Heereswaffenamt 1938 - 1945

#1
Möchte das Thema, Heereswaffenamt als übergeordnete Dienststelle der Heeresversuchsstellen, neu aufmachen, da sich das sonst mit den Themen der einzelnen Versuchsstellen zu sehr vermischt und damit verliert. Zitate stammen aus dem Erinnerungsbericht vom vorletzten Chef des He.Wa.A. General der Artillerie a.D. Emil Leeb, veröffentlicht im Beiheft 4 der Wehrtechnische Monatshefte Mai 1958, Verlag E.S.Mittler & Sohn GmbH Berlin-Frankfurt/M. Hefttitel: Aus der Rüstung des Dritten Reiches (Das Heereswaffenamt 1938 - 1945)

Adresse des Heereswaffenamtes: Berlin-Charlottenburg, Jebenstr. 1

Grundsätzliche Aufgaben des Heereswaffenamtes: (Schreibweise auch als Heeres-Waffen-Amt (He.Wa.A.)) Zitat Seite 9
Das Heeres-Waffen-Amt war die Zentralstelle für die technische Gestaltung und die Fertigung von Waffen, Gerät und Munition. Die Forderungen und Zustimmung dazu stellte in der Regel das Allgemeine Heeres-Amt (A.H.A.) durch seine Waffeninspektionen, die in dieser Hinsicht wieder vom Generalstab abhängig waren.
  • Entwicklung neuer Waffen, Geräte und Munition. (Entwicklungs- und Prüfwesen)
  • Massenbeschaffung von Waffen, Gerät und Munition. (Industrielle Rüstung)
  • Technische Grundlagen, sowie Vorbereitung und Einrichtung von Massenfertigung bei der Industrie. (Aufgabe Chefingenieur)
  • Abnahme von fertigen Waffen, Geräten und Munition. (Abnahme)

Zeitliche Abgrenzung: Zitat Seite 9
Mit der Einsetzung des Reichsministers für Bewaffnung und Munition (Rm.f.B.u.M.) März 1940, ab Herbst 1943 für Rüstung und Kriegsproduktion (Rm.f.R.u.K.) ging die Verantwortung für die nichtmilitärischen Belange vom He.Wa.A. auf diesen über
Es muß daher im großen die Tätigkeit von 1938 bis 1940 und von 1940 bis 1945 unterschieden werden.
Bemerkung zu den Reichsministerien:
  • Reichsminister für Bewaffnung und Munition ab 17.3.1940, SA-Obergruppenführer Fritz Todt *4.9.1891 - 8.2.1942, Grablage Berlin Invalidenfreidhof (aufgelassen), Reichsminister durch Führererlass RGBL. I S.513, 1940.
  • Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion ab 1942 (angeblich ernannte Hitler wenige Stunden nach Todts Tod durch Flugzeugabsturz bei Rastenburg am 8.2.1942, Speer als Nachfolger), Albert Speer *19.3.1905 - 1.9.1981 als Nachfolger, Reichsminister und Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen, Festungsbau, Wasser und Energie. Grablage Heidelberg, Bergfriedhof.
Zur Ernennung von Speer als Reichsminister konnte ich folgendes finden: 11.2.1942 Verfügung (gez. Hitler), betrifft: Ernennung von Albert Speer zum Leiter des Hauptamtes für Technik der NSDAP und zum Leiter des Nationalsozialistischen Bundes Deutscher Techniker. BA NS 6/78, Bl. 20. Vgl. zur Berufung Speers in alle sonstigen Ämter des verunglückten Reichsministers Fritz Todt die Bekanntmachung Lammers vom 15.2.1942 in RGBL. 1942 I S.80 Quelle: M. Moll "Führer-Erlasse" 1933 - 1945, S.234.

Frage: Quellen zur Umbenennung des Reichsministeriums 1943 oder hat sich Leeb um ein Jahr vertan - siehe Zitat oben?

Fortsetzung folgt (Gliederung der Amtsgruppen).

Gruß
 

Anhänge

#2
Amtsgruppen im Heereswaffenamt

Fortsetzung...

Amtsgruppen:
  • Amtsgruppe für Zentralaufgaben (Wa.Z.)
  • Amtsgruppe für Entwicklung und Prüfwesen (Wa.Prüf.)
  • Amtsgruppe Chef-Ingenieur (Wa.Chef.Ing.)
  • Industrielle Rüstung (Wa.I.Rü.)
  • Industrielle Rüstung - Amtsgruppe Waffen und Gerät (I.Rü. W.u.G.)
  • Industrielle Rüstung - Amtsgruppe Munition (I.Rü.Mun.)
  • Amtsgruppe Abnahme (Wa.Abn.)
  • Forschungs-Abteilung (vermutlich Wa.F.) Leeb macht keine Ausführungen dazu
  • Der Stab des Amtes (Wa.Stab)

Die Versuchsplätze (unklare Bezeichnung - Heeresversuchsstellen?, Heeresversuchsanstalten? - Leeb schreibt nur von Versuchsplätzen) unterstanden der Amtsgruppe für Entwicklung und Prüfwesen (Wa.Prüf.):

