Flugsicherungs-Funksendeanlage Flpl. Wien-Aspern

josef

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#1
Im Heft 3/16 der öfh-Nachrichten erschien ein Artikel zwecks Suche nach historischen Unterlagen/Fotos zur ehemaligen Flugsicherungseinrichtung des Flugplatzes Wien-Aspern. Dazu ein Textauszug aus dem Artikel:
Flugsicherungseinrichtung für den Flughafen Aspern:
Die Anlage mit drei jeweils 70 m hohen Gittermasten und einem Betriebsgebäude befand sich im 22. Wiener Gemeindebezirk in der Wulzendorferstraße, ungefähr zwischen der Seidelbastgasse und der jetzigen Fred-Raymond-Gasse. Auf dem nunmehr mit Ein- und Zweifamilienhäusern verbauten Areal gibt es fast keine sichtbaren Hinweise mehr auf die seinerzeitige Nutzung – bis auf ein beschädigtes Betonfundament vor dem Haus Fred-Raymond-Gasse 26, das höchstwahrscheinlich zur Gittermast-Verankerung oder für die Verankerung von einem der Mastsicherungsseile gedient hat. 1989 konnte man auf den damals unverbauten Areal noch die Reste der Umzäunung und das Fundament des Betriebsgebäudes sowie weitere Betonfundamente der Mastverankerung ausmachen…
Ein Foto zeigt den im Artikel als letzten Rest erwähnten Betonsockel und ein weiteres aus privaten Beständen stammendes Bild mit einem der 3 Antennenmaste mit dem Text: „Luftverkehrssender Wien-Aspern 1926-1945“ mit Zusatzvermerk „1945 von den Russen gesprengt“.

Kann darüber vielleicht jemand mehr berichten?

Dazu Lubi u. Karte:
(Quelle: Geodatenviewer der Stadtvermessung Wien – Vienna-GIS)

1. Lubi 1938 – in ca. Bildmitte das Gelände mit den 3 Masten mit Schattenwurf nach oben links
2. In der Vergrößerung sind die 3 Masten deutlich zu erkennen.
3. Lubi 1956 – keine Masten mehr erkennbar, Betriebsgebäude dürfte auch schon abgerissen sein (Fundamente…)
4. Lubi 2015 – fortgeschrittene Verbauung des Areals
5. Lubi 2015 - Situationsübersicht Lage Sendemasten – Flugplatzgelände (Verbaut durch „Opel-Motorenwerk“ bzw. Baustelle „Seestadt Aspern“)
6. Karte mit Lage „Fred-Raymond-Gasse 26“ – Fundamentrest.
 

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josef

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#2
Zu der oben beschriebenen Anlage stellen sich für mich folgende Fragen:

Auf der Beschriftung des privaten Fotos ist ein Bestandzeitraum 1926-1945 (-> Sprengung durch die Russen) angeführt. Im "Verzeichnis der baulichen Anlagen der Luftwaffe - Luftgaukommando XVII" ist zum Standort Wien-Wulzendorferstraße nichts zu finden.

- War das eine Anlage nur für die Zivilluftfahrt und wurde deshalb in den Aufzeichnungen der LW nicht berücksichtigt?

- War die Anlage 1938 bis zur Sprengung durch die Russen 1945 nicht mehr in Betrieb und/oder wurde durch die im Verzeichnis unter
J 19 - Wien-Scharndorf aufscheinenden "Senderzentrale der R.Fl.Sicherung" ersetzt?

- Oder war es eine der 2 ebenfalls im Verzeichnis angeführten Anlagen
J 26 - Aspern "ADCOCK I. u. II" ?


Auszug aus "Anlagen der LW - LG Kdo. XVII:
 

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#3
Moin josef!

Vielen Dank für den Hinweis auf die Position der Sendeanlage!

Eine sehr schöne Ausarbeitung über den Bereich "Flugsicherung" findet sich
im Internet. http://othes.univie.ac.at/1823/1/2008-10-13_9604529.pdf
Es handelt sich um die Magisterarbeit von MMag. phil. Barbara Wogritsch:
"Fluglotsinnen und Fluglotsen in Österreich. Die Geschichte einer Berufs-
gruppe."

