Ghostletters: Alte Schriftzüge - Zeitzeugen einer Stadt

josef

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#1
Ghostletters: Zeitzeugen einer Stadt

Jahrzehntelang haben Schriftzüge über Geschäften das Bild der Stadt geprägt. Immer mehr der alten Buchstaben werden abmontiert. Was bleibt, sind Ghostletters, die Abdrücke davon. Nun werden sie in ganz Wien abfotografiert.

Es sind Abdrücke aus vergangenen Zeiten. Jetzt sind ihnen die Fotografen von „Ghostletters Vienna“ auf der Spur und versuchen sie einzufangen. Die Zeit drängt bereits, sagt Grafikdesigner und Initiator Tom Koch: „Sie sind sehr flüchtige Zeitzeugen. Sie werden ständig von Demontage und Übermalung bedroht. Und vor allem durch sich ändernden Beschriftungssysteme. Wenn man sich umsieht, es ist alles mittlerweile geklebt, in ein paar Jahren wird es vielleicht gar keine Ghostletters mehr geben.“

„Man bekommt viele Geschichten erzählt“
Früher waren die Schriftzüge zum einen Werbung und zum anderen ein Lockmittel, heute gelten sie bereits als Zeitzeugen der Stadt, die viele faszinieren. Ähnlich verhält es sich mit den Ghostletters. „Man bekommt viele Geschichten erzählt, von Leuten, die hier gearbeitet haben, die in diesen Geschäften aufgewachsen sind, das macht den Reiz aus“, so Fotograf Paul Schleicher.

350 Fotos aus ganz Wien
Um die Suche nach Ghostletters zu erleichtern, starteten die Initiatoren einen Aufruf auf der Facebook-Seite des Wien Museums. Es wird dort gebeten, Standorte von Ghostletters bekanntzugeben. Mehr als 350 Fotos und Hinweise wurden bereits eingereicht. Koch: „Wir kriegen sehr viel Feedback von den Leuten, die uns schreiben. Sie wissen, wer die Besitzer waren, sie stellen die Kontakte her und senden uns alte Fotos.“ Die Fotografen sind sich sicher: Ohne Ghostletters, würde die Stadt etwas verlieren. „Ich glaub, ein Stück ihrer Geschichte, ein Stück ihrer Identität, und deswegen ist es für uns umso schöner, das festzuhalten, zu dokumentieren und im Idealfall auch in einem Buch unterbringen zu können“, so Schleicher.

Auf der Suche nach den „Ghostlettern“
Designer und Fotografen suchen auf der Stadt nach Zeugen der Vergangenheit. Aus den „Ghostlettern“ soll jetzt ein Buch werden.

Crowdfunding für Buch
Das Buch soll unter anderem die hundert spannendsten Fotos sowie Berichte über Ghostletters von Experten enthalten. Die Präsentation ist für Herbst im Wien Museum Geplant. Finanziert wird das Buch über Crowdfunding. Rund 80 Prozent des Projekts sind bereits bezahlt. Für alle, die mitmachen, gibt es Belohnungen - von der Erwähnung im Buch bis zum Fotoshooting vor Stadtschriften.
Text u. Bilder: http://wien.orf.at/news/stories/2777347/
 

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josef

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#2
Wien-Alsergrund - altes Werbebild freigelegt

Altes Werbebild bei Abriss freigelegt

Beim Abriss des alten Finanzamts in der Nußdorfer Straße am Alsergrund haben die Bauarbeiter eine ungewöhnliche Entdeckung gemacht: Hinter einer Wand ist eine gut erhaltene Werbung aus den 50er Jahren aufgetaucht.

In großen Lettern prangt die Werbung für die Gewürzfirma Kotanyi an der Mauer. In den vergangenen Jahren war sie gut versteckt, erst bei den Bauarbeiten in der Nußdorfer Straße ist das Sujet aus den 50er Jahren wiederaufgetaucht. Am Mittwoch wurde das letzte Stück freigelegt. Eine Entdeckung, die auch die Initiative Ghostletters begeistert.

