Flugzeugträger "Charles de Gaulle" soll ab 2038 durch einen Neubau ersetzt werden

josef

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70.000 TONNEN
"Nationaler Stolz": Frankreich baut atomaren Flugzeugträger
Eine europäische Koordinierung solch zentraler Rüstungsprojekte ist für Frankreichs Präsident Emmanuel Macron allerdings kein Thema

Der neue Flugzeugträger soll den diensttuenden "Charles de Gaulle" ab 2038 ersetzen und bis 2080 im Dienst bleiben.
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Ein Flugzeugträger ist in Frankreich Ausdruck des national "Stolzes", wie der französische Präsident in Creusot unterstrich.
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Macron machte die Ankündigung am Dienstagabend im burgundischen Ort Le Creusot, der für den Bau ziviler Nuklearanlagen bekannt ist. Nun sollen die Fabriken auch den atomaren Antrieb eines Flugzeugträgers liefern. Er soll den diensttuenden "Charles de Gaulle" ab 2038 ersetzen und bis 2080 im Dienst bleiben. Der Rumpf des neuen, 280 Meter langen Flaggschiffes der französischen Marine wird in einer Militärwerft in Saint-Nazaire am Atlantik hergestellt. Das Schiff wird eine Verdrängung von 70.000 Tonnen ausweisen, 60 Prozent mehr als die "Charles de Gaulle". Wie das neue Gefährt heißen und wieviel es kosten wird, ist noch offen.

Unklar ist auch, ob und wie weit dieses französische Schlüsselprojekt Bestandteil der "Gemeinsamen Aussen- und Sicherheitspolitik" (Gasp) der EU sein soll. Macron plädiert seit langem für eine "europäische Souveränität" in Verteidigungsfragen, womit ihm eine Alternative zum Nordatlantikpakt vorschwebt. Eine Absprache mit europäischen Partnern war jetzt allerdings zum Vornherein ausgeschlossen: Ein Flugzeugträger ist in Frankreich Ausdruck des national "Stolzes", wie der französische Präsident in Creusot unterstrich.

Europäische Dimension
Seine Militärexperten betonen, dass der neue Flugzeugträger das geplante deutsch-französisch-spanische Kampfflugzeug FCAS aufnehmen könnte – also eine europäische Dimension haben soll. Das 2017 lancierte Großprojekt "Future Combat Air System" scheint allerdings zunehmend gefährdet, da sich Deutsche und Franzosen nicht auf die politischen, finanziellen und technischen Einzelheiten einigen können.

Auch strategisch bleiben die verteidigungsstrategischen Differenzen zwischen Berlin und Paris beträchtlich. Nachdem Macron die Nato als "hirntot" bezeichnet hatte, will er gerade auch mit dem neuen Flugzeugträger beweisen, dass Frankreich nicht nur wortreich Alternativen zur US-geführten Militärallianz fordert, sondern sie aktiv vorantreibt. Die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer verlangt dagegen, wie sie unlängst klargemacht hat, zuerst eine realere europäische Sicherheitspolitik, bevor diese den US-Schutzschirm ersetzen könnte.

In Paris befürchtet man dagegen, dass die Deutschen gar nicht willens seien, eine schlagkräftige "europäische Armee" aufzubauen, für sie sich nach Macron auch Angela Merkel ausgesprochen hat. Im Kanzleramt in Berlin verdächtigt man Paris wiederum, weniger eine europäische Verteidigung anzustreben als einen französischen Führungsanspruch.
(Stefan Brändle aus Paris, 8.12.2020)
"Nationaler Stolz": Frankreich baut atomaren Flugzeugträger - derStandard.at
 
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