Eröffnung – Haus der Geschichte Österreich

Geist

Worte im Dunkel
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#1
Ausstellung und Sammlung - Haus der Geschichte Österreich

Ankündigung von der Homepage des Hauses der Geschichte Österreich (das auch hoffentlich diesen Namen bekommen wird, siehe Unstimmigkeiten über Haus der Republik):
Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918

Am 12. November 1918 wurde in Wien die demokratische Republik ausgerufen. Das Inferno des Ersten Weltkriegs war zu Ende, die Habsburgermonarchie zerfallen, die Zukunft des neuen Staates völlig offen – ein Aufbruch ins Ungewisse.
Hundert Jahre später nimmt die Republik die Zäsur des Jahres 1918 zum Anlass für die Gründung des Hauses der Geschichte Österreich. Dazwischen liegt die Geschichte zweier Republiken, zweier Diktaturen und eines Weltkriegs. In der Eröffnungsausstellung beleuchten wir dieses österreichische Jahrhundert.
Am Beginn steht ein differenzierter Blick auf die Gründungsjahre der Republik 1918 bis 1921 mit ihren vielfältigen Herausforderungen und Errungenschaften. Davon ausgehend werden in sechs Kapiteln zentrale Themen der Entwicklung und des Wandels von Demokratie und Gesellschaft beleuchtet.

„Wunder Wirtschaft“ fragt nach dem spannungsreichen Verhältnis von Ökonomie und Politik.
„Diktatur, NS-Terror und Erinnerung“ thematisiert die Jahre ohne Demokratie 1933/34 bis 1938 und 1938 bis 1945 sowie deren langen Nachhall bis heute; sie führen vor Augen, wie rasch Demokratie abgebaut werden und Menschenwürde ihre Bedeutung verlieren/in Frage gestellt.
Die Vielstimmigkeit österreichischer Identitäten diskutiert „Das ist Österreich?!“.
„Grenzen verändern?“ erzählt Geschichten der Öffnung, des Übergangs und der Abschottung.
„Gleiche Rechte?!“ macht die Kämpfe von benachteiligten Gruppen für Anerkennung und Gleichstellung sichtbar.
Die Installation „Macht Bilder“ eröffnet Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit kaum bekannten Bildwelten dieses Jahrhunderts.

Das Haus der Geschichte Österreich versteht sich als Ort der Begegnung und der Diskussion. Als zeitgeschichtliches Museum eröffnet es Deutungsangebote und will zur Auseinandersetzung mit der Vielfalt und den Ambivalenzen der österreichischen Geschichte im europäischen und internationalen Kontext anregen.
Der Blick in die Vergangenheit zeigt nicht zuletzt, dass Gegenwart und Zukunft gestaltbar sind. So steht jede Generation immer wieder aufs Neue vor einem Aufbruch ins Ungewisse.

Ausstellungsarchitektur: BWM Architekten
Ausstellungsgrafik: Stefan Fuhrer

Die Eröffnung des Hauses der Geschichte Österreich findet am 10. November 2018 um 11 Uhr am Heldenplatz statt.

Öffnungszeiten ab 13. November 2018:
Di – So 10 – 18 Uhr
Do 10 – 21 Uhr

Öffnungszeiten für 10. – 12. November erfahren Sie in Kürze!

Eintritt
Ticket gilt für das Haus der Geschichte Österreich und das Ephesos-Museum

Vollpreis: 8 EUR
Ermäßigt: zahlreiche Ermäßigungen finden Sie bald unter www.hdgoe.at/ausstellung-und-sammlung
Gruppen ab 10 Personen: 6 EUR
Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren: Eintritt frei
SeniorInnen 6,50 EUR

Teilnahme an Führungen/Workshops
Buchungen sind ab sofort unter vermittlung@hdgoe.at möglich.
Erwachsene: 4 EUR
Ermäßigt:* 2 EUR, Details zu den Ermäßigungen in Kürze
 

josef

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#3


Mit Übergepäck Richtung Zukunft
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Am 10. November eröffnet das wohl meistdiskutierte und gleichzeitig meistherbeigesehnte Museum der Nation: Das Haus der Geschichte Österreich will mit seiner ersten Ausstellung zeigen, wie ein „modernes Geschichtsmuseum“ geht.
Man hätte es fast nicht mehr für möglich gehalten: Nach knapp 100 Jahren, zahlreichen Anläufen und einem Berg von Konzeptentwürfen, der wahrscheinlich selbst ein ganzes Haus füllen würde, hat Österreich ein Haus der Geschichte (HdGÖ). 1919 hatte man eine „Geschichtekammer“ diskutiert, 1945 ein „Museum der Ersten und Zweiten Republik“, ab den 1990er Jahren dann das Haus der Geschichte. Nun gewinnt man den Eindruck, dass es eher eine Geschichtekammer geworden ist. Denn „Haus“ heißt dieses Minimuseum nur im Titel.

