Hallstatt - prähistorisches Salzbergwerk

josef

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#41
FUNDSTÜCKE
Archäologische Funde aus Hallstatt belegen prähistorischen Fernhandel
Die Menschen am Hallstätter Salzberg verfügten schon in der Eisenzeit über Netzwerke, die weit über die Region hinausreichten. Analysen belegen den Wandel der Beziehungen

Auch die Kuhfigur des berühmten Kuh-Kälbchen-Schöpfgefäßes wurde mit minimalinvasiven Methoden beprobt.
D. Oberndorfer/NHM Wien.

Die Gegend um Hallstatt im Salzkammergut ist Kern einer Unesco-Welterberegion und dürfte Österreichs älteste globalisierte Wirtschaftsregion sein. Das hier abgebaute Salz bot die Basis für den Handel mit Importwaren wie Kupfer und Zinn, ja sogar über Elfenbein und Gold verfügten die eisenzeitlichen Hallstätter Eliten. Wie weitläufig die Handelsnetzwerke im ersten Jahrtausend v. u Z. verflochten waren und wie sie sich im Laufe der Zeit veränderten, wird von Forschern der Uni Wien und des Naturhistorischen Museums (NHM) im Rahmen eines zweijährigen EU-geförderten Projekts ergründet.

Am Hallstätter Salzberg wurden schon in der Bronzezeit vor rund 3500 Jahren Schächte in den Berg getrieben, um an das begehrte Salz zu kommen. In der nachfolgenden Eisenzeit erlebte der Bergbau in Hallstatt eine Blüte, die durch die Funde im Gräberfeld des Hallstätter Hochtals reichhaltig dokumentiert ist. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden hier rund 1500 Gräber freigelegt. Die Bedeutung der Fundstelle führte dazu, dass die ältere Eisenzeit von 800 bis rund 450 v. u Z. in Mitteleuropa als Hallstattzeit bezeichnet wird.

Von Afrika bis zur Ostsee
Unter den Funden aus dem Gräberfeld sind auch tausende Metallobjekte – Gegenstände des Alltags ebenso wie Luxuswaren. Prächtige Eisenschwerter mit bernsteinverzierten Elfenbeingriffen zeigen, dass es Netzwerke gegeben haben muss, die weit über die Ostalpenregion hinausreichten. Schließlich stammt das Elfenbein von afrikanischen Elefanten und dürfte über Italien nach Hallstatt gehandelt worden sein, während der Bernstein von der Ostsee kommt. Jedoch fehlten bis dato Untersuchungen mit modernen archäometallurgischen Methoden. Mathias Mehofer vom Vienna Institute for Archaeological Science (VIAS) an der Universität Wien will nun den Beigaben des Gräberfelds über den geochemischen Fingerabdruck Informationen über ihre Herkunft entlocken. Die Metallfunde waren immer schon da und publiziert, sagt Mehofer – doch "aufgegriffen und analysiert hat es bisher noch keiner".


Ein Dolch mit goldenen Griffschalen wird mittels transportabler Laser-Ablationstechnik beprobt. Dabei wird im Mikrometerbereich Material abgedampft.
M. Mehofer/Universität Wien

Gemeinsam mit den Prähistorikern Georg Tiefengraber und Karina Grömer vom NHM untersucht der Archäometallurg nun die Signaturen der Metalle der Grabbeigaben – Waffen, Werkzeuge und Schmuck. Mit der Röntgenfluoreszenzanalyse wurden die Mengengehalte von Elementen wie Zinn, Blei, Silber, Gold, Arsen, Antimon, Bismut, Cobalt und Nickel im Metall untersucht, mit dem Massenspektrometer die Verhältnisse der Bleiisotope im Kupfer bestimmt. Während der späten Bronzezeit am Ende des zweiten Jahrtausends v. u. Z. wurde in Hallstatt Kupfer auf Chalkopyritbasis für die Herstellung von Metallgegenständen verwendet. Doch im folgenden Zeitabschnitt ab etwa 900 oder 800 v. u. Z. war vermehrt Fahlerz die Basis für das Kupfer.

