Unterirdische Gasspeicher in Österreich

josef

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#1
Wo und wie Österreichs Gasreserven lagern
In der Energiekrise werden die sonst so unauffälligen Anlagen zum Politikum. Doch wie funktionieren sie eigentlich?

Infografik
Die goldenen Zeiten der Gasförderung sind in Österreich vorbei. Was bleibt, sind ausgebeutete Erdgaslagerstätten, in denen sich hervorragend Gas speichern lässt. Im EU-Vergleich hat nur Lettland pro Einwohner mehr Speicherkapazität als Österreich. Das macht die Lagerstätten vor allem auch für andere Staaten interessant.


Quelle: RAG, Uniper Energy

Kühlen, wärmen, trocknen
Über Pipelines (1) gelangt das Gas in den oberirdischen Teil der Anlage, wo es von Rückständen gereinigt (2) und die Menge und Qualität des Gases gemessen (3) wird. Damit sich das Gas effizient speichern lässt, muss es zunächst vom niedrigeren Fernleitungsdruck auf den höheren Einspeicherdruck komprimiert werden (4). Dabei erwärmt sich das Gas, weshalb es anschließend gekühlt (5) wird. Schließlich wird es über den Bohrlochkopf (6) in die unterirdischen Speicher (12) gepresst.

Beim Ausspeichern muss der Druck wieder reduziert werden (14). Dabei kühlt das Gas ab, weshalb es zuerst erwärmt (15) und auch getrocknet (17) wird – denn unter Tage nimmt es Feuchtigkeit auf. Bei all diesen Schritten zusammen gehen rund zwei bis fünf Prozent der Energie verloren, heißt es vom Speicherbetreiber RAG.
Der eigentliche Gasspeicher befindet sich etwa 1000 bis 2000 Meter unter Tage – und zieht sich oft über mehrere Kilometer. In Österreich wird Gas ausschließlich in sogenannten Porenspeichern gelagert. Dabei nimmt poröses Gestein (12) das Gas auf, eine natürliche Schicht aus undurchlässigem Material (11) wie etwa Ton schützt es vor dem Entweichen. Außerhalb Österreichs wird Gas außerdem in Kavernen (9) gespeichert, das sind künstlich ausgespülte Salzstöcke (8). Sie fassen zwar weniger Gas, es lässt sich dafür aber schneller ein- und ausspeichern, weshalb sie sich eignen, um kurzfristige Bedarfsspitzen auszugleichen. Mehrere Speicherbetreiber forschen gerade dazu, wie sich in den Gasspeichern auch Wasserstoff speichern lässt.



Die Hüter des Gases
Österreichs Erdgasspeicher befinden sich vor allem an zwei Orten: im niederösterreichischen Weinviertel und im Grenzgebiet zwischen Oberösterreich und Salzburg. Zwar mag es irritieren, dass Letztere nicht an das österreichische Netz angebunden sind, doch Tirol und Vorarlberg werden vor allem durch die großen Transportleitungen aus Deutschland versorgt – und damit auch mit dem in Österreich gespeicherten Gas.


Betrieben werden die Gasspeicher nur von zwei Unternehmen: der OMV und der RAG, die sich um die technischen Aspekte kümmern. Die eigentlichen Hüter des Gases sind aber die sogenannten Vermarkter, die für ihre Kunden Gas speichern – wobei auch die Betreiber selbst als Vermarkter tätig sind. Da die Gazprom-Tochter GSA ihre Speicher nicht befüllt, verliert sie vorübergehend ihre Vermarktungsrechte. Zwei Drittel gehen ab 1. August an die RAG, über den Rest wurde noch nicht entschieden. (Philip Pramer, 31.7.2022)

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Wie der Gasspeicher Haidach vom Vorzeigeprojekt zum Streitfall wurde[/QUOTE]
Wo und wie Österreichs Gasreserven lagern
 

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#2
90 PROZENT SPEICHERSTAND
Der Weg des Erdgases durch Österreich
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Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat gezeigt, wie abhängig Österreich von russischem Erdgas ist. Eine seit Jahrzehnten gewachsene Infrastruktur soll hierzulande dafür sorgen, dass das Gas von der österreichischen Grenze bis in die Haushalte und Unternehmen kommt. Mit den gedrosselten Gasflüssen aus Russland stellt sich auch die Frage, wie dieses System heute – und in Zukunft – funktioniert.
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Drei Tage – so lange beträgt die Vorwarnzeit, würde Russland auch den Gasfluss durch die letzte Pipeline nach Europa abdrehen. Sofort bemerken würde man das in der Gasstation Baumgarten im Osten Österreichs, die von der Gas Connect Austria betrieben wird. „Ändert sich etwas an den Gasflüssen nach Österreich, merken das die vorgelagerten Infrastrukturbetreiber, und das europäische System ist sehr gut vernetzt. Die Informationen fließen schneller als das Gas nach Baumgarten“, sagt Stefan Wagenhofer, Geschäftsführer der Gas Connect Austria, sie ist für den Gastransport in Österreich zuständig.