Im Gespräch mit dem „kulturMontag“ übte der Zeithistoriker Oliver Rathkolb, der mit der Leitung des wissenschaftlichen Beirats für das Museums betraut worden war, scharfe Kritik wegen des Platzmangels.

Viel Aufregung über wenig Museum
Denn letztlich sind es lediglich 800 Quadratmeter geworden: zwei Räume in der Neuen Burg, angedockt an die Nationalbibliothek (ÖNB). Verworfen wurde die Idee, die Sammlung alter Musikinstrumente auszuquartieren, verworfen auch die Verwendung des desolaten „Hitler-Balkons“ – eine Sanierung hätte 1,1 Millionen Euro, also beinahe das Jahresbudget des Hauses, gekostet. Die lange Vorlaufzeit zeigt: Ein Zeitgeschichtemuseum ist ein echtes Politikum – auf dem Spiel steht die Frage, was Österreich war und damit, was es heute ist.

ORF.at/Christian Öser
Mit der Eröffnungsausstellung „Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918“ öffnet das Haus der Geschichte Österreichs seine Pforten für die Öffentlichkeit

ORF.at/Christian Öser
Das Museum befindet sich im Gebäudekomplex der Wiener Hofburg – konkret ist das Haus der Geschichte über den Eingang der Nationalbibliothek erreichbar


ORF.at/Christian Öser
Die Eröffnungsausstellung umfasst 1.905 Objekte – zu sehen auf 750 Quadratmetern


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Eines der Ausstellungsstücke: Der Entwurf des Staatsvertrags


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Erinnert wird auch an Österreichs langes Festhalten an der Opferrolle


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Zum Themencluster „Diktatur, NS-Terror, Erinnerung“ gehört auch Alfred Hrdlickas legendäres Waldheim-Holzpferd


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Eine der vielen Leihgaben des Hauses: Das Tagebuch von Sigmund Freud


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Die Museumsmacher standen vor der schwierigen Aufgabe, ein Jahrhundert Zeitgeschichte auf 750 Quadratmetern anschaulich darzustellen


ORF.at/Christian Öser
Angesichts der dicht gefüllten Ausstellungsräume wird Besuchern geraten, ausreichend Zeit mitzunehmen

Das im Kern heikle Unterfangen haben die Direktorin Monika Sommer und ihr Team grundsätzlich bravourös gelöst. In ihrem Haus der Geschichte weht der Geist einer pluralen Gesellschaft, hier spielt nicht nur das Erinnern, sondern auch die Erinnerungskultur selbst eine Rolle. Selbstgeißelung und Selbstbeweihräucherung sind nicht das Thema. „Es gibt nicht mehr die eine Sichtweise auf Geschichte, und das können wir als Museum des 21. Jahrhunderts auch thematisieren“, erklärte Sommer ihren Zugang im Gespräch mit ORF.at. Die Institution soll sich damit von den Vorbildern des 19. Jahrhunderts abheben.

Hinweis für Besucher
Haus der Geschichte Österreich in der Österreichischen Nationalbibliothek. Standort: Neue Burg, Heldenplatz, Wien
Eröffnungsfest am 10. November am Heldenplatz, 13.00 bis 21.00 Uhr mit zahlreichen Konzerten. Eröffnungswochenende bei freiem Eintritt: 10. November 2018, 11.00 bis 21.00 Uhr; 11. November 2018, 10.00 bis 18.00 Uhr; 12. November 2018, 10.00 bis 18.00 Uhr
Öffnungszeiten ab 13.11.2018: dienstags bis sonntags 10.00 – 18.00 Uhr; donnerstags 10.00 bis 21.00 Uhr

„Meilenstein für Museumslandschaft“
Museumsdirektorin Sommer bezeichnete das neue Museum am Mittwoch bei einer Pressekonferenz als „Meilenstein für die österreichische Museumslandschaft“. Eröffnet werde demnach ein "Museum des 21. Jahrhunderts, das sich als Diskussionsforum verstehe. Mit „so weit waren wir noch nie“ verwies Sommer dann auch auf das jahrelange Tauziehen, welches das Museumsprojekt begleitete.

