Ehemalige Munitionsfabrik und Muna Poštorná bei Břeclav

josef

Administrator
Mitarbeiter
#1
Fand interessante Links zur ehemaligen Munitionsfabrik und Muna im Waldgelände an der Bahnstrecke von Lundenburg (Břeclav) nach Znaim (Znojmo) nahe der Grenze:

Breclav - Überreste der Munitionsfabrik und Muna
Übersetzung mit "Google Translate":

Zusammenfassung: Der Artikel beschreibt die ehemalige Munitionsfabrik bei Breclav (Südmähren). Die Fabrikgebäude wurden kurz nach dem 2. Weltkrieg durch eine Explosion zerstört. Heute sind auf dem waldbedeckten Gelände der ehemaligen Fabrik nur noch Ruinen von Kasernen und einigen Eisenbahnbrücken zu finden.

Die Munitionsfabrik in Poštorná bei Břeclav ist unter den Einheimischen als Muna bekannt. Dies ist ein großes Waldgebiet, in dem die Überreste von Fabrikgebäuden nahe der Grenze zu Österreich verstreut sind. Es war der Boří-Wald, wo die deutschen Besatzer vor den Augen der alliierten Bomber eine von Vegetation getarnte Produktionsanlage bauten. Der gesamte Komplex erstreckte sich über eine Fläche von mehr als 100 Hektar. Die einzelnen Produktionsabschnitte verbanden mehrere kilometerlange Gleisanlagen. Das Hauptverbindungsgleis wurde als Abzweigung von der Hauptstrecke Břeclav – Znojmo errichtet.

Heute wird von dem großen Areal nur noch ein Gebäude für die Werkzeugfabrik der Moravské naftové doly genutzt:
1645800004089.png

In Muň arbeiteten Einwohner aus den umliegenden Dörfern wie Poštorná und Charvátská Nová Ves. Sonderbusse brachten sie zur Fabrik. Für Arbeiter aus weiter entfernten Orten wurde regelmäßig ein Personenzüge mit mehreren Wagen zum Bahnhof in Břeclav bzw. zum Werksbahnhof. Jeder der Arbeiter hatte einen Lichtbildausweis, um zu verhindern, dass Unbefugte die streng geheime Einrichtung betreten. Die Karte diente nicht nur zum Betreten des Werks und des jeweiligen konkreten Betriebsabschnittes, sondern auch als Freikarte für die oben genannten Mitarbeiterzzüge. Da in der Fabrik im Schichtbetrieb gearbeitet wurde, fuhren die Züge mehrmals täglich nach Muna, da nicht alle Mitarbeiter aus der näheren Umgebung stammten. Zusätzliche Arbeitskräfte wurden von den Arbeitsämtern aus weiter entfernten Gebieten des Protektorats Böhmen und Mähren bereitgestellt. Für sie wurde ein Lager mit einer Kapazität von etwa 300 Personen östlich der heutigen Straße zum Grenzübergang nach Österreich errichtet. Eine andere Gruppe von Arbeitern waren Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten der Sowjetunion. Unweit der heutigen MND-Anlage wurde für sie ein Lager errichtet. Die Bewohner des Russenlagers waren leicht an dem OST-Zeichen auf ihrer Brust zu erkennen.

Während der gesamten Besatzungszeit wurden mittel- und großkalibrige Artilleriegeschosse sowie Munition für großkalibrige Maschinengewehre und Flugabwehrkanonen in der Fabrik hergestellt. Von den Artilleriegranaten waren Splitter-, Flak-, Spreng- und Panzerabwehrgranaten am häufigsten vertreten, aber auch Brand-, Rauch-, Zeitzünder- und Schrapnellgeschosse wurden erzeugt. Was die Kaliber anbelangt, wurden am häufigsten die mit den Kalibern 75 mm, 122 mm und 152 mm produziert. In geringerem Umfang 85-mm-, 51-mm-Projektile und 82-mm-Mörserartilleriegranaten. In geringem Umfang wurden auch Panzerfäuste und Handgranaten hergestellt.

Am Ende des Krieges geriet die NS-Maschinerie langsam ins Stocken, bis sie im April 1945 vollständig zum Erliegen kam. Die Deutschen flohen und ließen mehrere hundert Zwangsarbeiter in der Fabrik zurück, deren Gebäude buchstäblich bis unters Dach mit Munition gefüllt waren. Die Gefahr eskalierte, als sich die Front näherte, da eine einzelne verirrte Artilleriegranate eine Katastrophe von gigantischen Ausmaßen verursacht hätte.

