Fliegen soll mittels Luftschiffen emissionsarm werden

josef

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#1
Renaissance der Luftschiffe: So soll Fliegen emissionsarm werden
In Großbritannien baut ein Start-up Luftschiffe, die kürzere Flugstrecken ersetzen und deutlich weniger CO2-Emissionen ausstoßen sollen. Ist das bald praktisches Reisemittel oder nur Luxusprodukt?


92 Meter lang und 44 Meter breit soll das Luftschiff des britischen Unternehmens Hybrid Air Vehicles sein, das ab 2025 kommerzielle Flüge anbieten will.
Foto: Hybrid Air Vehicles
Die gigantischen Flugkörper stoßen seit jeher auf Begeisterung: Vor mehr als hundert Jahren flogen die ersten Passagiere in Zeppelinen ohne Stopp über den Atlantik. Später brachten die Luftschiffe aber auch Zerstörung und Tod: Sie kamen im Ersten Weltkrieg als Bombenträger zum Einsatz, im Zweiten Weltkrieg waren sie vor allem Propagandawerkzeug. Das große Zeitalter der Zeppeline endete schließlich mit einer Tragödie: nämlich als der riesige Zeppelin LZ-129 "Hindenburg" 1937 in Flammen aufging und abstürzte.

Die große Ära der Zeppeline endete 1937 mit einem Desaster.
British Pathé

Rund 80 Jahre später will ein britisches Unternehmen die Ära der Luftschiffe wiederaufleben lassen. Die Firma Hybrid Air Vehicles (HAV) entwickelt in Großbritannien Luftschiffe, die laut Hersteller jeweils bis zu hundert Passagiere transportieren sollen, 90 Prozent weniger CO2 als herkömmliche Flugzeuge ausstoßen und bald kürzere Flugstrecken zwischen europäischen Städten bedienen sollen.

Ab 2025 in Betrieb
Das Unternehmen rechnet damit, dass die ersten hybrid-elektrisch und spritbetriebenen Luftschiffe ab 2025 verkehren werden. Sie sollen dann Passagiere etwa in viereinhalb Stunden von Barcelona nach Palma de Mallorca befördern – laut Entwicklern ungefähr die gleiche Zeit, wie sie mit dem Flugzeug benötigt wird, sofern man die Zeit am Flughafen miteinberechnet. In sechseinhalb Stunden soll es von Oslo nach Stockholm gehen, in etwas über fünf Stunden von Liverpool nach Belfast. Ab 2025 will das Unternehmen jedes Jahr zwölf Luftschiffe produzieren, ab 2030 soll es dann auch vollelektrisch betriebene Luftschiffe geben.

Renderings des riesigen Luftschiffs hat das Unternehmen bereits einige veröffentlicht. Diese zeigen luxuriös ausgestattete Kabinen mit loungeartigen Sesseln und Bänken, einer Bar, großflächigen Fenstern und eigene Schlafkabinen. Laut dem Unternehmen soll das Luftschiff sehr ruhig sein und ohne größere Turbulenzen auskommen. Bis zu 130 Stundenkilometer soll es schnell sein. Zudem sei laut Hersteller ein Vorteil, dass es keinen Flughafen benötige, von jeder geraden Fläche aus, unter anderem auch Wasser, starten könne. Das Flugschiff soll damit künftig auch in Inselstaaten oder abgelegeneren Gebieten zum Einsatz kommen.


Bis zu hundert Passagiere sollen in dem Luftschiff Platz finden.
Foto: Hybrid Air Vehicles

Luxusprodukt?
Trotzdem mutet das Luftschiff für viele auf den ersten Blick wohl weniger als alltagstaugliches Transportmittel denn als Luxusprodukt für reiche Touristen und Reisende an. Das Unternehmen versucht diesen Eindruck zu dementieren: Das Luftschiff sei kein Luxusprodukt, sondern soll eine praktische Lösung für Herausforderungen durch den Klimawandel sein. Vielmehr sei es ein Luxus, dass immer noch viele kurze Strecken zwischen Städten mit Flugzeugen zurückgelegt werden, die einen deutlich höheren CO2-Fußabdruck haben, heißt es vom Unternehmen.


Das Luftschiff soll mit großflächigen Fenstern ausgestattet sein.
Foto: Hybrid Air Vehicles

Trotzdem wird das Unternehmen die ersten Luftschiffe ab 2025 wohl eher im Luxusreisesegment anbieten, wie es vonseiten der Entwickler heißt. So gab das Unternehmen bereits einen Deal bekannt, zumindest ein Luftschiff an den schwedischen Luxusreiseanbieter Ocean Sky Cruises zu liefern, der damit "Erlebnisreisen" an den Nordpol anbieten möchte.