Auch ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger verwies bei der Pressekonferenz auf die „schwierigen Rahmenbedingungen“ und zeigte sich nun über den „Etappensieg“ erfreut. Rachinger zufolge wurde das Haus der Geschichte „in Rekordzeit“ geschaffen, Sommer verdiene dafür „Respekt und Hochachtung“. Worte des Dankes richtete Rachinger auch an Rathkolb, der „von Anfang an ein engagierter Kämpfer für das Haus der Geschichte“ gewesen sei.

Auch wenn das HdGÖ nach den Plänen von Kulturminister Gernot Blümel und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka künftig von der ÖNB losgelöst und näher ans Parlament angedockt werden soll, freute sich Rachinger darüber, „dass wir Geburtshelfer sein konnten“. Sommer verwies schließlich auf die in Themenschwerpunkte gegliederte Eröffnungsausstellung, die „einen Schlüssel zum Verständnis der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen“ biete.


Science
Von „Kanzlerdiktatur“ bis Conchita Wurst


„Geschichte wird gemacht“
Konkret umgesetzt heißt das: Hier wird keiner chronologischen Erzählung gefolgt, sondern ein dichter Themenparcours lädt zum „Aufbruch ins Ungewisse“ ein. Vorne die Wirtschaft, rechts an der Wand die Hard Facts der österreichischen EU-Geschichte, dann der Block „Diktatur und NS-Terror“, gefolgt von österreichischen Identitätsdebatten und Ereignissen aus der jüngeren Sportgeschichte – und vielem mehr. Packt man das Museum in Schlagworte, dann so: Vielfalt statt Verdichtung, Information statt – um es mit einem museologischen Vokabel zu sagen – Immersion.

Was das HdGÖ mit Sicherheit nicht ist, ist eine Geschichtserlebniswelt, die die Gräuel des Nationalsozialismus etwa in düstere Räume hüllt oder den „Triumph der Moderne“ hell erstrahlen lässt. Hier präsentiert sich eine stupende Materialflut in einer Ausstellungsarchitektur im Schachtelformat, durchaus mit sympathischen Charakter.

Freud hat die „Panik mitgemacht“
Gleich im ersten Raum findet sich eine Videoinstallation zur Revolution von 1918. Zwei Filmclips werden auf ein Gerüst projiziert. Das gelungene Display vermittelt, dass die Ereignisse auch ganz anders hätten ausgehen können, „die Zukunft war offen für diese junge Republik“, so Direktorin Sommer. Das vielleicht spannendste Objekt in diesem Zusammenhang ist das Tagebuch von Sigmund Freud, in dem der sonst so kühle Analytiker im November 1918 schreibt: „Republik u. Anschluss an Deutschland – Panik mitgemacht“ – eine der vielen Leihgaben des Hauses.

Buchhinweis
Als erste Publikation des Hauses der Geschichte ist das Buch „100 x Österreich“ erschienen mit Essays zu 100 Stichworten.
Monika Sommer, Heidemarie Uhl und Klaus Zeyringer (Hg.): 100 x Österreich. Kremayr & Scheriau, 400 Seiten, 29,90 Euro.

Haus ohne Sammlung
Ein Problem des HdGÖ war von Anfang an, dass es keine Sammlung gab, auf die man zurückgreifen konnte: Woher also die Objekte nehmen? Was ausstellen außer Zettelwerk und ein paar Fotografien? Dank der Kooperation mit 70 Institutionen und privaten Leihgebern hat man diese Klippe elegant umschifft. Aus Privatsammlungen kommt etwa ein berührender Kassiber aus dem KZ Ravensbrück, den die Kommunistin Bertha Grubhofer über den Zaun werfen konnte, oder auch der liebevoll bestickte „Schutzmantel“, den eine Wiener Schulklasse für die österreichische Romni und KZ-Überlebende Ceija Stojka angefertigt hat.
Und da ist außerdem – zur Verfügung gestellt vom Republikanischen Club – Alfred Hrdlickas legendäres Waldheim-Holzpferd, das im Themencluster „Diktatur, NS-Terror, Erinnerung“ alles überragt, im „Herzstück“ der gesamten Schau, wie Sommer sagt. Erstmals in einer historischen Ausstellung in Österreich sei auch der Umgang mit Geschichte ein Thema. Siehe etwa auch die Vitrine zum Staatsvertrag: Hier wird „nicht das fertige, schön versiegelte, wertvolle Objekt“ gezeigt, sondern die Arbeitsversion, in der die Mitschuldklausel wild mit Bleistift durchgestrichen wurde; seither ist Österreich Opfernation.

