Ehemalige Straßenbahn St.Pölten

josef

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#1
Die Remise der ehemaligen St.Pöltener Straßenbahn soll renoviert werden und das anschließende brachliegende Grundstück einer städtebaulichen Nutzung zugeführt werden. Am 26.05.2015 machte ich einige Aufnahmen des derzeit noch in desolatem Zustand befindlichen Gebäudes an der Ecke Daniel Gran Straße - Herzogenburger Straße:
 

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Flughund

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#2
Es gibt auch noch Reste der original Gleisanlage. Das Anschlussgleis von der Franz Josefs Bahn zur ehem. Glanzstoff Fabrik, wurde nach Einstellung der Straßenbahn von der ÖBB weiterbenützt. Das war damals ein komischer Anblick, wenn einem als Autofahrer mitten in der Herzogenburger Straße ein langer Güterzug samt schwerer Diesellok entgegenkam. Noch liegen die Gleise mit ungewisser Zukunft, da sie nicht mehr gebraucht werden. Wenn die auch noch verschwinden, dann bleibt nur mehr die Remise als letzter Zeuge über.

LG
Flughund
 

josef

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#3
Gleisreste Herzogenburger Straße

Es gibt auch noch Reste der original Gleisanlage. Das Anschlussgleis von der Franz Josefs Bahn zur ehem. Glanzstoff Fabrik, wurde nach Einstellung der Straßenbahn von der ÖBB weiterbenützt. Das war damals ein komischer Anblick, wenn einem als Autofahrer mitten in der Herzogenburger Straße ein langer Güterzug samt schwerer Diesellok entgegenkam...
Die ursprüngliche Gleisverbindung der Straßenbahn zur Bundesbahn für die Übergabe der Güterzugwagen befand sich beim St.Pöltener Frachtenbahnhof, westlich des Personenbahnhofes. Diese Verbindung wurde nach der Zerstörung durch die alliierten Bombenangriffe Anfang 1945 nicht mehr hergestellt. Ab 1945 erfolgte bis zur Betriebseinstellung der Straßenbahn 1976 die Wagenübergabe von und zur ÖBB über ein Anschlussgleis im Bereich der Herzogenburger Straße im Norden der Stadt. Das Übergabegleis zweigte in etwa bei der heutigen Station Traisenpark von der Strecke St.Pölten - Herzogenburg (Tulln bzw. Krems) ab. Da von diesem Streckenstück mehrere Gleise in das Werksgelände der Glanzstoff AG führen, wurde die Güterwagenbeistellung für das Werk, wie @Flughund schon beschrieb, von der ÖBB weiter abgewickelt. Nach der Werksschließung blieben das Gleis in der Herzogenburger Straße sowie die Abzweigweichen ins Werksgelände mit einigen weiteren Gleisstücken vorläufig noch erhalten. Da der Straßenzustand schon sehr desolat ist, wird dieses Relikt der Straßenbahn mit Sicherheit der nächsten Straßensanierung zum Opfer fallen...


Bilder – Teil 1:

1. Streckennetz – Gesamtausdehnung für Personen- und Güterverkehr. Die Bereiche der roten Linien wurden nach Zerstörung im Krieg bzw. ab 1951 nicht mehr befahren.

2. Detail der zuletzt betriebenen Strecken im Umfeld des Hauptbahnhofes : ROT – Personen- u. Güterverkehr, BLAU – nur Güterverkehr.

3. Übersicht –
Kreis ROT: Frachtenbahnhof, bis 1945 Übergabestelle der Güterwagen von/zur ÖBB
Kreis HELLGRÜN: Noch bestehendes ehemaliges Remisengebäude
Kreis GELB: Werksgelände ehemalige Glanzstoff AG
Kreis BLAU: Bereich der Güterwagenübergabestelle zur ÖBB ab 1945
Linien BLAU: Noch vorhandene Gleisreste im Bereich Herzogenburger Straße und ehem . Glanzstoff AG
Linien ROT: ÖBB-Bereiche.

4. Älteres GM – Bild mit noch allen Objekten der Glanzstoff AG. Die blauen Linien zeigen die Gleise der ehemaligen Straßenbahn bzw. die nach deren Einstellung durch die ÖBB bedienten Gleisanlagen ins Werksgelände. Das Gleis in der Herzogenburger Straße und die Weichen mit anschließenden kurzen Gleisresten in den Werksbereich sind noch vorhanden. Die Nummerierung bezieht sich auf nachfolgende Fotos.