Versuchsplätze des Heereswaffenamtes, Amtsgruppe Wa.Prüf.
  • Kummersdorf - mit 2 Schießbahnen, je 12 bis 14 km lang, und einer Fahrbahn (Horstwalde) von 2 bis 3 km Länge mit entsprechenden Hindernissen für Kraft- und Kampfwagen.
  • Sperenberg-Klausdorf für Pionier- und Eisenbahn-Pioniergerät
  • Grulich - im Glatzer Bergland (Adlergebirge Schlesien? weiß jemand wo das genau liegt?) und Küste bei Esbjerk (Dänemark) für Erprobung und Beschuß von Festungswerken.
  • Hillersleben (nördlich Magdeburg) mit einer Schießbahn von 28 km Länge, einer Fahrbahn mit Hindernissen für pferdebespannte Fahrzeuge und einer Schallmeßversuchsstelle.
  • Rügenwalde (Hinterpommern - heute poln. Darlowo) - bzw. Peenemünde mit einer Schießbahn von etwa 150 km entlang der Küste.
  • St.Johann in Tirol - für Winter und Gebirgserprobung von Kraft- und Kampfwagen.
  • Mittersill (Salzburger Land - Tauernregion) - Seilzug- und Seilbahnerprobung.
  • Berka bei Eisenach - Erprobung von Kettenfahrzeugen auf schwerem Boden.
  • Subtropische Erprobungen fanden im Sommer 1941 und 1942 etwa 100 km südlich Tripolis (Libyen), 1943 in Griechenland statt.
  • Arktische Erprobungen erfolgten im Winter 1941, 1942 und 1943 in Norwegen bei Roeris (habe ich auf der Karte nicht gefunden).

Bemerkung: Leeb erwähnt Peenemünde nur im Zusammenhang mit Rügenwalde und die bei Wikipedia noch erwähnte Heeresversuchsstelle Munster-Nord (auch als Heeresversuchsanstalt Raubkammer bezeichnet) Lüneburger Heide, kommt garnicht vor?. Wer noch weitere Versuchsplätze des Heereswaffenamtes kennt kann sie gern noch hinzufügen.

Quelle - Leeb sowie die an der Erarbeitung mit beteiligten ehemaligen Heereswaffenamt Mitarbeiter:
  • Generalmajor a.D. Walter Beißwänger - zuletzt im Amt Chef WaPrüf 8.
  • Generalleutnant a.D. Willy Gimmler - zuletzt im Amt Chef WaPrüf 7.
  • Generalmajor a.D. Dipl.Ing. Hans Henrici - zuletzt im Amt Chef Amtsgruppe Mun.
  • Oberst a.D. Karl Justrow - zuletzt im Amt Chef der Abnahme
  • Generalmajor a.D. Dipl.Ing. Friedrich Kittel - zuletzt im Amt Chef der Entwicklungsabt. Waffen
  • Generalleutnant a.D. Dipl.Ing. Wilhelm Philipps - zuletzt im Amt Chef der Amtsgruppe Waffen und Gerät
  • Ministerialdirektor a.D. Dipl.Ing. Hermann Pollert - zuletzt im Amt Chefingenieur
  • Oberst i.G. a.D. Walter Reißinger - zuletzt im Amt Chef des Stabes
  • Generalmajor Dipl.Ing Dr. Fritz Stammbach - zuletzt im Amt Chef der Amtsgruppe Allgemeines Wehrmachts- und Kampfgerät (eventuell war Stammbach um 1958 Generalmajor der Bundeswehr oder der NATO da von Leeb ohne a.D. bezeichnet?) Generalleutnant Hans Speidel, Stabschef Heeresgruppe B unter GFM Rommel, brachte es nach 1957 auch noch zum Oberbefehlshaber der alliierten Landstreitkräfte in Mitteleuropa bei der NATO...

Fortsetzung folgt...
 
#3
Aufgaben der Amtsgruppen des He.Wa.A.

Amtsgruppe für Zentralaufgaben (Wa.Z.):
  • Innere Organisation des Amtes
  • Festsetzung des Personaletats
  • Haushaltangelegenheiten
  • Vertragsangelegenheiten
  • Preisprüfungs- und Rechtsangelegenheiten
  • Finanzielle Angelegenheiten inkl. Devisen (besetzt mit Juristen und Volkswirtschaftlern)
  • Verwaltung der Zeichnungen und Fertigungsunterlagen (Druck, Lagerung und Vertrieb der technischen Vorschriften)
  • Geschäftlicher Verkehr mit den Außenstellen des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes des Oberkommando der Wehrmacht
  • Bearbeitung aller mit der Montanindustrie GmbH zusammenhängenden Fragen
  • Ab 1943 Überwachung der geringst möglichen Verwendung von Roh- und Sparstoffen aller Art (bezogen sowohl auf Neuentwicklungen als auch auf die Massenfertigung)
  • Kooperation mit der Abteilung Chef Ingenieur (Wa.Chef.Ing.) und Amtsgruppe für Entwicklung und Prüfwesen (Wa.Prüf.) bezüglich Roh- und Sparstoff ersparender Fertigungsmethoden
Amtsgruppe für Entwicklung und Prüfwesen (Wa.Prüf.):
  • Entwicklung und Prüfung neuer Waffen, Munition und Gerät der Waffeninspektionen
  • Bearbeitung von Anregungen und Einzelverbesserungen die über Dienstweg von der Truppe/ Front direkt kamen
  • Bearbeitung von Verbesserungsvorschlägen die von der Industrie und direkt aus der Produktion kamen
  • Zusammenfassend - Prüfung von Vorschlägen zur Funktionssicherheit von Waffen und Gerät, Vereinfachung der industriellen Fertigung, Möglichkeit der Verwendung von Materialien geringerer Güte, Leistungssteigerung der Geräte sowie grundsätzliche Neuerungen und Erfindungen
  • Überwachung der heerestechnischen Entwicklungen des Auslandes
  • Alle Tätigkeiten in Zusammenarbeit mit Reichsministerium für Bewaffnung und Munition (späteres R.M.f. Rüstung und Kriegsproduktion), den Waffeninspektionen (speziell Allgemeines-Heeres-Amt, Chef Heeresrüstung)
  • Zur Erfüllung der Aufgaben standen die bereits erwähnten Versuchsplätze - Heeresversuchsstellen/ Heeresversuchsanstalten zur Verfügung
  • Bearbeitung technischer Abnahme- und Lieferbedingungen und technischer Vorschriften sowohl eigener als auch erbeuteter Waffen, Munition und Gerät
  • Mitprüfung der Schießvorschriften das Allgemeinen Heeresamtes (A.H.A.)
  • Auf Anweisung OKW - Vorführung von Entwicklungen gegenüber vorgesetzten Dienststellen, Kommandeuren und Offizieren der Truppe, Schulen sowie gegenüber befreundeter als auch fremder Mächte
  • Einsetzung höherer Offiziere zur direkten Verbindung mit der Front/ den Heeresgruppen "Höhere Offiziere HeWaA" (insg.4) ab Mitte 1943
  • Aufgaben der "Höhere Offiziere HeWaA" - Erfassung von neuen Waffen, Munition und Gerät des Feindes und Zuführung selbiger zu Wa.Prüf., nachgehen von Mißständen bei eigenen Waffen und Munition und Unterstützung bei der Einführung neuer Waffen und Munition bei der Feldtruppe
Fortsetzung folgt...
 