„Die Gretchenfrage der Zeitgeschichte“
Von Waldheim über die Causa Borodajkewycz bis hin zur Germania-Liederbuch-Affäre versammelt man rund um das Waldheim-Pferd so einiges, was Österreich früher, beziehungsweise erst kürzlich in Atem hielt – was vor Augen führt, dass womöglich noch immer viel zu tun ist. An dieser Stelle trifft man auch auf den heikelsten historischen Abschnitt der gesamten Ausstellung: das, was Monika Sommer „die aktuelle Gretchenfrage der österreichischen Zeitgeschichte“ nennt. Austrofaschismus? Ständestaat? Kanzlerdiktatur?

Im wissenschaftlichen Beirat des HdGÖ hat man sich auf keinen Begriff einigen können, die Direktorin sprach schließlich ein Machtwort und wählte den Begriff „Dollfuss-Schuschnigg-Diktatur“. Der Historiker- und Parteienstreit ist hier in ein kleines, interaktives Rad gepresst, mit dem man zwischen verschiedenen Begriffen changieren kann. Viel näher wird auf die Debatte jedoch nicht eingegangen.

Fehlender Mut zur Selektion
Die zu geringe Größe des Gebäudes wirkt sich aus. Das Kuratorenteam hat alles vollgepackt, teilweise bis zur Decke hinauf, was dazu führt, dass einiges nur unter großen Verrenkungsleistungen einsehbar ist. Kein Wunder also, dass vieles nur kursorisch abgehandelt wird und wirkliche Vertiefungen nicht stattfinden können. Ein bisschen mehr Mut zur Selektion wäre gut gewesen, auch wenn verständlich ist, dass 100 Jahre österreichische Geschichte schlecht in nur zwei Räume passen.


Pressekonferenz zur Eröffnung des Hauses der Geschichte Österreichs
Die Eröffnung des Hauses der Geschichte sei ein klares Bekenntnis zur Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte der Republik, so Direktorin Monika Sommer.

Sommer hat mit ihrem Team innerhalb von zwei Jahren viel Gelungenes aus dem Boden gestampft. Sieht man die Schau, scheint das Signal an die Politik klipp und klar: Es braucht mehr Geld und Platz, nicht zuletzt, um, wie Sommer sagt, „internationalen Standards zu genügen“. Den aktuellsten Vorstoß, nämlich das HdGÖ unter dem Namen „Haus der Republik“ ans Parlament anzubinden, sieht Sommer nicht problematisch, sondern als Zeichen eines „klaren politischen Commitments“.
Etwas anders sieht das Zeithistoriker Rathkolb. Schließlich beschäftigt sich das Haus nicht nur mit Österreichs Jahren in der Zweiten Republik, sondern auch dem Austrofaschismus und der Zeit des Nationalsozialismus. Der Name ist streng genommen also nicht korrekt. Der Ausstellungstitel „Aufbruch ins Ungewisse“ passt jedenfalls.
Paula Pfoser, für ORF.at/Agenturen

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#4
10.11.2018
Haus der Geschichte öffnet bei freiem Eintritt
Eine scheinbar endlose Geschichte findet heute ihren vorübergehenden Schlusspunkt. Das Haus der Geschichte Österreich öffnet seine Pforten. Die ersten Tage kann das Museum bei freiem Eintritt besucht werden.
Mit der Ausstellung „Aufbruch ins Ungewisse - Österreich seit 1918“ startet das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) in der Neuen Burg. Drei große Räume mit knapp 750 Quadratmetern Ausstellungsfläche bilden das neue Quartier für das lange geplante Museum. Anhand von sieben Themen werden die vergangenen 100 Jahre Revue passieren gelassen.


