Die Kürschnerei gerät immer mehr in Vergessenheit

josef

Administrator
Mitarbeiter
#1


Junger Kürschner verwandelt alte Pelzmäntel

Die Kürschnerei gerät immer mehr in Vergessenheit. Während es in den 1960er Jahren etwa 70 Betriebe in Niederösterreich gab, sind es heute nur mehr 13. In Tulln setzt ein junger Kürschnermeister nun auf nachhaltige Arbeit mit Pelz.

„Aus Alt mach’ Neu“ lautet bei Kürschnermeister Patrick Adam das Motto. Seit eineinhalb Jahren lebt er mit seiner Partnerin Georgia Richter in Tulln und macht in seiner Werkstatt im Keller aus alten Pelzmänteln neue, moderne Jacken, Rucksäcke oder Schuhe. „Es ist an der Zeit, dass man nicht aus neuen Fellen Mäntel produziert, sondern, dass man die bestehenden Ressourcen nutzt. Es gibt tausende alte Mäntel, die jeder von der Oma oder Erbtante Zuhause hat“, sagte Kürschnermeister Patrick Adam gegenüber noe.ORF.at.


ORF
Patrick Adam beim Umnähen eines Mantels

„Ich würde sagen, dass es ein Weitertragen von Geschichte ist, weil jeder etwas mit dem alten Mantel von seiner Oma oder Mutter verbindet“, ergänzte die angehende Kürschnermeisterin Georgia Richter.

„Nachhaltigkeit ist heute extrem wichtig“
Je nach Modell arbeiten die beiden bis zu 35 Stunden an der Umwandlung eines Mantels. Zunächst bringen die Kunden ihre alten Mäntel zu ihnen in die Werkstatt, dann begutachten die beiden das Pelzstück und überlegen, was sich daraus machen lässt. Anschließend nimmt Georgia die Maße der Kunden und fertigt einen Schnitt an. In einem weiteren Schritt werden an einer Probejacke aus Baumwolle Änderungen vorgenommen. Erst dann wird der alte Pelz gereinigt, in seine Einzelteile zerlegt und zu etwas Neuem ummodelliert. Die Umwandlung zur modischen Jacke kostet - je nach Modell - an die 1.500 Euro.


ORF
Seit eineinhalb Jahren betreiben Patrick Adam und Georgia Richter die Kürschnerei in Tulln

„Ich glaube schon, dass jetzt wieder eine Phase ist, wo die Leute mehr Pelz tragen. Das Wichtigste ist aber nicht der Pelz an sich, sondern, dass die Nachhaltigkeit extrem wichtig geworden ist. Die Leute schätzen es, wenn etwas in Österreich gemacht wird“, so der Kürschnermeister.

Duo sucht dringend Personal
Bis September sind die beiden heuer bereits ausgebucht. Deshalb brauchen sie auch dringend Mitarbeiter. „Wir sind schon länger auf der Suche nach Personal. Wir hätten auch schon im Winter unbedingt jemanden gebraucht. Das Problem ist, dass diese Pelzverarbeitung kaum mehr beherrschen“, so Patrick Adam. Laut Wirtschaftskammer Niederösterreich gibt es in dieser Branche zwei bis drei Lehrlinge in Niederösterreich pro Jahr. Auch Georgia Richter macht gerade die Ausbildung zur Kürschnermeisterin.


ORF
Auch Schuhe werden aus alten Mänteln gemacht

Die beiden kamen unabhängig voneinander, zur Kürschnerei. Sie begannen in einem Wiener Pelzhaus und machten dort die Lehre. Seit eineinhalb Jahren betreibt das Duo nun die Kürschnerei der etwas anderen Art in Tulln. Neben Kunden aus Tulln und St. Pölten zählen auch viele Wiener zu ihrem Kundenkreis. Ausgewählte Pelze kaufen die zwei auch im Wiener Dorotheum, von den Kunden selbst werden keine Pelze abgekauft.
Martina Gerlitz, noe.ORF.at

„AR Refurried“

Publiziert am 21.05.2018
http://noe.orf.at/news/stories/2913978/
 
Oben