Angekommen in Baumgarten wird das Gas aufbereitet – gemessen, gereinigt und entfeuchtet – und anschließend wieder komprimiert in die österreichischen Leitungen eingespeist. Den Weg in die Haushalte und zu Unternehmen vergleicht Wagenhofer mit dem Straßennetz: „Die Hochdruckebene ist sozusagen die Gasautobahn, dort wird durch Druck Geschwindigkeit aufgebaut, und dann rollt das Gas bis zu Ihnen nach Hause, das heißt, es geht dann auf die Landstraße, dann weiter auf die Bezirksstraße bis in die Gasse, wo Sie wohnen, und dort kommt es dann mit einem geringen Druck heraus.“
Grafik: ORF.at; Quelle: Gas Connect Austria
Der Druck im Gasnetz richtet sich nach den Gasgroßverbrauchern, die Industrie benötigt maximal rund 40 bar – dieser Wert muss somit auch in den großen Pipelines erreicht werden. Kommt weniger Gas etwa aus einer Pipeline aus Russland, ist die Gas Connect dafür verantwortlich, anderes Gas beizumischen, um den Druck im Netz halten zu können.
ORF/Paul Sihorsch
Feuchtes Gas muss zuerst in die Trocknungstürme

Eintrittstor für russisches Gas
Ursprünglich war es das Ziel der Gasstation Baumgarten, russisches Gas in Europa zu verteilen – heute wird auch Erdgas aus anderen Quellen durch die Leitungen geschickt. Gebaut wurde die Station 1959 – den ersten Liefervertrag mit Russland hat die OMV knapp zehn Jahre danach unterzeichnet.

Im September 1968 floss erstmals russisches Erdgas nach Österreich. Über die Jahre hinweg wurde Baumgarten zunehmend wichtiger für die Gasversorgung in Europa – aktuell wird Gas nach Deutschland, Italien, Slowenien, Kroatien und Ungarn verteilt und natürlich an die heimischen Gasversorger übergeben.

Volle Speicher als oberstes Ziel
Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine wurde aus dem russischen Gasstrom allerdings nur noch ein besserer Fluss. Angesichts der Entwicklungen war schnell klar: Damit Europa einigermaßen gut durch den Winter kommt, musste die Devise für den Sommer „Speichern“ lauten.

80 Prozent gab sich die EU als unterstes Speicherziel. Inzwischen sind die europäischen Speicher zu mehr als 93 Prozent gefüllt. Österreich hinkte dabei prozentuell dem EU-Durchschnitt längere Zeit hinterher. Das mag man zum einen damit erklären, dass die heimischen Speicher vergleichsweise groß sind. Zum anderen hatte es aber auch einen ganz konkreten Grund – und der liegt in Haidach.

Speichern im Gestein
In der oberösterreichischen Gemeinde befindet sich der zweitgrößte Erdgasspeicher Europas. Nur eine Anlage im deutschen Niedersachsen fasst mehr Gas. Früher war hier ein natürliches Erdgasreservoir. Ab 1997 wurde das darin liegende Gas gefördert. Von Anfang an mit dem Plan, dort später einen Erdgasspeicher zu errichten.
ORF.at/Martin Steinmüller-Schwarz
Tanks brauchen unterirdische Erdgasspeicher keine

Denn der Boden unter Haidach weist ganz besondere Eigenschaften auf. In rund 1,5 Kilometer Tiefe liegt auf einer Fläche von rund 17,5 Quadratkilometern eine dicke Schicht poröses Sandgestein. Bis zu 100 Meter betrage die „Mächtigkeit“, umgeben von einer Schicht abdichtenden Tons, sagt Georg Schober. Der Ingenieur ist selbst nur unweit des Speichers aufgewachsen. Jetzt leitet er die Anlage.