#4
Nachtrag Wa.Prüf.

Kurzer Nachtrag zur Amtsgruppe Wa.Prüf.:

Die Entwicklung und Prüfung der Flakwaffen, Munition und Gerät lag bei der Amtsgruppe Flak der Luftwaffe. Diese Amtsgruppe stand zu Beginn (um/ ab 1941?) in einem gewissen Unterstellungsverhältnis zum He.Wa.A., dieses wurde aber von Seiten der Luftwaffe mehr und mehr gelockert und endete in einer losen Zusammenarbeit.

Die Amtsgruppe Flakentwicklung taucht nach Lexikon der Wehrmacht.de beim Ministerium des Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe (GFM Hermann Göring) als Unterabteilung Chef des Luftwaffenpersonalamtes, zum ersten Mal am 22.Juni 1941 auf (Kriegsbeginn gegen Russland). Von da an scheint sich das dienstliche Verhältnis Flakentwicklung - He.Wa.A./ Wa.Prüf. entwickelt zu haben (meine Interpretation, da Leeb hierzu keine genaueren Ausführungen macht).
 
#5
Aufgaben der Amtsgruppen des He.Wa.A.

Amtsgruppe Chef-Ingenieur (Wa.Chef.Ing.)
  • Der Chefingenieur hatte die technischen Belange im gesamten Amt zu wahren
  • Sorge und Aussicht darüber, dass die neuesten Errungenschaften der Technik bei Konstruktion und Massenfertigung berücksichtigt wurden
  • Dem Chef-Ingenieur oblag die Betreuung der technischen Beamten und übrigen technischen Personals in technischer und personeller Hinsicht
  • Der Amtsgruppe Wa.Chef.Ing. unterstanden (vermutlich) noch die Fabrikationsabteilungen Halbzeuge, Waffen, Gerät und Munition
  • Die drei genannten Fabrikationsabteilungen hatten die Aufgabe, bei den Rüstungsfirmen fertigungstechnische Vorbereitungen zu treffen bezüglich Einrichtungen, Werkzeugmaschinen, Vorrichtungen, Lehren und Werzeuge
  • Die Aufgabe der fertigungstechnischen Vorbereitung in den Firmen der Rüstungsindustrie (besonders auch die Ausrichtung der Maschinen auf die zu fertigenden Stückzahlen der Massenproduktion) durch die Fabrikationsabteilungen, standen in direkten Zusammenhang mit den Aufträgen der drei Beschaffungsabteilungen Industrielle Rüstung (Wa.I.Rü.), Waffen- und Gerät (I.Rü.W.u.G.) und Munition (I.Rü.Mun.)
  • Ab 1943 vorübergehende Einsetzung eines Sparkommissars mit Durchgriffsrecht im Auftrag des Amtschefs (Amtschef direkt unterstellt) mit dem Ziel schärfster Einsparungen bei Mangelstoffen (die Kollegen mit den Metalldetektoren werden das bestätigen können, man findet keine erhaltenen großkalibrigen Hülsen deutscher Produktion [weil aus Stahl und weggerostet], hingegen liegen in den Wäldern, z.B. Brandenburgs, sehr gut erhaltene 23 mm Messinghülsen der IL-2 Bordwaffe. Durch gigantische Material- und Rohstofflieferungen der Amerikaner [Lend-Lease Act] an den Genossen Stalin, im Wert von 10,98 Milliarden US-Dollar, hatte dieser keine Veranlassung zum sparen)
  • Weiteres Ziel der Amtsgruppe Chef.Ing. war, in enger Zusammenarbeit mit den Rüstungsfirmen, den höchsten Ausstoß bei gerinstem Aufwand und größtmöglicher Fertigungsgüte zu erreichen
Praxisbezug: Noch heute finden man (zum Glück) Teile/ Reste/ Trümmer von Fertigungsanlagen der Rüstungsindustrie. So etwa das Areal des ehemaligen Nitrozellulosewerkes Kaufering der Dynamit AG (DAG) - Tochtergesellschaft der I.G. Farben, Deckname "Frauenwald", oder der Dynamit AG Kaufbeuren - angegliedert auf deren Gelände war auch Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik AG (Anlagenreste nördlicher Waldrand Ortsteil Kaufbeuren-Neugablonz). Diese Fertigungsanlagen wurden sicher unter fachlicher Anleitung des He.Wa.A. errichtet, der Kollege "Steinzeug" vom Forum Schatzsucher.de hat aus einer Quelle (?) unter 1939, einen Auftrag des Heereswaffenamtes an die DAG herausgearbeitet. Ich persönlich mag gern einen theoretischen Hintergrund im Kopf zu haben wenn ich Touren zu solchen Objekten unternehme, dann wirken diese Orte noch ganz anders, spannender, intensiver :).

