Die Fusion mit der AEG-UNION
Wie schon bereits im Kapitel 10 erwähnt, ließ die Rückgabe der USIA-Betriebe die strukturellen Schwächen und die Krisenanfälligkeit des verstaatlichten Elektrokomplexes bald offen zutage treten. Die Siemens-Schuckert Werke erhielten damals ihre beiden Werke in Leopoldau und in der Engerthstraße zurück, die AEG-Union das Werk Stadlau und die Elin die Gießerei Möllersdorf, ein Elektrodenwerk in Liesing und die alte Glasgleichrichter-Fabrik Inzersdorf. Der Beschäftigungsstand stieg damit schlagartig um 5000 Menschen auf insgesamt 18 700 an. Die Elin schaffte es die hinzukommenden Beschäftigten gut zu inkludieren, während die restlichen verstaatlichten Elektroindustrie immer mehr in roten Zahlen zu versinken drohte. Nach den Frühjahrswahlen 1959 wurde die IBV liquidiert, die noch als letzten Akt vor ihrer Auflösung, unter Zeitdruck stehend, die Fusion der inzwischen notleidend gewordenen AEG- Union mit der Elin beschloß (Kohlruss, Konzentration, 95).
Am 23. Juni 1959 wurde die AEG-Union durch die Veräußerung ihres Vermögens als Ganzes unter Ausschluß der Abwicklung mit der Elin Aktiengesellschaft für elektrische Industrie gegen Gewährung von Aktien verschmolzen, die in Zukunft den Firmennamen „ELIN-UNION Aktiengesellschaft für elektrische Industrie“ führen sollte. Die Elin verpflichtete sich damit, der Republik Österreich als alleiniger Aktionär der AEG-Union, die ein Grundkapital von 35 Millionen Schilling hatte, Aktien im Gesamtnominale von 33.600.000 Schilling mit Gewinnberechtigung für das Jahr 1959 zu gewähren. Sie erhöhte also ihr Grundkapital von 166.400.000 Schilling auf 200 Millionen Schilling. Der Übergang des Vermögens der AEG- Union erfolgte im Innenverhältnis unter Zugrundelegung der Bilanz zum 31. Dezember 1958 mit Wirkung vom 1. Jänner 1959 (Verschmelzungsvertrag, 40f.). Die Elin als aufnehmende Gesellschaft änderte ihren Firmennamen in „ELIN-UNION Aktiengesellschaft für elektrische Industrie“.
Da die IBV unter dem bereits erwähnten Zeitdruck stand, blieb ihr auch nicht allzuviel Zeit um diese Fusion von einer immerhin beträchtlichen Größenordnung vorzubereiten. Das Zusammenführen von 5700 Elin - Beschäftigten und 3500 AEG - Beschäftigten war demnach weitgehend der Kunst des Improvisierens überlassen. Allerdings muß man bemerken, daß auch einiges zur Zufriedenheit der Betroffenen geregelt wurde. Es gelang jedoch nicht, mit der AEG-Frankfurt einen geeigneten Modus zu finden, was das von der AEG-Union ausgeübtes Vertretungsverhältnis, vor allem hinsichtlich des bedeutenden Haushaltsgeräte-Geschäft, betrifft. Im Gegenteil, der größte Teil des im Haushaltsgeräte- Geschäft eingesetzte Personal kündigte über Nacht und übersiedelte zur neu gegründeten AEG-Austria, die sich in den Folgejahren zum größten Handelshaus von elektrischen Haushaltsgeräten in Österreich entwickelte (Kohlruss, Konzentration, 97). Die geringe Vorbereitung auf die Fusion wirkte sich insbesondere auf die Investitionstätigkeit, das heißt auf die Lösung der Finanzierungsproblem nachteilig aus. Die finanziellen Lasten der Reorganisation hatte die Elin AG allein zu trage (Bericht an Industrieverwaltungsgesellschaft, 5).
Beteiligungen und Konzernverflechtungen
Zum Zeitpunkt der Fusionierung verfügte das neue große Unternehmen nun über die folgenden Fabriken und Betriebe;
die Maschinen- und Transformatorenfabrik in Weiz,
die Fabrik Stadlau in Wien 22,
die Apparatefabrik in Wien Penzing,
die Fabrik für Schalttafeln, Apparate und elektromedizinische Geräte in Wien-Ottakring,
die Fabrik für Gleichrichter und Apparate in Nußdorf in Wien,
die Gießerei in Möllersdorf in Niederösterreich,
die Gießerei in Wien-Floridsdorf,
die Fabrik für Haushaltsgeräte in Haus im Ennstal in der Steiermark.
Zum Konzern der Elin-Union gehörten die folgenden Firmen:
die Kabel- und Drahtwerke AG in Wien-Meidling,
die Allgemeine Glühlampenfabrik in Wien mit einer Fabrik in Gmunden in Oberösterreich.
Alle anderen etwa früher erwähnten Betriebe der Unternehmen Elin oder der AEG-Union oder kleineren Konzernunternehmungen waren vor der Fusion verkauft worden