5. Restliches Gleis in der Herzogenburger Straße -> Nr. 1 auf Bild 4.

6. Triebwagen 7 in der Herzogenburgerstraße 1976 (dürfte sich um eine Werkstattprobefahrt gehandelt haben, da es ja auf diesem Streckenabschnitt keinen Personenverkehr mehr gab). Zu beachten ist die kuriose Weichenlage…

Kartenbasis Bild 1 u.2 sowie Bildquelle Foto 6: H. Marincig, „Die St.Pöltner Straßenbahn“, Wien 1981
 

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josef

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#4
Gleisreste Herzogenburger Straße - Teil 2

Bilder – Teil 2: (Aufnahmen v. 26.05.2015)

7. Herzogenburger Straße, Weiche zu Anschlussgleis Glanzstoff -> Nr. 2 auf Bild 4.
8. Einfahrtstor in den Werksbereich -> zu Nr. 2 auf Bild 4.
9. Anschlussgleise beim ehemaligen Haupteingang ins Werk -> Nr. 3 auf Bild 4.
10. Weitere Gleise ins Werk im Norden des Werksgeländes -> Nr. 4 auf Bild 4.
11. Nach der letzten Abzweigweiche ins Werk schwenkt das Gleis von der Fahrbahn der Herzogenburger Straße weg und verläuft nun parallel zu dieser im Bogen und mit leichter Steigung zur Anschlussweiche an die ÖBB-Strecke St.Pölten – Herzogenburg nahe der Haltestelle Traisenpark. Das Gleis ist auch noch vorhanden, aber total von Unkraut überwuchert… -> Nr. 5 auf Bild 4.
12. Das Foto aus 1965 zeigt einen von der ÖBB übernommenen „Straßenbahn-Güterzug“ in der Kurve vor dem Gleisschwenk auf die Fahrbahn der Herzogenburger Straße -> ebenfalls im Bereich Nr. 5 auf Bild 4.

Bildquelle Foto 12: H. Marincig, „Die St.Pöltner Straßenbahn“, Wien 1981
 

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josef

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#5
Ehemalige Remise

Noch ein paar Bilder zur Remise:

1. Wagen 7, 3 und GZ-Lok 1 (v.l.) 1975
2. Innenaufnahme 1975
3. Grundriss und Ansichtsskizze der Einfahrtsseite (Nordfront). Es gab noch einen Anbau für ein 4. Remisengleis, der heute nicht mehr vorhanden ist.
4. Wagen 6, 3 und 5 vor der Remise - 1967
5. u. 6. An der westlichen Längsseite des Gebäudes kann man noch die Spuren des Anbaues erkennen (Aufn.26.05.2015).

Bildquelle 1.-3.: H. Marincig, „Die St.Pöltner Straßenbahn“, Wien 1981
 

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josef

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#6
Abfahrts- und Endstelle:

1. Letzte Abfahrtsstelle vor der Einstellung des Personenverkehrs war an der Nordseite des Hauptbahnhofes im Bereich "Gewerkschaftsplatz" bei der Unterführung der "Kremser Landstraße". Foto aus 1971: Links im Hintergrund die ehemalige "Maschinenfabrik Zeller" (heute Bereich Verwaltungsgebäude NÖ.-Gebietskrankenkasse) und nach rechts anschließend der Parkplatz vor dem nicht mehr am Bild befindlichen Gewerkschaftshaus.
Leider verabsäumte ich damals, Fotos zu machen... Im "Rücken" der Aufnahme war lange Zeit ein Würstelstand mit einer Schmalspurdampflok als Blickfang... Die etwas älteren St.Pöltner User werden sich ja auch noch erinnern Können :)

2. Heutige Situation: Blick vom nördlichen Bahnhofsvorplatz zum Eingang im Bereich der ehemaligen Straßenunterführung. Am rechten Bildrand war die Abfahrtsstelle nach Harland... (Dezember 2014).

3. Güterzug durch die Stadt - Neugebäudeplatz 1960.

4. Zugkreuzung in Stattersdorf 1965. Im Hintergrund die Papierfabrik Salzer. Dies dürfte der letzte Betrieb von vielen Anschlussnehmern sein, die einst von der Straßenbahn mit Güterzügen bedient wurde und heute noch existiert...

5. Wagen 7 bei der Endstelle in Harland 1975.

Bildquelle 1., 3. u. 4.: H. Marincig, „Die St.Pöltner Straßenbahn“, Wien 1981
 

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josef

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#7
Gleisanschlüsse der ehem. St.Pöltner Straßenbahn

Zwecks besserer Lesbarkeit nochmals der Streckenspiegel mit den Gleisanschlüssen zu div. Firmen in 2 Teilen:

Bildquelle: Marincig, „Die St.Pöltner Straßenbahn“, Wien 1981
 

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#8
Es gibt auch noch Reste der original Gleisanlage. Das Anschlussgleis von der Franz Josefs Bahn zur ehem. Glanzstoff Fabrik, wurde nach Einstellung der Straßenbahn von der ÖBB weiterbenützt. Das war damals ein komischer Anblick, wenn einem als Autofahrer mitten in der Herzogenburger Straße ein langer Güterzug samt schwerer Diesellok entgegenkam. Noch liegen die Gleise mit ungewisser Zukunft, da sie nicht mehr gebraucht werden. Wenn die auch noch verschwinden, dann bleibt nur mehr die Remise als letzter Zeuge über.