„In dieser Schönheit sehr, sehr selten“
Sie versucht, Funde wie diese fotografisch zu bewahren. „Früher war Wien voll von diesen Wandreklamen. Sie halten auch erstaunlich lange, weil die Farben selbst angemischt wurden von den Schildermalern. Das ist ja alles handgemacht. Aber in dieser Größe, Intensität und Schönheit ist es eigentlich sehr, sehr selten“, sagte Ghostletters-Initiator Tom Koch gegenüber „Wien heute“.

Sammler von Stadtschriften gefordert
Die Initiative sammelt nicht nur Werbungen, sondern auch Schriften, die schon lange von Fassaden entfernt sind. Inzwischen melden immer mehr Menschen ihre Funde - trotzdem muss für solche Entdeckungen alles passen.

„Der Faktor Zeit spielt eine große Rolle: Wir haben Natur, Regen, Sonne, wir haben historische Gebäudeobjekte, die vergänglich und von Abriss bedroht sind. Wir müssen teilweise schnell agieren und improvisieren“, so Ghostletters-Fotograf Daniel Gerersdorfer.

Bild kommt in Ghostletters-Buch
Heutzutage werden Wände kaum noch bemalt, Werbungen sind meist geklebt. Die Reise in die Vergangenheit in der Nußdorfer Straße ist nur kurz zu sehen. Bald beginnen die Bauarbeiten für die Wohnungen, die hier in Zukunft stehen sollen. Das freigelegte Werbebild soll zusammen mit hundert anderen skurrilen oder interessanten Geisterschriften in einem Buch verewigt werden. Die Buchpräsentation findet am 20. Oktober im Wien Museum statt.
http://wien.orf.at/news/stories/2798212/
 

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#4
Den Artikel habe ich heute auch gelesen... Das Weiterstöbern hat mich dann ca. eine Stunde gekostet. Und ich kannte doch nicht wenige dieser Lokationen. :)

Was mich interessieren würde, wäre wie die Kotanyi-Werbung so lange überdauern konnte... Sprich wie die Verbindung zwischen dem Glaspalast (Finanzamt) und dem alten Haus war. Dürfte relativ offen gewesen sein, da sonst ja beim Abriss des Finanzamts wohl etwas vom Putz des Nachbarhauses mitgegangen wäre. Auf jeden Fall sind die Ghostletters eine sehr nette Idee...
 

josef

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#5
ORF-Beitrag passt zum Thema:
Sign Week feiert fast verlorene Schilderkunst
Einst ist Wien eine Metropole der Schilderkunst gewesen - heute ist diese vom Aussterben bedroht. Die Sign Week Vienna will die übrig gebliebenen Schilder in der Stadt feiern und auf ihren Wert aufmerksam machen.

Wenn Achim Gauger durch Wiens Straßen spaziert, achtet er vor allem auf eines: die Schilder der Geschäfte. Seit 2012 betreibt er die Instagram-Seite „ViennaCityTypeFace“, auf der er die schönsten Schriftzüge der Wiener Geschäfte dokumentiert. „Damals war die Grundidee, die Menschen dazu anzuregen, mit offenen Augen durch die eigene Stadt zu gehen und den Detailreichtum der Stadt zu erkennen“, sagt Gauger.

Diesen Detailreichtum möchte er gemeinsam mit dem Grafiker Tom Koch nun im Rahmen der Sign Week Vienna feiern. Von 19. bis 27. September werden dafür neben zwei Ausstellungen in der KMG Galerie in Wien-Mariahilf auch Spaziergänge zu den schönsten Schildern veranstaltet.