Eher Nischenprodukt
"Das Luftschiff wird sicher kein Massentransportmittel werden, sondern eher ein Nischenprodukt sein", sagt Holger Friehmelt, Institutsleiter Luftfahrt an der FH Joanneum in Graz. Der Vorteil der Luftschiffe sei, dass sie wenig Energie benötigen, da sie allein durch das Helium lange in der Luft bleiben können. Allerdings seien sie im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln meist eher langsam unterwegs. Auch brauche es geeignete Flächen am Boden, wo die Luftschiffe gelagert werden können und wo sie etwa vor Stürmen geschützt sind, so Friehmelt.

Trotzdem könne das Luftschiff als Nischenprodukt künftig wichtige Aufgaben erfüllen, ist der Luftfahrtexperte überzeugt: etwa als Transportmittel für besonders schwere Frachten, für wissenschaftliche Erkundungs- und Beobachtungsflüge oder als neue Form des entschleunigten und nachhaltigen Reisens für den "High-End-Tourismus".

Preise wie normale Flugreise
Bei der Firma HAV hofft man, dass die Luftschiffe eines Tages auch stärker im Alltag vieler Stadtbewohner integriert sind. Man sei bereits in Gesprächen mit einigen Luftfahrtanbietern, um auf deren Strecken alternative Fahrten per Luftschiff anbieten zu können. Die Preise für diese Strecken sollen laut HAV ungefähr im Rahmen einer gewöhnlichen Flugreise liegen. Man wolle jedoch nicht den Langstreckenflügen oder High-Speed-Zugverbindungen Konkurrenz machen, sondern vor allem Städte verbinden, die einige hundert Kilometer voneinander entfernt liegen und von Bergen oder Wasser getrennt sind. Bis zu fünf Tage soll das mit Helium gefüllte Luftschiff mitsamt Passagieren in der Luft bleiben können.

Aber nicht alle bisherigen Testfahrten des rund 30 Millionen Euro teuren Luftschiffs waren von Erfolg gekrönt. Beim zweiten Testflug im Jahr 2016 legte das 92 Meter lange Luftschiff eine etwas unschöne Landung hin, bei der es mit der Spitze voraus in einem Feld aufkam. Es gab jedoch glücklicherweise keine Verletzten innerhalb der Besatzung.

Was wie ein Sturz in Zeitlupe aussieht, ist tatsächlich in normaler Geschwindigkeit abgelaufen.
Lee Cordell

Zu dieser Zeit plante das Unternehmen noch damit, das Luftschiff etwa für die Überwachung, den Warentransport oder zur Versorgung mit Medikamenten und anderen Hilfsgütern einzusetzen.

Sicherheitsbedenken brauche man bei modernen Luftschiffen jedenfalls nicht zu haben, sagt Holger Friehmelt. Da das Helium nicht brennt, bestehe auch keine Feuergefahr. Und durch bessere Materialien und genauere Wetterdienste sollen künftig auch Stürme und Gewitter noch besser überstanden beziehungsweise ihnen ausgewichen werden.
(Jakob Pallinger, 2.6.2021)
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#2
Luftschiff Airlander: Der "fliegende Hintern" soll 2025 abheben
Der in England ansässige Luftschiffhersteller stellt Kurzstrecken wie Barcelona–Palma de Mallorca vor, die er ab 2025 bedienen will
Das Luftschiff Airlander 10, ob seiner eigenartigen Form auch scherzhaft als "fliegender Hintern" bezeichnet, könnte bald zum Einsatz kommen. Das verkündete vor kurzem die britische Herstellerfirma Hybrid Air Vehicles (HAV). Die Briten glauben fest an die Wiederkehr des Luftschiffs. Bis 2025 will man zehn Luftschiffe produzieren, die jeweils hundert Personen befördern können.

Fünf Routen sind geplant, darunter Barcelona–Palma de Mallorca, Reisezeit: viereinhalb Stunden. Das Unternehmen gab an, dass die Reise mit dem Luftschiff in etwa die gleiche Zeit wie eine Reise mit dem Flugzeug benötigen würde, wenn man die An- und Abreise zum und vom Flughafen einbezieht.