LG
Flughund
2007 organisierte ich eine Sonderfahrt mit einem "Blauen Blitz" auf die AB in der Herzogenburger Straße. Diese erregte den besonderen Unwillen der Autofahrer...
 

josef

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#9
Bei der Recherche zur AB "Isabella Trasdorf" kam ich bei der "Youtube-Führerstandsmitfahrt" auch bei der Abzweigweiche für Güterverkehr der ehemaligen AB der St.Pöltner Straßenbahn in Viehofen - Bereich Glanzstoffwerk vorbei:

Sreenshots: Weiche ehem. AB aus Sicht eines Triebfahrzeugführers, Fahrtrichtung Süd von Herzogenburg kommend Richtung St.Pölten-Hbf. . "Gegenschuss" zu Bild 4, Beitrag #3 und Bilder 11 und 12 - Beitrag #4:

Quelle: Youtube-Film Führerstandsmitfahrt auf der ÖBB Lok 1144 026-2 mit dem "Rad Express Donau" über der Tullnerfelderbahn -Tulln/Donau nach St. Pölten vom 02.10.2013
 

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#10
Unsere Befürchtungen werden langsam wahr. Das Gleis zwischen ehem. Glanzstoff und Remise wurde infolge Straßensanierung entfernt und nicht mehr neu aufgelegt. Es wurden auch alle Anschlussgleise ins Werk ab den Weichen herausgeschnitten. Bleibt bald wirklich nur mehr die Remise über. Doch auch dieses Schicksal bleibt ungewiss. Zuerst hieß es, es wird ein Lokal daraus, dann doch nicht. Keiner will sie haben. Momentan entsteht ein paar Meter neben ihr, ein mega Wohnblock. Hoffentlich wird sie nicht "zufällig" durch Bauarbeiten beschädigt und muss dann "leider" abgerissen werden!
LG Flughund
 

josef

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#11
Unsere Befürchtungen werden langsam wahr... Bleibt bald wirklich nur mehr die Remise über. Doch auch dieses Schicksal bleibt ungewiss. Zuerst hieß es, es wird ein Lokal daraus, dann doch nicht. Keiner will sie haben. Momentan entsteht ein paar Meter neben ihr, ein mega Wohnblock. Hoffentlich wird sie nicht "zufällig" durch Bauarbeiten beschädigt und muss dann "leider" abgerissen werden!
Leider dürften sich die Befürchtungen bewahrheiten...

Danke für die aktuelle Information,
lg
josef
 

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#12
Bleibt bald wirklich nur mehr die Remise über. Doch auch dieses Schicksal bleibt ungewiss...
Remise wechselt Eigentümer
Lokaler Immobilienentwickler erwarb denkmalgeschützte Straßenbahn-Garage von Wohnungsgenossenschaft.


Foto NÖN
Die ehemalige Straßenbahn-Garage ist verkauft. Wie die denkmalgeschützte Remise künftig genutzt wird, ist noch nicht klar.

Bereits vor drei Jahren war klar, dass die Straßenbahn-Remise doch nicht Teil des Wohnprojekts an der Ecke zur Eybnerstraße werden wird. Denn schon 2016 wollte sich die Wohnungsgenossenschaft „Frieden“ vom denkmalgeschützten Gebäude an der Einmündung der Daniel-Gran-Straße in die Herzogenburger Straße trennen. „Gastronomie wäre die bevorzugte Nutzung dafür. Das ist allerdings nicht unsere Kernkompetenz“, begründete Vorstandsmitglied Christoph Scharinger damals, warum die Remise zum Verkauf stand.
Anfang des Jahres übergab die Genossenschaft die Schlüssel zu den 118 Wohneinheiten, die sie in den vergangenen beiden Jahren gebaut hatte. Jetzt hat sich auch ein Käufer für die ehemalige Straßenbahngarage gefunden. Der lokale Immobilienentwickler will allerdings erst später verraten, was er mit dem denkmalgeschützten markanten Gebäude vorhat.
Von Beate Steiner, NÖN-Ausgabe St.Pölten. Erstellt am 29. August 2019

Remise wechselt Eigentümer
 
#13
Mittlerweile wurde auch die Weiche für das Straßenbahngleis auf der ÖBB Strecke ausgebaut, samt den noch bestehenden kurzen Gleis Richtung Glanzstoff. Im ehem. Werksgelände sind noch teilweise Schienen vorhanden. Sonst ist nurmehr die alte Remise, der letzte Zeuge der Straßenbahnzeit.

Gruß
Flughund
 
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