ViennaCityTypeFace/Achim Gauger
Burggasse 57, 1070

Handbemalte Schilder durch Konzerntafeln ersetzt
„Bis vor einem Jahr gab es in Wien noch einen großen Reichtum an kleinen, individuellen Geschäften und ihren Schriftzügen. Mittlerweile sind von den 1.200 Fotos, die ich seit Mitte 2011 gemacht habe, bereits 300 Schilder nicht mehr in der Stadt zu finden.“ Für Gauger geht damit nicht nur die regionale Vielfalt an kleinen Geschäften verloren, sondern auch eine Kunstform.

„Unter den Signs, die verloren gegangen sind, waren viele Neonschilder, die in dieser Art und Weise auch aus finanziellen Gründen kaum mehr gemacht werden. Dadurch sterben Fertigungstypen und Techniken aus und verschwinden aus dem Stadtbild“, so Gauger. „Stattdessen kommen große Ketten in die Geschäfte, die immer die gleichen Schilder haben.“

Eines der größten Negativbeispiele ist für Gauger das goldene Quartier im ersten Bezirk: „Die Portale sind alle sehr hochwertig gemacht, aber sie sehen alle gleich aus, es gibt keinen optischen Anziehungspunkt mehr, alles ist austauschbar.“

Gegenstrategie in Havanna
Einen anderen Umgang mit den traditionellen Geschäftsschildern zeigt die Sign Week unter anderem in der Ausstellung „Signs From different worlds“, die die Geschäftsschilder Wiens jenen in Havanna gegenüberstellt. „In Wien ist es der Stadtverwaltung im Großen und Ganzen egal, was mit den Schildern passiert, es gibt keine Initiativen der Stadt, die sich um das Erhalten der Schilder kümmern, das liegt in privater Hand“, sagt Gauger.

Havanna hingegen habe in den letzten Jahren ein privates Projekt mit öffentlicher Unterstützung gegründet, das die Kultur der Schilder erhalten möchte. „Das ist eine echte Gegenstrategie zu Wien.“ Dass ein solches Projekt auch in Wien durchgeführt wird, ist für Gauger ein Wunschgedanke: „Es wäre schön, wenn es gelingen würde, mit der Sign Week die Politik auf dieses Thema aufmerksam zu machen, aber wenn man ganz ehrlich ist, glaube ich, dass in Wirklichkeit der Zug schon abgefahren ist“, so Gauger.

Ästhetik der Schilder hat heute „keinen Wert“
Für den Sign-Week-Initiator liegt das Problem vor allem darin, dass der wirtschaftliche Aspekt in Wien im Vordergrund stehe. Aufgrund der hohen Mieten müssten die kleinen Geschäfte zusperren, die großen Filialisten, die stattdessen einziehen, legten hingegen keinen Wert auf die Ästhetik der Schilder.

Die Sign Week möchte deshalb auch die Geschäftsführer direkt ansprechen. Der Wettbewerb „Die schönsten Geschäfte“ zelebriert etwa die schönsten neuen Schilder sowie den besten Umgang mit einem alten Geschäftsportal. „Die Idee ist zu zeigen, dass man auch mit wenig Einsatz etwas Schönes und Ansprechendes machen oder sogar das alte Schild weiterverwenden kann. Denn auch wenn es nicht den Namen des Geschäfts trägt, ist es manchmal im Gesamtbild so stimmig, dass man es behalten kann.“

Melanie Gerges, wien.ORF.at

Links:
Publiziert am 18.09.2017

Wattgasse 67, 1170 W.


Mariahilferstraße 128. 1070 W.


Reinprechtsdorferstraße 35-37, 1050 W.


Augustinerstraße 7, 1010 W.


Gersthofer Straße 59, 1180 W.


Postgasse 1-3, 1010 W.


Schönbrunner Straße 48, 1050 W.


Lustkandlgasse 4, 1090 W.


Rathausplatz 8, 1010 W.

http://wien.orf.at/news/stories/2866296/
 

josef

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#6
...und auch dieser ORF-Beitrag passt dazu:
Wiens schönste Geschäftsschilder prämiert
Donnerstagabend wurden im Rahmen der Sign Week Vienna die schönsten Geschäftsportale der Stadt ausgezeichnet. Initiator Tom Koch möchte mit der Verleihung ein Zeichen für traditionelle Schilderkunst setzen.