Während das Chalkopyritkupfer den Analysen zufolge wohl aus dem relativ nahen Hochkönig-Mitterberg-Gebiet in Salzburg, aber auch über weitere Strecken aus dem Trentino und aus Südtirol nach Hallstatt geliefert wurde, wurde für das Fahlerzkupfer noch keine Quelle identifiziert. Dies können erst weitere Auswertungen klären, sagt Mehofer: In der beginnenden Eisenzeit wurde offenbar auch verstärkt Recycling durch Wiedereinschmelzen ein Thema, was dazu führt, dass die Spurenelementsignatur diffuser wird und sich verliert.


Im ersten Schritt wurden die Bronzen mittels tragbarem Röntgenfluoreszenzanalysegerät untersucht, um Informationen zur chemischen Zusammensetzung des Metalls zu gewinnen.
A. Rausch/NHM Wien.

Die Analysen belegen jedenfalls eine Veränderung der Bezugsnetzwerke für das Kupfererz. "Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die spätbronzezeitlichen Bergwerke, die Chalkopyritkupfer lieferten, allmählich erschöpft waren und neue Kupferquellen erschlossen werden mussten, um den Betrieb im Salzbergwerk aufrechtzuerhalten", erklärt der Forscher. Das später genutzte Fahlerzkupfer enthält mehr Arsen und Antimon, was die Materialeigenschaften des Kupfers verändere.

Außerdem zeigt sich ein im Lauf der Zeit sinkender Zinngehalt in den Objekten. Das Metall ist für die Herstellung von Zinnbronze von entscheidender Bedeutung und musste über große Distanzen herangeschafft werden, zum Beispiel aus Cornwall, Spanien, dem Erzgebirge oder vielleicht sogar aus Zentralasien. Die Analysen zeigen eine Verknappung des Zinns in der Legierung. "Wir können daraus schließen, dass sich auch diese Fernhandelsnetzwerke änderten", sagt Mehofer.

Gelöschte Signatur
Beim Gold ist die Nachverfolgung der Herkunft schwieriger. Das wertvolle Metall wurde wiederverwendet und mit Gold aus anderen Quellen eingeschmolzen. Fast immer ist die ursprüngliche geochemische Signatur deshalb überprägt oder gelöscht, sagt Mehofer. Man unterscheidet daher nur verschiedene Goldkreisläufe, im Fall von Hallstatt handelt es sich wohl meist um die Goldzirkulationssignatur des Ostalpenbereichs.

Mit der minimalinvasiven mobilen Laser-Ablation wird mit Laserstrahlen Material abgedampft. Die dabei entstehenden "Löcher" liegen im Bereich von 120 Mikrometern und sind nur unter dem Mikroskop sichtbar. Die so gewonnenen Proben wurden am Curt-Engelhorn-Zentrum in Mannheim mit einem Massenspektrometer analysiert. Die Ergebnisse sollen zeigen, aus welchen Kreisläufen das Gold bezogen wurde und ob es mit Depotfunden der Zeit chemisch vergleichbar ist.
(Michael Vosatka, 30.01.2024)
Archäologische Funde aus Hallstatt belegen prähistorischen Fernhandel
 

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#42
Hallstatt: Metallhandel schon vor 3.000 Jahren
In Hallstatt wurde bereits vor mehr als 3.000 Jahren in nahezu industriellem Ausmaß Salz abgebaut. Die dafür notwendigen Ressourcen wurden über ein ausgedehntes Handelsnetzwerk besorgt, das von Afrika bis zur Ostsee reichte. Neue Forschungen zeigen, dass zur selben Zeit auch schon Kupfer aus Salzburg und Südtirol nach Hallstatt gebracht wurde.
Online seit heute, 16.10 Uhr
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Wiener Forscher untersuchen in einem EU-geförderten Projekt den eisenzeitlichen Handel mit Metall und zeigten nun, dass Kupfer aus Salzburg und den Südalpen nach Hallstatt gebracht wurde, um dort zu Schmuck, Waffen oder Werkzeugen verarbeitet zu werden.