Das Luftschiff Airlander 10 wird wegen seiner eigenartigen Form auch als "fliegender Hintern" bezeichnet.
Foto: imago/i Images

Als größter Vorteil gegenüber dem Flieger wird der geringere CO2-Ausstoß genannt: Der Airlander soll nur zehn Prozent der CO2-Emissionen eines Flugzeugs verursachen. HAV gab an, dass der CO2-Fußabdruck pro Passagier im Luftschiff etwa 4,5 Kilogramm betragen werde, verglichen mit etwa 53 Kilogramm pro Flugzeugpassagier. Denn anders als beim Flugzeug sorgt bei einem Luftschiff ein leichtes Gas für den Auftrieb, die Motoren, die ab 2030 vollelektrisch sein sollen, sind nur für das Vorankommen notwendig.

Regionalverkehr als Ziel
Anders als die Zeppeline handelt es sich bei den Airlandern um "Blimps". Sie verzichten auf ein Gestell aus Aluminium, sind sozusagen riesige Ballons in länglicher Form. Auch sind die Airlander nicht wie die berühmt-berüchtigte Hindenburg für Interkontinentalreisen gedacht. Sie sollen den Regionalverkehr übernehmen, denn für die lange Strecke sind die Airlander viel zu langsam. Der Prototyp des Luftschiffs erreichte bei Tests nämlich bislang maximal 92,6 Kilometer pro Stunde. Zum Vergleich: Eine Boeing kommt in der Spitze auf die zehnfache Geschwindigkeit.


Andere geplante Routen sind Liverpool–Belfast in fünf Stunden und 20 Minuten, Oslo–Stockholm in sechseinhalb Stunden und Seattle–Vancouver in etwas mehr als vier Stunden. Von HAV, in der Vergangenheit auch von Peter Hambro, einem Gründer des russischen Goldbergbauunternehmens Petropawlowsk, und dem Iron-Maiden-Frontmann Bruce Dickinson finanziert, heißt es, das Fluggerät sei "ideal geeignet für Intercity-Mobilitätsanwendungen, die Airlander mit einem winzigen Bruchteil der Emissionen aktueller Flugoptionen bedienen kann".

Reisen über den Nordpol
HAV-CEO Tom Grundy erklärt dazu, dass 47 Prozent der Flüge mit Regionalflugzeugen Städte verbinden, die weniger als 370 Kilometer voneinander entfernt sind, und dabei eine riesige Menge an Kohlendioxid ausstoßen. "Wir haben Flugzeuge, die für sehr lange Strecken ausgelegt sind und sehr kurze Strecken fliegen, obwohl es eigentlich eine bessere Lösung gibt", sagte Grundy. "Wie lange werden wir noch den Luxus haben, diese kurzen Distanzen mit einem so großen CO2-Fußabdruck zurückzulegen?" Er vergleicht den Airlander mit einer "Schnellfähre": "Das ist kein Luxusprodukt, sondern eine praktische Lösung für die Herausforderungen der Klimakrise."

Neben dem Klimaaspekt dürften die Luftschiffe auch mit dem besonderen Reiseerlebnis punkten. Das erste Luftschiff soll denn auch an das schwedische Luxusreiseunternehmen Ocean Sky Cruises gehen, mit ihm sollen Reisen über den Nordpol möglich werden.


Hinzu kommt, dass das 92 Meter lange, 25 Meter hohe und 43 Meter breite Luftschiff Reisende mit einer luxuriösen Ausstattung überzeugen kann. Dazu gehören breite Ledersitze, bodentiefe Fenster und die Möglichkeit, an Bord direkt in einer Suite zu schlafen oder im Kreis von bis zu 20 Personen zu speisen. "Seit vielen Jahrzehnten bedeutet Fliegen, in einer Metallröhre mit winzigen Fenstern zu sitzen – eine Notwendigkeit, aber nicht immer ein Vergnügen. Im Airlander ist das ganze Erlebnis angenehm und sogar genussvoll", rührt George Land, Direktor für kommerzielle Geschäftsentwicklung bei Hybrid Air Vehicles, die Werbetrommel.

265 Airlander in den nächsten 20 Jahren
Der Luftschiffmarkt boomt. So heißt es zumindest von HAV. Alleine in den nächsten 20 Jahren werde der Markt auf 50 Milliarden Dollar wachsen, schätzt das Unternehmen. Bis dahin sollen bereits 265 Airlander auf dem Markt sein.