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„Hoch die Republik“, „Wunder Wirtschaft?“, „Diktatur, NS-Terror und Erinnerung“, „Das ist Österreich!?“, „Grenzen verändern?“, „Gleiche Rechte?!“ sowie die Installation „Macht Bilder“ bilden die Abschnitte. „Jeder Bereich funktioniert für sich“, sagt Direktorin Monika Sommer. „Die gemeinsame Schnittmenge ist die Demokratie - und der dramatische Weg in die Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur und den NS-Terror.“

„Führer-Balkon“ gesperrt
Sommer sah sich vor der Herkules-Aufgabe, innerhalb von eineinhalb Jahren eine Struktur aufzubauen, ein tragfähiges Konzept für die Republiks-Ausstellung zu entwickeln und dieses nach modernen museologischen Erkenntnissen umzusetzen. Nicht nur die Sicht auf die Jahre zwischen 1933 und 1938 sorgte für Diskussionen in den insgesamt drei Beiräten, die dem Museumsteam von der Politik beigestellt wurden.

Viel wurde im Vorfeld über die Einbeziehung von Prunkstiege und Altan („Führer-Balkon“) diskutiert. Die nun gefundene Lösung sieht aufgrund rigoroser Brandschutz- und Sicherheitsbestimmungen eine möglichst geringe Verweildauer auf der Stiege und einige Informationen vor dem für Besucher gesperrten Altan vor. In dem zu der Sammlung Alter Musikinstrumente führenden weiteren Stiegenaufgang erinnert die kleine Sonderausstellung „Nur die Geigen sind geblieben. Alma und Arnold Rosé“ an zwei Ikonen der Wiener Musikgeschichte, die mit dem März 1938 eine dramatische Zäsur in ihrem Leben erfahren mussten.

240 Besucher gleichzeitig
In den Ausstellungsräumen des hdgö dürfen sich nur 240 Besucher gleichzeitig aufhalten. Wie diese Kapazität einzuschätzen ist, werden schon die Eröffnungstage zeigen: Von 10. bis 12. November ist die Ausstellung bei freiem Eintritt zugänglich. Gefeiert wird jedenfalls nicht im Museum selbst, sondern im Camineum der Österreichischen Nationalbibliothek (in deren Struktur das hdgö derzeit eingebunden ist), wo Nobelpreisträger Eric Kandel vor geladenen Gästen die Festrede hält, sowie am Heldenplatz, wo am 10. November ab 13 Uhr ein großes Fest steigt.

Ausstellungshinweis:
„Aufbruch ins Ungewisse - Österreich seit 1918“, Ausstellung im Haus der Geschichte Österreich (hdgö), Neue Burg, Heldenplatz, 10. November 2018 bis 17. Mai 2020

Die Ausstellung läuft bis 17. Mai 2020. Ob das hdgö danach die vom Kunsthistorischen Museum gemieteten Räume freimachen muss und das zum KHM-Museumsverband gehörende Ephesos Museum den berühmte Fries des „Heroon von Trysa“ in den dafür extra statisch verstärkten Räumen zeigen kann, ist vor allem eine politische Entscheidung. Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) hält jedenfalls an der angekündigten Evaluierung des hdgö bis Jahresende fest. Erst danach werde die Standortsfrage geklärt.

Direktorin Sommer verweist auf die im Vergleich mit internationalen Geschichtsmuseen deutliche Unterdimensionierung des von ihr geleiteten Hauses: „Die Lösung ist entweder ein Neubau oder eine Erweiterung in der Neuen Burg.“ Diskutiert wird auch die Frage nach dem zukünftigen Namen, „Haus der Republik“ steht zur Diskussion. Möglich scheint auch, dass sich das Museum künftig einfach in Räumlichkeiten des renovierten Parlaments finden wird.

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Publiziert am 10.11.2018

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Haus der Geschichte öffnet bei freiem Eintritt
 

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#6
Haus der Geschichte: Gremium für Neubau


Ein „Neubau am Heldenplatz“ für das Haus der Geschichte (hdgö): Dafür plädiert ein Team aus Expertinnen und Experten, das von der vorigen Bundesregierung mit einer Evaluation beauftragt wurde. Eine angestrebte Namensänderung unterstützt das Gremium nicht.
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Laut Kulturminister Alexander Schallenberg wurde der Bericht am vergangenen Freitag bereits „den Vertretern der Institution, den Beiräten, der Bundesregierung und dem Nationalratspräsidenten vorgestellt“, heißt es in einer Aussendung am Montag, in der der Minister dem fünfköpfigen Gremium für seine Arbeit dankt.