Grabbeigaben belegen Handelsbeziehungen
Das Gräberfeld im Hochtal oberhalb des Ortes Hallstatt ist einer der wichtigsten prähistorischen Bestattungsorte Europas. Bereits im 19. Jahrhundert wurden mehr als 1.000 Gräber freigelegt, mittlerweile kennt man rund 1.500 – aus der Zeit 800 bis 400 vor unserer Zeitrechnung (v.u.Z.), eine Epoche, die nach dem Fundort Hallstattzeit genannt wird. Gefunden wurden dabei zahlreiche Grabbeigaben, teilweise prachtvolle Gefäße, Waffen und Schmuck, die den durch Salzabbau und -handel entstandenen Wohlstand und weitreichende Handelsbeziehungen belegen.

Geochemischer Fingerabdruck weist auf Südalpenraum hin
Der Archäometallurge Mathias Mehofer vom Vienna Institute for Archaeological Science (VIAS) der Universität Wien hat gemeinsam mit Georg Tiefengraber und Karina Grömer vom Naturhistorischen Museum Wien (NHM) Grabbeigaben aus dieser Zeit auf die Herkunft des Kupfers untersucht.

Durch Analyse des geochemischen Fingerabdrucks des Metalls zeigte er, dass während der Spätbronzezeit, also Ende des 2. Jahrtausends v.u.Z., sogenanntes chalkopyritbasiertes Kupfer verwendet wurde. „Dieses stammt mit ziemlicher Sicherheit aus dem Hochkönig-Mitterberggebiet in Salzburg und dem Südalpenraum, konkret dem Trentino und Südtirol“, erklärte Mehofer gegenüber der APA.

Noch unbekannte Kupferquellen bei jüngeren Funden
Ab etwa 900 bis 800 v.u.Z. wurde dagegen vermehrt sogenanntes fahlerzbasiertes Kupfer genutzt, dessen Herkunft noch unklar ist. "Unsere Analysen belegen also, dass sich über die Jahrhunderte die Bezugsnetzwerke änderten, fasst der Wissenschafter in einer Aussendung der Uni Wien die bisherigen, noch nicht publizierten Ergebnisse zusammen. Möglicherweise seien die spätbronzezeitlichen Bergwerke, die Chalkopyritkupfer lieferten, allmählich erschöpft gewesen, weshalb neue Kupferquellen erschlossen werden mussten, um den Betrieb im Salzbergwerk aufrecht zu erhalten, erklären sich die Forscher den Lieferantenwechsel.

Fernhandelsnetzwerke veränderten sich
Das danach genutzte Fahlerzkupfer hat einen viel höheren Anteil an Arsen oder Antimon, was seine Eigenschaften veränderte. Zudem nimmt der Zinngehalt in den analysierten Objekten mit der Zeit ab. Dies deute auf eine Verknappung dieses wichtigen Legierungsbestandteiles zur Herstellung von Zinnbronze hin, der aus weit entfernten Lagerstätten wie etwa aus Cornwall, Spanien, dem Erzgebirge oder aus Zentralasien stammte. „Wir können daraus schließen, dass sich auch diese Fernhandelsnetzwerke änderten“, so Mehofer.

M.Mehofer, Universität Wien
Zahlreiche Metallfunde, wie etwa Zierbeile (oben) oder ein Eisenschwert mit Bronzegriff, wurden analysiert.

Noch ausgewertet werden die Analysen von Goldfunden aus dem Gräberfeld. „Wir haben noch keine Daten, wollen aber auch hier untersuchen, aus welchen Bezugsnetzwerken das Gold stammt. Ist es zum Beispiel noch mit dem Gold aus dem (2005 entdeckten, Anm.) Depot des nahe gelegenen Arikogels oder schon mit anderen eisenzeitlichen Edelmetallgegenständen wie aus dem ‚Fürstengrab‘ von Strettweg in der Steiermark chemisch vergleichbar“, sagte Mehofer.
03.02.2024, red, ooe.ORF.at/Agenturen

Link:
Hallstatt: Metallhandel schon vor 3.000 Jahren
 

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#43
ARCHÄOLOGIEBLOG
Hallstatt glänzend vermittelt
Fund- und Kunstgegenstände, die repräsentativ die Hallstattkultur widerspiegeln, wurden als Motive ausgewählt und auf Münzen abgebildet
Blog
Im Gastblog berichten Veronika Holzer und Johann Rudorfer vom Naturhistorischen Museum Wien und Helmut Andexlinger von der Münze Österreich, wie Wissensvermittlung stattfinden kann.