Der 25 Millionen britische Pfund (29 Millionen Euro) teure Airlander-10-Prototyp absolvierte bereits sechs Testflüge, von denen einige schlecht endeten. Nach einer erfolgreichen 30-minütigen Jungfernfahrt stürzte er 2016 bei seinem zweiten Testflug ab. Das Fluggerät, das von fast jeder ebenen Fläche starten und landen kann, erreichte bei seinen letzten Tests Höhen von 2.100 Meter und Geschwindigkeiten von bis zu 50 Knoten. Das Unternehmen erhielt Unterstützung von der britischen Regierung und Zuschüsse von der EU, wie der "Guardian" berichtet.
(red, 4.6.2021)

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"Airlander 10" hebt nach Reparatur wieder ab

Luftschiff Airlander: Der "fliegende Hintern" soll 2025 abheben
 

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#3
INNOVATIONEN
90 Jahre nach der Hindenburg könnte dem Zeppelin das Comeback gelingen
Mehrere Firmen wollen die Luftschiffe wieder aus der Nische holen – der Klimawandel könnte ihnen den Boden dafür bereiten
Der erfolgreiche Jungfernflug des französischen Erfinders Henri Giffard anno 1852 ließ eine neue Ära der Luftfahrt beginnen. Zeppeline trugen Menschen und Frachten über weite Distanzen durch den Himmel. Zur Hochzeit der Technologie sogar "über den Teich" – von Europa nach Amerika. Der Erfolgslauf sollte 1937 ein jähes Ende finden. Das deutsche Luftschiff LZ 129, besser bekannt als Hindenburg, ging bei der Landung in Flammen auf. Damit verpuffte nicht nur ein Prestigeprojekt von Nazideutschland, auch 35 Menschen an Bord und ein Mitglied der Bodencrew fanden ihren Tod.

Der Absturz der Hindenburg war zahlenmäßig dabei gar nicht das bis dahin größte Luftschiffunglück, aber eines von erheblicher politischer Bedeutung und vor allem großer medialer Resonanz. Zeppeline wurden zur Randerscheinung. In den kommenden Jahren könnte nun ihr Comeback eingeleitet werden, berichtet "1E9".

Eine hochskalierte, kolorierte und mit dem damaligen Radio-Livekommentar unterlegte Aufzeichnung des Hindenburg-Desasters.Upscaled Studio

Umweltfreundliche Alternative zur Flugzeug-Kurzstrecke
Gleich mehrere Firmen arbeiten daran, die Kolosse der Luft wieder näher an den Mainstream zu bringen. Eines davon ist das britische Unternehmen Hybrid Air Vehicles (HAV). Eigentlich arbeitete man an einem Aufklärungszeppelin für das Militär, der sowohl durch Edelgas als auch von Propellern Auftrieb bekommen sollte und auf eine Hülle mit modernen Materialien wie Vectran und Kevlar setzt.

Obwohl der Jungfernflug mit einem Prototyp glückte, brach die Armee die Arbeiten ab. Unter dem Namen Airlander 10 wurde das Konzept seitdem für die zivile Nutzung geändert. Am Ende soll das Luftschiff bis zu 100 Personen und Fracht mit bis zu 100 Tonnen Gewicht aufnehmen und bis zu 7.400 Kilometer weit bringen können. HAV schwebt ein Einsatz auf Strecken vor, die derzeit noch als Kurzstrecke von Flugzeugen bedient werden. Die Reisezeit würde sich damit zwar verfünffachen, der CO2-Fußabdruck aber – trotz Dieselmotors – auf weniger als ein Zehntel reduzieren, rechnet man vor. Einen flugfähigen Prototyp gibt es bereits, die ersten Serienmodelle sollen 2025 fertig sein. Geplant ist auch ein rein elektrisch betriebenes Modell.

Airlander 10 Rethink the Skies from Hybrid Air Vehicles on Vimeo.

Ein "Ufo" für Sibirien
Einen etwas anderen Markt visiert die israelische Firma Atlas LTA an. Neben dem Einsatz zur Aufklärung und Lastentransport mit ähnlichen Dimensionen, wie sie der HAV Airlander besitzt, arbeitet man hier auch an Luftschiffen für touristische Flüge. Per Hybrid- oder Elektroantrieb sollen spätestens 2029 bis zu 24 Passagiere in verschiedenen Atlas-Zeppelinen unterwegs sein, um auf diese Weise etwa Städterundflüge zu genießen. Das erste Luftschiff will man bereits 2023 fertigstellen.

In Russland verfolgt hingegen das Airship Initiative Design Bureau ehrgeizige Pläne. Unter dem Namen Aerosmena entwickelt man ein Luftschiff, das sich schon optisch deutlich vom typischen Design mit dem länglichen Ballonkörper unterscheidet. Die Konstruktion des Flugvehikels erinnert am ehesten an die typische Vorstellung eines Außerirdischen-Ufos, es sieht aus wie eine Untertasse.
Von dieser Form verspricht man sich eine einfachere Ballastverteilung bei trotzdem recht hoher Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h und Tauglichkeit für den Einsatz in klimatisch heraufordernden Gebieten wie Sibirien. Die künftige Flotte soll aus Modellen unterschiedlicher Größenordnung bestehen, ausgelegt auf Transportkapazitäten zwischen 20 und stolzen 600 Tonnen Gewicht. Man hofft, 2024 oder 2025 abheben zu können.

