Heute noch sichtbare Spuren aus der Besatzungszeit?

#1
Ich möchte hier eine Spurensuche anregen, die sich damit befaßt, welche noch heute sichtbaren Spuren aus der alliierten Besatzungszeit in Österreich existieren(beziehungsweise auf die Präsenz der Besatzungsmächte hindeuten)? Es ist mir klar, daß keine epochalen Entdeckungen auftauchen werden, aber mit Spuren meine ich wirklich auch die kleinsten und banalsten Hinweise neuzeitlicher Archäologie. Anbei jene Zeichen die mir bis jetzt dazu einfallen: Russendenkmal am Schwarzenbergplatz, Erinnerungsplatte an der Reichsbrücke(Ersatz für früheres Obelisken-Denkmal), US-Gedenkstein am Frankhplatz, Befreiungsdenkmal in Innsbruck, diverse Soldatengräber österreichweit (insbesondere die sowjetischen Abteilungen mit Kriegerdenkmälern), Schwarzenbergkaserne(Camp Röder) in Salzburg, Anfangsausstattung des ÖBH(nur mehr in Museen), indirekt das Befreiungsdenkmal in Mauthausen(weist auf die Präsenz hin, nachträglich). Als Spur empfinde ich auch z.B. wenn in der Nähe des Achenseetunnels eine metallene Plakette an der Wand montiert ist, mit der Inschrift ERP Erbaut mit Marshallplanhilfe. Ich bin schon neugierig, welche Ideen und Spuren hier auftauchen werden?
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#2
Gedenktafeln an der Donaubrücke Krems-Stein und Mautern

Spontan zum Thema fallen mir da 2 Gedenktafeln am Südkopf der Donaubrücke zwischen Krems-Stein und Mautern ein!

Diese beiden Tafeln erinnern an die Wiedererrichtung der gesprengten Brückenfelder durch die "Rote Armee" (-> siehe Tafel...) in der Zeit v. 10.7. - 20.9.1945:

Siehe auch http://unterirdisch.de/index.php?threads/donaubrücke-krems-mautern-pionierbrücke.5017/#post-111601

1. Brückenauffahrt rechtes Ufer (Mautern) Blickrichtung N: Am Portal sind links und rechts deutlich die beiden hellen Erinnerungstafeln zu erkennen.
2. Linke Seite in kyrillischer Schrift
3. Rechts die Tafel mit der deutschen Beschriftung
4. Blick vom Schiff auf die Brücke: Rechts die 2 "alten" Bogenfelder, rechts auf der "Mauterner-Seite", die durch die Russen mit wiederhergestellten Felder aus vorhandenen "Roth-Waagner - Brückenelementen".

Die restlichen 2 Fotos stammen aus einer vor einigen Jahren am Bahnhof Stein-Mautern in einem Eisenbahnwaggon gezeigten kleinen Ausstellung über die militärische Bedeutung des Brückenkopfes Krems während der beiden Weltkriege. Leider ist die Bildqualität durch die Spiegelungen der Wagenfenster sehr schlecht...:

5. Nochmals die Darstellung der Brückenfelder
6. "Sowjetische Brückenwache" am Südufer (Datum ubk.). Die linke Gedenktafel ist jedenfalls schon zu erkennen...
 

Anhänge

josef

Administrator
Mitarbeiter
#3
"Camp Roeder" - heute "Schwarzenbergkaserne" in Wals-Siezenheim

Bei einem Großteil der Bauobjekte der Kaserne erkennt man trotz vieler Um- und Zubauten sowie laufender Instandhaltungsmaßnahmen heute noch den unverkennbaren Baustil der US-Militärarchitektur der Nachkriegszeit!

Habe 3 Ansichtskarten, die ich 1969 während meiner Grundausbildung dort erwarb, gescannt. Der Wuchsgröße der Bäume und Sträucher nach dürften 2 Aufnahmen Anfang bis Mitte der 1960iger Jahre und 1 Foto (Haupttor) nach November 1967 entstanden sein. Jedenfalls sind die Außenansichten der damals abgebildeten Gebäude noch im Originalzustand ihrer Errichtung:

1. Bei den Unterkunftsgebäuden ist eine klare Gliederung zu erkennen: Beidseitig des mittigen Stiegenhauses je ein Schlafsaal je Etage, also 4 Säle für je 60 Mann... Quer zu den einstöckigen Unterkunftsgebäuden gibt es barackenähnliche Funktionsgebäude für Lager, Büros, Küchen, Lehrsäle usw. (-> im Hintergrund erkennbar). Zwischen den Blöcken gibt es (damals) großflächige Schotterplätze (Antritts- und Exerzierflächen, Parkplätze...), die Verbindungsstraßen und Wege waren befestigt. Hinter den Gebäuden erkennt man die von der Saalach durchflossene "Saalachau" -> Garnisonsübungsplatz entlang des Flusses, der die Grenze zu Deutschland bildet. Der Höhenzug im Hintergrund liegt schon in Bayern, ebenso der Schornstein der "Annahütte" in Hammerau am linken Bildrand.