Die idyllisch am See gelegene Welterbegemeinde – darüber das Salzbergtal mit seinen prähistorischen Fundstellen.
NHM Wien, A.W.Rausch

Die Prähistorische Abteilung im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien beschreitet viele Wege der Wissensvermittlung. Gemeinsam mit der Münze Österreich AG wurde nun mit einer eigenen Silbermünzserie über den prähistorischen Fundort Hallstatt, der seit Jahrzehnten einen wesentlichen Forschungsschwerpunkt des NHM bildet, ein neuer eingeschlagen. Wie es dazu kam und was dabei entstand, soll in nachfolgendem Beitrag vermittelt werden.

Von der Tausch- zur Münzwirtschaft
Die Hallstattkultur (= ältere Eisenzeit: ca. 800–450 v. Chr.) gilt als Beispiel für eine stark hierarchisch gegliederte Gesellschaft, aus der uns persönlicher Wohlstand sehr deutlich durch materielle Hinterlassenschaften entgegentritt. Gerade im namengebenden Gräberfeld von Hallstatt, das in der Zeit von ca. 800–370 v. Chr. mit wohl weit mehr als 5.000 Bestattungen belegt wurde, wird dies anhand der reichen Grabbeigaben deutlich. Diese kamen überwiegend durch den weitreichenden Handel mit einem Großteil der zu jener Zeit bekannten Welt in die abgelegene Salzmetropole. Die Erforschung dieses Fundorts ist seit Jahrzehnten eine der Kernaufgaben eines interdisziplinären Wissenschaftsteams am NHM und wird durch dessen Kooperationspartner, die Salinen Austria AG und die Salzwelten GmbH, unterstützt.

Es herrschte also noch Tauschhandel, auch wenn dieser damals bereits weit entwickelt war. Es wurde zwar nicht mehr, wie zuvor in der reinen Naturalwirtschaft, Ware direkt gegen Ware getauscht, um so die unmittelbaren Bedürfnisse zweier Partner zu befriedigen, sondern mit sogenanntem Nutzgeld gehandelt. Als solches wurde ein allgemein anerkanntes Tauschgut, dem ein eindeutiger Wert zugeordnet wurde, verwendet (zum Beispiel Metallbarren oder aber auch Salz). Diese Phase kann als erste Stufe der Geldwirtschaft betrachtet werden.

Um ein einheitliches Preisverhältnis garantieren zu können, war es aber in weiterer Folge notwendig, Geld in gleich große Mengen teilen zu können, wodurch die Münzgeldwirtschaft entstand. Dies geschah in unseren Breiten jedoch erst nach der Hallstattepoche, in der darauffolgenden Latènekultur, also in der jüngeren Eisenzeit (ca. 450–15 v. Chr.). Jedoch sind uns auch aus dieser Epoche aus Hallstatt noch keine Münzen überliefert. Diese kamen wohl erst später in römischer Zeit dorthin, obwohl es in der Latènezeit bereits Münzprägestätten im heutigen Österreich gab, wie am Beispiel des niederösterreichischen Fundorts Roseldorf, dem derzeit ältesten bekannten Münzprägeort Österreichs, zu sehen ist. Wie auch Hallstatt stellt dieser Fundort einen jahrzehntelangen Forschungsschwertpunkt der Prähistorischen Abteilung im NHM dar.

Münzprägung und Münzfälschung bei den Kelten am Sandberg in Roseldorf
Ein im Jahr 1975 am Sandberg gemachter Fund eines Tüpfelplattenfragments mit Spuren von Gold lässt auf eine eigene Münzprägung in der Keltensiedlung ab der Mittellatènezeit (ab ca. 250 v. Chr.) schließen, da solche Tüpfelplatten als Gussformen zur Herstellung von Münzrohlingen dienten. In die Vertiefungen dieser Tüpfelplatten wurden abgewogene Metallstücke gelegt und im Brennofen geschmolzen. Anschließend wurden diese Schrötlinge noch im warmen Zustand zwischen zwei Metallstempeln beidseitig mit den Münzbildern durch Hammerschläge geprägt.