Das Gasprom-Dilemma
Angestellt ist Schober bei der RAG Austria AG. Das Gasspeicherunternehmen ist für den technischen Betrieb der Anlage verantwortlich. Die RAG hat den Speicher auch mitentwickelt – gemeinsam mit der Gasprom. Denn die Russen waren von Anfang mit an Bord.

Über lange Zeit sei die Gasprom auch ein verlässlicher Partner gewesen, heißt es. Doch das änderte sich vor mehr als einem Jahr. Seit dem Frühjahr 2021 speicherte die Gasprom, beziehungsweise deren Tochterunternehmen GSA, quasi kein Gas mehr in den Speicher ein – mit einer kleinen Ausnahme an ein paar Tagen im Dezember vergangenen Jahres. Die GSA ließ den Speicher regelrecht leerlaufen. Im Nachhinein ist es keine gewagte These, hier schon eine Vorbereitung auf den Angriffskrieg in der Ukraine zu erkennen.

Richtig bemerkt hat die Öffentlichkeit die ausbleibende Einspeicherung freilich erst im heurigen Frühjahr. Als zum einen die eingespeicherten Gasmengen in ganz Europa zu Neige gingen, und zum anderen klar wurde, dass in den kommenden Monaten so viel Gas wie möglich wieder eingespeichert werden müsste.

„Schon eine Herausforderung“
Auf einmal war der Speicher Haidach politisches und gesellschaftliches Diskussionsthema. Und im Sommer wurde er nach einer entsprechende Gesetzesänderung der Gasprom entzogen. Anfang August begann dann auch in Haidach die Einspeicherung. Ab dem Zeitpunkt „wurden sehr große Leistungen von uns benötigt, damit wir das Gas auch entsprechend einspeichern“, sagt Stefan Lehner, der für die RAG den gesamten Speicherbetrieb leitet. Überhaupt habe es „in der Geschichte von Haidach“ innerhalb einer Saison noch nie so große Einspeichermengen gegeben. „Das war schon eine Herausforderung“, sagt Lehner.

Österreich: Füllstand Gasspeicher in Prozent
nach Anbieter, Stand: 27.10.2022
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Am Donnerstag erreichten schließlich auch die heimischen Speicher – Haidach mitgerechnet – einen Speicherstand von 90 Prozent. Wem dieses Gas gehört, das war freilich lange Zeit nicht wirklich bekannt. Erst seit vergangener Woche kann sich jede und jeder auf einem Dashboard des Energieministeriums zumindest einen Überblick über der Besitzverhältnisse verschaffen. Aus diesem geht hervor: Rund 60 Prozent der zurzeit eingespeicherten 86 Terawattstunden Gas sind für heimische Verbraucher bestimmt, also für Energieversorger, Haushalte und Industrie.

Milliarden für die Reserve
Einen beträchtlichen Teil dieser Summe macht die strategische Gasreserve aus. Der staatliche Polster umfasst 20 Terawattstunden und soll für Sicherheit im Fall der Fälle sorgen. Die erst heuer ins Leben gerufene Reserve hat sich der Staat einiges kosten lassen. 3,95 Milliarden Euro hat Österreich dafür ausgegeben, erklärt Carola Milgram. Sie leitet bei der Regulierungsbehörde E-Control die Gasabteilung.

Eigentumsverhältnisse Gasspeicher
Stand 27.10., in Terawattstunden
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Quelle: BMK
Die Milliardensumme für die Gasreserve ist nur ein Beispiel dafür, dass sich Europa das Einspeichern viel kosten hat lassen. Geradezu fieberhaft wurde in den vergangenen Monaten Gas aus Quellen abseits von Russland eingekauft. Vieles davon kam als Flüssiggas (LNG) aus Übersee nach Europa. Der Transport des unter tiefen Temperaturen verflüssigte Gases ist aufwendig – und damit auch teurer als Pipeline-Gas.

Gaspreis im Auf und Ab
Darüber hinaus trieb die hohe Nachfrage den Gaspreis nach oben. Im September erreichten die Tagespreise für Erdgas in Europa Höhen jenseits von 300 Euro pro Kilowattstunde. Mit dem Erreichen der europäischen Speicherziele gaben die Preise freilich merklich nach. Milde Temperaturen im Oktober in Kombination mit vollen Speichern sorgen derzeit dafür, dass kurzfristig an der Börse gehandeltes Erdgas zurzeit kaum mehr als 50 Euro pro kWh kostet.