2. Auf dieser Karte ist die Anordnung der Unterkunftsblöcke und den niedrigen Funktionsgebäuden sowie den Schotterplätzen dazwischen noch besser zu erkennen. Auch die bunten Fassaden stammen noch aus der US-Zeit. Im Hintergrund erkennt man den Haunsberg.

3. Das Haupttor, Zufahrt von der Bundesstraße Bereich Himmelreich/Walserfeld bzw. von der Autobahn, ebenfalls noch mit den alten "US-Wachgebäuden". Die Aufnahme muss nach November 1967 entstanden sein, da damals der Gedenkstein mit der Bezeichnung "Schwarzenbergkaserne" vor der Wachhütte enthüllt wurde.

4. Noch ein aktuelles Foto der gleichen Situation wie Bild 3. (Quelle ORF-Salzburg)


Hier noch ein Link zum bestehenden "Camp Roeder - Thread" mit weiteren Links zum Thema
 

Anhänge

josef

Administrator
Mitarbeiter
#4
Noch eine Anmerkung zur Belegung der Mannschaftsblöcke:
Die "volle" Belegung der Schlafsäle galt natürlich nur für die "gewöhnlichen" Soldaten... Die Amis hatten ja keine Spinde sondern so eine Art "Kiste" für die Mannausrüstung usw. und die Stockbetten reichten bis zur jeweiligen Rückwand der Säle beidseitig des Mittelganges (-> Erzählungen altgedienter Unteroffiziere...). Durch weißlackierte Holzwände entstanden so kojenartige Abtrennungen zwischen den Bettgruppen links und rechts des Ganges (4 Stockbetten entlang jeder Trennwandseite, also 8 Betten je Koje).

Diese Anordnung gab es auch 1969 noch beim ÖBH in der Ausbildungskompanie, jedoch wurde die Kojen-Anzahl gegenüber der US-Belegung reduziert und im rückwertigen Bereich der Säle gab es Spindreihen. Die Belegung war mit etwa 40 - 50 Mann (1 Zug mit 4 Gruppen + Ausbilder (Chargen) auch noch ganz schön stressig, wenn bei Tagwache oder irgend welchen Alarm-Übungen alle Mann gleichzeitig nach hinten zu den Spinden mussten...

Die vorhin angesprochenen Holztrennwände der Schlafkojen reichten nicht bis zur Decke sondern endeten ca. 1m oberhalb der Bettkante der oberen Stockbetten. Der obere Abschluss der Wände war ein begehrtes Ziel der prüfenden Finger der Vorgesetzten bei Zimmerdurchgängen...was in manchen "Nachappellen" endete und sicher nicht zur Hebung der "Wehrfreudigkeit" der Betroffenen beitrug...
 
#5
Erstmals sage ich Danke für die Antworten und den Bildern. Die Donaubrücke mit den Tafeln war mir noch komplett neu - wieder etwas dazugelernt. Eine ganz deutliche Spur ist mir noch eingefallen, noch dazu sogar aus den letzten Kriegstagen. Während der Straßenkämpfe um Wien haben sowjetische Räumkommandos jedes Gebäude nach Sprengfallen und noch versteckten Soldaten durchsucht. Anschließend wurde das Gebäude mit Schablonen in kyrillischer Schreibweise ПРОВЕРЕНО oder ПРОВЕРЕННЫЙ beschriftet. In lateinischer Schrift PROWERENA(überprüft) oder auch mit KWARTAL PROWERENA(Häuserblock überprüft). Die Inschriften findet man an der Südecke der Westwand des Stephansdom, am Haus Josefsplatz 5(Palais Palavicini Wien 1010) sowie am Haus 1 Akademiestraße/Kärntnerring(ebenfalls Wien 1010).
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#6
...Eine ganz deutliche Spur ist mir noch eingefallen, noch dazu sogar aus den letzten Kriegstagen. Während der Straßenkämpfe um Wien haben sowjetische Räumkommandos jedes Gebäude nach Sprengfallen und noch versteckten Soldaten durchsucht. Anschließend wurde das Gebäude mit Schablonen in kyrillischer Schreibweise ПРОВЕРЕНО oder ПРОВЕРЕННЫЙ beschriftet. In lateinischer Schrift PROWERENA(überprüft) oder auch mit KWARTAL PROWERENA(Häuserblock überprüft). Die Inschriften findet man an der Südecke der Westwand des Stephansdom, am Haus Josefsplatz 5(Palais Palavicini Wien 1010) sowie am Haus 1 Akademiestraße/Kärntnerring(ebenfalls Wien 1010).
Dazu siehe auch -> Russenmarkierungen
 
Oben