Griechische Münzen dürften bei den Kelten in Mitteleuropa schon ab der frühesten Latènezeit, also ab ca. 450 v. Chr., in Verwendung gewesen sein. Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. begannen sie dann, selbst Münzen zu prägen. Die ersten waren noch sehr stark den Vorbildern aus dem Mittelmeerraum nachempfunden, die die Kelten durch den Handel, vor allem aber als Sold für ihre Einsätze als Kämpfer für dortige Herrscher kennengelernt hatten. Nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatgebiete begannen die an Münzen nun gewohnten Kelten diese vorerst nachzuprägen und zu imitieren und später zu keltisieren.

In der keltischen Welt dürfte zunächst jeder Adelige, der über Einfluss und die nötigen Rohmaterialien verfügte, das Recht zur Münzherstellung gehabt haben. Ab der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. gab es bereits Münzen, die mit Namen und Porträt des Stammesfürsten (z. B. Vercingetorix) versehen waren – es schien sich nun eine zentralisierte politische Macht herauszukristallisieren.


Keltische Silbermünze Typ Roseldorf I.
KHM Wien, G. Dembski

Die frühesten keltischen Prägungen waren Goldmünzen mit hohem Materialwert, die eher Vermögensdepot als alltägliches Zahlungsmittel waren. Später prägten die Kelten nur mehr kleinere Goldmünzen und gingen hauptsächlich zur Herstellung von Klein-Silbermünzen als Gebrauchsgeld über.

Aus Roseldorf kennen wir heute über 1.500 keltische Münzen, von denen die meisten aus Silber, einige aus Gold und etliche aus einem mit Goldüberzug versehenen Kupferkern (also Münzfälschungen) sind. Es war also bereits zur damaligen Zeit üblich, Geld zu fälschen. Ein spannendes Detail, das zeigt, wie die Archäologie über die Erforschung materieller Hinterlassenschaften dazu beitragen kann, das menschliche Wesen zu ergründen.

Doch nicht nur Eigenprägungen sind am Sandberg zu finden. Die Bedeutung der Keltensiedlung wird auch durch Fremdmünzen herausgestrichen, die vermutlich auf dem Handelsweg dorthin gelangt waren.

Im Laufe der Zeit etablierte sich also Münz- und später auch Papiergeld. Beide stellen bis heute das am häufigsten verwendete "Tauschmittel" dar.

Eisenzeitliche Kunst als Vorbild für neue Münzen
Neben der Verwendung als Zahlungsmittel sind Münzen heute aber auch eine beliebte Anlageform und bei Sammler:innen sehr beliebt. Wie bei der aktuellen Serie der Münze Österreich dienen sie somit auch als Möglichkeit, bestimmte Themen zu beleuchten und diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Auch zu Beginn dieser gerade neu erschienenen Münzserie stand eine konzeptuelle Grundidee, die das übergeordnete Thema in groben Zügen umreißt. Der primäre Fokus liegt darauf, das Thema in einer Weise zu beleuchten, die weniger bekannte, jedoch faszinierende Aspekte in den Vordergrund rückt und somit der Öffentlichkeit zugänglich macht. Eine fundierte Expert:innenberatung ist hierbei von essenzieller Bedeutung. Im Kontext der Serie "Das weiße Gold des Salzkammerguts" war es naheliegend, die Expertise des Naturhistorischen Museums Wien in Anspruch zu nehmen, dessen Fachkenntnisse sämtliche Facetten der Hallstattkultur umfassen und somit einen idealen Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Serienkonzepts bieten.

Während konstruktiver Gespräche und enger Abstimmung zwischen dem wissenschaftlichen Team des NHM und dem Kreativ- und Marketingteam der Münze Österreich entstand die Idee, sich auf die drei zentralen Themen Bergbau, Handel und Ritus zu fokussieren. Für jedes dieser Themen wurden adäquate Fund- und Kunstgegenstände ausgewählt, die repräsentativ die Hallstattkultur widerspiegeln und darüber hinaus auf einer Münze klar erkennbar abgebildet werden können.