„Wir wollten den Geschäftsführern zeigen, dass es noch Institutionen gibt, denen auffällt, wie viel Arbeit in ihren Schildern steckt“, sagt Tom Koch, Initiator der Sign Week Vienna. Gemeinsam mit dem Fotografen Achim Gauger veranstaltete er Donnerstagabend im Schikaneder Kino den Sign Award, einen Preis, der die schönsten Geschäftsschilder Wiens prämieren sollte.

Die Jury, bestehend aus den Initiatoren, Designexperte Erwin Bauer und Schildhersteller Richard Doneiser, hat die Schilder dabei in zwei Kategorien beurteilt: „Bester Umgang mit einem alten Portal“ und „gelungenste Umsetzung eines Neuen Portals“.



Stephan Doleschal
Sieger in der Kategorie „Bester Umgang mit einem alten Portal“: Firma Wirl

Firma Wirl hat schönstes altes Portal
Sieger bei den alten Portalen wurde die Firma Wirl in Döbling. Das Mauerbild der Reinigungsfirma sowie der Schriftzug überzeugte die Jury. Die gelungenste neue Umsetzung hat hingegen das Lokal „Midi-Le petit deli“ in der Inneren Stadt. Hier lobte die Jury besonders die Arbeit mit traditionellen Techniken wie etwa die Hinterglas-Malerei.

Rund hundert Geschäfte haben sich für den Preis beworben. Leute, denen besondere Schilder der Stadt aufgefallen sind, konnten diese ebenfalls nominieren. Die Sieger der jeweiligen Kategorien erhalten je 2.000 Euro Preisgeld.

Mit der Preisverleihung möchte Koch die Geschäftsführer darauf aufmerksam machen, wie wichtig die Schilderkunst für das Stadtbild ist. „Die Sign Week ist ein Programm für Interessierte. Mit dem Award wollten wir ein bisschen mehr herausgehen, um die zu erreichen, die letztlich dafür verantwortlich sind, dass Portale erhalten bleiben oder angemessen umgestaltet werden“, sagt Koch.

Dabei spiele vor allem der finanzielle Aspekt eine große Rolle. So etwa bei der Firma Wirl, dessen Gebäude demnächst renoviert werden muss. Die Erhaltung des Schildes sei dabei sehr teuer. „Wir wollen mit dem Preis auch ein Zeichen setzen, das zeigt, dass es noch Institutionen gibt, die jene Geschäfte, die sich anstrengen, auch unterstützen wollen“, sagt Koch.

Melanie Gerges, wien.ORF.at

Links:
Publiziert am 22.09.2017

Martin Frey
Zweiter Platz in der Kategorie „Bester Umgang mit einem alten Portal“


Achim Gauger, Tom Koch
Zweiter Platz in der Kategorie „Bester Umgang mit einem alten Portal“


Achim Gauger
Sieger in der Kategorie „Gelungenste Umsetzung eines Neuen Portals“: MIDI – Le petit déli


Achim Gauger
Zweiter Platz in der Kategorie „Gelungenste Umsetzung eines Neuen Portals“: Brot Automat Felzl

http://wien.orf.at/news/stories/2867443/
 

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#7
Wiens vergessene Werbewände
Immer wieder tauchen bei Bauarbeiten in Wien alte Reklamen auf, die handgemalt wurden. Grafiker Tom Koch sammelt Fotos dieser Werbungen, die meist schnell wieder verschwinden. Seine aktuellste Entdeckung befindet sich in Favoriten.
Oft sind es nur kurze Intervalle, dann tritt eine längst vergangene Epoche in Wien ans Tageslicht. Es ist die Kunst der Schildermaler, die Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt hatte. Riesige Werbebotschaften wurden auf Hauswände gepinselt, die gesamte Stadt war bunt. „Das war die Königsdisziplin der Schildermalerei. Meist stand jemand unten, mit einem kleinen Foto des Gesamtwerkes. Es wurde auf Zuruf gemalt“, sagt Tom Koch. Er ist Buchautor, Grafiker, Typograf und Experte für Schildermalerei.