Atlas LTA Advanced Technology

Eine Frage der Notwendigkeit
Zu diesen Firmen kommen weitere hinzu. In Frankreich wird bei Flying Whales an neuen Luftschiffen gebaut. Und weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit operiert in den USA die Firma LTA Research, zu deren Financiers auch Google-Mitgründer Sergej Brin zählt.

In Sachen Geschwindigkeit können heutige und künftige Zeppeline bereits mit Frachtschiffen mithalten. Beim Personentransport verlieren sie das Rennen aber klar gegen Flugzeuge. Gerade in Zeiten, in denen das Bewusstsein für die Gefahr des Klimawandels wächst, könnten sich Zeppeline schon allein aus schierer Notwendigkeit etablieren – zumindest so lange, bis die noch in den Kinderschuhen steckenden elektrischen Flugzeuge konkurrenzfähig werden.

Aero Crat

Erinnerung an Cargolifter
Die Entscheidung über Gedeih oder Verderb setzt allerdings auch unternehmerisches Geschick sowie Risikobereitschaft seitens von Politik und Investoren voraus, den teilweisen Abschied von Flugzeugen und Hubschraubern zu wagen. Was passieren kann, wenn dieser Wille fehlt, zeigte vor rund 20 Jahren das Beispiel Cargolifter.

Das 1996 in Berlin gegründete Unternehmen wollte mit Lastenzeppelinen für Frachten von bis zu 160 Tonnen hoch hinaus. Managementfehler und immer wieder steigende Kosten bei der Entwicklung führten 2002, gerade einmal zwei Jahre nach dem Börsengang und der Fertigstellung einer riesigen Werfthalle, zum Versiegen der Gelder aus der öffentlichen Hand und in ein jahrelanges Insolvenzverfahren. Die Halle wurde an den malaysischen Konzern Tanjong veräußert, der Ende 2014 darin den Wasser- und Freizeitpark Tropical Islands eröffnete, der bis heute in Betrieb ist. (gpi, 27.7.2021)

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1E9
Hybrid Air Vehicles

90 Jahre nach der Hindenburg könnte dem Zeppelin das Comeback gelingen
 

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#5
EXKLUSIV ZUM NORDPOL
Erste Flüge mit dem größten Luftschiff der Welt ab 2024
Bei einem schwedischen Anbieter kann man jetzt Plätze für einen Flug mit dem Airlander 10 zum Nordpol reservieren. Billig ist der Spaß allerdings nicht
Als größtes Luftschiff der Welt hat der Airlander 10 bereits für einige Schlagzeilen gesorgt. Nun kann man erstmals einen Platz für einen Flug in dem 92 Meter langen, 25 Meter hohen und 43 Meter breiten "Prallluftschiff" reservieren. Ab 2024 werden erste Flüge zum Nordpol angeboten, wie auf der Website des Start-ups Ocean Sky zu lesen ist.


Der erste kommerzielle Flug des Airlander soll in den hohen Norden führen.
Foto: Hybrid Air Vehicles

Die Schweden bieten den Tagesausflug für sagenhafte 200.000 Euro in der sogenannten "Horizon-Kabine" für zwei Personen an. Eine Menge Geld für einen Ausflug, der insgesamt nur 36 Stunden dauern soll: In Longyearbyen auf Spitzbergen soll das Schiff um 18 Uhr abheben, um gegen 9 Uhr am Nordpol zu landen. Nach einer Erkundungstour mit einem Guide geht es am selben Nachmittag auch schon wieder zurück. Da heißt es, jede Sekunde zu genießen. Das sollte nicht schwerfallen. Dafür sorgen großzügige Fenster, eine exklusive Ausstattung, die Bewirtung und die gemächliche Geschwindigkeit des Gefährts: Der Prototyp des Luftschiffs erreichte bei Tests nämlich bislang maximal 92,6 Kilometer pro Stunde.