Day-Ahead-Gaspreisindex Juni–Oktober 2022
in Euro pro Megawattstunde
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täglich Siebentagesschnitt
Quelle: CEGH

Das wird sich mit steigender Nachfrage ziemlich sicher wieder ändern. Als große Unbekannte gilt weiterhin, wie viel Gas aus Russland kommt. Zwar ist die strategische Gasreserve auf drei Jahre angelegt. Sollten die Gaslieferungen aus Russland ganz zum Versiegen kommen, wird Österreich wohl bereits in diesem Winter einen Großteil davon verbrauchen müssen. In der kommenden Speichersaison wäre wieder mit sehr stark steigenden Preisen zu rechnen.

Speicher für Deutschland – mit Leitung nach Österreich
Ein Teil der strategischen Reserve wurde in den vergangenen Wochen auch in Haidach eingespeichert. Der Großteil des Gases in dem Speicher ist allerdings für deutsche Verbraucher bestimmt. Tirol und Vorarlberg, die ja keine Verbindung zum ostösterreichischen Gasnetz haben, haben in Haidach ebenfalls Gas eingelagert.

Auch der Speicher selbst war bisher nicht an das heimische Übertragungsnetz angeschlossen. Wenngleich in Ausnahmefällen Gas aus dem Speicher – über einen kleinen Umweg über Deutschland – auch in den Osten Österreichs gebracht werden konnte. In den Jahren 2018 und 2019 sei es vereinzelt zu einem solchen „Reverse Flow“ gekommen, sagt Lehner von der RAG.

ORF.at/Martin Steinmüller-Schwarz
Die Gasleitung aus dem Speicher Haidach führt direkt nach Deutschland

Für die heimische Politik reichte das aber nicht. So wurde heuer per Gesetz festgelegt, dass Haidach über eine direkte innerösterreichische Leitung an das heimische Verteilnetz angeschlossen werde müsse. Bei den deutschen Nachbarn war diese Ankündigung nicht nur wohlwollend aufgenommen worden. Ein eigener Vertrag zwischen Deutschland und Österreich soll sicherstellen, dass die Gasflüsse zwischen den beiden Länder gesichert sind. Der Vertrag ist inzwischen finalisiert, wenn auch noch nicht unterschrieben.

Auch die Anbindung von Haidach an das österreichische Netz sollte tatsächlich noch vor Jahresende erledigt sein. Ganz banal war der Anschluss nicht. Musste dafür unter anderem eine unter Druck stehende Leitung angebohrt werden.

Nach dem Speichern ist vor dem Speichern
Solche technischen Anforderungen scheinen freilich gering angesichts der Herausforderungen, in den kommenden Monaten und Jahren auf Europa und damit auch Österreich zukommen. Es ist europäischer Konsens, sich ganz von fossilen Energieträgern und damit auch Erdgas loszusagen. Doch klar ist auch: Von heute auf morgen wird das nicht möglich sein.

Erdgas: Verbraucherstruktur 2013–2021
jährlicher Erdgasverbrauch in Gigawattstunden
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Europa wird auch noch in den kommenden Jahren Erdgas benötigen. Eine der großen Fragen wird sein, wo dieses herkommt. Dass sich Österreich gerade erst am Donnerstag aus Abu Dhabi eine Schiffsladung LNG gesichert hat, ist dabei nur ein kleines Puzzlestück.
28.10.2022, Paul Sihorsch (Text), Ö1, Martin Steinmüller-Schwarz (Text), Sandra Schober (Daten), Peter Pfeiffer (Grafik), alle ORF.at

Links:
90 Prozent Speicherstand: Der Weg des Erdgases durch Österreich
 

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#3
Weltpremiere für unterirdischen Wasserstoffspeicher
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Die RAG Austria AG als größtes Gasspeicher- und somit Energiespeicherunternehmen Österreichs hat eine Weltpremiere in Gampern (Bezirk Vöcklabruck): Einen Wasserstoffspeicher in einer unterirdischen Porenlagerstätte. Dort kann „grüner Wasserstoff“ eingelagert werden, der aus überschüssigem Strom hergestellt wird.
Online seit heute, 13.44 Uhr

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Die RAG – früher Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft – betreibt elf Speicher und gehört damit zu den größten technischen Speicherbetreibern Europas. Ihre Kapazitäten von rund 6,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas entsprechen etwa sechs Prozent aller EU-europäischen Gasspeicherkapazitäten. In der am Donnerstag vorgestellten Demonstrationsanlage „Underground Sun Storage“ werden 4,2 GWh Sommerstrom – das entspricht in etwa dem Sonnenstrom-Überschuss von Photovoltaik-Anlagen von 1.000 Einfamilienhäusern – in grünen Wasserstoff umgewandelt und unter Druck in eine frühere Gaslagerstätte gepresst.

