Die letzte Pinselmacherfamilie

josef

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Die letzten Pinsel „made in Austria“

Ob Rasier-, Lackier- oder Make-up-Pinsel, ob Sonderwunsch eines Künstlers oder Spezialpinsel für die Flugzeugwartung: In Trumau produziert die Pinselmacherfamilie Zavodsky jedes Jahr 400.000 Pinsel in 2.000 verschiedenen Ausführungen.
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Die meisten Pinsel, die in Europa verkauft werden, sind Importprodukte aus Asien. Auch der wichtigste Rohstoff für die in Österreich hergestellten Pinsel kommt aus China: Schweineborsten. „Die heimischen Schweine haben leider zu wenige und zu kurze Borsten“, erklärt Pinselfabrikant Peter Zavodsky.
Anders sei das im chinesischen Hochland, dort würden die Schweine im Freien gehalten und bis zu 300 Kilogramm schwer. „Da bekommen sie ein dichtes Fell, das als Abfallprodukt bei der Fleischproduktion übrig bleibt. Aus diesen Borsten machen wir Pinsel.“ Die aus China gelieferten Borsten werden zunächst acht Stunden weichgekocht, gereinigt und zehn Tage lang getrocknet.

Mehr als ein Dutzend Arbeitsschritte sind notwendig, um einen Pinsel herzustellen: Je nach Verwendungszweck werden verschiedene Borstentypen gemischt, in einer Metallhülse aufgebunden und mit Klebstoff befestigt. Speziell zugeschnittene Kartonstücke im Pinselkopf halten die Borsten in Form und sorgen für längere Haltbarkeit.

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Produktion in der Pinselwerkstatt
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Bei der Produktion von Pinseln ist auch Handarbeit gefragt, hier etwa von Peter Zavodsky
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Unterschiedliche Borstentypen und Metallhülsen

Vier Generationen Pinselmacher
Die Pinselfabrik in Trumau (Bezirk Baden) wurde 1947 von Rudolf Zavodsky sen. gegründet. Heute führen seine Enkelkinder den Betrieb: „Wir sind drei Schwestern und ein Bruder. Meine Nichte und mein Neffe arbeiten hier, und zweimal in der Woche kommt meine Mutter vorbei“, sagt Susanne Zavodsky, die sich um den Vertrieb der Pinsel kümmert: „Erfreulicherweise zeigt auch die nächste Generation Interesse, den Betrieb weiterzuführen. Immerhin sind wir die einzige Firma, die Pinsel mit dem Aufdruck ‚Made in Austria‘ herstellt.“

400.000 Pinsel und Bürsten werden jedes Jahr produziert. Neben den klassischen Malerpinseln werden auch ausgefallene Pinsel in kleineren Stückzahlen hergestellt: „Eine Fluglinie kauft bei uns ganz spezielle Pinsel, die für die Wartung von Maschinen gebraucht werden“, erklärt Susanne Zavodsky, „und auch Künstler und Restauratoren kommen immer wieder mal vorbei, die ganz besondere Pinsel aus verschiedensten Materialien brauchen.“

Pinsel aus Pony- und Fehhaar
Neben Schweineborsten werden auch die Haare von Mardern, Waschbären, Ponys und anderen Tieren verarbeitet. „Katzenhaare eignen sich gut für Kosmetikpinsel, Rinderohrhaare für Zeichenpinsel“, weiß Peter Zavodsky, „aus Dachshaaren kann man den klassischen Rasierpinsel machen. Für die Linierpinsel, die Restauratoren brauchen, nimmt man am besten Fehhaar.“

Feh ist die Bezeichnung für das Winterfell des Eichhörnchens. Je nach Tierart und Qualität kosten die für die Pinselerzeugung nutzbaren Haare bis zu 30.000 Euro pro Kilo.
19.12.2022, Fabian Fessler, noe.ORF.at
Die letzten Pinsel „made in Austria“
 
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