Fortsetzung folgt...
 
#6
Korrektur

Amtsgruppe Chef-Ingenieur (Wa.Chef.Ing.)
  • Der Chefingenieur hatte die technischen Belange im gesamten Amt zu wahren
  • Sorge und Aussicht darüber, dass die neuesten Errungenschaften der Technik bei Konstruktion und Massenfertigung...
...
Richtig heist es natürlich Sorge und Aufsicht und nicht Aussicht....habe leider keine andere Korrekturmöglichkeit.

Gruß
 
#7
Aufgaben der Amtsgruppen des He.Wa.A.

Amtsgruppe Industrielle Rüstung (Wa.I.Rü.) Teil I

Es geht aus den Angaben von Leeb nicht ganz klar hervor, ob sich die Amtsgruppe in zwei oder drei Untergliederungen teilt, also Wa.I.Rü (allgemein) + I.Rü.-Waffen und Gerät und I.Rü.-Munition oder nur die beiden I.Rü.W.u.G. und I.Rü.Mun.

Allgemeine Aufgaben der Wa.I.Rü.:
  • I.Rü. bereitete auf Grund der Anforderungen der Waffeninspektionen des Allgemeinen Heeresamtes (A.H.A.) die Massenfertigung vor und erteilte Aufträge an die Industrie
  • Technische Grundlage für die Aufträge waren die Zeichnungen des Chef.Ing. sowie die technischen Lieferbedingungen der Amtsgruppe Entwicklung und Prüfwesen (Wa.Prüf)
  • Für die Durchführung des Auftrages waren grundlegende Vorschriften des Waffenamtes und des Finanzministeriums maßgebend
  • Die Prüfung der Preise und Verträge erfolgte durch das Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt des OKW, an dessen Entscheidungen war Wa.I.Rü. gebunden
  • Später (ab 17.3.1940) führte die Preisregelung der Reichsminister für Bewaffnung und Munition (Rm.f.B.u.M.) Amt Fritz Todt - die Prüfung der Verträge der Chef Haushaltsabteilung Heeresrüstung durch
  • Bis März 1940 fand die Auswahl der Firmen durch das He.Wa.A. direkt statt (in Zusammenarbeit mit dem Reichswirtschaftsministerium)
  • Aus militärischen Gründen erfolgte die Verteilung der Aufträge möglichst über das ganze Reich
  • Die Auftragserteilung begann bereits zu Friedenszeiten des Reiches und hat sich laut Leeb in der gegebenen Form bewährt
  • Nach Aufstellung des Rm.f.B.u.M. war das Amt I.Rü. in der Auswahl der Entwicklungs- und Massenfertigungsfirmen immer mehr an die Weisungen des Reichsministerium für B.u.M. gebunden
  • Zu Friedenszeiten hatte die I.Rü. Aufträge entsprechend den zugewiesenen Mittel aus dem Jahreshaushalt durchzuführen
  • In Kriegszeiten Auftragsbearbeitung- Weiterleitung an die Industrie entsprechend den geforderten Monatsleistungen der Waffeninspektionen des Allgemeinen Heeresamtes (A.H.A)
  • Da die Produktionsforderungen für den Mobilmachungsfall die technische- und finanzielle Friedensleistungsfähigkeit der Industrie übertraf, entschlossen sich OKH (A.H.A. Haushalt) und Heereswaffenamt ab 1933/34 staatseigene Fabriken zu bauen
  • Diese staatlichen Fabriken wurden Industriefirmen die sich mit der Produktion auskannten treuhänderisch überlassen, um die Interessen des OKH gegenüber diesen Treuhänderfirmen durchzusetzen wurde eine Dachgesellschaft gebildet, die ominöse "Montanindustrie GmbH" (Montan)
  • Gegen Kriegsende wurden zunehmend den politischen Stellen, insbesondere den Gauleitern, Eingriffsbefugnisse in die Rüstungsfertigung und Verteilung des Ausstoßes zugestanden, dies führte in zahlreichen Fällen zu erheblichen Störungen

Auffallend am Leeb Aufsatz ist, dass kein einziges Mal und in keinem einzigen Zusammenhang die SS erwähnt wird - kein Kammler, kein Himmler, keine KL etc.