Die Gefangenen verteilten sich in der Gegend und warteten in den Kellern mit den Einheimischen, um die Frontlinie zu überqueren. Die Befreiung brachten am 21. April 1945 russische Truppen, die auch sofort den Waffenkomplex in Boří les besetzten. Erst jetzt war es möglich, das gesamte Munitionslabyrinth mit allen Abstellgleisen, Betrieben, Lagern und anderen Objekten zu durchqueren. Das russische Kommando entschied, dass ein solches Werk die Tschechoslowakische Republik nach Beendigung des Krieges nicht brauchen würde und befahl die Sprengung. Die Liquidation wurde jedoch sehr nachlässig durchgeführt mit dem Ergebnis, dass die Munition im gesamten Waldgebiet verstreut war. Jedenfalls bedeuteten die von russischen Ingenieuren ausgelösten Explosionen das Ende in der Geschichte der Muna.

Militärpioniere versuchten unmittelbar nach dem Krieg, den Wald zu säubern, doch die Munitionsreste waren so groß, dass nach der Deklaration der Grenzzone der ohnehin schon unzugängliche Wald seinem Schicksal überlassen wurde.

Und so beschreibt ein Pyrotechniker die Situation in Muna im Jahr 1960:
15 Jahre nach dem Krieg war das weitläufige Gelände um die ehemalige deutsche Munitionsfabrik immer noch mit einer unglaublichen Menge loser Munition übersät, die durch die schiere Wucht der Explosionen bei der Zerstörung der Depots in den Wäldern des Gebietes geschleudert wurde. Damals verursachte dieser Umstand bei den Mitarbeitern des Forstbetriebes aufgrund erschwerter Arbeitsbedingungen nur Gefahren. Andere Bürger betraten dieses Gebiet aufgrund der Existenz der nahen Grenze und dadurch verfügten verbotenen Zone nur selten. Und so bedrohte die Munition damals „nur“ Förster und Grenzsoldaten, die diesbezüglich ausreichend instruiert waren. Um die Mitte der 1960er Jahre schienen bessere Zeiten anzubrechen um das Munitionsproblem zu lösen. Dazu trug insbesondere der Bau eines militärischen Schießstandes und eines angrenzenden Truppenübungsplatzes bei, die laut Kartenaufzeichnungen bereits von Munition geräumten Flächen wurden immer größer. Da ich zum Administrator dieses gesamten Ausbildungsbereichs ernannt wurde, war ich von Anfang bis Ende bei allen Räumarbeiten dabei. Und so wurde ich auch Augenzeuge dessen, was einige Zentimeter unter der Oberfläche vor dem Bulldozer-Räumschild erschien, als die Erdarbeiten begannen. Munition aller Art und aller möglichen Kaliber wurde vom Bulldozer in solchen Mengen freigelegt, dass sie sogar die erfahrenen regionalen Pyrotechniker aus Brünn schockierte...

Und was kann man heute am ehemaligen Muna-Gelände sehen?
Der ganze Wald ist voll von Hügeln und Senken, Gebäuderuinen und Resten von Gleisanschlüssen. Obwohl seit dem Abriss der Fabrik mehr als 60 Jahre vergangen sind, lassen sich die Straßen und Grundrisse der Gebäude im Unterholz mit etwas Fantasie erahnen:
1645804503029.png

Interessant ist der parabolische Gleisanschluss der Betonbrücke und mehrere Durchlässe, die alle gut erhalten sind:
1645803615386.png

Erhalten sind auch mehrere unterirdische Wasserreservoirs, die in erster Linie zum Löschen möglicher Brände gedacht waren. Einer davon in der Nähe der Hauptstraße wird wahrscheinlich als Lager genutzt. An den Wänden befinden sich Schussspuren von Kleinwaffen, auf der Vorder- und Rückseite befinden sich Inspektionsschächte mit Steigbügel:
1645803749775.png

Ruinen eines nicht identifizierten Gebäudes. In der unteren Etage sind abgerundete Ziegelverkleidungen interessant, die als Fundamente für Tanks gedient hatten:
1645804153262.png

Interessant war der Fund von Hohlzylindern aus Gummi oder vielleicht Asphalt (?) mit einer Länge von 80 cm und einem Durchmesser von 25 cm. Ihr Zweck ist noch nicht bekannt:
1645804372961.png

Unter den abgerissenen Gebäuden befinden sich noch Reste von unterirdischen Abwasserkanälen und diverse Betonfragmente.:
1645804619958.png

Häufige Kleinfunde sind Bakelitpackungen in Munitionskisten, Reste von Munitionskisten, Artilleriefeuerzeuge, Reste von Patronenhülsen und sogar ganze Granaten. Es gelang uns, ein Kaliber 152 mm zu finden, das der Polizei gemeldet und dem Pyrotechniker übergeben wurde:
1645804779858.png
1645804854887.png
ACHTUNG:
Ein Besuch in der ehemaligen Muny-Waffenfabrik ist sicherlich interessant, aber seien Sie bei der Besichtigung besonders vorsichtig und manipulieren Sie auf keinen Fall die gefundene Munition.


