Die Entdeckung des größten Römermosaiks Oberösterreichs

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Größtes Römermosaik am Attersee entdeckt

Das bisher größte Römermosaik Oberösterreichs haben Archäologen in Weyregg am Attersee entdeckt. Es zierte auf 110 Quadratmetern den Boden einer 31 Meter langen Wandelhalle in einer Luxusvilla, teilte die Landes-Kultur GmbH am Donnerstag mit.

Bei Ausgrabungen der Universität Salzburg und der OÖ Landes-Kultur GmbH wurde ein Viertel des „hervorragend erhaltenen Mosaiks“ freigelegt.

Mosaik komplett erhalten

Geophysikalische Untersuchungen zeigten, dass die Wandelhalle auf ganzer Länge und das Mosaik komplett erhalten sind. „Dass wir einen so aufregenden und umfangreichen Blick ins Erdreich werfen können, verdanken wir auch dem Einsatz von Geomagnetik und Georadar, mit dem große Flächen innerhalb kürzester Zeit ‚durchleuchtet‘ werden können“, erklärten die Wissenschafter in der Aussendung.

APA/OÖ LANDES-KULTUR GMBH

Fund soll unterirdisch erhalten bleiben

Der Fund werde nun dokumentiert aber nicht weiter freigelegt. Er soll unterirdisch erhalten bleiben und werde zugeschüttet, erläuterte einer der Projektleiter, Stefan Traxler. Das Mosaik befindet sich auf einem Grund, auf dem ein Neubau entstehen soll. Um es nicht zu zerstören, wird das neue Gebäude nun drei Meter versetzt errichtet.
Die gesamte römische Anlage ist seit 250 Jahren bekannt und beschäftigt Archäologen seit 1924. Sie bestand aus einem Hauptgebäudekomplex, einem luxuriös ausgestatteten kleineren Nebengebäude sowie einem Wirtschaftshof, hieß es in der Aussendung.

red, ooe.ORF.at/Agenturen
Quelle: Größtes Römermosaik am Attersee entdeckt
 

josef

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Archäologische Detailarbeit zwischen Weyregg und Stonehenge
Archäologen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik durchleuchten Areale großflächig auf Überbleibsel vergangener Zeiten

Diese Rekonstruktion der Römervilla in Weyregg am Attersee wäre ohne Georadar und Geomagnetik nicht möglich gewesen.
Foto: 7Reasons / Juan Torrejón

Von einem Haus am See träumte man schon in der Antike. Vor etwa 1800 Jahren konnte sich eine wohlhabende Familie diesen Traum in Oberösterreich erfüllen, inklusive Veranda mit Seeblick, Wandmalereien, Fußbodenheizung und einer 31 Meter langen Wandelhalle mit Mosaikdekor.

Davon zeugt die aktuelle Grabung in Weyregg am Attersee, das für seine römische Villa bekannt ist. Seit 1767 stößt man hier auf Überreste des luxuriösen Gebäudekomplexes.

Beeindruckend sind vor allem die 16 verschiedenen Mosaikböden: Besonders jener, der mit schwarz-weißem geometrischem Muster die lange Wandelhalle zierte, ist in sehr gutem Zustand. "Ein sensationeller Befund", sagt Klaus Löcker von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), einer Forschungseinrichtung des Wissenschaftsministeriums.

In den vergangenen Jahren hat er verschiedene Areale untersucht, unter denen sich dieser römische Landsitz inklusive Badehaus und Lagerbauten erstreckt. "Die Vielzahl und das Aussehen der Mosaike deuten darauf hin, dass ein hoher Beamter aus Salzburg, dem damaligen Iuvavum, die Villa bauen ließ und die Sommer dort verbracht hat."

Physikalische Bodenmessungen
Die ZAMG hat einen starken archäologischen Fokus: Landesmuseen, aber auch Heimatvereine und Privatpersonen mieten das Fachpersonal für physikalische Bodenmessungen. Durch diese können versteckte Strukturen in der Erde zerstörungsfrei aufgespürt werden.

"Üblicherweise beginnen wir mit der Magnetik, die das Erdmagnetfeld misst und Abweichungen aufzeichnet", sagt Löcker. Diese deuten auf Gruben oder Pfosten hin, aber auch auf Anlagen, die mit Hitze in Verbindung standen, etwa Öfen. Magnetische Materialien wie Eisen sind besonders gut erkennbar.