Interessant im Zusammenhang Heeresrüstung und Montanindustrie sind erhalten gebliebene original Tondokumente von der Gauleitertagung am 6.10.1943 in Posen, es sprechen:
  • Walter Rohland vom Rm.f.B.u.K. (*14.12.1898 in Indien - † 1981) - Redebeitrag zur Steigerung der Kriegsproduktion (21min)
  • Willy H. Schlieker (* 28. Januar 1914 in Hamburg; † 12. Juli 1980 in Ramsau bei Berchtesgaden) vom Rm.f.B.u.K. - Redebeitrag zur Stahlproduktion (11min)
  • Otto Merker - ex. Generaldirektor der Magirus Lastwagen Werke, von RM Speer zum Chef U-Boot Bau ernannt - Redebeitrag zur Marinerüstung (8min)
  • weiterhin sprechen noch ein Herr Sedlmayer vom Luftfahrtministerium (vergleicht US-Rüstung mit der deutschen)(16min), weiterhin spricht Speer selbst (3,45min), GFM Erhard Milch - Staatssekretär im Luftfahrtministerium über die Luftkriegslage (ca. 2min von insg. 1h Redezeit) und Großadmiral Karl Dönitz spricht zum Seekrieg (3,40min von insg. 44min)

An die Tondateien in original Länge bin ich bisher leider nicht rangekommen, gesprochen haben soll auf dieser Tagung am 6.10.1943 auch RFSS Himmler (Himmler soll eine wüste Rede gehalten haben bezüglich Begründung zur Ausrottung der Juden - einige wenige Details dazu könnte ich noch nachliefern, falls Interesse)

Fortsetzung folgt...
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
Mitarbeiter
#8
Die Gauleitertagung in Posen spielt eine ziemlich wichtige Rolle in der Geschichtsschreibung, und wird immer wieder hier und da zitiert.
 
#10
Ehemaliges Heereswaffenamt 2010

Bin von meinem Berlin-Besuch am 3.7.2010 zurück und habe nun einige aktuelle Bilder vom ehemaligen Heereswaffenamt. Es war der bisher heißeste Tag des Jahres und auf der "Fanmeile" feierten die Fußballfreunde das 4:0 gegen Argentinien. In der Hertzallee hatte sich, genau am Tor zum Innenhof Waffenamt-Cranzbau eine Polizeihundertschaft versammelt um in der Tiefe gestaffelt die weiteren Ereignisse auf der Fanmeile abzuwarten. So war meine Foto- und Besuchsfreude schon getrübt doch der ganze Block ist rundherum ohnehin unzugänglich da komplett "umfriedet" mit schweren Eisentoren- und Zäunen.

Neuer Hausherr im ehemaligen Heereswaffenamt (zumindest 2010) ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und von der Fasanenstrasse her gesehen das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Am Eck Fasananstrasse/ Hardenbergstr. drängen sich noch zwei von diesen Pleitebanken in den Kompex hinein (Noris- und Berliner Bank).

Das schönste Gebäude (vermutlich das Verwaltungsgebäude des Heereswaffenamtes) habe ich Trottel nicht fotografiert da ich meinte es gehöre nicht dazu, ich meine das Gebäude Jebenstr.2 was heute das Museum für Fotografie ist.

Das ehemalige ballistische Institut (Cranzbau) wirkt auf den ersten Blick etwas heruntergekommen und nicht so wuchtig wie ich es mir vorgestellt hatte. Zugang unmöglich, man müßte über einen Eisenzaun klettern und noch an einem Postenhaus ungesehen vorbeikommen erst dann stünde man im Innenhof und könnte die schönere Innenhofansicht sehen und ablichten. Einziger Weg wird über die Pressestelle des Bundesamtes sein, ich versuche es bei Gelegenheit wenn ich meine nächste Brandenburgtour plane.

Jebenstr./ Ecke Hertzallee trieben sich diverse Stricher/ Abhängige herum, direkt gegenüber Eingang Jebenstr.1 liegt die S-Bahn Station Zoologischer Garten "Bahnhof Zoo".

Ich habe rund 600km Anreise bis Berlin und komme nicht alle Tage dorthin, eventuell kann mal jemand der gerade vor Ort ist in das Museum für Fotografie gehen (Jebenstr.2) und ein paar Innenaufnahmen machen und hier noch zeigen.
 

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#11
Waffenamt 2010

Noch einige Ansichten aus Richtung Fasanen- und Hardenbergstrasse, eine Schrägansicht Cranzbau-Innenhof Waffenamt sowie der Übergang Heereswaffenamt-ballistisches Institut von der Hertzallee aus gesehen.

Das 3. Bild von links ist von einem Parkplatz bei der Berliner Bank (Hardenbergstr.) aus gemacht, dort hat sich ein tollwütiger Hausmeister (oder was immer das war) samt seinem Gesellen auf mich gestürzt und mich heftigst des Platzes verwiesen, obwohl ich durch ein offenes Tor ohne irgendwelche Verbotsschilder oder Reglementierungen dort hin gegangen bin. Also Vorsich für die nächsten Besucher - der Typ hat völlig leer gedreht obwohl ich mich dort nicht einmal eine Minute aufhielt und es nur ein völlig leerer Parkplatz war!

Gruß
 

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SuR

... wie immer keine Zeit ...
Mitarbeiter
#12
Man treibt sich ja auch nicht in der Gegend rum, wenn die eigene Mannschaft spielt. :D

Was Du erlebt hast, scheint mit dem Wochenende zusammenzuhängen.
Unter der Woche ist (/ war?) der Zugang zu diesem Gelände jedenfalls vollkommen problemlos möglich.


Wenn die Tiefbauarbeiten vor der Türe beendet sind und man dort wieder parken kann, mache ich auch die versprochenen Fotos.
 