Viel Ausblick: So soll die Lounge in dem Gefährt aussehen.
Foto: Hybrid Air Vehicles

Immerhin ist man auch relativ klimafreundlich unterwegs. Anders als bei den Zeppelinen handelt es sich bei den Airlandern um "Blimps". Sie verzichten auf ein Gestell aus Aluminium, sind sozusagen riesige Ballons in länglicher Form. Der Airlander soll nur zehn Prozent der CO2-Emissionen eines Flugzeugs verursachen. Die britische Herstellerfirma Hybrid Air Vehicles (HAV) gab an, dass der CO2-Fußabdruck pro Passagier in dem Luftschiff etwa 4,5 Kilogramm betragen werde, verglichen mit etwa 53 Kilogramm pro Flugzeugpassagier. Denn anders als beim Flugzeug sorgt bei einem Luftschiff ein leichtes Gas für den Auftrieb, die Motoren, die ab 2030 vollelektrisch sein sollen, sind nur für das Vorankommen notwendig. (red, 6.9.2021)
Erste Flüge mit dem größten Luftschiff der Welt ab 2024
 

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#6
Sky Yachting: Mit Luxus-Luftschiffen durch die Lüfte schweben
Mit luxuriöser Ausstattung sollen Luftschiffe in wenigen Jahren kommerziell durchstarten und einen Yachturlaub über den Wolken ermöglichen


Luftschiffe erleben derzeit eine Renaissance. Ihre Vorteile, die die Hersteller gerne ins Treffen führen: Sie bieten niedrige Betriebskosten, geringere Anforderungen an die Infrastruktur und haben einen deutlich niedrigeren CO2-Ausstoß als herkömmliche Flugzeuge.

Obwohl sie bei Langstreckenflügen nie mit Düsenflugzeugen konkurrieren werden, könnten sie ihre Stärken im Regionalverkehr ausspielen. In dem Bemühen, künftigen strengeren Umweltauflagen zuvorzukommen, hat die spanische Fluggesellschaft Air Nostrum vor rund einem halben Jahr zehn Airlander-Luftschiffe bei Hybrid Air Vehicles (HAV) aus Großbritannien bestellt. Der STANDARD berichtete.


Der Airlander 10 von Hybrid Air Vehicles
Foto: Hybrid Air Vehicles

Der Airlander 10, der voraussichtlich 2026 zertifiziert und kommerziell geflogen wird, kann etwa 130 Personen befördern und zwischen 50 und 70 Knoten schnell fliegen, wobei nicht brennbares Helium für den Auftrieb und vier mit Kerosin betriebene Kolbenmotoren für den Antrieb sorgen – ein System, das 90 Prozent weniger Treibstoff verbraucht als Flugzeuge ähnlicher Größe, wie man verspricht. Konsequenterweise kann man das Luftfahrzeug auch mit Suiten und allen anderen Annehmlichkeiten ausstatten. Denn es soll bis zu fünf Tage in der Luft bleiben können. Wieso also nicht einen Yachtausflug in der Luft, Sky Yachting, planen?

Aber der Airlander wäre nicht die einzige Option für diese Art von Luxustrip. Da wäre zum Beispiel noch das Pathfinder-Luftschiff. Es stammt von LTA (Lighter Than Air). Die Firma hat ihren Sitz sowohl in Mountain View, Kalifornien, als auch im Goodyear Airdock Hangar in Akron, Ohio, wo das Forschungsunternehmen die Sache mit neuen Technologien in Schwung bringen will. LTA gehört übrigens einem gewissen Sergey Brin, seines Zeichens Google-Mitbegründer.

"Ruhige, magische Erfahrung"
"Pathfinder ist ein Fall, in dem jemand bereit ist, ein Risiko einzugehen, und über das nötige Kapital verfügt", sagte Brandon Buerge, außerordentlicher Professor am Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik der Wichita State University und Veteran von drei Luftschiffprogrammen, gegenüber Robb Report. Wenn Pathfinder erfolgreich ist, rechnet Buerge mit beträchtlichen Investitionen in diesem Sektor für Anwendungen wie Fracht und Regionalverkehr.

Buerge vergleicht seine eigenen Flugerfahrungen mit einem Skyship 600 des britischen Herstellers Airship Industries mit denen auf einer Yacht. "Der Bug des Schiffes steigt über die Thermik und sinkt dann wieder ab – viel langsamer und ruhiger als ein herkömmliches Flugzeug", sagt er und schwärmt: "Und wenn man im Leerlauf fliegt, was in einem Starrflügler nicht möglich ist, ist es eine ruhige, magische Erfahrung, die ganz anders ist als das Gefühl, in einer Aluminiumröhre zu fliegen."


the Atlas 11 #airship a perfect tool for #aerialtours
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Auch das israelische Unternehmen Atlas LTA Advanced Technology wirbt für sein Langstreckenflugzeug Atlant 30, das 20 Passagieren in zehn Suiten Platz bietet und ebenfalls 2026 flugbereit sein soll. "Es wird in der Lage sein, auf jeder Oberfläche zu landen, auch auf Wasser", verspricht Gennadiy Verba, CEO von Atlas. "Das ist echtes Sky-Yachting."