Thomas Pühringer

Neue Reklame in Favoritenstraße aufgetaucht
Immer wieder werden bei Bauvorhaben alte Werbesujets freigelegt. Sie sind meist nur kurz zu sehen, werden dann wieder verbaut. So, wie aktuell in der Favoritenstraße, wo die Reklame eines ehemaligen Juweliers und Uhrmachers im Zuge von Bauarbeiten sichtbar wurde. Tom Koch sammelt Fotos dieser flüchtigen Eindrücke. Durch sein Buchprojekt über „Ghostletters Vienna“ kam er auf die Idee, sich näher mit dem Handwerk der Schildermaler zu befassen.

Die Geschichte über das teilweise abgebröckelte Werk in der Favoritenstraße hat Tom Koch noch nicht gelüftet. Dafür andere: Das Coverfoto seines Ghostletter-Buches entstand sogar im Beisein von „Wien Heute“. Im September 2016 legte ein Baggerfahrer bei Bauarbeiten eine Kotanyi-Reklame aus den 1950er-Jahren frei. Viele Schaulustige beobachteten das Spektakel im 19. Wiener Gemeindebezirk - mehr dazu in Altes Werbebild bei Abriss freigelegt (wien.ORF.at).


Daniel Gerersdorfer
2016 war die Werbung von Kotanyi für einige Tage zu sehen

Stadt voller Werbung
Tom Koch erzählt von weiteren Fällen. Im Jänner 2016 wurde beim Bau des neuen Interspar am Floridsdorfer Spitz eine Werbeaufschrift für Liesinger Bier sichtbar. „Die Reklame war nur einige Tage zu sehen“, sagt Koch. Ebenfalls in Floridsdorf war 2015 die Reklame für die Wurstfabrik Weiser zu sehen. „Sie wurde 2015 beim Abriss eines Kaufhauses am Franz Jonas Platz sichtbar, ist heute aber längst verbaut“, berichtet Koch.

Ins Schwärmen gerät Koch, wenn es um das Werbelogo des ehemaligen „Radio Weltspiegel“-Shops geht. Damals entstand ein Radioshop gleich neben dem Weltspiegel-Kino. „1990 musste der Shop geschlossen werden. 17,7 Millionen Schilling Schulden hatten ihn in die Insolvenz getrieben. Das Logo ist heute noch immer sichtar“, berichtet Koch. Es befindet sich am Lerchenfelder Gürtel, gegenüber dem Chelsea.


Stephan Doleschal
Diese Reklame in der Lerchenfelder Straße gehörte einst zum Weltspiegel-Shop

Wien war „Hochburg der Schildermalerkunst“
Koch erhält viele Zusendungen von Hobbyfotografen. Er liefert die Geschichten zu den Fotos. Einst war Wien eine „Hochburg der Schildermalerei“. Koch erzählt: „In den 1920er-Jahren wurden auch Firmenlogos auf Autos handgemalt. Da fuhren teilweise LKW’s ohne Türen durch die Stadt, weil die Türen eben gerade beim Schildermaler waren.“

Heute gibt es laut Koch keinen hauptberuflichen Schildermaler mehr in Wien. Am ehesten wird die beinahe vergessene Kunst noch bei Renovierungen benötigt. „Ein, zwei Schildermaler würden in Wien sicher von ihrer Tätigkeit leben können. Das Interesse und Bewusstsein für diese Kunst wird in letzter Zeit immer größer“, meint Koch. In Berlin kennt er aktuell drei Schildermaler, die von ihrer Tätigkeit leben können.