#13
Hallo SuR,

irgendwie hatte ich es im Gefühl das du schon dort warst. Vom Termin und der Zeit her ging es bei mir leider nicht anders als während des WM Viertelfinalspiels dort hinzufahren - naja, der Trubel hat sich nun auch erledigt. Wenn das Tor unter der Woche offen ist dann ist das ja perfekt da kannst du die "Schokoladenseite" vom Innenhof her ablichten. Spannend wäre natürlich der Cranzbau von innen und besonders der Keller und die ehemaligen Laboratorien, aber da muß man sicher erst einmal eine gute Beziehung zum Hausmeister herstellen...... Jetzt war ich aber zumindest mal dort und habe eine Vorstellung von dem Komplex.

Gruß
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
Mitarbeiter
#14
Hallo SuR,

irgendwie hatte ich es im Gefühl das du schon dort warst. ...
Ich hab´ da studiert. :D

Diese Gebäude waren früher von der TU angemietet. Allerdings habe ich keine Ahnung, inwie weit dies noch der Fall ist.

Wenn diese Tiefbaustelle dort verschwunden ist und man wieder parken kann, dann mache ich auch ein paar Fotos. Ob ich in den Keller reinkomme, kann ich Dir natürlich nicht versprechen. Was erwartst Du Dir denn davon?
 
#15
Hallo SuR,

in einen Keller zu kommen ist vermutlich für Freunde des unterirdischen zunächst eine, wenn nicht gar die "sportliche" Herausforderung. Vielleicht steht ja dort noch irgendein vergessenes Gerät oder es finden sich noch Hinweise am Mauerwerk oder irgendwelche Installationen als Zeugen vergangener Zeiten. Es gibt keinen tieferen Sinn hinein zu kommen, aber ich glaube, unzählige Menschen besuchen jährlich Schlösser, Burgen, Höhlen, Museen etc. ohne einen speziellen Hintergrund und ohne erstrebten erweiterten Erkenntnisgewinn. Einfach den Ort auf sich wirken lassen kann auch ein Ziel sein/ sich plötzlich in eine andere Zeit versetzt fühlen um dann zu resümieren, ja, ich war auch dort wo einst Zeitgeschichte geschrieben wurde.

Mehr als fokusierte Datensammlung bringe ich beim theoretischen Teil des Hobbys sowieso nicht zustande, die meiste Arbeit bringt keinen Erkenntnisgewinn sondern ist nur ein angenehmer Zeitvertreib, bei mir auch um der Sinnlosigkeit und Beklopptheit des erwerbsmäßigen Tuns etwas zu entfliehen - sozusagen ein Antagonist der Psychohygiene wegen. Deshalb geht's aufi (wie die Bayern sagen) in die Keller und Trümmerberge der Zeitgeschichte....:)
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
Mitarbeiter
#16
Wie wahr, wie wahr.... :)

Dann versuch´s ich demnächst mal mit dem Keller. Vielleicht wird das ja was.
 
#17
Aufgaben der Amtsgruppen des He.Wa.A.

Amtsgruppe Industrielle Rüstung (Wa.I.Rü.) Teil II

Aufgaben der Wa.I.Rü. W.u.G. (Industrielle Rüstung Amtsgruppe Waffen und Gerät) - W.u.G. umfaßt die Beschaffung von:
  • Allgemeinem Heeresgut
  • Geschirr und Stallsachen
  • Sanitäts- und Veterinärgerät
  • Gasabwehrgerät
  • Waffen und pferdebespannte Fahrzeuge aller Art
  • Gerät für Pioniere, Eisenbahnpioniere und Festungen (ohne Minen und Zünder)
  • sämtlichen Nachrichtenmitteln des Heeres
  • optischem Meß- und Beobachtungs-Gerät
  • Kraftfahrzeugen und Kampfwagen
  • gesamten Flak-Waffen und Gerät
  • Ab Herbst 1943 Beschaffung von V2 (gemeint ist vermutlich das Aggregat 4) ohne Munition, jedoch einschließlich der dazugehörigen Sonderfahrzeuge und Bodengerät
  • Ersatzteilen aller Art (wegen Lieferschwierigkeiten 1942/43 Einrichtung eines Sonderstabes "Ersatzteilstab")

Aufgaben der Wa.I.Rü. Mun. (Amtsgruppe Munition):

Kleinkalibrige Munition einschließlich Gewehrgranaten wurde von der Industrie laboriert (fertig zusammengebaut) geliefert, großkalibrige Munition (ab 3,7cm) in Einzelteilen, also unlaboriert, wurde an die Feldzeugmeisterei des Allgemeinen Heeresamtes (AHA) oder an die Luftwaffe und Marine geliefert, von denen letztere nur gewisse Sondermunition selbst beschaffte. So hatte Mun. folgende Aufgaben:
  • Beschaffung von ganzen Schüssen (fertige Munition) bis unterhalb Kaliber 37mm
  • Beschaffung von Hüllen, Hülsen und Zündhütchen für Geschosse
  • Beschaffung von Pulverraketen und Bomben
  • Beschaffung von Pulver und Sprengstoff
  • Beschaffung von Nebel- und Kampfstoffen

Die Laborierung der in Teilen gelieferten Munition erfolgte für das Heer durch die Feldzeugmeisterei nach den Vorschriften des He.W.A., für die Luftwaffe und Marine durch deren dafür bestimmte Dienststellen.

Dann schreibt Leeb weiter auf Seite 19 unten:
Etwa im Herbst 1943 wurden Einzelteile für Hüllen von V2-Munition beschafft.
Aus meiner Sicht etwas merkwürdig bis umständlich formuliert, vermutlich spricht Leeb über Außenhüllen des Aggregat 4. Im erweiterten Sinn ist das A4 natürlich auch Munition, der Text wirkt beim lesen an manchen Stellen merkwürdig verschlüsselt (gewollt?).