Geeigneter Bodenradar
"Für die römische Archäologie, von der oft Mauern verblieben sind, eignet sich besonders das Bodenradar. Hier wird elektromagnetische Energie in den Boden geschickt und von Oberflächen wie Steinen reflektiert. Dadurch erhalten wir 3D-Informationen, an welcher Stelle und wie tief etwas liegt." Für Georadar und Geomagnetik sind Antennen bzw. Sensoren notwendig; sie werden bei großflächigen Messungen auf dem Anhänger eines Quads, also eines kleineren vierrädrigen Geländefahrzeugs, über die Fläche gezogen.

"Unsere Idee der Landschaftsarchäologie ist, ein ganzes Gebiet flächendeckend zu untersuchen und zu verstehen, statt nur durch punktuelle Fundstellen etwas für den gesamten Bereich zu extrapolieren", sagt Löcker. "Das geht am besten mit motorisierten Systemen." In Weyregg konnte so das Ausmaß der Römervilla, die unter Denkmalschutz steht, erfasst und ein Modell angefertigt werden.

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Sensationsfund
Die geophysikalischen Verfahren wurden unter Löckers Leitung auch in Carnuntum und bei Stonehenge eingesetzt. Hier handelte es sich nicht um Auftragsarbeiten, sondern um Forschungsprojekte, die mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut für archäologische Prospektion und virtuelle Archäologie durchgeführt werden. Der jüngste Sensationsfund kommt aus der Steinzeit.

Im Rahmen des "Stonehenge Hidden Landscapes Project" forschten Löcker und sein Team mit britischen Kollegen: "Wir haben bis etwa 2015 einen Bereich von mehreren Quadratkilometern rund um Stonehenge vermessen. Hier gibt es auch das Monument des Superhenge von Durrington Walls mit seiner prähistorischen Siedlung: Wir stellten fest, dass das Kreisgebilde nicht aus Steinen bestand, sondern aus mehreren hundert im Boden fixierten Holzpfählen. Außerdem haben wir bei weiteren Messungen südlich davon eine Reihe von Gruben im Boden entdeckt, die einen Bogen bildeten."

Die Vermessung des Untergrunds mit geophysikalischen Methoden ermöglicht großflächige archäologische Untersuchungen ohne Ausgrabungen. Das Bild zeigt Messungen im Rahmen eines früheren Projekts bei Stonehenge
Foto: Geert Verhoeven

Die Schächte mit einem Durchmesser von zehn Metern interpretierte man zunächst als Taubecken, mit denen Tau- und Regenwasser gesammelt wurde. Ein weiteres Puzzleteil kam später ins Spiel, als es im Zuge einer militärischen Anlagenerweiterung zusätzliche archäologische Untersuchungen gab: "Auch weiter im Norden wurden solche Gruben in gleicher Größe gefunden. Wir mussten nur noch eins und eins zusammenzählen – denn all diese Schächte bilden mit 50 bis 60 Metern Abstand voneinander einen konzentrischen Kreis um das Superhenge-Monument."

Beeindruckende Dimensionen
Eingeschlossen sind auch die Woodhenge-Struktur und das Grubenbauwerk bei Larkhill. Löcker ist vom Ausmaß des Schachtkreises fasziniert: Der Gesamtdurchmesser beträgt 2,2 Kilometer. "Das ist eine Dimension, die wir uns nicht vorstellen konnten. Die Logistik und die Organisation, die dahinterstecken, sind beeindruckend." Und sie werfen Fragen auf: Was war der Zweck dieser Begrenzung? Und wie wurden die Abstände der Schächte zur inneren Anlage vor 4500 Jahren vermessen?

Bei der ZAMG arbeitet man derweil an neuen Messmethoden. Vor allem fahrerlose, also autonome Messsysteme werden in Betracht gezogen. "Wir sind aber noch in einer sehr frühen Forschungs- und Entwicklungsphase", sagt Löcker. Mit den aktuellen Geräten für große Flächen komme man gut zurecht. Bis zu zehn Hektar pro Tag sind per Magnetik messbar, mit dem aufwendigeren Bodenradar etwa die Hälfte.
Drohnen seien ein schwieriges Thema. Für das Georadar ist direkter Bodenkontakt notwendig, sonst kann nur eine geringe Tiefe analysiert werden. "Mit der Methode der Magnetik gibt es schon Systeme für den militärischen Bereich, die allerdings Grenzen haben. Angesichts der bisherigen Tests sind wir skeptisch, ob sie in der Archäologie zum Einsatz kommen werden. Drohnen verwenden wir ausschließlich mit Kameras oder Laserscannern." So kann etwa die Oberfläche eines Waldgebiets digitalisiert und virtuell "entwaldet" werden, um archäologische Strukturen zu zeigen.
(Julia Sica, 20.7.2020)

Links
Das Stonehenge-Areal
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Archäologische Detailarbeit zwischen Weyregg und Stonehenge - derStandard.at
 
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