Links:
Publiziert am 02.04.2018

Tom Koch


Tom Koch


Josef Zajicek


Josef Zajicek


Reinhard Gindl


Karl Gurnhofer

http://wien.orf.at/news/stories/2903786/
 

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#9
Retro-Schriftzüge bekommen neuen Standort

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Vergangenen Herbst musste die Mauerschau des Vereins „Stadtschrift“ in der Kleinen Sperlgasse im 2. Bezirk Umbaumaßnahmen weichen. Nun wurde ein neuer Standort gefunden: der Ludwig-Hirsch-Platz im Karmeliterviertel.
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Bis September vergangenen Jahres hat eine Mauer in der Kleinen Sperlgasse als typografisches Museum im öffentlichen Raum fungiert: 13 historische Schriftzüge aus dem Lebensmittel-und Dienstbereich durften für vier Jahre eine Mauerseite des Sperlgymnasiums zieren. Wegen Bauarbeiten musste die Ausstellung jedoch ihren Platz räumen. Nun wurde mit dem Ludwig-Hirsch-Platz, der sich ebenfalls im 2. Bezirk befindet, ein neuer Standort gefunden.

„Einige der Hauseigentümerinnen und -eigentümer der Mauer am Ludwig-Hirsch-Platz sind auf uns zugekommen und haben uns die Fläche von sich aus für eine Mauerschau angeboten“, erzählen Birgit Ecker und Roland Hörmann, die beiden Gründer des Vereins „Stadtschrift“. Dieser ist 2012 aus der Initiative hervorgegangen, alte Wiener Geschäftsbeschriftungen vor dem Sperrmüll zu bewahren. Neben einem Schauraum gibt es auch eine Mauerschau von weiblichen Vornamen im 6. Bezirk.

Neuzugänge aus der Sammlung
Nach Ansicht der „Stadtschrift“-Gründer führt die Verdrängung von Kleinbetrieben durch Handelsketten zu einem allmählichen „Totalverlust historischer Fassadenbeschrifungen“. Ein bedeutender Teil der Identität der Stadt würde dadurch verloren gehen. „Diese Beschriftungen haben jahrzehntelang unseren Alltag und unser Umfeld mitgeprägt. Viele Leute verbinden damit persönliche Erinnerungen und Geschichten“, meinen Ecker und Hörmann.

Klaus Pichler
So soll die geplante Mauerschau am Ludwig-Hirsch-Platz aussehen

Um ihre ursprüngliche Bestimmung entfalten zu können, sollen die Schriftzüge daher weiterhin öffentlich sichtbar sein. „Zum einen soll unsere Ausstellung ein Mahnmahl für den allmählichen Verlust sein, zum anderen sollen sich Typografiebegeisterte an der qualitätsvollen Arbeit der damaligen Schildermaler und Buchstabenspengler freuen.“

Für die geplante neue Mauerschau am Ludwig-Hirsch-Platz bleiben etwa sechs der Objekte erhalten, die schon in der Kleinen Sperlgasse ausgestellt waren. Die Auswahl soll allerdings um einige Neuzugänge aus der Sammlung ergänzt werden – etwa um „Metalle“ aus der Taborstraße oder „Weinbrand“ aus der Vivenotgasse.

Noch ein Drittel der benötigten Summe offen
Für die Anbringung der Schriften werden rund 6.000 Euro benötigt. Die Mobilitätsagentur Wien und der Bezirk unterstützen das Projekt. Der Verein hatte letzte Woche auch einen Spendenaufruf über Newsletter und Facebook gestartet. Ihm seien bereits „überwältigend viele“ Leute nachgekommen. „Wie bei dem letzten Crowdfunding für die Mauerschau in 1060 ist es sehr motivierend zu sehen, dass unser Anliegen von vielen Leuten aus der Stadt unterstützt wird. Momentan ist noch etwa ein Drittel der Summe offen“, so die Gründer.

Links:
Kultur: Retro-Schriftzüge bekommen neuen Standort
 
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