In dem Bericht werden „Fortführung und Fortentwicklung“ des im November 2018 eröffneten Hauses der Geschichte befürwortet und eine rechtliche Absicherung mit einem eigenen Gesetz angeregt. Gleichzeitig wird aber der bisherige Verlauf des Projektes kritisiert. Gemessen an den Zielsetzungen seien Budget- und Personalausstattung „nicht ausreichend“, zudem werden Zeitdruck, Planungsunsicherheit sowie die räumliche Redimensionierung beklagt.

Derzeit weniger als 800 Quadratmeter Platz
Das Evaluationsteam besteht aus Barbara Glück (Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen), Hans Walter Hütter (Präsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und hdgö-Beiratsmitglied), Constanze Itzel (Leiterin des Hauses der Europäischen Geschichte in Brüssel), Hannah M. Lessing (Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich) und Hans-Peter Wipplinger (museologischer Direktor des Leopold Museums).

APA/Robert Jäger
Das ursprüngliche Konzept sieht eine Fläche von 10.000 Quadratmetern vor

„Die derzeitige Ausstellungspräsentation auf einer Fläche von weniger als 800 Quadratmeter in der Neuen Burg ist nicht ausreichend“, stellten die Expertinnen und Experten fest. Aktuell stehen dem hdgö 750 Quadratmeter Dauer- und 300 Quadratmeter Wechselausstellungsfläche zur Verfügung. Als „optimale Lösung“ schlägt man daher „einen Museumsneubau am Heldenplatz“ vor. So könnten alle Ziele des hdgö "an einem herausragenden Standort im Herzen von Wien sichtbar gemacht werden.

Die zeitlichen und finanziellen Vorgaben sind bei grundsätzlicher Entscheidung für diese Variante durch geeignete Machbarkeitsstudien zu eruieren", bleibt man bezüglich der Kostenfrage eher vage und verweist auf das ursprüngliche Konzept (Haas-Studie) aus dem Jahr 2009. Damals wurde ein Neubau – je nach Dimensionierung – zwischen 43 und 112 Millionen Euro veranschlagt. Neben der Neubau-Variante sei aber auch eine Lösung mit einem „vergleichbaren Gebäude im Zentrum von Wien“ oder „eine erweiterte Raumlösung in der Neuen Burg“ denkbar.


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Haus der Geschichte: Zukunft ungewiss



Blümel und Sobotka wollten Umbenennung
Was die Größe des Hauses betrifft, sehen die Expertinnen und Experten die bereits in der Haas-Studie enthaltene Variante mit einer Gesamtfläche von insgesamt rund 10.000 Quadratmetern in der Poleposition. Davon sollten 3.000 Quadratmeter als Ausstellungsfläche zur Verfügung stehen. Ungefähr 2.500 Quadratmeter entfielen auf die Dauerausstellung, rund 500 bis 600 Quadratmeter wären für Wechselausstellungen gedacht.

Der Gesamtaufwand im ersten Betriebsjahr in der mittleren Variante wurde in der Haas-Studie auf rund 6,4 Mio. Euro geschätzt. Im Bericht selbst schreibt das Gremium mit Verweis auf die Studie aus 2009 nur, dass das hdgö „finanziell und personell hinreichend und langfristig auszustatten“ sei.

Umbenennung in „Haus der Republik“ angedacht
Eine vom damaligen Kulturminister Gernot Blümel und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (beide ÖVP) angestrebte Namensänderung unterstützt das Gremium nicht. Blümel und Sobotka hatten noch vor der Eröffnung eine Änderung des Namens unter dem Arbeitstitel „Haus der Republik“ empfohlen. Die Expertinnen und Experten sprechen sich dafür aus, „die Bezeichnung ‚Haus der Geschichte Österreich(s)‘ fortzuführen“. Der Name sei international Usus für derartige Museen sowie „einerseits ausreichend spezifisch, andererseits auch mit Blick auf den präsentierten Zeitraum hinreichend neutral“.

