Historischer Schiffszug auf der Donau

josef

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#1
Im Gegensatz zu den Gütertransporten donauabwärts, der „Naufahrt“, wo die Schiffe einzeln durch die Kraft der Strömung ihre Reise absolvierten, wurde stromaufwärts der Transport, die “Gegenfahrt“, in Form von Schiffszügen organisiert. Mehrere Frachtschiffe wurden mit Seilen in Begleitung verschiedener kleiner Beifahrzeuge von Pferden aufwärts gezogen.

Das erste und größte Transportschiff eines Schiffszuges wurde als "Hohenau" bezeichnet und war vom Typ eines „Kehlheimers“. Als „Hohenau“ wurde aber nicht nur das erste Schiff, sondern auch der gesamte stromauf gezogene „Gegenzug“ genannt und davon leitet sich auch die Bezeichnung der Mannschaft eines Schiffszuges als "Hohenauer" ab.
Der „Kehlheimer“ war damals das größte hölzerne Transportschiff auf der Donau. Seine Länge betrug 36 - 40 m, die Breite ca. 6,5 m. Der Kehlheimer hatte spitzes Vorder- ("Gransel") und Hinterteil ("Stoir") und zwei Stände zur Betätigung von zwei Ruderbäumen. Der Name des Schifftyps kommt von der Stadt Kehlheim, da sie ursprünglich dort gebaut wurden.

Die folgenden zwei oder drei schweren Schiffe des Zuges waren "Gamsen" . Sie waren etwas kleiner als die „Kehlheimer“ und wurden auch als "Nebenbei" oder "Schwemmer" bezeichnet. Die Bauform war ähnlich der „ Kehlheimer“, die Länge betrug etwa 32 m, die Breite ungefähr 5,4 m bei einem Tiefgang von ca. 1,6 m.

Außer diesen drei bis vier Lastschiffen gehören zu einem Schiffszug auch noch mehrere Nebenschiffe. Der „ Hohenau“ voran oder an dessen Seite fuhren zwei bis drei "Einstellplätten", mit denen die Pferde als „Naufahrt“ an den Ausgangspunkt des „Gegenzuges“ gebracht wurden und während des Zuges stromaufwärts bei den öfters notwendigen Uferwechsel als „Überfuhr“ gebraucht wurden. Damit bei diesen Übersetzmanövern die Pferde leicht in bzw. von den Plätten springen konnten, hatte diese sehr niedrige Bordwände.

Das Zugseil von den Pferden vom Treppelweg zum „Hohenauer“ durfte nicht nass werden. Daher lief es über meistens 3 speziellen Zillen, den sogenannten „Funkelzillen“. Diese hatten in der Mitte einen kleinen Y-förmigen Mast -> „Gabel“, über die das Seil lief und so über Wasser gehalten wurde.

Das Zugseil war nicht am Bug, sondern an der landseitigen Bordwand der zu ziehenden Schiffe befestigt. Dadurch, sowie mit Hilfe der Steuerruder, wurde verhindert, dass die Schiffskörper ans Ufer gezogen wurden und in der Fahrrinne blieben.

Als weitere Beifahrzeuge gab es die „Seilmutzen“ zur Beförderung des Zugseiles zwischen den Schiffen bzw. bei Übersetzvorgängen sowie „Futterplätten“ für die Pferde.

An den Lastschiffen waren noch sogenannte „Waidzillen“ angehängt, die zu Personentransporten ans und vom Ufer sowie für Rettungszwecke dienten.


Fotos Teil 1:

1. Pferdezug am Treppelweg.

2. „Einstellplätte“ zum Pferdetransport. Während des Transports waren die Tiere an Holzrahmen angehängt.

3. Nochmals der Pferdezug mit der, normalerweise an die „Hohenau“ angehängte, „Einstellplätte“.

4. Darstellung der Zugpferde mit „Schiffsreiter“. Im Regelfall waren die Pferde paarweise zusammengehängt und auf jedem 2. Paar befand sich ein „Schiffsreiter“.

5. Hier sieht man den am Kummet des Pferdes befestigten hölzernen „Stühlring“ mit dem Seil zum zentralen Zugseil (hier im Modell eine Kette…).

6. Das Zugseil vom Treppelweg führte über die 3 „Funkelzillen“ zur „Hohenau“. Hinter den Pferden liefen die „Auflieger“ her. Diese mussten den ungehinderten Weg des Zugseiles sicherstellen, damit sich dieses nicht irgendwo am Ufer verfing…

Fotos aus dem Schifffahrtsmuseum Spitz
 

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josef

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#2
Historischer Schiffszug auf der Donau - Teil 2

Teil 2:

7. Eine der 3 „Funkelzillen“ zur „trockenen“ Zugseilführung zur „Hohenau“.

8. „Hohenau“ als 1. und größtes Transportschiff eines Zuges und dahinter 2 „Gamsen“ oder „Nebenbei“. An der Hohenau hängt die „Seilmutze“.

9. „Hohenau“ mit „Seilmutze“.

10. Heck der „Hohenau“, „Seilmutze“ und die 2 „Nebenbei“. Die „Nebenbeis“ sind einzeln an der „Hohenau“ vertäut.

11. 1. „Nebenbei“ mit „Waidzille“.

12. 2. „Nebenbei“ mit „Waidzille“.
 

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