Kartuschenhülsen wurden in der Form als Fertigungsauftrag an die Industrie gegeben, dass sie wiederaufbereitet werden konnten, man rechnete mit einer Rücklaufquote von 50%. Kartuschen werden vorwiegend für großkalibrige Geschosse verwendet und enthalten nur die Treibladung ohne das Geschoß selbst.

Fortsetzung folgt...
 
#18
Aufgaben der Amtsgruppen des He.Wa.A.

Amtsgruppe Abnahme (Wa.Abn.)

Aufgabe: Abnahme von Waffen, Gerät und Munition nach Fertigstellung in den Fabriken entsprechend den Abnahmebedingungen die durch Zeichnung und technische Lieferbedingungen festgelegt waren. Hauptverantwortlich für Zeichnung und technische Lieferbedingungen war der Chef-Ingenieur (Chef.Ing.) der diese in Zusammenarbeit mit den Abteilungen Entwicklung- und Prüfwesen (Wa.Prüf.) und Abnahme (Wa.Abn.) festlegte und normierte.

Abnahme allgemein:
  • Feststellung der Brauchbarkeit der Ware für ihren militärischen Zweck

Abnahme speziell:
  • Prüfung einzelner Teile von Geschützen und Panzerwagen wie Rohre, Verschlüsse, Lafetten und Visiereinrichtungen als Einzelteile im Rahmen der Vorabnahme
  • Anschließend Zusammenbau der gesamten Waffe und nachfolgend Funktions- und Beschußversuche als Endabnahme
  • Die Prüfungen erfolgten Chargenweise
  • Prüfung der äußeren Form mittels diverser Lehren und Meßinstrumente
  • Prüfung der Werkstoffe auf physikalischem und chemischem Weg
  • Die Fertigung der Lehren, Meßinstrumente und Prüfmaschinen wurde ebenfalls durch Organe der Abnahme überwacht
  • Funktions- und Beschußprüfung zur Feststellung der Betriebssicherheit und Haltbarkeit der zusammengebauten Teile (Geschütze)
  • Überprüfung Treffsicherheit (Gewehre)
  • Überprüfung Rohrsicherheit (Geschoßhüllen und Zünder)
  • Überprüfung Widerstandsfähigkeit (Panzerplatten)
  • Überprüfung Gleichmäßigkeit (bei Pulvern)
  • Überprüfung Dauerleistung (Motoren)
  • Überprüfung Fahr- und Lenksicherheit (bei Panzerwagen)

Zeigten sich beim Gebrauch durch die Truppe Mängel die gleichzeitig die Truppe gefährdeten, wurde die Industrie durch das Heereswaffenamt in Regress genommen, dies insbesondere bei Mängeln-/ Fehlern an Munition wie unsicheren Zündern, rißverdächtigen Geschossen, schlecht laborierten Sprengladungen und losen Zündladungskörpern.

Rationalisierungsversuche insbesondere der einzelnen Prüfschritte durch einen Beauftragten des He.Wa.A. für Leistungssteigerung (B.f.L.) der gleichzeitig Chef der Abnahme war.

Zur Unterstützung der Amtsgruppe Abnahme war als oberstes Institut für physikalische- und chemische Prüfung die zivile Chemisch-Technische-Reichsanstalt (CTR) in Berlin eingesetzt worden, die aus dem früheren Militärversuchsamt hervorgegangen war und über ausgezeichnete Erfahrungen, Laboratorien, Prüfmaschinen und ein gut eingearbeitetes Personal verfügte. Zur Entlastung der CTR und zur weiteren Beschleunigung der Abnahme wurde im Laufe des Krieges noch des Material-Prüfamt Berlin und die Technischen Hochschulen sowie private (vereidigte) Labore für die Prüfung herangezogen.

Zur Durchführung der Abnahme unterstanden dem He.Wa.A. zu Beginn des Krieges 11 Inspizienten für Abnahme:
  • Königsberg
  • Breslau
  • Berlin
  • Dresden
  • Hannover
  • Erfurt
  • Nürnberg
  • Münster
  • Stuttgart
  • Wien
  • Spandau (Lehrwesen)

Nach Hinzutrteten der besetzten Gebiete 16 Inspizienten (5 zusätzlich):
  • Radom
  • Prag
  • Paris
  • Brüssel + Inspizient für Beschußwesen

Nach Zusammenlegung einzelner Bezirke noch 14 Abnahmeinspizienten sowie einige selbständige Abnahmekommandos an entlegenen Stellen (Ukraine, Norwegen, Balkan, Italien). Gesamtpersonalzahl der 14 Inspizienten ca. 25.000 Mann. Ein Abnahmeinspizientenbereich umfaßte oft mehere Rüstungsinspektionsbezirke.

Erwähnt werden im Zusammenhang Prüfungsbeschuß Geschütze, Munition, Panzerplatten durch He.Wa.A. auf staatlichen Versuchs- und Truppenübungsplätzen, auch die beiden großen privaten Schießplätze Meppen (Krupp) und Unterlüß (Rheinmetall-Borsig).

Fortsetzung folgt...
 
#19
Aufgaben der Amtsgruppen des He.Wa.A.

Forschungs-Abteilung (Wa.F.)

Aufgaben nach Emil Leeb, S.22/ 23
Die Forschungsabteilung hatte Verbindung mit den übrigen Forschungsstätten im Reiche herzustellen und hatte Grundlagen- und Zweckforschung zu treiben, soweit dies nicht bei anderen bestehenden Instituten erfüllt werden konnte.

