Haidershofen - 500.000 Jahre alte Werkzeuge gefunden

josef

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#1
Dazu Bericht in ORF-NÖ.:
Ein Fund von Steinwerkzeugen in Haidershofen (Bezirk Amstetten) hat sich jetzt als wissenschaftliche Sensation herausgestellt. Die sieben Artefakte dürften rund 500.000 Jahre alt und somit die ältesten im Alpenraum sein. Es sind Spuren des Homo erectus, eines Vorgängers des Neandertalers.

Das berichtete der renommierte Steinzeitexperte Alexander Binsteiner in einem Gespräch mit der APA am Dienstag. Der Hobbyarchäologe Franz Mitterhuber entdeckte bereits im Vorjahr die insgesamt sieben Werkzeuge des Steinzeitmenschen auf einem Höhenrücken in Haidershofen. Die an die 3.600 Einwohner zählende Gemeinde liegt an der Enns, welche die Grenze zwischen Niederösterreich und Oberösterreich bildet.
Artefakt aus der Steinzeit

Vor 500.000 Jahren gab es eine Zwischeneiszeit
Nach einer umfassenden Untersuchung mit einem Vergleich mit zahlreichen ähnlichen Funden aus Afrika und Europa stuft Binsteiner jetzt das Alter auf rund 500.000 Jahre ein.
Damals herrschte am Alpenrand eine Zwischeneiszeit. Das Klima war dort teils wärmer als heute, und es gab viel Wasser und Wild, was die damaligen Menschen vom Typ Homo erectus dorthin lockte.

Fundstelle vermutlich Schlachtplatz
Er geht davon aus, dass die Fundstelle keine serienmäßige Produktionsstätte der Werkzeuge war, sondern ein Schlachtplatz. Die Steinzeitmenschen haben bei der Jagd ein Großwild erbeutet, beispielsweise ein Mammut oder ein Wildpferd. Dann fertigten sie spontan am Ort aus Flusskieseln Faustkeile, Schlägel und scharfkantige Abschläge an.
Sie dienten zum Aufschneiden des Felles, Zerlegen des Fleisches und Aufhacken der Knochen, um an das Mark zu kommen. Die Beute wurde abtransportiert, die Geräte blieben zurück.

Älteste Artefakte im gesamten Alpenraum

Für Binsteiner handelt es sich bei den Entdeckungen in Haidershofen um die ältesten Artefakte nicht nur in Österreich, sondern im gesamten Alpenraum. Sie zählten zu den sehr wenigen dieser Art in ganz Europa. Ähnliche Fundstellen gebe es nur in Nordspanien, Südengland und Georgien.
Binsteiner bearbeitet sie wissenschaftlich gemeinsam mit dem Linzer Stadtarchäologen Erwin Ruprechtsberger im Rahmen eines Steinzeitschwerpunktes des Stadtmuseums Nordico. Die Gemeinde Haidershofen fördert die Forschungen.
Bild u. Textquelle: http://noe.orf.at/news/stories/2514005/
 

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josef

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#2
Hackmesser und Faustkeil dürften sogar 600.000 Jahre alt sein

Altsteinzeitliche Geräte entdeckt

In Haidershofen (Bezirk Amstetten) sind die ältesten bisher in Österreich bekannten Geräte aus der Steinzeit entdeckt worden. Es handelt sich dabei um ein Hackmesser und einen Faustkeil. Die Gegenstände dürften 600.000 Jahre alt sein.

Im Rahmen des Projekts „Steinzeit an der Enns“ hat Alexander Binsteiner (Internationales Büro für Geoarchäologie) in Haidershofen (Bezirk Amstetten) das Hackmesser und einen Faustkeil entdeckt. Die Stücke, die Othard Temper aus Haidershofen vor einigen Jahren in der Gegend aufgesammelt hatte, fanden sich in einer Vitrine. Das relative Alter liege bei bis zu 600.000 Jahren. Das ergebe sich durch die Lage der Artefakte auf einem Schotterkörper der ersten Eiszeit des Alpenraumes, die nach einem Nebenfluss der Donau im bayerischen Voralpenland als „Günz-Eiszeit“ benannt wurde.

Einzigartiger Fundkomplex
Hackmesser (Cleaver) und Faustkeil (Biface) bestehen aus feinkörnigem Quarzit, einem typischen Material zur Geräteherstellung in der Altsteinzeit. Zusammen mit einer ebenfalls sehr alten Vorläuferform eines Faustkeiles (Protobiface) aus hartem Muschelkalk, der vor zwei Jahren auf dem Lehberg aus einer Rotlehmschicht ausgeackert worden sei, gebe es nun in Haidershofen an der Enns ein typisches Geräteensemble aus der ältesten Steinzeit, der Epoche des „Altacheuleen“.