Inhaltlich sollte die Darstellung der Geschichte „etwa mit der Aufklärung beginnen und in der Gegenwart enden“. „Der Gegenwartsbezug ist von herausgehobener Bedeutung, um das Haus lebendig zu halten und die Bürgerinnen und Bürger in ihrem Lebensumfeld zu erreichen“, heißt es im Bericht weiter, der u.a. auch eine Verankerung des Hauses mittels eigenem Gesetz und die Einrichtung einer eigenen Sammlung empfiehlt.

Stärkere Anbindung ans Parlament befürwortet
Der seitens der Politik geäußerte Wunsch, das Haus aus dem Verband der Österreichischen Nationalbibliothek herauszulösen und stärker an das Parlament anzubinden, wird von dem Gremium als „gut geeignet angesehen“. Das hdgö solle jedenfalls als „institutionell selbstständige und wissenschaftlich unabhängige Einrichtung geführt werden“. Die Expertinnen und Experten empfehlen, die Ergebnisse der Evaluierung „in das künftige Regierungsprogramm aufzunehmen, um so eine rasche Umsetzung einer ständigen Einrichtung zur österreichischen Geschichte zu ermöglichen“.


09.12.2019, red, wien.ORF.at/Agenturen

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Haus der Geschichte: Gremium für Neubau
 

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#7
Ausstellung "Hitler entsorgen – Vom Keller ins Museum"
Museum oder Müllpresse: Was tun mit NS-Objekten?
Über den Umgang mit Objekten aus der NS-Zeit: Das Haus der Geschichte Österreich zeigt die hervorragende Ausstellung "Hitler entsorgen – Vom Keller ins Museum"

Diese Hitler-Bronzeköpfe wurden 2017 im Keller des Parlaments entdeckt. Im Haus der Geschichte sind sie nun wohl besser aufgehoben.
Klaus Pichler, HdGÖ

Die Brücke von der Theorie zur Praxis schlägt die Ausstellung sehr anschaulich anhand von 14 Objekten. Sie wurden in einer Art Backstage-Setting auf kleinen Tischchen drapiert, ganz so, wie sich die Objekte den Museumsmitarbeitern bei der Einlieferung präsentieren.
Klaus Pichler, HdGÖ

Eine Feldpostkiste, die ein Wehrmachtssoldat mit Raubgut vom Frankreichfeldzug gefüllt hatte und später für seine Töchter zu einem Puppenwagen umbaute.
Klaus Pichler, HdGÖ

Die Symbolik war wieder einmal fatal für die lange Zeit nur schludrig betriebene NS-Aufarbeitung in Österreich. 2017 wurden im Zuge der Renovierungsarbeiten des Parlamentsgebäudes in dessen Keller in einem versperrten Panzerschrank Nazi-Relikte entdeckt: zwei bronzene Hitlerbüsten, ein Relief und vier Ölgemälde. Das Zentrum der Demokratie in Österreich hatte also über 70 Jahre nach Kriegsende noch immer den Diktator im Keller. Das sind Schlagzeilen.

Wer die Objekte dort deponierte, ist unklar. Sie dürften aber wohl bereits während der NS-Zeit im Parlament gesammelt worden sein, da dort ein Gaupressearchiv eingerichtet werden sollte. Der Bildhauer der Büsten, Hermann Joachim Pagels, war bereits vor 1938 illegaler Nationalsozialist, im Gauarchiv sollten unter anderem Objekte gesammelt werden, die die illegale NS-Zeit dokumentierten.

Nach längerer Debatte über den Umgang mit den Objekten wurde entschieden, sie dem Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ) zu übergeben. Dort sind sie nun erstmals öffentlich zu sehen. Die Ausstellung Hitler entsorgen – Vom Keller ins Museum, kuratiert von Stefan Benedikt, Laura Langeder und Monika Sommer, erweitert allerdings die Perspektive auf Fragen des generellen Umgangs mit NS-Relikten.

Dachboden und Flohmarkt
Was tun mit den typischen Dachbodenfunden, mit einschlägigen Hinterlassenschaften von Verwandten oder zwielichtigen Angeboten auf Flohmärkten, im Netz und bei Antiquariaten? Die Ausstellung kreist um die drei wesentlichen Optionen: bewahren, zerstören und (ver)kaufen. Letzteres ist in Österreich aufgrund des NS-Verbotsgesetzes untersagt, was nicht heißt, dass nicht unter dem Tisch trotzdem reger Handel betrieben wird.