TEAM FOTOKERSCHI.AT / KALTENLEITNER

Sommerstrom soll in den Winter gebracht werden
Er ist auf diese Weise für den Winter gespeichert, wenn die Versorgung mit erneuerbarer Energie aus Wind nicht konstant, aus Sonne und Wasser nicht ausreichend ist. Wasserstoff lässt sich für viele Anwendungen etwa in der Industrie, in der Wärme- und Stromerzeugung und in der Mobilität einsetzen. Für das Gas spricht obendrein seine großvolumige Speicher- und Transportierbarkeit in einer nahezu unsichtbaren Infrastruktur. RAG-CEO Markus Mitteregger verweist auf Experten, die bis 2030 allein in Österreich von einem saisonalem Energietransfer von 10 TWh pro Jahr ausgehen. Die Demoanlage in Gampern „ist der erste Schritt in diese Richtung auf den weitere folgen müssen’“, stellte er fest.

Anlage wird in Kürze in Betrieb genommen
Gampern/Rubensdorf ist der erste Speicher der RAG, in dem reiner Wasserstoff gelagert wird. In Pilsbach im selben Bezirk fungierte ein Speicher seit 2015 als Wasserstoff-Versuchsanlage. Hier wurden dem Erdgas allerdings nur 20 Prozent Wasserstoff beigemischt. Gampern ist nun keine Forschungs-, sondern bereits eine Demonstrationsanlage. Sie soll in den kommenden Wochen in Betrieb gehen. Die Investitionskosten betragen 15 bis 20 Millionen Euro, sechs Millionen davon kommen als Förderung vom Klima- und Energiefonds.

Lagerung in 1.000 Meter Tiefe
Die Lagerung in einer unterirdischen Porenlagerstätte in über 1.000 Meter Tiefe könnte wegweisend sein, denn von den rund 100 Mrd. Kubikmeter-Erdgasspeichern in Europa befinden sich laut Mitteregger rund 85 Prozent im Sandstein, also porösem Gestein. Abnehmer ist in Gampern die RAG selbst: „Wir bauen jetzt über den Sommer eine 8 km lange Wasserstoffleitung", um dann in einem Kraftwerk mit einem Gasmotor Wärme und Strom zu erzeugen“, kündigte der CEO an. Zur gesamten Umwandlung und Speicherung von Sommerstrom für den Bedarf im Winter wären 2.000 Speicher wie in Gampern notwendig. Die RAG verfügt allerdings über wesentliche größere, sodass die Zahl deutlich geringer wäre. Die Kosten der Technologie für den Endkunden ist noch nicht absehbar. Die RAG sieht sich nur als Speicherbetreiber. Die Verwendung des gespeicherten Wasserstoffs obliegt den Abnehmern, etwa Industrie oder Energie-Versorgern.

Werner Kerschbaummayr

Fossiles Erdgas soll ersetzt werden
Magnus Brunner wiederholte als Finanz- und Bergbauminister in einer Video-Grußbotschaft die Technologieoffenheit in Sachen Energiequellen. Dieser entspreche der eingespeicherte grüne Wasserstoff als wichtiger Beitrag für die ganzjährige Versorgungssicherheit. „Gleichzeitig wird fossiles Erdgas ersetzt und damit unsere Abhängigkeit reduziert“. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler lobte in einer Aussendung, dass es der RAG gelungen sei, internationale Maßstäbe zu setzen und zu zeigen, „wie der Umbau zu einem klimaneutralen Österreich gelingt“.

Zwölf Partner in Zusammenarbeit
Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) sieht Wasserstoff für Oberösterreich als Wirtschafts- und Industriebundesland Nr. 1 als einen entscheidenden Schlüsselfaktor, um den Standort zukunftsfitter zu machen. Bei dem Projekt arbeiten zwölf Partner zusammen, neben dem Initiator und Technologieführer RAG und anderen auch die Energie AG Oberösterreich, EVN AG, Verbund, voestalpine Stahl GmbH, die Technische Universität Wien, die Universität für Bodenkultur und das Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz. Letzteres arbeitet auch an der Kostenkalkulation.
27.04.2023, red, ooe.ORF.at
Weltpremiere für unterirdischen Wasserstoffspeicher
 
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