Ehem. Kalkwerk Weizklamm

Bunker Ratte

Well-Known Member
#1
Bei meiner Reise in der Steiermark, war ich auch in der Weizklamm unterwegs, da sprang mir doch glatt dieses verlassene Kalkwerk vor die Linse! Gerade noch rechtzeitig erwischt mit einem festen tritt auf die Bremsen:D;)!

Unsere Geschichte beginnt im Jahr 1892 mit dem aus Judenburg stammenden Zimmermann Mathias Wenger. Noch in Judenburg gründet er die erste steirische „Fassspundfabrik“. Aus nicht näher bekannten Gründen zieht er mit seiner Familie im Jahr 1895 in die Weizklamm und pachtet hier eine am Weizbach gelegene Mühle. Dieses Gebäude ist zu Beginn Fassspundfabrik und Wohnhaus in Einem. Um 1898 erwirbt Mathias Wenger vom Gleisdorfer Realitätenbesitzer Thowasser die Mühle, samt rund 10 Hektar Wald auf der Westseite der Weizklamm. Um das Jahr 1908 erfährt der Betrieb eine starke Vergrößerung: der Abbau von Kalkgestein wird begonnen, der erste, kleinere Kalkbrennofen wird errichtet und auch ein Wasserkraftwerk zur Versorgung des Betriebes wird in Betrieb genommen. Auch die Lebensumstände der Familie verbessern sich zu dieser Zeit stark – 1902 wird das Wohnhaus in seiner ursprünglichen Form errichtet und bis 1910 auch schon das erste Mal erweitert.
Aus dem abgebauten Kalk werden verschiedne Produkte gewonnen. Schotter und Wasserbausteine zum Einen und zum Anderen wird der Kalkstein weiterverarbeitet. Im Kalkofen wird das gebrochene Kalkgestein gebrannt und im Anschluss zu Sumpfkalk – einem Bindemittel zur Mörtel- oder Putzherstellung oder zum Anmischen von Kalkfarbe – veredelt.
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Die durch das neue Wohnhaus gewonnenen Flächen bieten der innovativen Familie auch neue Möglichkeiten. So findet hier neben den Wohnräumen auch die Verwaltungskanzlei des Betriebes Platz sowie ein Gasthaus, welches von Amalia Wenger, Gattin des Firmengründers, betrieben wird. Dass der Gastbetrieb aufgenommen werden konnte, war ausschließlich der Hartnäckigkeit von Amalia zu verdanken, da sie trotz der ursprünglichen Verweigerung der Konzession durch die Behörde über einen Zeitraum von drei(!) Jahren nicht lockergelassen hat.
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Dieser Hartnäckigkeit ist es auch zu verdanken, dass im Laufe der Jahre der erste Fernsprecher in der Gegend, eine kleine Trafik sowie eine Postablage für die Post in Weiz (so ähnlich wie eine Außenstelle der Post) für die Bevölkerung der Region zur Verfügung stehen.

Zu Beginn der 1930er Jahre wird der Betrieb bereits von den Kindern des Gründers, Josef und Katharina Wenger geführt und abermals vergrößert. Ein zweiter Kalkofen, mit dem doppeltem Fassungsvermögen des ersten Ofens, wird gebaut. Die Pläne dazu werden von einem Wiener Spezialbüro angefertigt.

Im Jahr 1950 wird eine neue LKW Garage anstelle der lediglich überdachten Stellplätze errichtet, auch der Pferdestall wird hier integriert. 3 LKW finden hier Platz.
1955 wird die Kalkhydratanalge errichtet. Hier wird aus Kalkhydrat und Wasser Kalkmilch hergestellt.
1965 wird das letzte unserer Gebäude errichtet: Das Dieselgeneratorhaus mit Haustankanlage und Sanitärräumen für die Arbeiter mit Warmwasserduschen.

Bereits sieben Jahre später, 1972, wird der Betrieb stillgelegt. Zu hoch wären die Kosten für eine Modernisierung. Der Wohnsitz der Familie bleibt noch bis Ende der 80er Jahre hier in der Weizklamm, bevor auch dieser aufgegeben wird und die letzten Steinbruchunternehmer Helmut und Josefine Wenger aus der Familie nach Passail ziehen und das Werk in einen Dornröschenschlaf verfällt.

Seit ca. 2014 arbeiten Renate Hausleitner, Urenkelin des Gründers und Matthias Hausleitner, Ururenkel am Erhalt und dem Zugänglichmachen des Geländes für die Nachwelt. Mittlerweile werden Führungen in unserem „Lost Place“ genauso angeboten wie die Miete des gesamten Geländes für Events oder auch nur das ehemalige Generatorhaus für kleine Feiern oder einfach nur zum Ausspannen inmitten des Naturjuwels Weizklamm.
Quelle: Die Weizklamm (Kalkwerk)

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