Die Ausstellung dokumentiert etwa Angebote im Internet, ein Mitarbeiter der Plattform Willhaben erklärt, wie man dagegen vorgeht. Auch Umgehungsstrategien werden gezeigt, etwa wie ein Wiener Antiquariat versucht, NS-Literatur für Zwecke der "historischen Bildung" zu vertreiben. Museen sei es prinzipiell erlaubt, NS-Objekte anzukaufen, Angebote gebe es immer wieder, erklären die Kuratierenden. Das HdGÖ hat sich aber aus moralischen Gründen dagegen entschieden und lehnt jene konsequent ab.


In dieses Mikrofon soll Hitler bei seiner Anschlussrede in Linz gesprochen haben. Das Objekt wurde mit eher zweifelhafter Motivation aufbewahrt und reliquienhaft über Jahrzehnte weitergegeben. Für das Museum lässt sich damit die Geschichte des öffentlichen Rundfunks von der NS-Organisation Ravag bis zum ORF erzählen.
Klaus Pichler, HdGÖ

Ein- bis dreimal wöchentlich treten Privatpersonen an das seit 2018 bestehende Geschichtsmuseum des Bundes heran, weil sie Objekte schenken oder leihen möchten. Rund 35 Prozent davon betreffen die NS-Zeit – überproportional viel, wenn man bedenkt, dass das HdGÖ Objekte von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart sammeln soll. Die Gründe liegen auf der Hand: Erstens durchdrang das Naziregime den gesamten Alltag der Menschen, was eine wahre Flut an NS-codierten Objekten, vom Tischdeckerl bis zum Kaffeehäferl nach sich zog, zweitens wollen viele Menschen sich von derlei trennen, um private Geschichtsbewältigung zu üben, und drittens sind NS-Relikte meist einfacher als solche zu erkennen als Objekte aus anderer Zeit.

Für das Museum hat es dabei freilich keinen Sinn, den 25. SS-Dolch zu sammeln – gesucht werden überwiegend Einzelobjekte, die eine über den Gegenstand hinausgehende Geschichte zu erzählen haben. Abgewiesene Schenker vermittle man aber an andere wissenschaftliche Einrichtungen weiter, oder es wird eine Entsorgung des Objekts veranlasst. Auch hierfür hat die Ausstellung interessante Beispiele parat, etwa einen Einblick in das Wohnungsräumungsunternehmen der Caritas, Carla, das NS-Objekte direkt der Müllpresse übergibt.

Nazidreck und Reliquien
Die Brücke von der Theorie zur Praxis schlägt die Ausstellung sehr anschaulich anhand von 14 Objekten. Sie wurden in einer Art Backstage-Setting auf kleinen Tischchen drapiert, keine Sockel, keine Inszenierung, ganz so, wie sich die Objekte den Museumsmitarbeitern bei der Einlieferung präsentieren. Sogar die Originalverpackungen und Begleitbriefe sind ausgestellt, wodurch die jeweilige Motivation des Schenkers deutlich wird. Sie reichen vom Loswerden des "Nazidrecks" im Plastiksackerl bis zur fürsorglichen Bewahrung in der Geschenkbox.

Auf praktischen Handkärtchen finden sich nicht nur Infos zum Objekt, sondern auch darüber hinausgehende geschichtliche Bezüge: So wird über ein Mikrofon, in das Hitler bei seiner Anschlussrede in Linz gesprochen haben soll und das über Jahrzehnte reliquienartig weitergegeben wurde, die Geschichte des öffentlichen Rundfunks von der NS-Organisation Ravag bis zum ORF erzählt. Andere Objekte sind persönlicher, wie eine Feldpostkiste, die ein Wehrmachtssoldat mit Raubgut vom Frankreichfeldzug gefüllt hatte und später für seine Töchter zu einem Puppenwagen umbaute.

Die Hitlerköpfe aus dem Parlament wandern nach der Ausstellung wieder ins Depot. Hervorholen wird man sie wohl unter anderem dann, wenn es darum geht, Lücken in der NS-Aufarbeitung zu belegen.
(Stefan Weiss, 13.12.2021)
Bis 9. 10. 2022

Haus der Geschichte Österreich

Museum oder Müllpresse: Was tun mit NS-Objekten?
 
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