Weitere interessante Zusatzinformationen zu diesem Artikel finden Sie beispielsweise auf der Website des Mährischen Zizkover Militärhistorischen Klubs .

QUELLEN:
Muna - Erinnerungen an Pyrotechnik, Manuskript
Post Office Factory for Death, RT, März 1995
Fotoarchiv von T. Klíčník


Link zur Gesamtseite: Badatelna


2. Link:
Boří les a Muna - Parní lokomotivy
 
Zuletzt bearbeitet:

josef

Administrator
Mitarbeiter
#2
Dazu ein Textauszug aus Poštorná – Wikipedia:
Nach dem Münchner Abkommen wurde die Marktgemeinde 1938 dem Großdeutschen Reich zugeschlagen und gehörte bis 1945 zum Kreis Nikolsburg. Im Jahre 1939 wurde Unterthemenau mit Oberthemenau zu einer Gemeinde Markt Themenau zusammengeschlossen. Im Theimwald – südwestlich des gleichnamigen Bahnhofs – wurde während des Zweiten Weltkriegs die Heeresmunitionsanstalt Lundenburg-Unterthemenau errichtet; das Areal der Muna hatte eine Ausdehnung von ca. 100 ha und war mit dutzenden Kilometern Gleisanschlüssen erschlossen. Bewacht wurde die Muna durch einen SS-Totenkopfverband unter dem Kommando von Sturmbannführer Adolf Weiss.[8] Bei der Muna befand sich das aus zwei großen Baracken bestehende Arbeitslager Theimwald, dessen Fassade der Spruch Arbeit macht frei zierte. Unterteilt war es in zwei Lager: Theimwald A mit ca. 200 Gefangenen als Außenstelle des Zuchthauses Stein und das Ostarbeiterlager Theimwald B, in dem in zwei getrennten Abteilungen 260 Frauen und 60 Männer untergebracht waren.[9] Außerdem bestand von 1944 bis Februar 1945 bei der Ziegelei ein Zwangsarbeitslager für ungarische Juden. Am 21. April 1945 nahm die Rote Armee unter Generaloberst Schumilow nach heftigen Kämpfen mit der zurückweichenden 8. Armee unter General Kreysing Unterthemenau und den Theimwald ein. Die Rote Armee besetzte die Muna und ließ sie sprengen. Nach dem Kriegsende kam Poštorná zur Tschechoslowakei zurück, es erfolgte die Wiederherstellung der alten Gemeinde- und Bezirksstrukturen. Die meisten der deutschsprachigen Bewohner wurden vertrieben. Im Zuge der Gebietsreform von 1948 wurde die Gemeinde dem neu gebildeten Okres Břeclav zugeordnet. Im Jahre 1950 hatte Poštorná 3073 Einwohner.
1645790684019.jpeg
 
Zuletzt bearbeitet:

josef

Administrator
Mitarbeiter
#3
Noch etwas zur ehemaligen Munitionsfabrik und Heeresmunitionsanstalt (Muna) Lundenburg-Unterthemenau

Der Ursprung der Munitionsfabrik im Theimwald (Boří les) bei Unterthemenau/Lundenburg (Poštorná / Břeclav) geht auf die 1884 gegründete Kunstdüngerfabrik des Chemieindustriellen Adolf Schram zurück.

1645812135738.png
Historische Ansichtskarte der Kunstdüngerfabrik Unterthemenau um 1900

Der Gründer der Fabrik am Stadtrand von Poštorná war 1884 der Industrielle Adolf Schram, der sich mit dem Kohlebergbau im Kreis Sokolov befasste. Adolf Schrams Absicht war es, im damals landwirtschaftlich ertragreichsten Gebiet Österreichs ein chemisches Werk zur Herstellung von Schwefelsäure und Superphosphat (Kunstdüngerfabrik) zu errichten.