1928 passt, denn die Funkstelle befand sich im Südwesten:
"Wien-Aspern 1928:
Hindernisse: ... im SW Windmesser, Windsack und Flugfunkstelle mit 20 m
hohen Masten..."
S. 199 der PDF

Mit der Funkstelle ist dann Anfang der 30er Jahre noch etwas passiert:
"1930 rüstete Wien-Aspern neuerlich auf und errichtete eine neue Boden-
funk- und Peilstelle. Ein Jahr später arbeitete diese bereits mit einem neuen
UKW-Funksender anstatt mit den bisher üblichen, jedoch sehr störanfälligen
Lang- und Mittelwellensendern."
S. 87 der PDF

...weiter:
"1938 absorbierte das Deutsche Reich sowohl die ÖLAG als auch die öster-
reichische Flugsicherung... Die österreichische Flugsicherung ging in der
Reichsflugsicherung auf, die dem Reichsluftfahrtministerium in Berlin unter-
stand. Während des Zweiten Weltkrieges teilten sich diese Institution und
die deutsche Luftwaffe gemeinsam die Aufgaben der Flugsicherung, die nach
wie vor den Flugfernmeldedienst, den Peildienst und den Befeuerungsdienst
umfasste."
S. 89 der PDF

Warum sie nicht im "Verzeichnis der baulichen Anlagen" der Deutschen auf-
taucht kann ich nicht beantworten. Das ist alles ein wenig merkwürdig, denn
auch andere Anlagen der Reichsflugsicherung sind in der Liste verzeichnet.

1938 wird sie noch als Navigationsfunkfeuer Wien-Aspern in "Die Sender
und Sendeanlagen der Reichsflugsicherung" geführt. (Die Sender hatten
desöfteren eine "Zweitfunktion" als Funkfeuer.)
Auch auf (teils) zivilen Flieger-Navigationskarten von 1939, 1942 und 1943
ist östlich von Wien ein Navigationsfunkfeuer eingezeichnet.
Auf einer Übersichtskarte der Luftwaffe vom 15.2.44 ist die Anlage dann als
"Funksendezentrale Aspern" eingetragen.
Auch Karl-Otto Hoffmann listet die Funksendezentrale Aspern in "Geschichte
der Luftnachrichtentruppe", leider ohne Datum.

Die Anlage in Scharndorf wird hierfür also kein Ersatz gewesen sein, denn es
heisst ja über den Bau "z. Zt. eingestellt". Wurde sie irgendwann weiterge-
baut und somit überhaupt beendet?

Die Adcock-Anlagen hatten als "Empfangsanlagen" mehr oder weniger nichts
mit der Sendeanlage zu tun. Um eventuelle Störungen zu vermeiden waren
sie eigentlich etwas abseits der Sendeanlage aufgestellt. Ein Adcock befand
sich z.B. auf der anderen Seite des Platzes.

Gruss aus NF!
Rolf
 

josef

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#7
Luftbild Wien 22. mit 2 Sendemasten aus den 1930iger Jahren:

Bildtext zu gleichem Foto wie #6 bei Flugfeld-Aspern | Flughafen-Aspern | Die Geschichte des ehemaligen Flugfelds und späteren Flughafen:
1934 ging die UKW-Funkbake in Betrieb. Die drei über 70m hohen Antennenmasten, mit deren Bau 1927 begonnen wurde, gehörten zum Betrieb und zur Sicherung des Luftverkehrs.


Demnach wurde der im vorherigen Bild, Beitrag #6 abgebildete bzw. im vorgenannten Bildtext zitierte, 3 . Mast erst später errichtet. Der helle Fleck vor dem Betriebsgebäude dürfte auf die Fundamentierungsarbeiten für den 3. Mast hindeuten:

1543687579876.png
Bildquelle: Rechtsfreies Foto aus dem ÖNB-Projekt Österreichische Nationalbibliothek Crowdsourcing
 
Zuletzt bearbeitet:

adasblacky

Well-Known Member
#8
Huch!
Meine Anhänge zum Thema Adcock sind da wohl "verloren gegangen".
Neuer Versuch...
Rolf
Nachdem ich dort in der Gegend wohne hab ich mir den Platz mal angesehen, aber da gibt es nichts mehr... Allerdings bin ich mir nicht sicher ob Deine Verortung stimmt. Hast Du einen größeren Ausschnitt der Luftaufnahme? Ich kann auf anderen Luftbildern an der Stelle nichts finden.
lg Blacky
 
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