"Holzrücker" mit einem PS

josef

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Holzrücken: Neue Liebe zu altem Handwerk
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Der Oberländer Andreas Hackl war nie ein Pferdenarr, für Holz hat er sich aber immer schon interessiert. Mit seinem Wallach Wickie hat er ein inzwischen seltenes, altes Handwerk wiederentdeckt: Beim Holzrücken holen sie gemeinsam geschlagenes Holz aus dem Wald.

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Seit etwas mehr als zwei Jahren sind Wickie und sein starker Mann ein Team – gemeinsam sind sie vertraut, trittsicher, wetterfest. Liebe auf den ersten Blick war es allerdings keine, wie Andreas Hackl erklärte. Sein Onkel hat ihm zwei Pferde zum „Rücken“ überlassen: „Ich musste mich am Anfang erst herantasten, das sind ja nicht gerade die kleinsten Pferde“, lachte er.

Bis Andreas Hackl und Wickie ein eingespieltes Team waren, verging viel Zeit: „Es war spannend, herauszufinden, wie wir beide zusammenspielen können. Bis wir so richtig zusammengewachsen sind, das hat insgesamt schon fast zwei Jahre gedauert.“

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Andreas Hackl und sein Wallach Wickie können sich aufeinander verlassen

Stille Arbeit in der Natur
Holzrücken ist ein altes Handwerk. Es ist schonend für den Waldboden und zugleich eine anstrengende zeitintensive Arbeit – ein einzelner Bloch ist rund eine Tonne schwer. Für den 30-Jährigen vom Haimingerberg stellt die Tätigkeit ein Ausgleich dar: „Es ist eine anstrengende aber schöne Arbeit, weil ich den Sinn dahinter sehe. Das Gesamtpaket macht es aus: Das Ross ist ausgelastet, ich bin ausgelastet und wir sind in der Natur“, so Hackl.

Die beiden müssen langsam arbeiten, denn bei Stress könnte das Pferd nervös werden, was gefährlich wäre: „Mit einem Lebewesen zu arbeiten, gibt mir viel. Es ist für mich eine Entschleunigung, weg von der hektischen Umwelt. Wir sind zu zweit draußen, ohne Traktor, ohne Motorgeräusche. Es ist ein Zurückgehen zur natürlichen Waldbewirtschaftung“, schilderte der Holzzieher. „Es ist natürlich nicht möglich, dass alle wieder auf Rösser umsteigen, das lassen die Geländeverhältnisse nicht zu. Aber die Leute sollen sehen: Dieses alte Handwerk gibt es noch.“

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Das Holzrücken ist für Mensch und Tier sehr anstrengend

Altes Wissen, neuer Mut
Percheron-Wallach Wickie und Andreas Hackl ziehen immer wieder neugierige Blicke auf sich. Gelernt hat der Tiroler von Vorbildern. Es ist altes, wertvolles Wissen, gepaart mit Mut, Neues zu probieren: „Ein Freund hat uns einmal beim Arbeiten im Wald beobachtet und gemeint: ‚Entweder bist du sehr mutig oder du weißt nicht, was du tust.‘ – Es ist wohl eine Mischung aus beidem“, schmunzelte er.

Der 30-Jährige ist hauptberuflich Förster bei der Bezirkshauptmannschaft und hat nicht nur in der Holzfachschule sondern bereits als Kind viel Zeit im Wald verbracht. Seine Freizeit ist begrenzt, die Arbeit, die inzwischen auch zu seinem Hobby geworden ist, ist zeitintensiv.

Die Arbeit hört nicht auf…
Die Natur nicht nur nur nützen, sondern mit ihr Arbeiten, das ist Andreas Hackls Leidenschaft. Auf Wickie und ihn wartet in diesem Frühling noch viel Arbeit: Vor dem Borkenkäfer-Befall muss das alte Schadholz aus dem Wald gebracht werden, dann geht es zumindest für den fleißigen Wallach zur Sommerfrische auf die Alm. Auf seinen Besitzer wartet der Hausbau.
09.05.2021, red, tirol.ORF.at
Holzrücken: Neue Liebe zu altem Handwerk
 
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