Mal ergänzend als Zeitleiste, was ein US-Major 1999 untersucht hatte. Es war ja nicht alles Mythos:
- 1940: Die Schweizer beginnen mit dem Bau von Verteidigungsanlagen. Nach zwei Jahren haben sie drei maßgebliche "Forts" als Basis des Verteidigungssystems fertiggestellt. OSS Bern hatte Informationen über diese Anstrengungen.
- Anfang 1943: Das US-War-Department beginnt eine Studie über deutsche Kampftechniken in Gebirgsregionen. Mit diesen Erkenntnissen wollten sie die Deutschen in Italien schlagen.
- Anfang 1944: Die Amerikaner gelangen in den Besitz von deutschen Unterlagen über Gebirgskampftechniken. Ihnen wird klar, daß diese nicht nur im Apennin, sondern auch in den östereichischen und deutschen Alpen Anwendung finden könnten.
- Anfang Juli 1944: Das OKW zeigt Interesse in der Verteidigung der Alpen. Hintergrund: Falls die Alliierten die Gotenlinie durchbrechen sollten, bekommen die alten österreichischen Stellungen aus dem WK I Bedeutung.
- September 1944: Das OKW schickt eine 39-köpfige Ingenieurtruppe unter der Leitung von Generalmajor August Marcinkiewicz nach Innsbruck. Aufgabe war zunächst, Verteidigungspositionen an der Grenze zu Liechtenstein und der Schweiz, später dann weiter in südlicher Richtung zu erkunden. Entlang der österreichisch-italienischen Grenze sollten bestehende und neue Verteidigungspositionen eingebunden werden. Es ging zunächst nur um die Erkundung solcher Positionen, die dann einer genaueren Untersuchung unterzogen werden sollten. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Anweisungen für den Ausbau von Verteidungsstellungen und sonstiger Infrastruktur. Im Januar 1945 wurden die Erkundungen durch die Witterung unterbrochen und im März 1945 fortgesetzt.
- 22. September 1944: OSS Bern schickt einen Top-Secret Report an das US Department of State. Der Report spekuliert, daß die Deutschen ähnliche Anstrengungen wie die Schweizer unternehmen könnten. Verschiedene Anzeichen würden dies bestätigen. Könnten die Deutschen diese Verteidigungsstellungen besetzen, würde der Krieg unter entsprechenden Verlusten 6 Monate länger dauern. Das schweizerische Vorbild "Reduit" übersetzen die Amerikaner mit "Redoubt".
- Zeitpunkt unbestimmt: Der SD, an Nachrichten aus der neutralen Schweiz interessiert, etabliert eine Dienstelle in Bregenz.
- September 1944: SD Bregenz fängt den OSS-Report ab.
- September 1944: Gauleiter Franz HOFER erhält eine Kopie des Reports. Er ist von der Idee eines solchen Verteidigungssystems fasziniert.
- Früher November 1944: HOFER schickt eine Kopie des Reports an BORMANN. Zudem regt er eine sofortige Führervorlage an, damit umgehend mit den Arbeiten begonnen werden kann. Er ist bereit, persönlich bei HITLER vorstellig zu werden. Er verwendet den Begriff "Alpenfestung". Das OKW ist mit den abschließenden Vorbereitungen zur Ardennenoffensive beschäftigt. HOFERs "Führervorlage" erreicht HITLER nicht.
- November 1944: US-Zeitungen bringen erste Berichte über massive deutsche Verteidigungsanlagen in den Alpen.
- Früher Dezember 1944: GOEBBELS beginnt seinen Propagandafeldzug und lädt die deutschen Medienvertreter zu einem Meeting ein. Meldungen über die "Alpenfestung" dürfen nur in deutschen Medien erscheinen, wenn Medien neutraler Staaten darüber berichten. Die Journalisten fallen auch darauf hinein, daß die "Alpenfestung" existieren würde.
- Dezember 1944: Das US-War-Department, das Hauptquartier, SHAEF und die Medien sprechen vom "National redoubt".
- Januar 1945: GOEBBELS fabriziert Stories über die "Alpenfestung". Inhalt: Uneinnehmbare Verteidigungspositionen, große unterirdische, bombensichere Installationen und SS-Eliteeinheiten, die diese besetzen. U.a. SD Bregenz lanciert diese "Meldungen".
Bis dahin war es Mythos. Sie haben sich selbst und gegenseitig veräppelt. Jetzt aber wird es konkret:
- Später Januar 1945: HOFER präsentiert seine Führervorlage persönlich bei HITLER. Dieser zeigte sich zugänglich und autorisierte Arbeiten zur militärischen Befestigung der Alpenregion. HOFER ist Verantwortlicher und arbeitet mit Generalmajor August MARCINKIEWICZ, "Fortress Engineer Commander XIV" zusammen.
- Ende Januar 1945: MARCINKIEWICZ erhält Befehl, Defensivpositionen an den Grenzen zu Liechtenstein, Österreich und der Schweiz, speziell im Bereich zwischen Bregenz und Feldkirch auszubauen.
- Mitte Februar 1945: Beginn der Bauarbeiten an der Schweizer Grenze mit 2.000 Zivilsten der OT.
Soweit mal in Hinblick auf die "Alpenfestung"...