Der große Vorteil der neuen Fabrik bestand darin, dass das Werk von Anfang an mit einem Anschlussgleis an die Bahnstrecke von Břeclav nach Mikulov und Znojmo angeschlossen war und somit ein weites Gebiet in Südmähren, Niederösterreich und Oberungarn beliefern konnte. In den 1930er Jahren wurden die Produktionsanlagen umfassend modernisiert. Die Nazi-Besatzung bedeutete einen erheblichen Produktionsrückgang für das Chemiewerk A.Schram. Während des Krieges durfte die Fabrik keine Superphosphate herstellen, da der direkte Import von Rohstoffen für ihre Produktion nicht gesichert war. 1940 wurde ein Vertrag mit der deutschen "Deutsche Superphosphat Industrie AG." geschlossen, die das Nachfolgeunternehmen nach A.Schram in ihre Organisation eingliederte. Dadurch konnte das Werk wieder Superphosphat in begrenztem Umfang produzieren. Kriegsbedingt kam es zwangsläufig zu weiteren Versorgungsschwierigkeiten bei den Rohstoffen, die hauptsächlich aus Schweden, Jugoslawien, Spanien und einigen afrikanischen Gebieten kamen. Im weiteren Verlauf des Krieges wurde dadurch die Kunstdüngerproduktion vollständig eingestellt und die Munitionsfertigung am Gelände enorm hochgefahren...

Am Ende des Krieges steckten die sich zurückziehenden Deutschen einen Teil der Produktionsanlagen in Brand.
Die riesige Menge der im Wald gelagerten Munition wurde gesprengt. Aber so unsachgemäß, dass eine große Menge Blindgänger in die umliegenden Wälder flog...

Heutiger Zustand des Geländes:
1645816532477.png
1645816608306.png
Quelle: Boří les a Muna - Parní lokomotivy - Übersetzung mit "Google Translate"
 
Zuletzt bearbeitet:

josef

Administrator
Mitarbeiter
#6
Im soeben erschienen Heft 3/2022 der "öfh-Nachrichten" findet man einen interessanten Artikel von Renato Schirer (@zwölfaxinger) über die Abrüstungsaktivitäten nach Kriegsende in der US-Besatzungszone betreffend Luftwaffeneinrichtungen (Air Disarmament).

Daraus ein kurzer Textauszug zur "Luft-Hauptmunitionsanstalt Lambach" -> Muna Stadl Paura:
Ein besonderes Problem stellte die Luft-Hauptmunitionsanstalt Lambach dar, wo am Abend des 4. Mai 1945 die ersten amerikanischen Truppen eingetroffen waren.22 Zu diesem Zeitpunkt standen auf den ausgedehnten Gleisanlagen des Depots mehrere Munitions- und Räumungszüge, welche von der erst kürzlich geräumten "Luft-Hauptmunitionsanstalt Lundenburg" (Breclav) stammten.23 Darunter befanden sich 30 abgestellte Waggons beladen mit Giftgasgranaten, welche eine besondere Gefahrenquelle waren. Es dauerte noch Monate, bis das bei Kriegsende vorhandene Chaos in dem riesigen Areal beseitigt war. Erst im Oktober wurde unter der Leitung der US-Militärbehörden mit der planmäßigen Zerlegung der zahlreich vorhandenen Munition begonnen...
22. Die Luftwaffen-Haupt-Muna in Lambach war spezialisiert auf schwere, mittlere und leichte Flakmunition. Entsprechend dem Bedarf wurden hier die Granatpatronen der Kaliber 3,7 - 10,5 cm aus den von der Industrie gelieferten Einzelteilen laboriert.
23. Auf dem Gelände der Lw.-Haupt-Munitionsanstalt gab es 22 große Lagerhäuser und 63 Munitionsbunker sowie zahlreiche Bauten aller Art.
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#7
Hier begann meine Geschichte, vor längerer Zeit war ich in diesen Wald einen Lost Place zu erkunden. Auf den Weg dorthin kamen mir einige Mauerreste unter die Augen. Dort wo ich damals parkte fand ich ein Schild mit der Information, dass hier einst eine Munitionsfabrik ihren Standort hatte. Zu Hause angekommen um einige Recherchen zu betreiben, stieß ich hier auf diesen Thread von @josef . Natürlich brannte es mir unter den Füssen um die spärlichen Relikte trotz der Gefahr auf Munition zu stoßen mit Vorsicht zu erkunden. Dieser geheimnisvolle Wald verbirgt seine Geschichte im tiefsten Inneren. So knüpfte ich einige Kontakte aus der Umgebung im Grenzgebiet und der jetzigen Schießstätte am ehemaligen Munagelände.


Die Reste des ehemaligen Anschlussgleises in der Nähe des Bahnhofes Bori Les, man kann die Bahntrasse erkennen und auch die Masten der Beleuchtung:
11.jpg

13.jpg

15.jpg

die Bahntrasse an den Bruchsteinen zu erkennen
18.jpg

21.jpg

22.jpg

24.jpg
 
Oben