eine Ruine. Als 1989 der Eiserne Vorhang fiel, begannen engagierte Burgenländer den Wiederaufbau voranzutreiben.

Die St. Emmerichskirche ist heute ein sakrales Baujuwel. Doch das war nicht immer so: Die ehemalige Wallfahrtskirche war einst eine Ruine, stand im so genannten "Todesstreifen. Dem ORF Burgenland liegt aus dieser Zeit Archivmaterial vor.

Eine Kirche als Wehrturm
„Bis zum Zweiten Weltkrieg war die St. Emmerichskirche eine Wallfahrtskirche, gleichzeitig die Pfarrkirche von Inzenhof und Tschanigraben. Während des Krieges durfte man nicht mehr herüber. Aber nach dem Krieg - der Einzug des Kommunismus in Ungarn - da wurde der Stacheldraht errichtet und neben der Kirche gab es noch ein Bodenminenfeld. Die Soldaten haben diese Kirche als Wachturm benutzt, ich habe noch die Soldaten am Turm spazieren gehen gesehen. Und die haben die Kirche zerschossen, denn Kommunismus hatte mit Glauben nichts zu tun“, erzählt Elfriede Jaindl vom Verein „Rettet die St. Emmerichskirche“.

Wiederaufbau der Kirche
In der Bevölkerung reifte bereits einige Jahre vor dem Fall des Eisernen Vorhangs die Idee, das Gotteshaus wieder aufzubauen. Bis zum Durchbruch war es ein sehr steiniger Weg. „Die Schwierigkeiten gab es schon von 1980 bis 1989, mit den Verhandlungen mit Ungarn, über die Ministerien. Als die rechtlichen Dinge geklärt waren, haben wir den Verein gegründet, weil wir dadurch Gelder sammeln durften. Wir haben bis zum Herbst 1990 600.000 Schilling zusammengebettelt - und das war schon was, das war ein großer Polster. Und dann trauten wir uns über diese große Sache drüber“, so Jaindl.

Segnung von Johannes Paul II.
Die Gesamtbaukosten betrugen damals zehn Millionen Schilling, also rund 700.000 Euro. Diverse Firmen stellten Sachspenden im Wert von zirka der Hälfte dieser Summe zur Verfügung. Das vergoldete Turmkreuz wurde von Papst Johannes Paul II. gesegnet. Heute ist das Gotteshaus im einstigen Niemandsland eine beliebte Hochzeitskirche, in der er es auch laufend Führungen gibt.
Quelle: ORF Burgenland weitere Hinweise Grenzkirche St Emmerich

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