Dann wäre da noch Ocean Sky Cruises. Das schwedische Unternehmen kündigte kürzlich eine Partnerschaft mit dem Erlebnisreise- und Yachtunternehmen Pelorus an und plant eine 36-stündige Reise, die Reisende von Spitzbergen zum Nordpol bringen soll.

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Die Reise mit Ocean Sky Cruises kombiniert dabei exklusive Kabinen und Haute Cuisine mit Sightseeing durch Glasböden und großen Fenstern. Mitbegründer Carl-Oscar Lawaczeck sagt, dass die ersten Kunden 200.000 Dollar für den Ausflug bezahlen werden, vergleichbar mit den Kosten der ersten Raumflüge von Virgin Galactic und Blue Origin im vergangenen Jahr.
(red, 30.1.2023)
Sky Yachting: Mit Luxus-Luftschiffen durch die Lüfte schweben
 
#7
Ich hab seinerzeit tiefe Einblicke in den Cargolifter bekommen und weiß seither, dass Helium als Auftriebsgas für große und/oder viele Luftschiffe unrealistisch ist. Hauptquelle dafür ist aktuell die Erdgasförderung, wo Helium als Nebenprodukt anfällt. Ausreichend diffusionsdichte Folien existieren nur in der Theorie, der Heliumbedarf in Industrie und Medizin ist so enorm, und die Ressource an sich ist auf diesem Planeten nur SEHR begrenzt verfügbar. Die Preise werden daher nicht sinken... Bin also skeptisch.
Gruß
Albert
 
#8
Andererseits: Zeppeline sind über sehr viele Jahre zwischenfallsfrei mit Wasserstoff als Auftriebsgas geflogen. Bekommt man die Brandgefahr in den Griff, und steigt die Akzeptanz von Wasserstoff beim Kunden, dann wär das natürlich eine äußerst billige Angelegenheit des komfortablen Fliegens.
Schaumermal, dann sengmersscho,
meint der
Albert
 

josef

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#10
SAUBERE RIESEN
Ermöglichen Solarluftschiffe in Zukunft klimafreundliche Fernreisen?
Der Informatiker Christoph Pflaum berechnete die Route eines Solarzeppelins von London nach New York. Eine solche Fahrt wäre gemächlich, aber praktisch emissionsfrei
Luftschiffe sind Fahrzeuge mit interessanten Eigenschaften, aber auch einem Imageproblem. Das deutsche Luftschiff Hindenburg brannte bei einem Flug von Frankfurt in die USA im Jahr 1937 beim Landen ab, 36 Menschen starben bei dem Unglück. Viele Menschen halten Luftschiffe deshalb bis heute für wenig sicher. Weil Flugzeuge während und nach dem Zweiten Weltkrieg die Lufthoheit gewannen, gelten Luftschiffe im besten Falle als antiquiert.

Der Klimawandel könnte nun ein Comeback des Luftschiffs als breit genutztes Verkehrsmittel bringen. Solarzellen an der Außenhaut und extrem leichte Batterien an Bord könnten Luftschiffe beinahe klimaneutral machen. Diese Hoffnung hegt zumindest der deutsche Informatikprofessor Christoph Pflaum. "Bei einem solarbetriebenen Luftschiff würden überhaupt keine schädlichen Gase entstehen, weder CO2 noch sonst irgendetwas. Das wäre ein vollkommen klimafreundlicher Transport", sagt Pflaum zum STANDARD. Luftschiffe haben riesige Oberflächen – reichlich Platz für Solarzellen.

In drei Tagen nach New York
Pflaum forscht an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Gemeinsam mit einer Kollegin der Technischen Universität München sah sich Pflaum an, welche Route so ein Solarzeppelin nehmen müsste, um möglichst schnell und klimafreundlich von London nach New York zu reisen. Von der britischen Hauptstadt an die US-Ostküste würde es demnach drei Tage und zwei Nächte dauern. Von New York nach London zurück nur zwei Tage und eine Nacht. Im Winter müsste das Solarluftschiff über dem Atlantik weit in den Süden ausweichen, um genügend Sonnenstrahlen zu tanken.

Die einzigen Emissionen bei der Fahrt eines solchen Solarluftschiffs entstünden durch das Aufladen der Batterie vor dem Abheben. Im Vergleich zum konventionellen Flugverkehr mit Kerosin lägen die CO2-Emissionen bei der Personenbeförderung dennoch bei nur knapp fünf Prozent davon, rechnet Pflaum vor.


