Ehem. Elektrizitätswerk/Umspannwerk des Stiftes Lilienfeld

#1
Und wieder mal ein historisches Gebäude bei der Durchreise erblickt! In Lilienfeld steht noch das ehem. Umspannwerk des Stiftes Lilienfeld, daß unter Denkmalschutz steht.
Leider ist das Gebäude in einen sehr schlechten Zustand, was die Fassade angeht. Wünschenswert wäre hier eine Instandhaltung des Gebäudes um es vor dem Verfall zu bewahren. Jedoch weiß ich nicht wie es um die Nachnutzung des Gebäudes steht, ein Teil von alter Technik ist noch erkennbar und einiges an Gerümpel wurde in den Räumlichkeiten deponiert. Dadurch das Glas eines Fensters gebrochen war, konnte ich einen kurzen Blick hinein werfen;):)!
Auch zu den Elektrizitätswerk konnte ich keine umfassenden Informationen finden, außer die von E-Werk/Umspannwerk des Stiftes (Wiki)

Das Elektrizitätswerk des Stiftes wurde 1902 erbaut. Der hakenförmige, mehrmals erweiterte Bau unter Schopfwalmdächern beherbergt eine Francis-Turbine, bezeichnet: „Maschinenfabrik Ganz und Comp. Leobersdorf bei Wien 1902“.

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MHSTG44

Well-Known Member
#4
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HF130C

Well-Known Member
#5
Danke für die interessanten Bilder.

Ganz besonders interessant ist das Bild 31.jpg, welches ein Getriebezahnrad wohl von der Erstausstattung des Turbinenantriebes zeigt: Die unterflurig angebrachte Turbine lieferte die Kraft über eine senkrecht stehende Welle in das Generatorhaus, und auf dieser Welle war das gezeigte Zahnrad etwa 1m über dem Boden waagrecht befestigt. Mittels eines eisernen Kegelzahnrades wurde nun der waagrecht liegende Generator angetrieben, wobei das Generatorzahnrad erheblich kleiner war, wodurch sich die gewünschte höhere Drehzahl ergab.

Das faszinierende an diesem Getriebe ist nun das im Bild zu sehende Großrad mit den austauschbaren Holzzähnen: Man ersparte sich so das teuer anzufertigende große gußeiserne Zahnrad und vor allem das aufwendige Fräsen der Zähne., Die Holzzähne waren einfach selbst herzustellen und konnten bei Bedarf einzeln ersetzt werden. "Karies" konnte sozusagen selbst behoben werden.

Die Holzzähne des Großrades mussten natürlich entsprechend geschmiert werden, dazu gab es allerlei "geheime" zusammengebraute Mixturen aus verschiedenen tierischen Fetten.

Ähnliche Zahnradkronstruktionen aus Holz waren u.A. bei Getreidemühlen im Einsatz, wobei diese meist einfacher und ganz aus Holz gebaut waren. Die Belastungen eines dauernd laufenden Kraftwerksbetriebes sind doch ungleich höher, sodass hier ein eiserner Gußkörper als Zahnträger Pflicht war.

Ich konnte vor etlichen Jahren noch so einen Kraftwerksantrieb mit Holzzahn-Zahnrädern besichtigen und den Betreuer sprechen, der die große Dauerfestigkeit der Holzzähne betonte, wenn man denn die Schmierung sorgfältig durchführte. Ging ein Zahn kaputt, so konnte das Kraftwerk durchaus weiterlaufen, die benachbarten Zähne übernahmen die Kraftfortleitung. Beim nächsten Stillstand wurde dann ein neuer Ersatzzahn "implantiert" und im eingebauten Zustand durch Raspeln angepasst.

Schade, dass dieses interessante Zahnrad im Freien verrottet - es könnte Blickfang in jedem örtlichen Heimatmuseum sein!
 
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