Ein rekonstruierter Tragsack und ein Bronzepickel als Symbole des prähistorischen Salzabbaus in Hallstatt.
NHM Wien, A. Schumacher

Der Start des Designprozesses erfolgte unter Verwendung der sorgfältig ausgewählten Unterlagen, wobei besonderes Augenmerk auf die authentische Bewahrung der Stilistik der Hallstattkultur gelegt wurde. So wie in anderen Kulturen zeichnet sich die Darstellung von Personen aus dieser Epoche durch eine eigenständige Ästhetik aus, die in der Forschung als sogenannter Situlenstil bekannt ist und uns als Abbildungen auf zahlreichen Bronzegefäßen der Eisenzeit überliefert ist. Diese spezifische Ästhetik wurde in die Entwürfe integriert und kontinuierlich mit vorhandenen Fundstücken abgeglichen. Im Rahmen einer koordinierten Abstimmung mit dem wissenschaftlichen Team wurde das Design schrittweise verfeinert, bis die abschließenden Entwürfe vorlagen. Dabei wurde äußerste Sorgfalt darauf verwendet, die künstlerischen Ansprüche und die historische Authentizität der Hallstattkultur in jedem Stadium des Prozesses zu wahren.


Ein Beispiel für die Situlenkunst ist dieses Detail der Situla von Kuffern mit Trinkszene.
NHM Wien, A. Schumacher

Die finalen Entwürfe bildeten den Ausgangspunkt für die Herstellung eines handgefertigten Gipsmodells, welches den Designentwurf in ein Relief umwandelte. Diese über 100 Jahre alte Technik wurde auch bei der Gestaltung dieser Münze angewandt und erfordert das Können erfahrener Graveur:innen. In dieser künstlerisch anspruchsvollen Tätigkeit können selbst die feinsten Details präzise herausgearbeitet werden.


Das Gipsmodell entstand in präziser Handarbeit.
Münze Österreich AG

Nach der Erstellung des Gipsmodells wurde dieses in 3D gescannt. Das so entstandene digitale Modell konnte nun nach Bedarf auf die gewünschte Größe skaliert und gefräst werden. In einer aufeinanderfolgenden Serie von Arbeitsschritten wurde ein präzises Werkzeug für das Prägen der Münze hergestellt. Das dabei geschaffene Wechselspiel aus polierten, glänzenden und mattierten Stellen verleiht dieser Münze ein spezielles visuelles Erlebnis. So verwandeln kunstvolles Design, akribische Handarbeit und modernste Technik ein Stück Metall in ein wertvolles Kunstwerk.


Die Vorderseite der ersten Münze aus der neuen Serie "Das weiße Gold des Salzkammerguts".Münze Österreich AG
Jede dieser Münzen erzählt eine einzigartige Geschichte, sowohl über das Münzmotiv selbst als auch durch zusätzliche Informationen, die Sammler:innen über Magazine und Onlinekanäle vermittelt werden. Diese Informationsquellen ermöglichen es, tiefer in das jeweilige Thema einzutauchen und ein umfassenderes Wissen zu gewinnen. Durch die Verfügbarkeit dieser ergänzenden Informationen wird das Fachwissen für Interessierte noch größer und schafft einen Anreiz, sich intensiver mit der Geschichte der Hallstattkultur und den symbolischen Elementen auf den Münzen auseinanderzusetzen.
(Veronika Holzer, Johann Rudorfer, Helmut Andexlinger, 4.3.2024)

Helmut Andexlinger leitet die Graveurabteilung der Münze Österreich AG und ist für die Gestaltung von Münzen im In- und Ausland verantwortlich.
Veronika Holzer ist Archäologin der Prähistorischen Abteilung des NHM Wien und Leiterin der Ausgrabungen und interdisziplinären Forschungen zur latènezeitlichen Grosssiedlung am Sandberg bei Roseldorf.
Johann Rudorfer ist Archäologe der Prähistorischen Abteilung des NHM und Leiter der obertägigen Forschungs- und Rettungsgrabungen in Hallstatt. In seinem monatlichen Podcast "Der Archäonaut" präsentiert er Wissenswertes zum Thema Archäologie im Salzkammergut und dem Rest der Welt.

Hallstatt glänzend vermittelt
 
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