Der Fundkomplex dürfte einzigartig im gesamten Alpenvorland sein, hielt der Geoarchäologe und Paläontologe fest. Die Menschenart, die einst Geräte dieser Art hierzulande hergestellt hat, war die europäische Form des Homo erectus, der Homo heidelbergensis oder Heidelberger Mensch, der nach dem Fundort von Mauer bei Heidelberg benannt wurde.

Großwild wurde mit Steingeräten zerlegt
Vermutlich gingen die Urmenschen in der Altsteinzeit am damals 60 Meter höher gelegenen Ufer der Urenns auf Großwildjagd, wurde in der Aussendung erläutert. Die erlegte Beute zerlegten sie mithilfe dieser großformatigen Steingeräte, die sie aus den örtlichen Flussgeröllen herstellten. Saisonal lebten sie in improvisierten Freiland-Camps, die sie nahe dem Lebensraum ihrer Jagdbeute anlegten.
Text u. Bilder: http://noe.orf.at/news/stories/2712322/
 

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Geist

Worte im Dunkel
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#3
Wenn ich mir diese prähistorischen Werkzeuge so ansehe, muss ich befürchten, schon tausende von ihnen in österreichischen Seen versenkt zu haben .. :D

Im Ernst, wie erkennt man, dass das Werkzeuge sind und nicht nur gebrochene Steine?
 

josef

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#5
Wenn ich mir diese prähistorischen Werkzeuge so ansehe, muss ich befürchten, schon tausende von ihnen in österreichischen Seen versenkt zu haben ...wie erkennt man, dass das Werkzeuge sind?
Ganz einfach, statt die Steinchen im See zu versenken auf einer Schotterhalde zusammentragen und dann von Barney Geröllheimer untersuchen lassen, der trennt dann die "Spreu vom Weizen"... :)

Aber dieser Herr kann sicher weiterhelfen :D
 

josef

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#6
...wie erkennt man, dass das Werkzeuge sind und nicht nur gebrochene Steine?
Zitat Mississippiquee
Über ein paar klärende Worte diesbezgl. würde ich mich auch freuen!
Irgendwas muss es da ja geben...
Nun wieder weg vom Spaß und zurück zur Sachlichkeit:
Ehrlich gesagt entzieht sich die Nachweisbarkeit und Bestimmung eines Steinbrockens als 600.000 Jahre alten Werkzeuges ebenfalls meinen Vorstellungen :)

Habe dazu in meinem Archiv etwas gefunden:
Ausschnitt eines Begleittextes zu einer Vitrine im Urzeitmuseum Nußdorf ob der Traisen mit folgendem Hinweis:
Die ersten Vor- und Frühmenschenformen kann man in Afrika bereits vor 4 Millionen Jahren annehmen. In Österreich sind ältere Funde als die des Neandertalers vor rund 200.000 Jahren noch nicht zu belegen.
Dieser Hinweis, aufgenommen beim Museumsbesuch im Sommer2014, steht im Wiederspruch zu der vom "Steinzeitexperten Alexander Binsteiner" bereits 2011 getätigten Aussage, die in Haidershofen gefundenen Artefakte dürften rund 500.000 Jahre alt sein... -> siehe Beitrag #1!
 

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josef

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#8
Erkenntnisse des Geoarchäologen Alexander Binsteiner...

...helfen über das Sommerloch :)
"Fabrik" aus der Steinzeit an der Enns entdeckt

HAIDERSHOFEN. Nach Erkenntnissen des Geoarchäologen Alexander Binsteiner lag in Haidershofen ein Zentrum der Chamer Kultur, das sich im industriellen Maßstab auf die Beilproduktion spezialisiert hatte. Im Laufe von Jahrzehnten hätten die Sammler Otto Temper (94) und sein Sohn Othmar (61) Hunderte Halbfabrikate von Steinbeilen aus Serpentinitgeröllen, die aus der Enns stammten, zusammengetragen. Vollständig erhaltene Schleifplatten in V-Form würden belegen, dass sie zwischen den Beinen des "Steinschmiedes" platziert waren, der auf dem Boden sitzend oder kniend mit Sand und Wasser die Beile in Handarbeit in Form brachte. Laut Binsteiner seien auf der Niederterrasse der Enns, wo sich heute eine Wohnsiedlung befindet, die Hinterlassenschaften einer Siedlung aus der Jungsteinzeit nachgewiesen worden. Es handle sich um eine befestigte Anlage der Chamer Kultur, was Binsteiner aus Scherbenfunden reich verzierter Keramikgefäße schloss.
http://www.nachrichten.at/oberoeste...-Steinzeit-an-der-Enns-entdeckt;art68,1934465
 
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