Sie besaß ein ausgezeichnetes Forschungslaboratorium in Gottorp [Anmerk. richtig hieße es Gottow] im Anschluß an den Versuchsplatz Kummersdorf.

Sie lieferte z.B. wissenschaftliche Unterlagen für die Hohlladung, die für Deutschland bei dem Mangel an Sparstoffen sich als ein wesentliches Mittel zur Bekämpfung von Panzerungen entwickelte.

Sie bildete bei sich einen Atomausschuß, dem die namhaftesten Forscher Deutschlands angehörten. Er wirkte bis etwa 1942/ 43, wo er an den Reichsforschungsrat überging. Nach Ansicht des Amtes war im Laufe des Krieges bei den vorhandenen Forschungsmitteln nicht mit dem Einsatz einer Atom-Bombe zu rechnen.
Zu Wa.F. hat Dr. Günter Nagel in seinem Buch "Atomversuche in Deutschland: Geheime Uranarbeiten in Gottow, Oranienburg und Stadtilm" einige Unterabteilungen der Forschungsabteilung herausgearbeitet - siehe hier

Auf Seite 3 im Vorwort schreiben der Schriftleiter der Wehrtechnische Monatshefte, Generalleutnant a.D. Dipl.Ing. Erich Schneider und Emil Leeb, bezugnehmend auf die Entstehung des Beiheft 4 folgendes:
...Die Arbeit ist 1947 auf Anregung von Generaloberst a.D. Halder als ein Teil der Geschichte des Oberkommando des Heeres für die Amerikaner geschrieben worden. Alle Akten des Amtes waren vernichtet. Es kam darauf an, für einen späteren Neuaufbau des Heeres an Unterlagen zu retten, was zu retten war. Da damals schon außer Zweifel stand, wer allein uns gegen den Osten würde schützen können, bestanden keine Bedenken, das eigene Wissen für diese Arbeit zur Verfügung zu stellen...
Abgesehen von der politischen Brisanz des letzten Satzes (die mich persönlich zum schmunzeln veranlaßt) ist es doch erfreulich, das nicht alle Akten vernichtet wurden, denn wie hätte G. Nagel sonst die Forschungs-Unterabteilungen der Versuchsstelle Gottow herausfinden können? Laut Wikipedia hatte das He.Wa.A. 1939 195.000- und 1944 noch 7000 Mitarbeiter, es sollte mich schwer wundern wenn alle Akten dieser riesigen (dezentral über das Reich verteilten) Behörde vernichtet-/ verschwunden wären ;).

Verteilung der Amtsgruppen:
  • Masse und Führungsköpfe bis Mitte 1943 (ohne I.Rü.Mun.) im Block Jebenstraße (Bahnhof Zoo) und anschließend untergebracht
  • I.Rü.Mun., Abnahme und Teile anderer Amtsgruppen verteilt auf westliches Stadtzentrum Berlin
  • Ab September 1943 Verlagerung wegen zunehmender Bombenangriffe
  • Wa.I.Rü.Mun. nach Wittenberg
  • Wa.I.Rü.WuG. Masse nach Wünsdorf, Amtsgruppenchef weiter in Berlin
  • Wa.Z. (Zentralaufgaben) Masse nach Wünsdorf, Amtsgruppenchef weiter in Berlin
  • Wa.Chef.Ing. Masse Wünsdorf, Amtsgruppenchef Verbleib in Berlin
  • Wa.Prüf. Amtsgruppenchef WuG. und BuM Berlin, Teile in Kummersdorf, Hegesee und Hillersleben
  • Wa.Abnahme Wünsdorf

Die Gebäude in Wünsdorf wurden 1944 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt und Anfang 1945 dann vollständig zerstört - es wurde eine Weiterverlegung nach Halberstadt notwendig. Auch die Unterkunft Halberstadt wurde später bei einem Bombenangriff zerstört. Leeb schreibt hierzu spannendes:
...Auch die übrigen nach Wünsdorf verlegten Teile des He.Wa.A. waren bei dem zweiten Angriff so schwer getroffen worden, daß sie zusammen mit einigen in Berlin verbliebenen Teilen in die Gegend des Harzes verlegt werden mußten.
Meint Leeb nun damit Halberstadt (Nähe Harz) oder eine ungenannte geheime Unterkunft?

Fortsetzung folgt...
 
#20
Aufgaben der Amtsgruppen des He.Wa.A.

Der Stab des Amtes (Wa.Stab)

Aufgaben:
  • Organisation
  • Planung
  • Mobilmachungsvorbereitung
  • Rohstoffverteilung innerhalb des Heeres
  • Abwehr (vermutlich Spionageabwehr innerhalb des Amtes)
  • Verkehr über Attachègruppe mit fremden Militärattachès und mit deutschen Militärattachès im Ausland
  • Vorlagenerstellung für Chef He.Rüst., OKH, OKW und Rm.f.R.u.K.
  • Überprüfung der periodischen Berichte aller Amtsgruppen
  • Personalangelegenheiten der Soldaten des Amtes soweit erforderlich
  • Die Lochkartenstelle (Hollerith-Verfahren des He.Wa.A.) kam bereits Ende 1940/ 41 an das Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt
Das waren jetzt soweit alle aktuell auffindbaren Details zu den Amtsgruppen des Heereswaffenamtes. Leeb schreibt im weiteren Verlauf noch zu Test/ Mängeln und Produktionszahlen einzelner Waffenarten, die wenigen Aussagen die Leeb zur V2 und zum A9 macht möchte ich, weil spannend, im nächsten Beitrag nennen.
 
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