Visualisierung des französischen Start-ups Flying Whales. In Suresnes forscht man an diesen "fliegenden Walen".
Flying Whales

Kreuzfahrten in der Luft
Unterwegs wäre das Luftschiff gemächlich, laut Pflaum je nach Windrichtung mit 100 bis 200 km/h. Zum Vergleich: Ein Airbus A380 fliegt mit etwa 940 Stundenkilometern. Dafür wäre der Betrieb eines Solarluftschiffs günstiger, weil man Kosten für Treibstoff spare, sagt Pflaum. "Es wäre auch viel bequemer. Man hätte viel mehr Platz als in einem Zug oder einem Flugzeug." Der Forscher träumt von Solarzeppelinen, die Platz bieten "für einen Speisesaal, einen Aufenthaltsraum und für schicke Zweibettzimmer für Passagiere".

Noch sind Solarluftschiffe nur eine Vision. Allerdings: Das kalifornische Unternehmen LTA Research, das von Google-Mitgründer Sergey Brin unterstützt wird, tüftelt an Luftschiffen mit Brennstoffzellen, die Wasserstoff in Strom verwandeln. LTA steht für "Lighter Than Air", leichter als Luft. Diese Technik sei auch schon "ziemlich umweltfreundlich", sagt Pflaum. Andere Firmen, die an Luftschiffen einer neuen Generation forschen, sind Hybrid Air Vehicles (HAV) in Großbritannien und Flying Whales in Frankreich. "Viele sagen, und da werden sie wohl auch recht haben, dass man so ein Solarluftschiff erst einmal für den Gütertransport verwenden wird", sagt Pflaum.


Die französischen Techniker hinter Flying Whales träumen unter anderem vom Laden und Entladen von Fracht, ohne landen zu müssen.
Flying Whales

Mythos Zeppelin
Luftschiffe faszinieren die Menschen schon seit dem 19. Jahrhundert. Streng genommen "fährt" ein Luftschiff, es "fliegt" nicht. Es steigt auf, weil das Gas im aerodynamischen Auftriebskörper leichter als die Luft in der Umgebung ist. Physiker haben definiert, dass alles, was leichter als Luft ist, fährt.


Die verunglückte Hindenburg kam aus der deutschen NS-Luftreederei Zeppelin. Die Zeppeline aus deutscher Fertigung waren schon vor der NS-Zeit so beliebt und erfolgreich, dass der Firmenname bis heute synonym für "Luftschiff" gebraucht wird. In Frankfurt wird seit 1909 eine Zeppelinwurst produziert. Es handelt sich übrigens um eine grobe Leberwurst.

Keine Absturzgefahr
Wäre aber so ein Solarluftschiff – Stichwort Hindenburg-Tragödie – für Passagiere auch sicher? Man würde zur Sicherheit vermutlich Wasserstoff mitnehmen und ihn über Brennstoffzellen in Strom umwandeln, erklärt Pflaum.

Absturzgefahr herrscht laut ihm ohnehin keine. "Das Schöne an so einem Luftschiff ist ja, dass der Auftrieb im Wesentlichen durch Auftriebskörper, also das Gas, passiert, das sehr leicht ist. Das ist derzeit Helium. Das Luftschiff kann also nicht einfach runterfallen." Pflaum spricht vom Traggas, der Füllung, nicht von Emissionen. Außerdem gebe es oft mehrere Auftriebskörper in einem Zeppelin, womit dieser selbst bei einem Ausfall auf niedriger Ebene weiterfliegen oder nur langsam absinken würde.

Billigflug mit Solarzeppelin?
Ob die Luftschiffe der Zukunft vor allem für den Frachttransport, für den Massenverkehr oder nur für touristische Rundfahrten genutzt werden, ist für Pflaum offen. Er hält alle drei Nutzungen für möglich. "Es könnte auch für manche Leute ein Low-Budget-Flug sein. Es dauert halt ein bisschen länger, aber aufgrund von steigenden Energiepreisen könnte das Luftschiff viel preiswerter sein", sagt Pflaum.

Auch für eine weitere Nutzung sieht der Professor großes Potenzial: Luftschiffe als Höhenplattformen. So könnten Luftschiffe – auch solche mit Solarzellen – stärker als bisher für die Erdbeobachtung, den Mobilfunk und andere Zwecke eingesetzt werden. Diese unbemannten Luftschiffe in großer Höhe würden somit den Satelliten Konkurrenz machen.
(Lukas Kapeller, 13.7.2023)
Ermöglichen Solarluftschiffe in Zukunft klimafreundliche Fernreisen?
 
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